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In Erwartung unseres Herrn Jesus Christus (1.Thess. 1)

Huldreich, gerecht und tadellos verhielten wir uns (1. Thess. 2:1-16)

Dass wir doch euer Angesicht gewahrten! (1.Thess.2:17-3:11)

Dies ist der Wille Gottes: eure Heiligung! (1.Thess.3:12-4:12)

Der Tag des Herrn kann uns nicht ergreifen (1.Thess.4:13-5:11)

Wir ersuchen euch (1.Thess.5:12-28)

 

Ausführungen zum 1.Thessalonicherbrief

 

In Erwartung unseres Herrn Jesus Christus

(1.Thessalonicher 1)

 

  Auf der zweiten Missionsreise in den Jahren 49 bis 51 kamen Paulus und Silas im Jahr 50 auch nach Thessalonich. Wie Lukas in Apostelgeschichte 17:1-10 berichtet, unterredeten sie sich an drei Sabbaten in der Synagoge über die heiligen Schriften, die Paulus den Menschen dort aufschloss, indem er darlegte, dass der Messias leiden und von den Toten auferstehen musste und dass Jesus dieser Christus ist. »Einige von ihnen wurden überzeugt und Paulus und Silas zugelost, ebenfalls eine große Menge Gott verehrender Griechen und nicht wenige Frauen aus den ersten Kreisen. Da wurden die Juden eifersüchtig, nahmen einige böse Männer des Marktgesindels zu Hilfe, machten einen Volksauflauf und versetzten die Stadt in Tumult« (Ap.17:4,5). Paulus und Silas mussten fliehen. Noch während der Nacht sandten die Brüder sie nach Beröa weiter.

  Einige Monate darauf schrieb Paulus der jungen Gemeinde in Thessalonich von Korinth oder Athen aus den ersten Brief. Nach dem Galaterbrief aus dem Jahr 49 ist dies der zweite Brief des Apostels Paulus.

  Der erste Thessalonicherbrief ist ein Brief der Erwartung. Er ist durchdrungen von unserer herrlichen Erwartung, vor dem Zorn Gottes gerettet zu werden, aus dem Kommen des Zorns, und von da an für alle Zeit mit dem Herrn Jesus Christus zusammen zu sein. Der Apostel der Nationen enthüllte damit, dass die Erwartung, die Israel von alters her hat, nämlich durch die Zeit des Zorns und gerechten Gerichts Gottes hindurch in das irdische Königreich Gottes einzugehen, für uns, die Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph.1:22,23), nicht zutrifft.

 

An die Herausgerufene

 

  Paulus beginnt den Brief, wie damals üblich, mit der Absender- und Empfängerangabe: »Paulus, Silvanus und Timotheus an die herausgerufene Gemeinde der Thessalonicher in Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus.« Zwar ist der Name des Paulus ein Programm, denn Gott hat ihm die gegenwärtige heilsgeschichtliche Verwaltung der überströmenden Gnade gegeben (Eph.3:2; Kol.1:25) und ihm für diese Zeit ein herrliches Evangelium enthüllt (Gal.1:12), er ist aber kein Einzelkämpfer, sondern pflegt eine enge Arbeitsgemeinschaft mit seinen Mitstreitern. Da die Gemeinde zu Thessalonich die Frucht des gemeinsamen Dienstes von Paulus, Silvanus und Timotheus ist, nennt er sich zusammen mit seinen Mitarbeitern.

  Silvanus ist uns unter dem Namen Silas aus der Apostelgeschichte bekannt, ein Prophet und führender Mann aus der Jerusalemer Gemeinde; er begleitete Paulus auf der zweiten Missionsreise (Ap.15:22,32,40). Den Timotheus traf Paulus auf dieser Reise in Lystra an und hieß ihn mit sich ziehen (Ap.16:1); er wurde der treueste Mitarbeiter des Apostels. Paulus hatte ihn von Athen aus nach Thessalonich gesandt, um Nachricht über den Glaubensstand der Gemeinde zu bekommen, sodass Timotheus den Gläubigen dort also bekannt war (1.Thess.3:1,6).

  Der Brief ist an die herausgerufene Gemeinde der Thessalonicher gerichtet, an eine Schar von durch das kraftvolle Evangelium aus der Welt herausgerufenen Menschen, die jetzt - man staune über dieses Wunder - in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus sind.

 

Gnade und Friede

 

  Der Segensgruß des Paulus: »Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!« enthält die Elemente seines Evangeliums: Gnade und Friede, die absolute Gnade, mithin ohne Umsinnung, Rituale und Werke, und den Frieden mit Gott infolge der Rechtfertigung von allen Sünden allein durch Glauben.

 

Paulus dankt

 

  Paulus schreibt in Vers 2: »Wir danken Gott allezeit für euch alle, indem wir euch in unseren Gebeten erwähnen.« Er dankt Gott immer wieder, denn Timotheus hat ihm Gutes über die Gemeinde berichtet. Doch nicht nur dies ist Grund zum Danken, sondern die Tatsache überhaupt, dass sie Auserwählte und Berufene, Gläubige und Geliebte sind.

 

Glaube, Liebe und Erwartung

 

  Er fährt fort: »Unablässig gedenken wir dabei vor unserem Gott und Vater eurer Arbeit im Glauben, eures Mühens in der Liebe und eurer Beharrlichkeit in der Erwartung unseres Herrn Jesus Christus« (Vers 3). Vor Gott gedenkt Paulus der Heiligen; welch eine gesegnete Stellung haben wir doch, die wir uns allezeit in Christus und damit vor dem Angesicht Gottes wissen (2.Kor.2:17)!

  Glaube, Liebe und Erwartung - diese drei Gnadengaben, die Paulus in 1.Korinther 13:13 als bleibend bezeichnet, während andere Charismen, wie Prophetie und Zungenrede, bei Erreichung der Reife, nämlich der Vervollständigung des Wortes Gottes durch Paulus (Kol.1:25), abgetan wurden (1.Kor.13:8-12), - diese drei Elemente unseres Wandelns und Dienens finden wir bereits in diesem frühen Brief des Apostels Paulus.

  Paulus gedenkt der Arbeit der Thessalonicher im Glauben. Ihr Glaube ist wirksam (Gal.5:6), da er ein geistliches und mithin kraftvolles Gnadengeschenk Gottes ist (Phil.1:29). Das aus dem Glauben von den Thessalonichern in Wort und Werk Gewirkte besteht insbesondere darin, dass sie des Paulus und somit des Herrn Nachahmer geworden sind und das Wort des Herrn weit verbreitet haben (Vers 6-8).

  Paulus gedenkt ihres Mühens in der Liebe. Nur die Liebe gibt dem Mühen Wert vor Gott. Und diese Liebe, die sich hingebende und aufopfernde, kann nur von Gott sein, die Er in unseren Herzen zusammen mit dem heiligen Geist ausgegossen hat, als Er uns den Glauben in Gnaden gewährte (Röm.5:5). Vielfältig wird ihr Mühen gewesen sein, indem sie zum Beispiel allezeit dem Guten füreinander und für alle nachjagten, die Kleinmütigen trösteten, die Unordentlichen ermahnten, für die Schwachen einstanden und mit allen geduldig waren (1.Thess.5:14,15).

  Und schließlich gedenkt Paulus der Beharrlichkeit der Thessalonicher in der Erwartung unseres Herrn Jesus Christus. Wohl erwarten wir viele Dinge, wie unsere Rettung vor dem Zorn Gottes, den Tag Christi, die Freilösung unseres Körpers von der Vergänglichkeit, unsere Verwandlung in das Bild Christi und unsere Entrückung zu Ihm hin sowie das äonische Leben (das Leben in den künftigen Äonen), vor allem aber erwarten wir Ihn Selbst, unseren Herrn Jesus Christus. Nur durch Ihn und in Ihm wird uns ja dies alles zuteil. Die Thessalonicher ließen sich von dieser Erwartung nicht abbringen; auch wir sollten solchen kein Gehör schenken, die da behaupten, über uns Gerechtfertige und Ausgesöhnte käme der Zorn Gottes, ist doch auch der letzte der siebzig Jahrsiebener, die Endzeit, ausdrücklich für Israel (und damit nicht für uns) abgetrennt (Dan.9:24).

 

Die Auserwählung

 

  Es schließt sich Vers 4 an: »... wissen wir doch, von Gott geliebte Brüder, um eure Auserwählung.« Der Apostel dankt in seinen Gebeten für die Thessalonicher, weil er von ihrer Auserwählung überzeugt ist, denn ihr Glaube brachte bereits geistliche Frucht. - Wir Gläubigen in Christus Jesus alle sind Auserwählte; unser Gott und Vater hat uns in souveräner Entscheidung vor dem Niederwurf der Welt auserwählt und damit zur Rettung vorgezogen (Eph.1:4; 2.Thess.2:13). Das ist ein besonderer Liebeserweis. Der Auserwählung folgte unsere Berufung; wir wurden aus der Welt herausgerufen und in die Gemeinschaft mit Gottes Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, hineinberufen (1.Kor.1:9), als Gott uns den Glauben in Gnaden gewährte. Auserwählung geschieht immer zum Dienst an den Nichtauserwählten; so wie das auserwählte Volk Israel zum Segen für alle Nationen bestimmt ist, so sind wir zum Segen für die überhimmlischen Geschöpfe gesetzt (Eph.2:6,7).

 

Kraftvoll ist das Evangelium

 

  Paulus schreibt weiter: »Denn das Evangelium unseres Gottes ist nicht allein im Wort zu euch gekommen, sondern auch in Kraft und im heiligen Geist und vieler Vollgewissheit. Wie ihr ja selbst wisst, wurden wir derartige Herolde unter euch um euretwillen« (Vers 5). Als derartige Verkündiger des Evangeliums, nämlich im Wort, in Kraft, im heiligen Geist und vieler Vollgewissheit, waren Paulus und Silvanus unter ihnen gewesen, und auf diese Weise war das Evangelium zu ihnen gekommen. Und dafür dankt Paulus unserem Gott und Vater (Vers 3).

  Vielfältig ist das Evangelium wirksam: im Wort, in Kraft, im Geist und in der Vermittlung der Gewissheit. Die Thessalonicher hatten das Evangelium des Paulus nicht als Menschenwort aufgenommen, sondern (so wie es wahrhaft ist) als das Wort Gottes, das sich in ihnen als wirksam erwies (1.Thess.2:13). - In der Kraft der Zeichen und Wunder verkündigte Paulus damals noch das Evangelium (Röm.15:19). Diese heilsgeschichtliche Verwaltung ist seit der Bekanntgabe der Paulus gegebenen Verwaltung der Gnade vorbei (Eph.3:2; Kol.1:25). Heute wirkt sich die Kraft nur am inneren Menschen aus, ja wird die Kraft Christi gerade in der äußeren Schwachheit des Gläubigen wirksam (2.Kor.12:9). - Das Evangelium bringt den heiligen Geist; wer es hört und glaubt, wird mit dem Geist Gottes versiegelt (Eph.1:13). - Und schließlich macht das Evangelium die Gläubigen vollgewiss - allerdings nur diejenigen, die das Wort lesen, insbesondere das von unserem Herrn Jesus Christus durch Paulus an uns, die Glieder der Körpergemeinde Christi, gerichtete. Leider haben viele Heilige heutzutage eine Meinung, wissen aber nicht, was geschrieben steht und leben nicht im Wort.

  Mögen wir aber zu denen gehören, die sich reichlich mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ernähren (1.Tim.4:6), damit wir einander in der Vollgewissheit geistlichen Verständnisses begegnen (Kol.2:2) und in allem Willen Gottes vollgewiss sind (Kol.4:12). Diese Festigkeit und Freude wird sich dann in unserer Arbeit im Glauben, unserem Mühen in der Liebe und unserer Beharrlichkeit in der Erwartung unseres Herrn Jesus Christus segensreich auswirken zur Auferbauung der Gläubigen und zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters.

 

Eine vorbildliche Gemeinde

 

  Wir hören die Verse 6 und 7: »Und ihr seid unsere und des Herrn Nachahmer geworden, weil ihr das Wort trotz vieler Drangsal mit der Freude heiligen Geistes annahmt, sodass ihr allen Gläubigen in Mazedonien und Achaja Vorbilder wurdet.« Das Evangelium ist eine Gotteskraft. Es schuf eine vorbildliche Gemeinde. Trotz vieler Drangsal nahmen sie das Wort mit der Freude heiligen Geistes an. Drangsal trägt durchaus dazu bei, dass der uns innewohnende Geist Gottes uns umso deutlicher zeigt, was wir an Christus haben, und wir uns folglich über all unsere geistlichen Segnungen in Christus Jesus vertieft freuen.

  Die Thessalonicher sind des Paulus und damit auch des Herrn Nachahmer geworden. Sie wurden also auch Herolde des Evangeliums in Wort und Werk und in einem hingebungsvollen Dienst des Herrn. Wer Paulus nachahmt, ahmt den Herrn nach, so wie es in unserer Heilsverwaltung sein soll, denn Paulus ist uns nicht nur zum Apostel und Lehrer gegeben, sondern auch als Muster für unseren Wandel und Dienst (1.Kor.11:1; 4:16; Phil.3:17; 4:9; 2.Thess.3:7).

  So und nur so wurden sie allen Gläubigen in Mazedonien und Achaja zum Vorbild. Nachahmer des Paulus werden Vorbilder!

 

Das Wort des Herrn erklang

 

  Mit Vers 8 lässt Paulus uns wissen: »Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erklungen, nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an jedem Ort ist euer Glaube an Gott ausgegangen, sodass wir nicht davon zu sprechen brauchen.« Warum der Begriff »Wort des Herrn« nur in der Apostelgeschichte und den Thessalonicherbriefen anzutreffen ist, ansonsten aber der Ausdruck »Wort Gottes«, weiß ich nicht. In den Thessalonicherbriefen jedenfalls geht es um die künftige Anwesenheit unseres Herrn für uns und Seine Worte dazu und in der Apostelgeschichte um die hinausgeschobene Anwesenheit des Herrn für Israel.

  Das Wort des Herrn erklang, es erscholl, es hallte wider. Was die Thessalonicher von Paulus und Silvanus gehört hatten, ließen sie in ihren vielen Stimmen vervielfältigt überall erklingen, und zwar nicht in einer besonderen Aktionswoche, sondern wieder und wieder durch ihren von der Freude der Rettung geöffneten Mund und ihren Lebenswandel in Neuheit des Geistes. Das Evangelium Gottes über Seinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn, ist der schönste Klang auf der Erde in der Finsternis unseres Äons. »Wie lieblich sind die Füße derer, die ein Evangelium des Guten verkündigen!« (Jes.52:7; Röm.10:15).

 

Welch eine Wende!

 

  Paulus braucht von dem Zeugnis der Thessalonicher nicht zu sprechen, »denn sie selbst«, die Einwohner von Mazedonien und Achaja, schreibt Paulus in Vers 9 weiter, »verkünden von uns, was für einen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzen zu Gott umgewandt habt, um dem lebendigen und wahrhaften Gott zu sklaven.« Welch eine Rettung haben die Thessalonicher doch ebenso wie wir erfahren, dass Gott uns aus der Obrigkeit der Finsternis geborgen und in das Königreich des Sohnes Seiner Liebe versetzt hat (Kol.1:13). Stummen Götzen waren sie versklavt gewesen, die sie zu törichten Handlungen hingerissen hatten (1.Kor.12:2). Und welch eine Wendung haben sie vollzogen! Paulus hatte nicht die Götzen bekämpft, sondern Gott verkündigt, und indem sie sich Gott zuwandten, wandten sie sich von den Götzen ab. Auch heute wird sich keiner von seinen Götzen oder Idolen abwenden, selbst wenn man noch so heftig gegen sie wettert, denn allein das Evangelium hat die Kraft, die Menschen zu ändern. Jetzt sklaven sie dem lebendigen und wahrhaften Gott. Ein Sklave hat keine eigenen Rechte; solche wollen wir unserem Herrn gegenüber auch keinesfalls haben, denn Er allein weiß uns recht zu leiten. Und alle, die nicht fleischgemäß und eigensinnig wandeln, sondern vom Geist Gottes geführt werden, erweisen sich als Söhne Gottes (Röm.8:14).

 

Wir harren auf den Sohn

 

  Der Satz von Vers 9 setzt sich in Vers 10 fort: »... und auf Seinen Sohn aus den Himmeln zu harren, den Er aus den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns aus des Zornes Kommen birgt.« Diese Erwartungshaltung sei auch uns angeraten, nämlich auf den Sohn Gottes zu harren. Harren bedeutet sehnlich und angespannt erwarten. Wörtlich heißt es hier sogar »hinaufharren«, »denn der Herr Selbst wird mit dem Befehlsruf, mit der Stimme des Botenfürsten und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabsteigen« (1.Thess.4:16). Titus 2:13 beschreibt unsere Haltung als »ausschauend nach der glückseligen Erwartung und dem Erscheinen der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus.« Mögen wir es uns auf der Erde nicht bequem einrichten, sondern Sein Erscheinen lieb haben, denn dann werden wir in diesen bösen Tagen zielgerichtet wandeln und dienen, suchend, was Christi ist, um Ihm wohlzugefallen, und am Tag Christi den Siegeskranz der Gerechtigkeit erhalten, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es uns vergelten wird (2.Tim.4:8).

 

Aus den Toten auferweckt

 

  Paulus versäumt nicht zu betonen, dass Gott Jesus aus den Toten auferweckt hat. Das ist uns zwar geläufig, wissen wir aber auch, was das bedeutet? Gott hat Seine Kraft und Herrlichkeit erwiesen und den Grund für die Aussöhnung des Alls gelegt, ja Jesu Christi Lebendigmachung garantiert die aller. Wir haben einen lebendigen Herrn. Unsere Rettung beruht nicht nur darauf, dass Gott Ihn um unserer Kränkungen willen dahingegeben hat, sondern gerade auch darauf, dass Gott den Glaubensgehorsam Seines Sohnes bis zum Kreuzestod als einen duftenden Wohlgeruch annahm und Ihn um unserer Rechtfertigung willen auferweckte. Seine Auferweckung erst macht all Sein Leiden und Sterben segensreich wirksam.

 

Unsere Bergung aus dem kommenden Zorn

 

  Vers 10 schließt mit den Worten: »... Jesus, der uns aus des Zornes Kommen birgt.« Wir kommen also nicht in die Zeit des Zorns und der Enthüllung des gerechten Gerichts Gottes hinein, in den letzten Jahrsiebener in der Reihe der siebzig Jahrsiebener, die die Anwesenheit Jesu für Israel bringen. Wir müssen nicht durch die Endzeit hindurch wie Israel, das sodann in das tausendjährige Königreich der Himmel auf der Erde gelangt, sondern werden vorher entrückt und damit geborgen, und zwar aus dem kommenden, das heißt im Kommen begriffenen Zorn Gottes, der gerechterweise über Israel wie die gesamte Menschheit kommen muss. Um dies durch ein Bild zu illustrieren: Gewitterwolken ziehen heran, aber bevor Blitz und Regen uns treffen könnten, werden wir zu unserem geliebten Herrn entrückt.

  Unsere Bergung vor dem Zorn ist vielfach bezeugt, so in Römer 5:8,9: »Gott hebt uns gegenüber Seine Liebe dadurch hervor, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren. Wieviel mehr folglich werden wir, nun in Seinem Blut gerechtfertigt, durch Ihn vor dem Zorn gerettet werden!« Ebenso heißt es in 1.Thessalonicher 5:9: »Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Aneignung der Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus.« Wir erwarten nicht die Endzeit mit ihrem Zorn, sondern unseren Herrn Jesus Christus und Sein Rettungshandeln.

  Unsere Bergung, dieses schnell vor der Gefahr Fortgezogenwerden, geschieht en atomoo, in einer unteilbaren Zeiteinheit, wie wir in 1.Korinther 15:51-53 lesen: »Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenstoß. Denn Er wird posaunen, und die Toten werden auferweckt werden, unvergänglich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Vergängliche muss Unvergänglichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen.« Alle Glieder der Körpergemeinde Christi, die gerade durch Auferweckung verwandelten und die lebend verwandelten, werden zugleich und zusammen dem Herrn entgegen in die Luft entrückt und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein (1.Thess.4:17).

  Verwandelt werden wir in das Bild Christi Jesu, denn so wie wir zur Zeit das Bild dessen von Erdreich tragen (Adams), so werden wir auch das Bild des Überhimmlischen tragen (1.Kor.15:49). Wir werden dem Bild des Sohnes Gottes gleichgestaltet (Röm.8:29). Unser Herr Jesus Christus wird den Körper unserer Erniedrigung umwandeln und dem Seinen in Herrlichkeit gleichgestalten (Phil.3:21).

  Mögen wir beharrlich in dieser Erwartung leben! Lasst uns nicht nur den Panzer des Glaubens und der Liebe angelegt haben (wenn wir Gott alles glauben, stehen wir fest, und wenn wir lieben, sind wir unangreifbar), sondern auch den Helm, der die Erwartung der Rettung in der bildlichen Sprache von 1.Thessalonicher 5:8 ist. Dieser Helm muss fest sitzen, denn viele wollen uns diese Gewissheit rauben. Es ist aber so, dass wir nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Rettung vor dem Zorn bestimmt sind und im Übrigen zur Rettung vorgezogen sind, nicht nur vor den Nichtauserwählten, sondern auch vor Israel (2.Thess.2:13). Wir, die Glieder der Körpergemeinde Christi, haben eine frühere Erwartung als Israel (Eph.1:12).

  Dem Volk Israel sind viele Zeichen der bevorstehenden Anwesenheit Jesu Christi und des Abschlusses dieses Äons gegeben (Mat.24:3), und sie sollen wachen, um diese zu beobachten. Wir aber müssen das Weltgeschehen nicht beobachten, als ob wir am Grad der Finsternis (den wir ohnehin nicht definieren können) das Hereinbrechen des Zorns datieren könnten. Und, wie schon gesagt: Wir erwarten ja gar nicht den Zorn, sondern unseren geliebten Herrn und Retter Jesus Christus. Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen der Äonen!

  

Huldreich, gerecht und tadellos verhielten wir uns

(1. Thessalonicher 2:1-16)

 

  Paulus und Silvanus hatten einen segensreichen Eingang bei den Thessalonichern gehabt. Jene haben sich von den Götzen zu dem lebendigen und wahrhaften Gott umgewandt und sind eine vorbildliche Gemeinde geworden. Paulus kann für ihre Arbeit im Glauben, ihr Mühen in der Liebe und ihre Beharrlichkeit in der Erwartung unseres Herrn Jesus Christus sowie für die Verbreitung des Wortes des Herrn durch sie in ganz Mazedonien und Achaja nur danken.

  Der gute Eingang von Paulus und Silvanus bei den Thessalonichern gründete sich zum einen auf das herrliche Evangelium, das sie im Wort, in Kraft, in heiligem Geist und vieler Vollgewissheit verkündigen durften, zum andern aber auch auf das liebevolle und selbstlose, huldreiche, gerechte und tadellose Verhalten der beiden. Ihre Lehre und ihr Wandel stimmten überein. Die alles schenkende Gnade Gottes hatte auch in ihrem Verhalten Ausdruck gefunden.

  Daran erinnert Paulus die Gläubigen in Thessalonich nun, damit auch sie in ein solches Verhalten hineinwüchsen.

  

Freimut trotz Drangsalen

 

  So schreibt der Apostel oder besser: der Sklave Christi Jesu in den Versen 1 und 2: »Denn ihr wisst, Brüder, dass unser Eingang bei euch nicht vergeblich war, sondern, obwohl wir, wie ihr ja wisst, zuvor in Philippi litten und misshandelt wurden, wir dennoch freimütig in unserem Gott waren, das Evangelium Gottes unter vielem Ringen zu euch reden.« Kurz vor ihrem Eintreffen in Thessalonich waren Paulus und Silvanus in Philippi ausgepeitscht und in die innerste Zelle des Gefängnisses geworfen worden. Und wenn sie auch durch ein Wunder daraus befreit wurden (Ap.16:19-40), so mussten sie doch befürchten, dass ihnen in Thessalonich Ähnliches widerfährt; sie werden sich somit mit ihrer Botschaft vorsichtig zurückhalten. Dem war aber nicht so. Sie taten freimütig den Mund auf! Freimütig äußert man sich, wenn man nicht durch Bedenken gehemmt ist. Der Grund dafür war, dass sie in Gott waren. Nur in Gott und in Christus Jesus, in dieser durch die ständige Ernährung mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus (1.Tim.4:6) gereiften geistlichen Gemeinschaft, hatten sie den Freimut. Die ihnen innewohnende Liebe des Christus drängte sie, das Kostbarste, was wir Menschen haben, auszusprechen, nämlich das Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes (1.Tim.1:11). Die Gewissheit, dass das Evangelium die Gotteskraft zur Rettung eines jeden ist, der glaubt, kräftigte sie, es um der Auserwählten willen bekannt zu machen (2.Tim.2:10).

  Unter vielem Ringen geschah ihr Dienst, äußerlich gesehen, indem sie sich an drei Sabbaten mit den Menschen in der Synagoge unterredeten (Ap.17:2), der geistlichen Wirklichkeit entsprechend aber musste den widerstrebenden Mächten der Finsternis im Geist der Liebe und Gnade mit viel Fleiß und Geduld begegnet werden und mussten mancherlei Vernunftschlüsse und viele Höhen, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhoben, niedergerungen werden (2.Kor.10:5). In Kolosser 1:27 bis 29 lesen wir dazu: »... Christus unter euch Nationen, das Erwartungsgut der Herrlichkeit, den verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen in aller Weisheit lehren, um jeden Menschen in Christus gereift darzustellen, wozu ich mich mühe und ringe, Seinem Einwirken entsprechend, das sich in mir als wirksam erweist in Kraft.«

 

Gott wollen sie gefallen

 

  Weiter schreibt Paulus: »Denn unser Zuspruch geschieht nicht aus Irrtum, noch aus Unlauterkeit, noch aus Betrug ...« (Vers 3). Sie waren auch deshalb freimütig, weil sie davon überzeugt waren, das Wort der Wahrheit zu verkündigen, mithin wussten, dass sie nicht aus Irrtum handelten. Und von Unlauterkeit und Betrug kann ebenfalls keine Rede sein, denn sie hatten das Zeugnis ihres Gewissens, dass sie sich in Heiligkeit und Aufrichtigkeit unter den Gläubigen bewegt hatten (2.Kor.1:12; 2:17).

  Paulus fährt fort: »... sondern so, wie wir von Gott als bewährt erachtet sind, um mit dem Evangelium betraut zu werden, so sprechen wir, nicht als solche, die Menschen gefallen wollen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft« (Vers 4). In diesem Vers kommt zweimal dasselbe griechische Wort vor, das wir das eine Mal mit »bewährt erachten« und das andere Mal mit »prüfen« übersetzen. Erst nach der Prüfung des Herzens erachtet Gott jemanden als bewährt. Und nur Bewährte (oder Geprüfte) werden sodann von Ihm mit einer Aufgabe betraut.

  Ein elementares und unabdingbares Prüfungskriterium dabei ist, ob wir im Grunde unseres Herzens Gott oder den Menschen gefallen wollen. Wessen Verherrlichung suchen wir - Gottes durch uns oder unsere durch die Mitmenschen? Wollen wir geistgemäß wandeln oder fleischgemäß?

  Gerade die Diener am Wort wissen um diese Versuchung, lieber etwas zu verkündigen, was die Menschen hören wollen, als die Wahrheit, die vielleicht auf Ablehnung stoßen könnte. Frei vom Urteil und der Gunst der Menschen ist nur der, der an Gott und Sein Wort gebunden ist. Nur die Liebe zum Wort der Wahrheit und die Liebe zu den Heiligen, die sie aufzuerbauen sucht, sowie der entschiedene Gehorsam unserem Herrn Jesus Christus gegenüber bewahren uns vor der Versuchung.

 

Gott ist unser Zeuge

 

  Nicht den Menschen gefallen wollten sie, »denn«, knüpft Paulus in den Versen 5 bis 7 an, »weder waren wir jemals schmeichlerisch im Wort, wie ihr ja wisst, noch diente es uns als Vorwand für Habgier - Gott ist unser Zeuge - noch suchen wir Verherrlichung von Menschen, weder von euch noch von anderen, obwohl wir als Christi Apostel mit Gewichtigkeit auftreten könnten.« Die Zwischenbemerkung »wie ihr ja wisst« zeigt ein gutes Verhältnis zwischen Paulus und den Gläubigen auf, denn beiderseitiges Wissen erwächst aus Vertrautheit und Vertrauen. An Habgier ist nicht zu denken. Geldgier ist eine Wurzel allen Übels (1.Tim.6:10). Paulus hat nie jemandes Brot umsonst gegessen (2.Thess.3:8). Und Verherrlichung von Menschen - unser Herr Jesus Christus nahm keine an und bringt ein solches Tun der Menschen untereinander in Johannes 5:44 damit in Verbindung, dass sie dann Gott nicht glauben oder Gott nicht treu sein können. Man kann eben nur eins: sich nach Gott richten oder sich nach den Menschen richten. - Können auch wir hinsichtlich dieser Dinge Gott zum Zeugen anrufen?

  Als Christi Apostel - im weitesten Sinne verstanden - hätten Paulus und Silvanus gewichtig auftreten können. Wohl haben sie die Vollmacht, ohne selbst für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten, am Wort zu dienen und von der Milch der Herde zu trinken. Dem dreschenden Rind sollst du keinen Maulkorb anlegen. Doch sie machen von dieser Vollmacht keinen Gebrauch, sondern geben alle Ansprüche auf, damit sie dem Evangelium des Christus kein Hindernis gäben (1.Kor.9:3-12).

 

Der mütterliche Paulus

 

  Aus den Versen 7b und 8 erfahren wir dementsprechend: »Doch wir waren sanft in eurer Mitte, so wie eine Nährende, die ihre eigenen Kinder hegt. So sehr anhänglich sind wir an euch, dass wir unser Wohlgefallen daran haben, euch nicht allein das Evangelium Gottes mitzuteilen, sondern auch unsere eigenen Seelen, weil ihr unsere Geliebten wurdet.« Paulus und Silvanus waren hingebungsvoll wie eine Mutter, die ihr Kind liebt und ihm daher nicht nur zuspricht, sondern ihm auch Nahrung darreicht, ja ihre Seele mitteilt. Die Seele ist das Bewusstsein und bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sie mit ganzer Herzenszuwendung an ihrem Kind hängt und alles für es tut, keine Mühsal scheuend und stets darauf bedacht, es in allem zu fördern. - Mögen wir uns die Apostel zum Vorbild nehmen! Sanftmut zeichnete sie aus, diese Frucht des Geistes (Gal.5:22), und zielstrebige Liebe. Und so wie eine Mutter alles um ihres Kindes willen erduldet, so erduldete auch Paulus alles um der Auserwählten willen, als er unter ihnen weilte, damit sie die Rettung erlangten, die in Christus Jesus ist, samt äonischer Herrlichkeit (2.Tim.2:10).

 

Sie waren niemandem beschwerlich

 

  Des weiteren führt Paulus an: »Denn, Brüder, ihr erinnert euch noch an unsere Mühe und Anstrengung. Während wir bei Nacht und Tag arbeiteten, um keinem von euch beschwerlich zu sein, heroldeten wir euch das Evangelium Gottes« (Vers 9). Bekanntlich war Paulus Zeltmacher von Beruf und bestritt damit seinen Lebensunterhalt (Ap.18:3; 20:34). Er hielt sehr darauf, niemandem zur Last zu fallen, selbst wenn er Mangel litt (2.Kor.11:9). Dies spricht für seine Liebe zu den Geschwistern in Christus Jesus, die er gerade als seine Geliebten bezeichnet hatte. Die Tatsache übrigens, dass ein Jude Menschen aus den Nationen liebt, kann nur als ein Wunder der alles umwandelnden Gnade Gottes verstanden werden.

Dieses kraftvolle Evangelium verkündigten sie, keine eigene Botschaft, sondern das Evangelium Gottes. Sie heroldeten nicht sich selbst, sondern Christus Jesus als den Herrn, sich selbst aber als Sklaven der Gläubigen um Jesu willen (2.Kor.4:5). Sie verkündeten das Evangelium Gottes »über Seinen Sohn«, wie es in Römer 1:3 ausdrücklich heißt (wörtlich: »betreffs Seines Sohnes), denn das Evangelium Gottes hat nicht die Menschen, sondern Jesus Christus, den Mittler und Retter, zum Mittelpunkt.

 

Der väterliche Paulus

 

  Aus den folgenden Versen 10 bis 12 spricht nun der väterliche Paulus: »Ihr seid Zeugen und auch Gott, wie huldreich, gerecht und tadellos wir euch, den Gläubigen gegenüber, waren, wie ihr wisst, wie wir jedem einzelnen von euch, wie ein Vater seinen Kindern, zusprachen und euch trösteten und bezeugten, wie ihr Gottes würdig wandeln möchtet, der euch zu Seiner Königsherrschaft und Seiner Herrlichkeit beruft.« Sanft und hingebungsvoll ist die mütterliche Seite des Apostels, huldreich, gerecht und tadellos, zusprechend, tröstend und erziehend seine väterliche.

  Nicht nur Gott, sondern gerade auch die Thessalonicher ruft Paulus zu Zeugen an, denn sie wissen und können darum jedem bezeugen, wer auch immer nachfragen sollte, wie Paulus und Silvanus sich unter ihnen verhalten hatten. Und zwar huldreich, das heißt mit heiliger, Gott verehrender Barmherzigkeit, Freundlichkeit und Freigebigkeit; gerecht, das heißt niemals das Eigene suchend, was der Ungerechtigkeit die Tür öffnen würde (1.Kor.6:7); und tadellos oder untadelig, mithin vorbildlich. Ein Verhalten in solcher Heiligkeit und Aufrichtigkeit entspringt nicht fleischlicher Weisheit, sondern der Gemeinschaft mit Gott im Geist.

  Jedem einzelnen hat Paulus mit väterlicher Liebe zugesprochen und beigestanden. Bei all seinem täglichen Überlaufenwerden hatte Paulus Zeit und Gehör für einen jeden, wie wir auch aus Kolosser 1:28,29 wissen: »... jeden Menschen ermahnen wir und jeden Menschen lehren wir in aller Weisheit, um jeden Menschen in Christus Jesus gereift darzustellen, wozu ich mich mühe und ringe, Seinem Einwirken entsprechend, das sich in mir als wirksam erweist in Kraft.«

  Paulus und Silvanus hatten den Thessalonichern bezeugt, wie sie Gottes würdig wandeln möchten. In erziehender Weise wiesen sie ihnen somit den Weg. Gottes würdig wandeln, Ihm angemessen, geistlich, Ihm in jeder Weise gefallend - zu was wir doch bereits in sterbenden Körpern durch den uns innewohnenden Geist Gottes befähigt sind (Röm.8:11) und in welch eine Glückseligkeit uns unser Gott und Vater damit bereits hier auf der Erde hineinnimmt!

 

Die Berufung zur Königsherrschaft

 

  Beweggrund unseres Gottes würdiger Wandels darf auch unsere Erwartung sein. Deshalb führt Paulus in Vers 12b an, dass Gott uns zu Seiner Königsherrschaft und Herrlichkeit beruft. Die Thessalonicherbriefe sind Briefe der Erwartung, denn sie sagen uns, dass wir am Tag Christi vor dem Zorn geborgen und zum Herrn hin entrückt werden und so allezeit mit dem Herrn zusammen sein werden.

  Die Berufung zur Königsherrschaft, zum Mitregieren zusammen mit Christus in den beiden zukünftigen Äonen in Seinem überhimmlischen Königreich, wird unser Herr vor Seiner Preisrichterbühne denen gegenüber aussprechen, die Gottes würdig wandelten, die mit Ihm litten, die sich lieber Unrecht tun ließen als Gefahr zu laufen, selbst Unrecht zu tun, und die nicht in groben Sünden wandelten, wie im einzelnen in Römer 8:17, 1.Korinther 6:8-10, Galater 5:21 und Epheser 5:5 nachzulesen. In Christus verherrlicht und in Seinem Königreich leben aber werden alle in der Gnade Berufenen, wie wir aus Römer 8:30 und 2.Timotheus 4:18   wissen und uns auch 2.Timotheus 2:11,12 sagt: »Wenn wir mitstarben, werden wir auch mitleben; wenn wir erdulden, werden wir auch mitherrschen.« Mit anderen Worten: In das überhimmlische Königreich kommen alle Glieder der herausgerufenen Gemeinde, die Christi Körper ist, an Seiner Königsherrschaft aber werden nur die Gottes würdig Wandelnden teilnehmen; mitleben werden alle in der Gnade Geretteten, mitregieren aber nur ein Teil von uns.

 

Nicht Menschenwort ist es

 

  Die Berufung und das gläubige Hören des Evangeliums gehen Hand in Hand; somit kann Paulus unsere Berufung mit dem Dank an Gott für das von Ihm gewirkte gläubige Aufnehmen des Wortes verbinden und in Vers 13 schreiben: »Deshalb danken auch wir Gott unablässig, dass, als ihr von uns das Wort der Kunde Gottes erhieltet, ihr es nicht als Menschenwort aufnahmt, sondern (so wie es wahrhaft ist) als das Wort Gottes, das sich auch in euch, die ihr gläubig seid, als wirksam erweist.« Ja, das ist eine besondere Freude und ein bedeutender Grund zum Danken Gott gegenüber, der alles nach Seinem Ratschluss bewirkt, dass jemand ein von Menschen gesprochenes Wort als Gottes Wort erkennt, innerlich überführt von der Wahrheit und Göttlichkeit des Wortes. Und dass dieses Wort sodann seine Kraft entfaltet zur Rettung für jeden Glaubenden.

  Die große Sehnsucht derer, die das Wort verkündigen, ist, dass es auch ihnen geschenkt werde, dass ihr Wort auf fruchtbaren Boden falle. Möge ihr Wort aber auch wirklich Gottes Wort sein und nicht menschliche Weisheit. Mögen die Gedanken der Verkündiger Gottes Wort untergeordnet sein und nicht darüber hinausgehen.

  Da das Wort Gottes lebendig ist, ist es in den Glaubenden ständig wirksam, und zwar nach innen, das Seelische und das Geistliche voneinander scheidend, und aus unserem Herzen nach außen drängend, damit die Auserwählten aus der Welt herausgerufen und die Berufenen gefestigt werden, schulden wir doch allen Menschen das dem Apostel Paulus enthüllte Evangelium (Röm.1:14), nicht nur mit Worten, sondern auch als ein lebendiger Brief, in welchem Christus Gestalt gewonnen hat.

 

Nachahmer im Erleiden

 

  Wie begründet der Apostel Paulus die Wirksamkeit des Wortes Gottes in den gläubigen Thessalonichern? Hören wir auf Vers 14, den er mit einem »Denn« einleitet: »Denn ihr, Brüder, wurdet Nachahmer der herausgerufenen Gemeinden Gottes, die in Judäa sind - in Christus Jesus, da auch ihr von den eigenen Stammesgenossen dasselbe erlitten habt so wie sie von den Juden.« Gewiss ist das Wort Gottes in vielfältiger Weise wirksam und zeigt sich dies im Leben der Gläubigen auf vielerlei Weise, doch ein markanter Beweis dafür ist, dass sie verfolgt werden.

  Satan will uns nicht dulden, der Herr aber wird uns vor dem Bösen bewahren (2.Thess.3:3; Joh.17:15). Die Welt hasst uns (Joh.15:19; 17:14), weil wir nicht von der Welt sind (Gal.1:4) und schon unser Dasein eine kritische Anfrage an ihr Denken und erst recht unser Gott wohlgefälliger Wandel eine Kritik an ihrem Verhalten ist. Deshalb werden alle, die fromm, das heißt Gott wohlverehrend, leben wollen in Christus Jesus, verfolgt werden (2.Tim.3:12). Die Drangsale, die wir erleiden, sind ganz unterschiedlich und müssen sich nicht immer als Schaden an Leib und Leben darstellen, sondern etwa als berufliche und gesellschaftliche Benachteiligung oder auch nur in höflich-kalter Ablehnung. Und wenn unsere Menschenrechte in unserer Demokratie auch geschützt sind, so lasst uns nie vergessen, was die geistliche Wirklichkeit ist: Wir werden geachtet wie Schlachtschafe (Röm.8:36). Unser treuer Gott und Vater wird es uns in Gnaden für Christus gewähren, für Ihn zu leiden (Phil.1:29), wann und wie Er will und wem Er will.

  Zurück zu den Thessalonichern: Ihr Glaube kam zum Ausdruck, die Nachbarn, Bekannten und Verwandten merkten etwas davon; die Folge war, dass sie Bedrängnisse erlitten, und zwar von ihren eigenen Stammesgenossen. Damit wurden sie, ohne es beabsichtigt zu haben, Nachahmer der Gemeinden Gottes in Judäa, die eben dasselbe von den Juden zu ertragen hatten (Ap.8:1,3; Heb.10:32-34). Sie stehen somit in der Reihe der Heiligen von alters her, die angefeindet wurden.

  Nun finden wir in unserem Vers die Worte »in Christus Jesus«. Diese dürften sich nicht auf die Gemeinden in Judäa beziehen, sondern auf die Gläubigen in Thessalonich, zumal gerade Paulus diese Wortstellung - zuerst der Titel Christus, dann der Name Jesus - in besonders häufiger Weise auf die Gläubigen anwendet, die dem ihm enthüllten Evangelium glauben.

 

Das widerspenstige Volk

 

  Aus Vers 15 erfahren wir die Wahrheit über die Juden - nicht als ob die Nationen besser wären, bei dem auserwählten, mit dem Sohnesstand und der Herrlichkeit, den Bündnissen und der Gesetzgebung, dem Gottesdienst und den Verheißungen gesegneten Volk ist es aber besonders schmerzlich: »... die sowohl den Herrn Jesus wie die Propheten töteten und uns verjagen. Sie können Gott nicht gefallen und sind allen Menschen entgegen.«

  »Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt?«, rief Stephanus aus (Ap.7:52). Die Heilige Schrift bezeugt es vielfach (Mat.5:12; 23:31-37; Luk.11:47-51).

  Den Herrn Jesus töteten sie, wie Petrus sagte: »Diesen, der euch nach dem festgesetzten Ratschluss und der Vorerkenntnis Gottes ausgeliefert wurde, habt ihr durch die Hand der Gesetzlosen ans Kreuz heften und hinrichten lassen« (Ap..2:23,36). »Den Urheber des Lebens habt ihr getötet!« (Ap.3:15).

  Und wie viele Male Paulus von ihnen verjagt wurde, wissen wir zur Genüge aus der Apostelgeschichte (9:23,29; 13:45,50; 14:19; 17:5,13).

  Wahrlich, sie können Gott nicht gefallen und sind allen Menschen entgegen!

 

Der Zorn kommt im voraus über sie

 

  Paulus fährt mit Vers 16 fort: »Uns verwehren sie, zu den Nationen zu sprechen, dass diese gerettet werden, und machen so allezeit ihr Sündenmaß voll. Es kommt aber der Zorn, der zum Abschluss führt, schon im voraus über sie.« Wieder und wieder haben die Juden Paulus widersprochen, gelästert, verfolgt und vertrieben. Weder gönnten sie den Menschen aus den Nationen die Rettung noch glaubten sie, dass Jesus der Christus ist. Damit begingen sie die Sünde wider den heiligen Geist. Diese ist, die Wunder Jesu einem unreinen Geist zuzuschreiben. Diese Sünde ebenso wie die Kreuzigung Jesu wurde ihnen auf Seine Bitte hin vergeben, weil sie in Unkenntnis gehandelt hatten (Ap.3:17). Nach der Auferstehung Jesu aber waren sie nicht mehr unwissend. Ihre jetzt vorsätzliche Sünde, nämlich das Zeugnis des heiligen Geistes, wie es durch die Verkündigung und die Wunder der Apostel zutage trag, dass Jesus der Christus ist, abzulehnen, wird ihnen nicht vergeben (Mat.12:32; Mark.3:29; Luk.12:10; Heb.10:26-29).

  So machen sie allezeit ihr Sündenmaß voll, nicht nur die früheren Generationen, sondern auch die Juden zur Zeit des Paulus. Wie auch unser Herr Jesus Seiner Generation gesagt hatte: »So macht ihr das Maß eurer Väter voll« (Mat.23:32).

  Der Zorn Gottes über sie ist unausbleiblich.

  Der einzelne Jude erfährt den Zorn, wie in Johannes 3:36 geschrieben steht: »Wer an den Sohn glaubt, hat äonisches Leben; wer aber gegen den Sohn widerspenstig ist, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.«

  Und in der siebenjährigen Endzeit, dem letzten der siebzig Jahrsiebener, wird der Zorn Gottes über das Volk Israel und die ganze Welt kommen, wie zum Beispiel bei den Propheten, in Matthäus 24 und in der Offenbarung des Johannes ausführlich geschildert.

  Doch schon im voraus, von ihrer Verwerfung an, von der in Römer 11:15 zu lesen ist, liegt der Zorn Gottes auf ihnen. Alle die Drangsale und Plagen, die Mose in 5.Mose 28 bis 30 dem untreuen Volk androhte, die Zerstreuung unter alle Völker, zitternde Herzen, erlöschende Augen und verschmachtende Seelen (5.Mose 28:64,65), erleiden sie seit bald 2000 Jahren.

  Doch unbereubar sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes. Er schloss Israel in die Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich auch ihrer erbarme und sie wieder annehme und Israel als Gesamtheit rette (Röm.11:15,26,29,32).

  Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus dafür!

 

Dass wir doch euer Angesicht gewahrten!

 

(1.Thess.2:17-3:11)

 

Nur drei Sabbate konnten sich Paulus und Silas in Thessalonich mit den Juden und vielen Gott verehrenden Griechen unterreden, bis die Juden eifersüchtig wurden und einen Volksauflauf anzettelten, sodass die gläubig gewordenen Brüder die beiden Apostel (2:7) noch in derselben Nacht nach Beröa weitersenden mussten (Ap.17:1-10). Paulus war somit plötzlich von den Thessalonichern weggerissen worden und sehnt sich jetzt nach diesen Menschen, die er als Auserwählte, Heilige und Geliebte Gottes lieb gewonnen hatte.

 

Des Paulus Sehnsucht

 

  Nun schreibt er ihnen in Kapitel zwei, Vers 17: »Wir aber, Brüder, die wir für die Frist einer Stunde von eurem Angesicht verwaist waren (aber nicht von eurem Herzen), befleißigen uns mit großem Verlangen umso mehr, eurer Angesicht zu gewahren.« Nehmen wir uns ein Beispiel an der Natürlichkeit des Apostels. Er gibt seiner Gemütsbewegung Ausdruck. Ihn verlangt, die Gläubigen zu sehen. Er ist mit ihnen im Geist Gottes verbunden, und dieser Geist der Liebe und der Gemeinschaft bringt die Sehnsucht nach dem Wiedersehen hervor.

 

Satan hinderte uns

 

  In Vers 18 berichtet Paulus: »Deswegen wollten wir zu euch kommen, und zwar ich, Paulus, einmal, ja sogar zweimal, doch Satan hinderte uns daran.« Wie kann der Satan den Besuch des Paulus verhindern? Nun, unser weiser und alles bewirkender Gott und Vater hat ihm Raum eingeräumt; Er hat ihm den Luftraum als Vollmachtsgebiet gegeben (Eph.2:2). Auch der Apostel darf sich in widrigen Verhältnissen durch Ausharren und Gottvertrauen bewähren.

  Satan wirkt durch die listige Verstrickung der Umstände. Dabei ist er allerdings sehr kurzsichtig. Denn nach Gottes Ratschluss schrieb Paulus, durch die Verhinderung bedingt, die Thessalonicherbriefe, die seitdem unzähligen Gläubigen zum Zuspruch in Drangsalen und zur Belehrung über ihre herrliche Erwartung, nämlich ihre Rettung vor dem Tag des Herrn und damit vor dem Zorn, dienten.

 

Des Paulus Ruhmeskranz

 

  Aus den Versen 19 und 20 erfahren wir die wahrlich tiefen Gründe des Apostels Paulus, die Angesichter der Thessalonicher wiedersehen zu wollen: »Denn wer ist unsere Zuversicht oder Freude oder unser Ruhmeskranz? Seid nicht auch ihr es vor unserem Herrn Jesus bei Seiner Anwesenheit? Denn ihr seid unsere Herrlichkeit und Freude!« In aller Offenheit spricht Paulus von seiner Freude über die vorbildlichen Gläubigen in Thessalonich, die seine und des Herrn Nachahmer geworden sind (1:6,7), von seiner Zuversicht für ihr weiteres Wachstum und davon, dass sie bei der Anwesenheit unseres Herrn Jesus, am Tag Christi, vor Christi Angesicht und Preisrichterbühne sein Ruhmeskranz und seine Herrlichkeit sein werden. Denn Paulus lebt und wirkt auf diesen herrlichen Tag der Anwesenheit Jesu Christi und unserer körperlichen Verwandlung und Entrückung zu Ihm hin, ja Christus Selbst ist seine Erwartung (1.Tim.1:1). Und worüber er sich hier auf Erden freut, darüber ist er auch voller Zuversicht im Hinblick auf die Beurteilung seines Wandels und Dienstes vor der Bühne des Christus.

  Paulus schmückt sich mit allem Freimut mit den Thessalonichern; sein fruchtbares Wirken unter ihnen wird ihm einen Ruhmeskranz und Herrlichkeit einbringen. Sollte der Herr ihm etwa etwas nicht gerecht vergelten (Röm.14:10-12; 2.Kor.5:10; 2.Tim.2:12)? Der Ruhm und die Herrlichkeit Jesu Christi werden dadurch nicht geschmälert, sondern gerade vermehrt, denn Paulus wirkte ja aus der Kraft des Geistes Christi (Kol.1:28,29), die Liebe des Christus war es, die ihn drängte (2.Kor.5:14), die erfahrene Gnade bewegte ihn zu seinem hingebungsvollen Dienst (1.Kor.15:10), und schließlich ist jede Frucht ohnehin stets durch Jesus Christus (Phil.1:11). - Den Philippern schreibt Paulus später übrigens ebenfalls, dass sie seine Freude, sein Ruhm und sein Siegeskranz sind (Phil.2:16; 4:1).

 

Wir sandten Timotheus

 

  In Kapitel drei, Verse 1 und 2, lesen wir nun: »Darum, als wir es nicht länger aushalten konnten, erschien es uns wohl, in Athen allein gelassen zu werden; und wir sandten Timotheus, unseren Bruder und Gottes Diener am Evangelium des Christus, um euch in eurem Glauben zu festigen und zuzusprechen ...« Paulus wollte die Spannung des Verwaistseins von den Thessalonichern nicht länger ertragen (wie unbefangen er davon spricht!) und sandte deshalb Timotheus zu ihnen. In der Apostelgeschichte steht darüber nichts. Nach den Zusätzen in den Kodizes Alexandrinus und Vaticanus, dass die Thessalonicherbriefe in Athen geschrieben wurden, dürfte Paulus sich während der anderthalb Jahre seines Wohnsitzes in Korinth öfters in Athen aufgehalten und bei einer dieser Gelegenheiten Timotheus abgesandt haben. Dies war ihm so wichtig, dass er meinte, dafür sogar in Athen allein bleiben zu sollen.

  Timotheus war ein gereifter junger Mann. Paulus nennt ihn nicht etwa seinen Gehilfen, sondern seinen Bruder und würdigt ihn damit als Bruder aller Gläubigen, zumal Timotheus in rechter Art um das Ergehen ihrer aller besorgt ist (Phil.2:20). Des weiteren bezeichnet Paulus Timotheus nicht als seinen Diener, sondern als Diener Gottes - verstehen wir uns ebenfalls als Gottes Diener am Evangelium des Christus, an der herrlichen Aufgabe, das vor des Paulus Zeiten verborgen gewesene Evangelium zu verbreiten, das der überströmenden Gnade, das der Körpergemeinde, das alle allein in Christus liegenden Schätze der Weisheit und der Erkenntnis enthüllende? Durch dieses Evangelium werden die Heiligen in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung im Glauben gefestigt; dieses Evangelium ist der rechte Zuspruch für uns heute. Festigung und Zuspruch - dies war der Auftrag des Timotheus; mögen auch wir unseren Geschwistern darum nicht oder nicht länger Milch darreichen, sondern feste Speise, indem wir sie zum Beispiel über die Rechtfertigung und die Versöhnung, den in Christus für die Äonen gefassten Vorsatz und die herrlichen Vollendungsziele Gottes belehren und ihnen damit zusprechen, dass Gott ihnen, die Ihn lieben, allen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind, alles zum Guten zusammenwirkt und sie nichts von Seiner Liebe scheiden kann.

 

Zu Drangsalen bestimmt

 

  Die Sendung des Timotheus hatte zudem einen bestimmten Zweck, denn es heißt in den Versen 3 und 4: »... damit niemand in diesen Drangsalen schwankend werde; denn ihr wisst, dass wir dazu bestimmt sind. Denn schon als wir bei euch waren, sagten wir euch vorher, dass wir demnächst bedrängt sein würden, so wie es auch geschehen ist, wie ihr wisst.« Nicht nur Paulus hatte Drangsale in Thessalonich gehabt, sondern auch die Gläubigen dort, von denen wir durch Kapitel eins, Vers 4, wissen, dass sie das Wort trotz vieler Drangsal mit der Freude heiligen Geistes annahmen. Aus dem zweiten Brief ist zu entnehmen, dass die Verfolgungen derart waren, dass die Meinung aufkam, der Tag des Herrn sei schon gegenwärtig. Doch dem ist nicht so, wie Paulus in Kapitel zwei und auch im ersten Brief in Kapitel fünf näher ausführt.

  Der Apostel sieht Drangsale als unausbleiblich an. Auch unser Herr Jesus stellte fest: »In der Welt habt ihr Drangsal; doch fasset Mut, Ich habe die Welt überwunden« (Joh.16:33). Das Wesen dieser Welt, das sich nicht ändert, ist Feindschaft gegen Gott (Joh.15:19). Die Gesinnung des Fleisches ebenso (Röm.8:7). »Sie hassen Mich ohne Grund«, zitierte Jesus Christus in Johannes 15:25 aus den Psalmen 35:19 und 69:5. Und sie werden auch uns hassen, die wir zur Zeit nicht bedrängt werden - sehr schnell kann die Stimmung in unserem Lande sich ändern.

  Wir sind zu Drangsalen bestimmt und sollen uns nach Römer 5:3 sogar darin rühmen, wissend, dass die Drangsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Erwartung. Überlegene Sieger sollen wir in Drangsalen werden durch den, der uns liebt (Röm.8:37).

 

Ob sie etwa versucht wurden?

 

  Die Gründe der Sendung des Timotheus vervollständigend, schreibt Paulus in Vers 5: »Deshalb habe ich, da ich es nicht länger aushielt, zu euch gesandt, um etwas über euren Glaubensstand zu erfahren, ob der Versucher euch nicht etwa versucht habe und so unsere Mühe vergeblich geworden sei.« In vielfältiger Weise kann der Satan die Heiligen versuchen: Er kann Zweifel an Gottes Allesbewirken ins Herz säen und so das Gottvertrauen untergraben (Eph.1:11); er kann die Gläubigen durch Philosophie und menschliche Überlieferungen von Christus wegführen (Kol.2:8); er kann, wie die Schlange in ihrer List einst Eva täuschte, die Gedanken verderben, hinweg von der auf Christus gerichteten Herzenseinfalt und Lauterkeit (2.Kor.11:3); er kann das Evangelium des Apostels Paulus mit dem des Petrus vermischen oder die Gnade mit Werken (Gal.1:6-9; 2:7); er kann die Gläubigen unter die Grundregeln der Welt und des Gesetzes des Mose durch Rituale und die Beachtung von besonderen Tagen und Speisevorschriften versklaven (Gal.4:9-11); er kann die Heiligen zur Unwahrhaftigkeit, Ungerechtigkeit, Lieblosigkeit und Unversöhnlichkeit verführen.

  Warum darf er das? Damit wir uns umso fester an das Wort halten. Und wenn wir dies tun, stehen wir fest, sodass der Satan gar nichts ausrichten kann. Wenn wir uns regelmäßig und reichlich mit Gottes Worten ernähren und es uns nicht durch falsches Schneiden (2.Tim.2:15) durcheinanderwerfen oder durch eigenwillige Zusätze verdunkeln lassen, dann werden wir fest im Glauben stehen. Fest steht, wer den Gürtel der Wahrheit angelegt hat, das ist Gottes Wort; und den Panzer der Gerechtigkeit, das ist die Rechtfertigung durch Glauben; dazu die Sandalen des Friedens, das ist die Bereitschaft der Verkündigung der Versöhnung in Wort und Tat; und den Langschild des Glaubens, mithin wer Gott alles glaubt (Eph.6:10-17). Dann werden wir beständig sein, unverrückbar und im Werk des Herrn allezeit überfließend (1.Kor.15:58).

  Oder sollte Paulus sich vergeblich um die Thessalonicher gemüht haben? Sollten wir die Gnade Gottes vergeblich empfangen haben (2.Kor.6:1), das heißt ohne dass sie Frucht in unserem Leben bringt? Paulus hat sich nach Philipper 2:14-16 dann nicht vergeblich um uns abgemüht, wenn wir alles ohne Murren und Schlussfolgern tun und untadelig und ohne Arglist sind, makellose Kinder Gottes inmitten einer verkehrten und verdrehten Generation, und daher wie Lichter in der Welt scheinen. Er ist dann nicht vergeblich gelaufen, wenn wir auf das Wort des Lebens Acht haben, ihm zum Ruhm auf den Tag Christi.

 

Ein Zuspruch für Paulus

 

  »Jetzt aber«, so lässt Paulus in den Versen 6 und 7 entspannt verlauten, »da Timotheus von euch zu uns kam und uns frohe Botschaft von eurem Glauben und eurer Liebe verkündigte, dass ihr uns allezeit in guter Erinnerung habt und euch danach sehnt, uns zu gewahren, gleichwie auch wir euch - da ist uns deshalb im Blick auf euch zugesprochen worden, Brüder, in all unserer Not und Drangsal, durch euren Glauben.« Auch wir freuen uns - wenn auch zeitverschoben - mit Paulus, Silvanus und Timotheus, dass nur frohmachendes über den Glauben und die Liebe der Thessalonicher zu hören ist. Sie wirken im Glauben und mühen sich in der Liebe (1:3). Ihr Glaube wächst sogar, und ihre Liebe untereinander nimmt zu (2.Thess.1:3). Nicht nur deshalb sehnen sowohl Paulus wie auch die Gläubigen sich danach, einander von Angesicht zu sehen, ist es doch eine Freude, mit in gleicher Weise von Gott Begnadeten, Gesegneten und Geliebten Gemeinschaft zu haben und sich gegenseitig, besonders in all den Drangsalen, zuzusprechen. Alles aber, ihr Glaube, ihre Liebe und ihre Sehnsucht, Paulus zu sehen, ist dem Apostel ein großer Zuspruch. Durch ihren Glauben, der sich schon bewährt hat und mithin als Glaubensgehorsam und Treue dem Wort Gottes gegenüber verstanden werden darf, ist ihm zugesprochen worden. Seine Mühe um die Thessalonicher ist also nicht vergeblich gewesen.

  Mit Vers 8 fügt Paulus noch an: »... denn nun haben wir neuen Lebensmut, wenn ihr feststeht im Herrn.« Die Festigkeit des Glaubens oder das Feststehen im Glauben ist das wiederholt erklärte Ziel des Apostels (1.Kor.16:13; Kol.2:5). Die Glaubenden sollen doch nicht wie schwankendes Rohr im Winde sein. Nun aber lebt Paulus wieder auf, denn Timotheus hat ihm berichtet, dass die Thessalonicher feststehen im Herrn. Die Ausdrucksweise »im Herrn« legt den Schwerpunkt der Aussage auf den Dienst, denn dem Herrn ist man zum Dienst verpflichtet. Sie stehen also fest im Glaubensdienst.

  Nun gibt es aber auch Schwache im Glauben. Die Grundlage zur Erlangung des festen Standes im Herrn ist die gegebene geistliche Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes, Jesus Christus, unserem Herrn (1.Kor.1:9), und die bereitliegende gesamte Waffenrüstung Gottes, die uns das feste Stehen in unserem herrlichen geistlichen und überhimmlischen Losteil ermöglicht (Eph.6:10-17). Sodann aber möge die Liebe des Christus alle Heiligen drängen, nicht sich selbst zu leben, sondern dem, der für sie starb und auferweckt wurde (2.Kor.5:15), und möge die Gnade alle Gläubigen bewegen, sich überaus zu mühen im Wettkampf der Verbreitung des dem Apostel Paulus enthüllten Evangeliums (Gal.1:12; 2:7; Phil.1:27,30; 4:3). Wer die Gnade erfasst hat, die ihm mit der Auserwählung und der Rechtfertigung allein durch Glauben zuteil wurde, der ist gekräftigt zu einem hingebungsvollen Dienst in Stetigkeit, Beständigkeit und Unverrückbarkeit und wird im Werk des Herrn allezeit überfließen (1.Kor.15:58).

 

Dankerfüllt

 

  Im Wissen um die vorbildliche Gemeinde der Thessalonicher ist Paulus von Dank erfüllt und schreibt in Vers 9: »Denn welchen Dank könnten wir Gott für euch wegen all der Freude vergelten, mit der wir uns vor unserem Gott um euretwillen freuen.« Er kann also nicht genug danken für seine Freude über die Gläubigen in dieser mazedonischen Stadt.

  Beachten wir, dass er Gott dankt, ja Dank vergilt, denn all das Wollen und Wirken, das Ausharren und die Festigkeit sind von Gott gewirkt (Phil.2:13). Vor Gott freut er sich; er weiß sich also allezeit vor dem Angesicht Gottes. Der Blick des Glaubens hat zuerst Gott vor Augen und danach die Welt.

  Vergessen wir auch diese geistliche Wirklichkeit nicht, dass den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten der Überhimmlischen durch die Thessalonicher die mannigfaltige Weisheit Gottes bekannt gemacht wird (Eph.3:10) - ein weiterer Grund zur Freude für Paulus -, die Weisheit Gottes, dass trotz der Widerspenstigkeit des auserwählten Segenskanals Israel Menschen aus den Nationen durch das Wort vom Kreuz für Christus gewonnen und in Ihm in allem reich gemacht werden.

 

Paulus fleht

 

  Nach wie vor aber gilt es, die Gläubigen weiter zu fördern. Deshalb teilt Paulus ihnen in Vers 10 mit: »Bei Nacht und bei Tag flehen wir über alle Maßen, dass wir euer Angesicht gewahren und euch in den Mängeln eures Glaubens zurechthelfen mögen.« Bereits in Kapitel zwei, Vers 17 sprach Paulus von seinem großen Verlangen, ihr Angesicht zu gewahren, und in Vers 6 unseres Kapitels von seiner Sehnsucht, sie zu gewahren, jetzt aber offenbart er sein Innerstes, dass er sich nämlich flehend an Gott wendet, dass ihm dies geschenkt werde. Und zwar nicht nur der Freude wegen, sondern auch, um ihnen in den Mängeln ihres Glaubens zurechtzuhelfen.

  Die Auferbauung der Heiligen ist das sich durch all sein Mühen hindurchziehende Anliegen des Apostels, ihr Wachstum zu Christus hin, unserem Haupt. Fünf Jahre später wird er an die Römer schreiben: »Ich sehne mich danach, euch zu Gesicht zu bekommen, damit ich euch etwas geistliche Gnadengabe mitteile, um euch zu festigen« (Röm.1:11). Den Mängeln der Thessalonicher hilft er gerade durch die beiden Briefe an sie ab und fernerhin durch all seine weiteren Briefe an die verschiedenen Gemeinden, die fleißig abgeschrieben und untereinander ausgetauscht wurden.

  Unser Glaube erstarkt an dem sich immer tiefer erschließenden Wort der Wahrheit. Aber immer noch verschmachten auch heute viele Glaubensgeschwister aus Mangel an Erkenntnis (vgl. Jes.5:13). Deshalb mühen wir uns und lassen uns nicht entmutigen, alles darein zu setzen, dass sie zur Reife in Christus Jesus gelangen (Kol.1:28) und in allem Willen Gottes, in Seinem gesamten Heilsratschluss, vollgewiss werden (Kol.4:12). Und deshalb mühen sich Evangelisten, Hirten und Lehrer, die Heiligen an das Werk des in unserer heilsgeschichtlichen Verwaltung zu tuenden Dienstes, insbesondere des der Versöhnung, anzupassen und die Körpergemeinde Christi aufzuerbauen sowie zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes zu führen, zum Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus, hinweg von der Unmündigkeit, hinweg von den Thesen der Menschen und all den Irrtümern (Eph.4:11-14). Und deshalb hören wir auch nicht auf, zu beten und zu bitten, dass wir mit der Erkenntnis des Willens Gottes in aller geistlichen Weisheit und allem geistlichen Verständnis erfüllt werden, um des Herrn würdig zu wandeln und Ihm in jeder Weise zu gefallen - als solche, die in allem guten Werk Frucht bringen, in der Erkenntnis Gottes wachsen und mit aller Kraft nach der Gewalt Seiner Herrlichkeit gekräftigt werden zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden (Kol.1:9-11). Mögen wir darüber hinaus die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkennen und darin leben (Eph.3:19).

 

Er Selbst aber

 

  Paulus schließt diesen Abschnitt mit den Worten: »Er Selbst aber, Gott und unser Vater, und unser Herr Jesus richte unseren Weg zu euch« (Vers 11). Schon zweimal wollte Paulus zu ihnen kommen, doch der Satan hatte ihn daran gehindert, wie wir eingangs hörten (Kap.2:18). Und wieder wendet sich Paulus, der ohnehin allezeit Betende, bei Nacht und Tag Flehende, an Gott, den alles nach Seinem weisen Ratschluss Bewirkenden, unseren Vater, den uns liebevoll Erziehenden und Umsorgenden, und an unseren Herrn Jesus, den Herrn, der über uns verfügt, den Mittler, der zur Rechten Gottes ist, der Sich auch für uns verwendet. Dieser Vers ist als ein Gebet zu verstehen. Die ausführliche Nennung der Adressaten seines Gebets, beginnend mit »Er Selbst aber« und die Gemeinschaft zwischen dem

Vater und dem Sohn erwähnend, darf uns ein Hinweis darauf sein, dass alles in Herrlichkeit ausgeführt werden wird.

  So hat Paulus völligen Frieden und ist voller Zuversicht. Gemeinsam werden Gott und unser Herr ihm den Weg bahnen, zumal es ja Ihr Wille ist, dass alle Gläubigen zurechtgebracht, gefestigt und zur Reife gebracht werden. Und wenn wir auch Pläne machen, so ist es doch Gott, der uns das Ziel erreichen lässt. Folglich überlassen wir Ihm die Sorge, die Lenkung und die Ergebnisse.

  Vier oder fünf Jahre später übrigens wurde des Paulus Sehnsucht, das Angesicht der Thessalonicher wieder zu gewahren, erfüllt, als er nach dem Aufruhr der Silberschmiede in Ephesus im Jahre 55 nach Mazedonien kam (Ap.20:1).

 

Dies ist der Wille Gottes: eure Heiligung!

(1.Thess.3:12-4:12)

   Sein Gebet, dass ihm der Weg zu den Thessalonichern bereitet werde, fortsetzend, wendet sich der Apostel Paulus nun mit der Bitte für die Gläubigen an den Herrn Jesus Christus, dass ihre Heiligkeit vollkommen werden möge.

  Die Begriffe heilig, Heiligung und Heiligkeit seien kurz erläutert. Heilig sein heißt, für Gott abgesondert sein. Gott hat uns berufen und geheiligt, und an unserer Heiligkeit, an diesem Zustand, und der Tatsache, dass wir Heilige in Christus Jesus sind, gibt es keinen Zweifel. Nun aber sind wir aufgefordert, unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes zu vollenden (2.Kor.7:1). Der Wille Gottes ist unsere Heiligung. Die Heiligung ist der Prozess des Wachsens hinein in Ihn, der unser Haupt ist, Christus, und in Seine Gesinnung hinein. Heiligung - das ist das Ablegen allen unrechten Handelns und das Anziehen allen trefflichen, Gott wohlgefälligen Tuns. Heiligung - das ist unsere Umgestaltung von Herrlichkeit zu Herrlichkeit in das Bild unseres Herrn Jesus Christus in diesen unseren bösen Tagen.

  Das Gebet in Kapitel 3:12,13 und die Anweisungen zur Heiligung in Kapitel 4:1-12 sind eingebettet in die Erwartung der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus in Kapitel 3:13 und 4:13 bis 5:11. Denn der erwartungsfrohe Blick auf den für uns in den Luftraum herabkommenden Herrn ist der rechte Ansporn für unsere Heiligung, für unseren Wandel in zunehmender Heiligkeit.

 

Überfließende Liebe

 

  So schreibt der Apostel Paulus in 1.Thessalonicher 3:12,13: »Euch aber lasse der Herr zunehmen und überfließen in der Liebe zueinander und zu allen, gleichwie auch wir sie euch gegenüber erweisen, um eure Herzen zu festigen, damit sie vor unserem Gott und Vater untadelig in Heiligkeit seien in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus, mit all Seinen Heiligen.«

  Zunehmen und überfließen möge auch unsere Liebe, die zu allen Heiligen und die zu allen Menschen, gleichwie auch Paulus die Thessalonicher liebte. Ein unmögliches Unterfangen für uns aus uns heraus. Doch die Liebe Gottes ist in unseren Herzen ausgegossen durch den uns gegebenen heiligen Geist (Röm.5:5), und sie ist voller Wachstumskraft. Diese Liebe wächst nach dem Maß der Erkenntnis der Liebe des Christus, das Gott uns schenkt.

  Das Ziel der Liebe ist die Festigung der Herzen der Geschwister in Christus Jesus. Die Festigung geschieht durch das lebendige und wirksame Wort Gottes, nicht durch theologische und philosophische Phrasen, nein, durch das Wort vom Kreuz und damit der Gnade, die in Christus Jesus ist, im Lesen und in der Verkündigung, dem Zuspruch und der Belehrung (1.Tim.4:13).

  Die Festigung im Glauben wiederum hat zum Ziel, dass wir untadelig in Heiligkeit wandeln, heute und bis zum Tag Christi. Genau dies ist auch in Philipper 1:9-11 das Anliegen des sich um uns mühenden Apostels Paulus: »Dafür bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Feingefühl dazu überfließe, dass ihr prüfet, was wesentlich ist, damit ihr auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig seid, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes.« Heute, in diesen Tagen, sollen und können wir uns aufrichtig und unanstößig verhalten, indem wir uns kräftigen im Blick auf den Tag Christi, wo alles offenbar und vergolten werden wird. Zum untadeligen Wandel gehört zum Beispiel, was in Philipper 2:14-16 geschrieben steht: »Tut alles ohne Murren und Schlussfolgern damit ihr untadelig und ohne Arglist werdet, makellose Kinder Gottes inmitten einer verkehrten und verdrehten Generation, unter der ihr wie Lichter in der Welt scheint, auf das Wort des Lebens Acht habend.« Murren ist kein guter Ratgeber; ebenso wenig Schlussfolgern, denn zum Glauben sind wir aufgerufen und nicht zum Folgern, was meistens falsche Ergebnisse erbringt und unsere Gedanken und damit unseren Wandel zerrüttet.

  Der uns aber in unserem Wandel Stetigkeit verleihen wird bis zur Vollendung, damit wir am Tage unseres Herrn Jesus Christus unbeschuldbar sind, ist Er Selbst, unser Herr Jesus Christus (1.Kor.1:8). - Eine Zwischenbemerkung: Als in Christi Blut Gerechtfertigte sind wir in unserem Gnadenstand selbstverständlich unbeschuldbar, heilig und makellos, doch hier geht es darum, ob wir uns so verhalten, dass uns niemand beschuldigen kann, eben untadelig, aufrichtig und unanstößig.

  Wer auf die Anwesenheit des Herrn hin lebt, wer Sein Erscheinen liebt, der wird auf Ihn ausgerichtet denken und handeln, in Seiner Gesinnung, Gott wohlgefällig und zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters.

  Das griechische Wort parousia bezeichnet ein persönliches Da-Sein, eben Anwesenheit, und ist nicht mit »Ankunft« zu übersetzen, wenn die Anwesenheit unseres Herrn auch mit Seiner Ankunft beginnt.

  »... mit all Seinen Heiligen«, so lauten die letzten Worte unseres Verses 13. Die Herzen der Thessalonicher samt den Herzen aller Heiligen, die in Christus Jesus sind, sollen untadelig in Heiligkeit sein. Alle Glieder der Gemeinde, die Christi Körper ist, sollen zu diesem Zielen gebracht werden.

 

Paulus ersucht die Gläubigen

 

  »Im übrigen nun, Brüder«, so beginnt Kapitel vier. Das Übrige ist das, was unbedingt noch dazu gehört, um eine Aussage zu vervollständigen, und die besondere Anrede mit »Brüder« drückt aus, dass Paulus sich nachdrücklich, ja flehentlich an die mit ihm Vertrauten wendet. Er fährt fort: »... ersuchen wir euch und sprechen euch zu in dem Herrn Jesus ...« Selbstverständlich hat der Apostel das Recht, Anweisungen zu erteilen, doch er will die aus dem Herzen kommende Zustimmung der Gläubigen erreichen, den Gehorsam aufgrund innerer Einsicht; deshalb ersucht er sie, das heißt er erfragt bittend ihre Übereinstimmung mit ihm; und deshalb spricht er ihnen in dem Herrn Jesus zu, das heißt nicht von sich selbst aus legt er ihnen sein dringliches Anliegen nahe. Wohl sollen sie auf ihn hören, aber damit doch auf den Herrn Jesus Christus.

  Und so kann Paulus in den Versen 1 und 2 weiter schreiben: »... dass, so wie ihr es von uns erhalten habt, wie ihr wandeln müsst (man kann auch übersetzen: wie es für euch zu wandeln bindend ist), um Gott zu gefallen (wie ihr auch wandelt), dass ihr darin immer mehr überfließen möget. Denn ihr wisst, welche Anweisungen wir euch durch den Herrn Jesus gegeben haben.« Die Thessalonicher wandeln bereits in den Anweisungen, und nun sollen sie darin überfließen. Wieder kommt uns das Wort »überfließen« zu Gehör. Ja, zur Reife sollen wir gelangen, vollkommen soll unser Tun und Lassen sein, so wie wir es in den Briefen des Apostels Paulus lesen.

Dies ist der Wille Gottes: unsere Heiligung!

 

  Überfließen in einem untadeligen Wandel vor dem Angesicht unseres Gottes und Vaters sollen wir, denn genau dies ist Sein Wille, wie wir in Vers 3 lesen: »Denn dies ist der Wille Gottes: eure Heiligung«, und ein wichtiger Punkt dabei ist: »... euch fernzuhalten von aller Hurerei.«

  Petrus schreibt dazu (im 1. Brief 1:14-16): »Stellt euch als Kinder des Gehorsams nicht auf die früheren Begierden ein, als ihr in Unkenntnis wart, sondern werdet, dem Heiligen gemäß, der euch berufen hat, selbst Heilige in allem Verhalten, weil geschrieben steht: Heilige sollt ihr sein, denn Ich bin heilig« (vgl. 3.Mose 19:2). Mögen wir uns also ausstrecken nach einem Wandel in Wahrheit, Gerechtigkeit, Reinheit, Selbstlosigkeit und Liebe.

  Heiligung hat nichts mit mystischer Versenkung, fälschlich so benannten Sakramenten, Ritualen oder Bußübungen zu tun, sondern meint unser alltägliches Verhalten in unserem Körper, das immer weniger fleischgemäß und immer mehr geistgemäß sein soll, schlicht und einfach, wie in 1.Korinther 10:31 geschrieben steht: »Folglich, ob ihr esst oder trinkt oder sonst etwas tun möget, tut alles zur Verherrlichung Gottes!« Und weiter heißt es da: »Benehmt euch unanstößig bei Juden wie auch Griechen und in der herausgerufenen Gemeinde Gottes, so wie auch ich danach trachte, allen in allem zu gefallen, indem ich suche, nicht was mir selbst, sondern den vielen förderlich ist, damit sie gerettet werden. Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christi Vorbild folge!« Wer Paulus nachahmt, ist auf dem richtigen Weg; wer nicht mehr länger sich selbst lebt, sondern dem, der für uns starb und auferweckt wurde, ist auf dem Weg der Heiligung. Die ersten Schritte dazu kennen wir aus Römer 12:1-2: »Stellt eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereit (als euren folgerichtigen Gottesdienst) und stellt euch nicht auf diesen Äon ein, sondern lasst euch umgestalten durch die Erneuerung eures Denksinnes, damit ihr zu prüfen vermöget, was der Wille Gottes sei - der gute, wohlgefällige und vollkommene.« Im übrigen werden wir darum beten, dass wir mit der Erkenntnis des Willens Gottes in aller geistlichen Weisheit und allem geistlichen Verständnis erfüllt werden, um des Herrn würdig zu wandeln und Ihm in allem zu gefallen - als solche, die in allem guten Werk Frucht bringen, in der Erkenntnis Gottes wachsen und mit aller Kraft nach der Gewalt Seiner Herrlichkeit gekräftigt werden zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden (Kol.1:9-11), auch zum Fortschreiten in der Heiligung.

  Zur Heiligung gehört, sich von der Hurerei fernzuhalten. Selbstverständlich sollen wir von allem Abstand halten oder Abstand nehmen, was böse aussieht (1.Thess.5:23).

  Hurerei ist jede intime Beziehung zweier nicht miteinander Verheirateten. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder man lebt enthaltsam oder man lebt ehelich (1.Kor.7:9). Es gibt allerdings nochmals zwei Verhaltensweisen: entweder man lebt ehelich oder man hurt (1.Kor.7:2). »Die Hochzeit werde wertgeachtet«, heißt es wörtlich in Hebräer 13:4.

  Von aller Hurerei sollen wir uns fernhalten, sei es vom sogenannten »Zusammenleben« oder vom vorehelichen Geschlechtsverkehr, von Ehebruch oder sonst welchen unzüchtigen Handlungen. Und vergessen wir nicht, was in Matthäus 5:28 geschrieben steht: »Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau anblickt, um sie zu begehren, treibt mit ihr schon Ehebruch in seinem Herzen.«

  Geliebte Geschwister, »wie verträgt sich der Tempel Gottes mit den Götzen? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, so wie Gott gesagt hat: Ich werde ihnen innewohnen und unter ihnen wandeln. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden Mein Volk sein. Darum kommt aus ihrer Mitte heraus und sondert euch ab, sagt der Herr. Rührt nichts Unreines an, und Ich werde euch Einlass gewähren. Ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet Mir zu Söhnen und Töchtern sein, sagt der Herr, der Allgewaltige. - Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, wollen wir uns von jeder Besudelung des Fleisches und auch des Geistes reinigen und unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden« (2.Kor.6:16-7:1).

 

In Heiligung

 

  Wir hören weiter: »... dass ein jeder von euch wisse, sein eigenes Gefäß zu erwerben in Heiligung und Ehrbarkeit, nicht in leidenschaftlicher Begierde gleichwie die Nationen, die nicht mit Gott vertraut sind« (Verse 4+5). Der Begriff Gefäß oder Gerät wird in der Schrift mehrfach bildlich auf den Menschen und an unserer Stelle ebenso wie in 1.Petrus 3:7, wonach dem weiblichen, schwächeren Gefäß als Mitlosteilinhaber der Gnade Ehre gebührt, auf die Frau bezogen. Jeder erwerbe demnach seine eigene Frau in Heiligung, jeder werbe in heiliger Weise, von der weltlichen Weise abgesondert und an Gottes Heiligkeit orientiert, um seine Frau, und in Ehrbarkeit, sich ehrenhaft verhaltend und Gott verherrlichend sowie sie wertschätzend und ehrend, sie bis zur Eheschließung nicht antastend, was wahrer Liebe zu ihr entspricht.

  »Die jugendlichen Begierden aber fliehe«; dieses Wort in 2.Timotheus 2:22 muss nicht nur jungen Menschen gesagt werden, sondern auch den alten. Liebe Geschwister, wir sind mit Gott vertraut, Sein Geist, Seine Gesinnung, Sein Wort wohne in uns. »Darum fliehet alle Hurerei! Jede Versündigung, die ein Mensch auch begehen mag, ist außerhalb des Körpers; wer aber hurt, sündigt am eigen Körper. Oder wisst ihr nicht, dass euer Körper ein Tempel des heiligen Geistes in euch ist, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid mit einem hohen Preis erkauft worden; verherrlicht daher Gott auf jeden Fall in eurem Körper!« (1.Kor.6:18-29).

 

Übervorteilt niemanden!

 

  In Vers 6 spricht Paulus einen anderen Punkt der Heiligung an, und zwar: »... dass keiner seinen Bruder in einer Sache übergreife oder übervorteile.« Übervorteilen ist im Griechischen praktisch dasselbe Wort wie Habgier. Dieses Mehrhabenwollen, mehr als recht ist, läuft der Heiligung zuwider. Du sollst nicht begehren, was deines Nächsten ist, heißt es schon in den Zehn Geboten. Wer rücksichtslos nimmt, sei es auf rechtlicher Ebene, indem er sich Übergriffe erlaubt oder sonst welche Grenzen überschreitet, etwa in die Zuständigkeit eines anderen eingreift, oder sei es auf materieller Ebene, indem er seinen Bruder übervorteilt, also betrügt oder ausnutzt, der handelt keinesfalls in Heiligkeit.

 

Der Herr ist dieser Dinge Rächer

 

  Der Apostel fährt fort: »... weil der Herr aller dieser Dinge Rächer ist, so wie wir es euch schon vorher gesagt und bezeugt haben.« Am Tag Christi wird dies geschehen, in Seiner Anwesenheit. Wir alle werden vorne vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, es sei gut oder schlecht (2.Kor.5:10). Dann ist unser Herr der Rächer dieser Dinge im Sinne des Recht Schaffenden. Keinem Hurer, Unreinen oder Habgierigen (er ist ja ein Götzendiener) wird dann ein Losteil in der Königsherrschaft Christi und Gottes zugesprochen werden (Eph.5:5).

 

Zur Heiligung berufen

 

  Paulus schließt dieses Thema mit den ernsten Worten: »Denn Gott beruft uns nicht zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. Daher also, wer dies ablehnt, lehnt nicht einen Menschen ab, sondern Gott, der Seinen Geist, den heiligen, in euch gibt« (Verse 7+8). Unreinheit bezeichnet das gesamte vom weltlichen und widergöttlichen Denken geprägte Verhalten. Wir aber sind zur Heiligung berufen. Tag für Tag soll die Heiligung unser Anliegen sein, allezeit sollen wir darauf ausgerichtet sein, geistgemäß, nicht fleischgemäß zu handeln, schriftgemäß, Christus gemäß, zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters, des Heiligen und Vollkommenen.

  Wer dies aber ablehnt (oder wörtlich: wer diesem keinen Sitz [in seinem Herzen] gibt), wer dies verachtet und verwirft, der verachtet und verwirft Gott, der lehnt Gott ab. Gott hat aber doch gerade Seinen Geist, den heiligen, in uns hineingegeben, damit wir aus dessen Kraft heilig leben können. Mögen wir Seinen Geist nicht betrüben! Kränken wir unseren Gott und Vater nicht!

 

Die brüderliche Feindschaft

 

  Im Folgenden zeigt der Apostel Paulus weitere Seiten der Heiligung auf. Er schreibt in den Versen 9 und 10: »Was die brüderliche Freundschaft betrifft, so brauchen wir euch darüber nicht zu schreiben; den ihr selbst seid von Gott gelehrt worden, einander zu lieben; denn dasselbe erweist ihr ja allen Brüdern in ganz Mazedonien. Wir sprechen euch aber zu, Brüder, darin immer mehr überzufließen.« Welch eine vorbildliche Gemeinde die Thessalonicher bilden! Paulus stellt ihnen ein ausgezeichnetes Zeugnis aus. Er hat es gar nicht nötig, sie zur Bruderliebe aufzufordern, denn sie tun es schon, sie erweisen bereits allen Geschwistern gar in der ganzen Provinz herzliche Liebe. Was Paulus später den Römern sagt, dass nämlich ihre Liebe ungeheuchelt sein soll (Röm.12:9), ist bei ihnen längst der Fall; ebenso auch dies: »In der geschwisterlichen Freundschaft seid einander herzlich zugetan, in der Ehrerbietung einander höher achtend ... zu den Bedürfnissen der Heiligen beisteuernd, der Gastfreundschaft nachjagend« (Röm.12:10-13).

  Gott Selbst hat es sie gelehrt, und zwar aufgrund des verkündigten Wortes, das in ihnen im Willen zur Heiligung in der Kraft des heiligen Geistes Raum gewonnen hat.

  Darin sollen sie nun immer mehr überfließen. Dies kann Paulus deshalb sagen, weil die Liebe kein Maß kennt; man kann nicht sagen: Jetzt ist genug Liebe zum Ausdruck gebracht. Ebenso wie wir in unser Haupt, Christus, hineinwachsen und uns dabei keine Grenze gesetzt ist, so soll - und dies ist der Wille Gottes - unsere Liebe weiter wachsen in aller Heiligung, in der Unterordnung all unserer Gedanken unter den Gehorsam des Christus (2.Kor.10:5).

 

Durch eigenes Arbeiten

 

  Der Heiligung würden Trägheit und Nachlässigkeit entgegenstehen. Darum spricht Paulus den Thessalonichern in den Versen 11 und 12 zu: »... und eure Ehre dareinzusetzen, still zu sein und das Eigene zu verrichten und mit euren Händen zu arbeiten, so wie wir euch angewiesen haben, damit ihr vor denen draußen wohlanständig wandelt und niemandes Unterstützung bedürft.« Eine ruhige und stille Lebensweise, keine aufmüpfige und vorlaute, sollen wir vollführen, in aller Frömmigkeit (das heißt Gottwohlverehrung) und Ehrbarkeit (1.Tim.2:2). Jeder soll in aller Stille arbeiten und sein selbstverdientes Brot essen und keinesfalls großsprecherisch und vorwitzig sein und der Arbeit aus dem Wege gehen (2.Thess.3:11,12).

  Paulus ist uns darin ein gutes Vorbild. Er arbeitete nachts und tags in seinem Beruf als Zeltmacher und deckte mithin seinen Bedarf mit seinen eigenen Händen. Er fiel niemandem zur Last.

  Auch um derer willen, die draußen sind, außerhalb der herausgerufenen Gemeinde, also der Nichtberufenen, sollen wir wohlanständig wandeln. Ja, ein Brief Christi sollen wir sein, von allen Menschen eindeutig zu lesen (2.Kor.3:3). Auf Edles sollen wir vor allen Menschen vorbedacht sein (Röm.12:17). So wirken wir nun, am meisten an den Gliedern der Familie des Glaubens, zudem aber für das Gute an allen, so wie wir Gelegenheit haben (Gal.6:10).

  Mögen wir nach alledem, was wir gehört haben, allezeit auf den Herrn ausgerichtet sein und Sein Erscheinen lieben. Dieser Blick auf Ihn und Seine Anwesenheit wird uns kräftigen, in hingebungsvoller Heiligung zu wandeln zur Verherrlichung unseres Herrn Jesus Christus und unseres Gottes und Vaters.

  

Der Tag des Herrn kann uns nicht ergreifen

(1.Thess.4:13-5:11)

 

  In der herausgerufenen Gemeinde zu Thessalonich waren einige Geschwister entschlafen. Nun stellte sich die Frage: Wie wird es mit ihnen bei der Anwesenheit des Herrn sein? Sie sind ja nicht da, denn sie sind tot. Mithin ist zu befürchten, dass sie die Anwesenheit des Herrn nicht zusammen mit uns erleben, die wir täglich in dieser glückseligen Erwartung leben, sondern wohl erst später daran teilhaben - aber wann? Wann werden unsere Toten auferweckt?

  Der Mensch ist eine lebendige Seele (1.Mose 2:7; 1.Kor.15:45), solange der Geist Gottes, der Lebensodem, im Körper ist; zieht Gott den Odem der Lebenden zurück, kehrt der Körper zum Erdreich zurück, und die Seele - sie ist das Bewusstsein - ist nicht mehr. Der Mensch ist nicht mehr (Pred.9:5,10; 12:7; Ps.104:29; Luk.23:46; 1.Kor.15:18). Bis zur Auferweckung. - Werden unsere geliebten Entschlafenen unseren Herrn Jesus Christus am selben Tag sehen wie wir, oder werden sie an jenem herrlichen Tag noch nicht dabei sein?

  

Damit ihr nicht betrübt seid

 

  Die dem Apostel Paulus zuteil gewordene Offenbarung zu dieser Fragestellung entspricht dem ihm für uns, die Glieder der Gemeinde, die Christi Körper ist, enthüllten Evangelium und ist völlig anderen Inhalts als die Verheißungen für Israel und seine Entschlafenen.

  Einleitend schreibt er: »Wir wollen euch aber, meine Brüder, betreffs der Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht betrübt seid so wie die übrigen, die keine Erwartung haben« (Vers 13). Kenntnis sollen wir haben, ja Erkenntnis. Unwissenheit in geistlichen Dingen hat verheerende Auswirkungen. Das gründliche Erlernen der Heilswege Gottes aber, nicht ohne die Belehrung darüber, festigt im Glauben und stärkt in der Erwartung, wie auch nur die überwältigende Erkenntnis der Gnade, in der wir in Christus Jesus stehen, zur Heiligung beflügelt.

  Wir haben eine Erwartung, wie sie herrlicher nicht sein kann, denn der Herr Jesus Christus Selbst ist unsere Erwartung (1.Tim.1:1). Wir werden einen unvergänglichen, geistlichen Körper erhalten, so herrlich wie der unseres Herrn (Phil.3:21), und dem Bild des Sohnes Gottes gleichgestaltet werden (Röm.8:29), so unseren Sohnesstand auch körperlich einnehmend (Röm.8:23). Um Seiner vielen Liebe willen, mit der Gott uns liebt, wird Er uns für die kommenden Äonen inmitten der Überhimmlischen niedersetzen, um diesen Geschöpfen dort den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen (Eph.2:6,7). Als Glieder Christi dürfen wir Seine Vervollständigung sein und an Seiner Aufgabe der Vervollständigung des Alls mitwirken (Eph.1:23).

  In alldem haben wir nach Epheser 1:12 eine frühere Erwartung als Israel. Unsere Erwartung wird am Tag Christi erfüllt, in Seiner Anwesenheit für uns, vor der Zeit des Zorns und des gerechten Gerichtes Gottes, vor der siebenjährigen Endzeit, durch die Israel hindurch muss, denn wir werden vor dem Zorn gerettet (Röm.5:9), ja aus des Zornes Kommen geborgen (1.Thess.1:10). Um auf das Thema der Auferstehung unserer Toten zurückzukommen: Wir werden an der ersten Auferstehung der Entschlafenen Israels nicht teilhaben, denn diese findet erst nach dem letzten Jahrsiebener, bei der Anwesenheit des Herrn für Israel, statt. Die Verstorbenen der Körpergemeinde werden früher auferweckt. Näheres sei hier noch nicht gesagt, denn der Apostel Paulus enthüllt uns dies erst in den folgenden Versen.

  Nicht so betrübt, wie die Ungläubigen, die keine Erwartung haben, es über den Tod eines Angehörigen sind, sollen wir sein. Wohl trauern wir über den Verlust, den wir erlitten haben, doch im Hinblick auf den Verstorbenen können wir in derselben Erwartungsfreude sein wie für uns selbst.

 

Wir glauben

 

  Nicht betrübt sollen wir sein, »denn«, so erklärt Paulus in Vers 14, »wenn wir glauben, dass Jesus starb und auferstand, so wird auch Gott die Entschlafenen durch Jesus mit Ihm führen«. Ja, wir glauben, dass der Herr Jesus Christus um unserer Kränkungen willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde. Jesu Christi Tod und Auferstehung gehören zu den Grundtatsachen unseres Glaubens. Ebenso gewiss wird Gott unsere Entschlafenen durch Jesus mit Ihm führen, das heißt auferstehen und allezeit mit dem Herrn zusammen sein lassen.

 

Ein Wort des Herrn

 

  »Denn dies sagen wir euch als ein Wort des Herrn: Wir Lebenden, die wir bis zur Anwesenheit des Herrn übrigbleiben, werden die Entschlafenen keinesfalls überholen« (Vers 15). Dass Paulus hierzu ein besonderes Wort des Herrn erhielt, entspricht der Tatsache, dass in der gesamten Heiligen Schrift über unsere Auferstehung nichts geschrieben steht, und dies ist wiederum darin begründet, dass die Gemeinde, die dies betrifft, die Christi Körper ist, selbst ein Geheimnis war, bis sie dem Apostel Paulus offenbart wurde. Nur die Paulusbriefe reden von der gegenwärtigen Gemeinde, und nur hier können wir auch das Wort über unsere Auferstehung finden.

  Wir halten fest: Wir Lebenden werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen; sie werden also uns gegenüber nichts versäumen.

 

Der Befehlsruf des Herrn

 

  Es folgt die Begründung: »... denn der Herr Selbst wird mit dem Befehlsruf, mit der Stimme des Botenfürsten und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabsteigen, und die Toten  in Christus werden zuerst auferstehen« (Vers 16). Der Herr wird befehlen, und die Toten werden auferstehen. Er wird nicht zur Rechten Gottes sitzen bleiben und rufen, sondern herabsteigen. Dies ist das nächste heilsgeschichtliche Ereignis überhaupt. Dies wird geschehen, wenn der Zorn Gottes im Kommen begriffen ist (1.Thess.1:10).

  Unser Herr Jesus Christus sendet nicht einen Boten oder Botenfürsten und geleitet uns auch nicht mit einer glänzenden Eskorte von himmlischen Boten zu Sich, sondern Er kommt uns entgegen, Er Selbst holt die Glieder Seines Körpers zu Sich. So sehr liebt Er uns, Seine Brüder und Schwestern, die wir Seine Vervollständigung sind (Eph.1:23).

  Boten haben in der gegenwärtigen Heilshaushaltung ohnehin keine Dienste an uns zu tun, sondern wir an ihnen, denn Gott macht heute den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten der Überhimmlischen Seine mannigfaltige Weisheit durch uns bekannt (Eph.3:10). An uns wird Er ihnen in den kommenden Äonen auch den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stellen (Eph.2:7).

  Mit dem Befehlsruf wird der Herr herabsteigen. »Er spricht, und es geschieht« (Ps.33:9). Lazarus erstand auf, als der Herr mit lauter Stimme schrie: »Lazarus, herzu, komm heraus!« (Joh.11:43). In der Gewalt Seiner Herrlichkeit wird solches wieder geschehen - an uns aber in viel größerem Ausmaß und viel besserer Qualität, denn wir bekommen unvergängliches Leben.

  Mit der Stimme des Botenfürsten wird Er kommen. Er Selbst, der Fürst über alle Boten und deren Fürsten, wird Seine Stimme erheben.

  Sie ist wie der Schall einer Posaune, vergleichbar mit einem Schofar, mit dem man am Tag der Beschirmungen im 49. Jahr das Halljahr ausrief (3.Mose 25:9). Die Posaune Gottes ist kein Instrument, sondern Ausdruck der wie der Ton einer Posaune alles durchdringenden Kraft des lebendigen Gottes. - Sicherlich ist es überflüssig zu sagen, dass an die sieben Gerichtsposaunen von Offenbarung acht bis elf nicht zu denken ist.

  Im Übrigen sei noch angemerkt (und zwar nur wegen der herrschenden dämonischen Irrlehre), dass unser Herr die Seinen nicht durch den Tod zu Sich holt, sondern dadurch, dass Er sie auferstehen heißt. -

  Die Toten zuerst! Das ist der Zuspruch für die Thessalonicher! Diese Auferstehung ist nicht die erste Auferstehung, die der entschlafenen Gläubigen Israels, sondern geschieht vorher. In Johannes 5:29 ist gesagt: »Es werden hervorgehen, die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Schlechte verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts.« Und in Offenbarung 20:5,6 lesen wir dazu: »Diese Auferstehung ist die erste. Glückselig und heilig ist, wer an der ersten Auferstehung Anteil hat. Über diese hat der zweite Tod keine Vollmacht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm die tausend Jahre als Könige herrschen.« Zwischen der früher stattfindenden Auferstehung unserer - der Körpergemeinde - Entschlafenen und jener ersten Auferstehung liegt eine etwas längere Zeit als der siebzigste Jahrsiebener, und dieser ist ebenso wie die übrigen 69 Jahrsiebener für Israel abgetrennt (Dan.9:24). Nach Daniel 12:12 werden die gläubigen Toten Israels 1.335 Tage nach der Mitte des letzten Jahrsiebeners auferweckt werden, also 75 Tage nach der Ankunft Jesu Christi auf dem Ölberg zur Errichtung des Königreichs Israels, und mithin den Herrn zweieinhalb Monate später sehen als die lebend durch die siebenjährige Endzeit hin durchgekommenen Israeliten. Jene Lebenden werden demnach jene Toten überholen.

 

Dem Herrn entgegen

 

  Zurück zu dem prophetischen Wort für uns. »Darauf«, so heißt es in Vers 17, also nach der Auferstehung unserer Toten, »werden wir Lebenden, die wir übrigbleiben, zugleich mit ihnen zusammen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein.« Entrückt werden wir, das heißt so viel wie weggeraubt, schnell weggerafft, entrissen werden wir Lebenden zusammen mit den Auferstandenen unserem bisherigen Lebensraum. Dies geschieht sicherlich ebenso schnell wie unsere Verwandlung, von der wir in 1.Kor.15:51 bis 53 lesen: »Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden in einem Nu, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenstoß. Denn Er wird posaunen, und die Toten werden auferweckt werden unvergänglich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Vergängliche muss Unvergänglichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen.«

  In Wolken werden wir dem Herrn entgegengeführt. Ob dies bedeutet, dass die Vielzahl der Entrückten viele den Wolken gleichende Anhäufungen bilden, weiß ich nicht. Zur Begründung wird meist auf die in Hebräer 12:1 genannte große Wolken von Zeugen verwiesen; dort wird eine Ansammlung von bis heute beispielgebenden Gläubigen mit einer Wolke gleichgesetzt. Soweit ich es sehe, dürften die Wolken unsere Umhüllung beschreiben. Die Wolken müssen nicht aus Wassertröpfchen bestehen. Wir Verwandelten und der strahlenden Herrlichkeit Christi Gleichgestalteten werden vor den Augen der Welt verhüllt weggenommen.

  Eine Wolke deutete in Israel die verhüllte Gegenwart der Herrlichkeit Gottes an, Schekina genannt (2.Mose 24:15-18; 40:34-38; 1.Kön.8:10-12). Unser Herr Jesus wurde vor den Augen der Jünger emporgehoben und eine Wolke nahm Ihn auf (Ap.1:9). Die zwei Zeugen, die die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter sind, werden in einer Wolke zum Himmel hinaufgenommen (Off.11:12). Mit den Wolken und auf den Wolken wird der Herr zu Israel wiederkommen (Dan.7:13; Mat.24:30; Mark.13:26; 14:62; Off.1:7). Dies alles ist kein Beweis, nährt aber das Verständnis, dass »unsere« Wolken ähnliche Funktion haben, dass nämlich unsere Verhüllung die Welt nicht an unserer Herrlichkeit teilnehmen lässt, was der Überlassung zum Zorngericht Gottes entspricht.

  Im Luftraum werden wir mit dem Herrn zusammentreffen und so allezeit mit Ihm zusammen sein. Unsere Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes im Glauben ist der im Schauen gewichen. Allezeit mit dem Herrn Jesus Christus zusammen sein, mithin auch an all Seinen Werken als Seine Vervollständigung mitwirken, zum Beispiel an der Vervollständigung des Alls in allem (Eph.1:23) - welch eine Verheißung!

 

Sprecht einander zu!

 

  »Daher sprecht einander zu mit diesen Worten!« (Vers 18). So schließt Paulus diesen Abschnitt. Welch ein Trost und welch eine Freude für die Thessalonicher! Mögen die Gläubigen unserer Tage einander doch ebenfalls mit diesem Zuspruch dienen, nicht mit den Verheißungen für Israel und erst recht nicht mit all den schriftwidrigen religiösen Behauptungen.

 

Wie ein Dieb in der Nacht

 

  Nun würden wir fragen: Wann wird unsere Entrückung stattfinden? Die Thessalonicher dagegen fragten nicht, sie wussten Bescheid, denn Paulus hatte es ihnen gesagt und auch gerade in Kapitel eins, Vers 10 dieses Briefes geschrieben, dass unser Herr Jesus uns aus dem im Kommen begriffenen Zorn Gottes bergen wird. So schreibt er nun in Kapitel 5:1-3: »Betreffs der Zeiten und Fristen, Brüder, braucht euch nicht geschrieben zu werden; denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit!, dann steht der Ruin unvermutet vor ihnen, so wie die Wehe vor einer Schwangeren, und sie werden keinesfalls entrinnen.«

  Es besteht kein Bedarf, die Zeiten und Fristen zu erfahren, zu wissen, wann der Tag des Herrn anbricht, denn es gibt keine berechenbare Zeit dafür, weil  er ja doch wie ein Dieb in der Nacht kommt und dies eben niemand weiß noch wissen soll. Die Propheten nennen den Tag des Herrn Tag Jewes und beschreiben ihn als eine Frist der Rache Jewes (Jer.51:6), als einen Tag des Zorns und Grimms Jewes, einen Tag der Not und Bedrängnis, der Finsternis und der Verwüstung (Zeph.1:14-2:3). Dies ist die Frist der siebenjährigen Endzeit, des letzten der für Israel - nicht für uns - abgetrennten siebzig Jahrsiebener (Dan.9:24). Dieser beginnt plötzlich und überraschend. Jeremia schieb: »Sie sagen: Friede, Friede! - und da ist doch kein Friede ... Zur Zeit, da Ich sie heimsuche, werden sie stürzen, spricht Jewe« (Jer.6:14,15; vgl. Hes.13:10). Es wird sein wie zur Zeit Noahs: »Sie erkannten nichts, bis die Überflutung kam und sie allesamt hinwegnahm; so wird es auch bei der Anwesenheit des Sohnes des Menschen sein« (Mat.24:39). Nach Lukas 21:34,35 wird jener Tag unvermutet wie eine Falle vor Israel stehen und über alle Erdenbewohner hereinbrechen.

 

Söhne des Lichts

 

  Was uns dagegen anbelangt, so enthält das Evangelium des Apostels Paulus auch zu unserem Thema eine frohmachende Botschaft: »Ihr aber, Brüder, seid nicht mehr in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreifen könnte; denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören weder der Nacht noch der Finsternis an« (Verse 4+5). Wir sind nicht mehr in der Finsternis, denn Gott hat uns aus der Obrigkeit der Finsternis geborgen und in das Königreich des Sohnes Seiner Liebe versetzt (Kol.1:13). Das ist eine geistliche Tatsache, und dies hat zur Folge: Der Tag des Herrn, der Finsternis und des Wetterdunkels, kann uns nicht ergreifen. Er kann uns nicht ergreifen, denn wir sind Söhne des Lichts. Wer an Jesus als den Christus, an Ihn, das Licht, glaubt, ist ein Sohn des Lichts (Joh.12:36). Wir waren einst Finsternis, nun aber sind wir Licht in dem Herrn (Eph.5:8).

  »Gott hebt uns gegenüber Seine Liebe dadurch hervor, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren. Wieviel mehr folglich werden wir, die wir nun in Seinem Blut gerechtfertigt sind, durch Ihn vor dem Zorn gerettet werden!« (Röm.5:8,9). Der Gerichtstag kann uns nicht erfassen, denn der Zorn Gottes kann sich nicht gegen von Ihm Gerechtfertigte und mit Ihm Ausgesöhnte richten. Wir werden während des Zornes Kommen von der Erde weg zu unserem Herrn hin entrückt werden.

 

Wachet!

 

  Die Tatsache, nicht der Nacht anzugehören, hat praktische Konsequenzen: »Demnach sollten wir nun nicht schlummern wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein! Denn die Schlummernden schlummern des Nachts, und die sich berauschen, sind des Nachts berauscht« (Verse 6+7). Lege dich nicht nieder, um schlummernd zu rasten, schlafe nicht, sondern diene dem Herrn hingebungsvoll und wache, lass dich keinesfalls von der Finsternis irreführen, pass auf, dass man dich nicht mit verdrehten Gottesworten an der Nase herumführt. Berausche dich nicht an seelischen, gefühlsbetonten und pseudocharismatischen Dingen oder an angeblich exakten Berechnungen des Zeitpunktes unserer Entrückung.

 

Panzer und Helm

 

  Mit Vers 8 setzt Paulus die Ermahnung fort: »Da wir aber Söhne des Tages sind, lasst uns nüchtern sein und den Panzer des Glaubens und der Liebe anziehen samt dem Helm, welcher die Erwartung der Rettung ist.« Nüchtern ist, wer dem Wort Gottes schlicht glaubt und nicht auf Schlussfolgerungen baut sowie sich nicht täuschen lässt von weltlicher Weisheit und religiöser Lehren. Schließen wir uns fest in den Panzer des Glaubens ein, sodass wir unverrückbar glauben, was dem Apostel Paulus für uns enthüllt wurde, und nicht etwa durch an Israel gerichtete Worte unnüchtern und unsachlich einebenen. Panzer und Helm schützen vor feindlichen Gewalten. Der Panzer der Liebe bewahrt uns vor finsteren und lieblosen Gedanken. Und der Helm der Erwartung der Rettung schützt uns vor Gegnern, vor betrügerischen Arbeitern, die unsere Rettung in die Gerichtszeit hineinverlegen, Angst und Schrecken verbreitend, oder sogar Zweifel an unserer Rettung säen, falls wir nicht ausharren oder überwinden sollten.

 

Zur Rettung ausersehen

 

  Wir erwarten die Rettung, »denn«, so schreibt Paulus in den Versen 9 und 10 weiter, »Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur
Aneignung der Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns starb, damit wir, ob wir wachen oder schlummern, zugleich mit Ihm leben.« Nicht zum Zorn sind wir gesetzt - wieder hören wir diese frohe Kunde. Sondern zur Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus. Gleich ob wir wachen und aufmerksam die Anweisungen unseres Herrn beachten oder ob wir schlummern und faul sind, vielleicht sogar den jetzigen Äon lieben (2.Tim.4:10): Wir sind aus Gnaden zur Rettung bestimmt.

  Nun heißt es hier: zur »Aneignung« der Rettung. An anderer Stelle schreiben wir für dasselbe griechische Wort »das Zugeeignete«. Dem Wort noch mehr auf den Grund gehend, besagt es das, was einem umgetan wurde und einen umgibt. Wir sind also als bereits Gerettete so fest in  das Rettungswerk Christi eingebettet, dass Er uns auch vor dem Tag des Zorns retten wird. Nicht dass jemand denke, dass wir selbst etwas tun müssten, um uns die Rettung anzueignen - das sei ferne! -, sondern wir werden sie am Tag Christi von unserem Herrn angeeignet bekommen.

  Längst ist unser Bürgertum in den Himmeln, woher wir auch den Retter erwarten, den Herrn Jesus Christus, der den Körper unserer Erniedrigung umwandeln und dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestalten wird, um uns in die Himmel versetzen zu können gemäß der Wirkungskraft, die Ihn befähigt, auch Sich das All unterzuordnen (Phil.3:20,21).

  Zusammen mit Ihm werden wir leben - welch ein köstliches, glückseliges Wort! - den vollen Anteil an Seinem herrlichen, unvergänglichen, göttlichen Leben werden wir haben in vollkommener Gemeinschaft mit Ihm in Liebe.

 

Sprecht einander zu!

 

  »Darum sprecht einander zu, und einer baue den anderen auf, so wie ihr es auch tut.« Dieser Vers 11 erinnert uns an den Schluss des ersten Teils dieser Betrachtung: »Daher sprecht einander zu mit diesen Worten!« (1.Thess.4:18). Der Zuspruch ist der Dienst der Brüder und Schwestern in Christus Jesus untereinander, gegenseitige Auferbauung und Festigung durch belehrende und falls nötig ermahnende Worte. Indem Paulus anerkennt, dass die Thessalonicher solches bereits tun, spornt er sie noch mehr dazu an.

  Mögen wir als Verwalter der dem Apostel Paulus enthüllten Geheimnisse Gottes (1.Kor.4:1) bei unserem Zusprechen stets auf den Grund bauen, den er für unsere heilsgeschichtliche Verwaltung gelegt hat, und der ist Jesus Christus, und dieser als gekreuzigt (1.Kor.2:2; 3:10). Mögen wir, wenn wir wahr sind, auch die Wahrheit unserer Rettung vor dem Zorn zum Wachsen bringen, verbreiten und verteidigen zur Auferbauung der Heiligen und zu ihrem Wachstum hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus! - Getreu ist Er, Er wird es uns auch schenken!  

 

Wir ersuchen euch

(1.Thess.5:12-28)

 

  Der Apostel Paulus kommt zum Abschluss seines ersten Briefes an die Thessalonicher. Er gibt ihnen innerhalb des Schriftabschnitts, den wir nun betrachten wollen, in den Versen 12 bis 22 letzte Anweisungen für ihren Wandel (damit begonnen hatte er in Kapitel 4, Vers 1) und schließt dann mit einem herrlichen Gebet im Hinblick auf unsere völlige Heiligung in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus (Verse 23 und 24), mit einer Bitte um Fürbitte (Vers 25), Grüßen (Verse 26 und 27) und einem Gnadenzuspruch (Vers 28).

 

Merkt auf eure Ältesten!

 

  Wir lesen in den Versen 12 und 13: »Wir ersuchen euch aber, Brüder, auf die zu merken, die sich unter euch mühen, euch vorstehen im Herrn und euch ermahnen, und sie über alle Maßen in Liebe zu achten um ihres Werkes willen.« Der Apostel bittet die Gläubigen, diejenigen wahrzunehmen und sie in Liebe hoch zu schätzen, die sich unter ihnen mühen, ihnen vorstehen und sie ermahnen. Damit sind nicht nur die Ältesten gemeint. Allen, die den Heiligen dienen, sollen wir uns unterordnen wie auch jedem Mitarbeiter, der sich abmüht (1.Kor.16:16). Die uns im Herrn vorstehen, sind die, welche in ihrem Dienst an den Herrn gebunden sind. Und von denen steht geschrieben: »Seid eingedenk derer, die euch führen, die das Wort Gottes zu euch sprechen. Schaut den Ausgang ihres Verhaltens an und ahmt ihren Glauben nach« (Heb.13:7); »Vertrauet denen, die euch führen, und seid ihnen folgsam; wachen sie doch über eure Seelen (als solche, die Rechenschaft erstatten sollen), damit sie dies mit Freuden tun und nicht unter Seufzen; denn dies wäre unvorteilhaft für euch« (Heb.13:17); »Die Ältesten, die trefflich vorgestanden haben, sollen doppelter Ehre würdig geachtet werden, vor allem die, welche sich im Wort und in der Lehre mühen« (1.Tim.5:17).

  Ermahnen, das heißt den Denksinn zurechtsetzen - ein Dienst, den jeder am anderen tun darf (Kol.3:16) -, ist ein schwerer Dienst wegen der Widerspenstigkeit des Fleisches. Die Ermahnung erwächst bei einem Gereiften nicht aus gesetzlicher Härte oder richtender Schärfe, sondern aus der Liebe zu uns und aus der Gnade, die uns allesamt in dem geliebten Sohn begnadet. So sehen wir den uns Ermahnenden nicht als Besserwisser an, sondern als einen, den der Herr zu unserem Besten gebraucht.

 

Frieden inmitten der Heiligen

 

  Paulus schreibt weiter: »Haltet Frieden untereinander!« Wenn es um das Rechthaben und andere fleischliche Dinge, wie den Konkurrenzkampf in der Gemeinde, geht, ist der Frieden gefährdet. Dann kann es so weit kommen, wie in Galater 5:15 erwähnt: »Wenn ihr aber einander beißt und fresst, so hütet euch, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet!« Wer aber bereit ist, der Geringste zu sein und auch gedemütigt zu dienen, wird Frieden halten können. Frieden ist ein Ausdruck der Liebe.

 

Wessen die Unordentlichen, Kleinmütigen, Schwachen sowie alle bedürfen

 

  »Wir sprechen euch aber zu, Brüder: Ermahnt die Unordentlichen!« (Vers 14). Die Gläubigen sollen sich ordentlich verhalten - »alles geschehe wohlanständig und ordnungsgemäß!« (1.Kor.14:40) -, damit sie nicht zum Gerede der Leute werden, den Geschwistern kein schlechtes Beispiel geben und unseren Gott und Vater nicht verunehren. Heilige sind wir und somit in der Lage, unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes zu vollenden (2.Kor.7:1). Nimmt ein unordentlich Wandelnder die Ermahnung nicht an, so gilt 2.Thessalonicher 3:6-15, wonach wir uns von solchen abseits stellen sollen, die nicht nach den uns von Paulus überlieferten Anweisungen wandeln, zum Beispiel nichts arbeiten, sondern vorwitzig sind. Keinen Umgang sollen wir mit solchen haben, damit sie beschämt werden.

  »Tröstet die Kleinmütigen!« Die wenig Belastbaren sollen wir nicht noch mehr entmutigen durch herbe Worte, sondern ihnen beistehen und sie von den Gedanken des Kummers und der Sorgen abschirmen, indem wir ihnen mit dem Zuspruch, mit dem Gott uns selbst zugesprochen hat, zusprechen, etwa dass unser treuer Gott und liebender Vater uns alles zum Guten zusammenwirkt und uns nichts von Seiner Liebe scheiden kann, die in Christus Jesus ist. Des Weiteren, dass wir ihre Gedanken auf unseren Gnadenstand und Sohnesstand sowie unsere herrliche Erwartung in Christus Jesus richten. Zum höchsten Adel im Weltall sind wir berufen!

  »Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gegeben« (2.Tim.1:7). Den sollen wir bei den Kleinmütigen anfachen. Im Hinblick auf Israel sagt Jesaia: »Macht standhaft die erschlaffenden Hände, und festigt die strauchelnden Knie! Sagt zu denen, die verzagten Herzens sind: Seid standhaft! Fürchtet euch nur nicht! Siehe! Euer Elohim ... wird kommen und euch retten« (Jes.35:3,4).

  »Steht ein für die Schwachen!« Mit dieser Aufforderung können im Glauben Schwache gemeint sein, denen Paulus das Kapitel 14 des Römerbriefs widmet. Diese sollen wir nicht richten oder verschmähen, sondern rücksichtsvoll tragen, liebevoll zurechtbringen und im Glauben festigen. Nicht uns selbst sollen wir gefallen, sondern dem Nächsten, ihm zum Guten, zu seiner Auferbauung (Röm.15:2). Für die Schwachen einstehen, wird aber auch bedeuten, für die, die in der Gemeinde wenig gelten oder an den Rand gedrängt werden, einzutreten, für sie eine Sache vorzubringen.

  Am Schluss von Vers 14 stehen nun alle im Blickfeld: »Seid mit allen geduldig!« Alle bedürfen unserer Geduld. Wie nötig ist diese Ermahnung! Wie schnell sind wir bei der Hand, von dem anderen zu denken: »Der hätte doch schon längst ...; der müsste doch ...; der könnte doch ...!« Geduld ist eine Frucht des Geistes Gottes und ein Ausdruck der Liebe, denn die Liebe ist langmütig (1.Kor.13:4). Möge die göttliche Frucht der Geduld oder Langmut in uns wachsen, sodass wir es mit dem Bruder nicht aufgeben, sondern auf Gott harren, der, wie Er will, dem Bruder das Maß des Glaubens vermehren und Wachstum in der Erkenntnis, im Wandel und im Dienst geben wird.

 

Gutes statt Übles

 

  »Seht darauf, dass niemand einem anderen Übles mit Üblem vergelte, sondern jaget immer dem Guten nach, sowohl füreinander wie für alle!« Dieser Vers 15 erinnert uns an Römer 12:21: »Werde nicht vom Üblen überwunden, sondern überwinde das Üble mit Gutem!« Da ist der Einzelne angesprochen. Die Thessalonicher werden aber insgesamt aufgefordert, in der gesamten Gemeinde untereinander darauf zu sehen, dass es so geschehe. Wir, in denen das Wort der Versöhnung niedergelegt ist, sodass wir den Dienst der Versöhnung tun können - wie sollten wir Übles mit Üblem vergelten? - Und nicht nur tun sollen wir das Gute, sondern ihm nachjagen, das heißt sich umschauen, Gelegenheiten suchen und nachdenken, wo und wie wir Gutes tun könnten.

 

Dies ist der Wille Gottes für euch

 

  Die Verse 16 bis 18 dürfen wir wie als einen Satz lesen: »Freuet euch allezeit! Betet unablässig! Danket in allem! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus für euch.« Wer sich freut, dankt; und wer dankt, wird weitere Freude gewinnen.

  »Freuet euch allezeit!« In diesem bösen Äon? Unter den Weltbeherrschern dieser Finsternis? Die Nichtauserwählten können zwar lustig sein und ihren Spaß haben, von Herzen und auf realer Grundlage froh sein aber können nur wir, die wir aufgrund des Blutes Christi in der Gnade bei Gott stehen. Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte sind wir, gerechtfertigt und mit Gott ausgesöhnt, darüber hinaus mit der herrlichsten Erwartung versehen, die es gibt. Deshalb war Paulus, der oft betrübt wurde, dennoch stets freudevoll (2.Kor.6:10) und können und dürfen auch wir es sein.

  »Betet ohne Unterlass!« Bei all unserer Arbeit und unseren Verpflichtungen dürfen Herz und Sinn nach oben gerichtet sein. Allezeit blicken wir im Glauben in das Angesicht Jesu Christi, und daraus erwächst dann immer wieder und viele Male am Tage der Lobpreis und die Verherrlichung unseres Gottes und Vaters.

  »Danket in allem!« Danken, das heißt anbetend Ja sagen zu allen Wegen Gottes, wissen wir doch, dass Er denen, die Ihn lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind (Röm.8:28), und dass Er die Übrigen nur deshalb in die Widerspenstigkeit einschließt, damit alle Seine Barmherzigkeit kennen lernen (Röm.11:32). In Dank überfließen dürfen wir daher. Nach Epheser 5:20 soll es so um uns stehen, dass wir dem Gott und Vater allezeit für alles im Namen, also im Auftrag unseres Herrn Jesus Christus danken.

  Dies alles, freuen, beten, danken, ist nicht in unser Belieben gestellt, sondern der Wille Gottes in Christus Jesus für uns, der Wille Gottes für die, die in Christus Jesus sind. In Christus Jesus sein als in Ihm Begnadete und in Ihm mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen Gesegnete, kann  sich nur so und nicht anders auswirken. Und damit sind wir überlegene Sieger in allem durch den, der uns liebt und von dessen Liebe uns nichts und niemand scheiden kann.

 

Geistesgaben

 

  Die Verse 19 und 20 verstehen wir nur recht, wenn wir wissen, dass die Thessalonicherbriefe in der heilsgeschichtlichen Übergangszeit von der pfingstlichen zur gegenwärtigen Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes (Eph.3:2; Kol.1:25) geschrieben wurden, in einer Zeit, in der viele Gnadengaben praktiziert wurden, wie sie insbesondere in 1.Korinther 12 bis 14 beschrieben sind: »Den Geist löschet nicht! Die Prophetenworte verschmähet nicht.«

  Zunächst ist grundsätzlich zu sagen, dass wir, die Glieder der Körpergemeinde Christi, den Geist, den heiligen, nicht löschen können, weil wir mit ihm versiegelt sind (2.Kor.1:22; Eph.1:13), und zwar bis zum Tag der Freilösung unseres Körpers aus der Vergänglichkeit (Eph.4:30). Wir können den Geist Gottes und mithin unsere Rettung zum äonischen Leben also nicht mehr verlieren. Die Gläubigen dagegen, die dem von den Zwölf verkündigten Evangelium der Beschneidung glaubten, waren nicht versiegelt. Fiel von jenen einer vom Glauben ab, so verlor er auch den heiligen Geist (Heb.6:6).

  Doch darum geht es hier nicht. Vers 19 ist so zu verstehen: Die Wirksamkeit des Geistes löschet nicht! Hader, Streit und Ungehorsam konnten die Gnadengaben zum Erliegen bringen. Wer in unwürdiger Weise das Mahl des Herrn nahm, also in einer Christi Gesinnung entgegengesetzten Haltung, konnte mit keiner Geisteswirksamkeit, sondern musste mit Krankheit und Siechtum rechnen (1.Kor.11:27,30).

  Nicht verschmähen, nicht als nichtswürdig ansehen sollen die Thessalonicher die Prophetenworte. Die waren damals, als das Wort Gottes durch den Apostel Paulus noch nicht vervollständigt war (Kol.1:25), dringend erforderlich. Propheten sowie Zungenredner und deren Übersetzer mussten auftreten, um die Gemeinden, die von Paulus schon vieles, aber noch nicht alles gehört hatten und gerade den Galaterbrief und den 1.Thessalonicherbrief hatten, aufzuerbauen und ihnen Auskunft über so manche Frage zu geben, die Paulus noch nicht behandelt hatte.

  Heute übrigens sind diese Gnadengaben abgetan, denn es heißt in 1.Korinther 13:8-12, dass die Prophetenworte, die nur aus einem Bruchteil schöpften, abgetan werden, wenn die Reife kommt. Die ist seit der Abfassung der Vollkommenheitsbriefe, des Epheser-, des Philipper- und des Kolosserbriefs, da: Das Wort Gottes ist für unsere Heilsverwaltung auf das Vollmaß gebracht (Kol.1:25). Jetzt kann auch jeder persönlich zur vollen Reife im Glauben heranwachsen. Die von damals bis heute gebliebenen Gnadengaben sind Glaube, Erwartung und Liebe (1.Kor.13:13), Evangelisten, Hirten und Lehrer (Eph.4:11) sowie die in Römer 12:7,8 genannten Gaben des Dienstes, des Lehrens, des Zusprechens, des Teilens, des Vorstehens und des sich Erbarmens.

  Das letzte Wunder, das sich zutrug, war, dass Paulus auf der Seereise nach Rom nach dem Schiffbruch auf der Insel Kephallenia, früher Melite genannt, eine Otter, die sich in seine Hand verbissen hatte, ins Feuer schüttelte und ihm kein Übel geschah. Charismatische Krankenheilungen sind heute vorbei. Epaphroditus (Phil.2:27), Timotheus (1.Tim.5:23), Trophimus (2.Tim.4:20) und Paulus (2.Kor.12:9) wurden nicht geheilt. Heute wirkt sich die Kraft Gottes darin aus, dass wir die Drangsal tragen können. Heute kräftigen wir uns am inneren Menschen in der Gnade, die in Christus Jesus ist. - Im Übrigen hüte man sich vor den heute weit verbreiteten Pseudocharismen. Satan verstellt sich zu einem Boten des Lichts. Gehe nicht hin zu seinen Dienern, den falschen, betrügerischen Arbeitern (2.Kor.11:13-15)!

  Die Verse 19 und 20 dienen uns aber auch heute, und zwar in der Weise, dass wir den Geist Gottes nicht betrüben und damit seine Wirksamkeit einschränken sollen, was einen Mangel an Gewissheit und Freude nach sich ziehen würde. Und wie nötig ist es, die Gläubigen zu ermahnen, die Prophetenworte, die wir schriftlich haben und zu uns gesprochen sind, die prophetischen Schriften des Apostels Paulus (Röm.16:26), nicht zu verschmähen! Wer diese vernachlässigt und somit den Gürtel der Wahrheit, das Wort der Wahrheit für uns, und die anderen Teile der Waffenrüstung Gottes nicht angelegt hat, bleibt schwach im Glauben und anfällig für irreführende Geister und Lehren der Dämonen (Eph.4:14; 6:10-17).  

Suchet das Vortreffliche

 

  Die beiden letzten Zusprüche des Apostels Paulus lauten: »Prüfet alles und behaltet das Vortreffliche. Haltet euch fern von allem, was böse aussieht« (Verse 21+22). Prüfet alles, damals auch die Propheten, denn es heißt in 1.Korinther 14:29: »Ebenso sollen nur zwei oder drei Propheten sprechen, und die anderen sollen es beurteilen.« Und der Apostel Johannes schrieb auch uns zur Belehrung: »Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgezogen« (1.Joh.4:1). Wir müssen uns wappnen und haben zu prüfen, was uns da geboten oder angetragen wird, damit Paulus in Bezug auf uns nicht sagen kann: »Ich fürchte aber, ob nicht etwa, so wie die Schlange in ihrer List einst Eva täuschte, auch eure Gedanken verderbt würden, hinweg von der Herzenseinfalt und Lauterkeit, die auf den Christus gerichtet ist. Denn wenn jemand kommt und einen anderen Jesus heroldet, den wir nicht geheroldet haben, oder wenn ihr einen anderen Geist erhaltet, den ihr nicht durch uns erhieltet, oder ein andersartiges Evangelium, das ihr nicht durch uns empfingt, dann ertragt ihr das trefflich« (2.Korl.1:3,4).

  Von Hiob wird berichtet, dass er das Böse mied (Hiob 1:1); sicherlich hat er sich aber von allem fern gehalten, was auch nur von ungefähr böse aussah. Wir sind aufgefordert, das Böse zu verabscheuen und am Guten zu haften (Röm.12:9). »Denn welche Teilhaberschaft besteht zwischen Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit, oder welche Gemeinschaft zwischen Licht und Finsternis, oder welche Eintracht zwischen Christus und Beliar? Oder welches Teil hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen?« (2.Kor.6:14,15).

 

Unsere völlige Heiligung und Bewahrung in des Herrn Anwesenheit

 

  Dem Zuspruch an die Gläubigen entspricht der nun folgende Gebetswunsch zu Gott: »Er Selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch ganz und gar, und möge euer Geist unversehrt und die Seele und der Körper tadellos bewahrt werden in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus. Getreu ist, der euch beruft, Er wird es auch tun« (Verse 23+24). Wenn es auch so ist, dass die Gläubigen die vorangehenden vierzehn Anweisungen zum Zwecke ihrer Heiligung im Hinblick auf die Anwesenheit des Herrn erhalten haben und sie diese mit ganzem Ernst ausführen sollen, so ist und bleibt es doch unser Gott und Vater allein, der Allesbewirkende, der in Seiner Treue die Verwirklichung der Aufforderungen bewirkt. Unsere Tat dabei ist - und auch dies kommt von Ihm - die vertrauensvolle und gehorsame Einstellung des Herzens auf Ihn und Seinen Willen mit der flehentlichen Bitte, dass Er, der Geber aller Gaben, uns unsere von Ihm vorgesehene völlige Heiligung in Gnaden gewähren möge. Und Er wird mit uns zum Ziel kommen; dies steht außer Zweifel.

  Die Verse 23 und 24 sind die Zusammenfassung und der Abschluss des ganzen Briefes, der unsere vollkommene Heiligung im Hinblick auf den herrlichen Tag Christi zum Thema hat und hier zur krönenden Aussage gelangt, dass es so geschehen wird.

  Warum nennt Paulus Gott hier den des Friedens? Weil völliger Friede nur bei vollendeter Heiligung und körperlicher Vollkommenheit vorliegt und Gott uns diesen Frieden geben wird. Dem steht nicht entgegen, dass der Friede Gottes uns heute schon im Geist beherrscht.

  Ganz und gar, das heißt vertiefter formuliert: als ganz zur Vollendung Gebrachte heilige Er euch, der Gott des Friedens. Getreu ist Er, Er wird es auch tun! Was wir jetzt im Geist unserem Gnadenstand nach sind, nämlich Heilige und Makellose (Eph.1:4), das werden wir dann auch durch und durch sein, im gesamten Denken und Handeln (Kol.1:22).

  Am Tag der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus für uns im Luftraum werden - dies ist uns unverbrüchlich verheißen - unser Geist unversehrt sein, das heißt nichts wird dem unserem Geist zugeeigneten Losteil fehlen, und die Seele und der Körper tadellos, mithin unvergänglich und herrlich. Wir wissen ja, dass unser Körper der Erniedrigung in einen Herrlichkeitskörper verwandelt wird, gleich dem Christi (Phil.3:21), und wir überhaupt dem Bilde des Sohnes Gottes gleichgestaltet werden (Röm.8:29). Die, die Gott dazu vorherbestimmte, diese verherrlicht Er auch in Christus Jesus (Röm.8:30).

  Möge uns diese unsere überwältigende Zukunft zu Lobpreis und Dank und zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters im Namen unseres Herrn Jesus Christus bewegen. Möge uns diese herrliche Erwartung zugleich ein Ansporn sein, uns in den uns geschenkten Tagen hier auf der Erde danach auszustrecken, uns von jeder Besudelung des Fleisches und auch des Geistes zu reinigen und unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes zu vollenden (2.Kor.7:1). - Er wird es den Treuen schenken.

  Es sei noch angemerkt, dass der Begriff »bewahrt werden« nicht so zu verstehen ist, dass wir von heute an bis zum Tag Christi tadellos bewahrt werden, sondern dass wir dann, in der Anwesenheit Christi, bewahrt sein werden. Dies lehrt uns auch Johannes 12:25: »Wer seine Seele liebhat, verliert sie; wer aber seine Seele in dieser Welt hasst, wird sie zum äonischen Leben bewahren.« Das bedeutet, dass einem Israeliten die Seele im Ergebnis für den kommenden Äon bewahrt wird.

 

Betet für uns!

 

  »Brüder«, schreibt Paulus in Vers 25, »betet auch für uns«. Eingangs des Briefes lasen wir von den Gebeten des Paulus, Silvanus und Timotheus für die Thessalonicher; jetzt bitten diese um deren Fürbitte. Auch diese kraftvollen Mitarbeiter bedürfen des Dienstes, den jeder Heilige tun darf und kann, da ja jeder durch Christus im Geist allezeit Zutritt zum Vater hat (Eph.2:18). Fürbitte ist hilfreiches Mitwirken am Dienst anderer (2.Kor.1:11).

 

Grüßt alle!

 

  »Grüßt alle Brüder mit heiligem Kuss« (Vers 26). Allen Gemeindegliedern soll zusammen mit diesem Brief auch der Gruß des Paulus und seiner Mitarbeiter ausgerichtet werden. Der Bruderkuss ist Ausdruck liebender Gemeinschaft und stellt sich bei uns in der Umarmung und dem Berühren der Wangen dar. Möge unsere Liebe zueinander wachsen. Mögen wir in der geschwisterlichen Freundschaft einander herzlich zugetan sein!

 

Vorzulesen

 

  »Ich beschwöre euch bei dem Herrn, dass der Brief allen heiligen Brüdern vorgelesen werde« (Vers 27). Es ist dem Apostel ein wichtiges Anliegen, dass aber auch nicht einer, der evtl. abwesend sein sollte, vergessen wird. Wahre Bruderschaft vernachlässigt keinen einzigen auch der geringsten Brüder. Alle müssen wissen, dass wir vor dem Zorn gerettet werden. Und wir sollen uns gesagt sein lassen, nicht nachzulassen im Lesen des uns angehenden Wortes Gottes. »Gib acht auf das Lesen«, ermahnt Paulus (1.Tim.4:13); »ernähre dich mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre«, der des Paulus (1.Tim.4:6).

 

Gnade

 

  Der Apostel schließt den Brief mit dem Gebetswunsch: »Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch! Amen!« Es ist nicht so, dass Paulus den Thessalonichern die Gnade zuspricht, als müssten sie sie noch empfangen. Sie stehen ja in der Gnade, die in Christus Jesus ist. Nun möge Gott es schenken, dass sie völlig darin leben, sich in ihr kräftigen und Gott dafür danken. Aus Gnaden gerettet, von der Gnade erzogen und aus Gnaden einer früheren Erwartung als Israel zugeordnet (Eph.1:12) - diese Gnade möge sie immer mehr umgestalten zur Verherrlichung des Gottes und Vaters unseres Herrn Jesus Christus.

 

 

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

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