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Gesegnet sei der Gott und Vater (Eph.1:1-4)

Zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade (Eph.1:5-8a)

Das Geheimnis Seines Willens (Eph.1:8b-12)

Versiegelt mit dem Geist der Verheißung (Eph.1:13,14)

Das Gebet um Erkenntnis (Eph.1:15-19a)

Christi Mitwirkende an der Vervollständigung des Alls (Eph.1:19b-23)

In der Gnade seid ihr Gerettete (Eph.2:1-10)

Nun aber seid ihr Mitbürger der Heiligen (Eph.2:11-22)

Die Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:1-13)

Mithin beuge ich meine Knie (Eph.3:14-21)

Wandelt würdig der Berufung (Eph.4:1-6)

Jeder diene mit seiner Gnadengabe (Eph.4:7- 16)

Zieht die neue Menschheit an (Eph.4:17-32)

Wandelt in Liebe (Eph.5:1-8)

Wandelt wie Kinder des Lichts (Eph.5:9-21)

Das Geheimnis der Ehe und seine Deutung (Eph.5:22-33)

Als gälte es dem Herrn (Eph.6:1-9)

Die Waffenrüstung Gottes für uns (Eph. 6:10-17)

Betet zu jeder Gelegenheit im Geist! (Eph.6:18-24)

 

 

Gesegnet sei der Gott und Vater

(Eph.1:1-4)

 

Der Epheserbrief ist der herrlichste, der krönende Brief aller Briefe des Apostels Paulus. Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus für diesen Brief, denn alle unsere Segnungen in Christus Jesus sind darin in ihrer Vervollständigung dargestellt. Der Epheserbrief gehört zusammen mit dem Philipper- und dem Kolosserbrief zu den Vollkommenheitsbriefen, von Paulus während seiner ersten Gefangenschaft in Rom geschrieben. Diese Briefe vervollständigen das ihm eigens enthüllte Evangelium (Gal.1:12), Evangelium der Unbeschnittenheit genannt (Gal.2:7), dessen Grundaussagen er in seinen früheren Briefen dargelegt hat. Die Vollkommenheitsbriefe enthüllen die höchsten und herrlichsten Geheimnisse Gottes.

Der Schwerpunkt des Epheserbriefs liegt auf den Gläubigen und ihren geistlichen Segnungen inmitten der Überhimmlischen in Christus. Der Blickpunkt des Kolosserbriefs ist Christus Selbst und Seine Größe und Herrlichkeit. Der Epheserbrief betont die Herrlichkeit der herausgerufenen Gemeinde als die Vervollständigung des Christus und bereitet sie zu für ihre Mitwirkung an der Vervollständigung des Alls.

 

An die Gläubigen in Christus Jesus

Vers 1 enthält den Absender und die Adressaten: "Paulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, an alle Heiligen, die auch Gläubige in Christus Jesus sind."

Paulus – ein bezeichnender Name. Er ist von der griechischen Wurzel "pau" abgeleitet und bedeutet aufhören, unterbrechen, pausieren. Schließlich geschieht der Dienst des Paulus und seiner Nachahmer (1.Kor.11:1; Phil.3:17) während der Pause des Dienstes Israels. In der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2), während der Israel verworfen ist (Röm.11:15), ist demgemäß nicht das Evangelium der Beschneidung, sondern das der Unbeschnittenheit zu verkündigen (Gal.2:7).

Da Paulus sich als Apostel vorstellt, haben wir in diesem Brief im wesentlichen die Enthüllung neuer Wahrheiten zu erwarten. Schriebe er über den Dienst der Heiligen, wie zum Beispiel im Philipperbrief, würde er sich folgerichtig Sklave Christi Jesu nennen.

Paulus ist Apostel Christi Jesu, Beauftragter nicht Jesu Christi in Sklavengestalt, sondern Christi Jesu in verherrlichter Gestalt. Wenn der Titel Christus vor dem Namen Jesus steht, haben wir es mit dem zur Rechten Gottes inmitten der Überhimmlischen erhöhten und verherrlichten Herrn zu tun.

"... durch den Willen Gottes..." Gott ist im tiefsten Grunde der Einzige, der alles verfügt, sonst wäre Er nicht Gott, das heißt der alles Anordnende, der alles Platzierende, der alle Sich Unterordnende. "Wer hat denn je Seiner Absicht widerstanden?" (Röm.9:19). – Etwa Saulus vor Damaskus? Alles, was Elohim gefällt, tut Er (Ps.115:3). Er bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph.1:11). Sein Wille ist stets Liebeswille, denn Er ist Liebe und führt alles im Sohn Seiner Liebe (Kol.1:13) durch bis hin zur Aussöhnung und Vervollständigung des Alls in Christus (Kol.1:19,20). Paulus ist Apostel Christi Jesu durch diesen Willen Gottes. Damit drückt Paulus zugleich aber auch aus, dass er nicht durch den Willen von Menschen, etwa der Zwölf (Gal.1:12), geschweige denn durch seinen eigenen Willen Apostel ist. Er wurde berufen. Das verleiht ihm die Vollmacht.

"... an alle Heiligen..." Alle Gläubigen sind Heilige. Heilig sein heißt Gott angehören, für Gott abgesondert sein. Wir sind aus dem gegenwärtigen bösen Äon herausgenommen nach dem Willen unseres Gottes und Vaters (Gal.1:4) und sollen nichts mehr mit der Sinnesart dieser Welt gemein haben.

Der Apostel schreibt an die Heiligen, "die auch Gläubige in Christus Jesus sind." Zu allen Zeiten gab es Gläubige, aber Gläubige in Christus Jesus gibt es nur in der gegenwärtigen Verwaltung. Nur die Glieder der Körperschaft Christi (oder, bildlich gesprochen, des Körpers Christi) sind in Christus Jesus. Das ist wesensmäßig etwas ganz anderes als ein Jünger zu sein, der die Wiederkehr seines Herrn und Königs auf Erden erwartet. Wir sind mit dem Herrn inmitten der Überhimmlischen verbunden. Wir haben die Segnungen, die dem Apostel Paulus enthüllt wurden. Sein Evangelium (Röm.16:25; Gal.2:7; 2.Tim.2:8) sagt uns, dass wir in Christus Jesus sind, aufs Engste und Höchste mit dem Herrn der Herrlichkeit (1.Kor.2:8) verbunden.

An diese Heiligen, darunter auch uns, richtet sich der Brief, der als Epheserbrief bekannt ist. Die Worte "in Ephesus" stehen nicht in den ältesten Handschriften. Es finden sich in dem Brief auch keine Hinweise auf diese Stadt. Der sogenannte Epheserbrief war ein Rundbrief.

Gnade und Friede

In Vers 2 werden wir gegrüßt mit dem kostbaren und köstlichen Segensgruß des Apostels Paulus: "Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!"

Gegrüßt werden solche, die Gnade erfahren haben, also ehemalige Sünder (Röm.5:8), solche, die Frieden mit Gott haben dürfen, mithin vormalige Feinde Gottes (Röm.5:10); kurz gesagt: wir. Die Gnade und der Friede von dem, der unser Vater geworden ist, seien uns allezeit bewusst. Gott zum Vater zu haben, durch Christus im Geist allezeit Zutritt zu Ihm zu haben (Eph.2:18), von dessen Liebe uns überhaupt nichts und niemand scheiden kann (Röm.8:38,39); und Jesus Christus, der Sich Selbst für uns aus Liebe dahingegeben hat, zum Herrn zu haben – welche höhere Glückseligkeit sollte es noch geben?

Im Römerbrief trifft Paulus grundlegende Aussagen über die Gnade, in der wir stehen, und den Frieden mit Gott. Wir sind gerechtfertigt in Seiner Gnade (Röm.3:24), wir haben alle Segnungen durch Glauben, damit es der Gnade gemäß sei (Röm.4:16). Wir erhielten die Versöhnung, sodass wir jetzt völligen Frieden mit Gott haben können (Röm.5:1,11). Diese Seine Gnade und dieser Sein Friede sei in zunehmendem Maße mit uns und präge unser Denken und Handeln zu Seiner Verherrlichung! Mögen wir nun auch den Gnaden- und Friedensreichtum, der uns durch den Epheserbrief erschlossen wird, empfangen!

In Gott und Christus lobpreisenden und anbetungsvollen Worten führt uns der Apostel Paulus mit den Versen 3 bis 14 in den ersten Teil des Epheser-Geheimnisses ein, nämlich dass die Gläubigen gemeinsame Losteilinhaber sind, was er in Epheser 3:6 auf den Punkt bringt. Gemeinsam sind alle Heiligen ohne Unterschied Inhaber der uns wie durch ein Los zugefallenen Segnungen in Christus.

Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus

Folgende herrlichen Worte wurden dem Apostel in den Versen 3 und 4 geschenkt: "Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus segnet, so wie Er uns in Ihm vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat, damit wir Heilige und Makellose vor Seinem Angesicht seien."

Unser Gott, der unvergängliche, unsichtbare, alleinige und weise Gott, wird in verherrlichender Weise angesprochen, indem man Ihn mit Seinem Sohn in Verbindung bringt. Denn wir können Ihn nur in Seinem Sohn erkennen. Christus allein ist das Sichtbare und das Hörbare, das Abbild und das Wort Gottes.

Gott ist nicht nur der Vater unseres Herrn Jesus Christus, wie die Schrift sagt, nämlich dass Christus der Ursprung der Schöpfung Gottes ist (Off.3:14), der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung (Kol.1:15), in dem dann das All erschaffen wurde (Kol.1:16), der die Gestalt eines Menschen annahm und dem der Vater bezeugte: "Dies ist Mein geliebter Sohn" (Mat.3:17; Mark.1:11; uk.3:22). Sondern Gott ist auch der Gott unseres Herrn, der alleinige Verfüger und Unterordner Christi. In Psalm 45:8 und Hebräer 1:9 wird ausdrücklich gesagt, dass Gott, Sein Gott, Ihn mit Öl der Wonne, also heiligem Geist, weit über Seine Mitteilhaber gesalbt hat. Der Herr Jesus Christus sprach Gott auch so an: "Mein Gott, Mein Gott, wozu Du Mich verlassen hast!" (Mat.27:46; Mark.15:34).

Der Gott und Vater ist Sein Gott und Vater; unser Gott und Vater ist Er durch Christus Jesus, unseren Herrn, durch den Mittler. "Denn Gott ist einer, ebenso ist einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus" (1.Tim.2:5). Der Mittler ist unser Herr. Da Er unser Herr ist, sind wir Seine Sklaven; nichts Eigenes ist unser Teil, sondern hingebungsvoller Gehorsam, wonach Seine Geliebten sich in Liebe ausstrecken sollen.

 

Gesegnet sei Er

 

"Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus..." Dreimal kommt in diesem Vers der Begriff des Segnens oder Segens vor. Die Wortbestandteile im Griechischen sind für Segen Wohl-Wort und für segnen wohl-sagen, frei ausgedrückt: Gutes sagen. Wenn ein Höhergestellter angesprochen ist, sagt man im allgemeinen loben oder preisen. Wenn ein Niedrigerer gemeint ist, dem man das Wohl zuspricht, sagt man segnen. Und wenn ein Gegenstand, zum Beispiel Ackerland oder Brot, gesegnet wird, so meint man damit, dass etwa Regen zum Wohle des Ackerlandes ist oder das Brot uns zum Wohle werde. Wenn wir Gott segnen, also Ihn mit Gutes sagenden Worten erheben, dann wird das der Widerhall auf Seine uns gewährten Segnungen sein. Unser Lobpreis wird nicht nur mit dem Mund erfolgen, sondern mit allen Fasern unseres Wesens. Im Bewusstsein unseres Reichtums in Christus Jesus und der Liebe und Herrlichkeit des Vaters darf jeder Atemzug – und sei der Tag noch so mühselig – eine Lobeshymne sein.

In Christus hat Gott uns gesegnet, in Ihm und keinem anderen. Alle Segnungen und jeden Gnadenerweis haben wir in Christus. Es war Gottes Geschenk in Gnaden, dass wir in Christus Jesus sind, und Ihn allein hat Er uns zur Wahrheit gemacht, wie auch zur Gerechtigkeit, Heiligung und Freilösung, damit es so sei, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn!" (1.Kor.1:30).

 

Geistlicher Segen

In Christus sind wir mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen gesegnet. Dieser Segen ist völlig neuer Art. Man kannte bisher zwar mancherlei geistlichen Segen, doch der bezog sich auf das körperliche und seelische Wohl auf der Erde. Es war stets ein Segen inmitten der Nationen, aber noch nie inmitten der Überhimmlischen. (Die überhimmlischen Geschöpfe sind die in den Regionen über dem Lufthimmel der Erde.) Und noch nie zuvor war der Segen rein geistlicher Natur.

Diese Offenbarung ist so umwälzend, dass mit ihr eine neue heilsgeschichtliche Verwaltung eingeführt wird. Diese Verwaltung der Gnade Gottes, diese Verfahrensordnung, die dem Apostel Paulus für uns, die aus den Nationen, gegeben wurde, war ein Geheimnis gewesen, das von den Äonen an in Gott verborgen gewesen war, nun aber mit dem Epheser- und dem Kolosserbrief offenbart wurde (Eph.3:2,3,8,9; Kol.1:25,26). Die neue Verwaltung, die die Verwaltung des Pfingsten und die des zwischenzeitlichen Dienstes des Apostels Paulus als Priester Israels in der Kraft der Zeichen und Wunder ablöst (Röm.15:16,19), hat rein geistlichen und überhimmlischen Charakter. Der unausspürbare Reichtum des Christus, mit dem wir beschenkt sind, ist geistlicher und überhimmlischer Art.

Schon die früheren Paulusbriefe lassen erkennen, dass unser Segen geistlich ist, denn wir haben die Freilösung, die Rechtfertigung, die Versöhnung, den Sohnesstand und alle anderen Segnungen im Geist. Und die in 1. Korinther 12 genannten Gnadengaben, wie die Machttaten, das Heilen, die Prophetenworte, das Zungenreden, werden in Kapitel 13 mit den Hinweisen auf ihr Aufhören und den sie alle überragenden Weg der Liebe begrenzt. Sie würden mit dem Kommen der Reife aufhören (1.Kor.13:10). Die Reife ist nun da, denn mit den Vollkommenheitsbriefen ist das Vorläufige und Bruchteilhafte beendet und das Wort Gottes vervollständigt worden

(Kol.1:25). Die Gnadengaben, die unseren Brüdern und Schwestern seinerzeit auf Erden zustatten kamen, zum Beispiel in wunderbaren Befreiungen aus Gefängnissen und in Krankenheilungen allein durch das Auflegen von Tüchern vom Körper des Paulus (Ap.19:12), sind abgetan. Die uns in Christus erwiesene Liebe und die überfließende Gnade sind das Vollkommene. Unsere Machtlosigkeit und körperliche Schwachheit sind heute die Voraussetzung dafür, dass die Liebe und die Gnade ihre Kraft völlig entfalten können, wie unser Herr dem Paulus sagte: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2.Kor.12:9). Auch die Tatsache der Gefangenschaft des Paulus zeigt uns, dass wir nicht mit Macht auftreten, sondern als Schwache die Liebe Gottes zum Ausdruck bringen. Dies entspricht dem zur Reife gebrachten Evangelium, der Versöhnung Gottes mit allen Menschen (2.Kor.5:19) und unseren geistlichen Segnungen und verherrlicht unseren Gott und Vater über alle Maßen.

Die früheren Paulusbriefe lassen auch bereits erkennen, dass unsere Zukunft nicht auf Erden ist, denn wir lesen in 1. Thessalonicher 4:17, dass wir dem Herrn entgegen in die Luft entrückt werden, und in 1. Korinther 15:49, dass wir, die wir zur Zeit das Bild Adams, dessen von Erdreich, tragen, das Bild des Überhimmlischen, also das Bild Christi, tragen werden. Es war aber nicht offenbart, wohin wir vom Luftraum aus versetzt würden, ob wir vielleicht in den kommenden Äonen auf der Erde unter Israel leben würden. Es war uns aber auch nie verheißen, an das königliche und priesterliche Volk angeschlossen zu werden. Es war denkbar, dass wir ihm untergeordnet und einen bescheidenen Anteil an seinen Segnungen haben würden. Jedoch jetzt ist das Geheimnis enthüllt: Wir haben keine irdische, sondern eine überhimmlische Berufung (Heb.3:1). Ja, wir sind jetzt schon im Geist inmitten der überhimmlischen Geschöpfe niedergesetzt (Eph.2:6), dort wo Christus ist, der zur Rechten Gottes inmitten der Überhimmlischen sitzt (Eph.1:20). Den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten der Überhimmlischen wird nun durch die herausgerufene Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes bekanntgemacht (Eph.3:10). Den geistlichen Mächten der Bosheit inmitten der Überhimmlischen sollen wir standhalten (Eph.6:12). Dies alles kennzeichnet die geistliche Wirklichkeit, in der wir stehen. Und um auf unseren Vers 3 zurückzukommen: Inmitten der Überhimmlischen haben wir jeden geistlichen Segen in Christus.

 

Jeder geistliche Segen

Jeden geistlichen Segen, den es überhaupt gibt, haben wir. Denn "Er, der doch Seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte Er uns nicht auch mit Ihm dies alles in Gnaden gewähren?" (Röm.8:32).

Zu den geistlichen Segnungen gehört zum Beispiel,

Israel – und ohne Vermittlung Israels angerufen werden kann (Kol.1:27);

 

Wir sind Auserwählte Gottes

Ausdruck unseres Gesegnetseins in Christus ist auch, was in Vers 4 geschrieben steht, der durch ein "so wie" mit Vers 3 verbunden ist: "... so wie Er uns in Ihm vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat, damit wir Heilige und Makellose vor Seinem Angesicht seien." Bei unserer Auserwählung hat kein Irdischer mitgewirkt; und heilig und makellos vor Gottes Angesicht zu stehen – dies alles sind überaus herrliche geistliche und überhimmlische Segnungen!

Gott war der Auserwählende. In Christus erwählte Er uns aus; damals waren wir also schon aufs Engste mit Christus verbunden.

Auserwählung erfolgt stets zum Zweck des Dienstes an anderen und des Segens für andere. Als Jewe Abraham auserwählte, sagte Er: "In dir sollen alle Familien des Erdbodens gesegnet werden" (1.Mose 12:3). Dementsprechend wurde das Volk Israel erwählt, um ein königliches Priestertum und eine heilige Nation zu werden (2.Mose 19:5,6) und damit zum Segen für alle Nationen. Christus ist der Auserwählte Gottes (Luk.23:35). In Seiner Auserwählung ist die Rettung aller begründet. Und wir wurden auserwählt, um als die Körperschaft des Christus in den beiden zukünftigen Äonen inmitten der Überhimmlischen Darstellungsobjekte des alles übersteigenden Reichtums der Gnade Gottes in Christus Jesus zu sein (Eph.2:7).

Das ist Gottes Verfahrensweise. Er handelt durch Seine Auserwählten. Heute ist nicht die Zeit der Rettung aller, sondern der Herausrufung der Auserwählten aus der Welt zum künftigen Dienst inmitten der Überhimmlischen, damit auch diese sich Gott völlig unterordnen. Und auf Erden werden die für das Königreich Israels aus den zwölf Stämmen Auserwählten (Mat.22:14; 24:22,24,31) alle Nationen zu Jüngern machen (Mat.28:19).

Nach welchen Gesichtspunkten hat Gott gerade uns auserwählt? – 2. Timotheus 1:9 gibt uns die Antwort, dass Gott uns gerettet und berufen hat mit heiliger Berufung, nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist. Wer dies Gott glaubt, wird wohl nicht mehr hochmütig sein, sondern wissen, was Gnade ist. So ist ja auch unser Glaube nur Sein freies Gnadengeschenk (Phil.1:29). –Welch eine Freude für uns, anderen zum Segen gesetzt zu sein!

Wann wurden wir auserwählt? – Vor dem Niederwurf der Welt, von dem in 1. Mose 1:2 berichtet wird: "Und die Erde wurde ein Chaos und inhaltslos, und Finsternis war auf der Fläche des überfluteten Chaos." Die Erde ist nicht als Chaos erschaffen worden (Jes.45:18), sondern in einer Herrlichkeit, die die überhimmlischen Heerscharen zum Jubeln brachte (Hiob 38:7). Die Gerichtskatastrophe ist aufgrund des Eindringens der Sünde erforderlich geworden. Doch schon vor dem Niederwurf der Welt war Christus als makelloses und fleckenloses Lamm vorhererkannt worden (1.Pet.1:20). Christi Opfer war also schon vor Adams Sünde notwendig geworden. Mit der vorgesehenen Dahingabe Christi aber war unsere Heiligkeit und Makellosigkeit bereits verbürgt, die wir zunächst noch unter der Herrschaft des Todes und der Sünde zu leiden haben sollten. Auserwählt – wozu?

 

Wozu hat Gott uns auserwählt?

Auch dazu, Heilige und Makellose zu sein, wie unser Vers 4 sagt. Heilige sind wir, das heißt wir gehören Gott an, sind abgesondert für Ihn, sind Ihm geweiht. Unsere Heiligkeit geht von Gott aus, denn Gott ist heilig; das heißt in diesem Falle: Er ist absolut anders in Seiner Allgewalt, Herrlichkeit und Liebe. Heilig ist, wen Er heiligt. Wir sind

geheiligt durch den Geist Gottes (1.Kor.6:11) und werden folglich auch so angesprochen: "Geheiligte in Christus Jesus", "berufene Heilige" (Röm.1:7; 1.Kor.1:2), "Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte" (Kol.3:12). – Dass Heilige sich verhalten sollen, wie es Heiligen geziemt, eben ihren Eigner im Namen Jesu Christi verherrlichend, ist eigentlich selbstverständlich.

Und Makellose sind wir vor Gottes Angesicht; kein Mangel, nichts Herabsetzendes ist an uns zu finden, schließlich ist Christus unsere Vervollständigung und unsere Herrlichkeit (Kol.2:10; Röm.8:39). Makellos heißt nicht sündlos; es ist Tatsache, dass wir sündigen, das Ziel wiederholt verfehlen. Es ist aber auch Tatsache, dass wir von allen Sünden ein für allemal gerechtfertigt sind, so wie Christus der Sünde ein für allemal starb (Röm.6:10). Der Apostel Paulus bekennt: "Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus. Was ich von nun an im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben, dem des Sohnes Gottes, der mich liebt und Sich Selbst für mich dahingegeben hat. Ich lehne die Gnade Gottes nicht ab" (Gal.2:20). Mögen auch wir die Gnade Gottes nicht ablehnen, sondern Ihm glauben, dass wir mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen gesegnet und Auserwählte, Heilige und Makellose sind. Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns so überströmend gesegnet hat in Christus Jesus, unserem Herrn.

Zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade

(Eph.1:5-8a)

 

  Mit dem Epheser-, dem Philipper- und dem Kolosserbrief offenbart uns der Apostel Paulus die höchsten und herrlichsten Wahrheiten über unseren Stand in Christus Jesus. In Epheser 1:3 macht er uns bekannt, dass wir in Christus mit jedem geistlichen Segen und inmitten der überhimmlischen Geschöpfe gesegnet sind, mithin mit Segnungen, die weit über alles hinausgehen, was dem Volk Israel verheißen ist und was uns in den früheren Briefen des Apostels enthüllt wurde. Im Glauben können wir es fassen! Und dann werden wir, wie von Paulus vorgezeichnet, anbetend ausrufen: »Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus!« (Vers 3).

  Gesegnet und gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus auch für das, was Er uns in dem Schriftabschnitt, den wir jetzt betrachten, offenbart. Wir lesen in Epheser 1:5,6: »In Liebe hat Er uns für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt, nach dem Wohlgefallen Seines Willens, zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in dem Geliebten begnadet.«

Unser Sohnesstand

   Unser Sohnesstand ist eine der geistlichen und überhimmlischen Segnungen, die wir in Christus haben. Geistlich ist dieser Segen, denn nur der Glaubende genießt ihn. Überhimmlisch ist dieser Segen, denn er betrifft unsere Beziehung zu unserem Vater in den Himmeln als inmitten der Überhimmlischen Niedergesetzte; er kommt dann voll zum Tragen, wenn wir in das Bild des Überhimmlischen, Seines Sohnes, umgestaltet und körperlich inmitten der Überhimmlischen sind.

  Der Sohnesstand war im Orient eine besondere Würde. Nur einer der Söhne allerdings konnte die Würde des Vaters erlangen und in den Rang eines Erstgeborenen erhoben werden. Wenn jemand keinen Sohn hatte, konnte auch ein Sklave in diese Ehrenstellung eingesetzt werden. Meistens wurde natürlich der älteste Sohn mit einem großen Fest in den Sohnesstand eingesetzt, wenn er die Mündigkeit erreicht hatte.

  Der Sohnesstand ist der höchste Stand, den Gott überhaupt verleihen kann. Wir, die wir keine Ansprüche zu stellen haben, hätten vielleicht von einer Erhöhung bis zum Stand der überhimmlischen Heerscharen oder eines Dieners zu träumen gewagt, doch unser Vater beschenkt uns mit dem Sohnesstand, der alles weit übertrifft. Wir haben den Sohnesstand; das heißt auch, dass wir unserem Gnadenstand nach Söhne sind. Wie die Schrift sagt: »Ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus« (Gal.3:26). Die herausgerufene Gemeinde, die Christi Körper ist, besteht somit aus lauter Söhnen Gottes! Zwar sehen unsere Mitmenschen das noch nicht, aber »die Vorahnung der Schöpfung wartet auf die Enthüllung der Söhne Gottes« (Röm.8:19). Auch wir selbst haben den Sohnesstand derzeit nur im Geist und nicht in am Körper sichtbarer Weise. Deshalb schreibt Paulus, dass wir den Sohnesstand erwarten, die Freilösung unseres Körpers (Röm.8:23). Das bedeutet: Wenn unser Körper aus der Vergänglichkeit freigelöst und dem herrlichen Körper Christi gleichgestaltet sein wird (Phil.3:21) – am Tage Christi geschieht das -, dann wird die Erwartung erfüllt, und wir werden den Sohnesstand auch körperlich einnehmen, im verherrlichten Zustand. Dann wird der Sohn Gottes der Erstgeborene unter vielen Ihm gleichgestalteten Brüdern und Schwestern sein (Röm.8:29). Wen Gott dazu vorherbestimmt hat, nämlich dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, den verherrlicht Er auch in dieser Weise (Röm.8:30). Zu diesem Sohnesstand in der Herrlichkeit der Gleichgestalt Christi sind wir vorherbestimmt. Söhne sollen sich natürlich auch in ihrem Wandel als solche erweisen, nicht als Kinder, als Unmündige, sondern als Gereifte, in ihrem Charakter und ihrer Gesinnung dem Vater Ähnliche, die der Geist Gottes auch innerlich in das Bild Christi umgestaltet hat. Es ist des Apostels Paulus flehentliches Gebet, dass Christus heute schon Gestalt in uns gewinne (Gal.4:19).

  Mit dieser unserer geistlichen und überhimmlischen Segnung der Vorherbestimmung zum Sohnesstand in Herrlichkeit hat Gott uns einen Blick in Sein Herz eröffnet. Angesichts dieses Segens erkennen wir den unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen und weisen Gott, den Allgewaltigen, als unseren uns über alle Maßen liebenden, allezeit auf uns bedachten Vater.

In Liebe

  Wie der Apostel Paulus denn auch schreibt: »In Liebe hat Er uns für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt...« Gott ist voll Liebe. Liebe ist der Beweggrund allen Handelns unseres Gottes und Vaters. Aus Liebe nur führt er die Menschen durch Sünde und Tod und das Üble, damit sie über der Gnade und dem unvergänglichen Leben und dem Guten, das Er ihnen geben wird, Ihn Selbst erkennen und Seine Liebe, sodass sie dahin gelangen, Ihn zu lieben und so selbst zur Erfüllung kommen.

  Schon vor dem Niederwurf der Welt hat Gott uns im Sohn Seiner Liebe auserwählt und zum Sohnesstand vorherbestimmt. Durch diese Gnadenerweisungen offenbart Er uns Seine Liebe. Möge Seine Liebe uns ganz erfüllen.

  »Durch Christus Jesus«, den Mittler, hat Gott uns zum Sohnesstand erhoben. »Denn Gott ist einer, ebenso ist einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der Sich Selbst für alle zum Ersatz-Lösegeld gab« (1.Tim.2:5,6).

  Des Weiteren erfahren wir aus Vers 5, dass Gott uns »für Sich« zum Sohnesstand vorherbestimmte. Für Ihn persönlich werden wir in Christus da sein! Mögen wir somit heute schon Ihm leben und unsere Dienste auf Erden zu Seiner Verherrlichung wahrnehmen.

  Eine Zwischenfrage: Worin unterscheidet sich die Vorherbestimmung von der Auserwählung? – Die Auserwählung ist durch das Ins-Auge-Fassen Einzelner in einer Gesamtheit gekennzeichnet; die Vorherbestimmung legt das Geschick, den Platz und die Aufgabe, eben die Bestimmung der Auserwählten im voraus fest.

  Zum Sohnesstand vorherbestimmt sind wir, wie uns die Verse 11 und 12 sagen, dem Vorsatz dessen gemäß, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien. Gottes souveräner Ratschluss war es, dass Er uns so segnete. Sein unwandelbarer Wille verfügte über uns. Und Sein Wille ist Liebe.

Es gefiel unserem Gott und Vater

   In unserem Vers 5 schreibt Paulus: »... nach dem Wohlgefallen Seines Willens...« Gottes Ratschluss gefiel Ihm wohl. Nicht in kühler Sachlichkeit setzte Er uns zu Seinen Söhnen ein, sondern Er hatte Seine Freude daran. Jetzt wissen wir, dass Sein Wille an uns nach Seinem Herzen geschah. Sollte Sein Liebeswille nicht auch uns wohlgefällig sein? Sollte dies alles nicht unsere Zuneigung, Dankbarkeit und Anbetung hervorrufen?

  Nach den Worten des Apostels Paulus in Vers 6 segnete Gott uns zu einem bestimmten Zweck, nämlich »zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in dem Geliebten begnadet.« Ja, zum Lobpreis; mögen wir darum mit dem Lobpreis nicht sparen, mit der Frucht unserer Lippen (Heb.13:15).

  Die Liebe Gottes findet ihren Ausdruck in der Herrlichkeit Seiner Gnade. Die Gnade, von der hier die Rede ist, ist eine unbeschreiblich reiche Gnade für ausgesprochen Unwürdige, nämlich ehemalige Sünder und Feinde Gottes. Es ist die Gnade, die uns mit jedem geistlichen und überhimmlischen Segen in Christus segnet, darunter auch dem Sohnesstand. Diese Gnade in all ihrer Herrlichkeit soll unseren unablässigen Lobpreis hervorrufen. Schon der Psalmsänger ruft aus: »Wie soll ich Jewe vergelten all Seine Wohltaten an mir?«(Ps.116:12). - »Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang sei gelobt der Name Jewes« (Ps.113:3).

  In dem geliebten Sohn Gottes, dem für uns Gekreuzigten, sind wir begnadet. Vergessen wir nicht: Seine Erniedrigung erbrachte unsere Erhöhung in der Gnade. Mögen wir uns des Weiteren stets bewusst sein, dass der Sohn der Geliebte ist. Nur um Seinetwillen und als solche, die in Ihm sind, sind auch wir Geliebte Gottes, die Er um Seiner vielen Liebe willen gesegnet hat.

  In Christus wurden wir auserwählt, in Ihm sind wir begnadet, in Ihm sind wir gesegnet, in Ihm sind wir heilig und makellos vor Gottes Angesicht. Nicht nur durch Ihn, den Mittler, geschah dies alles, sondern in Ihm, und das sagt uns, dass wir in Sein Herz eingeschlossen sind, wie wir es schon von der Auserwählung an waren.

Unsere Freilösung durch Sein Blut

  In Ihm haben wir auch die Segnung, von der wir nun in den Versen 7 und 8a lesen: »In Ihm haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt.«

  Was ist das, was wir haben, unverbrüchlich haben, ja worin wir leben? Es ist die Freilösung durch Sein Blut! Was ist Freilösung? Freilösung ist das Loskommen aus einer Gebundenheit.

  Die Heilige Schrift unterscheidet zwischen Erlösung und Freilösung. Der Unterschied ist graduell. Erlösung, griech. lytrõsis, ist die Befreiung von Bindungen, aber nicht in einer dem Abschluss der Äonen entsprechenden Vollendung (Luk. 1:68; 2:38; Heb. 9:12; vgl. auch erlösen Luk.24:21; Tit.2:14, loskaufen 1.Pet.1:18 sowie Erlöser Ap.7:35). Freilösung, griech. apolytrõsis (die Vorsilbe kann man mit »weg von« wiedergeben), drückt die völlige Loslösung, die Absolutheit und Unwiderruflichkeit der Befreiung aus.

  Was uns betrifft, die Glieder der Körpergemeinde Christi, die Heiligen, die Gläubige in Christus Jesus sind (Eph.1:1), so haben wir nicht die Erlösung, sondern die Freilösung, denn auf uns sind die Abschlüsse der Äonen gekommen (1.Kor.10:11), uns sind alle geistlichen und überhimmlischen Segnungen in Christus in Vollkommenheit zuteil geworden (Eph.1:3). Das ist nur durch das Evangelium der Fall, das dem Apostel Paulus enthüllt wurde (Gal.1:12); das wissen wir nicht durch das Evangelium der Beschneidung, mit dem Petrus betraut war (Gal.2:7), das in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2) ja auch nicht zu verkündigen ist.

  Die Freilösung, die wir nach Vers 7 haben, ist durch Christi Blut geschehen und ist unverrückbare Tatsache. Es gibt aber auch eine Freilösung, die wir noch erwarten, nämlich die Freilösung durch die Kraft und Macht Gottes; diese ist noch Zukunft für uns, steht aber ebenso unwiderruflich fest.

  Schauen wir uns die Bibelstellen über unsere Freilösung im einzelnen an:

1.    Nach Römer 3:24 sind wir »umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist.« Das ist eine Freilösung durch Sein Blut. Wir kommen in kein Gericht und nicht unter den Zorn Gottes, denn wir sind Gerechte, für gerecht Erklärte.

2.    In Römer 8:23 lesen wir, dass wir in uns ächzen, »den Sohnesstand erwartend, die Freilösung unseres Körpers.« Diese zukünftige Freilösung unseres Körpers von der Vergänglichkeit wird durch Gottes Kraft geschehen.

3.    Nach 1.Korinther 1:30 sind wir in Christus Jesus, der uns von Gott zur Freilösung gemacht worden ist. Durch Sein Blut sind wir frei vom adamitischen Wesen.

4.    Epheser 1:7 spricht ausdrücklich von der Freilösung durch Sein Blut, die sich in der Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade ausdrückt.

5.    In Epheser 1:14 wird der Geist der Verheißung als Angeld unseres Losteils bis zur Freilösung des uns zugeeigneten Losteils bezeichnet. Unser überhimmlisches Losteil wird durch Gottes Macht von den Finsternismächten freigelöst werden.

6.    In Epheser 4:30 steht geschrieben: »Betrübt nicht den Geist Gottes, den heiligen, mit dem ihr für den Tag der Freilösung versiegelt seid.« Der Tag unserer Freilösung, der Tag Christi, ist ein Tag des Erweises Seiner Macht und Herrlichkeit.

7.    Nach Kolosser 1:13,14 hat Gott uns aus der Obrigkeit der Finsternis geborgen und in das Königreich des Sohnes Seiner Liebe versetzt, »in welchem wir die Freilösung haben, die Vergebung der Sünden.« Durch Sein Blut haben wir die Freilösung im Sohn der Liebe Gottes, in dessen Herrschaftsbereich wir uns jetzt der geistlichen Wirklichkeit nach befinden. Unsere Freilösung bezieht sich hiernach auch auf die Sünden, die wir unter der Obrigkeit der Finsternis gegen die Herrschaft des wahren Hauptes und Herrschers des Alls begingen und auch jetzt hin und wieder gegen Ihn und damit gegen den wahren Herrscher und König begehen; diese Sünden sind uns aus der Sicht des Herrschers vergeben, denn als Regent spricht Er nicht frei und rechtfertigt nicht, wie das ein Gericht täte, sondern Er spricht die Erlassung der Strafe für die Vergehen gegen Ihn aus. Unsere Rechtfertigung von allen Sünden bleibt hiervon unberührt.

  Nun nur die Freilösung durch Jesu Christi Blut betrachtend, ist zusammenfassend zu sagen, dass wir durch sie

a)     in der Gnade gerechtfertigt sind und somit vor dem Zorn Gottes gerettet werden (Röm.3:24; 5:9);

b)    in Christus Jesus sind als vom seelischen Wesen Freigelöste (1.Kor.1:30);

c)     die Vergebung der Kränkungen haben und jeder Beschuldigung und Verurteilung völlig fern sind (Eph.1:7; Röm.8:1,33,34) und

d)    aus der Obrigkeit der Finsternis befreit und in das Königreich des Sohnes der Liebe Gottes versetzt sind, in welchem wir von aller Schuld gegen Seine Herrschaft freigelöst sind.

 

Die Liebe des Christus

 

  In Christus Jesus, unserem Herrn, der Sich Selbst für uns dahingab, haben wir diese vielfältige Freilösung durch Sein Blut.

  Wer vermag den Wert Seines Blutes zu ermessen? – Sein Blut, das Er vergoss, steht für Sein Leiden am Kreuz. Im Blut ist die Seele, das Bewusstsein (3.Mose 17:11; 5.Mose 12:23). Das Bewusstsein, alle Empfindungen, insbesondere die des Schmerzes, sind nur möglich, solange das Blut zirkuliert. Als Jesu Christi Leiden mit dem Lanzenstich in Seine Seite beendet wurde (Mat.27:49; Joh.19:34), goss Er Sein Blut aus. Er schüttete gleichsam Seine Seele in den Tod aus. Der Wert und die Wirksamkeit Seines Blutes, Seines Kreuzesleidens, werden niemals aufhören, denn Sein Leiden als makelloses Opfer für Gott in williger Unterordnung unter Seinen Vater, in völligem Gehorsam und aus Liebe zu allen Seinen Geschöpfen war dem Vater ein duftender Wohlgeruch. Jesu Christi Gesinnung der Liebe und der Verherrlichung Seines Gottes und Vaters macht Seinen Opfertod für Gott bis über die Äonen hinaus unermesslich kostbar. Das geht unter anderem aus Epheser 5:1,2 hervor, wo Paulus schreibt: »Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe, so wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch.« Vernehmen wir dazu auch noch aus Hebräer 10:5-10, was Christus sagte, als Er in die Welt kam: »Siehe, Ich treffe ein, um Deinen Willen, o Gott, zu tun! ... In diesem Willen sind wir durch die Darbringung des Körpers Jesu Christi ein für allemal geheiligt.«

Die Vergebung unserer Kränkungen

 

  Die Freilösung durch Christi Blut, die der Apostel Paulus in unserem Vers 7 hervorhebt, hat die Vergebung der Kränkungen zum Inhalt. Für Vergebung kann man auch Erlassung sagen. Was erlassen ist, ist völlig beiseite getan. Wir sind frei von jeder Beschuldigung, die Gott unserer Kränkungen wegen gegen uns erheben könnte.

  Was sind Kränkungen? Kränkungen sind Sünden, durch die das Herz eines anderen verletzt wird. Die Schrift unterscheidet zwischen Sünden, Übertretungen und Kränkungen. Jede Zielverfehlung ist Sünde. Jedes Verfehlen des trefflichen Tuns, des uns von Gott gesetzten Zieles der Liebe, der Selbstlosigkeit, der Reinheit, Wahrheit und Gerechtigkeit, der Dankbarkeit und der Verherrlichung Gottes, ist Sünde.

  Wenn ein Gesetz oder ein Gebot gegeben ist und man sündigt dagegen, so ist diese Sünde eine Übertretung. Dementsprechend schreibt Paulus in Römer 4:15: »Wo aber kein Gesetz ist, gibt es auch keine Übertretung.« Eine Übertretung ist eine Sünde besonderer Art, denn sie ist ein Tun des Verbotenen.

  Bei einer Kränkung aber steht die personale Beziehung im Vordergrund. Wenn man eine Sünde auf den Aspekt der personalen Beziehung hin untersucht und diesen bejahen kann, so liegt eine Kränkung vor. Eine Kränkung ist eine Sünde, die den anderen missachtet, beleidigt, herabsetzt, demütigt oder sonstwie in seinen Gefühlen verletzt.

  Als Gott uns in Gnaden den Glauben gewährte, erhielten wir die Rechtfertigung von unseren Sünden, weit weg von unseren Sünden; an Schuld ist gar nicht mehr zu denken. Das war eine gerichtliche Handlung, ein Rechtsspruch. Das war der Ausdruck der Gerechtigkeit Gottes (Röm.3:21-26). Wir haben aber noch mehr, nämlich die Vergebung der Kränkungen. Die Vergebung der Kränkungen ist weder eine Handlung unter dem Gesichtspunkt des Regierens noch der Rechtsprechung, sondern der Familie. Wir haben Gott, den Vater, gekränkt, und Er vergibt uns. Wir haben unseren Vater gekränkt, und Er begegnet uns in diesem Falle nicht als Regent und nicht als Richter, sondern als unser Vater und vergibt und verzeiht uns, was wir Seinem Herzen angetan haben.

  Um des Blutes Christi willen tut Er das. In Christus Jesus haben wir die Freilösung durch Sein Blut und somit auch die Vergebung der Kränkungen durch Sein Blut.

  In welchem Maße? – Die Verse 7b und 8a sagen es uns: »... nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt.«

  Gottes Gnade ist unbegrenzt. In der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes ist die Gnade schrankenlos. Die Zuhörer unseres Herrn Jesus Christus würden aus dem Staunen nicht herauskommen; zu ihnen sagte Er: »Wenn ihr ... den Menschen ihre Kränkungen nicht vergebt, wird euer Vater euch eure Kränkungen auch nicht vergeben« (Mat.6:15). Heute jedoch fließt die Gnade über. Mögen wir die Liebe unseres Gottes und Vaters erkennen, aus der heraus Er uns eine solche Gnade gewährt, wie wir in Römer 5:20 lesen: »Wo ... die Sünde zunimmt, da strömt die Gnade über ...« Und wie oft verletzen die Gläubigen das Herz ihres Vaters, indem sie Ihn nicht in allem vertrauen, sei es bezüglich der Wahrheit Seines Wortes oder in Bezug auf die Weisheit Seiner Wege mit uns. Doch Er vergibt uns nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt.

  In den beiden kommenden Äonen wird Gott den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus inmitten der Überhimmlischen zur Schau stellen (Eph.2:7). Wer den Reichtum Seiner Gnade begrenzen will, der verkleinert Gott. Aber auch in solche Gläubige, die dieses tun, ergießen sich die Fluten Seiner Gnade.

  Der Lobpreis und die Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus für diese herrliche Gnade. Ja, gesegnet sei Er, der uns wahrhaftig mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus gesegnet hat (Eph.1:3).

  Diese Gnade sei nun mit uns allen, sodass auch wir einander Gnade erweisen, wenn jemand gegen jemand anders einen Tadel hat, und zwar so wie Gott uns in Christus immer wieder Gnade erweist (Eph.4:32; Kol.3:13).

 

Das Geheimnis Seines Willens

(Eph.1:8b-12)

Die Verse 3 bis 14 des ersten Epheserbriefkapitels sind ein einziger Lobpreis, ja eine Anbetung des Gottes und Vaters unseres Herrn Jesus Christus, der uns mit je dem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus gesegnet hat. Zu diesem Segen in Christus gehören unsere Auserwählung vor dem Niederwurf der Welt, unsere Heiligkeit und Makellosigkeit vor Gottes Angesicht, unsere Vorherbestimmung zum Sohnesstand, unser Begnadetsein in dem Geliebten und unsere Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt (Verse 4 bis 8).

Diese Segnungen wurden uns nach dem Wohlgefallen Seines Willens zuteil (Vers 5). Sein Wille stimmt mit einem Geheimnis überein: dem Geheimnis des Christus, das in der Verwaltung der Vervollständigung der Fristen verwirklicht werden wird, indem das All in Christus aufgehauptet wird. In diesem, in welchem Gott das All aufhaupten wird, hat uns das herrliche Los der inmitten der Überhimmlischen Gesegneten getroffen. Das teilt uns der Apostel Paulus in dem Schriftabschnitt mit, mit dem wir uns jetzt befassen wollen, und er nennt uns auch den Zweck, wozu uns das Los traf, nämlich damit wir zum Lobpreis der Herrlichkeit Gottes seien (Vers 12).

Nach Gottes Weisheit

Wir lesen zunächst die Verse 8b und 9: »In aller Weisheit und Besonnenheit macht Er uns das Geheimnis Seines Willens bekannt, nach Seinem Wohlgefallen ...« Unser Gott und Vater hat Sein Wohlgefallen an Seinem Vorsatz, denn Er hat ihn im Sohn Seines Wohlgefallens gefasst. Es ist Seine Freude, uns das Geheimnis Seines Willens bekanntzumachen; wir sollen es kennen, damit wir Seine Herrlichkeit zu preisen vermögen.

In aller Weisheit und Besonnenheit macht Er es uns bekannt. Weisheit und Besonnenheit sind unserem Gott und Vater eigen. Er ist der einzige, der weise ist (Röm.16:27). Weisheit erlangt, wer sie in der Beugung vor Seinem Wort und Seinen Wegen erlernt. Den Begriff Besonnenheit darf man mit Verständnis und Einsicht umschreiben. Jeremia bezeugt: »Er ist es, der die Erde gemacht hat durch Seine Kraft, der den Erdkreis gegründet durch Seine Weisheit und die Himmel ausgespannt durch Seine Einsicht« (Jer.10:12). Aus Daniels Gebet lernen wir: »Gesegnet sei der Name des Elah von dem Äon an und bis zu dem Äon! Denn Weisheit und Allmacht, sie sind Sein. Er ändert Zeiten und Fristen, lässt Könige vergehen und lässt Könige aufstehen, gewährt den Weisen Weisheit und Erkenntnis den im Verständnis Erfahrenen« (Dan.2:20,21). Im tiefsten Grunde besteht unsere Weisheit in der Erkenntnis Jesu Christi, und diesem als gekreuzigt. Das ist für die Juden etwas Anstoßerregendes und für die Nationen eine Torheit; uns aber, den Berufenen, ist der Gekreuzigte die Weisheit, die nicht zuschanden werden lässt, denn das Kreuz, dieses scheinbar törichte Handeln Gottes, ist das wahrhaftig Notwendige und das alle Probleme Auflösende und die alles zur Vollendung führende Tat Gottes.

Gott handelte darin weise und besonnen, dass Er das Geheimnis Seines Willens erst mit dem Epheserbrief bekanntmachte, denn dies entspricht dem Gang der Heilsgeschichte und dem wachsenden Verständnis der Heiligen. Vorher war diese Offenbarung noch nicht fällig, und vorher konnten es die Gläubigen noch nicht verstehen. Dass Christus der Herrscher der Erde werden sollte, war den Heiligen Israels von alters her bekannt. Mit Ihm im Königreich Israels zusammen zu sein, war die Verheißung des Herrn Jesus Christus für Seine Nachfolger. Auch Paulus kannte zunächst keine andere Erwartung als die des irdischen Paradieses; doch Gott enthüllte ihm etwas ganz Neues, nämlich Segnungen inmitten der überhimmlischen Geschöpfe. Seine frühen Briefe lassen diese Möglichkeit schon offen; in 1.Thessalonicher schreibt er von unserer Entrückung dem Herrn entgegen in die Luft, sagt aber nicht, wohin es weitergeht. Durch 1.Korinther 15 offenbart Gott uns, dass wir einen geistlichen und überhimmlischen Körper bekommen (Verse 44,48,49). Doch erst mit dem Epheserbrief, erst als es an der Zeit war, erst als die Verstockung Israels besiegelt war (Ap.28:25-28), wird uns gesagt, dass wir die beiden zukünftigen Äonen als inmitten der Überhimmlischen Niedergesetzte verbringen werden. Und jetzt kann auch offenbart werden, dass das All in Christus aufgehauptet wird. Vorher war das ein Geheimnis. Jetzt macht Er uns das Geheimnis Seines Willens bekannt. Denn jetzt können wir angesichts der Verwerfung Israels und des nun in weite Ferne gerückten Königreichs Israels verstehen, dass wir in das überhimmlische Königreich unseres Herrn kommen (2.Tim.4:18) und jedes Geschöpf im gesamten All in Christus sein Haupt finden wird.

Das Geheimnis des Willens Gottes

Lesen wir nun Vers 10. Es ist da vom Geheimnis des Willens Gottes die Rede, »das Er Sich in Ihm vorsetzte für eine Verwaltung der Vervollständigung der Fristen, um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde.«

In Ihm, dem Christus, fasste Gott diesen Vorsatz. Christus ist der Kern des Geheimnisses. Er wird hier gewürdigt, der Sich der Gestalt und Herrlichkeit Gottes entäußerte und Sich erniedrigte bis zum Kreuzestod. Er, der gehorsame Sohn, an dem der Vater Sein Wohlgefallen hat, ist der allein Würdige, in welchem Gott Seinen Vorsatz der Vervollständigung der Fristen sowie der Aussöhnung, Unterordnung und Vervollständigung des Alls fassen konnte (Kol.1:20; 1.Kor.15:28; Eph.1:23). In Christus Jesus hat Gott auch den Vorsatz der Äonen gefasst (Eph.3:11); das in den Äonen zu Verwirklichende ist in Christus, der für alle starb, festgelegt und in Seinem Glaubensgehorsam garantiert. Es gibt keine Ungewissheit über Ablauf und Ziel der Äonen.

Wohlgeordnet führt unser Gott und Vater Seinen reich gegliederten Ratschluss im Verlauf der Äonen, der Fristen und der Verwaltungen durch.

Zur Zeit leben wir in der dem Apostel Paulus anvertrauten Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2). Danach folgt die Verwaltung des Gerichts, die siebenjährige Endzeit, in der der Zorn Gottes über die Menschheit kommt. Darauf folgen die Verwaltung des Königreichs Israels, das tausend Jahre währt, und schließlich die Verwaltung der Vervollständigung (1.Kor.15:25; Eph.1:23).

Gegenwärtig befinden wir uns in den Fristen der Nationen (Luk.21:24). Danach treffen die Frist der Rache Jewes (Jes.51:6), die Fristen der Erfrischung des Tausendjahrreiches (Ap.3:19) und zum Abschluss die Frist der Zurechtbringung auf der neuen Erde ein (Heb.9:10). Mit jener letzten Frist findet die Vervollständigung der Fristen, von der in unserem Vers 10 die Rede ist, statt.

Unser gegenwärtiger böser Äon wird abgelöst von den kommenden Äonen (Eph.2:7), und zwar dem zukünftigen tausendjährigen Äon (Eph.1:21) und dem letzten Äon, dem Äon der Äonen (Eph.3:21), dem herrlichsten aller Äonen.

In jenem letzten Äon, jener letzten Frist und jener letzten Verwaltung - es ist die Verwaltung der Vervollständigung aller Fristen – wird unser Gott das Geheimnis Seines Willens, das Er uns mit dem Epheserbrief bekanntmacht, durchführen und vollenden.

Der Apostel Paulus weist in Epheser 3:3b-5 darauf hin, dass das Geheimnis des Willens Gottes aufs Engste mit dem Geheimnis des Christus verbunden ist. Das Geheimnis des Christus umfasst nicht nur Seine überaus hohe Erhöhung (Eph.1:20,21), Seine Erstlingsschaft als Erstgeborener vor einer jeden Schöpfung und aus den Toten (Kol.1:15,18), Seine Mittlerschaft in der Schöpfung, Freilösung und Aussöhnung (1.Kor.8:6; 1.Tim.2:5; Kol.1:20) und Seine Hauptschaft über alle und alles (Eph.1:22; Kol.1:18), sondern hat insbesondere auch zum Inhalt, dass in Christus das All aufgehauptet werden wird, beides, das in den Himmeln und das auf der Erde. Und genau dieses Letztere ist das Geheimnis des Willens Gottes. Dieses Geheimnis hat Er nun geoffenbart.

Was verstehen wir unter der Aufhauptung des Alls in Christus?

Zwar ist Christus bereits das Haupt der Körperschaft, Seiner herausgerufenen Gemeinde (Kol.1:18), das Haupt jeder Fürstlichkeit und Obrigkeit (Kol.2:10), ja das Haupt über alles (Eph.1:22), aber noch nicht alle Geschöpfe in den Himmeln und auf der Erde erkennen Ihn als ihr Haupt an. Die Geschöpfe sind erst dann vervollständigt, wenn sie in Ihm ihr Haupt gefunden haben, wenn sie dem Haupt auch in ihrer Gesinnung untergeordnet und zugeordnet und Christus von ganzem Herzen zugetan sind. Gott hat Christus Jesus überaus hoch erhöht und Ihn mit dem höchsten Namen begnadet, damit in dem Namen Jesu sich jedes Knie von der Liebe überwältigt beuge, der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge von ganzem Herzen huldige: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters aller (Phil.2:9-11). Dann, bei der Vollendung, wird das gesamte All in Christus aufgehauptet sein. Lobpreis und Verherrlichung sei unserem Gott und Vater jetzt schon dafür im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

Losteilinhaber in Ihm

Wenden wir uns dem Vers 11 zu: »In Ihm hat auch uns das Los getroffen, die wir vorherbestimmt sind, dem Vorsatz dessen gemäß, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt..."

In Ihm, dem Sohn der Liebe Gottes, dem überaus hoch erhöhten, in welchem das All aufgehauptet wird, hat uns das Los getroffen. In Ihm, der uns liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch für Gott (Eph.5:2), hat uns das herrlichste Los getroffen, das es gibt. Unseres Gottes Entscheidung, gerade dich und mich in Christus so zu beschenken, erfolgte allein nach Seinem souveränen und freien Ratschluss.

Unser Gott und Vater, der Allgewaltige, hat Seinen Sohn zum Losteilinhaber von allem gesetzt (Heb.1:2); Christus hat also alle Losteile, alles, was Gott an Macht und Herrlichkeit zu vergeben hat, inne; Er ist Herr und Haupt über alles (Eph.1:22). Unser Losteil, das, was uns gegeben ist, haben wir somit nicht neben Ihm, sondern in Ihm; was uns zufiel, fiel uns im Rahmen dessen zu, was Christus innehat.

Was ist der Inhalt des Loses, das uns traf? Was wurde uns von unserem Gott und Vater in Gnaden in Christus Jesus zugelost? Alle geistlichen Segnungen inmitten der überhimmlischen Geschöpfe! Keine einzige geistliche Segnung hat Er uns vorenthalten. Dazu gehören zum Beispiel: Unser Stand als Heilige und Makellose vor Gottes Angesicht (V.4), unsere Vorherbestimmung zum Sohnesstand (V.5), unser Begnadetsein in dem geliebten Sohn (V.6), unsere Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt (V.7 und 8), die Rechtfertigung (Röm.3:24), die Aussöhnung (Röm.5:1,10), die Versiegelung mit dem Geist Gottes (V.13) und unsere herrliche Erwartung, in der wir uns rühmen mögen (Röm.5:2), wozu wiederum zum Beispiel unsere Versetzung in das überhimmlische Königreich des Sohnes (2.Tim.4:18), unsere Umgestaltung in das Bild Seines Sohnes (Röm.8;29) und unsere Mitwirkung bei der Aussöhnung, Unterordnung und Vervollständigung des Alls gehören (1.Kor.15:28; Eph.1:23; 2:6,7; Kol.1:19,20).

Wieso heißt es in unserem Vers 11, dass das Los »auch uns« getroffen hat? »Auch uns« - demnach muss es noch andere geben. In der Tat. Neben den Heiligen, die dem Evangelium der Beschneidung glaubten, das die Zwölf dem Volk Israel und seinen Proselyten verkündigten, gab es auch Juden, die dem Evangelium der Unbeschnittenheit glaubten, das dem Apostel Paulus offenbart worden war. Den Juden, die das Evangelium des Apostels Paulus hörten und ihm glaubten, will Paulus sagen: Uns Juden, die wir ursprünglich das Königreich des Messias auf Erden erwarteten - auch uns hat ebenso wie die Heiligen aus den Nationen dieses unerwartete Los getroffen. Auch uns Juden hat dieses überwältigend herrliche Los getroffen, wovon kein Prophet und auch der Herr Jesus Christus auf Erden nicht gesprochen haben, ja wovon überhaupt erst im Epheserbrief in aller Klarheit die Rede ist.

Allein nach Gottes Vorsatz

»In Ihm hat auch uns das Los getroffen, die wir vorherbestimmt sind, dem Vorsatz dessen gemäß, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt ...« So gesegnet zu sein, ja zum Sohnesstand vorherbestimmt zu sein (Vers 5), womit uns verheißen ist, dem Erstgeborenen gleichgestaltet zu werden und als Brüder des Einen und damit als Söhne des Höchsten zu Seiner Rechten zu sitzen, des Weiteren zu einem überhimmlischen Losteil vorherbestimmt zu sein (Vers 14) und zu den Aufgaben dort oben (Eph.1:14; 2:6,7) - dies geschah nach Gottes Vorsatz. Eigenes Verdienst ist ausgeschlossen; alles ist Gnade. Gottes Vorsatz, den Er in Christus Jesus, unserem Herrn, gefasst hat, umfasst die Äonen, in deren Verlauf Er ihn durch Christus auch verwirklicht (Eph.3:11). Wir haben einen festen Platz in Seinem Plan. So wird von der Abfassung des Epheserbriefs an durch die herausgerufene Gemeinde den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten der Überhimmlischen die mannigfaltige Weisheit Gottes angesichts der gegenwärtigen Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes bekanntgemacht (Eph.3:10). So wird Gott uns in den beiden kommenden Äonen inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus niedersetzen und den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stellen (Eph.2:6,7).

Der den Vorsatz gefasst hat, ist derselbe, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt. Planung und Ausführung liegen in der Hand dessen, der allgewaltig ist und der Liebe ist.

Der Allesbewirkende

Gott bewirkt alles. Das ist eigentlich selbstverständlich, denn sonst wäre Gott nicht Gott. Nur Einer ist Gott. El (hebräisch) und theos (griechisch) - beides bedeutet: der alle an ihren Platz Setzende, der Sich alle Unterordnende, der alles Verfügende.

Gott wirkt vor allem durch Seinen Sohn, den Mittler. Er lenkt alle Seine Geschöpfe und wirkt durch sie, auch durch die Widerstrebenden, wie auch durch alle Umstände. Was unseren eigenen Willen anbelangt, ist zu sagen, dass Gott unsere Herzen bildet und unseren Willen formt und unsere Schritte bestimmt. »Wer hat denn je Seiner Absicht widerstanden?« (Röm.9:19). Gottes erklärtem Willen, insbesondere Seinen Anweisungen für unser Tun und Lassen, haben die Menschen schon viele Male widerstanden; ja sie waren aufgrund der Schwachheit unseres Fleisches oft gar nicht in der Lage, Seinen Willen zu tun. Doch Seine Absicht haben sie immer erfüllt - ohne es zu wissen.

Die herausgerufene Gemeinde in Jerusalem betete: »... sie haben sich in dieser Stadt in Wahrheit gegen Deinen heiligen Knecht Jesus versammelt, den Du gesalbt hast: Herodes wie auch Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels, um alles auszuführen, was Deine Hand und Dein Ratschluss vorherbestimmt hatten, dass es geschehe« (Apg.4:27,28). Alle Beteiligten, der Widerwirker, das Synedrium, das Volk und die Römer, hatten nach ihrem eigenen Willen gehandelt, der gegen Gott und Seinen Sohn gerichtet war, und so Gottes Absicht erfüllt. Im Bereich unseres Unterbewusstseins erschafft Gott unseren Willen, dabei auch das Fleisch und die geistlichen Mächte der Bosheit nach Seiner Weisheit einbeziehend.

Der alles bewirkende Gott! »Aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm hin ist das All! Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen!« (Röm.11:36). Auch die Äonen, die großen Zeitabschnitte, hat Gott gemacht, und zwar durch Seinen Sohn, der das All durch Sein machtvolles Wort trägt (Heb.1:2,3). Unser Herr sagte: »Verkauft man nicht zwei Spätzlein für einen Groschen? Doch nicht eines von ihnen wird auf die Erde fallen, ohne dass euer Vater es will. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Haupt alle gezählt! Daher fürchtet euch nicht! Ihr überragt die vielen Spätzlein« (Mat.10:29-31). »Wie Wasserbäche«, sagte König Salomo, »ist das Herz eines Königs in der Hand Jewes; wohin immer Er will, neigt Er es« (Spr.21:1). »Er spricht, und es geschieht; Er gebietet, und es steht da«, huldigt David Ihm in Psalm 33:9. Und wer kennt nicht Psalm 139:16: »Deine Augen sahen meinen Embryo, und meine Tage, sie alle waren auf Deine Rolle geschrieben; die Tage waren gebildet, als noch nicht einer von ihnen war.« Weiter: »Beim Menschen sind die Überlegungen des Herzens, aber von Jewe kommt die Antwort der Zunge« (Spr.16:1). »Er bildet ihnen allesamt das Herz« (Ps.33:15). Hören wir noch, was der Prophet Jesaja verkündigte: »Ich bin El! Und da ist sonst kein Elohim. Und da ist niemand gleichwie Ich! ... Der Ich sage: Mein gesamter Ratschluss soll bestätigt werden, und alles, was Mir wohlgefällt, will Ich tun« (Jes.46:0,10).

Unser Wille und unser Bitten

Über die dämonische Lehre vom freien Willen des Menschen braucht man nach alledem fast kein Wort zu verlieren. Was soll »frei« eigentlich heißen? Unbeeinflusst? Dem steht entgegen, dass der Widerwirker in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt (Eph.2:2). Oder soll »frei« heißen: mit freier Bahn zur Durchführung? Oder können wir etwas wollen, was von unserem Menschsein losgelöst ist?

Gibt es Gläubige, die einen freien Willen haben wollen? Ja, leider. Doch so wie unser Herr Jesus Christus keinen freien Willen hat, sondern einen dem Vater untergeordneten, so möge die uns gewährte Gnade unsere Herzen einnehmen, so dass wir nichts anderes wollen, als unser Gott und Vater will. Möge Sein Geist uns leiten! Dann sind wir wahrhaft frei. Die bewusste Übereinstimmung mit Gott ist die einzige und wahre Freiheit.

Da unser Gott und Vater alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt und Sein Ratschluss unverrückbar ist (Heb.6:17), mit anderen Worten: da entweder Gottes geoffenbarter Wille oder Seine Absicht, die weitgehend verborgen ist, geschieht, ist die Frage zu erörtern, ob denn unser Bitten sinnvoll ist. Fest steht, dass unsere Bitte Seinen Ratschluss nicht ändert. Und es wäre auch töricht, Seinen Ratschluss ändern zu wollen, denn er ist der beste für uns wie auch für alle. Unser

Vater möchte, dass wir Sein Innerstes kennenlernen und Ihm vertrauen. Deshalb lässt Er uns in Unwissenheit über viele unserer persönlichen Angelegenheiten und legt Er den Schleier der Ungewißheit über den Verlauf eines jeden neuen Tages in unserem Leben; dies aber, damit wir uns bittend an Ihn wenden und Ihm Selbst völlig vertrauen lernen. So erzieht Er uns, und so lernen wir Sein liebendes Vaterherz kennen. Er aber tut über alle Maßen mehr, über alles hinaus, was wir erbitten oder erdenken können (Eph.3:20). So erfahren wir Ihn und finden unsere Glückseligkeit in Ihm. Darum sei Ihm die Verherrlichung in der herausgerufenen Gemeinde und in Christus Jesus für alle Generationen des Äons der Äonen (Eph.3:21)!

Wir sind zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit bestimmt

Wir kommen zu Vers 12. Dieser schließt an Vers 11a an: »In Ihm hat auch uns das Los getroffen, ... damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien, die wir eine frühere Erwartung in Christus haben.« Zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit da zu sein, das ist geradezu die Bestimmung unseres Lebens. Und genau in dieser Ausrichtung unseres Sinnens finden wir unsere Erfüllung!

Worin besteht die Herrlichkeit Gottes als solche? Seine Herrlichkeit umfasst die strahlende Lichtfülle der Liebe, des Geistes, des Lebens, der Allgewalt, Seines Wortes, der Gnade, Seiner Gerechtigkeit, der Weisheit, Seines Vorsatzes in Christus, Seiner Vaterschaft, der Aussöhnung, des Friedens und der Freude, ja aller geistlichen und überhimmlischen Segnungen in Christus, die in den vorangehenden Versen 3 bis 11 beschrieben sind. Die Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit ist Christus (Heb.1:3). Mit dem Evangelium, das Seine Herrlichkeit offenbart, ist Paulus betraut (1.Tim.1:11). Wir sind zur Teilhabe an Seiner Herrlichkeit berufen (1.Thess.2:12). Ständig schauen wir aus nach dem Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus (Tit.2:13). Und diejenigen unter uns, die nicht aufhören, um die Erfüllung mit der Erkenntnis Seines Willens zu bitten, um des Herrn würdig zu wandeln, diese werden mit aller Kraft nach der Gewalt Seiner Herrlichkeit gekräftigt zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden im Wandel und im Dienst (Kol.1:9-11). Wir alle aber, die wir die Herrlichkeit unseres Herrn widerspiegeln, der durch Seinen Geist in unseren Herzen wohnt, werden in Sein Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit gleichwie von des Herrn lebendig machendem Geist (2.Kor.3:18).

In Epheser 1:5,6 lesen wir, dass wir zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade vorherbestimmt sind; unser Vers 11 ist universeller und spricht vom Lobpreis Seiner Herrlichkeit und damit Seiner Selbst, denn Gott ist herrlich. In Epheser 1:17 wird Gott als der Vater der Herrlichkeit bezeichnet.

Eines Tages werden Ihm alle Seine Geschöpfe die Ihm gebührende Verherrlichung geben (Phil.2:11). Mögen wir heute schon in all unserem Tun und Lassen unseren Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus verherrlichen – wir, »die wir eine frühere Erwartung in Christus haben« (Vers 12b).

Wir, die Glieder der Körperschaft Christi, ob wir Juden sind oder nicht, haben eine frühere Erwartung als Israel. Der Tag unserer Rettung ist näher als der Israels. Wir werden vor der großen Drangsal, ja vor dem letzten Jahrsiebener, vor der Endzeit, vor dem Tag des Herrn, von unserem Herrn Christus Jesus in Sein überhimmlisches Königreich entrückt (1.Thess.4:17; 2.Tim.4:18). Über uns Gerechtfertigte und Ausgesöhnte kommt der Zorn Gottes selbstverständlich nicht (Röm.5:9; 1.Thess.1:10; 5:9). Wir gehören nicht der Finsternis an, so dass uns der Tag des Herrn ergreifen könnte, sondern sind Söhne des Tages und stehen in der Erwartung der Rettung (1.Thess.5:4,5,8).

Die Königreichsgemeinde dagegen, das königliche Priestertum, die heilige Nation Israel (2.Mose 19:6; 1.Pet.2:9), hat eine spätere Erwartung. Erst nach der Drangsal werden alle Stämme des Landes den Sohn des Menschen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit kommen sehen (Mat.24:30). Und dann werden Seine Füße auf dem Ölberg stehen (Sach.14:4), und Er wird Sein Königreich mit Israel aufrichten, das dann alle Nationen zu Jüngern machen wird (Mat.28:19).

Gott hat uns zur Rettung vorgezogen und überhaupt herrlicher begnadet und gesegnet als Sein Bundesvolk Israel. Denn soviel die Himmel höher sind als die Erde, so ist auch unsere Zukunft inmitten der Überhimmlischen herrlicher als die Israels im irdischen Königreich. Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus dafür!

 

Versiegelt mit dem Geist der Verheißung

(Eph.1:13,14)

 

Auch ihr aus den Nationen

 

  »In Ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung, hört – in Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt, versiegelt mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen ... « So schreibt der Apostel Paulus in Epheser 1:13. Er fängt den Satz mit den Worten »in Ihm« an. Denn in Ihm, in Christus, sind wir mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen gesegnet (Eph.1:3). Nur in Ihm haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die unser Gott und Vater in uns überfließen lässt (Eph.1:7,8a). In Christus haben wir eine frühere Erwartung der Rettung als die Königreichsgemeinde Israels (Eph.1:12). Auch all das Geschehen, von dem wir in unserem Vers 13 lesen, das Hören, das Glauben und das Versiegeltwerden, ist in Christus, unserem geliebten Herrn und Retter. Nichts geschieht ohne Ihn, den Mittler, oder neben Ihm. Alles verdanken wir Ihm.

  »In Ihm seid auch ihr ... « »Auch ihr« — stark betont sind diese Worte —; es gibt also zwei Gruppen von Gläubigen. In der Tat, wie Paulus in Epheser 2:11-22 und 3:6 ausführt, besteht die vereinigte Körpergemeinde Christi aus Juden und Nichtjuden. Hier wendet sich Paulus speziell an die Heiligen aus den Nationen. Mit dem Abschnitt der Verse 3 bis 11, in welchem er »wir« und »uns« sagte, waren in Sonderheit die Juden angesprochen. Aber auch ihr aus den Nationen, die ihr ursprünglich keine Erwartung hattet, seid in gleicher Weise in Christus begnadet und gesegnet wie die Juden, die dem Evangelium des Paulus glauben, in Galater 2:7 »Evangelium der Unbeschnittenheit« genannt. Schließlich richtet sich der Epheserbrief »an alle Heiligen, die auch Gläubige in Christus Jesus sind« (Eph.1:1). Nicht gemeint waren hiermit die Gläubigen der Königreichsgemeinde, die dem Evangelium  der Zwölf glaubten und die Erfüllung der Verheißungen für Israel auf Erden erwarteten. Jene Heiligen wurden niemals als »in Christus Jesus« bezeichnet. Das Evangelium des Apostels Paulus galt in der früheren heilsgeschichtlichen Haushaltung, der Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zur gegenwärtigen der Gnade Gottes (Eph.3:2), »dem Juden zuerst wie auch dem Griechen« (Röm.1:16). In unserer Verwaltung aber hat keine der beiden Gruppen einen Vorrang, denn alle fleischgemäßen Vorzüge Israels sind heute abgetan und die aus den Nationen sind zusammen mit denen aus Israel im Geist gemeinsame Losteilinhaber und eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium, dessen Diener Paulus geworden ist (Eph.3:6,7).

 

Das Wort der Wahrheit

 

  »... ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung, hört ... « Was ist das Wort der Wahrheit? Die gesamte Schrift ist das Wort der Wahrheit, das wahre Wort (vgl. Jak.1:18). Hier jedoch meint Paulus das Evangelium unserer Rettung damit. Dies ist das Evangelium, das nur dem Paulus enthüllt wurde (Gal.1:12). Dies ist das uns angehende Glaubensgut (Eph.1:15). Dies ist nicht das Wort, das das auserwählte, königliche und priesterliche Volk Israel rettet, das Evangelium, das in Galater 2:7 »Evangelium der Beschneidung« genannt wird. Jeder unter uns ist übrigens von unserem Herrn angewiesen, das gesamte Wort der Wahrheit richtig zu schneiden: »Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen, als unbeschämten Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet« (2.Tim.2:15). Richtig schneiden, das heißt das Wort der Wahrheit der richtigen Personengruppe zuzuordnen — ist Israel angesprochen oder die Körpergemeinde, eine Nation oder eine Einzelperson? —, auf die richtige Zeit zu beziehen - in welche Verwaltung gehört es? -, den Zusammenhang zu beachten und zwischen Aussagen zu unserem Gnadenstand und unserem Wandel sowie zwischen wörtlicher und bildlicher Rede zu unterscheiden. Solange jemand das Wort der Wahrheit nicht richtig schneidet, wird er die Bibel als ungereimt empfinden und unbewährt sein.

  Das Evangelium unserer Rettung sagt uns, dass wir allein in der Gnade gerettet (Eph.2:8) und allein durch Glauben gerechtfertigt sind (Röm.3:28). Unser Gott und Vater berief uns nach Seinem eigenen Vorsatz, uns den Glauben in Gnaden gewährend (Röm.8:28; Phil.1:29; 2.Tim.1:9).

  Über unsere persönliche Rettung hinaus haben wir bei dem Begriff »Evangelium unserer Rettung« an den gesamten segensreichen  Umfang unserer Rettung zu denken, denn sie ist eine »äonische Rettung« (Heb.5:9). »Die Gnadengabe Gottes ist äonisches Leben in Christus Jesus, unserem Herrn« (Röm.6:23). Leben und dienen in Vollkommenheit werden wir in den beiden zukünftigen Äonen, und zwar im Himmel. Gott wird in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus inmitten der überhimmlischen Geschöpfe an uns zur Schau stellen (Eph.2:6,7). Nicht ohne uns - nicht ohne uns Glieder Seines Körpers - wird unser Herr das All in allem vervollständigen (Eph.1:23).

 

Hören und glauben

 

  »In Ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung, hört – in Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt ... « Damit kommen wir zu den einfachsten Dingen unserer Rettung, was uns anbelangt; diese sind: Hören und glauben. Hören und glauben – könnte es einen leichteren Zugang zur Rettung geben? Aber nein. In Römer 4:16 steht der elementare Satz: »Deshalb ist es aus Glauben, damit es der Gnade gemäß sei.« Der überströmenden Gnade, in der wir stehen, entspricht allein der Glaube. Hätten wir aber auch nur das geringste Werk zu leisten, wäre die Gnade nicht mehr Gnade.

  Wir wissen: Der Glaube kommt aus der Kunde (Röm.10:17); der Glaube kommt aus dem Hören des Wortes. Er, der Herr Jewe Elohim, weckt mein Ohr, damit ich höre, bezeugt der Prophet Jesaia in Kapitel 50:4. Was ist die Kunde? Was hören wir? Wir hören von der Tat unseres Herrn Jesus Christus für uns, von Seinem Glaubensgehorsam bis zum Kreuzestod. So fragt der Apostel Paulus die Galater: »Habt ihr den Geist aus euren Gesetzeswerken erhalten oder beim Hören von Seinem Glauben?« (Gal.3:2). Und wir glauben der Kunde, dass unser Herr Jesus Christus um unserer Kränkungen willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde (Röm.4:25). Christus wurde zum Fluch – zum Träger des Fluchs —, damit der Segen Abrahams in Jesus Christus unter die Nationen gebracht werde, so dass wir die Verheißung des Geistes, nämlich die Rechtfertigung, durch den Glauben erhalten mögen (Gal.3:14). Unser Gott und Vater befand es als gut, durch die Torheit des Wortes vom Kreuz die zu retten, die glauben (1.Kor.1:21). »... die glauben« — so einfach ist es, gerettet und gerechtfertigt zu werden und den Geist Gottes zu bekommen.

 

Unsere Versiegelung

 

  Als Gott uns den Glauben in Gnaden für Christus gewährte (Phil.1:29), erhielten wir den heiligen Geist. Gottes Geist wohnt nun in uns (Röm.8:9). Doch mehr noch geschah: Wir sind mit dem Geist Gottes versiegelt! Das steht nicht nur in unserem Vers 13, sondern auch in 2. Korinther 1:21,22: »Der uns aber samt euch in Christus Stetigkeit verleiht und uns gesalbt hat, ist Gott, der uns auch versiegelt und das Angeld des Geistes in unsere Herzen gegeben hat.« Unsere Versiegelung ist eine wichtige geistliche Segnung in Christus Jesus, unserem Herrn. Ein Siegel hat im allgemeinen eine weitgefächerte rechtliche Bedeutung. Versiegeln heißt beglaubigen, die Echtheit bestätigen, unterzeichnen, sichern, unantastbar machen. Das Versiegeltsein mit dem Geist Gottes bedeutet, dass Gott uns zu Seinem besonderen Eigentum erklärt hat, wir völlig gesichert sind vor jedweden fremden Ansprüchen und uns weitere, zukünftige Segnungen in Christus Jesus garantiert sind.

  Wir können also nicht mehr verloren gehen, wie uns auch Epheser 4:30 sagt: »Und betrübt nicht den Geist Gottes, den heiligen, mit dem ihr für den Tag der Freilösung versiegelt seid.« Aus Römer 8:23 wissen wir, dass nicht nur die gesamte Schöpfung, sondern auch wir, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, in uns selbst ächzen, den Sohnesstand erwartend, die Freilösung unseres Körpers. Auf diese Erwartung hin wurden wir gerettet, und bis auf diesen Tag, wenn unser Körper freigelöst wird von der Vergänglichkeit und wir einen Körper der Unvergänglichkeit und Herrlichkeit bekommen, sind wir versiegelt. Nichts kann mehr dazwischen kommen, denn die Er vorherbestimmt, diese beruft Er auch; und die Er beruft, diese rechtfertigt Er auch; die Er aber rechtfertigt, diese verherrlicht Er auch (Röm.8:30).

  Die Versiegelung vermittelt uns die Gewißheit unserer Rettung. Von den zwölf Jüngern dagegen ging einer verloren, weil sie nicht versiegelt waren. Die Gläubigen der Königreichsgemeinde Israels waren ebenfalls nicht versiegelt, so dass sie wieder abfallen konnten, wie wir aus Hebräer 6:4-6 wissen: »Denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet waren und das überhimmlische Geschenk geschmeckt haben und so Mitteilhaber des heiligen Geistes wurden, die sowohl das köstliche Wort Gottes wie auch die Kräfte des zukünftigen Äons schmeckten, dann aber abfallen, wieder zur Umsinnung zu erneuern, kreuzigen sie doch den Sohn Gottes für sich selbst aufs Neue und prangern Ihn an« (vgl. Heb.10:26-31). Von den Zehntausenden unter den Juden, die gläubig geworden waren und alle zu den Eiferern für das Gesetz gehörten (Ap.21:20), verloren viele ihre Vergebung und ihren Platz im Königreich Israels, denn als Paulus berichtete, dass der Herr ihn zu den Nationen hinausschickte (Ap.22:21), benahmen sie sich wie der Sklave im Gleichnis, dem sehr viel vergeben wurde, aber einem Mitsklaven nicht vergab (Mat.18:23-35), indem sie, denen viel vergeben war, den Nationen die Rettung nicht gönnten. In der Zukunft, und zwar im letzten Jahrsiebener, in der Endzeit, wird nur ein Teil der Treuen aus Israel, nämlich 144.000, versiegelt, während andere gläubige Juden den Märtyrertod erleiden müssen. Wir dagegen sind allesamt versiegelt; da ist nicht einer unter uns Auserwählten und Berufenen, der nicht versiegelt wäre.

  Hören und glauben und versiegelt werden – welch eine Gnade ist das doch!

 

Der Geist der Verheißung

 

  Wir sind – wie unser Vers 13 sagt – versiegelt mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen. Was ist der Geist der Verheißung? Das ist selbstverständlich der heilige Geist, der Geist Gottes, der hier aber – der Thematik entsprechend – zum Beispiel nicht als Geist der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gekennzeichnet wird (2.Tim.1:7), sondern als der verheißende Geist. Der Geist verheißt und garantiert den Versiegelten weitere, zukünftige Segnungen, denn er ist ja doch nur ein Angeld. Der Geist Gottes, der in uns wohnt, ist als der verheißende Geist ein Angeld dafür, dass wir die Fülle des Geistes erhalten werden; er ist das Siegel, die Gewähr, dafür, dass alle Verheißungen für uns in Christus Jesus erfüllt werden. Das Angeld verbürgt uns, dass wir verwandelt und in das überhimmlische Königreich unseres Herrn Christus Jesus entrückt werden (1.Kor.15:51; 2.Tim.4:18), dass wir auch körperlich den Sohnesstand einnehmen und inmitten der überhimmlischen Geschöpfe niedergesetzt werden (Eph.1:5; 2:6).

 

Das Angeld unseres Losteils

 

  Wir lesen nun Vers 14. Da ist vom Geist der Verheißung die Rede, dem heiligen, »der ein Angeld unseres Losteils ist bis zur Freilösung des uns zugeeigneten zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.«

  Unser zukünftiges Losteil haben wir jetzt noch nicht inne, aber als Angeld oder Anzahlung sind wir bereits mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus gesegnet (Eph.1:3). Im Geist sind wir bereits gerechtfertigt und ausgesöhnt, freigelöst und versiegelt, aber unser Körper ist noch vergänglich. So wie der Apostel Paulus in Römer 8:10 schreibt: »Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Körper zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber ist Leben der Gerechtigkeit wegen.« Wir erfreuen uns derzeit in unserem Geist aller unserer gegenwärtigen und zukünftigen Segnungen, auch des Sohnesstandes, in der Kraft des heiligen Geistes durch Glauben. Und wir erwarten den Sohnesstand, die Freilösung unseres Körpers, wir, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, wie Paulus in Römer 8:23 sagt. Wenn unser Körper von der Vergänglichkeit freigelöst sein wird, dann werden wir den Sohnesstand auch körperlich einnehmen und erkennbar Söhne des Vaters sein, denn wir werden dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet sein als Brüder und Schwestern des Einen, des Erstgeborenen (Röm.8:29). Wer die Erstlingsgabe des Geistes erhielt, bekommt auch die vervollständigende Gabe des Geistes. Im Sohnesstand werden wir im Vollbesitz des Geistes sein.

  Der verheißende Geist ist ein Angeld auf unser Losteil. Was ist ein Losteil? In Israel war es der Anteil des Landes, der jedem Stamm und jeder Sippe durch das Los zugefallen war. Unser Losteil ist somit das, was Gott uns zugelost hat, aus Gnaden zukommen ließ. Und worin besteht unser Losteil? Wir haben ein überhimmlisches Losteil. Nicht die Erde hat Gott uns zugeteilt – auf der Erde wird Israel, das königliche und priesterliche Volk, herrschen und alle Nationen zu Jüngern machen —, sondern die Gebiete über dem Lufthimmel der Erde, kurz gesagt: das All, die Erde ausgenommen. Das All hat unser Gott und Vater uns, den Gliedern der Körpergemeinde Christi, aus überströmender Gnade zugewiesen. Losteilinhaber des gesamten Alls ist der Sohn (Heb.1:2). Nur in Ihm und durch Ihn haben wir unseren Anteil daran und unseren Dienstbereich darin.

  Überaus herrlich ist unser Losteil. Gott wird uns in den kommenden Äonen inmitten der überhimmlischen Scharen niedersetzen, um den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus an uns zur Schau zu stellen (Eph.2:6,7). Söhne neben dem Sohne werden wir sein – zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in dem Geliebten begnadet. Die uns in solch herrlichen Gnadenerweisungen erwiesene Liebe wird schließlich alle Geschöpfe Gottes an Sein Herz ziehen, so dass sie sich Ihm freudig unterordnen. Wir werden unserem Herrn Christus Jesus in den beiden zukünftigen Äonen in den Himmeln dienen und dort in Ihm an der Unterordnung, Aussöhnung und Vervollständigung des Alls mitwirken.

  Das Angeld darauf haben wir bereits erhalten! - Welch ein Gnadenreichtum!

 

Die Freilösung des uns zugeeigneten Losteils

 

  Wie lange bleibt es bei dem Angeld? Anders gefragt: Wie lange bleiben wir versiegelt? Die Antwort steht in Epheser 4:30: »Und betrübt nicht den Geist Gottes, den heiligen, mit dem ihr für den Tag der Freilösung versiegelt seid.« Das ist der Tag der Freilösung unseres Körpers, der Tag Christi, an welchem wir den Sohnesstand einnehmen werden. Hiermit stimmt unser Vers 14 überein, der sagt, dass der Geist der Verheißung ein Angeld unseres Losteils ist bis zur Freilösung des uns zugeeigneten. Bis zum Tag der Freilösung des uns zugeeigneten überhimmlischen Losteils müssen wir warten, und dann werden wir im Vollbesitz unseres Losteils in überhimmlischer Herrlichkeit sein.

  Unser Losteil bedarf der Freilösung; es ist also jetzt noch nicht frei. Dies dürfen wir mit den Fürstlichkeiten, den Obrigkeiten, den Weltbeherrschern dieser Finsternis, den geistlichen Mächten der Bosheit inmitten der Überhimmlischen (Eph.6:12) in Verbindung bringen. Es wird während des letzten Jahrsiebeners freigelöst werden, in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus. Dann wird ihre Macht dort oben zu Ende gehen. So ersehnen wir mithin den Tag Christi, an dem unser Herr Christus Jesus mit dem Befehlsruf, mit der Stimme des Botenfürsten und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabsteigt, die in Christus Entschlafenen auferweckt und uns Lebende, die wir übrigbleiben, verwandelt und zugleich und zusammen mit ihnen zu Sich hin in die Luft entrückt, um uns allezeit bei Sich zu haben und uns des weiteren in Sein überhimmlisches Königreich zu versetzen und in den kommenden Äonen inmitten der Überhimmlischen niederzusetzen (1.Thess.4:17; 2.Tim.4:18; Eph.2:6,7).

  Es sei angemerkt, dass auch das dem Volk Israel zugeeignete Losteil, nämlich die Erde, freigelöst werden muss. Im letzten Jahrsiebener, der Endzeit, in der Verwaltung des Gerichts, wird die Erde von den widergöttlichen Mächten befreit und gereinigt und dann dem Volk Israel, der heiligen Nation, übergeben. Der Satan wird gebunden.

  Das Losteil eines jeden Einzelnen von uns wird unser Herr vor Seiner Preisrichterbühne festlegen. Zu unserem persönlichen Losteil gehören auch unsere jeweiligen Aufgaben, denn zum Dienst befinden wir uns inmitten der Überhimmlischen. Wir, ehemalige Sünder und Feinde Gottes, die allein durch Hören und Glauben gerechtfertigt wurden und durch Christi Tod mit dem Vater ausgesöhnt und heilig, makellos und unbeschuldbar vor Christi Angesicht dargestellt sind (Kol.1:22), sind aufgrund dieses überwältigenden Gnadenreichtums in besonderer Weise geeignet, an der Verwirklichung der Ziele Gottes, die Er im Verlauf der Äonen erreichen wird, mitzuwirken. Zu Seinen Zielen gehören die Vervollständigung und die Aussöhnung des Alls durch Christus (Eph.1:23; Kol.1:20) sowie die Unterordnung aller unter Christus und damit unter Sich Selbst und die Aufhauptung des Alls in Christus (1.Kor.15:27,28; Eph.1:10).

  Neben dem allgemeinen Dienst, Anschauungsobjekte der überströmenden Gnade Gottes zu sein (Eph.2:7), werden diejenigen Heiligen, die mit Christus litten, Anteil an Seiner Königsherrschaft erhalten (Röm.8:17). Christus herrscht in den beiden kommenden Äonen. Die Erdulder werden mit Christus Regierungsgewalt ausüben (2.Tim.2:12). Das Herrschen schließt auch das Richten der Welt vor dem großen weißen Thron und das Richten der Boten ein (1.Kor.6:2,3). Das Mitregieren der Erdulder aus unserer Mitte ist in etwa der Herrschaft vergleichbar, die die Überwinder aus Israel auf Erden über die Nationen ausüben werden (Off.2:26; 20:4).

  Das Einnehmen unseres Losteils ist somit ein wichtiger Schritt unseres Gottes und Vaters auf Sein Ziel der Vollendung des Alls in Herrlichkeit in Christus hin.

  Da wir Kinder Gottes sind, sind wir auch Losteilinhaber Gottes (Röm.8:17), das heißt Inhaber allen dessen, was Gott uns in Christus bereitet hat. Über den »Reichtum Seiner Gnade« (Eph.1:7) hinaus wird uns der »Reichtum Seiner Herrlichkeit« (Röm.9:23; Kol.1:27) zuteil. Das ist das Maß Gottes, des »Vaters der Herrlichkeit« (Eph.1:17), der uns in dem »Herrn der Herrlichkeit« (1.Kor.2:8) mit unserem überhimmlischen Losteil beschenkt.

 

Wir sind zum Lobpreis der Herrlichkeit Gottes bestimmt

 

  »... zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.« So endet unser Vers 14. Darum geht es, nämlich dass wir dahin gelangen, allezeit und aus einem erfüllten Herzen heraus unseren Gott und Vater zu preisen.

  Zum dritten Mal hören wir hiermit in den ersten Versen des Epheserbriefs, dass wir zum Lobpreis der Herrlichkeit Gottes und Seiner Gnade bestimmt sind. Gott zu verherrlichen – das ist der Sinn unseres Lebens, das ist die Erfüllung unseres Daseins, das ist die Krönung unseres Dienstes. In den Versen 5 und 6 lesen wir: »In Liebe hat Er uns für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt, nach dem Wohlgefallen Seines Willens, zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in dem Geliebten begnadet.« Und in den Versen 11 und 12: »In Ihm hat auch uns das Los getroffen, die wir vorherbestimmt sind, dem Vorsatz dessen gemäß, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien, die wir eine frühere Erwartung in Christus haben.« Und wiederum lesen wir in unseren Versen 13 und 14: »In Ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung – in Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt, versiegelt mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen (der ein Angeld unseres Losteils ist bis zur Freilösung des uns zugeeigneten) zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.«

  Möge der Lobpreis im Mittelpunkt unseres Sinnens stehen! Es ist doch so, wie es geschrieben steht: Was kein Auge gewahrt und kein Ohr gehört hat und wozu kein Menschenherz hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben. Uns aber enthüllt es Gott durch Seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes« (1.Kor.2:9,10). Da wir den Geist Gottes erhielten, wissen wir, was Er uns aus Gnaden gewährt hat und zukünftig gewähren wird (1.Kor.2:12). In diesem Wissen sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus Lobpreis, Dank und Verherrlichung von ganzem Herzen.

 

Das Gebet um Erkenntnis

(Eph.1:15-19a)

 Der Apostel Paulus hat in den Versen 1 bis 14 des ersten Epheserbriefkapitels dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus einen vielfachen Lobpreis ausgesprochen, denn er durfte höchste Offenbarungen niederschreiben, höchste uns betreffende Segnungen aufzeichnen, die in Kürze wiedergegeben seien:

-         Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat uns mit jedem geistlichen Segen in Christus gesegnet (von einem körperlichen Segen spricht er nicht) (Vers 3);

-         Gott hat uns nicht inmitten der Irdischen, sondern inmitten der Überhimmlischen in Christus gesegnet (Vers 3);

-         wir sind Auserwählte Gottes und Heilige und Makellose vor Seinem Angesicht (Vers 4);

-         in Liebe hat Gott uns zum Sohnesstand vorherbestimmt zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in dem Geliebten begnadet (Verse 5 und 6);

-         in Christus haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt (Verse 7 und 8a);

-         Gott machte uns das Geheimnis Seines Willens bekannt, nämlich das All in Christus aufzuhaupten in der Verwaltung der Vervollständigung der Fristen (Verse 9 und 10);

-         in Christus hat uns das herrliche Los dessen getroffen, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien (Verse 11 und 12a);

-         wir haben in Christus eine frühere Erwartung als das zukünftig wiedergeborene und gläubige Israel (Vers 12b);

-         als wir das Wort der Wahrheit, das Evangelium, das uns sagt, wie wir gerettet werden, hörten und glaubten, wurden wir mit Gottes Geist versiegelt (niemand kann das Siegel brechen; Vers 13);

-         der Geist der Verheißung, mit dem wir versiegelt sind, ist ein Angeld auf unser zukünftiges, überhimmlisches Losteil zum Lobpreis der Herrlichkeit Gottes (Vers 14). Ein Losteil ist der uns wie durch ein Los zugefallene Teil des Segens- und Aufgabenbereichs Jesu Christi. Unser Losteil liegt über dem Lufthimmel der Erde.

Deshalb dankt und bittet Paulus

 

  »Deshalb ist es, dass auch ich ...«, so setzt Paulus seinen Brief mit den Versen 15 bis 17 fort, »... da ich von dem euch angehenden Glaubensgut in dem Herrn Jesus höre (auch dem für alle die Heiligen), dass ich nicht aufhöre, für euch zu danken und in meinen Gebeten zu erwähnen, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe ...«

  »Deshalb ...«, weil wir so überaus reich gesegnet sind in Christus, deshalb hört Paulus nicht auf, für uns zu danken und zugleich für uns zu bitten, dass Gott es uns gebe, zur Erkenntnis Seiner Selbst und unserer überhimmlischen Herrlichkeiten in Christus zu kommen. Darum geht es in diesem Schriftabschnitt. Zur Erkenntnis sollen wir gelangen. Wir sollen wissen — wie in den Versen 18 und 19 verzeichnet —, was das Erwartungsgut Seiner Berufung ist, was der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen und was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist. Darum betet Paulus, und darum sollen auch wir für alle Heiligen bitten.

  »Deshalb ist es, dass auch ich ...« Paulus, der in den Versen 13 und 14 die Gläubigen aus den Nationen mit einem betonten »auch ihr« angesprochen hat, schließt sich hier in Vers 15 mit den Worten »auch ich« mit ihnen zum Lobpreis der Herrlichkeit Gottes zusammen.

 

Das uns angehende Glaubensgut

 

  Jetzt unterbricht der Apostel den angefangenen Satz und fügt den Grund für sein Danken und Bitten ein: »... da ich von dem euch angehenden Glaubensgut in dem Herrn Jesus höre (auch dem für alle die Heiligen) ...« Dem Paulus wurde in einer Offenbarung geschenkt (Gal.1:12), von dem uns angehenden Glaubensgut in dem Herrn Jesus zu hören. Der vorangestellte Titel »Herr« steht hier in der Weise in enger Beziehung zu uns, dass wir dem Herrn in den beiden kommenden Äonen inmitten der Überhimmlischen dienen werden, dem Herrn, der das All unter unserer Mitwirkung sich unterordnen und vervollständigen wird (Eph.1:22,23).

  Was ist das uns angehende Glaubensgut? Die Rechtfertigung in Christi Blut allein durch Glauben und allein in der Gnade sowie die Versöhnung mit Gott durch den Tod Seines Sohnes. Das wurde schon im Römerbrief behandelt und wird hier vorausgesetzt. Es geht um eine weitere hohe Wahrheit, nämlich dass wir mit jedem geistlichen und überhimmlischen Segen in Christus gesegnet sind (Vers 3)! Unser Losteil, das uns in Gnaden zugeloste Gut, befindet sich inmitten der überhimmlischen Regionen und Geschöpfe! Folgerichtig jagt Paulus nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus (Phil.3:14). Deshalb sollen auch wir das droben suchen, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend! Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden (Kol.3:1,2)! Von dem Israels angehenden Glaubensgut, das auf das Königreich auf Erden ausgerichtet ist, ist hier nicht die Rede.

  Viele Übersetzungen schreiben statt »von dem euch angehenden Glaubensgut« einfach »von eurem Glauben«. Es heißt aber im Grundtext nach den ursprünglichen Fassungen der ältesten Handschriften »der euch gemäße Glaube«. Man kann auch »der euch betreffende Glaube« oder »der Glaube in Bezug auf euch« sagen. Von gleicher Art ist die Aussage in Apostelgeschichte 18:15: Der Prokonsul Gallio sprach von dem die Juden angehenden Gesetz, bezüglich dessen er nicht Richter sein wollte, weil es ihn nicht betraf. Der Epheserbrief und der darin beschriebene Glaube geht uns an, die Glieder der herausgerufenen Gemeinde, die Christi Körper ist, und betreffen nicht das auserwählte Volk.

  Da der Begriff »der euch angehende Glaube« sich nur auf den Inhalt des Glaubens beziehen kann, schreiben wir zur Erleichterung des Verständnisses »Glaubensgut«.

  Paulus fügt nun ein: »... auch dem für alle die Heiligen«. Damit will er klarstellen, dass nicht nur die Empfänger des Epheserrundbriefs betroffen sind, sondern dieses Glaubensgut alle die Heiligen angeht, die Gläubige in Christus Jesus sind (Vers 1). Als Gläubige in Christus Jesus werden nur die bezeichnet, die dem Evangelium des Paulus, dem Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.2:7), glauben. Es war damals nötig, die Heiligen näher zu definieren, denn es gab noch solche, die dem Evangelium der Beschneidung und damit dem Königreich Israels zugeordnet waren. Heute sind alle Gläubigen in Christus Jesus, heute bilden alle Heiligen die eine Körpergemeinde (Eph.3:6).

  Da der Apostel von dem uns angehenden Glaubensgut gehört hat, hört er nicht auf, »für euch zu danken und in meinen Gebeten zu erwähnen ...« (Vers 16). Wer erfüllt ist von der Herrlichkeit des uns betreffenden Evangeliums, kann einfach nicht anders, als dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus unaufhörlich zu danken und Ihn immer wieder voller Dank zu preisen, denn Er hat uns überaus reich beschenkt. Überwältigend ist die Gnade, die uns zuteil wurde. Von größter Herrlichkeit sind unsere Segnungen in den Himmeln in Christus. Glückselig sind wir im Blick auf unsere Zukunft in den beiden kommenden Äonen.

  Paulus dankt Gott für uns; er dankt für uns, dass es uns gibt, dass es eine in einem solchen Maße in Christus verherrlichte Gemeinde gibt. In Dank überfließen sollen auch wir.

 

Zur Erkenntnis Seiner Selbst

 

  Der Apostel Paulus hört auch nicht auf, in seine Gebeten zu erwähnen, das heißt Fürbitte zu tun, dass der Geist Gottes uns unser überhimmlisches Glaubensgut ins Herz brennen möge. Es bedarf des anhaltenden Gebetes (Röm.12:12; Kol.4:2), um unser überhimmlisches Losteil zu erkennen. Deshalb sollten wir täglich darum bitten, was Paulus in den Versen 17 und 19 erbittet, nämlich »dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe (nachdem die Augen eures Herzens erleuchtet wurden), damit ihr wisst, was das Erwartungsgut Seiner Berufung ist, was der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen und was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist (für uns, die wir glauben) ...«

  An den Gott unseres Herrn Jesus Christus wenden wir uns, an den Vater der Herrlichkeit, dass Er es uns gebe ... Unser Herr Jesus Christus hat einen Gott. Er hat einen Verfüger über Sich, dem Er gehorcht, dem Er Sich unterordnet, dessen Willen Er tut und zu dessen Verherrlichung allein Er wirkt. Es gibt keinen anderen Gott außer dem Einen. Nur Einer ist Gott, der Vater, aus dem das All ist (und wir sind zu Ihm hingewandt), und nur Einer ist Herr, Jesus Christus, durch den das All geworden ist (und wir sind es durch Ihn) (1.Kor.8:4,6).

  Der Gott Jesu Christi ist der Vater der Herrlichkeit. Vater der Herrlichkeit — das ist wohl die höchste und glückseligste Bezeichnung, die Paulus Ihm beilegen kann, die alle Seine Eigenschaften, sei es die Liebe, die Weisheit oder die Kraft, einschließt. Nur dieser Ausdruck ist angemessen angesichts des Reichtums Seiner Herrlichkeit, an dem wir nach Vers 18 teilhaben und den wir erkennen sollen. Der Vater der Herrlichkeit ist nicht nur die Quelle unserer Herrlichkeit, sondern der dauernde Strom der Herrlichkeit, in welchem wir uns durch Christus, den Herrn der Herrlichkeit (1.Kor.2:8), befinden. Durch Christus und in Christus nun ist Sein Vater auch unser Vater — zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.

  Er möge uns geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst geben. Nicht nur seelische Menschen nehmen nichts von den Tiefen des Geistes Gottes an (1.Kor.2:14), sondern auch geistliche, mit heiligem Geist ausgerüstete Menschen, können die uns bereitete Herrlichkeit nicht ohne weiteres erkennen. Es bedarf eines zusätzlichen Maßes an Geist. Paulus betet deshalb hier für die Gläubigen, die Menschen, deren Herzensaugen bereits erleuchtet wurden (Vers 18a), die also schon eine gewisse geistliche Erkenntnis besitzen, dass sie zur Reife gebracht werden mögen. Es ist nötig, dass die Heiligen tiefer in die göttlichen Dinge eindringen. Gottes Geist allein verleiht die Weisheit dazu und schenkt die Enthüllung der Tiefe und der Zusammenhänge des Wortes Gottes überhaupt und insbesondere der Geheimnisse, die Paulus in seinen Briefen offenbaren durfte. »Jewe gibt Weisheit. Aus Seinem Munde kommen Erkenntnis und Verständnis«, lesen wir in den Sprüchen 2:6. Und in 1.Korinther 2:9,10: »Es ist doch so, wie es geschrieben steht: Was kein Auge gewahrt und kein Ohr gehört hat und wozu kein Menschenherz hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben. Uns aber enthüllt es Gott durch Seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes.«

  Der Empfang geistlicher Weisheit und geistlicher Enthüllung geht mit der Erkenntnis Gottes Selbst einher. Es ist beschämend, keine rechte oder keine große Gotteserkenntnis zu haben (1.Kor.15:34). Beten wir deshalb darum! Und lesen wir fleißig die Heilige Schrift, insbesondere die uns angehenden Worte Gottes — das ist die Heroldsbotschaft, mit der Paulus betraut wurde (Tit.1:3) —, die uns den tiefsten Blick in unseres Gottes und Vaters Herz eröffnen. Und Gott, der gebot: Aus der Finsternis leuchte das Licht, der wird es in unseren Herzen aufleuchten lassen zum Lichtglanz der Erkenntnis Seiner Herrlichkeit — im Angesicht Jesu Christi (2.Kor.4:6). Den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der in Ihm auch unser Gott und Vater ist, zu erkennen, in Seiner alles überstrahlenden Herrlichkeit zu erkennen — das ist das Leben, das ist die Erfüllung, das ist unsere Vervollständigung.

 

Damit ihr wisst

 

  Wenn wir unter gleichzeitiger Erkenntnis Gottes Selbst geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung erhalten haben, dann werden wir auch das Wissen erlangt haben, das Paulus als Ziel seines Gebetes für uns angibt. Er schreibt ja in Vers 18b: »... damit ihr wisst ...« Dieses Wissen ist nicht ein Kopfwissen, sondern ein Vertrautsein. Dieses Wissen ist nicht von Menschen erdacht, sondern ein Wahrnehmen geistlicher Tatsachen mit einem erneuerten Denksinn.

  Was sollen wir wissen? Drei Dinge: »... was das Erwartungsgut Seiner Berufung ist, was der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen und was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist (für uns, die wir glauben) ...« (Verse 18b und 19a).

  Gott hat uns berufen; darum heißt es: Seine Berufung. Gott hat uns das Losteil bereitet; darum heißt es: Sein Losteil. Gottes Kraft ist es auch, die uns in unserem Losteil niedersetzt; darum heißt es: Seine Kraft. Es geht um Gottes Berufung, Losteil und Kraft für uns, die wir glauben. Wir sollen wissen, was das uns angehende Erwartungsgut der göttlichen Berufung ist, was der uns angehende Reichtum der Herrlichkeit des göttlichen Losteils und was die uns angehende alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist.

 

Das Erwartungsgut Seiner Berufung

 

  Was ist das Erwartungsgut, zu dem Gott uns berief? Wir werden vor dem Zorn Gottes, der über die Menschheit kommen wird, geborgen für Christi überhimmlisches Königreich (1.Thess.1:10; 2.Tim.4:18). Am Tag Christi werden wir unser Bürgertum in den Himmeln, dessen wir uns heute schon im Geist erfreuen, auch körperlich einnehmen; wir werden dort sein, woher wir auch unseren Retter erwarten, den Herrn Jesus Christus, der den Körper unserer Erniedrigung umwandeln und dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestalten wird gemäß der Wirkungskraft, die Ihn befähigt, auch Sich das All unterzuordnen (Phil.3:20,21). Diese Freilösung unseres Körpers erwarten wir und damit den Sohnesstand (Röm.8:23). Als Söhne Gottes (Gal.3:26) werden wir dem Bilde des Sohnes Gottes gleichgestaltet werden und Brüder des Erstgeborenen sein (Röm.8:29).

  Wir haben also eine überhimmlische Berufung (Heb.3:1), eine Berufung nach droben, wo unser Herr und Haupt Christus Jesus ist (Phil.3:14). Dort wird Gott an uns in den zukünftigen Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus den überhimmlischen Geschöpfen zur Schau stellen, damit auch sie von der Gnade Gottes überwältigt werden (Eph.2:7).

Die Erwartung Israels dagegen ist nicht die unsere; die königliche und priesterliche Nation wird über die Erde herrschen und alle Nationen zu Jüngern machen.

 

Der Reichtum der Herrlichkeit des Losteils Gottes inmitten der Heiligen

 

  Was ist der Reichtum der Herrlichkeit des Losteils Gottes inmitten der Heiligen? Wie sieht das Losteil aus, das Er uns bereitete, in dessen Mitte Er sein wird und somit mitten unter uns?

  So wie Israel das Losteil Jewes auf der Erde ist, das Er aus Ägypten herausgeführt hat und bis zum verheißenen Äon trägt (Ps.28:9; 5.Mose 4:20; 9:26,29), so sind wir das Losteil Gottes in den Himmeln. Die herausgerufene Gemeinde, die Christi Körper ist, ist Gottes Herrlichkeitsbesitz. Dieses Sein Losteil befindet sich in Christus, dem Losteilinhaber von allem (Heb.1:2). Wir sind die reichsten Menschen, denn die Himmel sind unser in Christus, dem das All übergeben wurde. In Christus ist uns dieses gewaltige und unermessliche Losteil zuteil geworden, dieser herrlichste Segens- und Aufgabenbereich.

  Die Herrlichkeit dieses Losteils besteht für uns und auch für Gott darin, dass wir allezeit beim Herrn sein werden, dessen Herrlichkeit nicht nur heller als der Glanz der Mittagssonne ist, sondern das Höchstmaß an Liebe und Gnade, an Weisheit und Wirksamkeit darstellt. Wir werden in größter Herrlichkeit allezeit mit unserem Herrn und Haupt zusammen sein (1.Thess.4:17) und mit Ihm wirken, denn als Seine Glieder sind wir eine Einheit mit Ihm; wir sind in Ihm.

  Und wir dürfen mitwirken an den Zielen Gottes — darin liegt der Reichtum der Herrlichkeit des uns Bereiteten und Zugelosten. Unser Gott und Vater wird uns in den kommenden Äonen inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus niedersetzen, um ihnen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Christus Jesus zur Schau zu stellen (Eph.2:6,7). Wir sind genau die richtigen Geschöpfe, um Gottes überströmende Gnade deutlich werden zu lassen, die unwürdigsten nämlich. Als in der Gnade Gerettete aber wirken wir mit an der Unterordnung, der Vervollständigung und der Aussöhnung des Alls. Wir haben teil an Christi Hauptschaft über das All (Eph.1:22), denn wir sind Glieder Seiner Körpergemeinde, deren Haupt Er ist (Kol.1:18). Und wir werden teilnehmen an der Herrlichkeit Christi, wenn das All in der Verwaltung der Vervollständigung der Fristen in Ihm aufgehauptet wird (Eph.1:10). Als Christi Glieder wirken wir auch mit an Seinem Werk, Sich das All unterzuordnen (1.Kor.15:27,28; Phil.3:21). Wir sind, wie es in Epheser 1:23 heißt, »die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt.« Insofern werden wir auch an der Vervollständigung des Alls mitwirken. Als Christi Vervollständigung — Er will nicht ohne uns sein — sind wir ein wichtiger Bestandteil des Vorsatzes Gottes, den Er für den zur Vollendung strebenden Verlauf der Äonen in Christus Jesus, unserem Herrn, gefasst hat (Eph.3:11). Als der Erweis der Gnade Gottes werden wir auch teilnehmen an der Aussöhnung des Alls mit Gott, an Seinem Werk, den Frieden zwischen Sich und Seinen Geschöpfen in den Himmeln und auf der Erde herbeizuführen durch das Blut des Kreuzes Seines Sohnes (Kol.1:20). Nicht dass wir etwas könnten - nichts ist aus uns, alles ist Gnade -; Christus nimmt uns aber mit in Seinen Dienst hinein.

  Zusammenfassend sei gesagt, dass die uns zugeloste Herrlichkeit in Christus, dass der alles übersteigende Reichtum unserer zukünftigen Herrlichkeit der Inhalt des Losteils Gottes inmitten der Heiligen ist. Sein Losteil für uns, die wir glauben, besteht in Seiner Herrlichkeit, die Er uns beigelegt hat, sodass wir an den höchsten göttlichen Werken teilnehmen dürfen. Wie groß muss die Freude des glückseligen Gottes inmitten der in Christus Geheiligten sein, dass Er uns dieses Losteil in Gnaden gewährte.

 

Die alles übersteigende Größe Seiner Kraft

 

  Das dritte, das wir wissen sollen, ist, »was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist (für uns, die wir glauben) ...« (Vers 19a.)

  Die Kraft Gottes ist uns Heiligen nicht unbekannt. Durch Sein Wort schuf Er das All und die Zeit, auch die Zeitabschnitte, die Äonen (Joh.1:3,10; Heb.1:2). Und was auch immer sich in den Himmeln und auf der Erde ereignet — es geschieht, weil Er spricht. »Er spricht, und es geschieht, Er gebietet, und es steht da« (Ps.33:9). Die Größe Seiner Kraft erweist sich insbesondere aber darin, dass Er wie auch Sein Sohn Leben, unvergängliches Leben, hervorbringen kann. »Ich bin die Auferstehung und das Leben«, sagte unser Herr Jesus Christus (Joh.11:25). Die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ersieht man an der Auferweckung Christi aus den Toten, Seiner Himmelfahrt und Seinem Niedergesetztsein zur Rechten des Vaters, wie aus Vers 20 hervorgeht. Wir sollen aber wissen, wie Seine alles übersteigende Kraft sich für uns, die wir glauben, auswirkt. Dieselbe Kraft Gottes, die unseren Herrn aus der tiefsten Tiefe des Todes in die höchste Erhabenheit versetzte, wird auch uns auferwecken, verwandeln, zu unserem Herrn hin entrücken und in Christus Jesus inmitten der Überhimmlischen niedersetzen, zur Rechten Gottes. Gewaltig ist Seine Kraft, die Er für uns in Bewegung setzt, zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.

 

Für uns, die wir glauben

 

  Dies alles ist für uns, die wir glauben. Dies alles: Das herrliche Erwartungsgut Seiner Berufung, der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen und die alles übersteigende Größe Seiner Kraft. Um so überaus reich in dem geliebten Sohn Gottes begnadet zu sein, haben wir unsererseits nichts anderes als den Glauben aufzuweisen, den Gott uns in Gnaden gewährte (Phil.1:29). Welch eine überschwengliche Gnade ist uns doch widerfahren, dass wir, als wir das Wort der Wahrheit, das Evangelium unserer Rettung, hörten und glaubten, mit dem Geist der Verheißung versiegelt wurden, der ein Angeld unseres zukünftigen herrlichen Losteils ist (Eph.1:13,14). Mit dem Angeld ist uns die volle Auszahlung des uns vom Geist Gottes verheißenen Losteils garantiert — zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade.

  Mögen wir darum, ebenso wie Paulus es tat, nicht aufhören, für alle Heiligen zu danken und zu bitten, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, uns geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe, damit wir wissen, wie reich wir in Christus Jesus, unserem Herrn, beschenkt sind.

  »Ihm aber, der über alle Maßen mehr tun kann, über alles hinaus, was wir erbitten oder erdenken können — der in uns wirkenden Kraft entsprechend — Ihm sei die Verherrlichung in der herausgerufenen Gemeinde und in Christus Jesus, für alle Generationen des Äons der Äonen! Amen!« (Eph.3:20,21).

 

Christi Mitwirkende an der Vervollständigung des Alls

(Eph.1:19b-23)

In den Versen 15 bis 19 des ersten Epheserbriefkapitels teilt der Apostel Paulus mit, dass er nicht aufhört, angesichts des uns angehenden Glaubensgutes zu danken und zugleich zu bitten, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, uns geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe, damit wir wissen, was das Erwartungsgut Seiner Berufung ist, was der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen und was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist. Über diese drei Dinge sollen wir Bescheid wissen und uns ihrer im Glauben erfreuen. Es sind Gottes Herrlichkeitsgaben für uns, die wir glauben

Fortfahrend schreibt Paulus in den Versen 19b und 20: »... gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckte und Ihn zu Seiner Rechten inmitten der Überhimmlischen setzte ...« Woran knüpft diese Aussage, beginnend mit »gemäß«, an? Die alles übersteigende Größe der Kraft Gottes, die wir erkennen sollen, die für uns ist, die wir glauben, die uns in die Himmel mitten unter die überhimmlischen Geschöpfe versetzen wird, diese Kraft, die Gott für uns in Bewegung setzt, ist gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckte und Ihn zu Seiner Rechten setzte.

Die Kraft, die unser Gott und Vater für Seinen Sohn aufgewendet hat, setzt Er auch für uns, die wir Christus angehören, ein. Er wird die in Christus Entschlafenen auferwecken. Darauf werden wir Lebenden, die wir übrigbleiben, zugleich mit ihnen zusammen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein (1.Thess.4:16,17). Wir werden ja nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenstoß. Denn Christus wird posaunen, und die Toten werden auferweckt werden, unvergänglich, und wir werden verwandelt werden (1.Kor.15:51,52). »Gesät wird ein seelischer Körper, auferweckt ein geistlicher Körper!« (1.Kor.15:44). Unser Herr Jesus Christus wird den Körper unserer Erniedrigung umwandeln und dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestalten gemäß der Wirkungskraft, die Ihn befähigt, auch Sich das All unterzuordnen (Phil.3:21). Wir werden dem Bilde des Sohnes Gottes gleichgestaltet werden (Röm.8:29). Und wir werden inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus niedergesetzt werden (Eph.2:6), zur Rechten Gottes.

Zur Rechten Gottes

Gott hat Christus zu Seiner Rechten gesetzt. Das ist der Platz des Herrschens und Richtens (Röm.8:34). Da wir alle zusammen (bildlich gesprochen) der Körper des Christus sind und - als Teil gesehen -Glieder daran (1.Kor.12:27), da die herausgerufene Gemeinde Christi Körperschaft ist (Eph.1:22,23), werden wir gemeinsam mit unserem geliebten Herrn und Retter an jenem erhabenen Ort sein. Eine größere Verherrlichung in Christus gibt es für keine anderen Geschöpfe.

Von dort aus werden wir als Christi Glieder mitwirken an der Unterordnung, Vervollständigung und Aussöhnung des Alls (1.Kor.15:27; Eph.1:23; Kol.1:20). Kann es höhere Aufgaben geben? Brennt nicht schon heute unser Herz dafür, alle Auserwählten zur Unterordnung, Vervollständigung und Aussöhnung zu führen? Vervollständigt ist ein Mensch, wenn er zur Erkenntnis Gottes und zur Erkenntnis der Liebe des Christus gelangt ist, wenn Christus Gestalt in Ihm gewonnen hat.

In allem aber ist unser Gott und Vater der Handelnde; Er wirkt durch Christus und in Christus, zu dessen Vervollständigung Er uns ausersehen hat. In Epheser 1:23 wird uns dieser herrliche geistliche Segen bekanntgemacht, dass wir, die Körperschaft Christi, die Vervollständigung Christi sind, der das All in allem vervollständigt. Denn wir sind Gottes Tatwerk, erschaffen in Christus Jesus für gute Werke, die Gott vorherbereitet, damit wir nicht nur in diesen Tagen auf Erden, sondern insbesondere auch in den zuküänftigen Äonen inmitten der Überhimmlischen in ihnen wandeln (Eph.2:10). So werden wir Christi Mitwirkende an der Vervollständigung des Alls sein.

 

In der Gnade Gerettete sind wir

Unser Gott und Vater kann uns als solche einsetzen, weil wir allein in der Gnade Gerettete sind, durch Glauben, und weil nichts aus uns ist, sondern Gottes Nahegabe (Eph.2:8). Die Herrlichkeit Seiner Gnade ist ja gerade an uns Unwürdigen, an uns ehemaligen Sündern und Feinden Gottes, deutlich ablesbar. Den an uns erwiesenen alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade wird Er in den kommenden Äonen in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stellen (Eph.2:7), sodass alle überhimmlischen Geschöpfe, von dieser Gnadenherrlichkeit überwältigt, sich Gott unterordnen und huldigen werden: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, auch ihres Vaters (Phil.2:10,11).

Mit Christus zur Rechten Gottes herrschen, also Regierungsgewalt ausüben, und richten werden aber nicht alle von uns, sondern nur die, die mit Christus litten (Röm.8:17). Nur wenn wir erduldeten, werden wir auch zusammen mit unserem Herrn herrschen (2.Tim.2:12) und die Welt und die Boten richten (1.Kor.6:2,3,9). Lasst uns darum lieber Unrecht erdulden, als dass wir bei der Verteidigung unseres Rechts Gefahr laufen, selber Unrecht zu tun. Mögen wir die ernste Ermahnung des Apostels Paulus beherzigen: »Weshalb lasst ihr euch nicht eher Unrecht tun? Weshalb lasst ihr euch nicht eher benachteiligen? Doch ihr tut Unrecht und benachteiligt andere, und das zwischen Brüdern! Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten kein Losanteil an der Königsherrschaft Gottes erhalten werden?« (1.Kor.6:7-9).

Hocherhaben ist Christus

Der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, hat Christus zu Seiner Rechten inmitten der Überhimmlischen gesetzt (Vers 20); diese Aussage erweitert Paulus mit Vers 21: »... hocherhaben über jede Fürstlichkeit und Obrigkeit, Macht und Herrschaft, auch über jeden Namen, der nicht allein in diesem Äon, sondern auch in dem zukünftigen genannt wird.«

Wer sind diese überhimmlischen Geschöpfe, und wie unterscheiden sie sich? Wir dürfen uns unüberschaubare Heerscharen von Geistwesen vorstellen. Allein von den Boten, also den untergeordneten Geistern mit der Aufgabe, Botschaften zu überbringen, gibt es mindestens zehntausend Myriaden. In Offenbarung 5:11 wird die Zahl der um den Thron anwesenden Boten mit zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend angegeben. Das sind mehr als hundert Millionen. Boten sind alle ein Amt versehende Geister, zum Dienst ausgeschickt nicht um unsertwillen, sondern um derer willen, denen künftig die Rettung im Königreich Israels zugelost wird (Heb.1:14).

Zu den Fürstlichkeiten gehört zum Beispiel Michael, der große Botenfürst, der über den Söhnen des Volkes Israel steht (Dan.12:1). Daniel wird gesagt, dass es auch Oberste Persiens und Griechenlands gibt und zumindest der von Persien Widerstand leistete (Dan.10:13,20,21).

Zu den Fürstlichkeiten zählt auch der Widerwirker, der Satan, der Fürst des Vollmachtgebiets der Luft, der Geist, der nun in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt, unter denen auch wir alle einst in den Begierden unseres Fleisches einhergingen, den Willen des Fleisches und unserer Denkart ausführten und von Natur aus Kinder des Zorns waren wie auch die übrigen (Eph.2:2,3). Es gibt weitere Fürstlichkeiten der Finsternis (Eph.6:12). Beezeboul, der oberste der Dämonen, zählt auch dazu (Mat.12:24,27).

Alsdann nennt Paulus die Obrigkeiten. Eine Obrigkeit bekam ihre Vollmacht und ihre Macht von höherer Stelle übertragen. Pilatus zum Beispiel war eine Obrigkeit; die Vollmacht, die er hatte, war ihm von oben, dem Kaiser und den darüberstehenden geistlichen Mächten, gegeben worden (Joh.19:11).

Mächte und Herrschaften sind weitere Abstufungen der hierarchischen Ordnung in den Himmeln. Zu ihnen zählen auch die Weltbeherrscher dieser Finsternis und die geistlichen Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen (Eph.6:12).

Nun schreibt der Apostel Paulus aber, dass Christus hocherhaben über jede Fürstlichkeit und Obrigkeit, Macht und Herrschaft ist. Die irdischen Präsidenten und Regierungen, Ämter und Beauftragte sind somit eingeschlossen.

Hocherhaben ist Christus, denn Er ist höher als die Himmel erhöht worden (Heb.7:26). Wir wissen, warum Sein Vater Ihn über alles erhöht hat: Er hatte Sich der Gestalt Gottes entäußert und die Gestalt eines Menschen angenommen, und Er hatte Sich Selbst erniedrigt und war bis zum Tode gehorsam geworden, ja bis zum Kreuzestod (Phil.2:6-8). So ist unser Herr Christus Jesus nun das Haupt jeder Fürstlichkeit und Obrigkeit (Kol.2:10); ja Er ist das Haupt über alles (Eph.1:22).

Hocherhaben ist Christus aber auch überhaupt über jeden Namen, der nicht allein in diesem Äon, sondern auch in dem zukünftigen Äon genannt wird. Christus steht weit über jedem, der irgendwie einen Namen erlangt hat oder einen Titel trägt, sei es auf Erden oder in den Himmeln. Petrus verkündigte: »In keinem anderen ist die Rettung; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter Menschen gegeben worden ist, in welchem wir gerettet werden müssen« (Ap.4:12). Und Paulus schreibt nach der Darstellung der Entäußerung und Erniedrigung Christi Jesu in Philipper 29-11: »Darum hat Gott Ihn auch überaus hoch erhöht und Ihn mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich jedes Knie beuge, der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge huldige: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.«

Christi Jesu Name ist über jedem anderen Namen. Ihm wurde ein vorzüglicherer Name zugelost als allen anderen (Heb.1:4). Nur Er wird der Sohn Gottes genannt (Mat.16:16); alle anderen Söhne Gottes sind dies nur durch Ihn und in Ihm, dem Einen. Nur Er trägt die Bezeichnung Erstgeborener (Röm.8:29; Kol.1:15,19; Heb.1:6). Nur einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der Sich Selbst für alle zum Ersatz-Lösegeld gibt (anstatt eines Lösegeldes gibt, 1.Tim.1:5,6). Nur Er kann das Abbild des unsichtbaren Gottes genannt werden (Kol.1:15). Nur Er ist neben Seinem Vater unser Retter. Ihm ist die Herrschaft übertragen, sodass Er der Herr ist, dem wir zu gehorchen haben; ja Er ist der Herr aller Herren und der König aller Könige (1.Tim.6:15). Ohnehin sind Sein Name Jesus und Sein Titel Christus einzigartig, denn Jesus bedeutet Jewe ist Retter; Jewe wiederum heißt: »wird sein-seiend-war«. Wir haben es also mit dem Lebendigen zu tun. Wer kann schon von sich sagen: »Ich bin die Auferstehung und das Leben« (Joh.11:25)? Christus, hebräisch Messias, bedeutet Gesalbter; Christus ist der mit dem Geist Gottes Gesalbte und somit von Gott Bevollmächtigte.

Alles ordnet Er Ihm unter.

Es gibt weder in diesem noch in dem zukünftigen Äon einen erhabeneren Namen als den Christi Jesu. Der gegenwärtige, böse Äon begann nach der großen Flut zur Zeit Noahs und endet mit dem Gericht des Zorns Gottes. Der zukünftige Äon beginnt mit der Aufrichtung des tausendjährigen Königreichs Israels auf Erden und endet mit dem Gericht des Vergehens der Erde und ihrer Himmel im Feuer (2.Pet.3:7-12). Auch im darauf folgenden, letzten Äon, dem Äon der Äonen, in der Vervollständigung der Fristen (Eph.1:10), wird der Name unseres Herrn, des Herrn der Herrlichkeit (1.Kor.2:8), der strahlendste sein neben unserem Gott und Vater, dem Vater der Herrlichkeit (Eph.1:17), der Seinen Sohn so überaus hoch erhöht hat.

Der Erhöhung Christi Jesu entspricht es, dass Ihm alles untergeordnet ist. Der Apostel Paulus schreibt in Vers 22a: »Alles ordnet Er Ihm unter, Ihm zu Füßen.« Nur am richtigen Platz findet jedes Geschöpf seine Erfüllung und Glückseligkeit. Die Unterordnung unter Christus ist die rechte Geisteshaltung, Ihm zu Füßen ist der richtige Platz aller in Ihm Erschaffenen. Die Unterordnung unter Christus ist neben der Vervollständigung und Aussöhnung des Alls seines der Vollendungsziele, die Gott mit den Äonen verfolgt.

Wann begann unser Gott und Vater mit der Unterordnung des Alls unter Seinen Sohn? Als Er Ihn zu Seiner Rechten setzte inmitten der Überhimmlischen, hocherhaben über jeden Namen. Von da an ist Seinem Sohn alles untergeordnet, von da an ist Christus das Haupt des Alls. Doch das All ist noch nicht in Christus aufgehauptet (Eph.1:10), das heißt: noch nicht alle Geschöpfe erkennen Ihn als ihr Haupt, noch nicht alle wissen sich Ihm untergeordnet, noch nicht alle sind Ihm von Herzen ergeben.

Wie führt Gott die Unterordnung des Alls, also derer in den Himmeln und derer auf Erden, unter Seinen Sohn durch? Indem Er auf Erden das auserwählte Volk Israel zubereitet und reinigt, sodass es als ein königliches Priestertum und eine heilige Nation (1.Pet.2:9) alle Nationen zu Jüngern machen kann (Mat.28:19). Und indem Er in den Himmeln den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade, den Er gerade an uns ehemals so widerspenstigen Geschöpfen darstellen kann, an uns zur Schau stellt (Eph.2:7) und die Überhimmlischen auf diese Weise an Sein Herz zieht, sodass sie zu Seiner Verherrlichung huldigen: Herr ist Jesus Christus (Phil.2:10,11). So ordnet unser Vater alle Seinem Sohn unter, unter Seine Füße. Wenn dem Sohn aber das All untergeordnet ist, dann wird auch der Sohn Selbst dem untergeordnet sein, der Ihm das All unterordnete, damit Gott alles in allen sei (1.Kor.15:27,28).

Dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus sei unser Lobpreis und unsere Verherrlichung dafür!

Christus, das Haupt über alles

Paulus schreibt weiter: »... und Ihn gibt Er als Haupt über alles der herausgerufenen Gemeinde, die Seine Körperschaft ist...« (Verse 22b und 23a). Ihn, den überaus Erhöhten, den über alle Erhabenen, das Haupt über alles, gibt Er uns. Gott gibt uns Seinen Sohn. Er hat Ihn nicht nur für uns dahingegeben bis zum Kreuzestod, sondern Ihn auch als den Verherrlichten uns gegeben. Denn Gott ist für uns. Die Liebe sucht nicht das Ihre (1.Kor.13:5), sondern uns. In Christus sind wir über alle Maßen begnadet und gesegnet für die kommenden Äonen.

Unser Herr Christus Jesus, das Haupt über alles, der damit auch das Haupt jeder Fürstlichkeit und Obrigkeit ist (Kol.2:10), ist insbesondere auch das Haupt der herausgerufenen Gemeinde (Eph.4:15; 5:23; Kol.1:18). Mit uns ist Er in besonderer und innigster Weise verbunden, denn wir Herausgerufenen sind Seine Körperschaft, bildlich gesprochen Sein Körper. Die aus der Welt herausgerufene Schar von Menschen, die von Gott vor dem Niederwurf der Welt Auserwählten (Eph.1:4), die in die Gemeinschaft mit Seinem Sohn Berufenen (1.Kor.1:9), die nach Gottes eigenem, souveränen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist, Berufenen, diese bilden Christi Körperschaft. Er ist das Haupt, wir sind Seine Glieder. Christi Körperschaft ist Sein Organ zur Unterordnung und Vollendung des Alls. Wir sind Seine Mitarbeiter in den beiden zukünftigen Äonen, mit denen zusammen Er Seine Aufgaben erfüllt. Wir sind Seine Mitwirkenden an der Vervollständigung des Alls.

Es sei im übrigen angemerkt, dass Paulus unter der Körperschaft Christi hier und im gesamten Abschnitt von Kap.1:20 bis 2:10 nicht mehr länger die unvereinigte, sondern die gemeinsame Körperschaft versteht, in der es keinen Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden gibt, was das sogenannte Ephesergeheimnis ausmacht, von dem er in Kap. 3:6 spricht: »Im Geist sind die aus den Nationen ... eine gemeinsame Körperschaft (zusammen mit denen aus Israel) ... in Christus Jesus durch das Evangelium, dessen Diener ich geworden bin...«

Christi Vervollständigung sind wir

Der letzte Vers unseres Schriftabschnitts ist Vers 23: »... die Seine Körperschaft ist, die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt.« Wir sind Christi Vervollständigung. Es war bereits dargelegt, dass Er, das Haupt, nicht ohne Seine Körperschaft wirken wird. Gleichwohl sei die Frage erlaubt: Ist Christus denn etwa unvollständig? Nein, an sich nicht. So wie Adam ohne seine Eva an sich nicht unvollständig war. Doch Jewe Elohim sagte: »Es ist nicht gut für den Menschen, allein zu sein. Ich will für ihn eine Gehilfin machen, als seine Ergänzung« (1.Mose 2:18). Aus lauter Liebe zu uns will Christus nicht ohne uns sein und nimmt Er uns mit hinein in den Reichtum Seiner Herrlichkeit und in Seinen herrlichen Dienst der Aussöhnung. Was Er als Haupt des Alls tut, wirkt Er zusammen mit Seiner geliebten Herausgerufenen.

Die Liebe kommt erst dann zur Vervollständigung, wenn sie völlig für den anderen da sein darf. Überhaupt kommt alles erst dann zur Vervollständigung, wenn die Liebe allen Raum einnimmt.

Unser Herr Christus Jesus wird das All in allem vervollständigen. Die Frage, worin die Vervollständigung des Alls besteht, ist gerade beantwortet worden: Darin, dass die Liebe alle Herzen erfüllt. Mit anderen Worten: Wenn Christus völlig in allen Herzen wohnt, dann sind alle vollendet und dann ist auch das All vervollständigt. Wenn alle, so wie der Sohn Selbst, der mit dem Vater völlig vertraut ist (Joh.7:29), zur Erkenntnis Gottes gekommen sind, dann sind sie alle vervollständigt. Niemandem mehr wird noch etwas mangeln. Die Erkenntnis Gottes hat die Unterordnung unter Ihn und die Aussöhnung mit Ihm zur Voraussetzung. Das All ist dann vervollständigt, wenn Gott alles in allen ist (1.Kor.15:28).

In Epheser 4:13 schreibt der Apostel Paulus davon, dass wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen sollen, zum gereiften Mann, zum Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des

Christus, damit wir nicht mehr Unmündige seien. Christus möchte Vollwüchsige, voll Erwachsene, Gereifte zu Seiner Vervollständigung haben und nicht Unmündige. Darum gibt Christus Seiner Gemeinde Evangelisten, Hirten und Lehrer, deren Dienstziel die Auferbauung der Körperschaft Christi ist (Eph.4:11,12). Und darum fordert Paulus uns in Epheser 4:15,16 auf: »Wenn wir aber wahr sind, sollten wir in Liebe alles zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der gesamte Körper (zusammen verbunden und vereinigt durch jede Einverleibung des Dargereichten« - des dargereichten Wortes - »entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen Teils) das Wachstum des Körpers vollzieht, zu seiner eigenen Auferbauung in Liebe.« Dieses Ziel erreicht Christus gewiss mit uns, spätestens vor der Preisrichterbühne. Doch sollen wir uns in den uns verbleibenden Tagen auf Erden schon durch Sein Wort umgestalten lassen von Herrlichkeit zu Herrlichkeit in Sein Bild hinein - hinein in Ihn, der unser Haupt ist, Christus. Getreu ist Gott, der beides in uns bewirkt: das Wollen und das Wirken nach Seinem Wohlgefallen (Phil.2:13), Er wird es tun!

»Ihm aber, der über alle Maßen mehr tun kann, über alles hinaus, was wir erbitten oder erdenken können - der in uns wirkenden Kraft entsprechend - Ihm sei die Verherrlichung in der herausgerufenen Gemeinde und in Christus Jesus, für alle Generationen des Äons der Äonen! Amen!« (Eph.3:20,21).

In der Gnade seid ihr Gerettete

(Eph.2:1-10)

Gnade – das ist eine der herrlichsten Liebesbezeigungen unseres Gottes und Vaters. Was ist Gnade? Zur Abgrenzung sei zunächst gesagt, dass Nachsicht und Milde Unmündigen und Fehlenden gegenüber geübt wird. Erbarmen erzeigt man Unwissenden und Irrenden. Huld gewährt Gott solchen, die darum ersuchen oder in einem guten Verhältnis zu Ihm stehen. Gnade aber wird Unwürdigen zuteil, nämlich Sündern und Feinden Gottes. Wir erfuhren Gnade. Gnade ist Gottes Liebeserweis gegenüber Unwürdigen. Gottes grenzenlose Liebe bewegte Ihn zu innigstem Erbarmen, und dieses führte Ihn dahin, Sündern und Feinden überströmende Gnade zu gewähren.

Der Schriftabschnitt Epheser 2:1-10 zeigt unseren früheren Wandel und unsere gegenwärtige, gesegnete Situation deutlich auf. Einst gingen wir in den Begierden unseres Fleisches einher (Vers 3), jetzt sind wir ihnen gegenüber tot (Vers 5). Einst wandelten wir in Kränkungen und Sünden (Verse 1 und 2), jetzt wandeln wir in den guten Werken, die Gott vorherbereitet hat (Vers 10). Einst waren wir Sünder, jetzt sind wir in der Gnade Gerettete. Früher waren wir Kinder des Zorns (Vers 3), heute aber sind wir mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus gesegnet (Kap.1:3). Ja, nun sind wir, die einst Unwürdigen, zum Lobpreis der Herrlichkeit der Gnade Gottes da, die uns in dem Geliebten begnadet (Kap.1:6).

Es ist im übrigen anzumerken, dass unser Schriftabschnitt mit dem Teil des in Epheser 3:6 verzeichneten sogenannten Epheser-Geheimnisses im Zusammenhang steht, wonach die aus den Nationen im Geist zusammen mit denen aus Israel eine gemeinsame Körperschaft in Christus Jesus bilden.

Der Apostel Paulus beginnt mit den Worten »Auch euch« (Vers 1). Damit bringt er zum Ausdruck: Neben den Gläubigen aus Israel, die durch das von mir verkündigte Evangelium mit jedem geistlichen Segen und dem überhimmlischen Erwartungsgut in Christus gesegnet sind, gilt auch euch, den Heiligen aus den Nationen, was ich nun schreibe. Bevor Paulus aber zur Hauptaussage kommt, nämlich dass Gott alle in der Gnade Gerettete zusammen lebendig macht in Christus (Vers 5), trifft er noch andere Feststellungen.

Wir sind zusammen mit Christus gekreuzigt

 

»Auch euch, die ihr tot seid euren Kränkungen und Sünden gegenüber...« (Vers 1). Hiermit greift der Apostel Paulus auf eine längst geoffenbarte Wahrheit zurück. Im Römerbrief, in welchem er die Grundlagen des ihm enthüllten Evangeliums dargestellt hat, schrieb er, dass unsere alte Menschheit zusammen mit Christus gekreuzigt wurde, damit unser Körper der Sünde unwirksam gemacht werde und wir nicht mehr der Sünde versklavt seien (Röm.6:6). Und er stellte fest, dass wir zusammen mit Christus starben (Röm.6:8). In Römer 6:10,11 kommt er zum Höhepunkt: »Was Er starb, das starb Er der Sünde ein für allemal, was Er aber lebt, das lebt Er für Gott. Also auch Ihr! Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn!« Wer weiß, dass er zusammen mit Christus gekreuzigt und gestorben ist, dessen Denken gründet sich nicht mehr auf die alte Menschheit, sondern der lebt jetzt aus dem geschenkten neuen Leben in Christus. Wer zusammen mit Christus zu Tode gebracht ist, ist gegenüber den Kränkungen und Sünden, die an ihn herantreten wollen, tot. Es gilt, damit zu rechnen; es gilt, diese Haltung im Glauben einzunehmen. Wir sind wie tot den Kränkungen und Sünden gegenüber, wir hören nicht mehr auf sie, wir lassen uns nicht mehr von ihnen bestimmen. Wie herrlich!

Im Zusammenhang mit dem Epheser-Geheimnis sei darauf hingewiesen, dass es im Tode keinen Unterschied zwischen den Gläubigen aus Israel und denen aus den Nationen gibt; da sind alle gleich. Unser Mitgestorbensein ist also die Voraussetzung für die gemeinsame Körperschaft.

Sünden sind Zielverfehlungen; jedes nicht treffliche Tun ist eine Sünde. Kränkungen sind Sünden, mit denen wir das Herz eines anderen verletzen. Kränkungen und Sünden haben keinen Raum mehr in den Gläubigen, die die Lektion von Römer 6 gelernt haben.

 

Unser einstiger Wandel

Der Apostel Paulus fährt in Vers 2 fort: »... in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Äon dieser Welt, gemäß dem Fürsten des Vollmachtsgebiets der Luft, des Geistes, der nun in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt ...« Einst wandelten wir in unseren Sünden und kränkten Gott immer wieder gemäß dem Äon dieser Welt. Der Äon dieser Welt ist der Äon, der der gegenwärtigen Welt oder Weltordnung in der Dauer und der Geisteshaltung entspricht. Der gegenwärtige Äon ist böse (Gal.1:4). Er währt von der großen Flut bis zur Apokalypse. Einst wandelten wir gemäß dem Fürsten, dessen Vollmachtsgebiet die Luft ist; das ist der Satan, der Widerwirker Gottes. Der war es, der unsere Gedanken blendete, so dass uns der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus nicht erstrahlte, als wir noch ungläubig waren (2.Kor.4:4). Dem Widerwirker ist es recht, dass die Menschen es nicht wahrhaben wollen, dass er der Fürst des Geistes ist, der nun in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt. Dieser Geistesfürst lenkt die Menschheit. Denken wir daran, wenn wir das Hin- und Hergetriebenwerden der Völker mit ansehen müssen. Doch unser Gott und Vater, der alle unter die Obrigkeit der Finsternis verordnete (Kol.1:13) und so alle in die Widerspenstigkeit einschloss, tat dies, um Sich aller zu erbarmen (Röm.11:32).

Vers 3 knüpft an die Söhne der Widerspenstigkeit an: »... unter denen auch wir alle einst in den Begierden unseres Fleisches einhergingen, den Willen des Fleisches und unserer Denkart ausführten und von Natur aus Kinder des Zorns waren wie auch die übrigen ...« Unter Fleisch verstehen wir die eigensinnige alte Menschheit, die in uns steckt; die Nachkommen Adams sind in ihrer Denkart und ihren bösen Werken Fremde und Feinde Gottes (Kol.1:21). Wir alle, Juden und Nichtjuden, wandelten aufgrund der Wirksamkeit Satans und des Fleisches einst so, wie zum Beispiel auch in Titus 3:3 beschrieben: »Auch wir waren einstmals unvernünftig, widerspenstig, verirrt, sklavten mancherlei Begierden und Genüssen, vollführten unser Leben in üblem Wesen und in Neid, waren abscheulich und hassten einander.« Auch wir waren von Natur aus Kinder des Zorns wie auch die übrigen und speicherten uns gemäß unserer Härte und unserem unumsinnenden Herzen selbst Zorn auf für den Tag des Zornes und der Enthüllung des gerechten Gerichts Gottes (Röm.2:5). »Von Natur aus« bedeutet keineswegs, dass die menschliche Natur an sich verderbt sei, sondern dass es ganz natürlich und folgerichtig ist, dass die Menschen die Konsequenzen ihrer Taten zu tragen haben.

Das große »Gott aber«

Nun aber folgt in den Versen 4 und 5a das herrliche Wort: »Gott aber, der so reich an Erbarmen ist – um Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt (die wir den Kränkungen und Begierden gegenüber tot sind) - ...« Gott aber – das ist das ergreifende Wort! Gott aber sandte Seinen Sohn, als die Zeit der Erfüllung gekommen war (Gal.4:4). Gott aber hat höhere Gedanken und erhabenere Wege als wir (Jes.55:9). Gott ist reich an Erbarmen. Als die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien, hat Er uns nicht aufgrund von Werken, die wir in Gerechtigkeit tun, sondern nach Seiner Barmherzigkeit gerettet (Tit.3:4,5). Schon König David pries das Erbarmen Gottes: »Gnädig und mitleidsvoll ist Jewe, langsam zum Zorn und groß an Huld. Jewe ist gut gegen alle, und Sein Erbarmen geht über all Seine Werke« (Ps.145:8,9; vgl. Ps.10:3,8; 2.Mose 34:6). Unser Gott und Vater erweis Seinem Volk Israel mit der Geburt Jesu Christi Seine innigste Barmherzigkeit (Luk.2:78) und uns aus den Nationen nicht minder.

»... um Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt ...«, heißt es in Vers 4 weiter. O, dass wir doch die alle Erkenntnis übersteigende Liebe Gottes erkennen mögen. Seine Liebe ist überströmend. Er ist voll Liebe. Liebe ist Sein Wesen und die Quelle all Seines Handelns. »Darin ist die Liebe Gottes an uns offenbar geworden, dass Gott Seinen einziggezeugten Sohn in die Welt ausgesandt hat, damit wir durch Ihn leben« (1.Joh.4:9). Und diese Liebe hebt Er uns gegenüber dadurch deutlich hervor, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren (Röm.5:8). Gott, der Allgewaltige, unser Vater, Er liebt uns. Lassen wir uns daran genügen! Als Mitgestorbene und als Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte (Kol.3:12) sind wir auch gegenüber den Begierden, die Paulus in Vers 5a eigens erwähnt, tot, sodass erstens in den der Welt Gestorbenen – so wir gemäß Römer 6:11 damit rechnen – keine Begierden mehr zur Auswirkung kommen und zweitens die, die sich an der überströmenden Liebe Gottes genügen lassen, über das hinaus, was unser Gott und Vater uns gibt, nichts begehren. In Seiner Liebe handelt unser Gott und Vater allezeit richtig und vollkommen an uns, auf das beste!

Er macht uns lebendig

Wenden wir uns nun Vers 5b zu: »... Er macht uns zusammen lebendig in Christus (in der Gnade seid ihr Gerettete) ...« Gott macht uns lebendig in Christus, dem Er gegeben hat, in Sich Selbst Leben zu haben (Joh.5:26). In Christus sein heißt im Leben sein. Christus hat unvergängliches Leben; Er ist derzeit der einzige, der Unsterblichkeit hat (1.Tim.6:16). Er macht uns lebendig, das heißt in erster Linie, dass Gott uns am Tag Christi unvergängliches Leben gibt. An jenem herrlichen Tag wird Er uns auferwecken und inmitten der Überhimmlischen niedersetzen (Vers 6). Das ist die überwältigendste Offenbarung Seiner alles übersteigenden Liebe. Diejenigen unter uns, die am Tag Christi noch leben, müssen natürlich nicht auferweckt werden, aber allesamt werden wir verwandelt und dem Bilde des Sohnes Gottes gleichgestaltet werden (Röm.8:29; 1.Kor.15:51; 1.Thess.4:13-18).

In zweiter Linie bedeutet »Er macht uns lebendig«, dass wir uns in unserem Geist als bereits Lebendiggemachte, Auferweckte und inmitten der Überhimmlischen Niedergesetzte betrachten und dementsprechend im irdischen Alltag wandeln. Mögen wir wie Auferstandene wandeln. Mögen auch wir, ebenso wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt wurde, in Neuheit des Lebens wandeln (Röm.6:4). Paulus strebte danach, zu der Ausauferstehung, der aus den Toten, zu gelangen (Phil.3:11). Auch wir sollen danach streben (Phil.3:15). Denn wir wurden bereits auferweckt durch den Glauben an die Wirksamkeit Gottes (Kol.2:12); wir sind schon wach für Gott. Als zusammen mit Christus Auferstandene sollen wir uns als lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn, ansehen (Röm.6:11). »Was Er ... lebt, das lebt Er für Gott. Also auch ihr!« schreibt der Apostel Paulus in Römer 6:10,11. Unsere sterbenden Körper sind bereits jetzt durch Gottes uns innewohnenden Geist lebendig gemacht (Röm.8:11), sodass wir Gott dienen können. Mögen wir darum in der Kraft des Geistes wandeln und dienen; dann werden wir im übrigen auch die Begierden des Fleisches nicht vollbringen (Gal.5:16).

Denn in der Gnade seid ihr Gerettete! Die Gnade hat die Kraft, uns zu erziehen und zu ändern (Tit.2:12) und uns zur ganzen Hingabe im Dienst des Herrn zu führen (1.Kor.15:10). Die Gnade machte uns zu Geretteten. Die Gnade ist es, in der wir stehen, sodass wir uns in Erwartung der Herrlichkeit Gottes rühmen mögen (Röm.5:2). Dieses Wissen konzentriert unsere Gedanken auf unseren gnadenvollen Gott und Vater. In der Gnade seid ihr Gerettete – das ist die Kurzfassung des Evangeliums der Herrlichkeit des glückseligen Gottes, mit dem Paulus betraut wurde (1.Tim.1:11).

Zusammen mit den gläubigen Juden

In den Versen 5 und 6 lesen wir dreimal das Wort »zusammen«: »... Er macht uns zusammen lebendig in Christus ..., Er erweckt uns zusammen und setzt uns zusammen nieder inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus ...« Hier werden die beiden Gruppen der Körperschaft Christi zusammengeschlossen, und zwar die Juden, die das von Paulus verkündigte Evangelium der Unbeschnittenheit angenommen haben (Gal.2:7), und die aus den Nationen. Bis zur Abfassung des Epheserbriefs war die Körperschaft Christi noch nicht vereinigt, denn die Juden hatten aufgrund ihrer Verwandtschaft mit dem Herrn Jesus Christus einen Vorrang dem Fleische nach. Von nun an aber besteht eine gemeinsame Körperschaft (Eph.3:6). Da sie eine überhimmlische Bestimmung hat und in den Himmeln irdische Unterschiede nicht zählen, stand einer Vereinigung nichts im Wege.

In den kommenden Äonen

Mit Vers 7 schließt Paulus den in Vers 1 begonnenen Satz ab: »... um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen.« Die kommenden Äonen umfassen das tausendjährige Königreich Israels und die Frist des neuen Himmels und der neuen Erde (Off.21:1). In diesen beiden Äonen, den krönenden Äonen der Äonen, befinden wir uns in den Himmeln inmitten der Überhimmlischen. An uns, den Unwürdigsten, stellt Gott ihnen dann den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade dar. Die überhimmlischen Geschöpfe werden staunen, was Gott in Seiner Gnade aus uns gemacht hat: Brüder Seines Sohnes, von gleicher Gestalt und Herrlichkeit wie dieser, Gerechte, Ausgesöhnte, Geliebte. Jede Güte wird unser Vater uns erzeigen. Und diejenigen unter uns, die mit Christus litten, die um Seinetwillen erduldeten, werden sogar mit Ihm herrschen (Röm.8:17; 2.Tim.2:12). Die Überhimmlischen werden von der Gnade überwältigt werden und so zur vollen Erkenntnis des Wesens Gottes und zur völligen Unterordnung und Verherrlichung gelangen. Das ist ja überhaupt das Ziel allen göttlichen Heilshandelns, nämlich dass alle Ihn Selbst erkennen. Nur wer Sünder und Feind Gottes war oder solche als Anschauungsobjekte hat, kann den Reichtum der Gnade ermessen, zur vollen Erkenntnis Gottes kommen und völlig von Ihm erfüllt werden! Und wir, die herausgerufene Gemeinde, die Christi Körperschaft ist, die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt (Eph.1:23), dürfen daran mitwirken!

 

In der Gnade allein sind wir Gerettete

Nochmals betont der Apostel Paulus sodann in den Versen 8 und 9: »Denn in der Gnade seid ihr Gerettete...« und führt dazu aus: »... durch Glauben, und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme.« Unser überhimmlisches Losteil hat Gott uns in der Gnade zugedacht, nicht um unserer Werke willen. Für unsere Werke bekommen wir etwas anderes, nämlich Lobpreis und Lohn (1.Kor.3:14; 2.Tim.4:8). Beachten wir, dass wir nicht nur aus Gnaden gerettet wurden, sondern in der Gnade Gerettete sind. Das Wort »Gnade« steht im Grundtext im Dativ, sodass »wo?« und »wem?« zu fragen ist. Es geht hier nicht um den Vorgang der Rettung, sondern darum, dass wir in die Gnade eingeschlossen sind; in der Gnade sind wir, was wir sind. Zugleich sind wir auch der Gnade Gerettete, also für die Gnade, zur Darstellung der Gnade unter den Überhimmlischen.

Durch Glauben allein sind wir in die Gnade Hineingenommene und Gerettete. Der Grund, den der Römerbrief gelegt hat, wird nicht aufgehoben. Römer 1:17 sagt uns, dass Gottes Gerechtigkeit im Evangelium enthüllt wird aus Glauben für Glauben, aus Christi Glauben für unseren Glauben. Jesus Christus glaubte Seinem Gott und Vater alles bis hin zum Kreuzestod. Und hier konnte sodann unser Glaube ansetzen. Wie es auch in Galater 2:16 heißt: »Weil wir aber wissen, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben Christi Jesu, so glauben auch wir an Christus Jesus, damit wir aus dem Glauben Christi ... gerechtfertigt werden ...«

Gott Selbst bereitete uns die Nahegabe für Ihn

Der Segen, in der Gnade Gerettete zu sein, ist nicht aus uns, sondern Gottes Nahegabe. Noch nicht einmal den Glauben haben wir aus uns selbst hervorgebracht, sondern Gott gewährte ihn uns in Gnaden für Christus (Phil.1:29). Schließlich kann niemand den Vater erkennen als nur der Sohn und wem der Sohn es zu enthüllen beschließt (Mat.11:27). Und niemand kann zu dem Herrn Jesus Christus kommen, wenn der Vater ihn nicht zieht (Joh.6:44). Jeder Selbstruhm ist ausgeschlossen. Schon der Begriff »Gnade« lässt dem Menschen keinen Raum, sich selbst rühmen zu können. Alles ist Gottes Gabe.

In der Gnade gerettet zu sein, ist allein Gottes Gabe. In unserem Vers 8 steht »Nahegabe«. Mit dem entsprechenden griechischen Begriff wird eine Gabe bezeichnet, die man einem Höhergestellten darbringt, um sich ihm nahen zu dürfen. Wir dürfen uns dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus nahen. Ja, wir haben durch Christus allezeit uneingeschränkt im Geist Gottes Zutritt zum Vater (Eph.2:18). Die dazugehörige Gabe bereitete Er. Was könnten wir Ihm bringen? Das Blut eines Lammes? Nein, Gott gab Seinen Sohn als Darbringung

Für Sich Selbst dahin (vgl. Eph.5:2). Im Zusammenhang des Verses 8 ist Seine Gnade Seine Nahegabe, mit der Er unser Herz gewinnt. Seine Gnade lässt sich natürlich nicht von Seinem Sohn trennen. So sei zum Lobpreis unseres Gottes und Vaters Römer 8:32 verkündigt: »Er, der doch Seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte Er uns nicht auch mit Ihm dies alles in Gnaden gewähren?«

 

 

Sein Werk sind wir, getan in Christus Jesus

Die Aussage in Vers 8 »Denn in der Gnade seid ihr Gerettete« war die Begründung dafür, warum Gott in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade an uns zur Schau stellen kann (Vers 7). Mit Vers 10 wird die Begründung erweitert: »Denn wir sind Sein Tatwerk, erschaffen in Christus Jesus für gute Werke, die Gott vorherbereitet, damit wir in ihnen wandeln.« Gott kann den Reichtum Seiner Gnade an uns darstellen, denn wir sind das Tatwerk Seiner Gnade. Als solches sind wir für die guten Werke geeignet, die Gott für uns bereitet hat.

Wir sind Sein Tatwerk, das heißt das Ergebnis Seines Tuns, das Produkt Seines Gnadenhandelns. Dieses Tatwerk, die herausgerufene Gemeinde, die Körperschaft Christi, ist etwas ganz Neues, eine neue Schöpfung. Das ist nur in Christus möglich. Wie es auch in 2.Korinther 5:17 heißt: Wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung! Wir sind eine neue Schöpfung Seiner Gnade.

Gute Werke

Wir sind »erschaffen in Christus Jesus«, schreibt Paulus in Vers 10 und fährt fort: »... für gute Werke, die Gott vorherbereitet, damit wir in ihnen wandeln.«

Was sind gute Werke? Vorweg ist zu sagen, dass gute Werke keine Rettung bringen, sondern eine Wirksamkeit der Gnade in den Geretteten sind. Gute Werke können nur solche sein, die die Liebe Gottes zum Ausdruck bringen, die mit der Gesinnung Christi Jesu konform gehen, die mit der Gnade übereinstimmen und die mit Gottes Haltung der Versöhnung gegenüber der Welt überein sind. Andere als solche Werke bereitet Gott schon gar nicht für uns vor. Seine Werke bereitet Er zunächst in unserem Inneren vor. So hat Er zum Beispiel Seine Liebe in unseren Herzen ausgegossen durch den uns gegebenen heiligen Geist (Röm.5:5), uns mit dem Reichtum Seiner Gnade gesegnet und uns mit Sich ausgesöhnt; zudem legte Er in uns das Wort der Versöhnung nieder und gab uns den Dienst der Versöhnung, sodass wir bestens vorbereitet sind. 2.Korinther 5:18,19 zeigt das klar auf: »Das alles aber ist aus Gott, der uns durch Christus mit Sich Selbst versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat. Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt.«

Der Dienst der Versöhnung, unser Ruf »Lasst euch mit Gott versöhnen!« (2.Kor.5:20) und das entsprechende Handeln, ist wohl unsere Hauptaufgabe auf Erden.

In unserem Schriftabschnitt geht es darüber hinaus vorrangig um unsere guten Werke in den kommenden Äonen. Was sind unsere guten Werke inmitten der Überhimmlischen? Wenn wir wissen, was unseres Herrn Christus Jesus Aufgaben in den zukünftigen Äonen sind, nämlich die Unterordnung, Aussöhnung und Vervollständigung des Alls (1.Kor.15:27; Kol.1:20; Eph.1:23), dann wissen wir auch, worauf wir als Seine Körperschaft, als Seine Mitwirkenden uns freuen dürfen. Aufs innigste mit unserem geliebten Herrn und Retter vereint, werden wir sodann als der herrlichste Beweis für den Reichtum der Herrlichkeit unseres Gottes und Vaters in den Werken wandeln, die Er für uns dort oben vorherbereitet hat.

Die guten Werke, in denen wir auf Erden und in der Zukunft in den Himmeln wandeln dürfen, sind ein Gunsterweis; auch mit guten Werken beschenkt Gott uns reichlich.

Es heißt im übrigen nicht »... für gute Werke, ... damit wir sie tun«, denn Gott ist es, der sie tut, und dies, weil gute Werke dem Wirken Seiner Gnade in uns entspringen. Andernfalls würde uns ja der Ruhm zukommen. Je mehr wir mit dem Wort Gottes vertraut sind und unsere Gedanken sich in den Worten Gottes bewegen, je mehr wir uns täglich mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ernähren (1.Tim.4:6), desto mehr werden wir unseren Wandel in den von Gott vorherbereiteten Werken führen. Das Evangelium der überströmenden Gnade, das der Apostel Paulus offenbaren durfte, ist die Gotteskraft für einen Wandel zur Verherrlichung Gottes (Röm.1:16).

Unserem Gott und Vater, der dieses gute Werk des Wandels und Dienstes zu Seiner Verherrlichung in uns angefangen hat, wird es bis zum Tage Jesu Christi auch vollenden (Phil.1:6). Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei Ihm im Namen unseres Herrn Jesus Christus.

Nun aber seid ihr Mitbürger der Heiligen

(Eph.2:11-22)

Der Apostel Paulus hat in den vorangegangenen Abschnitten des Epheserbriefs eine Vielzahl geistlicher Segnungen dargelegt, die den Gläubigen aus Israel, die dem ihm enthüllten Evangelium (Gal.1:12; 2:7) glauben, aber auch den Gläubigen aus den Nationen in gleicher Weise zuteil werden. Er hat Ausführungen gemacht, die darin münden, dass die aus den Nationen im Geist zusammen mit denen aus Israel gemeinsame Losteilinhaber inmitten der Überhimmlischen sind (Eph.1:3-14) und eine gemeinsame Körperschaft bilden (Eph.1:20-2:10).

Doch nun erinnert er die aus den Nationen daran, was sie, die im Geist so überaus gesegnet sind, einstmals dem Fleische nach im Verhältnis zu den israelitischen Geschwistern waren. Er schreibt in den Versen 11 und 12 des 2. Kapitels: »Darum seid dessen eingedenk, dass einstmals ihr aus den Nationen dem Fleische nach – Unbeschnittene genannt von der sogenannten »Beschneidung« (die am Fleisch mit Händen gemacht wird) – dass ihr zu jener Frist von Christus getrennt wart, Fremde gegenüber dem Bürgerrecht Israels und Gäste der Bundesverheißungen, dass ihr keine Erwartung hattet und in der Welt ohne Gott wart.«

Paulus spricht von »jener Frist«; sie ist seit der Abfassung des Epheserrundbriefes Vergangenheit. Jene Frist umfasste die beiden früheren heilsgeschichtlichen Verwaltungen des Pfingsten und des Übergangs von der pfingstlichen zur gegenwärtigen. Die gegenwärtige Verwaltung ist die der Gnade Gottes, ja der überströmenden Gnade (Eph.3:2).

Zu jener früheren Frist waren die Heiligen aus den Nationen dem Fleische nach von Christus getrennt. Wie ist das zu verstehen? Sie waren von dem nur dem auserwählten Volk verheißenen Messias, dem Sohn Davids, dem Fleische nach geschieden, denn sie waren nicht mit Ihm verwandt. Jesus Christus war im Fleisch nur zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel gesandt gewesen (Mat.15:24); Er war, wie in Römer 15:8 zu lesen, »Diener der Beschneidung geworden für die Wahrhaftigkeit Gottes, um die Verheißungen der Väter zu bestätigen.« Dem Fleisch nach waren die Nationengläubigen von dem Diener der Beschneidung selbstverständlich getrennt.

Sie waren auch Fremde gegenüber dem Bürgerrecht Israels. Das ist klar; Unbeschnittene konnten nicht Bürger Israels sein. Sie waren zwar im Geist im Herzen beschnitten (Röm.2:29; Phil.3:3; Kol.2:11), doch die mit Händen Beschnittenen sahen auf sie herab.

Des Weiteren waren die aus den Nationen nur Gäste der Bundesverheißungen. Die Verheißungen des Bundes Jewes mit Israel gelten nur diesem Volk. Andere konnten nur durch Israel gesegnet werden, wie bereits Abraham verheißen, dass in ihm alle Familien des Erdbodens gesegnet werden (1.Mose 12:3). Andere konnten nur ein Verhältnis wie Gäste zu dem königlichen und priesterlichen Volk auf Erden haben.

Die Unbeschnittenen waren ohne besondere Erwartung. Es war ihnen zwar schon geschrieben worden, dass sie zum Beispiel äonisches Leben in Christus Jesus haben werden (Röm.6:23), also in den beiden kommenden Äonen leben werden, dem Bilde des Sohnes Gottes gleichgestaltet werden (Röm.8:29) und dem Herrn entgegen in die Luft entrückt und so allezeit mit dem Herrn zusammen sein werden (1.Thess.4:17), aber es war noch offen, ob sie nach der Gerichtszeit des Zorns Gottes etwa wieder auf die Erde zurückkehren würden, wo sie dem Fleisch nach keine größere Erwartung haben konnten, als Gäste am Tisch des auserwählten Volkes zu sein. Erst durch die Vollkommenheitsbriefe, den Epheser-, den Philipper- und den Kolosserbrief, erfuhren sie, dass sie keine irdische, sondern eine überhimmlische Berufung haben. Wir werden inmitten der überhimmlischen Geschöpfe und Regionen niedergesetzt (Eph.2:6); unser Bürgertum ist in den Himmeln (Phil.3:20).

Die aus den Nationen waren in der Welt ohne Gott. Wie denn das? Dem Geist nach waren sie nicht ohne Gott in der Welt, denn sie hatten sich von den Götzen zu dem lebendigen und wahrhaften Gott umgewandt (1.Thess.1:9), und der Geist Gottes wohnte in ihnen (Röm.8:9). Dem Fleische nach aber waren sie ohne Gott in der Welt, da sie keinen sichtbaren Nachweis ihres Gottes hatten, wie zum Beispiel den Tempel. Die jüdische Weihestätte kam für sie nicht in Betracht, da sie sie als Unbeschnittene ja nicht betreten durften.

Nebenbei gesagt, gibt es heute leider Gläubige, die ihren Gott in der Welt haben in Gestalt von schönen Bauwerken, hohen Würdenträgern und einer mächtigen Organisation.

In allen diesen Einzelheiten war der entscheidende Punkt, ob jemand beschnitten war oder nicht. Die Beschneidung war die hohe Scheidewand, die die Heiligen aus den Nationen von denen aus Israel trennte. Ja, die beiden Gruppen der Gläubigen, die das Evangelium des Apostels Paulus angenommen hatten, standen sich in einem gewissen Sinne feindlich gegenüber, da sie voneinander Abstand hielten und zum Beispiel schon Probleme hatten, wenn es darum ging, ein gemeinsames Mahl einzunehmen (Gal.2:12).

In Christus Jesus nun aber Nahestehende

»Nun aber«, so lautet das köstliche Wort Gottes in Vers 13, »in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst in weiter Ferne wart, durch Christi Blut zu Nahestehenden geworden«. Die Tatsache, dass die von Paulus gewonnenen Gläubigen in Christus Jesus sind, ist nicht neu. Bereits im Römerbrief hatte Paulus davon geschrieben (3:24; 6:23; 8:1). Der Ausdruck »in Christus Jesus«, nur bei Paulus in dieser Reihenfolge der Verbindung des Amtstitels mit dem persönlichen Namen zu finden, gilt uns als Hinweis auf unsere besondere geistliche Beziehung zu dem verherrlichten Christus zur Rechten Gottes, die Paulus schon im Galaterbrief, seinem wohl frühesten Brief, betont hatte (Gal.2:4; 3:26; 5:6,24; 6:15). Doch unsere geistliche Beziehung zu Christus Jesus hob damals das vom Fleisch bestimmte Verhältnis zu unseren jüdischen Brüdern nicht auf. Wir waren in weiter Ferne von Israel - nach irdischen Maßstäben. Doch nun – von der Abfassung der Vollkommenheitsbriefe an – sind die beiden Gruppen von Heiligen innerhalb der paulinischen Gemeinden einander zu Nahestehenden geworden.

Dies begründet der Apostel Paulus jetzt in den Versen 14 und 15: »Denn Er ist unser Friede, der die beiden eins gemacht und die Mittelmauer der Umfriedung (die Feindschaft in Seinem Fleisch) niedergerissen hat (indem Er das Gesetz der Gebote in Erlassen aufhob), um die zwei in Sich Selbst zu einer neuen Menschheit zu erschaffen (indem Er Frieden machte) ...« Christus Jesus machte Frieden; so ist Er persönlich unser Friede, der Friede der beiden Gruppen, geworden. Wie hat Er die beiden eins gemacht? Indem Er die Mittelmauer der Umfriedung niederriss. Buchstäblich war sie eine steinerne Mauer um die Weihestätte, die den Vorhof der Nationen von den Vorhöfen der Juden trennte und die kein Nichtjude überschreiten durfte. Tat ein solcher es doch, so war er des Todes. In unserem Schriftabschnitt ist diese Mauer ein Sinnbild für den versperrten Zugang zur vollwertigen Gliedschaft in der Familie Gottes — als das Fleisch noch eine Rolle spielte.

Noch tiefgehender erklärt Paulus, was Christus niedergerissen hat: »die Feindschaft in Seinem Fleisch«. Die Feindschaft zwischen den beiden Gruppen von Gläubigen hatte im Fleisch Jesu Christi ihre Ursache, denn die Tatsache, dass Er aus Israel stammte und die Juden mit Ihm verwandt waren, begründete ihren Vorrang und damit den Abstand und die Fremdheit, die wie Feindschaft empfunden werden konnte. Die Gläubigen der herausgerufenen Gemeinde, deren Erwartung das Königreich Israels auf der Erde ist, — sie glaubten dem Evangelium der Zwölf und gehörten alle zu den Eiferern für das Gesetz – nahmen sogar an der offenen Feindschaft gegen Paulus teil, als die ganze Stadt Jerusalem in Aufruhr geriet, weil man meinte, er habe den unbeschnittenen Epheser Trophimus in die Weihestätte geführt (Ap.21:20,29). Nun aber sind alle fleischlichen Vorzüge in der herausgerufenen Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph.1:23), abgetan. Es zählt nur noch der geistliche Segen in Christus Jesus inmitten der Überhimmlischen. Und da — im Himmel — bedeuten Abstammungsunterschiede nichts mehr, sondern es besteht Einheit, worauf der Friede beruht. Auf der Erde dagegen wird nach dem Evangelium der Beschneidung ein sehr großer Unterschied zwischen der heiligen Nation des königlichen Priestertums und den übrigen Nationen sein.

Eins in Christus Jesus

Christus Jesus hat die beiden Gruppen des Körpers Christi eins gemacht, ganz konkret ersichtlich daran, dass Er das Gesetz der Gebote in Erlassen aufhob (Vers 15a). Die Erlasse, die aus vier Geboten bestanden und so zusammen ein Gesetz bildeten, waren denen aus den Nationen von den Aposteln und Ältesten in Jerusalem auferlegt worden (Ap.15). Aufgrund der Gebote, sich fernzuhalten von Götzenopfern, von Blut und Ersticktem und von Hurerei, war es möglich geworden, sich gegenseitig zu besuchen und miteinander zu essen. Mit dieser Anpassung an die Juden und überhaupt dadurch, dass man denen aus den Nationen Anordnungen gab, waren sie denen aus der Beschneidung untergeordnet worden. Da die Erlasse in einer Heilsverwaltung rein geistlichen Segens unnötig sind, wurden sie mit dem Epheser- und dem Kolosserbrief aufgehoben (Kol.2:14,16-23). Sie waren Schattenbilder (Kol.2:17). Aber was sollen Schattenbilder in Form von Speisevorschriften, wenn wir in Christus Jesus das Wahre und das Wesentliche haben?

Nun aber hat Christus die zwei in Sich Selbst zu einer neuen Menschheit erschaffen (Vers 15b). Die alte Menschheit, die in Adam ist, ist vielfach gespalten, auch in Beschnittene und Unbeschnittene. Doch in der neuen Menschheit gibt es weder Juden noch Griechen, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, weder Sklaven noch Freie, denn in Christus Jesus sind alle eins (vgl.Kol.3:11). In der Vollendung wird die neue Menschheit einmal alle Menschen umfassen. Wir sind Erstlinge der neuen Menschheit.

Mit Vers 16 schließt Paulus den Satz ab: »... und die beiden in einem Körper mit Gott durch das Kreuz auszusöhnen: so in ihm die Feindschaft tötend.« Feindschaft und Aussöhnung – das ist das begriffliche Gegensatzpaar. Durch den einen am Kreuz zu Tode gebrachten Körper wurden die feindlichen Gruppen mit Gott und — da es in einem einheitlichen Körper geschah — auch miteinander ausgesöhnt. Dies durfte Paulus bekanntmachen. Es war nicht so, wie die Juden etwa meinen konnten, dass das Blut Jesu nur für sie geflossen sei, so wie das Blut der Opfertiere nach dem Gesetz des Mose nur für sie gewesen war. Nein, das Blut Jesu Christi war für beide Gruppen vergossen worden, starb Er doch darüber hinaus für alle.

Zutritt ins Allerheiligste haben wir jetzt sogar

Die Verse 17 und 18 lauten: »Mit Seinem Kommen verkündigt Er als Evangelium: Frieden euch, den Fernstehenden, und Frieden euch, den Nahestehenden, weil wir beide durch Ihn in einem Geist Zutritt zum Vater haben.« Das ist das Ergebnis: Frieden mit Gott und Frieden miteinander; beide sind Gott jetzt auch insofern ganz nahe, dass keine trennenden Aspekte mehr vorhanden sind. In dem einen heiligen Geist, den wir alle bekommen haben, haben wir durch Christus Jesus, unseren Herrn, allezeit völlig freien Zutritt ins Allerheiligste, nämlich in die Gegenwart Gottes Selbst. Keine fleischliche Mauer konnte äußerlich noch einen anderen Anschein erwecken. Fleisch zählt nicht mehr.

Der allgewaltige Gott wird hier mit einem der vertrautesten Namen bezeichnet: Vater dürfen wir Ihn nennen. Wahrhaftig, wir sind alle Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus (Gal.3:26). Mögen wir mit großem Vertrauen und allem Freimut reichlich davon Gebrauch machen, im Gebet vor unseren Vater zu treten durch Christus, unseren Herrn und Mittler. Und möge es uns stets bewusst sein, dass wir allezeit vor dem Angesicht unseres Gottes und Vaters sind. In Christus Jesus sind wir Ihm zu Nahestehenden geworden.

Wir sind keine Gäste mehr

Die Folge von alledem – und damit kommen wir zum Höhepunkt unseres Schriftabschnittes – ist, was der Apostel Paulus in den Versen 19 bis 22 schreibt: »Demnach seid ihr nun nicht mehr Gäste und Verweilende, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Glieder der Familie Gottes, aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, deren Schlussstein der Ecke Christus Jesus ist, in welchem das gesamte Gebäude, zusammen verbunden, zu einem heiligen Tempel im Herrn wächst; in Ihm werdet auch ihr mitaufgebaut zu einer Wohnstätte Gottes im Geist.«

Demnach nun sind wir, die aus den Nationen, nicht mehr wie Gäste, als Beherbergte und Beköstigte kurzfristig an den Gütern Israels teilnehmend, oder wie länger verweilende Fremde, die zwar vorübergehend dort wohnen und arbeiten, aber kein Bürgerrecht haben.

Was sind wir nun? Paulus verlässt jetzt den Vergleich mit Israel, sein Blick richtet sich auf die Vervollständigung aller, denn die Körperschaft Christi, diese neue Schöpfung, ist Teil der neuen Menschheit, die im Begriff ist, erschaffen zu werden. Paulus schaut auf den Abschluss der Äonen, wenn alles vollendet sein wird. Während der kommenden Äonen wird es noch im Werden sein. Wir als zur Rettung Vorgezogene sind bereits Mitbürger der Heiligen und Glieder der Familie Gottes, die einmal alle umfassen wird, und unsere Auferbauung zu einer Wohnstätte Gottes im Geist ist entsprechend dem von Paulus verkündigten Evangelium der Herrlichkeit und dem uns gegebenen Maß des Geistes in vollem Gange.

Der Apostel Paulus schildert unseren neuen geistlichen Stand unter drei Gesichtspunkten, dem des Königreichs Gottes, dem der Familie Gottes und dem des Tempels Gottes. Mit anderen Worten: Er stellt unseren Segensstand unter dem politischen, dem familiären und dem gottbezogenen Aspekt dar. Er beschreibt uns als Mitbürger der Heiligen, als Glieder der Familie Gottes und als lebendige Steine der Wohnstätte Gottes im Geist.

Wir sind Mitbürger der Heiligen.

Alle Heiligen, gleich welcher Heilsverwaltung sie entstammen, gleich welcher äonischen Aufgaben und Segnungen sie teilhaftig sind, haben volles Bürgerrecht im Königreich Gottes; wir auch. Der Begriff »Königreich« ist hier im weitesten Sinne des Herrschaftsbereichs Gottes zu verstehen. Wir sind jetzt und für die Äonen vollwertige und gleichberechtigte Bürger. Unser Bürgertum ist in den Himmeln (Phil.3:20), Israels Bürgertum ist auf Erden; ob jedoch dort oder hier, wir sind allesamt Gottes Heilige.

Mögen wir nun aber auch so wandeln, nämlich als Heilige, als Abgesonderte für Ihn. Nun wandelt aber auch als Bürger, würdig des Evangeliums des Christus (Phil.1:27), und zwar mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend (Eph.4:1,2).

Wir sind Glieder der Familie Gottes.

 

Nicht Jakob ist unser Vater, nicht Abraham, nicht Adam (selbst wenn dies unter bestimmten Aspekten zutrifft), sondern Gott Selbst. Seine Familie sind wir. Dementsprechend beugt Paulus seine Knie, wie er in Epheser 3:14 schreibt, vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, nach dem jede Familie in den Himmeln und auf der Erde genannt wird. Gott ist unser Vater; Er bleibt es auch über die Äonen hinaus. So hoch sind wir in Christus Jesus erhoben, dass wir den unvorstellbar herrlichen Gott als unseren Vater anreden dürfen. Alle Liebe, alles Erbarmen, alle Gnade, Allmacht und Weisheit – alles dürfen wir in den Ausdruck »Vater« hineinlegen. An Seinem Vaterherzen finden wir unsere volle Genüge, ganze Erfüllung und Glückseligkeit.

Wie wandelt man dieser Familie, der wir angehören, würdig? Sehnlich erwarten wir, dem erstgeborenen Sohn der Familie Gottes, unserem Herrn und Bruder, in Seiner Herrlichkeit und Unvergänglichkeit gleichgestaltet zu werden und somit auch körperlich Söhne Gottes neben dem Einen zu sein (Röm.8:29; Phil.3:21). Wie wandelt man angesichts dieser Erwartung? In Epheser 5:1,2 steht die Antwort: »Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe, so wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch.«

Wir sind lebendige Steine der Wohnstätte Gottes.

 

Die Wohnstätte Gottes im Geist befindet sich im Aufbau. Die Grundlage sind die Apostel und Propheten. Alle Apostel und Propheten aller Zeiten sind das Fundament dieses Gebäudes, in welchem dereinst einmal alle eingefügt sein werden. Ohne diese in Gottes Auftrag und an Seiner Stelle Redenden hätten wir das Wort Gottes nicht.

Der wichtigste Stein in dem Gebäude ist allerdings Christus Jesus, der Schlussstein der Ecke. Petrus hatte den Oberen Jerusalems erklärt: »Dieser Jesus ist der Stein, der von euch, den Bauleuten, verschmäht wird; der ist zum Hauptstein der Ecke geworden« (Ap.4:11; Ps.118:22; Mat.21:42; Luk.20:17). Der Eckstein oder Hauptstein der Ecke bestimmt alle Linien des Gebäudes. Das gesamte Gebäude ist mit dem Hauptstein verbunden. Alle Heiligen aller Zeiten, gleich ob Jude oder nicht, haben Gemeinschaft mit dem einen Herrn, der Sein Blut für sie alle vergossen hat. Unter ihnen hat Gott auch uns zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, berufen (1.Kor.1:9).

Er, Christus Jesus, bewirkt das Wachstum. In Ihm, in keinem anderen, wächst das Gebäude zu einem heiligen Tempel. So sieht es auch Petrus; er schrieb: »Wenn ihr zu dem lebendigen Stein kommt, von Menschen zwar verworfen, von Gott aber auserwählt und wertgeachtet, werdet auch ihr als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus, zu einem heiligen Priestertum auferbaut, um geistliche Opfer darzubringen, Gott wohl annehmbar durch Jesus Christus« (1.Pet.2:4,5). Dies schrieb er im Hinblick auf das tausendjährige Königreich Israels im kommenden Äon.

Das Gebäude wächst im Herrn als ein zusammen verbundenes, das heißt jeder Stein trägt auch zum Wachstum der anderen Steine bei. In Epheser 4:16 wird dies am Bild eines Körpers deutlich: Von Christus, dem Haupt, ausgehend, vollzieht der gesamte Körper, zusammen verbunden und vereinigt durch jede Einverleibung des dargereichten Wortes, nach der Wirksamkeit jedes einzelnen Teils seine eigene Auferbauung in Liebe.

Das Wachstum ist vollendet, wenn das All in Christus aufgehauptet ist (Eph.1:10), wenn jedes Geschöpf Ihn als Haupt angenommen hat. In Christus wächst alles zum Vollmaß; ja die gesamte Vervollständigung Gottes wird — wie heute, so auch in der Vollendung — in Ihm wohnen (Kol.1:19; 2:9). Wenn Christus völlig in unseren Herzen wohnt, wenn wir die Breite und Länge und Tiefe und Höhe des göttlichen Heilsratschlusses erfasst haben, wenn wir die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkannt haben, dann fehlt uns nichts mehr, dann fehlt auch Gott nichts mehr, denn dann sind wir zur gesamten Vervollständigung Gottes vervollständigt (Eph.3:17-19), denn dann ist Gott alles in uns wie Er auch alles in allen sein wird (1.Kor.15:28).

Der abschließende Vers 22 lautet: »... in Ihm werdet auch ihr mitaufgebaut zu einer Wohnstätte Gottes im Geist.« Das ist das Ziel Gottes, dass Er in allen wohnt. Wir, wir alle zusammen in Christus, werden Gottes geistliche Wohnstätte sein. Anbetung, Lobpreis, Dank und Verherrlichung werden Ihm aus aller Herzen im Namen unseres Herrn Jesus Christus zuströmen.

Wie wandeln wir heute dieser herrlichen Berufung würdig? Die Antwort gibt uns 1.Korinther 6:19,20: »Oder wisst ihr nicht, dass euer Körper ein Tempel des heiligen Geistes in euch ist, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid mit einem hohen Preis erkauft worden; verherrlicht daher Gott auf jeden Fall in eurem Körper!« Mögen wir — wie uns in 2.Korinther 5:15 geheißen — nicht mehr uns selbst leben, sondern dem, der für uns starb und auferweckt wurde.

 

Teil des Ephesergeheimnisses

 

Es sei noch darauf hingewiesen, dass der Schriftabschnitt Epheser 2:11-22 den dritten Teil des sogenannten Ephesergeheimnisses beschreibt, nämlich unsere Verbundenheit miteinander hinsichtlich der Verheißung in Christus Jesus. Das Ephesergeheimnis ist in Kapitel 3, Vers 6, zusammengefasst: »Im Geist sind die aus den Nationen gemeinsame Losteilinhaber und eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus...« Paulus behandelte in Kapitel 1:3-14 das uns von Gott ohne Unterschied zugeloste Losteil und spricht daher von gemeinsamen Losteilinhabern. Unsere Vereinigung mit Christus zu Christi Körperschaft in der gemeinsamen Lebendigmachung, Auferweckung und Niedersetzung inmitten der Überhimmlischen schilderte er in Kapitel 1:20 bis 2:10 und bezeichnet uns daher als gemeinsame Körperschaft. In der früheren Verwaltung des Übergangs war die Körperschaft Christi wegen des Vorrangs der Juden eine unvereinigte.

Mit dem dritten Teil sodann haben wir uns nun gerade befasst: Wir Gläubigen der gegenwärtigen Heilsverwaltung, ob Jude oder Grieche, sind gemeinsame Teilhaber der mit dem Kommen Christi verheißenen Aussöhnung und des Friedens miteinander, mehr noch: gemeinsame Teilhaber der herrlichsten Verheißung, die es für Mitbürger der Heiligen und für Glieder der Familie Gottes gibt, nämlich zu einer Wohnstätte Gottes im Geist aufgebaut zu werden, und dies in Christus Jesus durch das Evangelium, dessen Diener der Apostel Paulus geworden ist (Eph.3:7). Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, dass wir dieses Evangelium hören dürfen, welches uns sagt, was unsere herrliche Erwartung ist.

Die Verwaltung der Gnade Gottes

Eph.3:1-13

Der Apostel Paulus hat in den Kapiteln Eins und Zwei des Rundbriefes, der Epheserbrief genannt wird, das sogenannte Ephesergeheimnis ausführlich beschrieben und das Christusgeheimnis kurz aufgezeigt. In Epheser 3:1-13 fasst er dies alles zusammen, bringt es auf den Höhepunkt und bezeichnet die Geheimnisse mit ihren Namen.

Paulus schreibt in Vers 1: »Mithin bin ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen -.« »Mithin« oder deshalb, weil ich euch, denen aus den Nationen, die gemeinsame Teilhaberschaft zusammen mit denen aus Israel an allen geistlichen und überhimmlischen Segnungen inmitten der Überhimmlischen offenbart habe, bin ich, Paulus, der Gebundene für euch. Für euch, euch zugute, zu euren Gunsten leide ich. Nur äußerlich bin ich der Gebundene des Kaisers in Rom, im Grunde aber trage ich diese Fesseln, weil Christus durch meine Gefangenschaft euch anschaulich klar machen will, dass ihr mit jedem geistlichen Segen, nicht aber irdischem Wohlergehen gesegnet seid und ihr auf Erden nicht herrscht, sondern die Niedrigsten seid, seid ihr doch für die Himmel bestimmt. In diesem Sinne schreibt Paulus auch in Vers 13, dass seine Drangsale uns zur Herrlichkeit gereichen. Er leidet für sein ihm anvertrautes Evangelium, damit wir darin fest würden.

Paulus hebt sich und seinen Namen in unserem Vers 1 so ausdrücklich nicht um seiner selbst willen hervor, sondern wegen seines besonderen Auftrags. Er erhielt das »Aposteltum zum Glaubensgehorsam unter allen Nationen« (Röm.1:5). Sein Dienst ist ohnegleichen und somit von seiner Person nicht zu trennen.

Ich, Paulus, bin der Gebundene Christi Jesu, des hocherhaben über alle Fürstlichkeiten zur Rechten Gottes sitzenden Herrn. Die Wortstellung »Christi Jesu«- zuerst der Titel, dann der Name - weist auf Christi überhimmlische Würden hin, an denen wir, nicht aber Israel, teilhaben. Dieser unser Segen in Christus Jesus ist für die Welt nicht sichtbar, uns aber ein herrlicher geistlicher Schatz.

Paulus schreibt weiter (Vers 2): »... wenn ihr nämlich von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört habt, die mir für euch gegeben ist ...« Die gedankliche Verbindung mit Vers 1 ist diese: Es dürfte euch klar sein, dass ich der Gebundene für euch, die aus den Nationen, bin, denn ihr habt doch wohl von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir für euch gegeben ist, gehört, oder es dürfte euch klar werden, weil ihr jetzt davon hört.

Jetzt erst, als die Zeit reif war, nämlich als Israels Verstockung eindeutig war - am Ende des Zeitraums, über den in der Apostelgeschichte berichtet wird - jetzt wurde die Verwaltung der Gnade Gottes bekanntgemacht. Dem Paulus wurde sie anvertraut und mit diesem Rundbrief den Heiligen mitgeteilt. Auch wir leben heute in dieser Verwaltung.

Was ist eine Verwaltung? Ein großer heilsgeschichtlicher Zeitabschnitt. Das griechische Wort oikonomia heißt wörtlich Haus-Gesetz und bedeutet Haushaltung, Verwaltung oder Verfahrensordnung. Einige Beispiele: Die Verwaltung der Verheißung zur Zeit Abrahams war von der Erwartung geprägt (1.Mose 12:3); in der Verwaltung des Gesetzes galten ganz andere Maßstäbe. In der Verwaltung des Pfingsten hatte der Geist Gottes die dominierende Rolle inne. In der Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zur gegenwärtigen wirkte Paulus als Priester Israels an den Nationen (Röm.15:16) und verkündigte ihnen das Erbarmen Gottes (Röm.15:9). Jetzt aber sind die Gläubigen aus den Nationen nicht mehr Teilhaber an den geistlichen Gütern Israels (Röm.15:27), sondern ihnen wird ohne die Vermittlung Israels die dem Apostel Paulus offenbarte überströmende Gnade Gottes zuteil. Nach unserer Entrückung und damit dem Ende unserer Verwaltung folgt die des Gerichts; dann wird der Zorn Gottes über alle Unfrömmigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen enthüllt (Röm.1:18).

Eine staunenswerte Verwaltung ist die derzeitige; sagten die heiligen Schriften doch, dass Israel ein Segen werde und durch Israel alle Familien des Erdbodens gesegnet würden (1.Mose 12:3). Das wird im kommenden Äon, dem tausendjährigen Königreich Israels, so sein. Dass wir nun aber durch den Unglauben Israels gesegnet sind - wer hätte das gedacht? Israels Niedergang hatte den Reichtum der Nationen zur Folge; Israels jetzige Verwerfung ist der Welt Versöhnung (Röm.11:12,15). Die Nationen waren dieses Segens gar nicht würdig - das konnte nur Gnade sein! Ja, den Reichtum Seiner Gnade lässt Gott in uns überfließen (Eph.1:7,8), damit wir zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade bewegt werden, die uns in Seinem geliebten Sohn begnadet (Eph.1:6).

In Vers 3a folgt nun eine Begründung: »... da mir durch eine Enthüllung das Geheimnis bekanntgemacht wurde ...« Paulus begründet hiermit die Tatsache, dass ihm die heilsgeschichtliche Verwaltung der Gnade gegeben ist, damit, dass ihm durch eine Enthüllung ein bestimmtes Geheimnis bekanntgemacht wurde. Die Verwaltung der Gnade Gottes ist mithin von dem enthüllten Geheimnis nicht zu trennen. Die Merkmale der neuen Verwaltung müssen also mit dem Inhalt des Geheimnisses übereinstimmen. Das Geheimnis, von dem Paulus hier spricht, ist das sogenannte Ephesergeheimnis; das Geheimnis, das ihm enthüllt wurde, ist der Inhalt des Epheserbriefs! Enthüllt wird etwas Verborgenes. Unser gewaltiger geistlicher Segen inmitten der Überhimmlischen war vor dem Epheserbrief nicht bekannt.

Das Christusgeheimnis

Bevor der Apostel Paulus nun aber in Vers 6 das Ephesergeheimnis in einer prägnanten Zusammenfassung beschreibt, kommt er in den Versen 3b bis 5 auf das Christusgeheimnis zu sprechen, denn das Ephesergeheimnis kann ohne das des Christus nicht verstanden werden. Er schreibt: »...so wie ich gerade vorher in Kürze schrieb, woran ihr beim Lesen mein Verständnis für das Geheimnis des Christus begreifen könnt, das in anderen Generationen den Söhnen der Menschen nicht bekanntgemacht wurde, wie es nun Seinen heiligen Aposteln und Propheten enthüllt wurde.« Vom Christusgeheimnis hat er gerade vorher in Epheser 1:8b bis 10 geschrieben: »In aller Weisheit und Besonnenheit macht Er uns das Geheimnis Seines Willens bekannt, nach Seinem Wohlgefallen, das Er Sich in Ihm vorsetzte für eine Verwaltung der Vervollständigung der Fristen, um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde.« Nur wer das Geheimnis des Christus kennt, dass Er nämlich nicht nur Herr und König der Erde sein wird, wie die Propheten schon lange geweissagt haben, sondern als Haupt über alles zur Rechten Gottes sitzt inmitten der Überhimmlischen und die Geschöpfe des gesamten Alls Ihn als ihr Haupt anerkennen werden, nur der kann das Ephesergeheimnis begreifen. Da wir mit Christus Jesus, dem Herrn des Alls, herrlichste geistliche Gemeinschaft inmitten der überhimmlischen Geschöpfe haben, deshalb kann uns der Segen des Epheserbriefs in Strömen zufließen, und zwar ungehindert von irdischen und fleischlichen Beschränkungen und ungemindert durch Israels irdischen Vorrang.

In dieser Weise ist das Ephesergeheimnis überein mit dem des Christus. In Vers 3b beschreibt Paulus die Harmonie zwischen den beiden Enthüllungen mit den Worten »so wie«. So wie das Christusgeheimnis Ausdruck der Herrlichkeit Gottes ist und dem Paulus offenbart wurde, so auch das Ephesergehimnis.

Das Geheimnis des Christus wurde in jenen Tagen im übrigen nicht nur Paulus kundgetan, sondern allen Aposteln und Propheten (Vers 5). So schreibt Petrus, dass Jesus Christus zur Rechten Gottes und im Himmel ist und Boten, Obrigkeiten und Mächte Ihm untergeordnet sind (1.Pet.3:22). Im Hebräerbrief ist zu lesen, dass Gottes Sohn Sich zur Rechten der Majestät in den Höhen niedergesetzt hat, durch die Himmel gedrungen ist und höher als die Himmel erhöht worden ist (1:3; 4:14; 7:26).

Das so genannte Ephesergeheimnis

Und jetzt nennt der Apostel Paulus in Vers 6 das Ephesergeheimnis: »Im Geist sind die aus den Nationen gemeinsame Losteilinhaber und eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus ...« Das ist die Zusammenfassung der Kapitel Eins und Zwei des Epheserbriefs.

Die kennzeichnenden Worte dieser Aussage sind »im Geist« und »gemeinsam«. Im Geist, nicht im Fleisch, nicht nach irdischen Maßstäben, nicht gemessen an Israel, nein, im Geist sind die Gläubigen aus den Nationen zusammen mit denen aus Israel, die das Evangelium des Apostels Paulus angenommen haben, in dreifacher Hinsicht gemeinsame Gesegnete. Im Geist sind die Nichtjuden nicht geringer als die Juden; sie haben alles gemeinsam; sie sind nicht mehr Gläubige zweiten Ranges!

Wir sind gemeinsame Losteilinhaber. Das hatte Paulus in Kapitel 1:3-14 dargelegt. Unser Losteil ist der überhimmlische Bereich, nicht die Erde; wir werden dort den Sohnesstand als in dem geliebten Sohn Begnadete einnehmen und zum Lobpreis der Herrlichkeit der Gnade Gottes da sein. Heute schon sind wir mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen gesegnet und mit dem Geist der Verheißung versiegelt; unverbrüchlich sind wir in den Geist eingeschlossen, der uns dieses Losteil verheißt. Mit Vers 13 hatte Paulus dieses Erwartungsgut ausdrücklich auch uns, denen aus den Nationen, zugesprochen; somit sind wir gemeinsame Losteilinhaber. Unser Gott und Vater hat uns dazu berufen.

Dieser erste Teil des Ephesergeheimnisses ist von Gott her gesehen beschrieben, denn Er gab uns das Losteil.

Wir bilden eine gemeinsame Körperschaft. Dies hatte Paulus in Kapitel 1:20 bis 2:10 ausgeführt. Dass wir Glieder der einen Körperschaft sind und in dem einen Geist allesamt in den einen Körper getauft, ob Jude oder Grieche, ob Sklave oder Freier, war schon früher bekannt (Röm.12:5; 1.Kor.12:13). Damals war die Körperschaft Christi jedoch noch nicht vereinigt. Da die Körperschaft aber dorthin gehört, wo ihr Haupt ist, und da wir nun ebenso wie Christus auferweckt und lebendiggemacht und inmitten der Überhimmlischen niedergesetzt worden sind - wenn bislang auch nur im Geist -, und zwar alle zusammen (Kap.2:5,6), stehen alle Glieder auf demselben Rang und bilden somit eine gemeinsame Körperschaft.

Dieser zweite Teil des Ephesergeheimnisses ist auf Christus bezogen, denn wir sind Seine Körperschaft.

Wir sind gemeinsame Teilhaber der Verheißung. Das hatte Paulus in Kapitel 2:11-22 beschrieben. Beide Gruppen der unvereinigt gewesenen Körperschaft, die jüdische und die nichtjüdische, hat Christus in Seinem Körper miteinander durch das Kreuz ausgesöhnt; sie haben nun Frieden miteinander und werden, zusammen verbunden, zu einer Wohnstätte Gottes im Geist aufgebaut. Diese Verheißung in Christus hat die Vollendung im Blick.

Dieser dritte Teil des Ephesergeheimnisses ist auf die Gläubigen bezogen, denn es ging im das Verhältnis der Gläubigen untereinander.

Nicht ohne Gebet

Um die Herrlichkeiten des Epheserbriefs erkennen zu können, bedarf es geistlicher Weisheit und geistlicher Enthüllung. Im ersten Ephesergebet (Eph.1:15-19) betete Paulus deshalb darum. Mögen wir es ihm nachtun; in allem sollen wir den Apostel schließlich nachahmen (1.Kor.11:1; Phil.3:17; 4:9). Möge der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, es den Heiligen geben, - dies ist das Gebetsanliegen in Epheser Eins - dass sie wissen, was das Erwartungsgut ihrer Berufung durch Gott ist (1:18), also was ihr gemeinsames überhimmlisches Losteil ist; dass sie des Weiteren wissen, welche Kraft in Christus und Seiner Körperschaft wirksam ist (1:19), dass also die gemeinsame Körperschaft die Vervollständigung dessen ist, der das All in allem vervollständigt (1:23); und dass sie wissen, was der Reichtum der Herrlichkeit des Losteils Gottes inmitten der vereinigten Heiligen ist (1:18), da sie ja gemeinsame Teilhaber der herrlichsten Verheißung in Christus Jesus sind, nämlich in Ihm zur Wohnstätte Gottes im Geist aufgebaut zu werden (2:22).

Das Evangelium des Paulus

 

Wenden wir uns nun Vers 7 zu und lesen ihn im Zusammenhang mit Vers 6: »Im Geist sind die aus den Nationen gemeinsame Losteilinhaber und eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium, dessen Diener ich geworden bin, dem Geschenk der Gnade Gottes entsprechend, die mir gemäß der Wirksamkeit Seiner Kraft gegeben ist.« Durch das Evangelium, dessen Diener Paulus geworden ist, stehen wir im Segen des Epheserbriefs. Die zwölf Apostel haben diesen nicht verkündigt. Ohne die Verkündigung des Evangeliums, das dem Apostel Paulus durch eine Enthüllung Jesu Christi eigens zuteil wurde (Gal.1:12), wüssten wir nichts von unserer Erhöhung zusammen mit Christus mitten unter die Überhimmlischen und unseren dortigen Aufgaben. Paulus ist als Herold, Apostel und Lehrer der Nationen eingesetzt (1.Tim.2:7). Er wurde der Diener des Evangeliums der Unbeschnittenheit, wie es in Galater 2:7 im Unterschied zu dem Evangelium der Beschneidung genannt wird, das die Zwölf heroldeten. Betraut mit dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes (1.Tim.1:11) wurde Paulus dem Geschenk der Gnade Gottes entsprechend. Nichts als Gnade war es, dass dieser Mann von den Zwölf abgesondert wurde (Ap.13:2) und den Reichtum der Herrlichkeit Gottes offenbart bekam. Diese Gnade ist ihm gemäß der Wirksamkeit der Kraft Gottes gegeben worden. Dass Paulus die Gnade erfahren und mit allen Fasern seines Wesens erfasst hat, sie ihn umgewandelt und zum hingebungsvollsten Sklaven Christi gemacht hat, das hat nur Gott in Seiner Kraft gewirkt.

Christi unausspürbarer Reichtum

Von der Gnade schreibt Paulus in Vers 8 weiter: »Mir, dem bei weitem geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen...« Warum Paulus der geringste aller Heiligen ist, und dass die ihm gegebene Gnade seine Kraft ist, den Dienst zu tun, erfahren wir aus 1.Korinther 15:9,10: »Ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht würdig genug bin, Apostel genannt zu werden, weil ich die herausgerufene Gemeinde Gottes verfolgte. In der Gnade Gottes aber bin ich, was ich bin; und Seine Gnade, die in mir wirkt, ist nicht vergeblich gewesen; sondern weit mehr als sie alle mühe ich mich, jedoch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist.«

Was ist der unausspürbare Reichtum des Christus, der Reichtum, den wir von uns aus nicht herausfinden können? Seine überaus hohe Erhöhung zur Rechten Gottes und Seine Verherrlichung, Seine Hauptschaft, Seine Erstlingsschaft und Seine Mittlerschaft, wie sie im Epheser-, Philipper- und Kolosserbrief geschildert werden. Man lese nur einmal Epheser 1:10,20-23; Phil.2:9-11 und Kolosser 1:13-20. Durch Christus wird das All ausgesöhnt, untergeordnet und vervollständigt werden (Kol.1:20; 1.Kor.15:27,28; Eph.1:23). In Christi Blut und Tod ist der alles übersteigende Reichtum der Gnade Gottes begründet. Er bringt die Liebe Gottes zum Ausdruck. Er ist die Aussstrahlung der Herrlichkeit Gottes und das Gepräge Seines Wesens und trägt das All durch Sein machtvolles Wort (Heb.1:3).

Paulus fährt in Vers 9 fort: »...und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, das von den Äonen an in Gott verborgen gewesen war, der das All erschaffen hat ...« Die Verwaltung der Gnade Gottes wird hier Verwaltung des Geheimnisses genannt. Sie war ein absolutes Geheimnis. Sie war nicht in der Schrift verborgen, so dass man sie vielleicht hätte erforschen können, sondern in Gott, von welchem wir nur das wissen können, was Er uns offenbart. Nun ist das Geheimnis offenbargemacht, und zwar mit Epheser 3:2+9 und Kolosser 1:25-27, ja mit diesen beiden Briefen überhaupt. Der Inhalt der ehemals geheimen Verwaltung ist der unausspürbare Reichtum des Christus, der uns jeden geistlichen und überhimmlischen Segen vermittelte. Ihr Inhalt ist die überströmende Gnade Gottes, in der wir stehen und für deren Darstellung wir gerettet wurden (Eph.2:7).

Von den Äonen an war diese Verwaltung, in der wir voll Dankbarkeit leben dürfen, von unserem Gott und Vater geplant. Dem entspricht des Paulus Aussage in 1.Korinther 2:7, dass Gott Seine verborgen gewesene Weisheit, nämlich Jesus Christus, und diesen als gekreuzigt, bereits vor den Äonen zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hatte.

Alle soll Paulus über die gegenwärtige Heilsverwaltung erleuchten. Nur bei Paulus bekommt man Licht darüber. Wer über diese Verwaltung nicht erleuchtet ist, dem bleiben viele Worte und Wege Gottes im Dunkeln. Ja, man muss leider feststellen, dass viele schwach im Glauben sind, weil sie die Botschaft des Apostels Paulus nicht kennen und sie von der Jesu und Seiner zwölf Jünger an Israel nicht unterscheiden. Heute spricht Christus durch den Apostel Paulus, und zwar nicht zu Israel, sondern zu den Gliedern Seiner Körperschaft aus allen Nationen einschließlich Israels.

Unser heutiger Dienst an den Überhimmlischen

Nicht nur zu unserer Reifung und Festigung dient die Erkenntnis des unausspürbaren Reichtums Christi und der Verwaltung der Gnade Gottes, sondern auch die Überhimmlischen lernen dadurch, wie Paulus in Vers 10 schreibt: »... damit nun durch die herausgerufene Gemeinde den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten der Überhimmlischen die mannigfaltige Weisheit Gottes bekanntgemacht werde ... « Unsere Rettung ist keine Privatsache, denn Gott enthüllt Sich und Seine Weisheit durch uns den Überhimmlischen. Mannigfaltig ist Seine Weisheit. Sah es denn nicht so aus, als ob der Unglaube Israels Gottes Plan der Segnung aller Völker durch Israel vereitelt hätte? Aber nein, Israels Verstockung bereitete den Schauplatz für die Entfaltung eines unvorstellbaren Reichtums der Gnade Gottes in einer Heilsverwaltung, von der niemand etwas gewusst hatte. Gottes Weisheit ist vielfältig. Die Nationen der Erde werden eines Tages auf Israel schauen, die Geisteswesen in den Himmeln aber schauen nun auf uns und lernen an uns die unbeschreibliche Herablassung Gottes zu uns Unwürdigen kennen und was die Gnade in der Verwaltung, in der alles nur Gnade ist, aus Sündern und Feinden Gottes gemacht hat.

Gottes Vorsatz für die Äonen

Gottes Weisheit ist in Seinem Vorsatz verankert, wie Vers 11 sagt: »... entsprechend dem Vorsatz der Äonen, den Er in Christus Jesus, unserem Herrn, gefasst hat ...« Seinen Vorsatz, den unser Gott und Vater im Verlauf der Äonen ausführt, hat Er in Christus Jesus, unserem Herrn, gefasst, dem Garanten für die Durchführung. Auch unsere Rettung gründet sich auf Gottes Vorsatz, ebenso wie die Rettung aller (1.Tim.4:10). Der Vorsatz umfasst die Offenbarung aller Wesenszüge Gottes und damit des Vaters Selbst an die gesamte Schöpfung, an die auf der Erde und die in den Himmeln, und zwar in Christus Jesus, unserem Herrn, »in welchem« - wie es in Vers 12 heißt - »wir durch Seinen Glauben den Freimut haben und mit Vertrauen den Zutritt zum Vater.«

Wenn wir von der Verwaltung der Gnade Gottes und dem in ihr zum Ausdruck kommenden Reichtum des Christus gehört haben und dies glauben, dann haben wir allen Freimut Gott gegenüber und mit großem Vertrauen Zutritt zu unserem Vater. Durch den Glauben Jesu Christi, durch Seinen Glaubensgehorsam bis zum Kreuzestod, dürfen wir uns mit großer Freude dem Vater nahen. Die Tatsache, dass wir Sünder und Feinde waren und als Menschen aus den Nationen nur an eine Israel untergeordnete Rolle zu denken hatten, kurz: unsere in uns liegende Unwürdigkeit auf allen Ebenen soll uns nicht zurückhalten, denn wir stehen in Gottes strahlender Gnade, in einem unermesslichen Reichtum Seiner Gnade, in der Er uns sogar zum Dienst inmitten der Überhimmlischen berufen hat. Nach Seinem Vorsatz sind wir Seine Söhne und Ihm im Sohn Seiner Liebe, der zu Seiner Rechten sitzt, aufs Herrlichste nahegebracht.

Paulus leidet um unsertwillen

So kann Paulus den Schriftabschnitt wie folgt mit Vers 13 schließen: »Deshalb bitte ich darum, nicht entmutigt zu werden in meinen Drangsalen um euretwillen, was euch zur Herrlichkeit gereicht.« Die Drangsale des Paulus sollten die Briefempfänger damals nicht entmutigen wie auch unsere Probleme uns nicht niederdrücken sollen. Weil unser Gott und Vater so herrlich an uns gehandelt hat und überhaupt alles in Herrlichkeit in Christus vollenden wird, deshalb sollen wir uns nicht entmutigen lassen. Die Erkenntnis des Vorsatzes Gottes bewahrt uns vor Verzagtheit, die uns in unserem Leiden um des Glaubensgutes der gegenwärtigen Verwaltung willen und angesichts unseres geringen Erfolgs bei der Verkündigung des Evangeliums des Apostels Paulus befallen will.

Es gibt keinen losen Faden auf Gottes Webstuhl. Die Drangsale des Paulus sind seinem Evangelium gemäß. Daran, dass Gott den gefangenen Paulus nicht durch ein Wunder befreit, können wir sehen, dass Gott nicht zürnt und Rache übt, sondern Gnade gewährt und Frieden hält entsprechend der Botschaft der Versöhnung Gottes mit der Welt, die Paulus und wir verkündigen (2.Kor.5:19). Seine Leiden untermalen, was er verkündigt, die Verwaltung nämlich, die in der Gnade besteht, in der Rettung aus Gnaden, im Leben in der Gnade und im Dienst der Zurschaustellung der Gnade heute und in den kommenden Äonen (Eph.2:7). In der Verwaltung der Gnade Gottes ist Paulus und sind wir nicht die Starken und Mächtigen, sondern Gottes Kraft wird gerade in unserer Schwachheit vollkommen zur Darstellung gebracht (2.Kor.12:9). Nicht unbedingt mit irdischem Wohlergehen sind wir gesegnet, sondern im Geist inmitten der Überhimmlischen.

Die Drangsale des Paulus sind um unsertwillen. Er leidet für uns, zur Auferbauung der herausgerufenen Gemeinde, der Körperschaft Christi. Seine Leiden gereichen uns zur Herrlichkeit, denn dadurch, dass er das für uns tut, sind wir gewissermaßen verherrlicht, und sein vorbildliches und von der Einsicht in Gottes Heilswege getragenes Verhalten in der Gefangenschaft führt uns den Reichtum und die Kraft der Gnade so anschaulich vor Augen, dass wir daraus lernen und umgestaltet werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit hinein in das Bild unseres Herrn Christus Jesus (2.Kor.3:18).

Unserem Gott und Vater, der uns in Christus aufbaut zu Seiner Wohnstätte im Geist, auch indem Er uns der gegenwärtigen Verwaltung gemäß durch Drangsale von allem Irdischen löst, sei der Lobpreis und die Verherrlichung im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

Mithin beuge ich meine Knie

(Eph.3:14-21)

Der Apostel Paulus hat in den Kapiteln Eins und Zwei des Epheserbriefs ein Geheimnis geoffenbart und beschrieben, und zwar das sogenannte Ephesergeheimnis. So schilderte er in Kapitel 1:3-14 das Ephesergeheimnis aus der Sicht Gottes, nämlich das uns von Gott zugeloste Losteil; es ist nicht die Erde, sondern liegt in den überhimmlischen Bereichen. In den Kapiteln 1:20 bis 2:10 legte er das Ephesergeheimnis in bezug auf Christus dar: Ebenso wie an Christus geschehen, werden auch wir auferweckt, lebendig gemacht und mitten unter den überhimmlischen Geschöpfen niedergesetzt. Sodann führte er zum Ephesergeheimnis im Blick auf uns Gläubige in Kapitel 2:11-22 aus, dass die beiden Gruppen von Heiligen, die aus Israel und die aus den Nationen, die das dem Paulus enthüllte Evangelium (Gal.1:12) glauben, in dem einen Körper Christi durch das Kreuz miteinander ausgesöhnt wurden, sie in Christus in einem Geist gemeinsam Zutritt zum Vater haben und zu einer Wohnstätte Gottes im Geist aufgebaut werden.

In Kapitel 3:1-13 fasste Paulus das Ephesergeheimnis zusammen, verknüpfte es, wie bereits in Epheser 1:8b-10 geschehen, nochmals mit dem Christusgeheimnis (Eph.3:3b-5), das in aller Kürze besagt, dass das All in Christus aufgehauptet werden wird, und offenbarte die Verwaltung der Gnade Gottes, die bislang geheim war (Eph.3:2,9), in der wir jetzt leben und in der wir, weil wir mit Christus in Seiner Eigenschaft nicht als König der Erde, sondern als Haupt des Alls verbunden sind, den herrlichen geistlichen und überhimmlischen Segen des Epheserbriefs genießen.

Die knappste Zusammenfassung des Ephesergeheimnisses haben wir in Kapitel 3, Vers 6: »Im Geist sind die aus den Nationen gemeinsame Losteilinhaber und eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium, dessen Diener ich geworden bin...«

Da man den hohen, rein geistlichen und überhimmlischen Segen des Epheserbriefs nur dann erkennen kann, wenn unser Gott und Vater es uns schenkt, betete Paulus in Kapitel 1:15-19, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, uns geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe, damit wir wissen mögen, was das Erwartungsgut Seiner Berufung ist, was der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen und was die alles übersteigende Größe Seiner Auferstehungskraft ist, die in Christus gewirkt hat und auch in uns wirken wird.

Das zweite Ephesergebet

Und noch ein zweites Mal betet Paulus, nämlich in dem Abschnitt Epheser 3:14-21, den wir betrachten wollen; und zwar betet er, dass wir kraftvoll und standhaft werden mögen, um zusammen mit allen Heiligen die Dimensionen der Liebe Gottes erfassen zu können.

Soweit der Überblick.

Nun wollen wir uns diesen Versen zuwenden. Zunächst seien sie plakativ dargestellt:

Der Apostel Paulus bittet darum, dass wir dem Reichtum der Herrlichkeit Gottes entsprechend - nicht unseren dürftigen Vorstellungen gemäß - durch Seinen Geist - nicht durch menschlich seelisches Tun - in Kraft standhaft werden am inneren Menschen - nicht am äußeren -, damit Christus völlig in unseren Herzen wohne - nicht nur in einem Winkel des Herzens - und wir, in der Liebe Gottes gewurzelt und gegründet - nicht nur in Seiner Gerechtigkeit, Seinem Frieden und Seiner Allgewalt -, erstarken mögen, um mit allen Heiligen -, nicht nur mit denen unserer eigenen Gemeinde - im Grunde unseres Wesens erfassen, was die Breite und Länge und Tiefe und Höhe des im Epheserbrief geoffenbarten göttlichen Heilsratschlusses der Liebe ist, und um die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus aufs tiefste zu erfassen, damit wir zur gesamten Vervollständigung Gottes vervollständigt werden. Höheres kann man nicht erbitten. Aber dennoch erreicht Paulus mit dieser außerordentlich hohen Bitte nicht den Höhepunkt, denn er drückt im anschließenden Lobpreis der Verse 20 und 21 aus, dass unser Gott und Vater über alle Maßen mehr tun kann, weit über alles hinaus, was er erbeten hat und wir erbitten oder erdenken können. Denn die Liebe Gottes hat keine Grenze. Wir werden niemals, weder in den kommenden Äonen noch danach, an einen Punkt gelangen, von dem aus wir eine Grenze der Liebe Gottes ausfindig machen könnten. Diesem Gott, dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, sei darum unsere überschwengliche Verherrlichung! Amen!

Vor dem Vater

Dies wollen wir nun im Einzelnen betrachten.

Der Apostel Paulus beginnt in den Versen 14 und 15 mit den Worten: »Mithin beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, nach dem jede Familie in den Himmeln und auf der Erde genannt wird...« Paulus beugt seine Knie nicht nur, um zu bitten, sondern um - überwältigt von der Gnade, die er im Epheserbrief entfalten durfte - auch anzubeten. Für jeden, der die diesem Apostel gegebene Gnade erkannt hat, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, das von den Äonen an in Gott verborgen gewesen war (Eph.3:8,9), ist dies nur konsequent.

Nur wer den Reichtum dieser Gnade erfasst hat, kann auch die dahinter stehende Liebe Gottes erkennen. »Mithin«, folglich und mit diesem Ziel betet Paulus nun darum, dass wir die Herrlichkeit des Ephesergeheimnisses begreifen und darin standhaft werden, unerschütterlich fest darin stehen und uns nicht davon wegdrängen lassen mögen, sodass wir auch die Liebe Gottes erkennen mögen. Der Höhepunkt des Epheserbriefs ist nicht das Geheimnis als solches, sondern dieses Gebet um die rechte Erkenntnis der Liebe, in der uns der überwältigende geistliche Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus zuteil wurde. Gottes Liebe zu rühmen, ist immer richtig, doch sollen wir den Umfang und die Wirksamkeit der Liebe erkennen, um sie recht würdigen zu können.

Paulus beugt seine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus. Der innige Begriff »Vater« entspricht der Liebe, die wir in Gottes Herzen erkennen sollen.

Nach dem Vater unseres Herrn Jesus Christus wird jede Familie in den Himmeln und auf der Erde genannt (Vers 15). Er ist der erhabenste und liebevollste Vater aller Geschöpfe. In Ihm hat jede Vaterschaft und damit jede Familie ihren Ursprung und ihre Würde. Bei den Familien auf der Erde ist nicht nur an die Kleinfamilie zu denken, sondern auch an die Großfamilie oder Sippe. Auch wir Glaubenden verstehen uns als eine Familie, und zwar als Familie des Glaubens (Gal.6:10) und als Familie Gottes (Eph.2:19).

Eine mit dem Begriff »Familie« übereinstimmende Bezeichnung für die überhimmlischen Geschöpfe finden wir im Buch Hiob. Wir lesen dort, dass sich eines Tages die Söhne Elohims vor Jewe einfanden (1:6; 2:1) und dass alle Söhne Elohims jauchzten, als Gott die Erde gründete (38:7). Dass diese Geistwesen in hierarchische Ordnungen gruppiert sind, wird mehrfach bezeugt, doch von einer Gliederung in Familien oder Sippen spricht nur Paulus, der bis in die Vollendung schauen darf und weiß: Wo Gott der Vater ist, bilden die Ihm Angehörenden Seine Familie.

Wie diese Gruppen von Geistesmächten in den Himmeln nach ihren Ordnungen nun jeweils im einzelnen eine Familie bilden, ob kleine oder große Verbände angesichts des »Vaters der Geister« (Heb.12:9) mit dem herzerwärmenden, verherrlichenden Ausdruck »Familie« beschrieben werden, ist uns nicht geoffenbart. Wir können es daher nicht wissen. Wir wissen aber, dass der »Vater der Herrlichkeit« (Eph.1:17) alle Seine Geschöpfe durch Christus, das Haupt jeder Fürstlichkeit und Obrigkeit (Kol.2:10), aussöhnen und an Sein Vaterherz ziehen wird (1.Kor.15:28; Eph.1:23; Kol.1:19,20).

Der Geber aller Gaben

Mit Vers 16 folgt die Grundstufe der Bitte des Apostels Paulus: »... dass Er es euch gebe - dem Reichtum Seiner Herrlichkeit entsprechend - durch Seinen Geist in Kraft standhaft zu werden am inneren Menschen ...« Dies allein ist die richtige Blickrichtung: »... dass Er es euch gebe ...« Gott ist der Geber aller Gaben. »Kein Mensch kann sich etwas nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben wird«, sagte Johannes der Täufer (Joh.3:27).

Der Apostel Paulus bittet darum, dass der Vater uns nach dem Reichtum Seiner Herrlichkeit gebe. Dies entspricht der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes. In den früheren heilsgeschichtlichen Verwaltungen hatte Gott noch nicht Seine gesamte Größe und Herrlichkeit geoffenbart, sondern je nach dem Stand der Heilsgeschichte Schritt für Schritt mehr Licht über Sich Selbst und Seinen Vorsatz, den Er in Christus gefasst hat, gegeben. Uns sind die größten Herrlichkeiten in Christus Jesus zugelost worden, denn wer außer uns, den Gliedern der Körperschaft Christi, wird inmitten der Überhimmlischen niedergesetzt (Eph.2:6)? Wer außer uns ist mit jedem geistlichen Segen gesegnet (Eph.1:3)? Wer außer uns wirkt mit an der Vervollständigung des Alls (Eph.1:23)? Der Vater der Herrlichkeit (Eph.1:17) hat uns durch Seinen Sohn, den Herrn der Herrlichkeit (1.Kor.2:8), zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit (Eph.1:12,14) den gesamten Reichtum Seiner Herrlichkeit in Christus Jesus zugelost.

Diesem Reichtum entsprechend möge Er es uns geben, durch Seinen Geist in Kraft standhaft zu werden am inneren Menschen. Viele Gebete haben zum Ziel, durch Gottes Geist den Dienst für den Herrn in Kraft tun zu können. Die größte Kraft aber braucht man, um die überströmende Gnade und die alles übersteigende Liebe Gottes zu erkennen, zu würdigen und allen Gegenströmungen zum Trotz darin standhaft zu werden und unerschütterlich fest stehen zu bleiben. Die im Epheserbrief geschilderten Segnung vor Augen - um mit der Aufhauptung des Alls in Christus nur eine zu nennen (Eph.1:10) -, sind wir standhaft. Andernfalls

werden wir durch die Ereignisse des gegenwärtigen bösen Äons und die Unberechenbarkeit der Menschen hin und her geworfen wie von brandenden Wogen. Möge unser herrlicher Gott und Vater uns also die Offenbarungen des Epheserbriefs stets im Bewusstsein erhalten, damit wir in Kraft standhaft sind.

Durch den Glauben

Sind wir in Kraft standhaft, so hat dies die Folge, die Paulus in den Versen 17 und 18 a erbittet: »... damit Christus durch den Glauben völlig in euren Herzen wohne und ihr, in Liebe gewurzelt und gegründet, erstarken möget ...« Ganz einfach, nämlich durch den Glauben, durch das schlichte, aber konkrete Glauben des Wortes Gottes (insbesondere der Vollkommenheitsbriefe: des Epheser-, Philipper- und Kolosserbriefes), geschieht es, dass Christus völlig in unseren Herzen wohnt und allen Raum gewinnt. Nimmt Er aber allen Raum ein, so übertrifft unser Herz selbst Salomos Tempel an Herrlichkeit, weil es die Herrlichkeit Christi ausstrahlt und auf diese Weise umgestaltet und von Herrlichkeit zu Herrlichkeit geführt wird (2.Kor.3:18). Dies dürfen die Standhaften erfahren. Der Vater unseres Herrn Jesus Christus hat es ihnen gegeben.

In Liebe gewurzelt und gegründet, mögen wir erstarken. Wir wurzeln in der Liebe Gottes. Gott ist voll Liebe (1.Joh.4:8,16). In Epheser 2:4 ist zu lesen, dass Gott reich an Erbarmen ist um Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt. Die Liebe Gottes - das ist der feste Grund, in dem wir verankert sind. Er hat Seine Liebe in unseren Herzen ausgegossen durch den uns gegebenen heiligen Geist (Röm.5:5).

Die Liebe Gottes, uns gegenüber dadurch hervorgehoben, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren (Röm.5:8), und des weiteren hervorgehoben durch den uns zuteil gewordenen unausspürbaren Reichtum des Christus, den Paulus als Evangelium verkündigte (Eph.3:8), lässt uns außerordentlich erstarken.

Die Breite, Länge, Tiefe und Höhe

Das völlige Innewohnen Christi und unser umfassendes Erstarktsein haben zwei Ziele. Das erste Ziel ist in Vers 18 b verzeichnet: »... um mit allen Heiligen zu erfassen, was die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist ...« Als Standhafte und Erstarkte, als von unserem treuen Gott und Vater in Christus Jesus so Beschenkte, können wir erfassen, völlig verstehen und begreifen, was die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist, und zwar des Ephesergeheimnisses und damit - im Grunde genommen - der Liebe Gottes.

Was ist die Breite?

Die Breite umfasst die ganze Erde, nicht nur das Israel zugeloste Land, und darüber hinaus das gesamte All. Die Breite umschließt alle Menschen, nicht nur die des auserwählten Volkes, ja alle Geschöpfe des Alls (Kol.1:16-20). In der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes gibt es keine ausgrenzende Mauer mehr, die seinerzeit Unbeschnittene vom Zugang zur Weihestätte fernhielt. Alle Gläubigen haben in einem Geist ungehinderten Zutritt zum Vater (Eph.2:11-22). Und wer kann die Breite unseres zukünftigen Missionsgebietes ermessen? Im grenzenlosen All inmitten der Überhimmlischen werden wir in den kommenden Äonen dienen.

Das ist die Breite des Ephesergeheimnisses; haben wir sie erkannt, dann können wir auch zur Erkenntnis der Liebe Gottes gelangen.

Was ist die Länge?

Hier denken wir an die zeitliche Ausdehnung. Schon vor dem Niederwurf der Welt erwählte Gott uns und bestimmte uns zum Sohnesstand vorher (Eph.1:4,5). Vor aller Zeit fasste Er den Vorsatz der Äonen in Christus Jesus, unserem Herrn, den Vorsatz, den Er im Verlauf der Äonen durchführt (Eph.3:11). Wir kennen unseren Dienst bis zum Abschluss der Äonen, denn es ist uns in Epheser 2:7 geoffenbart, dass unser Gott und Vater in den beiden kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stellen wird. Als Erweise Seiner Gnade werden wir dienen, und zwar so lange, bis das All mit Gott ausgesöhnt, Ihm untergeordnet und vervollständigt ist (1.Kor.15:27,28; Eph.1:23; Kol.1:20). So groß ist die Liebe Gottes uns gegenüber, die wir in der bis zur Abfassung des Epheserbriefs geheim gewesenen Verwaltung der Gnade Gottes berufen wurden. Doch damit hört Seine Liebe nicht auf. Denn Gott ist Liebe, und wenn bei der Vollendung beim Abschluss der Äonen Gott alles in allen sein wird (1.Kor.15:28), dann wird die Liebe allen Raum auch in allen einnehmen. Und von der Liebe wissen wir, dass sie niemals hinfällig wird (1.Kor.13:8).

Was ist die Tiefe?

Als zusammen mit Christus Gekreuzigte und Gestorbene hat Gott uns in die tiefste Tiefe, in das Urteil über unsere alte Menschheit und in den Tod hineingenommen (Röm.6:3-7). Und damit hat Er uns aus der Tiefe der Sünde und des Todes, aus der Tiefe der Feindschaft gegen Gott und aus der Tiefe der Gottesferne, in der die Nationen sich befanden, als Israel das Licht des Wortes Gottes hatte, herausgenommen. Gottes Liebe reicht nicht nur hinab bis zu denen, die Ihn fürchten, wie es das Evangelium der Beschneidung sagt, sondern bis zu den ehrlosesten und gemeinsten Verbrechern. Keine Tiefe ist der Liebe Gottes zu tief.

Was ist die Höhe?

Das gläubige Israel wird den höchsten Rang auf Erden einnehmen, wir aber werden über den Überhimmlischen stehen, in Christus Jesus verherrlicht und Seinem Bilde gleichgestaltet (Röm.8:29,30). Wir werden zur Rechten Gottes in Christus niedergesetzt sein (Eph.1:23; 2:6). Höher als wir kann niemand erhöht werden. So überaus hoch erhöht werden die in der gegenwärtigen Verwaltung in die Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes Berufenen.

Außerdem werden die Brüder und Schwestern, die für Christus und Sein Wort litten und erduldeten, mit Ihm über das All herrschen (Röm.8:17; 2.Tim.2:12).

Dies hat unser Vater schon vor den Äonen zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt (1.Kor.2:7). »Es ist doch so, wie es geschrieben steht: Was kein Auge gewahrt und kein Ohr gehört und wozu kein Menschenherz hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben. Uns aber enthüllt es Gott durch Seinen Geist; denn der Geist Gottes erforscht alles, auch die Tiefen Gottes« (1.Kor.2:9,10).

Dies waren die vier Dimensionen des Epheserbriefs. Möge die dahinter stehende Liebe Gottes ihren Widerhall in uns finden, in uns, den Auserwählten Gottes, Heiligen und Geliebten (Kol.3:12).

 

Die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus

Das zweite Ziel des völligen Innewohnens Christi und unseres Erstarktseins nennt Paulus in Vers 19a: »... um auch die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus zu erkennen...« Das klingt wie ein Paradox, ist aber lebensvolle Wirklichkeit. Das mit der überströmenden Liebe Gottes erfüllte Herz erkennt, dass Seine Liebe gar unermesslich ist. Es ist herrlich zu erkennen, dass die Liebe Gottes stets größer ist, als wir erkennen. Eine solche Liebe anzuschauen, deren Ausmaß nicht mehr zu erfassen ist, macht uns glückselig. Die Liebe Gottes ist in Christus verkörpert.

Dies alles dient dem einen Hochziel, das Paulus in Vers 19b beschreibt: »... damit ihr zur gesamten Vervollständigung Gottes vervollständigt werdet.« Wenn der Vater unseres Herrn Jesus Christus es uns gegeben hat - dem Reichtum Seiner Herrlichkeit entsprechend -, all das Verkündigte zu erfassen und zu erkennen, dann sind wir vervollständigt, in Christus vervollständigt. Dann fehlt uns nichts mehr; wir sind zur Erfüllung unseres Wesens gelangt. Doch unsere Vervollständigung ist nicht das Höchste. Es geht um die Vervollständigung Gottes. Die gesamte Vervollständigung Gottes wohnt in Christus (Kol.2:9). Er wiederum ist durch uns, Seine Körperschaft, vervollständigt (Eph.1:23). Wir aber sind - wie gesagt - erst dann vervollständigt, wenn wir die alle Erkenntnis übersteigende Liebe erkannt haben. Unsere Vervollständigung trägt zur gesamten Vervollständigung Gottes bei, denn auch Israel und die anderen Menschen und die Geistwesen werden in Christus vervollständigt werden (Kol.1:19).

Ihm sei die Verherrlichung

Alles in dem Apostel Paulus und in uns drängt jetzt zum Lobpreis unseres Gottes und Vaters (Verse 20 und 21): »Ihm aber, der über alle Maßen mehr tun kann, über alles hinaus, was wir erbitten oder erdenken können - der in uns wirkenden Kraft entsprechend - Ihm sei die Verherrlichung in der herausgerufenen Gemeinde und in Christus Jesus, für alle Generationen des Äons der Äonen! Amen!«

In uns wirkt Gott in Seiner Kraft; Sein Geist ist Seine Kraft. In Epheser 1:19,20 lesen wir, dass die alles übersteigende Größe Seiner Kraft für uns ist, die wir glauben, und diese Kraft sich erwies in der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckte und Ihn zu Seiner Rechten inmitten der Überhimmlischen setzte. In dieser Kraft kann Gott über alle Maßen mehr tun, über alles hinaus, was der Apostel Paulus für uns erbeten hat und je ein Mensch erbitten oder erdenken kann. Für das Können Gottes gibt es keine Grenze. Glückselig sind wir, die wir dies erkennen dürfen, dass Seine Allgewalt all unser Erahnen übersteigt.

»... Ihm sei die Verherrlichung in der herausgerufenen Gemeinde ...« Mögen wir Ihn wirklich allezeit verherrlichen in einem Wandel in der Gesinnung Christi Jesu, in einem hingebungsvollen Dienst und in einem nie endenden Lobpreis. Auch unsere Lippen sollen Frucht bringen, wie es in Hebräer 13:15 heißt: »Durch Ihn (Christus) nun sollten wir Gott allezeit Lobopfer darbringen, das heißt: die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen.«

Verherrlichung können nur die Ihm darbringen, die in Christus Jesus sind, Seinem Sohn, an dem Er Sein Wohlgefallen hat. Bis hinein in den Äon der Äonen erklinge unser Lobpreis. Das ist der letzte Äon, der krönende in der Reihe aller Äonen. Während der vielen Generationen jenes Äons, des Äons der neuen Schöpfung (Off.21:1), des Tages Gottes, werden wir inmitten der Überhimmlischen unserem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Christus Jesus vollkommene Verherrlichung geben. Und wir werden die Liebe des Vaters preisen, die dies alles bewirkt hat.

In dem Sohn der Liebe Gottes hat uns das Los getroffen, zum Sohnesstand vorherbestimmt zu sein dem Vorsatz dessen gemäß, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien (Eph.1:11,12). Dies ist unsere Bestimmung: zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit da zu sein!

»O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! ... Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen! Amen!« (Röm.11:33,36).

Wandelt würdig der Berufung

(Eph.4:1-6)

»Ich spreche euch nun zu ...«, so beginnt der Apostel Paulus den zweiten Hauptteil seines Epheserrundbriefs. Was er nun sagt, folgt aus der Darstellung des Ephesergeheimnisses in den ersten drei Kapiteln. Paulus hatte dargelegt, dass die Gläubigen aus den Nationen zusammen mit denen aus Israel, die seinem Evangelium glauben, mit jedem geistlichen Segen gesegnet und gemeinsame Losteilinhaber sind; unser Losteil ist inmitten der Überhimmlischen; für dort sind wir zum Sohnesstand vorherbestimmt durch Christus Jesus (Eph.1:3-14; 3:6). Alle Gläubigen gleich welcher Abstammung bilden eine herausgerufene Gemeinde, eine Körperschaft, werden ebenso wie Christus inmitten der Überhimmlischen niedergesetzt und wirken als Christi Vervollständigung an Seiner Aufgabe, das All in allem zu vervollständigen, mit (Eph.1:20-2:10; 3:6). Des weiteren hat Paulus beschrieben, dass die Heiligen, die beschnittenen wie die unbeschnittenen, nun Frieden miteinander haben und zu einer neuen Menschheit erschaffen werden, da sie durch das Kreuz ausgesöhnt sind, ja, dass sie gemeinsame Teilhaber der Verheißung sind, in Christus aufgebaut zu werden zu einer Wohnstätte Gottes im Geist (Eph.2:11-22; 3:6). Dies alles zeigt den unausspürbaren Reichtum des Christus auf (Eph.3:8), dessen wir uns in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes, die Paulus in Epheser 3:2,8 enthüllte, erfreuen dürfen.

Es ist nur folgerichtig, dass Paulus uns zuspricht, unseren Wandel entsprechend unserer überhimmlischen Berufung und all der anderen hohen geistlichen Segnungen zu führen. Wir gehorchen unserem Herrn Christus Jesus nicht, weil wir müssen, sondern weil wir von Seinen herrlichen Gnadenerweisungen dazu bewegt werden und weil Seine Liebe, die Er uns durch all unsere Segnungen erwiesen hat, uns dazu drängt.

Paulus bezeichnet sich bei seinem Zuspruch als der Gebundene im Herrn. Dem Begriff »Herr« steht der des Sklaven gegenüber; so wird uns angezeigt, dass es um den Wandel geht. Als es um die Lehre ging, nannte Paulus sich der Gebundene Christi Jesu (Kap.3:1). Jedes Wort Gottes - und sei es das kleinste - ist der Logik und der Weisheit Gottes gemäß gesetzt.

Unserer überhimmlischen Berufung würdig wandeln

Wir wandeln unserer herrlichen Berufung würdig, wenn wir - wie Paulus in unserem Schriftabschnitt ausführt -

  1. in Demut wandeln,
  2. in Sanftmut,
  3. in Geduld und
  4. einander in Liebe ertragen sowie
  5. die geistliche Einheit aller Gläubigen halten.

Wir lesen hierzu die Verse 1 und 2 des 4. Epheser-Kapitels: »Ich spreche euch nun zu - ich, der Gebundene im Herrn, würdig der Berufung zu wandeln, zu der ihr berufen wurdet, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend.«

Die Erkenntnis, Auserwählte, Heilige und Geliebte Gottes zu sein, kann überheblich machen. Dem Paulus wurde ein Splitter für das Fleisch gegeben, damit er sich nicht überhebe angesichts des Reichtums der Herrlichkeit Gottes, den er uns schildern durfte. Doch die überströmende Gnade hat uns nicht nur unsere hohe Stellung in Christus Jesus vermittelt, sondern auch die Erkenntnis unserer Niedrigkeit, denn Gnade wird Unwürdigen gewährt. Rechte Erkenntnis macht demütig, und nur ein Wandel in Demut ziert die Erkenntnis. Wer sich erniedrigt hat, indem er allein Gott als den Geber aller Gaben und alles Bewirkenden verherrlicht, wer den Bruder und die Schwester sich selbst für überlegen erachtet (Phil.2:3), wer in der Gesinnung Christi Jesu wandelt, der Sich Selbst erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod, der ist demütig. Zu unserer Demut gehört auch die dankbare Unterordnung unter den Lebensweg, den unser Gott und Vater mit uns geht.

Nur wer demütig ist, kann den Angriffen und Anmaßungen anderer in Sanftmut begegnen und so der geistlichen Einheit der Gläubigen entsprechend handeln. Besonders beim Erleiden von Ungerechtigkeit bedarf es der Sanftmut (1.Tim.6:11).

Mit der Geduld haben wir alle schon unsere Erfahrungen gemacht; nur die Geduld als Frucht des Geistes Gottes kann uns die Einheit der Körperschaft Christi halten lassen und grenzt die, die in der Lehre oder im Wandel nicht so schnell folgen können, nicht aus. »Seid mit allen geduldig!«, sagt Paulus uns (1.Thess.5:14).

Einander in Liebe ertragen - auch dies können wir nicht aus eigener Kraft, sondern nur aufgrund der durch den Geist Gottes in unseren Herzen ausgegossenen Liebe Gottes (Röm.5:5). Wenn die Liebe Gottes durch Seinen Geist Frucht in uns bringt, dann umfaßt sie alle Geliebten Gottes und schließt keinen aus, wie es der Einheit der Gläubigen entspricht.

Die Liebe - alles erduldet sie (1.Kor.13:7). Die Liebe - sie befähigt uns, die Geschwister in Christus Jesus zu ertragen, und zwar alle, die schwachen, die unordentlichen, die selbstsicheren, die rechthaberischen.

Alle Heiligen bilden eine Einheit

In den kommenden Äonen inmitten der Überhimmlischen zu dienen - dieser hohen Berufung würdig wandeln wir schließlich, wenn wir die geistliche Einheit aller Gläubigen halten, wozu Demut, Sanftmut, Geduld und Liebe - diese seltenen Tugenden - Voraussetzung sind.

So schreibt der Apostel Paulus in Vers 3: »Befleißigt euch, die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu halten.« Die Einheit des Geistes ist nicht herbeizuführen, sondern zu halten. Die Einheit des Geistes besteht, denn alle Heiligen sind eins, sie sind allesamt Glieder der Körperschaft Christi, sie sind allesamt gemeinsame Losteilinhaber und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium, dessen Diener Paulus geworden ist dem Geschenk der Gnade Gottes entsprechend, die ihm gemäß der Wirksamkeit der Kraft Gottes gegeben ist (Eph.3:6,7).

Nun kann man einwenden, dass die Christenheit doch in Hunderte von Organisationen zerspalten ist. Ja, es gibt viele Gemeinden; und sei es, dass sie völlig gegensätzliche Lehren vertreten, einander verachten und sich aus dem Wege gehen, so sind sie doch eins in Christus Jesus. Dem Fleisch nach sind sie getrennt, wie auch aufgrund von Werken des Fleisches. Es gilt aber, die geistliche Tatsache der Einheit zu erkennen. Wenn man erkannt hat, dass wir alle, alle Auserwählten und Berufenen, im Geist eins sind, dann ist es kein Problem, jeden Gläubigen zu ehren und zu achten und von ganzem Herzen anzunehmen als einen Bruder oder eine Schwester in Christus Jesus, von Gott in Gnaden angenommen, und so die Einheit des Geistes zu halten, das heißt der geistlichen Einheit entsprechend zu handeln.

Dessen sollen wir uns befleißigen. Es gilt also, darauf ausgerichtet zu sein, fest zu stehen in dieser geistlichen Wirklichkeit und darin standzuhalten gegenüber denen, die Zwistigkeiten betreiben.

Durch das Band des Friedens sollen wir die Einheit des Geistes halten. Das kann nicht ein Friede aufgrund oberflächlicher Kompromisse auf Kosten der Wahrheit sein. Wahrer Friede kann nur von Demütigen, Sanftmütigen, Geduldigen und Liebenden erreicht werden. Wahrer Friede ist eine Frucht des Geistes, der uns umgestaltet und kräftigt, den Anfeindungen und Verleumdungen im Geist der Versöhnung zu begegnen. Dann bleibt man miteinander verbunden, denn Frieden verbindet.

Wir können die Zugehörigkeit zu einer Organisation schlichtweg ignorieren, denn wer Christus angehört, gehört zu uns. Darauf kommt es an. Es kann doch kein Glied an einem Körper gegen ein anderes Glied sein, sondern alle Glieder sind füreinander da.

Die siebenfache geistliche Einheit

Die Einheit des Geistes, die wir halten sollen, die wir durch unser Verhalten nicht mißachten sollen, besteht. Der Apostel Paulus nennt in den Versen 4 bis 6 sieben Merkmale, die beweisen, dass von einer Aufspaltung keine Rede sein kann: »Eine Körperschaft und ein Geist, so wie ihr auch zu einem Erwartungsgut eurer Berufung berufen wurdet; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen wirkt.«

Betrachten wir nun die sieben Merkmale unserer Einheit im einzelnen:

  1. Eine Körperschaft

Es gibt nicht zwei oder mehrere Körperschaften Christi, sondern nur eine. Ihr gehören alle an, die Gott auserwählt und berufen hat. Die Gliedschaft gründet sich einzig und allein auf den Glauben, den Gott uns in Gnaden für Christus gewährt hat (Phil.1:29). Wir mögen Mitglieder einer örtlichen Gemeinde sein, doch weitaus mehr sind wir Glieder der einen weltweiten herausgerufenen Gemeinde, die Christi Körperschaft ist (Eph.1:22). Die Körperschaft Christi ist ein Werk Gottes und heute der Tempel Gottes auf Erden (1.Kor.3:16). »Denn in dem einen Geist sind wir alle in den einen Körper getauft, ob Juden oder Griechen, ob Sklaven oder Freie: wir sind alle mit dem einen Geist getränkt« (1.Kor.12:13).

Wir halten die Einheit, indem wir füreinander danken und bitten und da sind und indem wir mitleiden, wenn ein Glied leidet, und uns mitfreuen, wenn ein Glied verherrlicht wird (1.Kor.12:26). Der Fuß kann nicht sagen: Da ich keine Hand bin, gehöre ich nicht zum Körper. Und das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bedarf deiner nicht (1.Kor.12:15,21).

2. Ein Geist

Spitzfindige könnten zwar sagen, wir hätten deren zwei, denn in Römer 8:9 steht geschrieben: »Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn nämlich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, so ist dieser nicht sein«; aber der Geist Christi ist der, den Er vom Vater hat. So haben auch wir nur einen Geist. Wir erhielten ihn und wurden sogar mit ihm versiegelt, als wir das Wort der Wahrheit, das Evangelium unserer Rettung, hörten und glaubten. Dieser Geist der Verheißung ist ein Angeld unseres zukünftigen Losteils in den Himmeln (Eph.1:13,14).

Der uns innewohnende Geist Gottes macht unsere sterbenden Körper gegenwärtig lebendig, so dass wir zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters wandeln und dienen können (Röm.8:11). Durch den einen Geist, den wir alle haben, sind wir auch alle miteinander verbunden. Er vermittelt uns auch das Bewußtsein unserer Gemeinschaft, so dass wir sie halten und so unserer Berufung würdig wandeln können.

  1. Ein Erwartungsgut unserer Berufung

Es gibt in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade nur ein Erwartungsgut; es ist das, das Paulus uns offenbaren durfte. Vorher, in der Verwaltung des Pfingsten, gab es nur das Erwartungsgut Israels, das die Propheten vorausgesagt hatten und unser Herr Jesus Christus und Seine zwölf Apostel verkündigten. Während der Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zur unseren verkündigte Paulus noch die Erwartung Israels, nämlich das Königreich Israels auf Erden, wenn auch unter dem zunehmenden Eindruck der Verstockung und Verwerfung Israels (Röm.10:11-15); zugleich machte er aber auch immer mehr Einzelheiten eines völlig neuen Erwartungsgutes bekannt, nämlich des Erwartungsgutes der Körperschaft Christi, das mit der Abfassung der Vollkommenheitsbriefe, des Epheser-, des Philipper- und des Kolosserbriefs, und damit mit dem Beginn der derzeitigen Verwaltung nun völlig offenbart ist.

Wäre unsere Bestimmung die Teilnahme an Israels Königreich, müssten wir mit dem Anbruch des Tages des Herrn mit seinen furchtbaren Gerichten rechnen. Nur wer überwindet, würde dann gerettet werden (Off.2:7,11,17,26; 3:5,12,21). Dies, die große Drangsal der siebenjährigen Endzeit, war es, was auch die Thessalonicher fürchteten. Denen schreibt Paulus, dass sie nicht zum Zorn gesetzt sind, sondern vor jener Gerichtszeit gerettet werden, indem sie aus des Zornes Kommen geborgen werden (1.Thess.1:10; 5:9). Über Gerechtfertigte kann der Zorn Gottes nicht kommen (Röm.5:9). Wir werden vorher zu unserem Herrn hin entrückt (1.Thess.4:13-18). Wir sind nicht mehr in der Finsternis, so dass uns der Tag des Herrn wie ein Dieb in der Nacht ergreifen könnte (1.Thess.5:4). Wir haben eine frühere Erwartung als Israel (Eph.1:12). Israels Erwartung dagegen findet keine Erfüllung vor der großen Drangsal. Danach aber werden sie nach der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus als Israels König als das königliche und priesterliche Volk über die Erde herrschen und alle Nationen zu Jüngern machen (1.Pet.2:9; Mat.28:19).

Unser Erwartungsgut hat nicht die Erde zum Inhalt. Wir werden in das überhimmlische Königreich des Sohnes Gottes versetzt (2.Tim.4:18). Wir werden inmitten der überhimmlischen Geschöpfe niedergesetzt in Christus Jesus (Eph.2:6). Unser Bürgertum ist in den Himmeln (Phil.3:20). Dort wird unser Gott und Vater in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stellen (Eph.2:7). So werden wir unserem Herrn dienen und an der Aussöhnung, Unterordnung und Vervollständigung des Alls mitwirken (1.Kor.15:27,28; Eph.1:23; Kol.1:20).

Laßt uns im Hinblick auf unseren zukünftigen gemeinsamen Dienst auch in diesen Tagen die Gemeinschaft mit allen Brüdern und Schwestern in Christus pflegen, soweit es uns möglich ist. So wandeln wir unserer Berufung würdig.

  1. Ein Herr

Jesus Christus ist unser Herr, dem wir gern gehorchen. Er ist unser einziger Herr. Genau das aber ist nicht selbstverständlich. Im Königreich Israels wird es viele Herrscher in der Vollmacht des Messias geben. Die zwölf Apostel werden auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme richten (Mat.19:28) und diese wiederum werden als Könige und Priester über die anderen Nationen herrschen.

In der Christenheit haben sich leider immer wieder Menschen angemaßt, sich mit den Anweisungen, was wir glauben und tun sollen, zwischen unseren Herrn und uns zu drängen. Aber kein Priester - nach der Schrift gibt es heute gar keine - oder Seelsorger oder wie auch immer sich jemand nennen mag, hat ein Recht dazu. Noch nicht einmal der Apostel Paulus hatte die Herrschaft über unseren Glauben, sondern er war nur Mitarbeiter an unserer Freude (2.Kor.1:24). Jakobus durfte noch sagen: »Ich entscheide ...« (Ap.15:19), und die Gläubigen aus den Nationen hatten die Erlasse zu beachten. Für die gegenwärtige Verwaltung aber hat Gott keine Stellvertreter des Herrn eingesetzt. Mögen wir keinesfalls auf die selbsternannten Anstatt-Christusse hören!

Die Anordnungen der Ältesten, Aufseher und Diener für ein geordnetes Gemeindeleben werden wir selbstverständlich beachten und ihren vorbildlichen Wandel nachahmen (Phil.3:17). Doch was wir glauben und tun sollen, das bestimmt allein unser Herr. »Dem Herrn Christus sklavet ihr!«, schreibt Paulus in Kolosser 3:24. Mögen wir Obacht geben, wie wir genau wandeln und zu verstehen suchen, was der Wille des Herrn ist (Eph.5:15,17); Seinen Willen finden wir in den Paulusbriefen, dem Wort Christi für Seine Körperschaft (Kol.3:16).

5. Ein Glaube

Es gibt heute nur einen wahren Glauben; es ist nicht der Glaube Israels, der Umsinnung und Bewährung fordert und das Königreich auf Erden verheißt, sondern der Glaube, den Christus durch den Apostel Paulus verkündigte. Wenn man das Wort der Wahrheit richtig schneidet (2.Tim.2:15), also jede biblische Wahrheit heilsgeschichtlich richtig zuordnet und die Adressaten der Worte Gottes unterscheidet, und wenn man der letzten großen Enthüllung, nämlich der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes, die bis zur Niederschrift des Epheserbriefs ein Geheimnis war (Eph.3:2,9), die gebührende Stellung einräumt, dann wird jedem klar, dass es heute nur einen Glauben gibt.

Am Ende seines Lebens schreibt Paulus: »Den Glauben habe ich bewahrt« (2.Tim.4:7). Damit meint er sein Glaubensgut, das Evangelium der Unbeschnittenheit, mit dem er betraut war (Gal.2:7).

Wenn wir in der uns angehenden Glaubenswahrheit stehen, dann fällt uns das Halten der von Gott geschenkten Einheit nicht schwer.

6. Eine Taufe

Während der pfingstlichen Verwaltung kam die Geistestaufe zur Wassertaufe hinzu. Man hatte also zwei Taufen. Heute gibt es nur eine. Welche ist das wohl?

Die Apostelgeschichte verzeichnet einen ständigen Fortschritt vom Fleischlichen zum Geistlichen. In den Vollkommenheitsbriefen ist nichts mehr von Ritualen und fleischlichen Vorrechten übrig. Die eine Taufe in Epheser 4:5 wird unter den geistlichen Faktoren der Einheit genannt.

Durch die Geistestaufe sind alle Heiligen miteinander vereinigt worden, wie in 1.Korinther 12:13 zu lesen: »Denn in dem einen Geist sind wir alle in den einen Körper getauft, ob Juden oder Griechen, ob Sklaven oder Freie: wir sind alle mit dem einen Geist getränkt.« Niemand, der glaubt, kann leugnen, an dieser einen Taufe teilzuhaben. Was dagegen die Wassertaufe anbelangt, so war noch nicht einmal Paulus beauftragt zu taufen, geschweige denn wir (1.Kor.1:17). Den sogenannten Missionsbefehl »... macht alle Nationen zu Jüngern (und) tauft sie ...« (Mat.28:19) wird Israel im Tausendjahrreich ausführen. Während der Apostelgeschichtszeit konnten sie damit noch nicht beginnen, weil die Mehrheit des Volkes, das zum Segen für alle Nationen gesetzt ist, den Herrn Jesus Christus ablehnte.

Beim Glaubensanfang wurden wir mit dem heiligen Geist getauft. Diskussionen über eine zusätzliche Taufe in Gestalt einer äußerlichen Handlung haben nur Streit und Trennung gebracht. In der einen Taufe aber, die uns mit dem Tod Jesu Christi verband, sind uns jeder geistliche Segen aufgrund des Todes und der Auferstehung Christi erschlossen. Zusammen mit Christus wurden wir durch die Geistestaufe in den Tod begraben, damit, ebenso wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt wurde, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln mögen. Als durch den Geist in Christus Jesus und damit in Seinen Tod Getaufte sind wir von der Sünde gerechtfertigt und zubereitet, dass der Körper der Sünde unwirksam gemacht wird, indem wir damit rechnen, der Sünde gegenüber tot zu sein, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn (Röm.6:1-11).

7. Ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in

allen wirkt

Nicht in allen Heiligen ist die Erkenntnis, dass es nur einen Gott gibt, aus dem das All ist, der allgewaltig ist und alles verfügt und bewirkt nach dem Ratschluß Seines Willens (1.Kor.8:6; Eph.1:11). Denn viele dienen anderen Göttern. Manche schreiben sich sogar einen freien Willen zu und machen sich auf diese Weise selbst zu kleinen Göttern. Andere wiederum sehen den Widerwirker als den eigentlichen Gott an, weil er mehr Macht und größeren Erfolg als Gott zu haben scheint.

Wir sollen aber nur den einen Gott im Sinn haben, den Gott und Vater des Herrn Jesus Christus, des einzigen Mittlers zwischen Gott und Menschen (1.Tim.2:5). Unser Gott ist über allen und wirkt durch alle und in allen. Im Zusammenhang unseres Schriftabschnitts sind damit alle Gläubigen gemeint. Er bereitet die guten Werke für uns vor, damit wir darin wandeln mögen (Eph.2:10). Er bewirkt in uns das Wollen wie auch das Wirken, und zwar -so wir unsere Rettung in der Gesinnung Christi Jesu auswirken -nach Seinem Wohlgefallen (Phil.2:12,13).

Durch Christus und in Christus ist Gott auch unser Vater. Gibt es eine segensreichere Beziehung? Allezeit haben wir durch Christus in dem einen Geist Zutritt zu Ihm, unserem Vater (Eph.2:18). Er ist uns nicht fern, sondern unser liebender Vater, an dessen Herzen wir glückselig sein dürfen, und zwar wir allesamt, nicht nur einige besonderen Gläubigen. Welch eine Gnade und welch eine Herrlichkeit ist das doch!

Mit »Heiliger Vater« betete unser Herr den Einen an (Joh.17:11). Mögen wir uns in Anbetracht dessen nicht durch einen zweiten angeblich »heiligen« Vater von Ihm abdrängen lassen. Denn sonst kann man die Einheit des Geistes nicht halten und Sektenbildung, ein Werk des Fleisches (Gal.5:20), und ein des Evangeliums unwürdiger Wandel bleiben nicht aus.

 

Jeweils eins, niemals zwei oder drei

Diese sieben Merkmale beweisen, dass die Gläubigen eine geistliche Einheit sind, denn es gibt nur eine Körperschaft und einen Geist, so wie wir auch zu einem Erwartungsgut unserer Berufung berufen wurden; wir haben nur einen Herrn, ein Glaubensgut und eine Taufe sowie einen Gott und Vater von uns allen, der über allen ist und durch alle und in allen wirkt. Wenn wir anerkennen, dass es von all diesem jeweils nur einen gibt, dann haben wir die Grundlage, um die Einheit durch das Band des Friedens halten zu können.

Mögen wir niemals zwei oder mehrere daraus machen. Insofern dies aber bereits geschehen ist und wir über die furchtbaren Folgen nur traurig sein können, so besteht die Einheit aller Heiligen dennoch nach wie vor, weil sie Gottes Werk ist; sie kommt allerdings nicht zum Ausdruck. Wenn wir aber in der Wahrheit der Einheit des Geistes feststehen, dann werden wir sie auch zum Ausdruck bringen, indem wir jeden Auserwählten und Berufenen würdigen und wertschätzen und die Gemeinschaft durch das Band des Friedens pflegen. Wir haben die gesegnete Aufgabe, die kostbare Wahrheit der Einheit darzustellen, indem wir alle Heiligen lieben und für sie beten.

In Römer 15:7 schreibt der Apostel Paulus: »Darum nehmt euch einander an, so wie auch der Christus euch zu Sich annahm zur Verherrlichung Gottes.« Wenn wir alle unsere Brüder und Schwestern in Christus von Herzen angenommen haben, dann halten wir die Einheit des Geistes und dürfte es uns nicht schwerfallen, ihnen in Demut, Sanftmut und im Frieden zu begegnen zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters.

»Ich spreche euch nun zu - ich, der Gebundene im Herrn, würdig der Berufung zu wandeln, zu der ihr berufen wurdet, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend. Befleißigt euch, die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu halten« (Eph.4:1-3).

Mögen wir uns diesen Zuspruch zu Herzen nehmen.

 

Jeder diene mit seiner Gnadengabe

(Eph.4:7- 16)

 

Von Kapitel Vier des Epheserbriefs an beschreibt der Apostel Paulus, wie wir Gläubige unserer überhimmlischen Berufung würdig wandeln. »Mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend«, ist die elementare Antwort (Vers 2). Zum würdigen Wandel gehört auch, die bestehende geistliche Einheit aller Heiligen zu halten und nicht zu verletzen (Verse 3 bis 6).

Auf der Grundlage dieser Einheit spricht Paulus nun die verschiedenen Gnadengaben an, von denen jeder von uns welche zum Dienen erhalten hat. Denn ein würdiger Wandel findet insbesondere Ausdruck in einem Dienst, der die Auferbauung der Körperschaft Christi und das Wachstum der Heiligen in Christus hinein zum Ziel hat.

Der Apostel Paulus schreibt in Vers 7: »Jedem Einzelnen von uns aber wurde die Gnadengabe nach dem Maß des Geschenks Christi gegeben.« Welch ein köstlicher Zuspruch! Jedem einzelnen unter uns wurden Gnadengaben gegeben; keiner ist ohne eine Gabe! Unser Herr Christus Jesus hat sie uns geschenkt und auf das Sorgfältigste zugemessen. Er hat jedem von uns nach dem Maß gegeben, das für die Auferbauung der Körperschaft Christi das ideale ist. So muss niemand mehr neidisch auf die Gaben eines anderen schauen. Welch eine Befreiung!

»Kein Mensch kann sich etwas nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben wird« (Joh.3:27). Gott ist der Geber aller Gaben. Er teilt jedem das Maß des Glaubens zu (Röm.12:3) und Sein Sohn das Maß der Gnadengaben.

Das sagte bereits das prophetische Wort, denn Paulus erklärt in Vers 8: »Darum heißt es: In die Höhe aufgestiegen, hat Er die Gefangenschaft gefangengenommen und den Menschen Gaben gegeben.« Da dieses Zitat aus Psalm 68:19 im Zusammenhang mit dem Berg Sinai steht (V.18), können wir unter der Gefangenschaft nur die des Gesetzes verstehen (vgl. Gal.3:23; 4:24; 5:1). Das Gesetz führte in die Sklaverei, die Gnade aber gibt den Menschen Gaben. Die Verse 9 und 10 unseres Schriftabschnitts runden den Gedanken ab: »Das »Er stieg hinauf« aber, was besagt es anderes, als dass Er auch zuvor in die Niederungen der Erde hinabgestiegen war? Er, der Hinabgestiegene, ist derselbe, der auch aufgestiegen ist, hoch über alle Himmel, um das All zu vervollständigen.« Bis in die tiefsten Niederungen der Erde war Er hinabgestiegen, liegen doch der See Genezareth 209 m und das Tote Meer rund 400 m unter dem Meeresspiegel. Damit verbunden war Seine Selbstentäußerung und Seine Selbsterniedrigung bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod (Phil.2:7,8). Doch Sein Gott und Vater hat Ihn über alle Himmel erhöht, über die drei Lufthimmel der Erde hinaus, nämlich bis ins Überhimmlische (Eph.1:20; Heb.4:14; 7:26). Von dort aus wird Er das All in allem vervollständigen. Und wir, die herausgerufene Gemeinde, die Seine Körperschaft ist, sind Seine Vervollständigung, mit der zusammen Er diese Aufgabe durchführt (Eph. 1:23). Als in die Höhe Aufgestiegener, als zur Rechten Gottes Sitzender teilt Er den Menschen Gaben zu - in Sonderheit aber uns, Seiner Körperschaft, von der die nachfolgenden Verse sprechen.

Die Gnadengaben an die herausgerufene Gemeinde

Vers 11 lautet: »Derselbe gibt die einen als Apostel, die anderen als Propheten, wieder andere als Evangelisten oder als Hirten und Lehrer . . .« Das sind die bedeutendsten Gnadengaben unseres Herrn Christus Jesus an die Seinen. Das sind die wesentlichen Gnadengaben des Dienstes in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2). Sie unterscheiden sich erheblich von denen der Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zur gegenwärtigen, jener Zeit der Unmündigkeit. Die in 1.Korinther 12:7-10 genannten Gaben waren übernatürliche Offenbarungen des Geistes Gottes und damals, als das Wort Gottes noch nicht vervollständigt war, förderlich (1.Kor.12:7). Paulus hatte angekündigt, dass sie, zum Beispiel Prophetenworte, Zungenrede und Erkenntnisworte, abgetan werden, wenn die Reife komme (1.Kor.13:8,10). Seit der Niederschrift der Vollkommenheitsbriefe, des Epheser-, Philipper- und Kolosserbriefes, ist die Reife da und das Wort Gottes umfassend geoffenbart, sodass seitdem jeder aufgrund des vervollständigten Wortes Gottes zur Reife gelangen kann (Kol. 1:25,28). Was der Geist Gottes damals einzelnen offenbarte, kann heute jeder Heilige aus dem vervollständigten Wort Gottes gewinnen, wie zum Beispiel Erkenntnis, Weisheit und Unterscheidung der Geister.

Wenden wir uns nun den fünf geistlichen Diensten der derzeitigen Verwaltung zu: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer. Zwei dieser Gaben für die Körperschaft Christi, nämlich Apostel und Propheten, sind heute nicht mehr persönlich unter uns, denn ihr Dienst ist abgeschlossen. Es gibt heute nichts Neues mehr zu offenbaren, seitdem Paulus, der größte aller Apostel und Propheten dieser Verwaltung, das Wort Gottes vervollständigt hat (Kol.1:25). Der Dienst der Apostel und Propheten war grundlegend. Nach Epheser 2:20 bilden sie die Grundlage. So gebe nun ein jeder von uns Obacht, wie er darauf baue (1.Kor.3:10). Die Apostel und Propheten wirken heute durch ihre Schriften fort und sind auch die Grundlage des Dienstes der drei weiteren in Epheser 4:11 genannten Gnadengaben Evangelisten, Hirten und Lehrer, denn diese schöpfen allein aus deren niedergeschriebenem Wort.

Evangelisten

Evangelisten richten ihre Botschaft an Ungläubige. Evangelisten sind solche, die das Evangelium des Apostels Paulus verkündigen, das ihm eigens für die gegenwärtige Verwaltung der Gnade Gottes enthüllt wurde (Gal. 1:12). Die Verkündigung des Königreichs Israels auf Erden, in das einzutreten Umsinnung, Wassertaufe, Bewährung und gute Werke erforderlich waren, kann nicht der Mittelpunkt einer evangelistischen Ansprache oder Schrift sein. Nach dem Evangelium, das wir verkündigen, ist alles Gnade, und darum wird uns auch alles allein durch Glauben zuteil (Röm.4: 16), und zwar jeder geistliche Segen inmitten der Überhimmlischen (Eph. 1:3), denn unser Bürgertum ist in den Himmeln und nicht auf Erden (Phil.3:20). Paulus nennt sein Evangelium in Galater 2:7 das Evangelium der Unbeschnittenheit und unterscheidet es von dem des Petrus, dem Evangelium der Beschneidung.

Hirten

Hirten sind solche, die wohl mehr innerhalb einer örtlichen Gemeinde oder einer geschlossenen Gemeinschaft, wie einer Bibelrüstzeit oder Tagesversammlung, auf der Grundlage der Gnade und des Friedens, die Paulus verkündigte, zusprechen, festigen, die Kleinmütigen trösten, für die Schwachen einstehen und Gemeindezucht üben, indem sie die Unordentlichen ermahnen; Hirten wachen und schützen, indem sie darauf sehen, dass die Heiligen sich von allem fernhalten, was böse aussieht, und dass niemand Übles mit Üblem vergilt, sondern man einander Gnade gewährt, mit Geduld einander in Liebe erträgt und jeder dem Guten nachjagt (vgl. 1. Thess.5:1 1-22).

Lehrer

Die Lehrer vermitteln den Gläubigen (durchaus auch überörtlich oder einem Leserkreis) Kenntnis um Kenntnis, um sie zur Erkenntnis der Größe und Herrlichkeit Gottes zu führen und sie als Gereifte in Christus Jesus darzustellen. Darum mühen sie sich.

Nicht ohne Gebet

Wie ohnehin niemand dem Herrn Christus Jesus aus eigener Kraft dienen kann, so sind auch die Evangelisten, Hirten und Lehrer nicht ohne tägliches Gebet um geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Gottes durch Sein Wort in der Lage, ihren Dienst zu tun und dem Apostel Paulus in allem vollends zu folgen, in seiner Lehre, seinem Beweggrund, Vorsatz und Glauben, in seiner Geduld und Liebe, seinem Ausharren und seinen Verfolgungen und Leiden (2.Tim.3:10).

Die Anpassung der Heiligen

Ein guter Evangelist, Hirte und Lehrer ist daran erkennbar, dass er das anstrebt, was Paulus in den folgenden Versen als den Zweck der Gnadengaben Christi angibt. Betrachten wir zunächst Vers 12: »... zur Anpassung der Heiligen an das Werk des Dienstes, zur Auferbauung der Körperschaft Christi ...« Welchen Dienst sollen die Heiligen wirken? An welchen sollen sie angepasst werden? (Von Anpassung spricht Paulus deshalb, weil viele Heilige vom Evangelium des Königreichs Israels geprägt sind und unsere überhimmlische Berufung und die anderen gerade erst niedergeschriebenen hohen Wahrheiten der Vollkommenheitsbriefe, des Epheser-, des Philipper- und des Kolossserbriefes, ja völlig neu sind.) An den Dienst des Apostels Paulus sollen die Heiligen angepasst werden; den Dienst der Versöhnung sollen sie tun - das ist ihr Werk in der gegenwärtigen Verwaltung. »Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an« (2.Kor.5: 19) - dies bekanntzumachen, ist unsere Hauptaufgabe, dabei auch in der Praxis des Alltags Versöhnung und Gnade gewährend und Frieden haltend. Und den Dienst der Verkündigung unserer geistlichen Segnungen inmitten der Überhimmlischen sollen die Heiligen tun (Eph. 1:3); ein solcher unterscheidet sich naturgemäß von der Verkündigung der Segnungen des Königreichs Israels auf Erden. Wie der treffliche Dienst der Gläubigen aussieht, dies zeigt uns in vollkommener Weise der Philipperbrief, dessen Thema die Freude im Dienst des Herrn ist. Das Werk unseres Dienstes wird geprägt vom Geheimnis des Christus, nämlich Seiner überhimmlischen Größe und Herrlichkeit, Seiner überaus hohen Erhöhung, Seiner Erstlingsschaft in allem und Seiner Hauptschaft über alles. In Ihm wird das All aufgehauptet (Eph. 1:10), dem Vater untergeordnet (1 .Kor. 15:27,28), mit dem Vater ausgesöhnt (Kol. 1:20) und in allem vervollständigt werden (Eph. 1:23). Dieser Verkündigungsdienst ist zu tun und dementsprechend zu wandeln als solche, deren Bürgertum in den Himmeln ist (Phil.3:20).

Das Werk des Dienstes führt zur Auferbauung der Körperschaft Christi (Vers 12b). Das ist das weitere Dienstziel der Evangelisten, Hirten und Lehrer: Unsere Auferbauung: das Wachstum, die Festigung und die Reifung nicht nur einzelner, sondern aller Glieder der herausgerufenen Gemeinde. Eine auferbaute Gemeinde ist in der Liebe (nicht im Gesetz) gegründet und darin erstarkt, kennt die Breite und Länge und Tiefe und Höhe des göttlichen Heilsratschlusses und hat die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkannt (Eph.4:17-19).

Zur Einheit des Glaubens

Der Apostel Paulus bringt das Dienstziel in Vers 13 auf diesen Punkt: »... bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum gereiften Mann, zum Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus ...«

Zur Einheit des Glaubens und zur Einheit der Erkenntnis des Sohnes Gottes sollen wir gelangen. Was wird nicht alles von den Gläubigen geglaubt! Sogar menschliche Weisheiten, die der Bibel widersprechen. Und welche unterschiedlichen und gar gegensätzlichen Erkenntnisse gibt es unter den Heiligen! Aber mögen wir doch alle den Sohn Gottes, unseren Herrn Jesus Christus, so erkennen, wie die Schrift Ihn uns in Seiner überhimmlischen Herrlichkeit schildert. Und mögen wir auch Seine Heilswege mit Israel, mit uns und mit allen übrigen Menschen erkennen, wie das gottgehauchte Wort der Wahrheit es sagt.

Zum gereiften Mann sollen wir gelangen, zur vollen Mannesreife. Ein gereifter Mensch hat die Dinge der Unmündigkeit abgelegt (1.Kor. 13:11). Paulus mühte sich intensiv, jeden in Christus Jesus gereift darzustellen (Kol. 1:28). Befleißigen wir uns, ihn darin nachzuahmen (Phil.3:17)! Epaphras rang allezeit in seinen Gebeten für die Kolosser, dass sie gereift dastehen und in allem Willen Gottes vollgewiss sein sollten (Kol.4: 12).

Sind diese Ziele erreicht, dann können wir auch zum »Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus« gelangen; das heißt voll erwachsen werden, um die Vervollständigung des Christus, die wir unserer Gnadenstellung nach sind (Eph. 1:23), auch im erfüllten Sinne zu sein, also selbstverständlich nicht nur der Anzahl nach oder als Milch genießende Kleinkinder, sondern als durch die Liebe Gottes innerlich wahrhaft Vervollständigte. Wenn Christus durch den Glauben völlig in unseren Herzen wohnt (Eph.3:1 7), wenn die Liebe Gottes allen Raum in uns einnimmt, fehlt uns nichts mehr - dann sind wir vervollständigt. Natürlich versucht der Widerwirker, uns zu entmutigen und durch manche Enttäuschungen zu beweisen, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen sei, die Gläubigen zur Einheit der Erkenntnis, zur Reife und zum vollen Erwachsensein zu bringen; doch wir richten unseren Dienst genau darauf aus. »Prüfet, was wesentlich ist«, ruft Paulus uns mit Philipper 1:10 zu. Wesentlich ist der zielstrebige Dienst, die Heiligen zum Vollmaß der Reife zu führen.

Nicht mehr Unmündige

Der Apostel Paulus fährt in Vers 14 fort: »... damit wir nicht mehr Unmündige seien, von jedem Wind der Lehre wie von brandenden Wogen hin und hergeworfen und umhergetragen durch die Unberechenbarkeit der Menschen, durch die List, die darauf ausgeht, den Irrtum planmäßig zu verbreiten.« Wer nicht fest im Wort der Wahrheit gegründet ist, kann in jahrhundertelang systematisch verbreiteten kräftigen Irrtümern gefangen sein oder wird bei jedem Windhauch einer neuen These wie ein Rohr im Winde schwanken. Solche sind unmündig, sie haben an der Milch teil und ermangeln der festen Nahrung, die die Gereiften einnehmen (Heb.5: 13,14). Unserem Herrn Christus Jesus aber sie der Lobpreis und der Dank, dass Er uns Evangelisten, Hirten und Lehrer als Gnadengaben gegeben hat, die uns fest in Christus Jesus, dem erhöhten Herrn, und im Reichtum Seiner Gnade gründen und auferbauen.

Der Unberechenbarkeit der Menschen und der List Satans entgeht nur, wer die gesamte Waffenrüstung Gottes angelegt hat. Diese besteht - in aller Kürze gesagt - im Wort der Wahrheit, in der Gerechtigkeit aus dem Glauben Christi, im Dienst der Versöhnung und im völligen Glauben und Vertrauen auf unseren Gott und Vater. Haben wir diese Rüstungsstücke angelegt, so empfangen wir den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ein Ausspruch Gottes ist, halten jeder Irreführung stand und stehen fest (Eph.6:10-17).

Ein jeder trägt zum Wachstum bei

Nicht nur die Gnadengaben Christi tragen zum Wachstum Seiner Körperschaft bei, sondern ein jeder ist dazu aufgefordert, wie es uns die Verse 15 und 16 sagen: »Wenn wir aber wahr sind, sollten wir in Liebe alles zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der gesamte Körper (zusammen verbunden und vereinigt durch jede Einverleibung des Dargereichten entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen Teils) das Wachstum des Körpers vollzieht, zu seiner eigenen Auferbauung in Liebe.« Zuerst vernahmen wir eine Bedingung: »Wenn wir aber wahr sind ...« Im Anschluss an Vers 14 besagt dies in negativer Abgrenzung: wenn wir nicht Irrtümern unterliegen. Aber sagen wir es positiv: Wahr zu sein ist unabdingbar nötig, denn sonst kann überhaupt nichts Geistliches wachsen. Wahr sein ist kein statischer Zustand, sondern bedeutet, die Wahrheit zu kennen, aufgrund der Erkenntnis der Wahrheit selbst wahrhaftig zu sein und die Wahrheit zu vertreten und zu verbreiten. Dies sei mit Galater 4:16 begründet: »Bin ich daher euer Feind geworden, weil ich wahr gegen euch bin?« Feind in den Augen anderer kann man nur werden, wenn man die Wahrheit geäußert hat. Außerdem geht es in unserem Vers 15 um das Wachstum: Wer sich nicht äußert, wer die Wahrheit nicht kundtut, trägt nicht zum Wachstum bei.

»Wenn wir aber wahr sind, sollten wir in Liebe alles zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus ...« Hinein in Ihn führt nichts, was nicht in der Liebe geschieht. Die Liebe ist der Weg, und zwar nach 1 .Korinther 12:31 der überragende. Damit wir diesen Weg begehen können, hat unser Gott und Vater Seine eigene Liebe in unseren Herzen ausgegossen durch den uns gegebenen heiligen Geist (Röm.5:5). So können wir alle Brüder und Schwestern, die Gott in unser Blickfeld gestellt hat, lieben, auch in ihrer Schwachheit, in ihrem Versagen, in ihrer Widerspenstigkeit, in der Not, die sie uns machen, in den Enttäuschungen, die sie uns bereiten. Niemand kann das aus eigener Kraft; das kann nur die Liebe Gottes.

Alles, alle unsere Gaben und Fähigkeiten, die natürlichen und die geistlichen, sollen wir zum Wachsen bringen. Das Ziel ist immer Christus Jesus, unser Haupt. Ihm sollen wir gleich werden in unserer Gesinnung und unserem Wirken, in der Demut, im Gehorsam und im Vertrauen auf unseren Gott und Vater. Er, unser Herr und Haupt, soll durch den Glauben völlig in unseren Herzen wohnen (Eph.3: 17). Ihm zum Lobpreis, Ihm zur Verherrlichung, der Seinen Vater in allem verherrlicht, sei all unser Tun.

Vers 16 sagt, dass von Ihm aus der gesamte Körper das Wachstum vollzieht. Ja, von unserem Haupt geht alles aus. Jeden Impuls der Liebe gegenüber unseren Brüder und Schwestern, jeden Entschluss, ihnen zurechtzuhelfen, gibt Er uns ins Herz. Wer sich also rühmt, der rühme sich im Herrn!

Und wie geschieht das Wachstum? So wie alle Organe eines biologischen Körpers miteinander verbunden sind, so stehen auch wir miteinander in Verbindung und wachsen dadurch, dass wir einander die Energie zum Wachsen darreichen. Wie wichtig ist es doch in diesem Zusammenhang, die geistliche Einheit aller Gläubigen zu halten (Eph.4:3-6)! Wir werden auch weiterhin in fruchtbarer Weise verbunden durch jede Einverleibung des Dargereichten (Vers 16b). Unsere Verbundenheit als Grundvoraussetzung des Wachstums kommt auch in 1.Korinther 12:24-26 zum Ausdruck, wo es heißt, dass Gott den Körper so zusammengefügt hat, dass alle Glieder dieselbe Sorge füreinander haben. »Und sei es, dass ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, oder dass ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.« So ist es im Körper, und so soll es auch in der Körperschaft Christi sein. Auch Kolosser 2:19 spricht davon, dass der Körper, weil er mit Einverleibung versehen und durch Bänder vereinigt ist, nach dem Wachstum, das Gott gibt, wächst. Um auf den Kern zu kommen: Der zusammen verbundene Körper wächst durch jede Einverleibung des Dargereichten.

Wir verstehen sicherlich die bildreiche Sprache des Apostels Paulus:

Die Körperschaft Christi wächst durch jedes Wort Gottes, das uns in Wort oder Schrift dargereicht wird, und durch jeden Liebesdienst, der uns dargebracht wird, haben wir doch alle vorzügliche Gnadengaben, der eine des Dienstes (Röm. 12:7), der andere des Zuspruchs, der eine des Vorstehens, der andere des Teilens und Unterstützens und wiederum ein anderer des sich Erbarmens (Röm. 12:8). Sie wächst »entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen Teils« (Vers 1 6b). Jeder einzelne hat also sein eigenes Maß an Gnadengaben bekommen. Sorgfältig wurde jedem von uns das Geschenk Christi zugemessen, wie uns schon Vers 7 sagte.

Auf diese Weise also wächst die Körperschaft Christi, nämlich wie zum Beispiel in Kolosser 3:16 beschrieben: »Lasst das Wort Christi euch reichlich innewohnen, belehrt und ermahnt euch gegenseitig in aller Weisheit; singt Gott in Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern voll Dankbarkeit in euren Herzen«; und wie in 1.Thessalonicher 5:11 geschildert: »Darum sprecht einander zu, und einer baue den anderen auf, so wie ihr es auch tut«; und wie Paulus es uns vorgemacht hat, der an die Römer schrieb: »Denn ich sehne mich danach, euch zu Gesicht zu bekommen, damit ich euch etwas geistliche Gnadengabe mitteile, um euch zu festigen. Dies geschieht aber, damit mir mit zugesprochen werde unter euch durch den beiderseitigen Glauben, den euren wie auch den meinen« (Röm.1:11,12).

Vers 16 schließt mit den Worten: »... zu seiner eigenen Auferbauung in Liebe.« Nochmals betont der Apostel Paulus die Liebe. Ja, möge unser Gott und Vater es uns, die wir in Seiner Liebe gewurzelt und gegründet sind, dem Reichtum Seiner Herrlichkeit entsprechend geben, zu erstarken, »um mit allen Heiligen zu erfassen, was die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist (um auch die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus zu erkennen), damit wir zur gesamten Vervollständigung Gottes vervollständigt werden. Ihm aber, der über alle Maßen mehr tun kann, über alles hinaus, was wir erbitten oder erdenken können - der in uns wirkenden Kraft entsprechend - Ihm sei die Verherrlichung in der herausgerufenen Gemeinde und in Christus Jesus für alle Generationen des Äons der Äonen! Amen!« (Eph.3:16-21).

 

Zieht die neue Menschheit an

(Eph.4:17-32)

 Im Abschnitt Kapitel 4:17 bis Kapitel 5:20 des Epheserbriefs behandelt der Apostel Paulus den Wandel der Gläubigen im Kontrast zu dem der Ungläubigen.

  Er schreibt in den Versen 17 bis 19: »Dies nun gebiete ich und bezeuge es im Herrn, dass ihr nicht länger so wandelt wie auch die Nationen (in der Eitelkeit ihres Denksinns) wandeln, die in ihrer Denkart verfinstert und dem Leben Gottes gegenüber Fremde sind infolge der Unkenntnis, die wegen der Verstockung ihres Herzens in ihnen ist. So abgestumpft, haben sie sich selbst der Ausschweifung hingegeben und betreiben alle Art von Unreinheit in Habgier.« Nicht länger sollen wir so wandeln wie die Ungläubigen! Wir gehören doch der neuen Menschheit an, die in Christus ist, und nicht mehr der alten, der adamitischen Menschheit!

  Das Verhalten der Menschen, die das über Gott an der Schöpfung Erkennbare nicht zum Anlass nehmen, Ihn als Gott zu verherrlichen oder Ihm zu danken, sondern sich recht viel auf sich selbst einbilden und die Gott darum dahingegeben hat, all das zu tun, was sich nicht gebührt, ja abscheulich ist, hat Paulus in Römer 1:18-32 ausführlich beschrieben. Doch selbst in gläubigen Kreisen will man gern eigene Wege gehen, ohne Gott als Gott zu verherrlichen (Röm.1:21), als den, von dem alles abhängt, der alles bewirkt und alles zum Ziel bringt. Man bittet Gott um Seinen Segen und Seine Hilfe für die eigensinnigen Wege, die zwar von christlich-kulturellen Grundsätzen durchwoben, aber vom Glauben und vom Gehorsam weit entfernt sind. Man ist nicht auf Christus ausgerichtet, sondern meint immer noch sich selbst - wie eitel ist das doch und wie finster! Man bleibt dem Leben Gottes gegenüber fremd; man wandelt nicht im Herrn, nicht in Seiner Gesinnung, nicht im Geist, sondern in sich selbst.

  So soll es bei den Heiligen nicht sein, gebietet der Apostel Paulus und bezeugt es im Herrn; er betont es also mit Nachdruck (Vers 17).

  »Ihr jedoch habt Christus nicht so kennen gelernt«, fährt Paulus fort, »wenn ihr Ihn nämlich gehört habt und in Ihm gelehrt wurdet (so wie in Jesus Wahrheit ist) ...« (Verse 20 und 21). Wie haben wir Christus kennen gelernt? Waren wir nicht im Innersten von Seiner Heiligkeit ergriffen? Erkannten wir nicht, dass in Jesus Wahrheit ist? Wir waren überwältigt davon, dass der Herr Jesus Christus und Sein Wort wahr sind, göttlich und rein. Er offenbarte uns die Wahrheit über Gott und die  Menschen.

  Die Formulierung »wenn ihr Ihn nämlich gehört habt« stellt das Gehörthaben nicht in Frage, sondern zeigt den Weg auf, wie sie Christus kennen gelernt haben, jedoch in einer Ausdrucksweise, die zum Nachdenken veranlasst und den Lesern bewusst macht, dass sie Christus in Seiner Wahrheit kennen gelernt haben, so dass sie nun aber auch wirklich das frühere Verhalten ablegen.

  Das Kennenlernen Christi geschieht auf dem Weg, dass man Ihn hört und in Ihm gelehrt wird. Man hört Ihn Selbst, wenn Gläubige Sein Wort verkündigen (und nicht ihre eigenen Gedanken), zumal sie nicht sich selbst herolden sollen, sondern Christus (2.Kor.4:5). Man wird in Ihm gelehrt von Gläubigen, die ebenso wie man selbst in Christus Jesus sind, in ihrer Lehre völlig an Christus gebunden sind und nicht etwa Menschenweisheiten vortragen, sondern alle Gedanken unter den Gehorsam des Christus gefangennehmen (2.Kor.10:5).

 

Legt die alte Menschheit ab

 

           Die Folge des Kennenlernens Christi, etwas vertiefter gesagt: der Erkenntnis Christi und des Vertrautseins mit Ihm, wird in den Versen 22 bis 24 genannt. Zunächst Vers 22: »...dass ihr das frühere Verhalten ablegt, die alte Menschheit (die sich durch verführerische Begierden selbst ins Verderben bringt) ...« Wenn unser Gott und Vater uns zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, berufen hat (1.Kor.1:9) und wir in Ihm gelehrt wurden, dann können wir nicht mehr so bleiben, wie wir waren - wir legen das frühere Verhalten ab. Unser früheres Verhalten wird hier mit der alten Menschheit erläutert. Die alte Menschheit als solche ist die Menschheit in ihrer eitlen, egoistischen Denkart und Lebensweise, die adamitische Menschheit, der jeder von Geburt an angehört. Hier gebraucht Paulus den Begriff »alte Menschheit« jedoch in der Redefigur des Nahzusammenhangs, so dass der Satz buchstäblich so zu verstehen ist: ... dass ihr das frühere, der alten Menschheit entsprechende Verhalten ablegt. Übrigens wurde genau deshalb, nämlich damit der Körper der Sünde unwirksam gemacht werde, unsere alte Menschheit, unser selbstsüchtiges Menschentum, zusammen mit Christus gekreuzigt (Röm.6:6). Und weil wir starben, sind wir tot der Sünde gegenüber. Als der Sünde gegenüber Tote aber lassen wir uns nicht mehr von ihr leiten und handeln wir nicht mehr der alten Menschheit gemäß (vgl. Röm.6:11).

 

Die Verjüngung unseres Denksinns

 

  Nun Vers 23: »... und im Geist eures Denksinns verjüngt werdet ...« Die Veränderung unseres Verhaltens beginnt mit der Verjüngung unseres Denksinns. Die alte Menschheit wandelt in der Eitelkeit ihres Denksinns (V.17). Unser Geist aber, der uns belebt und unseren Denksinn steuert, steht mit dem Geist Gottes in Berührung. Und der ist die Quelle dafür, dass unser Denken und unser Wandel neu werden. Wir sind ja doch in Christus Jesus und somit eine neue Schöpfung (2.Kor.5:17). In der Erkenntnis Jesu Christi, unseres Herrn, wird unser Denksinn völlig neu (vgl. Kol.3:10). Die Erkenntnis Christi belebt unseren Denksinn in einer Weise, dass wir wie verjüngt werden und den herkömmlichen, adamitischen Neigungen keine Beachtung mehr schenken. Stellt euch nicht auf diesen Äon ein, sondern lasst euch umgestalten durch die Erneuerung eures Denksinns, sagt der Apostel Paulus uns auch mit Römer 12:2.

  Er schreibt in Vers 24 weiter: »... und die neue Menschheit anzieht, die Gott gemäß erschaffen wird in Gerechtigkeit und huldvoller Heiligkeit der Wahrheit.« In Christus Jesus, unserem Gnadenstand in Christus nach, gehören wir der neuen Menschheit an. Sie soll sich auch im Alltag darstellen. Wie ein Gewand, das abgetragen und schmutzig ist, sollen wir die alte Menschheit ablegen, aufhören mit der alten Lebensweise, das heißt im Wandel alles unterlassen, was den alten Menschen kennzeichnet, und die neue Menschheit anziehen, also handeln, wie es unserem Gott und Vater wohlgefällt, nämlich dem Christus gemäß.

  Wir sind übrigens Erstlinge der neuen Menschheit, denn sie, die einmal alle Menschen umfassen wird (mit Christus als ihrem Haupt), ist noch in der Erschaffung begriffen. Sie wird Gott gemäß erschaffen in zwei Eigenschaften der Wahrheit, nämlich in Gerechtigkeit und huldvoller Heiligkeit. Die Wahrheit, die in Jesus ist (Vers 21), schließt Gerechtigkeit und Heiligkeit ein. Bereits in Vers 15 wies Paulus auf die Wahrheit hin: »Wenn wir aber wahr sind, sollten wir in Liebe alles zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus.« Ohne die Wahrheit, die von Gerechtigkeit und huldvoller Heiligkeit geprägt ist, findet kein Wachstum zu Christus hin statt und kann die neue Menschheit nicht werden. Mit der Wahrheit aber huldigt man Gott und entspricht Seiner Heiligkeit.

  »Darum legt die Lüge ab und redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten; denn wir sind untereinander Glieder«, schreibt Paulus folgerichtig in Vers 25. Diese Ermahnung richtet sich an Gläubige, denn die kleinste Lüge würde die Gerechtigkeit und die Huld darbringende Heiligkeit der Wahrheit verletzen; die geringste Lüge brächte uns mit dem Vater der Lüge, dem Satan, in Verbindung. Das passt natürlich keineswegs mit Christus zusammen. Die neue Menschheit aber wird in Christus erschaffen. 

 

Wichtige Ermahnungen

 

  Es folgen weitere Ermahnungen für unseren Wandel.

  »Zürnet ihr und sündigt nicht dabei? Die Sonne gehe nicht über eurer Erzürnung unter! Und gebt dem Widerwirker keinen Raum!« (Verse 26 und 27). Die Parallelstelle in Psalm 4:5 lautet: »Ihr zürnet – und sündigt nicht dabei?« Wer zürnt, läuft Gefahr, sich in heftigen Zorn oder auch lang währenden Grimm hineinzusteigern. Zorn und Grimm aber sind Sünden, sagt der Apostel Paulus in Vers 31. Bei Jakobus lesen wir: »Der Zorn eines Mannes wirkt nicht die Gerechtigkeit Gottes« (1:20). Auch berechtigte Entrüstung kann in heimlichen Groll umschlagen. Deshalb sollen wir keinesfalls die Sonne über der Sache untergehen lassen, sondern sie schnellstens bereinigen, in unserem Herzen beginnend. Wir sind doch in Christus Jesus, »der, beleidigt, nicht wieder beleidigte und, als Er litt, nicht gedroht hat, sondern Er übergab es dem, der gerecht richtet« (1.Pet.2:23). Wie sollten wir anders handeln als Er ? Wie sollten wir, die wir aus der Versöhnung leben, nicht Versöhnung gewähren? »Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an« (2.Kor.5:19). So werden auch wir den Menschen ihre Kränkungen nicht anrechnen. Gott hat das Wort der Versöhnung in uns niedergelegt und uns daraufhin den Dienst der Versöhnung gegeben (2.Kor.5:18,19). Mögen wir statt zu zürnen unseren Dienst tun.- Wenn die Gesinnung Christi Jesu nicht allen Raum in unseren Herzen einnimmt, dann hat der Widerwirker Raum. Gebt dem Widerwirker keinen Raum!

  Der Apostel Paulus schreibt weiter: »Wer gestohlen hat, stehle nicht länger, sondern mühe sich um so mehr, mit seinen Händen Gutes zu wirken, damit er mit dem Bedürftigen etwas zu teilen habe« (Vers 28). Mit anderen teilen - das ist das Gegenteil von Stehlen; das entspricht der neuen Menschheit, dem neuen Verhalten, dem Wandel im Geist.

  Mögen wir besonders die nächste Anweisung beherzigen (Vers 29): »Kein faules Wort gehe aus eurem Mund hervor, sondern nur ein gutes, wenn es der Auferbauung bedarf, damit es dem Hörenden Gnade gebe«. Faule Worte, törichtes Geschwätz, Witzelei und üble Nachrede geziemen den Heiligen nicht, denn sie bringen Zersetzung. An den üblen, gemeinen und herabsetzenden Worten wie auch an hohlen Phrasen und unklaren Begriffen zeigt sich die Verderbnis der alten Menschheit. Unsere Worte aber sollen gut, edel, wahr, Gott und den Gesprächspartner wohlverehrend, auferbauend und hilfreich, ja wirklich ein Zuspruch sein. Solche Worte, auch die auf die Dinge des Alltags bezogenen, geben dem Hörenden Gnade, das heißt im weitesten Sinne, sie sind ihm ein Geschenk und ein Gewinn. »Euer Wort sei allezeit in Gnade und mit Salz gewürzt, wissend, wie ihr einem jeden antworten sollt« (Kol.4:6).

 

Betrübt den Geist Gottes, den heiligen, nicht

 

  Der Apostel Paulus fährt fort: »Und betrübt nicht den Geist Gottes, den heiligen, mit dem ihr für den Tag der Freilösung versiegelt seid« (Vers 30). Er führt nicht einfach nur den Geist Gottes an, sondern betont mit Nachdruck: Dieser Geist ist heilig. Den Geist Gottes, den heiligen, den ihr innewohnend habt (Röm.8:9) - verletzt ihn nicht; ihr würdet sonst euren Gott und Vater Selbst kränken.

  Gerade der Geist, der heilige, ist die Kraft Gottes (Luk.1:35), die uns befähigt, der neuen Menschheit gemäß zu wandeln. Wenn wir ihn betrüben, dann wandeln wir nicht nur der alten Menschheit gemäß, sondern schwächen uns auch selbst im Hinblick auf einen zukünftigen geistlichen Wandel. Und je mehr wir uns dem Fleisch gemäß verhalten und damit unserem Herrn Christus Jesus, der durch Seinen Geist in uns ist (Röm.8:10), den Gehorsam verweigern, desto flacher wird unser Glaube und desto unbewährter werden wir. Auf einmal können wir nicht mehr erkennen, ob Christus Jesus in uns ist. Von dieser Situation schreibt Paulus in 2.Korinther 13:5: »Macht mit euch selbst die Probe, ob ihr im Glauben steht, prüft euch selbst! Oder könnt ihr nicht an euch selbst erkennen, dass Christus Jesus in euch ist (wenn ihr nicht etwa unbewährt seid)?« Bewährte erkennen, dass Christus in ihnen ist; doch ein unbewährter Gläubiger mag denken, der Geist Gottes habe ihn verlassen und er habe seine Rettung verloren. Um dem vorzubauen, schreibt Paulus, dass wir mit dem Geist Gottes, dem heiligen, bis auf den Tag der Freilösung versiegelt sind.

  Da ein Siegel außer von dem Befugten nicht aufgebrochen werden darf, bedeutet versiegelt, dass wir unverbrüchlich mit Gott verbunden und in Christus Jesus sind, aller geistlichen Segnungen in Ihm teilhaftig, und den Geist Gottes, den heiligen, niemals verlieren können. Wie groß ist doch die Gnade, in der wir stehen! Zudem vergibt uns unser Gott und Vater alle Betrübungen Seines Geistes, alle Kränkungen, die wir Seinem Herzen zugefügt haben. Der Apostel Paulus durfte dies in Epheser 1:7 offenbaren: »In Ihm (Christus) haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt«.

  Was sind Kränkungen? Kränkungen sind Sünden, durch die das Herz eines anderen verwundet wird. Nicht jede Sünde kränkt einen Menschen, doch jede Sünde schmerzt unseren Gott und Vater, der voll Liebe ist. Doch aufgrund der Freilösung durch Jesu Christi Blut vergibt Er uns die Kränkungen nach dem Reichtum Seiner überfließenden Gnade.

  Freilösung (das ist mehr als Erlösung; Erlösung ist nicht vollkommen und kann rückgängig gemacht werden, Freilösung dagegen ist vollkommen und unverrückbar) - wir sind frei von jeder Schuld, von jedem Vorwurf, von jeder Verurteilung, die wir in Christus Jesus sind (Röm.8:1). »Wer wird die Auserwählten Gottes bezichtigen? Etwa Gott, der Rechtfertiger?« (Röm.8:33). Wir sind »umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist ... zum Erweis Seiner Gerechtigkeit, damit Er gerecht sei und den rechtfertige, der aus dem Glauben Jesu ist« (Röm.3:24,26). Im Rahmen der Freilösung haben wir somit Rechtfertigung und Vergebung. Wir sündigten, und Gott rechtfertigte uns. Wir kränkten Gott zugleich, und Er vergab uns. Durch Jesu Christi Blut haben wir für ein und dieselbe Verfehlung die Freilösung in rechtlicher und in personaler Hinsicht, nämlich die Rechtfertigung von den Sünden und die Vergebung der Kränkungen.

  Es gibt darüber hinaus auch eine Freilösung durch die Macht Gottes. Am Tag Christi wird Gott die Gewalt Seiner Stärke an uns erzeigen, unsere Körper von der Sterblichkeit befreien und uns in das Bild Jesu Christi umgestalten. Diesen Tag meint der Apostel Paulus, wenn er in dem Vers 30, den wir betrachten, schreibt: »Und betrübt nicht den Geist Gottes, den heiligen, mit dem Ihr für den Tag der Freilösung versiegelt seid.« Dies ist der Tag der Freilösung unserer Körper von der Vergänglichkeit. Dem Bilde des Sohnes Gottes werden wir gleichgestaltet werden und so den Sohnesstand auch körperlich einnehmen. Auf diese Erwartung hin wurden wir gerettet (Röm.8:23,24,29). Der Tag der Freilösung ist der Tag unserer Entrückung zu unserem Herrn hin (1.Thess.4:17). Das ist der Tag unserer Verwandlung, wie Paulus in 1.Korinther 15:51-53 schreibt: »Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenstoß. Denn Er wird posaunen, und die Toten werden auferweckt werden, unvergänglich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Vergängliche muss Unvergänglichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen.« Für die Entschlafenen ist die Auferweckung die Verwandlung. Als Verwandelte werden wir entrückt.

  Bis zu diesem Tag, dem Tag der Freilösung, dem herrlichen Tag Christi, bleiben wir mit dem Geist Gottes, dem heiligen, versiegelt - unverbrüchlich in der Gnade bewahrt. Wir können also nicht verloren gehen. Mögen wir uns in der Erwartung der Herrlichkeit Gottes rühmen (Röm.5:2)! Denn die Er vorherbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, diese beruft Er auch; und die Er beruft, diese rechtfertigt Er auch; die Er aber rechtfertigt, diese verherrlicht Er auch (Röm.8:30).

Vom Beginn unseres Glaubens an sind wir versiegelt (Eph.1:13) und auch aufgerufen, unseren Gott und Vater nicht zu betrüben, sondern in allem zu Seiner Verherrlichung zu wandeln und zu dienen. Er schenke es uns als in Seinem geliebten Sohn reich Begnadete, geistgemäß zu wandeln, würdig des Evangeliums des Christus, das Paulus verkündigte (Phil.1:27), würdig unserer überhimmlischen Berufung (Eph.4:1), würdig des Herrn (Kol.1:10) und würdig unseres großen Gottes und liebevollen Vaters, der uns zu Seiner Herrlichkeit berufen hat (1.Thess.2:12).

 

Erweist euch gegenseitig Gnade

 

  Wir kommen zu den zwei letzten Versen. Zunächst Vers 31: »Alles an Bitterkeit, Grimm und Zorn, alles Geschrei und alle Lästerung sei von euch genommen, überhaupt jedes üble Wesen.« Die Enttäuschungen, die uns die Gläubigen und die Menschen im Allgemeinen bereiten, können bitter machen, aber nicht, wenn ich von Gottes Allesbewirken überzeugt bin und von Seiner Liebe, die nicht zuschanden werden lässt. »Achtet darauf«, mahnt uns der Verfasser des Hebräerbriefs, »dass keine Wurzel voll Bitterkeit emporsprosse und euch sehr belästige und viele durch diese entweiht würden« (Heb.12:15). Es gilt, von unserer alten Menschheit abzusehen - sie ist doch zusammen mit Christus gekreuzigt und begraben - und umzusinnen. Die neue Menschheit, ja Christus Selbst, sollen wir anziehen (Röm.13:14), Seine Gesinnung sollen wir uns aneignen!

  So schreibt Paulus in Vers 32: »Werdet aber gegeneinander gütig und im Innersten wohlwollend, erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist.« So und nicht anders sollen die Heiligen miteinander umgehen.

  Noch sind wir im Werden. Ich spreche von unserem Wandel, denn unserem Gnadenstand nach sind wir in Christus vervollständigt (Kol.2:10). Wenn wir aber die Gnade erkannt haben, die Gott uns in Christus erwiesen hat - als völlig Unwürdige sind wir im höchsten Maß mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen gesegnet (Eph.1:3) -, dann erzieht und verändert uns die Gnade (Tit.2:12) und gestaltet uns um in das Bild Christi. Dann wird die Güte zu unserem Wesen. Dann wollen wir das Beste für den anderen, und dann können wir es auch.

  Wer nicht mehr für sich selbst lebt, ist auch los von sich selbst. Wer dem lebt, der für ihn starb und auferweckt wurde, der sucht den Nächsten zu fördern (2.Kor.5:15). Wie es uns in Römer 15:1-3 gesagt wird: »Wir aber, die Kraftvollen, sind verpflichtet, die Schwächen der Kraftlosen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen. Ein jeder von uns suche, dem Nächsten zu gefallen, ihm zum Guten, zu seiner Auferbauung. Denn auch der Christus hat nicht Sich Selbst zu Gefallen gelebt.«

  »Erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist.«

  Gnade sollen wir dem Bruder und der Schwester in Christus Jesus erweisen nach dem Maßstab, nach welchem Gott an uns gehandelt hat. Mögen wir also handeln wie Er! Vollkommen wie Er! Getreu ist, der uns berief; dem Glaubenden wird Er es geben, denn ein solches Wort Gottes ist nicht nur eine Aufforderung, sondern auch eine Verheißung!

 

Wandelt in Liebe

(Eph.5:1-8)

 

Ab Kapitel 4 des Epheserbriefs spricht der Apostel Paulus den Heiligen zu, ihrer herrlichen Berufung entsprechend zu wandeln. Als in Christus Jesus mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen Gesegnete (Eph.1:3), als die Vervollständigung Christi, der das All in allem vervollständigt (Eph.1:23), als die Mitarbeiter des Christus an der Aussöhnung, Unterordnung und Vollendung des Alls wird ein hoher Maßstab an unseren Wandel gelegt.

Dementsprechend schreibt Paulus in Epheser 5:1,2: »Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe, so wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch.«

Wir sind geliebte Kinder unseres Gottes und Vaters - daran besteht kein Zweifel. Seine Liebe galt uns schon, als Christus für uns starb. Seine Liebe war damit längst erwiesen, als wir noch Sünder und Gottes Feinde waren (Röm.5:8). Nachdem wir nun in Christi Blut gerechtfertigt und durch Seinen Tod mit Gott versöhnt sind (Röm.5:9,10), dürfen wir uns noch viel mehr als Gottes Geliebte erkennen, denn wer so viel Gnade erhalten hat und so gesegnet ist wie wir, der lebt und bewegt sich in Seiner Liebe.

Wer geliebt wird, ist innerlich gekräftigt. In denen, die geliebt werden, ist die Liebe wirksam, so dass sie auch ihren Ausdruck findet. Als Geliebte sind wir in die Lage versetzt, in Liebe zu wandeln.

»Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe ...« Die Nachahmung Gottes besteht darin, dass wir in Liebe wandeln. Man kann Gottes Taten als solche nicht nachahmen, insbesondere nicht die Dahingabe Seines Sohnes für alle; wir können nur dem Vorbild der Liebe Gottes nacheifern und uns Ihm hingeben zu einem Leben in der Liebe, zu Seiner Verherrlichung.

Nachahmer Gottes erweisen Gnade, wie Er es tut. In Epheser 4:32 steht geschrieben: »Werdet aber gegeneinander gütig und im Innersten wohlwollend, erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist!« Wer Gnade erweist, handelt so vollkommen wie Gott. Ich erinnere an die Worte unseres Herrn gegenüber Israel: »Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters in den Himmeln werdet ... So werdet ihr nun vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist« (Mat.5:45,48).

Unseren Gott und Vater ahmt nach, wer den Apostel Paulus nachahmt, denn Paulus lebte, was er lehrte, er lebte in Christus, er wandelte im Herrn und damit in der Liebe. In 1.Korinther 10:32-11:1 schreibt er: »Benehmt euch unanstößig bei Juden wie auch Griechen und in der herausgerufenen Gemeinde, so wie auch ich danach trachte, allen in allem zu gefallen, indem ich suche, nicht was mir selbst, sondern den vielen förderlich ist, damit sie gerettet werden. Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christi Vorbild folge!«

»... wandelt in Liebe ...« Unter Wandeln versteht man ein stetiges, nicht nur gelegentliches Verhalten. Die im Geist sind, weil der Geist Gottes in ihnen wohnt, wandeln normalerweise geistgemäß und nicht fleischgemäß (Röm.8:1,4,9). Und die in der Liebe Gottes gewurzelt und gegründet sind (Eph.3:17), deren innere Energiequelle ist die Liebe - nicht die unsrige, sondern die Gottes, denn diese ist in unseren Herzen ausgegossen durch den uns gegebenen heiligen Geist (Röm.5:8).

»... werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe, so wie auch Christus euch liebt ...« Welch ein gewaltiger Vergleich! Können wir denn so wie Christus handeln? In dem gerade zuvor zitierten Vers 32 des 4. Kapitels hieß es: »... erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist!« In Philipper 2:5 lesen wir: »... diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist ...« In Kolosser 3:13, 14 steht geschrieben: »Wie der Herr euch Gnade erweist, so tut auch ihr es. Über dies alles aber ziehet die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist.« Ja, wir können handeln wie unser Herr. Sollten sich Seine Worte etwa nicht erfüllen? Seine Worte sind Verheißungen für uns!

»... so wie auch Christus euch liebt ...« Er liebt uns! Dies ist die höchste Glückseligkeit. Mögen wir darin leben! Mögen wir darin aufblühen!

 

Christi Darbringung und Opfer

 

»... und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch.«

Beides ist wahr: Unser Herr Jesus Christus gab Sich Selbst dahin, und der Vater gab Seinen Sohn dahin bis zum Kreuzestod; Er hat Ihn dem Fluch der Sünde preisgegeben. Der Vater und der Sohn sind im Wollen und Tun eins. Christus sagte, als Er in die Welt kam: »Siehe, Ich treffe ein, um Deinen Willen, o Gott, zu tun!« (Heb.10:5,9). Ein Element Seiner Selbsthingabe war Sein Gehorsam gegenüber Seinem Gott und Vater.

Zwei Motive hatte Christus, als Er Sich Selbst dahingab: Die Verherrlichung Seines Gottes und Vaters und die Liebe zu uns.

Zweierlei tat Er: Er gab Sich als Darbringung und als Opfer für Gott dahin. Seine Darbringung diente der Huldigung Gottes, und Sein Opfer erfolgte zur Sühne der Sünden Israels, ja der ganzen Welt (1.Joh.2:2), und zu unserer Freilösung von der Sünde.

Christi Darbringung geschah in Erfüllung bestimmter im Gesetz vorgesehenen Opfer, die Nahegaben waren und der Anbetung und Huldigung Gottes dienten, und zwar des Ganzbrandopfers, als Aufsteignahung charakterisierbar (3.Mose 1), des Speisopfers, als Nahungsgeschenk beschreibbar und auch Korban genannt (3.Mose 2) und des Friedensopfers (3.Mose 3), auch als Dankopfer darbringbar (3.Mose 7:12-14). Diese Opfer waren Nahegaben. Eine solche ist eine Gabe, die man einem Höhergestellten darbringt, um sich ihm nahen zu dürfen. Das ganze Leben unseres Herrn Jesus Christus auf Erden war eine Nahegabe für Gott, eine Anbetung, eine Huldigung, eine Verherrlichung Gottes. Am Kreuz brachte Er Sich vollends Gott dar. Im Glauben dürfen wir nun Ihn, Christus, als unsere Nahegabe ansehen, sodass wir uns Gott nahen können. Durch Ihn, den Mittler, haben wir im Geist Gottes jederzeit Zutritt zum Vater (Eph.2:18). Unsere Nahegabe, die wir Gott darbringen, stammt von Gott. Christus ist die einzige Gott wohlgefällige Darbringung. Im Glauben an den Sohn Gottes bringen wir Gott die einzig rechte und vollkommene Verherrlichung dar.

Unser Herr Jesus Christus starb auch als Opfer für Gott, vergleichbar dem Sündopfer (3.Mose 4). Er starb für unsere Sünden (1.Kor.15:3). Er nahm den Fluch für die Übertretung des Gesetzes auf Sich (Gal.3:10-14). Dementsprechend sagte Johannes der Täufer: »Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt auf Sich nimmt!« (Joh.1:29). Und Paulus schreibt, dass Christus Sich Selbst für unsere Sünden hingegeben hat (Gal.1:4). »Was Er starb, das starb Er der Sünde ein für allemal«, schreibt Paulus in Röm.6:10 und stellt dann heraus: »... was Er aber lebt, das lebt Er für Gott. Also auch ihr!« Ebenso in 1.Korinther 5:15: »Und für alle starb Er, damit die Lebenden nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie starb und auferweckt wurde.«

Für uns tat Christus dies alles. Und nun gehören unsere Herzen Ihm, der uns liebt, in ganzer Hingabe und völligem Gehorsam. Und für Gott tat Er dies alles. Und wir stimmen in diese Verherrlichung Gottes mit ein.

Zur Verherrlichung Gottes

 

Die Christus angehören, wandeln in Liebe, in der, die sie erfahren haben. Das ist eigentlich unausbleiblich. Der Geist Gottes in uns begehrt, die Frucht der Liebe hervorzubringen (Gal.5:22). Christus suchte nicht das Seine. So suchen auch wir nicht mehr das Unsere, denn die Liebe sucht nicht das Ihre (1.Kor.13:5). In Liebe wandeln, das heißt nach 1.Korinther 13:4-7 des Weiteren, geduldig und gütig zu sein und das Üble persönlich nicht anzurechnen, alles aufzugeben, alles zu glauben, alles zu erwarten und alles zu erdulden. Wenn wir in Liebe wandeln, sind wir unserem Gott wie ein duftender Wohlgeruch.

Hier sei die Frage gestellt: Will es uns nicht manchmal entmutigen, dass unsere Liebestaten ein enttäuschendes Echo finden und unser Dienst und Opfer für die Glaubensgeschwister vielfach vergeblich zu sein scheinen? Doch so wie unseres Herrn Darbringung allein für Gott war, so dürfen wir unseren Dienst in erster Linie zur Verherrlichung Gottes tun. Jede Verherrlichung Gottes in all unserem Tun, verbunden mit Anbetung und Danksagung, ist für unseren Gott und Vater wie ein duftender Wohlgeruch.

 

Was Heiligen geziemt

 

Wir fahren im 5. Epheserbriefkapitel mit den Versen 3 und 4 fort: »Hurerei aber und Unreinheit jeder Art oder Habgier werde nicht einmal genannt unter euch, so wie es Heiligen geziemt, ebensowenig Schandbarkeit und törichtes Geschwätz oder Witzelei, die sich nicht gebühren, sondern vielmehr Danksagung.« Das ist der schroffe Gegensatz zur Huldigung! Hurerei - das ist geschlechtlicher Umgang ohne verheiratet zu sein - und Unreinheit – das sind sexuelle Perversitäten, aber auch unreine, zum Beispiel zynische Gedanken - und Habgier sollen noch nicht einmal genannt, das heißt näher erörtert werden, damit die Heiligen in ihrem Denksinn nicht beschmutzt werden. Schandbarkeit - dazu gehört alles, wessen man sich schämen muss -, törichtes Geschwätz und Witzelei - mit Witzelei ist ein spöttelnder Unterton verbunden – gebühren sich für die aus jener Welt herausgerufene Gemeinde nicht, sondern vielmehr Danksagung. Danksagung ist auch das Mittel gegen die Habgier. Habgier vertraut unserem Gott und Vater nicht, dass Er für uns sorgt. Habgier ist kein Wohlgeruch, weder für Gott noch für die Mitmenschen.

Wer nicht mitregieren wird

 

Im folgenden Vers 5 lesen wir nun: »Denn dies wisst und erkennt ihr, dass kein Hurer, Unreiner oder Habgieriger (er ist ja ein Götzendiener) ein Losteil in der Königsherrschaft Christi und Gottes hat.« Gläubige als Götzendiener? Ist so etwas möglich? Durchaus, solange die Gnade Gottes, die in uns wirkt, uns noch nicht umgestaltet hat. Kein Losteil in der Königsherrschaft Christi und Gottes werden die Heiligen bekommen, die an solchen »Werken des Fleisches«, wie sie in Galater 5:19 genannt werden, festhalten. Unser Losteil ist der Anteil an den Vollmachten und Aufgaben Christi, mit denen Er einen jeden unter uns - so wie das Ackerland in Israel einem jeden durchs Los zugeteilt wurde - für die beiden zukünftigen Äonen inmitten der überhimmlischen Geschöpfe beauftragen wird.

Das Wort des griechischen Grundtextes für die Königsherrschaft bedeutet im allgemeinen Königreich, je nach Zusammenhang aber auch Königswürde, Königtum und Königsherrschaft. Hier geht es nicht um unsere Rettung und Teilhabe am Königreich – diese sind allen aus Gnaden Auserwählten und Berufenen verbürgt (Röm.8:30), zumal wir ja auch mit dem heiligen Geist unverbrüchlich versiegelt sind (Eph.1:13) -, sondern darum, ob wir zusammen mit Christus auch herrschen, das heißt Regierungsgewalt ausüben werden.

Wer beständig in den Werken des Fleisches wandelt, wird nicht mitregieren (vgl. auch 1.Kor.6:9,10 und Gal.5:21). Dasselbe gilt aber auch für die, die nicht bereit sind, um Christi willen zu leiden. Lesen wir dazu Römer 8:16,17: »Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind; wenn aber Kinder, dann auch Losteilinhaber, und zwar Losteilinhaber Gottes; Losteilinhaber aber zusammen mit Christus (das heißt an Seiner Regierungsgewalt), wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werde.« So ist es auch in 2.Timotheus 2:11,12 zu lesen: »Glaubwürdig ist das Wort: Denn wenn wir mitstarben, werden wir auch mitleben. Wenn wir erdulden, werden wir auch mitherrschen, wenn wir verleugnen, wird derselbe auch uns verleugnen.« Deutlich erkennen wir, dass wir alle, die wir zusammen mit Christus gekreuzigt wurden und starben und somit der Sünde starben (Röm.6:2-11), auch mit Ihm leben werden, das heißt in den kommenden Äonen inmitten der Überhimmlischen unvergängliches Leben haben werden. Das schließt alle Glieder des Körpers Christi ein. Mit Ihm herrschen aber werden nur die, die wegen Ihm Schmach oder Übles erduldeten. Ein öffentliches Amt inmitten der Überhimmlischen kann nur einnehmen, wer sich auf Erden öffentlich bewährt hat.

Auch diejenigen, die sich nicht Unrecht tun lassen, sind von der Mitherrschaft ausgeschlossen. Hören wir hierzu 1.Korinther 6:7-9: »Nun ist es überhaupt schon ein allgemeiner Niedergang bei euch, dass ihr miteinander Rechtshändel habt. Weshalb lasst ihr euch nicht eher Unrecht tun? Weshalb lasst ihr euch nicht eher benachteiligen? Doch ihr tut Unrecht und benachteiligt andere, und das zwischen Brüdern! Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten kein Losanteil an der Königsherrschaft Gottes erhalten werden? Irret euch nicht!« Es ist einsichtig, dass man Gefahr läuft, selber Unrecht zu tun, wenn man nicht bereit ist, Unrecht zu erdulden. Es geht aber um mehr: Wir sind hier auf Erden in der Schule des Glaubens, in der Zurüstung für unsere äonischen Aufgaben; wir werden tauglich gemacht für unseren zukünftigen Losanteil im Licht (Kol.1:12), und da gilt es, sich in die Gesinnung Christi Jesu einzuüben. Und das heißt ganz praktisch, dass ein jeder den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachtet und jeder nicht auf das Seine, sondern auch auf das Wohl der anderen achtet (Phil.2:3,4). Die Demütigen sind geeignet mitzuherrschen.

Der Zorn Gottes

 

Anknüpfend an die Werke des Fleisches fährt der Apostel Paulus in Vers 6 fort: »Niemand täusche euch mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne der Widerspenstigkeit.« Leere Worte sind hier solche, die den heiligen Ernst der Worte Gottes abschwächen oder sogar welche, die nur der menschlichen Weisheit entspringen und das geoffenbarte Wort missachten - mögen wir sie uns nicht anhören und unsere Zeit damit verschwenden! »Hütet euch«, warnt Paulus in Kolosser 2:8, »dass euch niemand beraubt wegführe durch Philosophie und leere Verführung gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundregeln der Welt und nicht gemäß Christus.«

Sind die Söhne der Widerspenstigkeit, über die der Zorn Gottes kommt, Gläubige? Nein, selbst wenn die Gläubigen dem Herrn mit einem fleischlichen Wandel gemäß der alten Menschheit Unehre machen, so bleibt die gnadenvolle Wahrheit dennoch bestehen, dass der Zorn Gottes über die Gerechtfertigten und mit Ihm Ausgesöhnten nicht kommt (Röm.5:9). Über die in Christus Jesus Auserwählten, Heiligen und Geliebten kann der Zorn Gottes nicht kommen!

Der Zorn Gottes kommt in der Endzeit - das ist der letzte der siebzig Jahrsiebener, die für Israel abgetrennt sind (Dan.9:24) - über die Menschheit. Die Heilsverwaltung der Gnade Gottes, in der wir zur Zeit leben (Eph.3:2), ist dann bereits abgeschlossen. Wir, die Glieder der Körperschaft Christi, sind zu jener Zeit schon zu unserem Herrn Jesus Christus hin entrückt, denn wir sind nicht zum Zorn gesetzt, sondern werden aus des Zornes Kommen geborgen (1.Thess.1:10; 4:17; 5:9). Der Tag des Zorns ist zugleich der Tag der Enthüllung des gerechten Gerichts Gottes (Röm.2:5); so wird Gott nicht nur in der Endzeit, sondern schließlich jedem Nichtauserwählten vor dem großen weißen Thron den Werken gemäß vergelten: Zorn und Grimm, Drangsal und Druck kommen dort über jedes Menschen Seele, der Übles getrieben hat (Röm.2:8,9; Off.20:12,13).

Zweimal stellt Paulus fest, dass wir Söhne der Widerspenstigkeit waren. In Epheser 2:1-3 sagt er: »Auch euch, die ihr tot seid euren Sünden und Kränkungen gegenüber, in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Äon dieser Welt, gemäß dem Fürsten des Vollmachtsgebiets der Luft, des Geistes, der nun in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt, unter denen auch wir alle einst in den Begierden unseres Fleisches einhergingen, den Willen des Fleisches und unserer Denkart ausführten und von Natur aus Kinder des Zorns waren wie auch die übrigen ...« Und in Kolosser 3:5-7 lesen wir: »Ertötet daher in euren Gliedern, was an die Erde bindet: Hurerei, Unreinheit, Leidenschaft, üble Begierde und Habgier, welche Götzendienst ist, weswegen der Zorn Gottes auf die Söhne der Widerspenstigkeit kommt. In diesen Sünden seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch in ihnen lebtet.«

Die Konsequenz aus alledem finden wir in Vers 7: »Werdet daher nicht gemeinsame Teilhaber mit ihnen.« Mit anderen Worten: Treibt nicht Dinge, die den Zorn Gottes über die Ungläubigen hervorrufen! Macht da nicht mit! Und zwar auch daher, weil ihr sonst kein Losteil in der Königsherrschaft Christi und Gottes haben werdet!

Jetzt sind wir Licht in dem Herrn

 

Die Begründung in Vers 8 lautet: »... denn einst wart ihr Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn!« Wie können wir denn gemeinsame Sache mit der Finsternis machen? Licht und Finsternis haben doch keine Gemeinschaft (2.Kor.6:14)!

Der Lobpreis und die Verherrlichung sei unserem Gott und Vater, dass wir jetzt Licht in dem Herrn sind. Mögen wir die Begriffe Licht und Finsternis nicht statisch auffassen, sondern in ihrer Dynamik erkennen, denn die Finsternis zieht verderbliche Kreise; ihr Einfluss ist groß, so dass wir aber auch nicht das Geringste zu ihrer weiteren Verbreitung beitragen sollten. Und das Licht ist noch wirksamer: Es vertreibt die Finsternis, denn es hat das Wort der Wahrheit zur Grundlage und vermittelt die Erkenntnis Christi und Rettung.

Licht in dem Herrn sind wir nun. Wir leuchten nicht von selbst, sondern der, der sagte: »Aus der Finsternis leuchte das Licht!«, der ließ es in unseren Herzen aufleuchten zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi (2.Kor.4:6). Das Licht in unseren Herzen strahlt - soweit Christus in uns Gestalt gewonnen hat (Gal.4:19) - aus, doch nur im Herrn. Die Formulierung »im Herrn« weist auf Wandel und Dienst hin. So sind wir Licht in dem Herrn für unsere Umgebung nur, insoweit wir gehorsam und hingebungsvoll unseren Weg gehen und dem Herrn Christus Jesus dienen. Wir sind Licht in dem Herrn für unsere Mitmenschen, wenn wir das Evangelium Gottes über Seinen Sohn in Wort und Tat verbreiten und leben, was wir lehren.

Dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus sei Lobpreis und Dank dafür, dass Er uns gesegnet hat, Licht zu sein und somit auch als Kinder des Lichts wandeln zu können, zu Seiner Verherrlichung.

Wandelt wie Kinder des Lichts

(Eph.5:9-21)

 

Der Apostel Paulus schreibt in Epheser 5:8: »Einst wart ihr Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn!« Wir sind Licht in dem Herrn, weil wir Gemeinschaft mit Gottes Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, haben (1.Kor.1:9). Wir sind Licht, denn Er ist Licht (Joh.8:12; 12:46). Nicht dass Er buchstäblich Licht wäre, nein, sondern so wie das Licht uns die Gegenstände der Welt erkennen lässt, so vermittelt Er uns die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes, wie auch Paulus in 2.Korinther 4:6 verkündigt: »Gott, der gebot: Aus der Finsternis leuchte das Licht, der lässt es in unseren Herzen aufleuchten zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi.«

Als der Herr Jesus dem Saulus vor Damaskus begegnete, umstrahlte jenen vom Himmel her ein Licht, heller als der Glanz der Sonne. Der Herr sandte Saulus zu Israel und den Nationen, damit sie sich von der Finsternis zum Licht und von der Obrigkeit Satans zu Gott umwenden (Ap.26:13,18). Mit diesen Worten sind die Begriffe Finsternis und Licht auf den Kern gebracht: Satan und Gott. Wir wissen, dass wir aus der Obrigkeit der Finsternis geborgen und in das Königreich des Sohnes der Liebe Gottes versetzt sind (Kol.1:13). Da dies so ist, so lasst uns nicht in der Finsternis wandeln, sondern auf das lichtvolle, göttliche Wort des Lebens achthaben, sodass wir makellose Kinder Gottes inmitten einer verkehrten und verdrehten Generation werden und wie Lichter in der Welt scheinen (Phil.2:15,16).

Da wir Licht in dem Herrn sind, lasst uns den Aufruf des Apostels Paulus in Epheser 5:9,10 hören: »Wandelt wie Kinder des Lichts (denn die Frucht des Lichts besteht in aller Gutheit, Gerechtigkeit und Wahrheit) und prüft dabei, was dem Herrn wohlgefällig ist!« Der Wandel ist stets Ausdruck dessen, was man ist. Wie sieht unser Wandel als Kinder des Lichts aus? Wir bringen Frucht! So lehrt es uns auch die Natur: Das Licht fördert das Wachstum, in dunklen Ecken aber verkümmern die Pflanzen. Auf geistlichem Gebiet hemmt die Finsternis das Wachstum im Glauben, verbirgt uns Weg und Ziel (Joh.12:35), verleitet zur Schläfrigkeit (Eph.5:14) und führt nur zu unfruchtbaren Werken (Eph.5:11). Als vom Licht Lebende aber bringen wir Frucht, und zwar solch eine herrliche, die sogar dem Herrn wohlgefällig ist.

Die Frucht des Lichts

 

Die Frucht des Lichts besteht in aller Gutheit, Gerechtigkeit und Wahrheit. Diese nähere Bezeichnung der Frucht des Lichts leitet Paulus mit einem »denn« ein und begründet damit, warum wir uns wie Kinder des Lichts verhalten sollen, nämlich weil wir dann Frucht bringen. Paulus will, dass wir nicht ohne Frucht vor der Preisrichterbühne unseres Herrn Jesus Christus stehen. Mit Frucht erfüllt sein sollen wir (Phil.1:11), mit vollen Händen sollen wir vor Ihn treten. Es ist das Gebet des Apostels, dass wir mit der Erkenntnis des Willens Gottes erfüllt werden, damit wir des Herrn würdig wandeln und Ihm in jeder Weise gefallen und in allem guten Werk Frucht bringen (Kol.1:9,10).

Warum bezeichnet Paulus Gutheit, Gerechtigkeit und Wahrheit, gerade diese drei Dinge, als die Frucht des Lichts? Weil Gutheit, Gerechtigkeit und Wahrheit die drei Grundpfeiler unseres von den Mitmenschen wahrgenommenen Verhaltens sind, die Licht in die dunklen Verhältnisse bringen.

Gutheit ist nicht das Gute nur im Einzelfalll, sondern das alle Zusammenhänge umfassende und unser ganzes Wesen und den gesamten Wandel prägende Gute. Mögen wir wie Paulus darum beten, dass unser Gott uns der Berufung für würdig erachte und alles Wohlgefallen an Gutheit und jedes Werk des Glaubens in Kraft vervollständige und gelingen lasse, damit der Name unseres Herrn Jesus verherrlicht werde gemäß der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus (2.Thess.1:11).

Gerechtigkeit sollen wir üben. Da die Gerechtigkeit Gottes auf uns Glaubende gekommen ist (Röm.3:22), mit anderen Worten: da wir gerechtfertigt sind, werden wir unsere Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit für die Sünde, sondern uns selbst für Gott bereitstellen, als Lebende aus den Toten, und unsere Glieder für Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit (Röm.6:13).

Zur Frucht des Lichts gehört auch die Wahrheit. Wir kennen die Wahrheit - das Wort Gottes -, es schärft uns den Sinn für die Wahrheit in allen Lebenslagen.

Bei unserem Wandel als Kinder des Lichts in aller Gutheit, Gerechtigkeit und Wahrheit haben wir immer wieder zu prüfen, was dem Herrn wohlgefällig ist (Vers 10). Dazu bedarf es der Erkenntnis des Willens Gottes, und zwar nicht nur im Einzelfall, etwa dass wir niemandem Übles mit Üblem vergelten sollen (Röm.12:17), sondern für den gegenwärtigen bösen Äon (Gal.1:4) und die Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2) mit ihren rein geistlichen Segnungen inmitten der Überhimmlischen (Eph.1:3). Den Vorsatz Gottes für die derzeitige Heilsverwaltung müssen wir kennen, um Ihm wohlgefällig wandeln zu können. Heute gilt zum Beispiel: »Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht.« Mögen wir darum in Erkenntnis des Vorsatzes Gottes für unsere Zeit die Schwachheiten an uns rühmen - unsere Einengungen -, damit die Kraft des Christus über uns zelte (2.Kor.12:9).

Unfruchtbare Werke

 

Nun schreibt der Apostel Paulus in Epheser 5:11-14a weiter: »Nehmt nicht an den unfruchtbaren Werken der Finsternis teil, entlarvt sie vielmehr als solche! Denn was im Verborgenen von ihnen getrieben wird, davon auch nur zu reden, ist schandbar. Das alles aber, vom Licht entlarvt, wird offenbar. Denn alles, was offenbar wird, ist Licht.« Eine Teilnahme an den unfruchtbaren Werken der Finsternis kommt selbstverständlich nicht in Frage; prüfen wir uns aber dennoch, ob wir nicht doch unsere Gedanken, unsere Zeit, unsere Kraft und unser Geld für Dinge verschwenden, die den Menschen nicht dienen, die keinen geistlichen Ertrag bringen oder sonstwie dem Herrn nicht wohlgefällig sind. Nicht umsonst ermahnt Paulus in 2.Korinther 6:14: »Werdet nicht ungleich gejocht mit Ungläubigen! Denn welche Teilhaberschaft besteht zwischen Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit, oder welche Gemeinschaft zwischen Licht und Finsternis?«

»... entlarvt sie (die unfruchtbaren Werke der Finsternis) vielmehr als solche.« Wie können wir das tun? Zunächst ist zu sagen, dass nur solche Heilige, die wie Kinder des Lichts wandeln, deren Verhalten also bei Licht besehen einwandfrei ist, es tun können. Dabei werden sie sich nicht selbst in den Vordergrund drängen und die Werke der Welt geißeln, sondern das Licht als solches wirken lassen, denn Vers 13 sagt, dass das Licht es ist, welches entlarvt. So werden die Kinder des Lichts nicht an den Werken der Finsternis teilnehmen und darüber nicht mitreden, wie es in den Versen 3 und 4 heißt: »Hurerei aber und Unreinheit jeder Art oder Habgier werde nicht einmal genannt unter euch, so wie es Heiligen geziemt, ebensowenig Schandbarkeit und törichtes Geschwätz oder Witzelei, die sich nicht gebühren, sondern vielmehr Danksagung.« Dies bemerken die Kollegen, Nachbarn und Bekannten sehr wohl. Zum Entlarven gehört aber auch die Darlegung des Guten, Gerechten und Wahren. Das Licht, das das Gute, Gerechte und Wahre ausstrahlt, entlarvt das Böse, Ungerechte und Lügnerische, stellt es ins Licht und macht das finstere Werk als solches offenbar.

Erwache, der du schlummerst

 

Mit Vers 14 b folgt nun die Ermahnung an die Schlummernden unter uns: »Darum heißt es auch: Erwache, der du schlummerst, stehe auf aus den Toten, und aufleuchten wir dir der Christus!« Was will Paulus - den Abschnitt zugleich auch zusammenfassend - damit sagen? Schlummert nicht weiter, bleibt nicht fernerhin schläfrig, als wärt ihr in der Finsternis; ihr seid doch Licht in dem Herrn, darum wandelt auch wie Kinder des Lichts; wacht auf, macht ernst mit dem Wandel im Licht, denn dann wird euch der Christus aufleuchten und dann werdet ihr ein Licht verbreiten, das die Finsternis vertreibt! Mit den Worten von Römer 13:11-14 gesagt: »Und dies« - einander lieben - »tut, wissend um die Frist, da die Stunde für uns schon da ist, aus dem Schlaf erweckt zu werden« - das heißt: Jetzt, da ihr das hört, ist die Stunde da, wach zu werden -; »denn nun ist unsere Rettung näher als damals, als wir gläubig wurden; die Nacht ist schon vorgeschritten, und der Tag ist nahegekommen« - nahe ist also der Tag Christi, auf den wir harren -. »Folglich lasst uns die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen! Wie am Tage - wie am hellen Tage - lasst uns wohlanständig wandeln, nicht in Ausgelassenheit und Rausch, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Hader und Eifersucht, sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an und trefft keine Vorkehrungen für Begierden des Fleisches!«

Mit dem Aufruf: »... stehe auf aus den Toten ...« ist selbstverständlich nicht unsere buchstäbliche Auferstehung angesprochen, sondern Paulus will, dass wir bereits hier auf Erden ein solches Leben für den Herrn führen, wie wir es nach unserer Auferstehung bei Ihm in den Himmeln führen werden. Dies bringt er auch in Philipper 3:9-11 zum Ausdruck; er will nicht seine eigene Gerechtigkeit haben, nämlich die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben Christi, die Gerechtigkeit aus Gott auf Grund des Glaubens: Um Ihn zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden, indem er Seinem Tod gleichgestaltet werde, ob er etwa zu der Ausauferstehung, der aus den Toten, gelangen könnte. Mögen auch wir alle dahin gelangen, dass wir als Lebende aus den Toten wandeln, als solche, die hier schon in der Kraft der Auferstehung Jesu Christi wandeln und dienen. Nach Epheser 1:19 wirkt diese alles übersteigende Größe Seiner Kraft in uns, die wir glauben.

Wenn wir Gottes Erbarmen erkannt haben, leben zu dürfen, obwohl wir es verwirkt hatten, und wenn wir die Gnade erkannt haben, zusammen mit Christus zu Tode gebracht, aber auch auferstanden zu sein, und aus dieser Gnade leben, dann wird uns Christus aufleuchten und wir werden wie Kinder des Lichts wandeln.

Unser genauer Wandel als Weise

 

Und nun schreibt der Apostel Paulus in den Versen 15 und 16: »Gebt daher Obacht, Brüder, wie ihr genau wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, indem ihr jede Gelegenheit auskauft, denn die Tage sind böse.« Gebt daher, weil es heißt: Erwache, der du schlummerst, Obacht, Geschwister, wie ihr genau wandelt. Euer Wachsein erweise sich im Obachtgeben!

Genau sollen wir wandeln. Es geht nicht an zu sagen: Es kommt nicht so genau darauf an. Es geht nicht an, auch nur die kleinste Anweisung des Apostels Paulus für unser Tun und Lassen zu mißachten. Eine ungenaue Beachtung des Wortes unseres Herrn verherrlicht Ihn nicht, sondern kränkt Ihn und bringt uns nur Schaden, nicht nur, dass unser Herr Christus Jesus uns vor der Preisrichterbühne kein Lob aussprechen und kleinen Lohn erteilen wird, sondern schon hier auf Erden. Wir bekommen ein schlechtes Gewissen und haben ein schlechtes Zeugnis von der Kraft des Evangeliums gegeben. Die Ungläubigen schütteln den Kopf und denken: Na, dann ist es mit ihrem Herrn auch nicht weit her. Ein ungenauer Wandel betrübt den heiligen Geist, mit dem wir versiegelt sind (Eph.4:30), und unsere Brüder und Schwestern in Christus Jesus seufzen über uns wie auch die Ältesten. »Irret euch nicht: Gott lässt sich nicht spotten; denn was auch ein Mensch sät, das wird er auch ernten; denn wer in sein Fleisch sät, wird aus dem Fleisch Verderben ernten; wer aber in den Geist sät, wird aus dem Geist äonisches Leben ernten« (Gal.6:7,8). Irrt euch nicht, Gott nimmt es genau. Seine Worte sind die präzisesten, wertvollsten und kraftvollsten, die es gibt; mögen wir auf sie Obacht geben und sie ernst nehmen, damit wir nicht das Geringste davon versäumen.

Genau wandelt, wer wie der Apostel Paulus wandelt. Er ist uns ein großes Vorbild. Er lebte, was er lehrte, in Vollkommenheit. Deshalb sollen wir ihn nachahmen. Dann tun wir genau das, was unserem Herrn wohlgefällig ist. »Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christi Vorbild folge«, schreibt er in 1.Korinther 11:1. »Werdet meine Mitnachahmer, Brüder, und achtet auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt« (Phil.4:9). »Im übrigen nun, Brüder, ersuchen wir euch und sprechen euch zu in dem Herrn Jesus, dass, so wie ihr es von uns erhalten habt, wie ihr wandeln müsst, um Gott zu gefallen (wie ihr auch wandelt), dass ihr darin immer mehr überfließen möget« (1.Thess.4:1).

Wer genau wandelt, ist nicht unweise, sondern weise. Denn wer genau wandelt, gehorcht dem Wort des Lebens und erntet nicht nur vor der Preisrichterbühne des Christus Lob und Lohn äonischer Lebensqualität, sondern erfreut sich heute schon je nach der Genauigkeit seines geistlichen Wandels der Kraft und des Zuspruchs des äonischen Lebens (Gal.6:8).

Weise ist im übrigen nur, wer das Wort vom Kreuz erkannt hat, das Schluss macht mit dem Fleisch, der alten Menschheit mit ihrem Stolz und ihren Werken. Weise ist, wer im Innersten erfasst hat, dass er zusammen mit Christus gekreuzigt und gestorben ist, und nur aus der Gnade lebt.

Weise kaufen jede Gelegenheit aus, das Licht des Evangeliums zu verbreiten, denn die Tage sind böse (Vers 16). Die Tage sind dürftig, schwierig, von Interesselosigkeit am Evangelium und Widerstand geprägt; da gilt es, die günstige Frist oder den richtigen Zeitpunkt zu erkennen und zu handeln. Mögen wir jede Gelegenheit zur Verkündigung des Evangeliums des Apostels Paulus in Wort und Tat erkennen und zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters wahrnehmen. Wie wir reden sollen, erfahren wir aus Kolosser 4:5,6: »Wandelt in Weisheit vor denen, die draußen sind, die Gelegenheit auskaufend. Euer Wort sei allezeit in Gnade und mit Salz gewürzt, wissend, wie ihr einem jeden antworten sollt.« Salz ist die fäulnisverhindernde Wahrheit des Wortes Gottes. Um die Gelegenheiten sollen wir übrigens bitten, wie auch Paulus es tat: »Betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür für das Wort auftue, um über das Geheimnis Christi zu sprechen« (Kol.4:3).

Der Wille des Herrn

 

Anknüpfend an die Aussage, dass die Tage böse sind, fährt Paulus in Vers 17 fort: »Deshalb werdet nicht unbesonnen, sondern sucht zu verstehen, was der Wille des Herrn ist«. Hier zeigt es sich, ob wir töricht oder weise sind. Der Tor befragt nicht die Bibel; der Weise aber forscht in der Heiligen Schrift nach dem Willen des Herrn, nach Seinem Vorsatz für die Äonen wie auch nach den Anweisungen im Einzelnen, und gehorcht. Es ist klar, dass selbst der eifrigste Einsatz für den Herrn verfehlt ist, wenn er nicht dem Willen des Herrn entspricht. Deshalb sollen wir auch darum beten, dass wir mit der Erkenntnis Seines Willens in aller geistlichen Weisheit und allem geistlichen Verständnis erfüllt werden, um des Herrn würdig zu wandeln und Ihm in jeder Weise zu gefallen - als solche, die in allem guten Werk Frucht bringen und in der Erkenntnis Gottes wachsen (Kol.1:9,10).

 

 

Werdet mit Geist erfüllt

 

In Vers 18 lesen wir: »Berauscht euch auch nicht mit Wein, was zur Liederlichkeit führt, sondern werdet mit Geist erfüllt«. Wir haben den Geist, den heiligen (Röm.5:5). Die Kraft Gottes wohnt in uns (Röm.8:9). Wir erhielten den Geist, als Gott uns berief und den Glauben schenkte (Eph.1:13; Phil.1:29). Der Geist Gottes ist uns das Siegel dafür, dass wir Ihm unverbrüchlich angehören (1.Kor.1:22). Dies vorausgesetzt, ist es das Anliegen des Apostels Paulus, dass der heilige Geist nun aber auch allen Raum in uns einnimmt. Er soll nicht einen kleinen Winkel in unseren Herzen bewohnen, sondern es völlig erfüllen. Es geht - um es klar zu sagen - nicht darum, mehr Geist zu bekommen, sondern darum, dass der Geist mehr Raum bekommt.

Wer nicht voll heiligen Geistes ist, hat noch Raum für ungeistliche, nämlich selbstsüchtige und finstere Gedanken und Taten. Im Rausch gar kann man den Einflüssen der bösen Geister noch weniger widerstehen. Fleischliches Verhalten, das Einstellen auf den gegenwärtigen Äon (Röm.12:2) und welche sonstigen Sünden und Kränkungen auch immer betrüben den heiligen Geist in uns, mit dem wir versiegelt sind (Eph.4:40), und beschränken seine Wirksamkeit.

Wie können wir daran mitwirken, mit Geist völlig erfüllt zu werden? Die Antwort steht in Kolosser 3:16: »Lasst das Wort Christi euch reichlich innewohnen, belehrt und ermahnt euch gegenseitig in aller Weisheit; singt Gott in Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern voll Dankbarkeit in euren Herzen.« Das Wort Christi ist das, was Paulus, der Apostel Christi Jesu, uns verkündigt. Das muss uns reichlich innewohnen. Deshalb ernährt sich der auf geistliches Wachstum Bedachte ständig mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus (1.Tim.4:6), und zwar reichlich und nicht kümmerlich. Wer mit Geist erfüllt werden will, bittet um die Ausrichtung seines Herzens auf die Liebe Gottes und das Erdulden des Christus (2.Thess.3:5).

 

Lobgesang, Dank und Unterordnung

Wenn wir voll heiligen Geistes sind, so hat das Auswirkungen. Die Verse 19 bis 21 nennen sie uns: »... sodass ihr zueinander in Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern sprecht und dem Herrn in euren Herzen singt und zum Saitenspiel lobsingt, für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus allezeit dankend, euch einander unterordnend in der Furcht Christi.«

Wenn wir mit heiligem Geist erfüllt sind, werden alle unsere Tage ein Ausdruck der Liebe und Gnade Gottes sein und zum Besten der Menschen und zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters dienen, insbesondere wenn wir allezeit - die Wahrheit und Kraft des Evangeliums bezeugend -, wie Vers 19 sagt, dem Herrn lobsingen und gemäß Vers 20 Gott für alles danken sowie nach Vers 21 uns einander unterordnen.

Der Geist führt uns in unserem Wandel als Söhne Gottes (Röm.8:14) und als Kinder des Lichts (Eph.5:9) und kräftigt uns zum Zeugnisgeben (Ap.1:8). Zeugnis von unserem Gott und Vater, dessen Gnade unsere Herzen gewonnen hat, und unserem Herrn Jesus Christus, der uns mit Seinem Blut freilöste, geben insbesondere Lobgesang, Dank und Unterordnung.

Mögen wir einander in Lobgesängen zusprechen. Mit den Psalmen sind nicht die Israels gemeint, denn sie entsprechen in weiten Teilen nicht den uns gewährten geistlichen und überhimmlischen Segnungen und dem von uns zu verkündigenden Evangelium des Christus, das dem Apostel Paulus offenbart wurde (Gal.1:12). Psalmen im Sinne von Epheser 5:19 sind die Anbetungslieder unserer Zeit. Geistliche Lieder sind solche, die mit dem Wort Gottes für die gegenwärtige Verwaltung der überströmenden Gnade (Eph.3:2) übereinstimmen. Leider sind viele Lieder, die Gläubige singen, keine geistlichen, sondern recht menschlich-seelische »Wohlfühl«-Lieder von geringer geistlicher Substanz.

Voll heiligen Geistes, wird das Lob Gottes immerdar auf unseren Lippen sein, denn »aus der Überfülle des Herzens spricht der Mund« (Mat.12:34). Und so wir unseren Mund nicht auftun können, weil anderes zu tun ist, so singen wir in unseren Herzen.

Geistesfülle zeigt sich des Weiteren daran, dass man für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus allezeit dankt (Vers 20). Wir tun es in Seinem Namen, weil wir uns eins wissen mit der Gesinnung und der Aufgabe unseres Herrn. In Vers 17 heißt es: »... sucht zu verstehen, was der Wille des Herrn ist.« Hier ist die Antwort; mit den Worten von 1.Thessalonicher 5:18 gesagt: »Danket in allem! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.« Gereifte Gläubige danken allezeit in allem und für alles, denn sie wissen, dass unser Gott und Vater uns alles zum Guten zusammenwirkt (Röm.8:28), alle Probleme der Menschheit löst und in Christus alles in Herrlichkeit vollendet, alle rettend (1.Tim.4:109), alle lebendig machend (1.Kor.15:22), alle mit Sich aussöhnend (Kol.1:20) und alle Sich unterordnend (1.Kor.15:28).

In Lobgesang und Dankbarkeit sowie in der Unterordnung äußert sich das Erfülltsein mit dem heiligen Geist, nicht in Verzückungen oder in Zuckungen und im Taumeln des Körpers, was von Dämonen gewirkt ist.

In der Furcht Christi

 

Nun Vers 21: »... euch einander unterordnend in der Furcht Christi.« Die Unterordnung ist nicht nur ein Vollendungsziel unseres Gottes und Vaters, sondern soll von den Heiligen heute schon praktiziert werden. Dass die herausgerufene Gemeinde sich Christus unterordnet (Eph.5:24) und man sich den Ältesten und den Mitarbeitern, die sich abmühen, unterordnet, sollte selbstverständlich sein (1.Tim.5:17; 1.Thess.5:12,13; 1.Kor.16:16; Heb.13:7,17). Wir sollen uns aber auch einander unterordnen. Möge jeder von uns bereit sein, den untersten Platz einzunehmen. Sogar unser Herr Jesus tat dies, als Er Seinen Jüngern die Füße wusch (Joh.13:5). So geziemt es uns, einander durch die Liebe zu sklaven (Gal.5:13) und den anderen in Demut sich selbst für überlegen zu erachten (Phil.2:3). Hochmut, Besserwisserei und Kritiksucht dagegen haben schon viel Ärger verursacht. Unterordnen - nur geisterfüllte Heilige können das.

In der Furcht Christi, das heißt in dem Besorgtsein, die Heiligkeit Christi nicht zu verletzen, sollen wir uns unterordnen, damit wir uns an dem Bruder und der Schwester nicht versündigen (vgl. 1.Kor.8:12). »Die Furcht Jewes ist der Anfang der Weisheit« (Ps.111:10; vgl. Spr.1:7; 9:10). Vergessen wir nicht die Anfangsgründe!

Unser Gott, der Vater des Lichts, möge es uns schenken, wie Kinder des Lichts zu wandeln, genau, weise, den Willen des Herrn kennend und mit Seinem Geist erfüllt! Lobpreis, Dank und Verherrlichung seien Ihm dafür im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

 

Das Geheimnis der Ehe und seine Deutung

(Eph.5:22-33)

 

In Epheser 5:21 schreibt der Apostel Paulus: »Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi.« Unter unserer Furcht vor Christus dürfen wir unser Besorgtsein verstehen, Seine Heiligkeit nicht zu verletzen; wer den Herrn fürchtet, gibt genau Obacht, angesichts Seiner Größe und Herrlichkeit, Seiner Gerechtigkeit und Gnade aber auch nicht das Geringste an Unterordnung, Gehorsam und Hingabe zu versäumen.

Nicht nur unserem Herrn, den Ältesten und allen Mitarbeitern, die sich abmühen, sollen wir uns unterordnen (1.Tim.5:17; 1.Thess.5:12,13; 1.Kor.16:16; Heb.13:7,17), sondern jedem Bruder und jeder Schwester in Christus Jesus. In der Gesinnung Christi Jesu, der Sich Selbst erniedrigte bis zum Kreuzestod, ist uns dies möglich. Wer mit dem Geist Gottes erfüllt ist, wird den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachten (Phil.2:3).

Die Unterordnung in der Furcht Christi ist auch für die Ehe von grundlegender Bedeutung.

So schreibt der Apostel Paulus in den Versen 22 bis 24: »Die Frauen sollen sich ihren eigenen Männern unterordnen, als gälte es dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der herausgerufenen Gemeinde ist. Überdies ist Er auch Retter Seiner Körperschaft. Doch wie die herausgerufene Gemeinde sich Christus unterordnet, so seien auch die Frauen in allem ihren Männern untertan.«

Die Unterordnung ist Teil der göttlichen Schöpfungsordnung. Wir müssen sie kennen, um nicht irrezugehen. Sie ist in 1.Korinther 11:3 niedergelegt: »Ich will euch aber noch zu wissen geben, dass eines jeden Mannes Haupt der Christus ist, das Haupt der Frau aber ist der Mann, und das Haupt des Christus ist Gott.« Die Unterordnung ist neben der Aufhauptung des Alls in Christus (Eph.1:10), der Vervollständigung des Alls durch Ihn (Eph.1:23) und der Aussöhnung des Alls durch Sein Blut (Kol.1:20) auch eines der Vollendungsziele Gottes, denn wenn unserem Herrn das All vom Vater untergeordnet sein wird, »dann wird auch der Sohn Selbst dem untergeordnet sein, der Ihm das All unterordnete, damit Gott alles in allen sei« (1.Kor.15:28). Mögen wir uns eingedenk dieses Ziels heute schon unterordnen!

Die Unterordnung in der Ehe entspricht der geistlichen Wahrheit, dass wir, die herausgerufene Gemeinde, Christi Körperschaft sind (Eph.1:22) und in ihr Einheit herrscht, wie der lehrmäßige Abschnitt von Epheser 1:20 bis 2:10 zeigt. Wie unser der »gemeinsamen Körperschaft« (Eph.3:6) gemäße Wandel auszusehen hat, wird in dem Abschnitt von Epheser 5:21 bis 6:9 beschrieben. Die Einheit und die Gemeinschaft in der Körperschaft Christi wären empfindlich gestört, wenn sie nicht auf das eine Haupt hören würde, sondern etwa zwei Häupter hätte; auch in der Ehe wäre das so. Unterordnungsmangel einerseits und unklare Herrschaftsverhältnisse andererseits wirken in jeder Gemeinschaft wie auch in der Ehe zerstörerisch.

Wir wissen, dass es zwischen Mann und Frau im Hinblick auf unseren Gnadenstand in Christus Jesus und unsere geistlichen Segnungen keinen Unterschied gibt (Gal.3:28). Daraus jedoch für unseren Wandel im Herrn zu folgern, dass die Schöpfungsordnung für uns Gläubige nun aufgehoben sei, ist falsch. Das Wort Gottes lehrt uns die richtigen Folgerungen.

Die Frauen

 

Dies vorausgeschickt, wollen wir nun die Verse im Einzelnen betrachten: »Die Frauen sollen sich ihren eigenen Männern unterordnen, als gälte es dem Herrn« (Vers 22). Vordergründig bezieht sich die Unterordnung auf den Ehemann, der tragende Hintergrund jedoch ist der Herr. Ihm, unserem Herrn Jesus Christus, gilt die Unterordnung der Ehefrau. Ihm tut sie es; dies lässt sie willig ihre Position einnehmen. Wer dagegen die Unterordnung unter den Ehemann ablehnt, lehnt die unter den Christus ab.

Mit diesem Vers und der Aussage »... als gälte es dem Herrn« berühren wir bereits einen Aspekt des Geheimnisses der Ehe. Das Geheimnis ist, was diesen Teil anbelangt, dass die Unterordnung der Ehefrau ihrem Herrn Jesus Christus gilt. Die Ehe - »dieses Geheimnis ist groß; ich aber«, schreibt Paulus in Vers 32, »deute es auf Christus und die herausgerufene Gemeinde.«

In Vers 23 begründet der Apostel Paulus die Unterordnung damit, dass der Mann das Haupt der Frau ist wie auch Christus das Haupt der herausgerufenen Gemeinde. Warum sagt Paulus nicht: »...wie auch Christus das Haupt des Mannes ist«? Entsprechend der Thematik des Epheserbriefs, nämlich der herausgerufenen Gemeinde in ihren herrlichen Segnungen in Christus Jesus, muss die herausgerufene Gemeinde der Vergleichspunkt sein. Deshalb wird der Mann mit Christus gleichgesetzt, der der Retter Seiner Körperschaft ist, so wie auch der Mann als das Haupt seiner Frau ihr zum Segen gesetzt ist, denn er soll sie ja wie seinen eigenen Körper lieben (Vers 28). Und deshalb wird die Frau mit der herausgerufenen Gemeinde, die Christi Körperschaft ist (Eph.1:22; Kol.1:18), gleichgesetzt, weil sie Schutz und Führung und Liebe von ihrem Mann erfährt, so wie die Gemeinde von Christus. Die Gemeinde als die vereinigte und gemeinsame Körperschaft des Christus (Eph.2:5,6,15; 3:6), eins im Geist mit Ihm (1.Kor.6:17), ist überhaupt der Vergleichspunkt für das Geheimnis der Ehe, denn auch die Ehe ist eine vereinigte und gemeinsame Körperschaft, und zwar des Mannes, eins im Fleisch (Vers 31), so wie es ursprünglich war, als Eva noch in Adam war.

Da der Mann das Haupt der Frau ist wie auch Christus das Haupt der herausgerufenen Gemeinde und es zweifellos kein Haupt ohne Untergeordnete gibt, ist es folgerichtig, was in Vers 24 geschrieben steht: »... wie die herausgerufene Gemeinde sich Christus unterordnet, so seien auch die Frauen in allem ihren Männer untertan.«

Wenn die Gemeinde sich von ihrem Herrn nichts sagen ließe, wie sollte Er dann heilsam an ihr wirken können? - Wie sieht die Unterordnung praktisch aus? Die Frau wird ihr Haupt in allem ehren, indem sie ihren Mann fragt und auf ihn hört. Das gilt auch für Frauen, die ungläubige Männer haben. Was ist, wenn der Mann, sei er ungläubig oder gläubig, etwas Unrechtes von seiner Frau verlangt? Dann wird sie als seine treue Gehilfin auf das Rechte hinweisen, das allein beiden vom Herrn geboten ist, und ihr Mann wird ihr dafür danken. Und was ist, wenn der Mann seiner Frau in mancherlei Weise unterlegen ist oder von einer Sache viel weniger versteht als seine Frau? Auch dann wird die Frau ihr Haupt ehren als gälte es dem Herrn, indem sie nicht ohne die Zustimmung ihres Mannes zu ihren Plänen handelt.

In 1.Mose 3:16 lesen wir, dass Jewe Elohim zur Frau sagt: »... und er (dein Mann) wird über dich herrschen.« Wer sagt denn, dass Herrschen etwas Schlechtes sei? Herrscht etwa Christus nicht zum Guten über uns? Die Herrschaft Adams über Eva diente schließlich ihrem Schutz vor weiterer Verführung. Und in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2) ist die Liebe der Wesenszug der Hauptschaft des Mannes. Dem Unterordnen »als gälte es dem Herrn« steht das Herrschen »als vom Herrn« gegenüber, und das geschieht in der Liebe des Christus.

Unsere Heiligung

 

Die Liebe des Christus ist Vorbild und Maßstab für den Umgang des Mannes mit seiner Frau, wie aus Vers 25 hervorgeht: »Ihr Männer, liebt eure Frauen, so wie auch Christus die herausgerufene Gemeinde liebt und Sich Selbst für sie dahingegeben hat ...« Hauptschaft bedeutet also liebevolle Hingabe, ja das Sich-Aufopfern für die geliebte Ehefrau.

Die Liebe des Christus dient der Gemeinde, wie in den Versen 26 und 27 beschrieben: » ... um sie zu heiligen: sie reinigend durch das Wasserbad in einem Ausspruch Seines Mundes, damit Er für Sich Selbst die herausgerufene Gemeinde herrlich darstelle, sodass sie keinerlei Flecken, Runzel oder irgend etwas solcher Art habe, sondern heilig und makellos sei.«

Wir sind heilig und makellos in unserem Gnadenstand in Christus Jesus (Eph.1:4). Wir sind heilig, denn unser Gott und Vater hat uns durch Seinen Geist im Namen unseres Herrn Jesus Christus geheiligt (1.Kor.6:11).

Heilig sein bedeutet, von allem Unreinen abgesondert zu sein für Gott. Heilige sind Gott geweiht und verhalten sich ihrer Zugehörigkeit zu Gott entsprechend, nämlich von Seiner Art durchdrungen. Die Heiligung nun ist ein Prozess der Veränderung in den Zustand hinein, wie er dem Gnadenstand entspricht. Die Heiligung vollzieht sich im Hineinwachsen in Christus Jesus, unser Haupt (Eph.4:15), das Seelische ablegend, das Geistliche anlegend. Die Heiligung hat das Ziel, unsere Heiligkeit in der Furcht Christi zu vollenden (2.Kor.7:1). Zur Heiligung ist uns Christus Jesus gemacht (1.Kor.1:30) - und niemand anders.

Wie heiligt Christus Seine Herausgerufene Tag für Tag? Durch das Wasserbad in einem Ausspruch Seines Mundes! Nicht durch das Baden in buchstäblichem Wasser reinigt Er uns, sondern durch das Baden in Seinem Wort; mit den Worten von 1.Timotheus 4:6 gesagt: durch die ständige Ernährung mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus. Ein »Ausspruch« aus dem Munde Christi ist das gesprochene Wort, das, was uns im Glauben und im Gehorsam jeweils gerade anspricht, ob wir es nun hören oder lesen oder uns daran erinnern.

Solange wir in dem gegenwärtigen bösen Äon leben und Sünde mitansehen müssen und auch selbst in Konflikte kommen, benötigen wir die wiederholte Reinigung durch Seine lebendigen und kraftvollen Aussprüche. Mögen wir uns darum in Sein Wort vertiefen und es uns täglich einverleiben (Eph.4:16), sodass es unser Innerstes anspricht und wir uns auf Sein Wort gestützt als von allen Sünden Gerechtfertigte und Ausgesöhnte, als Gereinigte, Heilige und Geliebte erkennen und zudem umgestaltet werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit in das Bild des Sohnes Gottes (2.Kor.3:18).

Auf diese Weise, eben durch das reichliche Innewohnenlassen des Wortes Christi (Kol.3:16) als Seine lebendige, persönliche Ansprache, wird die herausgerufene Gemeinde keinerlei Flecken oder Runzeln mehr haben und nicht nur im Gnadenstand, sondern auch in der Praxis heilig und makellos sein. Gewiss wird Er das Ziel erreichen, wie es auch in Römer 8:30 heißt: »Die Er aber vorherbestimmt, diese beruft Er auch; und die Er beruft, diese rechtfertigt Er auch; die Er aber rechtfertigt, diese verherrlicht Er auch.«

So sieht die Liebe des Christus aus, die Er Seiner herausgerufenen Gemeinde dauernd zuwendet; Er heiligt sie und stellt sie herrlich dar, heilig und makellos.

Die Männer

 

Und nun kommt Paulus mit Vers 28 wieder auf die Männer zu sprechen: »Ebenso auch schulden es die Männer ihren Frauen, sie wie ihre eigenen Körper zu lieben.« Die Männer, die das beherzigen, fürchten nicht die Frage: Hat deine Frau Flecken oder Runzeln, zu denen du beigetragen hast? Diese Männer tragen ihre Frauen in Geduld, sprechen ihnen zu, festigen sie im Glauben und sind stets auf Edles vorbedacht. Die Liebe dieser Männer bringt ihre Frauen zur Vollendung.

Das Geheimnis der Ehe ist groß, wir aber haben es auf Christus und die herausgerufene Gemeinde zu deuten. Welch eine Aufgabe und welch eine Würde für die Männer, dass ihre Liebe der des Christus zu Seiner Gemeinde gleichen, ja die des Christus sein soll.

Die Einheit im Fleisch und die im Geist

 

Mit Vers 28 eröffnet Paulus den Gedanken der Einheit von Haupt und Körper, bei Mann und Frau im Fleisch, bei Christus und Seiner Herausgerufenen im Geist bestehend. Die Darlegung dieser Einheit reicht von Vers 28 bis 31: »Ebenso auch schulden es die Männer ihren Frauen, sie wie ihre eigenen Körper zu lieben. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst, sondern jeder ernährt es und hegt es, so wie auch Christus die herausgerufene Gemeinde; denn wir sind Glieder Seiner Körperschaft: Deshalb wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich seiner Frau anschließen, und die zwei werden wie ein Fleisch sein.«

Die Frau ist gewissermaßen das eigene Fleisch des Mannes. Selbstverständlich liebt und hegt und pflegt jeder sein eigenes Fleisch, so wie auch Christus für Seine Gemeinde sorgt. Wir als die Glieder Seiner Körperschaft (oder, bildlich gesprochen: Seines Körpers) erfahren dies täglich in guter Belehrung, kraftvollem Zuspruch, weisheitsvoller Führung, großem Erbarmen und alles übersteigender Liebe. Dementsprechend soll der Mann seine Frau wie seinen eigenen Körper lieben, schließlich stammen Fleisch und Gebein der Frau aus dem Mann.

In 1.Mose 2:18-25 wird darüber berichtet: »Dann sagte Jewe Elohim: Es ist nicht gut für den Menschen, allein zu sein. Ich will für ihn eine Gehilfin machen, als seine Ergänzung. ... Da ließ Jewe Elohim einen Tiefschlaf auf den Menschen fallen. Während er schlief, nahm Er eine von seinen Zellen und verschloss das Fleisch über ihr. Dann baute Jewe Elohim die Zelle, die Er von dem Menschen genommen hatte, zu einer Frau und brachte sie zu dem Menschen. Da sagte der Mensch: Diesmal ist es Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch. Diese soll »Frau« genannt werden; denn von ihrem Mann ist diese genommen. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie beide werden ein Fleisch sein. Beide waren sie nackt, der Mensch und seine Frau, aber sie schämten sich nicht.«

So wie Eva Adams Gehilfin und Ergänzung war, so ist die Körperschaft Christi Seine Vervollständigung und Mitarbeiterin, »die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt« (Eph.1:23).

Da Mann und Frau ursprünglich einer waren, ist das Verlangen zueinander ganz natürlich; auch Christus verlangt nach Seiner Gemeinde; mit innerster Regung sehnt Er Sich nach uns (Phil.1:8). Die Glückseligkeit von Mann und Frau liegt in ihrer Vereinigung oder besser: Wiedervereinigung miteinander in der Ehe. Unsere Glückseligkeit liegt in der Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus Christus (1.Kor.1:9), mit dem wir bald nicht mehr nur im Geist, sondern auch in einem überhimmlischen Körper allezeit zusammen sein werden (1.Thess.4:17).

In der Einheit, die Adam und Eva als ein Fleisch darstellen, liegt die Ausschließlichkeit und Unauflöslichkeit des Bundes der Ehe begründet. Mit einem gemeinsamen Kind findet die Einheit der Eheleute im Übrigen besonderen körperlichen Ausdruck.

Adam und Eva schämten sich nicht, denn sie hatten voreinander nichts zu verbergen, weil sie eins waren und übereinstimmten im Fleisch und in der Seele, also ihrem Bewusstsein. So schämen sich auch Eheleute nicht voreinander, denn sie gehören doch zusammen.

Die innigste Bindung, die zwei Menschen mit der Ehe eingehen, ist zugleich die tiefgreifendste Lösung von der Selbstbezogenheit, denn ein jeder ist nun nicht mehr für sich selbst, sondern für den anderen da. Und wenn man dennoch einander gekränkt hat, so wird einer dem anderen mit der Vergebung zuvorkommen, sofern sich die Liebenden vom Geist Gottes leiten lassen, mit dem die Liebe Gottes in ihren Herzen ausgegossen wurde (Röm.5:5).

Wie wird in den kommenden beiden Äonen inmitten der Überhimmlischen die Beziehung zwischen zwei Menschen aussehen, die hier auf Erden verheiratet waren? Man wird sich nicht mehr als Ehegatten haben, sondern einander in dem noch herrlicheren Verhältnis der vollendeten Glieder der Körperschaft Christi begegnen. Wir werden nicht mehr das Bild dessen von Erdreich, des Adams also, tragen, sondern das Bild des Überhimmlischen, des Christus also, Ihm gleichgestaltet (Röm.8:29; 1.Kor.15:49; Phil.3:21).

Im Übrigen sei angemerkt, dass die Körperschaft Christi, Seine für das Überhimmlische bestimmte, aus allen Nationen herausgerufene Gemeinde, auf keinen Fall mit der Braut unseres Herrn Jesus Christus, dem wiedergeborenen Israel, gleichgesetzt werden darf. Die Unterscheidung zwischen Israel, der Frau des Lämmleins (Off.19:7; 21:9), und der Gemeinde, die Seine Körperschaft ist, ist eine unabdingbare Voraussetzung, um zu einem klaren Verständnis des Wortes Gottes gelangen zu können. »Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen, als unbeschämten Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet«, ermahnt der Apostel Paulus in 2.Timotheus 2:15. Derjenige schneidet das Wort der Wahrheit richtig, der zwischen dem Evangelium der Beschneidung, das die Zwölf verkündigten, und dem Evangelium der Unbeschnittenheit, das dem Paulus enthüllt wurde, unterscheidet (Gal.1:12; 2:7).

 

Das Geheimnis der Ehe

 

Mit Vers 32 kommt der Apostel Paulus sodann zum Höhepunkt: »Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und auf die herausgerufene Gemeinde.« Alles, was in dem betrachteten Schriftabschnitt geschrieben steht, bezieht sich auf das Verhältnis von Christus zu Seiner Körperschaft.

Das Geheimnis ist nicht die Ehe als solche; diese Einrichtung ist allseits bekannt. Das Geheimnis der Ehe ist die körperliche Einheit von Mann und Frau; zu deuten ist dieses Geheimnis auf Christus und Seine Herausgerufene. Christus und die Seinen stehen in beglückender innigsten Gemeinschaft. Wir sind ein Geist mit Ihm (1.Kor.6:17).

Das Geheimnis der Ehe umfasst auch das in der körperlichen Einheit begründete Verhalten des Mannes, nämlich die Liebe zu seiner Frau wie zu seinem eigenen Körper, und das der Frau, nämlich die Unterordnung unter ihr eigenes Haupt, damit keine Spaltung in dem einen Körper sei.

Die Ehe zeigt die Beziehungen zwischen Christus und Seiner Gemeinde auf. So bezeugt die Hauptschaft des Mannes über seine Frau die Hauptschaft des Christus über Seine Herausgerufene. Die Unterordnung der Frau unter ihren Mann bezeugt die Unterordnung der Gemeinde unter ihren Herrn. Jede Frau, die sich ihrem Mann unterordnet, schmückt damit die geistliche Wahrheit der Unterordnung der Gemeinde unter den Christus. Und jeder Mann, der seine Hauptschaft wie Christus ausübt, nämlich in der Liebe, verherrlicht damit die Wahrheit von der Liebe des Christus zu Seiner Körperschaft.

Am Beispiel der Ehe dürfen wir Gläubige den glückseligen Zuspruch erfahren, wie eng wir mit Christus im Geist vereint sind, wie sehr wir zusammengehören, wie hingebungsvoll Er uns liebt.

Im Übrigen ist Seine Liebesbeziehung zu uns Gläubigen viel älter als die Ehe, denn unser Gott und Vater hat uns bereits vor dem Niederwurf der Welt in Ihm auserwählt (Eph.1:4). Somit sind wir schon von damals

an aufs Innigste mit Ihm verbunden.

Abschließend fasst Paulus die Ermahnung an die Eheleute in Vers 33 wie folgt zusammen: »Indessen, auch ihr (einzeln gesehen): jeder soll seine Frau so wie sich selbst lieben, die Frau aber, dass sie vor dem Mann Ehrfurcht habe.« Wer die Bedeutung des Geheimnisses der Ehe erkannt hat und weiß, welche hohen Wahrheiten er in der Ehe darstellen darf, wird sich von Herzen befleißigen, zu lieben wie Christus und sich unterzuordnen wie die herausgerufene Gemeinde. Die Ehrfurcht vor dem Mann gilt dem Herrn. Jede Geringschätzung gälte auch dem Herrn. Der Lobpreis und die Verherrlichung aber sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Sein Wort in Seiner Treue nicht leer zurückkommen lässt, sondern durch Sein Wort an uns ausrichtet, wozu Er es sandte.

Als gälte es dem Herrn

(Eph.6:1-9)

 

Der Epheserbrief ist der herrlichste Brief des Apostels Paulus. Gewiss kann man ihn nicht losgelöst von den beiden anderen Vollkommenheitsbriefen, dem Philipper- und dem Kolosserbrief, sehen, mit denen der Apostel Paulus das ihm enthüllte Evangelium (Gal.1:12), das ihm anvertraute Glaubensgut, das uns angeht und nicht Israel (Eph.1:15), auf das Vollmaß gebracht hat, doch darf man wohl sagen, dass der Epheserbrief die Krone der Offenbarung der Herrlichkeit Christi und unserer geistlichen Segnungen in Christus ist. Paulus hat das Wort Gottes für die gegenwärtige Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2) mit den drei genannten Briefen vervollständigt (Kol.1:25).

Köstlich ist es zu wissen, dass das All in Christus aufgehauptet werden wird (Eph.1:10) und dass Er, das Haupt über alles, uns, der herausgerufenen Gemeinde, die Seine Körperschaft ist, gegeben ist (Eph.1:22). Wir sind die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt (Eph.1:23). Voller Freude dürfen wir glauben, dass wir mit jedem geistlichen Segen - nichts fehlt uns - inmitten der Überhimmlischen - nicht inmitten der irdischen Geschöpfe - in Christus gesegnet sind (Eph.1:3).

Zu unserem Segen in Christus gehören beispielsweise

Die gegenwärtige Verwaltung der Gnade Gottes wurde mit dem Epheser- und dem Kolosserbrief offenbart (Eph.3:2; Kol.1:25). In dieser Heilszeit sind wir, die aus den Nationen, im Geist zusammen mit denen aus Israel »gemeinsame Losteilinhaber und eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus« durch das Evangelium des Apostels Paulus geworden (Eph.3:6).

Die Stichwortkonkordanz zum Konkordanten Neuen Testament auf Seite 347 aufschlagend, erkennen wir, dass dem lehrmäßigen Abschnitt von Kapitel 1:20 bis 2:10 der auf unseren Wandel bezogene Abschnitt von Kapitel 5:21 bis 6:9 spiegelbildlich gegenübersteht. In Epheser 1:20 bis 2:10 wird zum Ausdruck gebracht, dass alle Heiligen in Christus Jesus eine gemeinsame Körperschaft bilden (wie in Epheser 3:6 auf den Nenner gebracht), da wir allesamt Glieder des Christus sind. Dem entspricht im Abschnitt Epheser 5:21 bis 6:9, dass unser Wandel im Herrn, dem gemeinsamen Haupt aller, so zu führen ist, dass die geistliche Gemeinschaft mit Christus auch in den alltäglichen Beziehungen der Menschen bewahrt bleibt, ja bezeugt wird.

In Epheser 5:22-33 ist das Geheimnis der engsten menschlichen Gemeinschaft, der Ehe, beschrieben: So wie Mann und Frau eins im Fleisch sind, so sind Christus und Seine Körperschaft eins im Geist.

Aber auch zwischen Kindern und Eltern sowie Sklaven und Herren soll die Gemeinschaft bewahrt bleiben und ein Zeugnis unserer Gemeinschaft mit Christus sein.

So schreibt der Apostel Paulus in Epheser 6:1-3: »Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn; denn dies ist nur gerecht. Ehre deinen Vater und deine Mutter (welches das erste Gebot mit einer Verheißung ist), damit es dir wohl ergehe und du lange lebest auf Erden.« Welche Kinder spricht Paulus hier an? Die im Einflussbereich des Wortes Gottes; das sind vornehmlich die Kinder gläubiger Eltern oder eines gläubigen Elternteils, denn deren Kinder sind heilig (1.Kor.7:14), das heißt, sie gehören als Angehörige ihrer gläubigen Eltern ebenfalls Gott an. Wenngleich Paulus seine Briefe nicht an die Welt richtet, werden sich aber auch andere Kinder, denen dieses Wort zur Kenntnis kommt, angesprochen fühlen, denn es ist ihnen schon von Natur aus geboten, ihren Eltern zu gehorchen.

»Im Herrn« sollen die Kinder ihren Eltern gehorchen, denn man kann es im tiefsten Grunde nur im Blick auf den Herrn Jesus Christus. Paulus schreibt nicht »in Christus«, denn in Christus gibt es keine Rangunterschiede zwischen Juden und Griechen, Sklaven und Freien, Männern und Frauen, Eltern und Kindern (Gal.3:28); in Christus, in diesem gesegneten Stande vor Gottes Angesicht, sind alle gleichermaßen Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus (Gal.3:26). Doch »im Herrn« - dieser Begriff nimmt auf den Wandel Bezug; der Ausdruck »Herr« schließt die Unterordnung Ihm gegenüber ein - ist es anders. Im Herrn ist die irdische Rangordnung einzuhalten und haben sich die Kinder ihren Eltern unterzuordnen.

Gehorchen - ich will es mit Hören in Unterordnung umschreiben - ist nur gerecht; es ist gerecht, weil es dem Willen Gottes, dessen Handlungsgrundlage Gerechtigkeit ist, entspricht, dass man sich den Älteren und Erfahreneren, die sich zudem in vielfältiger Weise über Jahrzehnte für ihre Kinder einsetzen, unterordnet. Ausdruck der Unterordnung ist der Gehorsam.

Wir sind ohnehin allesamt mit Epheser 5:21 aufgerufen: Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi! Dieser Vers ist übrigens die Klammer des gesamten Schriftabschnitts von Epheser 5:22 bis 6:9.

Das Gebot: »Ehre deinen Vater und deine Mutter« ist das erste mit einer Verheißung, einer großen persönlichen Verheißung: »... damit es dir wohl ergehe und du lange lebest auf Erden.« Sehr bedeutsam ist dieses Gebot mithin für unsere Kinder. Paulus bezieht sich auf 2.Mose 20:12: »Verherrliche deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage auf dem Boden, den Jewe, dein Elohim, dir gibt, verlängert werden« (vgl. 5.Mose 5:16). Was damals auf das Land Israels bezogen war, darf der Apostel der Nationen auf den gesamten Erdkreis erweitern. Hören wir hierzu noch Sprüche 3:1: »Mein Sohn, meine Weisung vergiss nicht, und dein Herz bewahre meine Gebote. Denn Länge der Tage und Jahre des Lebens und Frieden mehren sie dir.«

Wer seine Eltern ehrt und ihnen gehorcht, ehrt und gehorcht Gott damit. Wer sich so seinen Eltern unterordnet, bewahrt die ungestörte Gemeinschaft mit ihnen, wie es ja auch innerhalb der Körperschaft Christi sein soll. Wohl ergehen wird es solchen Kindern, das heißt sie werden besonderer Fürsorge unseres Gottes und Vaters teilhaftig, wie Er auch allen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind und Ihn lieben, alles zum Guten zusammenwirkt (Röm.8:28), denn die Frömmigkeit hat die Verheißung nicht nur des künftigen, sondern auch des nunmehrigen Lebens (1.Tim.4:8).

Die Frage, warum auch fromme Kinder viel leiden und früh sterben, vermag ich nicht zu beantworten, vertraue aber unseres Gottes weisem Ratschluss. Die Lösung liegt in der Antwort unseres Herrn an Paulus auf dessen Bitte um Wegnahme seines Splitters für das Fleisch: »Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht« (2.Kor.12:9). Es sei auch zu bedenken gegeben, ob wir denn überhaupt alles bemerken, was Gott unseren leidenden Kindern an Gutem tut, oftmals durch die sich erbarmenden Eltern selbst.

Der Apostel Paulus wendet sich nun an die Väter: »Ihr Väter, erzürnt nicht eure Kinder, sondern zieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn auf!« (Vers 4). So wie Gott niemanden erzürnt, so sollen auch die Väter ihre Kinder nicht erzürnen, damit - wie es in Kolosser 3:21 heißt - »sie nicht verdrossen werden.« Mit der Zucht soll dem Bösen entgegentreten und mit der Ermahnung das Gute ans Herz gelegt werden. Da Unterordnung der Leitgedanke des Abschnitts ist, werden die Väter ihre Erziehungsaufgabe, ihren Dienst an ihren Kindern, nur dann recht erfüllen können, wenn sie selbst dem Herrn untergeordnet wandeln und die Selbstzucht als Frucht des Geistes Gottes in ihnen selbst Raum gegriffen hat (Gal.5:22).

Der Apostel Paulus fährt fort (Verse 5 bis 8): »Ihr Sklaven, gehorchet den Herren nach dem Fleisch mit Furcht und Zittern, in der Schlichtheit eures Herzens, als gälte es dem Christus, nicht mit Augendienerei, als den Menschen gefällig, sondern als Sklaven Christi, die den Willen Gottes aus der Seele tun, also mit Gutwilligkeit sklaven, als gälte es dem Herrn und nicht den Menschen. Ihr wisst, dass jeder, was er auch an Gutem tut, dies vom Herrn wiederbekommen wird, sei er nun Sklave oder Freier.«

Alles, was Paulus zu den Sklaven sagt, können wir ohne Weiteres auf jeden untergeordneten Arbeitnehmer übertragen. Paulus stellt eindeutig heraus, dass das Verhältnis eines Gläubigen zu seinem Vorgesetzten wesentlich, ja sogar völlig bestimmt wird von seiner Beziehung zu Christus, denn jeder Heilige ist in allem seinem Tun und Lassen im Grunde ein untergebener des Herrn, ja ein Gesandter Christi, der zum Dienst der Versöhnung bestellt ist, auch an seinem Arbeitsplatz.

Was zeichnet einen gläubigen Arbeitnehmer aus?

  1. Er gehorcht mit Furcht und Zittern, dass er ja nichts versäume, sondern alle seine Pflichten gewissenhaft erfülle;
  2. er gehorcht in der Schlichtheit seines Herzens, also mit Einfalt, nicht mit Neben- oder Hintergedanken, sondern mit ungeteilter Hingabe;
  3. er gehorcht als gälte es dem Christus; er blickt somit über das Irdische hinaus; die Herren nach dem Fleisch sind nicht die ganze Wirklichkeit und nicht die Herren unserer Geisteshaltung;
  4. ein Heiliger gehorcht als ein Sklave Christi; Sklaven Christi sind ohnehin alle in die Gemeinschaft mit Christus Berufenen, seien sie Sklaven oder Freie (1.Kor.7:22). Ein Sklave Christi dient seinem Herrn Jesus Christus, Ihn verherrlicht er bei seiner Arbeit. Das gibt jeder Arbeit die Würde und uns die Kraft, die Enttäuschungen zu tragen. Ein Sklave Christi zu sein, hat manch einen Sklaven in der Antike in tiefster Bedrückung wieder aufgerichtet. Die zahlreichen Sklaven der früheren Christenheit haben übrigens durch die Bewährung ihres Glaubens in Unterordnung und Gehorsam unter schlimmsten Bedingungen zur Förderung des Laufs des Evangeliums beigetragen;
  5. ein gläubiger Arbeitnehmer tut den Willen Gottes aus der Seele, mithin mit ganzem Bewusstsein, ganzem Herzen und ganzem Einsatz. Der Wille Gottes ist gut, wohlgefällig und vollkommen (Röm.12:2). So darf sogar der niedrigste Dienst Gottesdienst sein;
  6. mit Gutwilligkeit sollen wir sklaven; das ist die Wohl-Gesinnung, die uns vor Trotz und Boshaftigkeit schützt und auf das Gute vorbedacht ist. Das Tätigkeitswort »sklaven« weist uns darauf hin, dass wir nicht den eigenen Kopf durchsetzen sollen, wie ein Sklave dies ja nicht kann, sondern alle unsere Gedanken unter den Gehorsam des Christus gefangen zu führen haben (2.Kor.10:5).

 

 

Betrachten wir nun die negativen Merkmale, die Paulus in den Versen 5 bis 7 anführt. Was wir nicht tun sollen, ist

  1. mit Augendienerei zu sklaven, also ins Angesicht freundlich und fleißig zu sein, hinter dem Rücken aber nachlässig;
  2. menschengefällig zu sein, in eitler Weise die Anerkennung der Menschen suchen;
  3. wir sollen nicht arbeiten als gälte es den Menschen. Natürlich soll unsere Arbeit den Menschen dienen. Wenn man aber nur auf den sterblichen Menschen und seine schwankenden Bedürfnisse ausgerichtet ist, der mit dem Ergebnis unserer Arbeit vielfach gar nicht recht umgehen kann, dann wird man verdrossen und verbittert. Nur unser Herr Jesus Christus wird unsere Arbeit recht würdigen und uns den gerechten Lohn dafür geben, wie es auf Erden kaum geschehen kann.

Darum sei nochmals auf Vers 8 hingewiesen: »Ihr wisst, dass jeder, was er auch an Gutem tut, dies vom Herrn wiederbekommen wird, sei er nun Sklave oder Freier.« Um es klar festzuhalten: Was wir auch an Gutem tun, nach dem Willen Gottes, als gälte es dem Christus, wird uns von unserem Herrn belohnt werden. Nehmen wir noch Kolosser 3:25 hinzu: »Wer Unrecht tut, wird wiederbekommen, was er an Unrecht getan hat, da gibt es kein Ansehen der Person.« Wer die Anweisungen in unserem Schriftabschnitt nicht in Unterordnung und Gehorsam beachtet, tut Unrecht und wird dafür das Gerechte wiederbekommen (im Sinne von davontragen), nämlich keinen Lohn und kein Lob unseres Herrn Jesus Christus vor Seiner alles beurteilenden Preisrichterbühne, wo Er uns für unseren Lauf auf Erden mit dem Siegeskranz der Gerechtigkeit und anderen Kampfpreisen (Phil.3:14) auszeichnen will. Wenn wir sklaven, als gälte es dem Christus, werden wir nicht zuschanden werden, im Gegenteil, wir werden schon auf Erden innerlich über die widrigen Verhältnisse hinausgehoben und für die beiden zukünftigen Äonen zusätzlicher Segnungen über die allgemeinen Gnadenerweise hinaus teilhaftig werden.

Der Ausblick auf den Lobpreis aus dem Munde unseres geliebten Herrn und Retters darf uns ein Ansporn sein, unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes zu vollenden und uns in unserem Wandel und Dienst nach dem vollkommenen Tun auszustrecken.

Weitere Aufklärung über das Geschehen vor der Preisrichterbühne des Christus - in unserem zukünftigen Körper der Herrlichkeit werden wir inmitten der Überhimmlischen vor Ihm stehen - mögen uns folgende Schriftstellen geben:

Mögen wir mithin aufs Genaueste Obacht geben, wie wir wandeln, liebe Brüder und Schwestern in Christus Jesus. Mögen wir mit Ausdauer und Freude dem Ziele zujagen, unserem Herrn in jeder Weise zu gefallen und Ihn in allem zu verherrlichen. Und daher geht es letztendlich noch nicht einmal um den Kampfpreis, den wir bekommen, sondern um die Mehrung der Ehre unseres Herrn, der uns durch Seine überströmende Gnade zu unseren guten Werken in Seiner Gesinnung bewegt und gekräftigt hat.

Wenden wir uns nun dem letzten Vers zu (Vers 9): »Ihr Herrn, erweist ihnen dasselbe und unterlasst das Drohen; ihr wisst, dass der Herr (Er ist doch der ihre wie auch der eure) in den Himmeln ist und dass es bei Ihm kein Ansehen der Person gibt.« Wohlgemerkt, Paulus spricht hier die Herren an, die Gläubige in Christus Jesus sind. Was ist »dasselbe«, das die Herren den Sklaven ebenso wie die Sklaven ihren Herren erweisen sollen? Um das Gehorchen kann es nicht gehen, sehr wohl aber um die Gesinnung und das Handeln als gälte es dem Christus. Auch die Herren sollen den Willen Gottes aus der Seele tun. Vor des Herrn Preisrichterbühne gibt es kein Ansehen der Person, denn ein als Freier Berufener ist ebenso ein Sklave Christi wie ein im Sklavenstand Stehender (1.Kor.7:22). Auch die Herren werden für Gutes Lohn bekommen und für Schlechtes Verlust an Lohn erleiden.

Zum Verhalten der Herren als gälte es dem Christus würde das Drohen, gewöhnlich verbunden mit Anschreien, keinesfalls passen. Drohungen sind menschenunwürdig. Sie sind der Anfang der Gewalttätigkeit. Ihr Herren, wandelt des Herrn würdig und behandelt eure Sklaven als Menschen, denn ihr habt ebenso wie sie einen gemeinsamen Herrn in den Himmeln. An Philemon schreibt der Apostel Paulus in Bezug auf den Sklaven Onesimus: Habe deinen Sklaven »nicht länger als Sklaven, sondern weit mehr als einen Sklaven, nämlich als geliebten Bruder, vor allem mir, wieviel mehr aber dir, sowohl im Fleisch als auch im Herrn« (Philem.16).

Zum Schluss sei nochmals an Epheser 5:21 erinnert: Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi. Mögen wir unseren Herrn Christus Jesus fürchten und Seine Worte ernst nehmen, auf dass wir aber auch nicht das Geringste davon zu tun versäumen. Getreu ist Er; Er wird uns Stetigkeit verleihen bis zur Vollendung, damit wir am Tage unseres Herrn Jesus Christus unbeschuldbar seien (1.Kor.1:8).

Die Waffenrüstung Gottes für uns

(Eph. 6:10-17)

 

Diesen Abschnitt des Epheserbriefs leitet der Apostel Paulus mit den Worten ein: »Im Übrigen, meine Brüder ...« Keinesfalls aber ist das, was folgt, als nebensächlich anzusehen, denn es ist »das Übrige«, das zu den anderen Teilen des Briefes unbedingt dazugehört.

Die Anrede »meine Brüder«, die nur einmal im Epheserbrief vorkommt, drückt nicht nur die innige Verbundenheit des Paulus mit den Geschwistern aus, sondern lässt auch erkennen, dass es ihm hier um ein wichtiges Anliegen seines Herzens geht. Wir haben es mit einem der dringendsten Zusprüche unseres Apostels zu tun, der um die Gefahren weiß, die uns bedrohen.

Die Gefahr, in der wir stehen, ist, von unserem geistlichen und überhimmlischen Losteil abgedrängt zu werden - nicht tatsächlich, aber in unseren Gedanken. Die Angriffe des Widerwirkers zielen darauf ab, uns in Handgemenge mit Fleisch und Blut zu verwickeln und unser Sinnen überhaupt auf das Irdische zu richten. Und wenn wir unseren Blick auf das Irdische richten, müssen wir verzagen. Dann erscheint alles hoffnungslos, denn überall ist Lug und Trug, alles ist vergänglich und eilt dem Tode zu. Die Waffenrüstung Gottes ist die einzige Schutzwehr gegen unseren listigen Gegner, der uns die Glaubensgewissheit und das völlige Vertrauen in unseres Gottes weisen Wege rauben will.

Wenn wir Seite 347 unseres Konkordanten Neuen Testaments aufschlagen und uns den symmetrischen Aufbau des Epheserbriefs anschauen, sehen wir, dass den Versen, die wir betrachten, der Abschnitt Kapitel 1:3-14 spiegelbildlich gegenübersteht. Das Thema beider Abschnitte ist »Gemeinsame Losteilinhaber«; in Kapitel 1:3-14 wird unser geistlicher Segen in Christus geschildert, mit dem wir auf unserem überhimmlischen Losteil gemeinsam gesegnet sind, und in Kapitel 6:10-17 wird unser überhimmlischer Kampf im Herrn um unser Standhalten auf unserem Losteil beschrieben. Ein Losteil ist der von Gott zugeloste Segens- und Aufgabenbereich. Gott hat uns das Los zugeeignet, den herrlichsten Teil Seiner Segnungen zu genießen, nämlich den geistlichen und überhimmlischen.

Wir sind - das ist unverrückbare Tatsache - inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus niedergesetzt (Eph.2:6), doch - und darum geht der Kampf – dieses unser dortiges Niedergesetztsein, dessen wir uns im Geist erfreuen, will der Widerwirker uns verdunkeln und vergessen machen; Er will das Wissen in unserem Geist ersticken, dass unser Bürgertum in den Himmeln ist. Er will nicht, dass wir auf das droben sinnen, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend (Kol.3:1); er will nicht, dass wir im Glauben an die Aussöhnung auch der überhimmlischen Geschöpfe und im Glauben an die alle umfassende Liebe unseres Gottes und Vaters beharren. Darum gilt es, sich im Herrn zu kräftigen und dem Widerwirker zu widerstehen und an unserem überhimmlischen Losteil und unseren geistlichen Segnungen festzuhalten, wie der Apostel in Vers 10 schreibt: »... kräftigt euch im Herrn und in der Gewalt Seiner Stärke!« In unserem Gnadenstand in Christus Jesus ruhen, ja ich darf sagen: feiern wir im Geist auf unserem überhimmlischen Losteil (Eph.2:6), doch für unseren Wandel auf Erden will der Satan uns die Gewissheit dieser Segnung nehmen und läuft deshalb gegen uns an. Um den Angriffen widerstehen zu können, ist unsere Betätigung erforderlich, und zwar sollen wir uns im Herrn kräftigen und in der Gewalt Seiner Stärke.

»Kräftigt euch im Herrn!« Durch Gottes Geist geschieht es, dass wir in Kraft standhaft werden am inneren Menschen und Christus durch den Glauben völlig in unseren Herzen wohnt und wir, in Liebe gewurzelt und gegründet, erstarken, um zu erfassen, was die Breite und Länge und Tiefe und Höhe des göttlichen Heilsratsschlusses und unserer Herrlichkeit in Christus Jesus ist (Eph.3:16-18). Wenn wir zudem wissen, dass wir in Christus vervollständigt sind (Kol.2:10) - nichts fehlt uns vor dem Angesicht Gottes -, so sind wir vor dem Widerwirker völlig geschützt und können in keinem Punkt beraubt weggeführt werden - weg von Christus - durch Philosophie und leere Verführung gemäß der Überlieferung der Menschen und den Grundregeln der Welt (Kol.2:8).

An dem Begriff »im Herrn« erkennen wir, dass unser Wandel angesprochen und unser Mitwirken nötig ist, welches übrigens nur ein Auswirken unserer Rettung ist (Phil.2:12). Unser herrlicher Gnadenstand in Christus Jesus befähigt uns zu einem damit übereinstimmenden Wandel im Herrn. Die ersten drei Epheserbriefkapitel haben uns unseren Gnadenstand vor Augen geführt, die Kapitel Vier bis Sechs sagen uns, wie wir uns als solchermaßen Gesegnete verhalten sollen.

»... und in der Gewalt Seiner Stärke« sollen wir uns kräftigen. Dieselben Worte stehen in Kapitel 1, Vers 19, wo Paulus betete, dass Gott es uns gebe zu wissen, was »die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist (für uns, die wir glauben), gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckte und Ihn zu Seiner Rechten inmitten der Überhimmlischen setzte.« Diese Kräftigung unseres Geistes in der außerordentlichen Gewalt Seiner Stärke ist für uns, die wir glauben. Glauben wir Gott, so sind wir kraftvoll.

Der schlichte und einfache Glaube - wir glauben unserem Gott und Vater alles, was Er gesagt hat - führt in Unterordnung unter das Erkannte zu einem verbindlichen Verhalten und genauen Beachten der Anordnungen unseres Herrn, gerade auch der folgenden.

Und so lautet die Anweisung unseres Herrn: »Ziehet die gesamte Waffenrüstung Gottes an, damit ihr befähigt werdet, den Kriegslisten des Widerwirkers gegenüber standzuhalten« (Vers 11). Die Waffenrüstung muss in ihrer Gesamtheit angelegt sein; erst alle ihre Bestandteile in ihrer Summe ergeben den wirksamen Schutz. Gott hat sie uns gefertigt. Es ist Seine Waffenrüstung - für uns! Er hat sie für uns bereitgelegt, nun also: Ziehet sie an!

Den Kriegslisten des Widerwirkers gegenüber können wir mit ihr standhalten. Satans Gedanken sind uns nicht unbekannt (2.Kor.2:11). Seine Kriegslist besteht darin, dass er die Selbstherrlichkeit des Menschen fördert und die Menschen mit der Verbesserung der Verhältnisse in der Welt beschäftigt. So betrügt er dadurch, dass er tut, was die meisten Menschen für den Willen Gottes halten. Der Widerwirker und die ihm dienenden Menschen verstellen sich zu Boten des Lichts (2.Kor.11:14), wollen den Menschen erhöhen und Großartiges für ihn bewirken - allerdings ohne das Kreuz, ohne die Hauptprobleme der Menschen, das sind die Sünde und der Tod, zu lösen, ohne die Freilösung im Blut Jesu Christi.

Der Widerwirker verbreitet eine Vielzahl von Irrlehren planmäßig (Eph.4:14), insbesondere durch die Institutionen. Er verformt das Glaubensgut vieler durch Zusätze aus dem Gesetz des Mose, der Philosophie, der Theologie und der Tradition. Er wirft die Worte der Schrift durcheinander, unterdrückt das Wort vom Kreuz und will damit erreichen, dass die Menschen meinen, aufgrund ihrer guten Werke des Christus nicht zu bedürfen. Das aus dieser Falle des Widerwirkers rettende Wort Gottes aus der Feder des Apostels Paulus lautet: »Ich lehne die Gnade Gottes nicht ab; denn wenn Gerechtigkeit durch das Gesetz käme, wäre ja Christus ohne Grund gestorben« (Gal.2:21).

Paulus fährt in unserem Schriftabschnitt fort (Vers 12): »Denn wir lassen uns in kein Handgemenge mit Fleisch und Blut ein, sondern stehen gegen die Fürstlichkeiten, gegen die Obrigkeiten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen!« Klar wird uns gesagt, wo sich unsere Gegner aufhalten: inmitten der anderen überhimmlischen Geschöpfe, genau dort, wo wir uns im Geist bereits befinden. Dort droben sind wir niedergesetzt (Eph.2:6); dort haben wir unser bleibendes Bürgerrecht, in den Himmeln (Phil.3:20). Ebenso klar wird uns gesagt, wer unsere Feinde sind: nicht die Menschen, sondern die Fürstlichkeiten, Obrigkeiten und Weltbeherrscher dieser Finsternis, die geistlichen Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen, kurz gesagt: die bösen Geister. Diese Geistlichen beherrschen unsere Welt.

Haben wir aber nicht schon oft genug die Gegnerschaft von Menschen erfahren? Durchaus. Doch sie sind nur der verlängerte Arm unserer wahren Widersacher. Wenn Menschen uns irreführen wollen, dann sind sie nur selbst irregeführt. Denn die Menschen wandeln im Allgemeinen gemäß dem Fürsten des Vollmachtsgebietes der Luft; in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt der Geistesfürst dieser Welt, die uralte Schlange (Eph.2:2). Mögen wir uns der Irregeführten erbarmen und uns nicht in ein Handgemenge mit Fleisch und Blut einlassen, sondern Frieden mit ihnen halten, verkündigen wir doch das Evangelium der Versöhnung Gottes mit allen Menschen (2.Kor.5:19). »Vergeltet niemandem Übles mit Üblem« (Röm.12:17). Wenn wir den Menschen solche Gnade erweisen, ist die Attacke des Widerwirkers, die uns zum Üblen verleiten wollte, abgeschlagen.

Gegen wen haben wir nun zu kämpfen? Weder gegen Menschen - wie dargelegt - noch gegen die Geistlichen der Bosheit - wie sollte uns denn ein Kampf gegen sie möglich sein?; wir können sie auch nicht vertreiben, denn die Kräfte des Königreichs Israels stehen uns nicht zur Verfügung -, sondern wir haben nur unsere Überzeugung zu verteidigen, dass wir in Christus mit jedem geistlichen und überhimmlischen Segen gesegnet sind. Nur um unsere Verteidigung gegen Angriffe geht es, nur um unser Beharren auf unserem geistlichen Besitz, den uns ohnehin niemand rauben kann. Da wollen uns welche in unserem Wandel durch das Beachten von Ritualen, das Halten auf Feiertage und angeblich notwendige Werke auf eine niedere Stufe ziehen, die wir unserem Gnadenstande nach gar nicht haben. Werke in Auswirkung der Gnade sind ja recht, Werke aber zur Erlangung der Rettung schlagen der Gnade ins Gesicht. Den bösen Geistern ist allerdings daran gelegen, die Zeugen der herrlichen Gnade Gottes zuschanden zu machen, indem sie sie mit irdischen Dingen beschäftigen, insbesondere religiösen, als ob Christus nicht alles vollbracht hätte und als ob wir in Christus nicht vervollständigt wären.

Seien wir darum auf der Hut! Unser Herr Jesus Christus erwartet von uns, dass wir die gesamte Waffenrüstung Gottes ständig angelegt haben. Wenn wir hierin nachlässig sein sollten, werden wir den gegenwärtigen bösen Äon (Gal.1:4) nur jämmerlich durchstehen.

»Deshalb«, so lesen wir weiter (Vers 13), »nehmt die gesamte Waffenrüstung Gottes auf, damit ihr befähigt werdet, an dem bösen Tag zu widerstehen und (wenn ihr sämtliches ausgeführt habt) standzuhalten.« Der böse Tag ist der Menschentag (1.Kor.4:3), der Tag, an dem die Menschen das Sagen zu haben meinen; er wird abgelöst vom Tag des Herrn (Off.1:10), der Zeit des Zorns und des tausendjährigen Königreichs Israels; auf ihn folgt der Tag Gottes (2.Pet.3:12), der letzte Äon. Im gegenwärtigen bösen Äon, am derzeitigen bösen Tag gilt es zu widerstehen durch das Aufnehmen der Waffenrüstung. Wenn wir Sämtliches ausgeführt haben, was uns zu tun geboten ist, nämlich die ersten vier Teile der Rüstung anzulegen, dann halten wir stand und haben das Ergebnis, dass wir stehen. Das ist die Abfolge der Begriffe: widerstehen, standhalten, stehen - allesamt Merkmale derer, die sich im Herrn und Seiner Gnade gekräftigt haben.

Unsere Rüstung besteht aus vier Stücken, die wir selbst anziehen müssen (Gürtel, Panzer, Sandalen und Schild), und zwei weiteren (Helm und Schwert), die wir von Gott empfangen, aber eben nur dann, wenn wir Sämtliches ausgeführt haben, was wir zu tun haben.

So kann Paulus uns auffordern (Vers 14): »Stehet daher, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit ...« Wir werden stehen, wenn wir uns die Wahrheit des Epheserbriefs angeeignet haben und entsprechend dem Wort der Wahrheit des Evangeliums wandeln, das dem Apostel Paulus enthüllt wurde (Gal.1:12). Denn inmitten der Überhimmlischen stehen kann nur, wer das Wort der Wahrheit unserer überhimmlischen Berufung kennt; dieses wurde uns von Paulus verkündigt. In seinen Schriften finden wir das uns angehende Glaubensgut (Eph.1:15). Ihm wurde die gegenwärtige heilsgeschichtliche Verwaltung der Gnade Gottes für uns, die aus den Nationen, gegeben (Eph.3:2). Zusammen mit den Juden, die das Evangelium des Paulus angenommen haben, sind wir gemeinsame Teilhaber des überhimmlischen Losteils, bilden wir eine gemeinsame Körperschaft und sind wir gemeinsame Teilhaber der Verheißung, die in Christus Jesus unser ist (Eph.3:6), nicht der Verheißung für das zukünftig wiedergezeugte und gläubige Israel.

Wenn wir uns die Wahrheit, das Wort Christi - Paulus verkündigt es - nicht reichlich innewohnen lassen (Kol.3:16), sind wir schnell verführt. Wenn wir das Evangelium der Unbeschnittenheit, mit dem Paulus betraut ist, und das Evangelium der Beschneidung, mit dem Petrus beauftragt ist, nicht auseinanderhalten (Gal.2:7), erliegen wir fortwährend dem Irrtum im Denken und Handeln. Und wenn wir uns nicht befleißigen, das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden (2.Tim.2:15), also jede Wahrheit auf die richtige Zeit, Personengruppe und Sache anzuwenden, mit anderen Worten: den zeitlichen, personellen und sachlichen Bezug außer Acht lassen, dann macht der Satan seinem Namen als Diabolos, als Durcheinanderwerfer, alle Ehre und wirft uns das Wort Gottes durcheinander, sodass wir im Glaubensleben nicht klarkommen.

Des Weiteren steht in Vers 14: »Stehet daher, ... angezogen mit dem Panzer der Gerechtigkeit!« Wir haben die Gerechtigkeit, nicht die eigene, etwa aus Werken, sondern die durch den Glauben Christi, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens (Phil.3:9). Wir können sie nicht anziehen oder ausziehen. Wir sind und bleiben in Christi Blut gerechtfertigt von allen Sünden, unserem unumstößlichen Gnadenstand gemäß. Die Frage ist aber, ob wir in unserer Gerechtigkeit aus Gott beharren oder sie uns ausreden lassen und ob wir im Wandel Gerechtigkeit üben und uns gerecht verhalten.

In Römer 6:18 lesen wir: »Denn von der Herrschaft der Sünde befreit, seid ihr jetzt der Gerechtigkeit versklavt.« Der uns innewohnende Geist Gottes bewegt uns nun, der Gerechtigkeit zu dienen und uns in allem gerecht zu verhalten, aufrichtig und unanstößig, damit wir am Tage Christi erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit vor Ihm stehen (Phil.1:10,11). Sobald wir aber Unrechtes getan haben, sind wir angreifbar. Eine ungerechte Tat bedrückt unseren Geist, und zwar so lange, bis wir uns daran erinnern, dass Christus uns zur Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht gemacht worden ist (1.Kor.1:30) und denen, die in Christus Jesus sind, nichts zur Verurteilung ist (Röm.8:1). Eine ungerechte Tat öffnet aber auch den geistlichen Mächten der Bosheit Tür und Tor für üble Nachreden. Sofort finden sie Menschen, die uns bloßstellen, und wie schnell sind wir dann in ein Handgemenge mit Fleisch und Blut verwickelt. Wer sich nicht der uns gewährten Gerechtigkeit Gottes gemäß verhält, wird alsbald zuschanden werden. Von einem festen Stehen in unseren geistlichen Segnungen kann dann nicht mehr die Rede sein. Darum: Ziehet den Panzer der Gerechtigkeit an, beharrt in der Gerechtigkeit aus Gott und wandelt entsprechend!

Nun Vers 15: »... Stehet daher, ... die Füße unterbunden in Bereitschaft für das Evangelium des Friedens.« Es steht nur, wer allezeit bereit ist, das Evangelium des Friedens Gottes mit den Menschen im Wort und im Verhalten zu verkündigen. Wir Gläubigen rühmen uns ja doch in Gott der Versöhnung , die wir durch unseren Herrn Jesus Christus erhielten (Röm.5:11). Die Versöhnung hat Frieden zwischen ehemals verfeindeten Parteien zum Ergebnis. Wir dürfen diesen Frieden mit Gott bereits haben (Röm.5:1).

Unser Gott und Vater ist aber nicht nur mit uns versöhnt, sondern mit allen Menschen, und zwar Seinerseits, unabhängig davon, ob die Menschen es wissen oder gar ablehnen. »Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt« (2.Kor.5:19). Da das Wort der Versöhnung nun in unseren Herzen wohnt, hat Er uns auch den Dienst der Versöhnung geben können (2.Kor.5:18). Daher sind wir Gesandte für Christus, und wenn wir sprechen, ist es so, als ob Gott durch uns zuspräche. Wir flehen für Christus: Lasst euch mit Gott versöhnen! (2.Kor.5:20).

Die feindlichen Mächte der Finsternis wollen eine solche Botschaft keineswegs verbreitet sehen; deshalb bekämpfen sie uns durch uns anfeindende Menschen, damit wir streiten und böse und unversöhnlich reagieren und somit das Evangelium des Friedens Gottes unglaubwürdig machen sollten. Ihren Kriegslisten wären wir dann erlegen. Wir stehen aber, - kraftvoll und unantastbar -, wenn wir unseren Feinden nicht nur mit dem Mund, sondern von ganzem Herzen Versöhnung entgegenbringen und so die Versöhnung Gottes mit ihnen bezeugen. Unser Gott und Vater hält Frieden mit den Menschen – sollten wir anders handeln als Er?

Der Apostel Paulus fährt fort (Vers 16): »Zu dem allem nehmt den Langschild des Glaubens auf, mit dem ihr alle glühenden Pfeile des Bösen werdet löschen können.« Der feurigen Pfeile sind es viele: spitze Bemerkungen, Enttäuschungen, vergebliches Mühen, eine hoffnungslose Lage, Krankheit, Not und Leid und Tod; mit den Worten von Römer 8:35: Drangsal, Druck und Verfolgung, Hunger und Blöße, Gefahr und Schwert. Solche Geschosse sollen sich nirgendwo anders einbohren als in den Schild des Glaubens, indem wir wegblicken von den menschlichen und geistlichen Gegnern und im Glauben auf unseren Gott und Vater schauen, der uns liebt.

Um Pfeile vom Körper fernzuhalten, bedarf es eines großen Schildes. Völlige Deckung bietet der Langschild. Völlige Deckung vor dem Feind bietet der Glaube, das präzise Rechnen mit Gottes Aussagen, das vorbehaltlose, uneingeschränkte Vertrauen auf Gott, dass Er alles, aber auch alles in Herrlichkeit zur Vollendung bringt in Christus Jesus. Wenn wir Gott glauben, dass uns gar nichts und gar niemand von Seiner Liebe scheiden kann, die in Christus Jesus ist, sind wir überlegene Sieger und stehen, äußerlich vielleicht beeinträchtigt, innerlich aber kraftvoll (Röm.8:35-39). Wenn wir glauben, dass Gott denen, die Ihn lieben, alles zum Guten zusammenwirkt – denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind, dann stehen wir fest (Röm.8:28). Im Glauben fließt man über in der Zuversicht und wird im heiligen Geist gekräftigt, im Glauben bleibt man erfüllt mit allem Frieden über Gottes Wegen mit uns und der Welt, im Glauben bleibt uns die Freude über die uns gewährte überfließende Gnade und über alle geistlichen Segnungen inmitten der Überhimmlischen erhalten.

Wer Gott glaubt, was in Römer 12:2 geschrieben steht, nämlich dass Sein Wille vollkommen ist, der weiß, dass Gott immer das Vollkommene verfügt und niemals das Zweitbeste. Ginge Er den zweitbesten Weg mit uns, wäre Er nicht vollkommen. In diesem Glauben hält man stand und steht man fest.

Ich fasse zusammen:

Diese vier Rüstungsstücke müssen wir selbst anlegen:

  1. Ein Leben in der Wahrheit des uns angehenden Evangeliums;
  2. das Beharren in der Gerechtigkeit aus Glauben und einen entsprechenden gerechten Wandel;
  3. die ständige Bereitschaft, das Friedensevangelium in Wort und Tat zu bezeugen, und
  4. d en Glauben; glauben wir Gott alles, insbesondere, dass bei unserem Gott und Vater nichts ungeordnet ist, sondern alles seinen Sinn und Zweck hat und Er alles in Herrlichkeit in Christus zum Ziel bringt. Und mögen wir nur Gottes Wort glauben und nicht all die vielen Thesen, die da sonst verbreitet werden.

Wenn wir dies alles ausgeführt haben, dann gibt uns unser Gott und Vater zwei weitere Rüstungsstücke dazu - ohne unser Zutun -, damit wir die gesamte Waffenrüstung und vollständigen Schutz haben. Denn Paulus schreibt in Vers 17: »Dann empfangt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ein Ausspruch Gottes ist.«

Beim Helm des Heils (oder: der Rettung) ist nicht an unsere Rettung vor der Strafe für unsere Sünden gedacht, nicht an die vor dem Zorn Gottes, nicht die aus dem Tode und nicht an unsere Rettung zum äonischen Leben, sondern einzig und allein an unsere Rettung vor den Kriegslisten des Widerwirkers, der uns das frohe Bewusstsein unseres hohen Gnadenstandes umwölken und verdüstern und schließlich ganz vergessen machen will, indem er uns vom Wort der Wahrheit - Rüstungsstück eins - wegzuziehen und in die Ungerechtigkeit - ich erinnere an Rüstungsstück zwei -, die Unversöhnlichkeit - drei - und den Unglauben - vier - herunterzuziehen und so in manch ein Handgemenge mit Fleisch und Blut zu verwickeln sucht, mithin die Sünde in uns zur Herrschaft bringen will. Mit dem Helm des Heils aber sind wir davor gerettet. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt, durch unseren Herrn Jesus Christus!

Zudem gibt uns Gott das Schwert des Geistes, das ein Ausspruch Gottes ist. Das ist die Vollendung unserer Verteidigung und unseres festen, kraftvollen Standes: Ein Ausspruch Gottes, ein vom Geist Gottes uns ins Gedächtnis gerufenes, trefflich angewandtes Wort Gottes. Ein Ausspruch Gottes ist das in der jeweiligen Situation passende Wort, das Klarheit und Gewissheit vermittelt. Einem Ausspruch Gottes, den wir tun dürfen, können die finsteren Mächte nichts mehr entgegenhalten.

»Es steht geschrieben ...« - mit diesem geistlichen Schwert, mit dem zutreffenden Wort parierte unser Herr die Angriffe Satans bei Seiner Versuchung in der Wildnis. Jener führte zwar auch Schriftworte an, aber unser Herr Jesus Christus schnitt das Wort der Wahrheit richtig, wandte es also auf die richtige Zeit und im richtigen Zusammenhang an. Und der Satan entfernte sich; er war abgewehrt.

Mögen wir nach alledem, was wir nun gehört haben, uns das Wort Christi reichlich innewohnen lassen (Kol.3:16), damit wir es auch parat haben, und mögen wir das Wort der Wahrheit ebenfalls richtig schneiden, indem wir auf die richtige Unterscheidung der Heilsverwaltungen und Personengruppen, auf die es jeweils bezogen ist, achten. Nichts kann dann unseren festen Stand erschüttern.

Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus dafür!

 

Betet zu jeder Gelegenheit im Geist!

(Eph.6:18-24)

Wir betrachten nun die letzten Abschnitte des Epheserbriefs; diese sind: die Anweisung für das Gebet, der Auftrag für Tychikus und der Friedens- und Gnadengruß.

Die Anweisung für unser Gebet steht im engen Zusammenhang mit der Aufforderung unseres Herrn, uns in der Waffenrüstung Gottes zu kräftigen, wie in Epheser 6:10-17 beschrieben. Diese Verse, mit denen uns geboten wird, den geistlichen Mächten der Bosheit inmitten der Überhimmlischen standzuhalten, sowie die Verse 18 bis 20, die uns sagen, angesichts unserer überhimmlischen Feinde in Gebet und Flehen anhaltend wachsam zu sein, stehen den Schriftabschnitten Epheser 1:3-14 über unseren geistlichen und überhimmlischen Segen und Epheser 1:15-19 über das Gebet um Erkenntnis der Segnungen spiegelbildlich gegenüber. Wie im ersten Kapitel unser überhimmlischen Segen und das Gebet zur Erkenntnis des Segens zusammengehören, so gehören im sechsten Kapitel die Waffenrüstung Gottes und das wachsame Stehen in ihr in Gebet und Flehen zusammen.

Der Apostel Paulus schreibt in Vers 18: »Bei allem Gebet und Flehen betet zu jeder Gelegenheit im Geist!« Bei allem Gebet, unter welchem wir die einzelnen Teile der Waffenrüstung Gottes anlegen, bei allem Flehen, dass wir die Wahrheit recht erkennen, in Gerechtigkeit wandeln, dem Friedensevangelium leben und Gott alles glauben und Ihm völlig vertrauen mögen, dass Er alles in Christus in Herrlichkeit vollenden wird, bei allem Danken für den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ein Ausspruch Gottes ist, bei allem Gebet und Flehen sei es so, dass unser Beten zu jeder Gelegenheit geschehe und im Geist erfolge. Paulus will uns nahelegen: Ziehet die gesamte Waffenrüstung Gottes an, indem ihr durch jedes Gebet und Flehen zu jeder Gelegenheit im Geist betet.

Zu jeder Gelegenheit sollen wir beten, also keine Möglichkeit dazu versäumen. Mögen wir alles, was uns einfällt und begegnet, zum Gegenstand des Bittens, Dankens und Lobpreisens machen. Befinden wir uns denn etwa nicht allezeit vor dem Angesicht Gottes? Haben wir es denn etwa nicht in allem mit Ihm zu tun, unserem treuen Gott und Vater? Er, der alles bewirkt nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph.1:11), ist der rechte Adressat für alles, Er, der Vater der Herrlichkeit, der über alle Maßen mehr tun kann, über alles hinaus, was wir erbitten oder erdenken können (Eph.3:20).

Im Geist sollen wir beten, nicht im Fleisch, nicht in der Haltung der alten, selbstbezogenen Menschheit mit ihren seelischen Emotionen, sondern vom Geist Gottes geleitet, der uns innewohnt (Röm.8:9), gemäß dem vom Geist gewirkten Wort Gottes sowie in Christus, dessen Geist wir haben (Röm.8:9, und somit in Seiner Gesinnung der Unterordnung unter Gott und der Verherrlichung des Vaters. Im Geist sollen wir beten, nicht in Formen scheinbarer Frömmigkeit, sondern erfüllt mit dem Geist Gottes. Voll heiligen Geistes sind wir, wenn der Geist, der bei unserem Glaubensanfang in unseren Herzen ausgegossen wurde (Röm.5:5), allen Raum in uns einnimmt. »Werdet mit Geist erfüllt«, schreibt Paulus in Epheser 5:18-21, »sodass ihr zueinander in Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern sprecht und dem Herrn in euren Herzen singt und zum Saitenspiel lobsingt, für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus allezeit dankend, euch einander unterordnend in der Furcht Christi.« Das sind Merkmale geistlichen Betens und Verhaltens.

Das Beten im Geist geschieht nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt, sondern mit angemessenen geistlichen Worten, wie der Geist sie uns durch das insbesondere dem Apostel Paulus geoffenbarte Wort lehrt (1.Kor.2:13).

Der Apostel Paulus fährt in Vers 18 fort: »In allem seid dazu anhaltend wachsam, auch im Flehen für alle die Heiligen und für mich ...« Das Wörtlein »dazu« bezieht sich auf das geistgemäße Beten zu jeder Gelegenheit. Dazu bedarf es des Anhaltens und des Wachsamseins; keinesfalls sollen wir im Gebet nachlassen oder schläfrig werden, denn sonst werden wir den Kriegslisten des Widerwirkers erliegen. Ein Vorbild im anhaltenden und wachsamen Gebet ist uns Epaphras, der allezeit in seinen Gebeten für die Kolosser rang, damit sie gereift dastünden und in allem Willen Gottes vollgewiss seien (Kol.4:12).

Nicht nur im Gebet, sondern auch im Flehen sollen wir anhaltend wachen, und zwar für alle Heiligen. Das Flehen ist ein notgedrungenes, inständiges Bitten. Für alle Heiligen sollen wir uns an unseren Gott und Vater wenden, denn wir sind Glieder einer gemeinsamen Körperschaft, der Gemeinde Christi, die - bildlich gesprochen - Sein Körper ist; wir sind aufs Engste miteinander verbunden durch den einen Geist Gottes.

»... und für mich«, schrieb Paulus. Da er nicht mehr ist, können wir das nur auf seine Nachahmer beziehen. Wir alle sind ja aufgefordert, ihn in allem nachzuahmen (1.Kor.11:1; Phil.3:17; 4:9). Mögen wir mithin besonders für diejenigen beten, die dem Dienst des Apostels Paulus nacheifern, denn sie sind zusätzlichen Angriffen ausgesetzt.

Warum ist das Beten und Flehen so wichtig? Gott könnte uns alles ohne unser Bitten geben, doch sollen wir alles, was Er für uns tut, im Vertrauen auf Ihn erfahren. Betet für mich - dies schrieb ein Mann, der kein selbstsicherer Alleskönner war, sondern in Abhängigkeit von Gott lebte und wusste, dass alles, was gut und recht werden soll, nur ein Geschenk unseres Gottes und Vaters sein kann.

Wofür sollen wir für alle Heiligen und für die Nachahmer des Paulus anhaltend und wachsam beten und flehen? Die Verse 19 und 20 geben die Antwort: »... sodass mir beim Auftun meines Mundes der rechte Ausdruck gegeben werde, um das Geheimnis des Evangeliums in Freimut bekanntzumachen, für das ich ein Gesandter in der Kette bin, damit ich in der Verkündigung desselben so freimütig reden möge, wie ich sprechen muss.«

Haben wir schon nach dem Anlegen aller Teile der Waffenrüstung das Schwert des Geistes, das ein Ausspruch Gottes ist, empfangen, das treffende, in die Situation passende Wort Gottes, so bitten wir nun darum, dass wir beim Auftun unseres Mundes den Ausspruch Gottes auch folgerichtig und klar und deutlich zum Ausdruck bringen mögen, und dies mit allem Freimut, ungehemmt, nicht wegen irgendwelcher Bedenken irgendetwas zurückhaltend, sondern in aller Offenheit und Gelöstheit, Freude und Zuversicht.

Das Geheimnis des Evangeliums sollen wir bekanntmachen. Angesichts dieses herrlichen Auftrags flehen wir: Unser Gott, lieber Vater, tue uns eine Tür für das Wort auf, und schenke es uns, es so zu verkündigen, wie es sein muss: freimütig und der Herrlichkeit des Evangeliums entsprechend!

Was ist das Geheimnis des Evangeliums? Es ist die Versöhnung Gottes mit der Welt, also mit allen Menschen. Dem liegen die Worte von

2. Korinther 5:18-20 zugrunde: »Das alles aber ist aus Gott, der uns durch Christus mit Sich Selbst versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat. Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt. Daher sind wir Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns zuspräche. Wir flehen für Christus: Lasst euch mit Gott versöhnen!« Dieser Dienst ist unser Hauptanliegen. Gesandte für Christus zu sein, ist unsere Hauptaufgabe. Und wenn wir sprechen, ist es so, als ob Gott spräche, vorausgesetzt, wir haben die gesamte Waffenrüstung angelegt und das Schwert des Geistes erhalten und unser treuer Gott und Vater hat uns auf unser Gebet und Flehen hin den rechten Ausdruck gegeben.

Wie ist es zu begründen, dass die Versöhnung das Geheimnis des Evangeliums ist? Im Römerbrief werden die Rechtfertigung durch Glauben auf der Grundlage der Gerechtigkeit Gottes und die Versöhnung Gottes mit uns verkündigt (Röm.3+5). Eine dieser beiden geistlichen Segnungen, nämlich die Gerechtigkeit Gottes, war bereits durch das Gesetz und die Propheten bezeugt (Röm.3:21), und Abraham hatte die Gerechtigkeit aus Glauben erfahren, denn er glaubte Gott, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet (Röm.4:3). Die Rechtfertigung durch Glauben war also kein Geheimnis. Aber die Versöhnung Gottes mit der Welt war ein Geheimnis; es war in äonischen Zeiten verschwiegen und wurde erst durch den Römerbrief enthüllt, wie auch aus Römer 16:25,26 hervorgeht. (Sollten wir aber schon im Alten Testament von Versöhnung gelesen zu haben meinen, dann nur aufgrund einer nicht konkordanten Übersetzung der Begriffe für Versühnung oder Beschirmung.) Die Versöhnung Gottes mit allen Menschen ist das Geheimnis des Evangeliums Gottes über Seinen Sohn, für das der Apostel Paulus abgesondert wurde (Röm.1:1-3).

Unsere Bereitschaft, den Menschen die Versöhnung Gottes mit ihnen bekanntzumachen, ist ein Teil der Waffenrüstung Gottes für uns, denn es heißt in Epheser 6:15: »... die Füße unterbunden in Bereitschaft für das Evangelium des Friedens.« Gott hat die Welt mit Sich Selbst versöhnt; somit hält Er Frieden mit den Menschen und übt kein Gericht und verhängt keine Strafen. Dies währt für die gegenwärtige Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2) - bis zum Tag des Zorns und der Enthüllung des gerechten Gerichts Gottes, der jedem seinen Werken gemäß vergelten wird (Röm.2:5,6).

In Bezug auf die Versöhnung, das Geheimnis des Evangeliums, schreibt Paulus in Vers 20: »... für das ich ein Gesandter in der Kette bin ...« Gerade die Kette des Paulus zeigt deutlich, dass Gott Frieden mit der Ihm feindlich gesinnten Welt hält. Die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott (Röm.8:7). Den Gesandten eines anderen Staates in Ketten zu legen, wäre ein Kriegsgrund. Gott aber schlägt nicht drein, sondern hält Frieden.

Paulus bittet um Fürbitte, dass er in der Verkündigung des Geheimnisses des Evangeliums so freimütig reden möge, wie er sprechen muss (Vers 20). Für den Apostel ist es bindend, dass sein freimütiges Sprechen so genau wie möglich mit dem Geist der Friedensbotschaft übereinstimmt.

Zum Abschnitt der Verse 18 bis 20, im Zusammenhang mit den Versen 10 bis 17 gesehen, ist zusammenfassend zu sagen:

Unsere Kraft, den geistlichen Mächten der Bosheit inmitten der Überhimmlischen zu widerstehen, beruht auf einem dreifachen Wirken:

  1. auf unserem Mitwirken des Anlegens der ersten vier Rüstungsstücke;
  2. auf Gottes beiden Gaben des Helms des Heils und des Schwertes des Geistes und
  3. auf unserem Gebet und Flehen, und dies
  1. zu jeder Gelegenheit;
  2. in anhaltender Wachsamkeit;
  3. für alle Heiligen und
  4. insbesondere für alle Nachahmer des Paulus.

Stehet - als Betende und Wachsame!

Unsere Kraft zum Widerstehen beruht auf drei Säulen (siehe Schaubild).

Damit ist die Botschaft des Epheserbriefs zum Abschluss gebracht. Der geistliche und überhimmlische Segen der herausgerufenen Gemeinde und ihr entsprechender Wandel sind dargelegt.

Wir kommen nun zu den Versen 21 und 22, die den Auftrag des Tychikus beschreiben.

Paulus schreibt: »Damit aber auch ihr um meine Angelegenheiten wisst und um den Dienst, welchen ich verrichte, wird euch Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, alles bekanntmachen. Ich habe ihn ebendeshalb zu euch gesandt, damit ihr erfahrt, was uns betrifft und er euren Herzen zuspreche.«

Tychikus stammte aus der Provinz Asien (Ap.20:4) und war einer der Mitarbeiter des Apostels Paulus, den er zu mancherlei Diensten senden konnte (Kol.4:7; 2.Tim.4:12; Tit.3:12). Tychikus überbrachte den Gemeinden in der Provinz Asien den Epheserrundbrief, der Gemeinde zu Kolossä den an sie gerichteten Brief (Kol.4:8) sowie den an Philemon zusammen mit dem Sklaven Onesimus (Kol.4:9). Er ist ein geliebter Bruder im Herrn. Paulus liebte ihn mit der in seinem Herzen ausgegossenen Liebe Gottes (Röm.5:5). Seine Bruderschaft hatte sich in manchem gemeinsamen Erleben erwiesen. Tychikus ist zudem ein treuer Diener im Herrn. Zur Treue gehören ein fester Stand in der Waffenrüstung, Zuverlässigkeit und Beständigkeit. Er ist ein treuer Diener des Paulus, vor allem aber des Herrn. Der Begriff »Diener« ist in diesem Zusammenhang nicht im Sinne eines Dieners oder Diakons einer Gemeinde zu verstehen. Tychikus dient am Evangelium des Christus, das dem Paulus offenbart wurde (Phil.1:27; Gal.1:12). Er dient am Geheimnis des Evangeliums und tut den Dienst der Versöhnung (2.Kor.5:18).

Durch Tychikus sollen die herausgerufenen Gemeinden in der Provinz Asien von den Angelegenheiten und dem Dienst des Paulus erfahren. Warum darf Paulus seinen Dienst und sein Ergehen so sehr in das Blickfeld der Heiligen rücken? Die zwölf Apostel Israels tun das nicht. - Weil seine äußeren Lebensumstände die Entfaltung seines Evangeliums von Herrlichkeit zu Herrlichkeit illustrieren. Außerdem hat unser Herr Jesus Christus ihn auch zum Muster und Vorbild für unseren Wandel und Dienst gesetzt. Hören wir hierzu nur Philipper 4:9: »Was ihr auch von mir gelernt und erhalten, gehört und an mir gewahrt habt, das setzt in die Tat um; dann wird der Gott des Friedens mit euch sein.«

Am Ergehen des Apostels Paulus ist der Fortgang der Heilsgeschichte ablesbar. Seine Gefangenschaft in Rom stimmt mit dem zur Vollkommenheit gelangten Glaubensgut überein, denn sie zeugt von Versöhnung und Schwachheit. Seine Kette untermalt, dass Gott nicht Seinen Zorn über die Welt ergießt, sondern - wie bereits dargelegt - Frieden mit allen Menschen hält. Seine Kette zeigt auch auf, dass die mit der Verkündigung des Königreichs Israels verbundenen Machttaten, wie zum Beispiel wunderbare Befreiungen aus Gefängnissen, jetzt nicht mehr geschehen, was die Tatsache unterstreicht, dass alle unsere Segnungen nunmehr geistlicher und überhimmlischer Natur sind. Wir erfahren die Kraft Gottes heute nicht mehr darin, dass unsere Schwachheiten und Bedrängnisse aufgehoben werden, sondern in unseren Schwachheiten und Belastungen.

Wie es um die Angelegenheiten des Paulus steht, ersehen wir aus Philipper 1:12-14: »Ich beabsichtige aber, Brüder, euch erkennen zu lassen, dass meine Angelegenheiten eher zur Förderung des Evangeliums geführt haben, so dass bei dem ganzen Prätorium und allen übrigen meine Fesseln als um Christi willen offenbar geworden sind. Durch meine Fesseln ermutigt, wagt es nun die Mehrzahl der Brüder um so mehr, im Vertrauen zum Herrn gestärkt, furchtlos das Wort Gottes zu sprechen.«

Der Dienst, den Paulus in der römischen Gefangenschaft verrichtet, besteht im Wesentlichen in der Niederschrift der sogenannten Gefangenschaftsbriefe, des Epheser-, des Philipper- und des Kolosserbriefs, auch Vollkommenheitsbriefe genannt; mit ihnen vervollständigt er das Wort Gottes (Kol.1:25) und macht er die gegenwärtige Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes und die höchsten geistlichen Segnung inmitten der Überhimmlischen bekannt (Eph.1:3; 3:2). Seine körperliche Gebundenheit zeigt an, dass der Segen nun rein geistlich ist.

Tychikus soll den Herzen der Briefempfänger zusprechen (Vers 22). Der Inhalt der Vollkommenheitsbriefe ist der vollkommene Zuspruch. Wenn wir schon von einem jeden Wort Gottes leben, wieviel mehr richtet uns das vervollständigte Wort Gottes auf und festigt es uns! Es ist die Weisheit und die Herrlichkeit, die kein Mensch erahnen konnte, die Gott aber denen bereitet hat, die Ihn lieben (1.Kor.2:9).

Der Apostel Paulus schließt seinen Brief mit Segenswünschen. Wir lesen zunächst Vers 23: »Friede den Brüdern und Liebe mit Glaubenstreue von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!« Friede soll unter allen Brüdern und Schwestern herrschen, der Friede von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Das ist der Friede der Aussöhnung mit Gott und mit allen Menschen; das ist der Friede Gottes, der unseren Denksinn und unsere Herzen auch in allen schweren Lebensführungen unseres Vaters wie in einer Feste in Christus Jesus bewahrt.

Des Weiteren soll die Liebe Gottes unser Verhältnis zueinander bestimmen, so wie Paulus in Epheser 5:1,2 schrieb: »Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe, so wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch.«

Und schließlich soll Glaubenstreue uns prägen. Paulus wünscht uns nicht »Glauben«, denn den haben alle Heiligen, sondern einen Glauben, der sich im Alltag bewährt und als Treue verstanden werden darf. Wir sollen nicht vom Glauben abschweifen, indem wir uns in Schlussfolgerungen ergehen oder einer menschlichen Weisheit anhängen, sondern treu im Glauben sein (Kol.2:8; 1.Tim.6:20,21). In Galater 5:22, wo die Frucht beschrieben wird, die der Geist Gottes bei den Gläubigen hervorbringt, schreiben wir ebenfalls nicht »Glaube«, sondern »Treue«.

Im Schlussvers 24 schreibt der Apostel Paulus sodann: »Die Gnade sei mit allen, die unseren Herrn Jesus Christus in Unvergänglichkeit lieben! Amen!« Die Gnade ist das A und O des Epheserbriefs. Zum Lobpreis der Herrlichkeit der Gnade Gottes, die uns in dem geliebten Sohn begnadet, sind wir bestimmt (Eph.1:6). In Ihm haben wir auch die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt (Eph.1:7,8a). Unser Gott und Vater wird uns inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus niedersetzen, »um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen« (Eph.2:6,7). Denn in der Gnade sind wir Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht aus uns, sondern Gottes Nahegabe (Eph.2:8).

Diese Gnade sei mit allen, die unseren Herrn Jesus Christus in Unvergänglichkeit lieben! Ja, Ihn lieben wir, der für uns starb und auferweckt wurde, Ihn, in welchem wir vervollständigt (Kol.2:10) und mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen gesegnet sind (Eph.1:3). Ihn lieben wir in Unvergänglichkeit, das heißt soviel wie unaufhörlich, denn die Liebe Gottes hört niemals auf (1.Kor.13:8). Unvergänglich lieben wir unseren Herrn Jesus Christus, denn Gott Selbst, der durch Seinen Geist in uns wohnt, ist unvergänglich und ist Liebe. So sei Ihm, dem Vater der Herrlichkeit, im Namen unseres Herrn Jesus Christus die Verherrlichung für die Äonen der Äonen und darüber hinaus!