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Ringet für den Glauben! (Judas 1-11)

Reißt sie aus dem Feuer! (Judas 12-25)

 

Ausführungen zum Judasbrief

 

Ringet für den Glauben!

(Judas 1-11)

 

  Der Brief wurde entweder von dem Jünger und Apostel Judas verfasst, der den Beinamen Thaddäus trug und ein Bruder des Jakobus und Sohn des Alphäus war (Mat.10:3; Mark.3:18; Luk.6:16; Ap.1:13) oder von Judas, dem Sohn des Joseph und der Maria, mithin dem Halbbruder unseres Herrn Jesus Christus und dem Bruder des Jakobus, des Leiters der Jerusalemer Gemeinde (Mat.13:55; Ap.12:17; 15:13; 21:18). Für den Erstgenannten spricht, dass es wohl eher einem Apostel zukommt, den Brief zu schreiben; für den Zweitgenannten, dass er nicht näher angibt, welcher Jakobus sein Bruder ist, also sicherlich den bekannten Halbbruder des Herrn meint, und dass er in den Versen 17 und 18 in einer Weise auf die Apostel Bezug nimmt, als sei er keiner von ihnen.

  Die Empfänger des Briefes sind jüdische Gläubige.

  Der Brief zeigt einen erschreckenden Niedergang in den Gemeinden auf, sodass er wohl in der Mitte der Sechzigerjahre geschrieben worden sein dürfte.

  Zentraler Inhalt des Briefes ist die Ermahnung, am Glauben festzuhalten, den Ruchlosen nicht zu folgen, die dem Gericht entgegengehen, und wenn möglich einige von ihnen aus dem Feuer zu reißen. Die Anklänge an den zweiten Petrusbrief sind nicht zu übersehen.

 

Judas an die bewahrten Berufenen

 

  Der Briefeingang mit Absender- und Empfängerangabe sowie dem Segensgruß lautet: »Judas, ein Sklave Jesu Christi und ein Bruder des Jakobus, an die Berufenen, in Gott dem Vater Geliebten und durch Jesus Christus Bewahrten: Barmherzigkeit, Friede und Liebe mögen euch vermehrt zuteil werden!« (Verse 1+2).

  Judas nimmt die richtige Stellung zu dem Herrn Jesus Christus ein, nämlich die eines Sklaven. Mag er seinem Halbbruder Jesus einstmals den der Welt gemäßen Ratschlag gegeben haben, doch beim Laubhüttenfest in Jerusalem öffentlich aufzutreten, wenn Er bekannt werden wolle (Joh.7:1-9) - heute ist er Ihm völlig untergeordnet und ergeben.

  Die Briefempfänger werden in dreifacher Weise bezeichnet. Sie sind Berufene. Sind sie auch Auserwählte? Anders gefragt: Werden sie ihren Glauben bewahren (Verse 20+21)? »Denn viele sind berufen, wenige aber sind auserwählt« (Mat.22:14). Nur die Auswahl aus Israel wird die Rettung erlangen (Röm.11.5,7; Off.17:14). - Sie sind in Gott dem Vater Geliebte. Er hat ihnen Seine Liebe darin erzeigt, dass Er Seinen Sohn für sie dahingab und den Glauben in ihnen hervorrief. - Sie sind durch Jesus Christus Bewahrte. Der Herr hat ihnen den Glauben bewahrt, sodass sie nicht abgefallen sind (Vers 24; Heb.6:6). In Christus bleibt nur der, der Seine Gebote hält (1.Joh.3:24). Darum auch hat der Herr für sie gebetet: »Ich ersuche Dich [Vater] nicht, dass Du sie aus der Welt nimmst, sondern dass Du sie vor dem Bösen [dem Satan] bewahrest« (Joh.17:15).

  Dem Segensgruß zufolge sollen ihnen drei Dinge vermehrt zuteil werden. Erstens Barmherzigkeit. Möge Gott Sich der gläubigen Juden in den Nöten ihrer Zeit, vor allem aber in den Verführungen, Anfechtungen und Gerichten der Endzeit erbarmen. Dabei ist die Bedingung des Psalms 103:13 nicht zu vergessen: »Wie sich ein Vater über die Söhne erbarmt, so erbarmt Sich Jewe über die, die Ihn fürchten.« - Zweitens Friede. Mögen sie Frieden über den Wegen Gottes mit ihnen haben und in der Erwartung des Psalms 29:11 leben: »Jewe wird Sein Volk mit Frieden segnen!« - Drittens Liebe. Möge ihre Liebe angesichts der sich mehrenden Gesetzlosigkeit nicht erkalten, sondern mögen sie bis zur Vollendung ausharren, damit sie gerettet werden (Mat.24:12,13).

 

Ringet für den überlieferten Glauben!

 

  Judas kommt sogleich zur Sache: »Geliebte, um euch mit allem Fleiß betreffs unserer gemeinsamen Rettung und des Lebens zu schreiben, war ich genötigt, so zu schreiben, dass ich euch zuspreche, für den den Heiligen ein für allemal überlieferten Glauben zu ringen« (Vers 3). Judas will über die Rettung und das Leben schreiben, muss dies aber notgedrungen unter dem Gesichtspunkt des Ringens um das überlieferte Glaubensgut tun. Die Rettung der Juden liegt in dem, der auch das Leben ist, Jesus Christus. Er wird sie aus der Sünde und aus dem Tod bergen und ihnen das äonische Leben geben, das Leben im Königreich Israels in den kommenden Äonen auf der Erde.

  Um dieses Ziel zu erreichen, ist es unumgänglich, sich weder durch Irrlehren noch durch Ausschweifungen vom Wege abbringen zu lassen und an der überlieferten Lehre festzuhalten. Diese ist das Evangelium der Beschneidung (Gal.2:7), das Mose und die Propheten, unser Herr Jesus Christus und die zwölf Apostel verkündigten und das geprägt ist von der Taufe der Umsinnung zur Erlassung der Sünden (Luk.3:3), von der Notwendigkeit edler Werke zur Rettung (Mat.7:21; Jak.2:24; 2.Pet.1:10) und von der Erwartung, als königliche und priesterliche Nation auf der Erde zu herrschen (1.Pet.2:9; 2.Mose 19:6) und alle Nationen zu Jüngern zu machen (Mat.28:19).

  Dieses Evangelium darf nicht vermischt werden mit dem uns angehenden Evangelium der Unbeschnittenheit, das dem Apostel Paulus enthüllt wurde (Gal.1:12; 2:7) und das uns, die Glieder der Körpergemeinde (Eph.1:22), allein durch Glauben und damit allein in der Gnade rettet für das Leben inmitten der überhimmlischen Regionen und Geschöpfe in den kommenden Äonen (Eph.2:6-8). Wir sind nicht die zukünftige Brautgemeinde Israel (Off.19:7; 21:9).

 

Ruchlose

 

  Judas beschreibt die Situation: »Denn einige Menschen sind hereingeschlüpft, die schon längst vorher zu diesem Urteil angeschrieben worden sind: Ruchlose, die die Gnade unseres Gottes mit Ausschweifung verwechseln und unseren alleinigen Eigner und Herrn Jesus Christus verleugnen« (Vers 4). Es sind Ungläubige, die da in die herausgerufenen Gemeinden hereingeschlüpft sind. Sie haben dort Entfaltungsmöglichkeiten für sich und ihre Ideen gesehen. Die Gnade Gottes und der Herr Jesus Christus finden ihre freundliche Zustimmung. Es kommt ihnen aber nicht in den Sinn, dem Herrn zu gehorchen. Folglich können sie nur ihre fleischliche Gesinnung entfalten.

  Ruchlose geben Gott keine Ehre. Ruchlosigkeit ist das Gegenteil von Frömmigkeit, was Wohlverehrung (Gottes) bedeutet. Da sie nicht an den Herrn gebunden sind, kennen sie auch in ihrem Lebenswandel keine Bindung an Sein Wort und frönen mithin Ausschweifungen und anderen Werken des Fleisches (Gal.5:19).

  Das Urteil über diese Menschen steht längst fest. Auch Petrus schreibt davon, dass falsche Propheten und falsche Lehrer aufgetreten sind, die ihren Eigner verleugnen, der sie erkauft hat, und deren Untergang sicher ist (2.Pet.2:1-3).

  Es ist so, wie Jesus in einem Gleichnis sagt, dass ein Mensch edlen Samen auf das Feld (die Welt) säte und in der Nacht sein Feind Taumellolch dazwischen säte. Der edle Same sind die Söhne des Königreichs, der Taumellolch dagegen sind die Söhne des Bösen (des Satans) (Mat.13:25:38).

 

In der Wildnis

 

  In den Versen 5 bis 7 führt Judas nun drei Beispiele für Urteile Gottes über Ruchlose an. Das erste ist das ungläubige Israel in der Wildnis. Es ist allen Juden bekannt, Judas aber muss sie dennoch daran erinnern: »Im Blick auf all das, was ihr ein für allemal wisst, beabsichtige ich, euch daran zu erinnern, dass der Herr [das eine Mal] das Volk aus dem Land Ägypten rettete, beim zweiten Mal aber die umbrachte, die nicht glaubten« (Vers 5). Ganz Israel wurde aus dem ägyptischen Sklavenhaus gerettet (2.Mose 12:41), aber bis auf zwei kamen alle Erwachsenen in der Wildnis Sinai um (4.Mose 14:35). In der Zukunft wird es wieder so sein, dass nämlich nur ein Überrest in das Königreich eintreten wird, und zwar wegen des Mangels an Glauben und des fleischlichen Verhaltens.

  Zwölf Männer hatten das Land Kanaan ausgekundschaftet, zehn von ihnen vermittelten mit ihrem Bericht jedoch den Eindruck, es nicht einnehmen zu können (4.Mose 13:26-33). Nur Josua und Kaleb hatten den Glauben, dass Jewe es ihnen geben werde (4.Mose 14:6-9). Aufgrund des Unglaubens des Volkes musste es vierzig Jahre lang in der Wildnis umherziehen (4.Mose 14:34), und alle zwanzig und mehr Jahre Alten kamen darin um (4.Mose 14:29). Jewe brachte auch die zehn Männer, die das böse Gerede über das Land aufgebracht hatten, um (4.Mose 14:36,37).

  Hebräer 3:15 bis 19 verdeutlicht den Sachverhalt: »Es ist gesagt: Heute, wenn ihr Seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht wie einst in der Verbitterung. Denn etliche, wiewohl sie Ihn gehört hatten, erbitterten Ihn, jedoch nicht alle, die durch Mose aus Ägypten auszogen. Vor welchen aber ekelte Er Sich vierzig Jahre? Nicht vor den Sündern, deren Leichen in der Wildnis zerfallen sind? Welchen aber schwur Er, dass sie nicht in Sein Feiern eingehen werden, wenn nicht den Widerspenstigen? Heute sehen wir, dass sie infolge ihres Unglaubens nicht eingehen konnten.«

  In 1.Korinther 10:4 bis 6 ist darüber zu lesen: »Alle tranken dasselbe geistliche Getränk; denn sie tranken aus dem geistlichen Felsen, der da folgte. Der Felsen aber war der Christus. doch an der Mehrzahl von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen; denn sie wurden in der Wildnis niedergestreckt. Diese sind für uns warnende Vorbilder geworden, damit wir uns nicht nach Üblem gelüsten lassen, wie es jene gelüstete.«

 

Untreue Boten

 

  Das zweite Beispiel für das unabwendbare Urteil Gottes finden wir in Vers 6: »Aber auch die Boten, die ihre Oberherrschaft nicht bewahrt, sondern die eigene Behausung verlassen haben, hat Er zum Gericht des großen Tages in unwahrnehmbaren Fesseln in Dunkelheit verwahrt.« Bestimmte Boten - es sind nichtauserwählte (1.Tim.5:21) - sind ihrem Platz und ihrer Aufgabe nicht treu geblieben und werden darum in Dunkelheit für das Gericht verwahrt. Vermutlich sind sie ohne Licht bewegungsunfähig. Auch Petrus schreibt von ihnen, dass nämlich »Gott sündigende Boten nicht verschont hat, sondern sie in dunkle Verliese des Tartarus tat und sie so dahingab, um sie als zu bestrafende zum Ge4richt zu verwahren« (2.Pet.2:4).

  Lukas berichtet, dass die Legion Dämonen, denen unser Herr Jesus aus dem besessenen Mann aus Gergesa heraus, der nicht ihre angestammte Behausung war, in die Schweine zu fahren geboten hatte, in den dunklen Abgrund kamen, wohin sie nicht wollten (Luk.8:31), und zwar als die Schweine ertranken und deren tote Körper ihnen nicht mehr als Behausung dienen konnten.

  Die Fesselung in Dunkelheit mag zu verschiedenen Zeiten stattgefunden haben. So lesen wir in 1.Pet.3:19,20 zum Beispiel von »Geistern im Gefängnis, die einstmals widerspenstig waren, als die Geduld Gottes in den Tagen Noahs langmütig wartete, während die Arche errichtet wurde.«

  Zurück zum Judasbrief, Vers 6: Diese Boten haben den ihnen zugeeigneten Herrschaftsbereich verlassen und Gott damit verunehrt; das Gericht über sie ist deshalb unausbleiblich.

 

Sodom und Gomorra

 

  Das dritte Beispiel: »Wie Sodom und Gomorra samt den um sie liegenden Städten, die in gleicher Weise wie diese außerordentlich gehurt haben und hinter andersartigem Fleisch hergingen, als [abschreckendes] Beispiel vor uns liegen, indem sie die gerechte Vergeltung äonischen Feuers erleiden« (Vers 7). Die Stadt Sodom und ihre Tochterstädte werden im tausendjährigen Königreich Israels wiederhergestellt werden (Hes.16:53-56). Die Einwohner dieser Städte damals zur Zeit Abrahams und Lots aber werden zum Gericht vor dem großen, weißen Thron auferweckt werden und für den letzten Äon im See des Feuers sein; das ist der zweite Tod (Off.20:14).

  Die Geschichte des Untergangs Sodoms und Gomorras ist im ersten Buch Mose, Kapitel 18:20 bis 19:29 verzeichnet. Die Städte kamen in Schwefel und Feuer aus den Himmeln und durch einen erdbebenartigen Umsturz um (1.Mose 19:24,25).

  Petrus erwähnt dieses Ereignis ebenfalls: »Gott verurteile die Städte Sodom und Gomorra, äscherte sie durch einen Umsturz ein und hat sie als Beispiel für die gesetzt, die künftig ruchlos sind, während Er den gerechten Lot barg, der von dem Verhalten der Unsittlichen in ihrer Ausschweifung gepeinigt wurde, denn durch das Erblicken- und Hörenmüssen quälte der als Gerechter unter ihnen Wohnende Tag für Tag seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken« (2.Pet.2:6-8).

  Das Feuer, das auf die genannten Städte fiel, ist ein Bild auf das äonische Feuer, das des Gerichts, das die Ruchlosen in den zweiten Tod bringt.

  Übrigens wird es dem Lande Sodom und Gomorra am Tage des Gerichts erträglicher gehen als den Städten Israels, die die Jünger Jesu nicht aufgenommen haben (Mat.10:15), heißt es doch schon in den Klageliedern Jeremias: »Die Schuld der Tochter meines Volkes war größer als die Sünde Sodoms« (Klgl.4:6).

 

Trotzdem lästern sie

 

  Trotz den vor aller Augen liegenden Urteilen Gottes verhalten sich die Ruchlosen so, wie Judas es in den Versen 8 bis 10 beschreibt: »Trotzdem beschmutzen jene wirr träumenden Ruchlosen gleicherweise ihr Fleisch, lehnen Herrschaft ab und lästern Herrlichkeiten. Dagegen hat Michael, der Botenfürst, als er den Widerwirker wegen des Körpers des Mose anzweifelte und mit ihm Worte wechselte, nicht gewagt, ein lästerndes Urteil über ihn aufzubringen, sondern nur gesagt: Der Herr schelte dich! Diese Ruchlosen aber lästern all das, womit sie gar nicht vertraut sind; insofern sie aber von Natur aus mit etwas wie vernunftlose Tiere Bescheid wissen, darin verderben sie sich.«

  Wie bekannt uns dies alles vorkommt! Dies ist ja ein genaues Bild unserer Zeit, die von schamlosen Hurereien und Perversitäten, von der Missachtung Übergeordneter und von Lästerungen über Gott und den Herrn Jesus Christus geprägt ist. »Weil sie, Gott kennend, Ihn nicht als Gott verherrlichen oder Ihm danken, sondern in ihren Folgerungen eitel wurden, ist auch ihr unverständiges Herz verfinstert. ... Darum hat Gott sie in den Begierden ihrer Herzen dahingegeben, in Unreinheit ihre Körper unter sich zu verunehren: sie, welche die Wahrheit Gottes in Lüge abändern und die Schöpfung verehren und ihr Gottesdienst darbringen anstatt dem Schöpfer, der gesegnet ist für die Äonen! Amen!« (Röm.1:21-25).

  Petrus schreibt ähnlich wie Judas, dass sie über das lästern, was sie gar nicht kennen (2.Pet.2:12), sind doch geistliche Dinge für seelische Menschen Torheit (1.Kor.2:14).

  Wenden wir uns nun dem Vorbild Michael zu, der noch nicht einmal gegen den Satan ein lästerndes Urteil aufbrachte, sondern es dem Herrn überließ, indem er sagte: »Der Herr schelte dich!« Mose starb im Alter von 120 Jahren auf dem Berg Nebo im Land Moab nach dem Wort Jewes, der ihn dort im Tal, Bet-Peor gegenüber, begrub (5.Mose 34:5,6), und zwar durch den großen Botenfürsten Michael, der über den Söhnen Israels steht (Dan.12:1), wobei es zu dem Wortwechsel mit dem Satan kam.

 

Wehe ihnen!

 

  »Wehe ihnen!«, ruft Judas in Vers 11 aus, »denn sie sind auf dem Wege Kains gegangen, haben sich in der Verirrung des Lohnes Bileams ausgegossen und sind im Widerspruch Koras umgekommen.«

  Wehe denen, die auf dem Weg Kains gehen! Sie bringen zwar Gott ihre Nahegaben dar, wie Kain es tat, aber nicht von ihrem Besten, wie Abel es tat (1.Mose 4:4), und sie haben keinen Glauben, was Abel auszeichnete (Heb.11:4). So ist es auch heute: Man tut seine Pflicht als »Christ«, hat aber keinen Glauben. Der Apostel Johannes nennt die Werke Kains ausdrücklich »böse« (1.Joh.3:12). Und wie schnell bringt der Neid auf die Gesegneten Hass hervor; und vom Hass bis zum Mord ist kein weiter Weg.

  Wehe denen, die sich der Verirrung des Lohnes Bileams hingeben! Als das Volk Israel sich in den Ebenen Moabs lagerte, ließ Balak, der König der Moabiter, den Wahrsager Bileam vom Euphrat rufen, damit er Israel verfluche (4.Mose 22-24). Bileam machte diskret deutlich, dass er einen hohen Lohn dafür erwarte (4.Mose 22:17,18). Petrus sagt, dass Bileam den Lohn der Ungerechtigkeit geliebt hat (2.Pet.2:15). Heute ist es nicht anders: Viele im Rampenlicht stehende Verkündiger stehen in der Gefahr, mit viel Geld nach Hause zu gehen und ihren Reichtum aus den Kollekten als Segen Gottes zu deuten. Und wiederholt sind manche der Versuchung erlegen, durch ihre Dienste im Werk des Herrn reich werden zu wollen. Wer aber in einem Punkt so »erfolgreich« ist, kommt leicht auf den Gedanken, sich auch anderweitig unberechtigte Freiheiten zu nehmen.

  Übrigens lehrte Bileam den Balak, vor den Augen der Söhne Israels einen Fallstrick zu werfen, nämlich Götzenopfer zu essen und zu huren (4.Mose 31:16; 25:1-3; Off.2:14). Eine Untat bleibt ja nicht allein.

  Wehe denen, die sich in den Widerspruch Koras hineinbegeben! Kora, Datan und Abiram sowie ihre Anhänger hatten sich gegen die von Jewe verliehene Autorität Moses und Aarons erhoben, um selbst die Führung zu übernehmen und den priesterlichen Dienst zu tun. Die Aufständischen und die ihnen Zugehörigen wurden von der sich spaltenden Erde verschlungen, und die 250 Männer, die ohne Berechtigung mit ihren Räucherpfannen zum Zelt der Zusammenkunft getreten waren, wurden von einem von Jewe ausgehenden Feuer verzehrt (4.Mose 16). Ihr Widerspruch gegen Mose war ein Widerspruch gegen Jewe. Auch heute finden sich viele, die dem Wort Gottes und damit Gott Selbst widersprechen, den Gnadengaben Christi für die Gemeinde, den Evangelisten, Hirten und Lehrern (Eph.4:11), sowie den Ältesten Widerworte geben, die treuen Verkündiger anzweifeln und sich selbst göttliche Funktionen anmaßen, sei es, die Rettung und anderen Segen zu vermitteln oder alle Gläubigen unter ihre Leitung zu bringen und die Herrschaft über ihren Glauben auszuüben (2.Kor.1:24).

  Das Urteil über die Ruchlosen aber wird nicht ausbleiben.

  Die Empfänger des Jakobusbriefs mögen sich dies alles zu Herzen nehmen und sich keinesfalls von den Lästerern mit wegreißen lassen. Denn nur wer treu für das Glaubensgut der Beschneidung ringt und überwindet, wird sich des äonischen Lebens im Königreich Israels erfreuen.

 

Reißt sie aus dem Feuer!

(Judas 12-25)

 

  Judas hat in den Versen 1 bis 11 Ungläubige dargestellt, die in die herausgerufenen Gemeinden hereingeschlüpft sind, Ruchlose, die die Gnade unseres Gottes mit Ausschweifung verwechseln und unseren alleinigen Eigner und Herrn Jesus Christus verleugnen (Vers 4). Gott wird sie richten - dies steht fest! Sie beschmutzen ihr Fleisch, lehnen Herrschaft ab und lästern Herrlichkeiten. In den folgenden Versen werden sie weiter beschrieben.

 

Wasserlose Wolken

 

  Judas schreibt: »Dies sind die Ruchlosen, die als Riffe für euch bei euren Liebesmahlen furchtlos mitzechen und sich selbst hirten, sie sind wie wasserlose Wolken, von Winden hinweggetragen, saftlose, unfruchtbare Bäume, zweimal abgestorben und entwurzelt, wilde Meereswogen, die ihre eigene Schande ausschäumen, umherirrende Sterne, denen die tiefste Dunkelheit der Finsternis für einen Äon aufbewahrt ist« (Verse 12+13).

  Deutlicher kann man es nicht sagen!

  Riffe sind verborgene Gefahren, insbesondere menschliche Riffe bei den gemeinsamen Mahlzeiten der Gläubigen, die Ausdruck der ihnen von Gott geschenkten Liebe untereinander sind und die man damals Liebesmahle nannte.

  Furchtlos, ohne Scheu vor den Folgen lassen sie es sich beim Trinken ausgesprochen gut sein.

  Sie hirten sich selbst, wie einst der Gerichtsrede Jewes in Hesekiel 34:8 zufolge die treulosen Hirten Israels nicht nach den Schafen fragten, sondern sich selbst weideten. Sie denken nur an ihre eigenen Interessen, selbst wenn sie sich in einer Gemeindeangelegenheit einsetzen oder sogar Hirtenaufgaben wahrnehmen. Sich der Gesinnung Jesu Christi entsprechend zur Auferbauung der Geschwister aufzuopfern, ist ihnen fremd.

  Von wasserlosen Wolken gleichenden Menschen lesen wir bereits in den Sprüchen 25:14: »Aufsteigende Wolken und Wind, aber kein Regen, so ist ein Mann, der mit falschen Versprechungen prahlt.« Wasserlose Wolken täuschen; von ihren Leibern fließen keine Ströme lebendigen Wassers (Joh.7:38).

  Abgestorbene und unfruchtbare Bäume sind sie, längst entwurzelt. Damit ist offenbar, dass sie nicht zu den Gläubigen gehören, wie denn unser Herr Jesus sagte: »Jede Pflanze, die Mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, wird entwurzelt werden« (Mat.15:13).

  Wie Meereswogen sind sie, wovon den Juden aus Jesaia 57:20 bekannt ist: »Die Frevler sind wie das aufgewühlte Meer; denn ruhig kann es nicht sein. Und seine Wasser wühlen Schmutz und Schlamm auf.« Diese Menschen rauschen kräftig wie das Meer und machen viel Wirbel, es bleibt aber nur Schaum am Strand zurück.

  Und schließlich sind sie umherirrenden Sternen, Sternen ohne feste Bahn, zu vergleichen, etwa Sternschnuppen, die nur kurz aufleuchten, oder Kometen, die dem Navigator nichts nutzen.

  Auch Petrus widmet ihnen einige Sätze: »Sie werden den Lohn ihrer Ungerechtigkeit davontragen. Sie erachten Schwelgerei am lichten Tag für Genuss, sind Flecken und Makel, schwelgen in ihren Liebesmahlen und zechen mit euch zusammen, haben die geweiteten Augen einer Ehebrecherin und hören nicht mit Sündigen auf, locken die unbefestigten Seelen an, haben ein in Habgier geübtes Herz: sie sind Kinder des Fluchs« (2.Pet.2:13,14).

  Ihnen ist die tiefste Dunkelheit der Finsternis für einen Äon aufbewahrt (Jud.13; 2.Pet.3:17), und zwar werden sie nach dem Gericht vor dem großen, weißen Thron und ihrer Verurteilung im See des Feuers sein - das ist der zweite Tod (Off.20:11; 21:8). Im Tode zu sein, kein Bewusstsein zu haben, nichts wahrzunehmen, ist die tiefste Dunkelheit.

 

Die Prophezeiung Henochs

 

  Judas fährt fort: »Diesen prophezeit aber auch der siebente von Adam an, Henoch: Siehe, der Herr kam inmitten Seiner heiligen Zehntausend, um an allen Gericht zu üben und alle Ruchlosen zu entlarven wegen all ihrer Werke in Ruchlosigkeit, mit denen sie ruchlos sind, und wegen aller harten Worte, die ruchlose Sünder gegen Ihn sprechen« (Verse 14+15). Viermal nennt Judas jene Menschen Ruchlose, Unverehrende, denn sie sind durch und durch unehrerbietig gegenüber Gott.

  Judas greift hier auf eine Passage aus dem apokryphen Buch Henoch zurück; dies tut aber der Wahrheit des unter der Leitung des Geistes Gottes Niedergeschriebenen keinen Abbruch.

  Wer war Henoch? Henoch lebte etwa von 1.122 bis 1.487 ab Adam oder von 4.343 bis 3.978 vor Christus und war der Sohn des Jared, dieser des Mahalalel, dieser des Kainan, dieser des Enos, dieser des Seth, dieser Adams. 1. Mose 5:21-24 bezeugt: »Henoch lebte 165 Jahre und zeugte Methusala. Henoch wandelte mit dem Einen, Elohim. Nach seiner Zeugung des Methusala lebte Henoch 200 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Alle Tage Henochs waren 365 Jahre, während Henoch mit dem Einen, Elohim, wandelte. Und er wurde nicht gefunden, denn Elohim nahm ihn hinweg.« Er wird auch in Hebräer 11:5 erwähnt: »Durch Glauben wurde Henoch hinweggerafft, um den Tod nicht wahrzunehmen; und er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn hinwegraffte. Denn vor seiner Hinwegraffung wurde ihm bezeugt, dass er Gott wohlgefallen habe.« Sodann heißt es im 13. Vers, dass alle in Kapitel 11 genannten Glaubenszeugen im Glauben starben. Gott hat Henoch, diesen Gerechten, vor einem Übel hinweggerafft (Jes.57:1), damit er eben das nach ihm eintretende Übel nicht sehe. In der Zeit Henochs dürfte die Bosheit der Menschheit zugenommen haben, um nach dem ersten Generationen-Siebener stark anzuwachsen. Auf der Linie Kains war bereits Lamech, der siebente von Adam an, besonders gewalttätig (1.Mose 4:17-24). 775 Jahre nach Henochs Tod musste der Bosheit durch die Sintflut Einhalt geboten werden.

  Dieser Henoch also prophezeite - dies wird uns erst hier in Judas 14 offenbart -, dass Gott inmitten Seiner heiligen Zehntausend Gericht an den Ruchlosen üben wird. Die heiligen Zehntausend sind die himmlischen Heerscharen. Hebräer 12:22 spricht von zehntausend Boten. In Matthäus 25:31 lesen wir: »Wenn aber der Sohn des Menschen in Seiner Herrlichkeit kommt und alle heiligen Boten mit Ihm, dann wird Er auf dem Thron Seiner Herrlichkeit sitzen.« Siehe auch Daniel 7:10 und 2.Thessalonicher 1:7,8.

  Und dies zum Beispiel sind die von Judas betonten harten Worte, die die ruchlosen Sünder gegen Gott sprechen: »Eure Worte sind hart gegen Mich, spricht Jewe [in Maleachi 3:13-15]. Ihr aber sagt: Was bereden wir gegen Dich? Ihr sagt, nichts bringt es, Elohim zu dienen. Und was ist der Gewinn, dass wir für Seinen Dienst sorgen und dass wir in Trauer einhergehen vor dem Angesicht Jewes der Heere? Und nun, wir preisen die Vermessenen glücklich: Sie wurden sogar noch erbaut [und kamen voran], als sie frevelnd handelten; ja, sie versuchten Elohim und kamen davon.«

 

Murrende und Tadler

 

  Gott aber wird die Ruchlosen richten, die Judas in Vers 16 weiter beschreibt: »Diese sind Murrende, die alles tadeln, aber ihren Begierden gemäß einhergehen, ihr Mund redet Großsprechereien, und ihrem Nutzen zuliebe bestaunen sie das Äußere.«

  Murren ist eine schwere Sünde. Das Murren des Volkes Israel hatte Mose mehrmals in tiefe Bestürzung gebracht (2.Mose 17:4; 4.Mose 14:5; 16:4). Mögen wir dagegen keinesfalls gegen Gottes Wege mit uns und damit gegen Ihn Selbst murren. Der Apostel Paulus sagt ausdrücklich: »Tut alles ohne Murren und Schlussfolgern, damit ihr untadelig und ohne Arglist werdet, makellose Kinder Gottes inmitten einer verkehrten und verdrehten Generation, unter der ihr wie Lichter in der Welt scheint, wenn ihr auf das Wort des Lebens Acht habt« (Phil.2:14-16).

  Durch ihre Begierden bringen sich die Ruchlosen selbst ins Verderben (Eph.4:22).

  Sie bewundern das Äußere, sie sehen auf die äußere Erscheinung eines Menschen. Das Gesetz des Mose verbietet dies scharf: »Ihr sollt im Gericht kein Unrecht tun; du sollst das Angesicht des Armen nicht erheben [nicht bevorzugen], noch das Angesicht des Großen ehren« (3.Mose 19:15). Jakobus führt dazu aus: »Meine Brüder, habt den Glauben unseres Herrn Jesus Christus der Herrlichkeit nicht in Verbindung mit Ansehen der Person. Denn wenn in eure Synagoge ein Mann mit goldenen Ringen und in glänzender Kleidung hineinkäme und es käme zugleich ein Armer mit unsauberer Kleidung hinein, und ihr würdet auf den blicken, der die glänzende Kleidung trägt, und sagen: Setz du dich hierher auf den schönen Platz, während ihr zu dem Armen sagen würdet: Stehe du dort, oder: Setz dich hier unten an meinen Schemel, würdet ihr da nicht bei euch selbst Unterschiede machen und zu Richtern mit bösen Erwägungen werden? ... Wenn ihr aber die Person anseht, wirkt ihr Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter überführt (Jak.2:1-4+9). - Da Gott die Person nicht ansieht - wie Petrus im Haus des Kornelius erfasste, dass Gott in jeder Nation der annehmbar ist, der Ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt (Ap.10:34,35) -, sollen auch wir es nicht tun.

 

Es werden Verhöhner auftreten

 

  Judas erinnert die Gläubigen an weitere Merkmale der Unehrerbietigen: »Ihr aber, Geliebte, erinnert euch der Aussprüche, die zuvor von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus geredet wurden, dass sie euch sagten: In der letzten Zeit werden Verhöhner auftreten, die ihren eigenen Begierden der Ruchlosigkeit gemäß einhergehen. Diese sind es, die [eigene Gruppen] absondern, seelische Menschen, die keinen Geist haben« (Verse 17-19). Des Petrus Anliegen ist es ebenfalls, dass die Heiligen die Aussprüche der Apostel und Propheten fest im Gedächtnis behalten, wonach »in den letzten Tagen Verhöhner mit ihrem Hohn auftreten werden, die nach ihren eigenen Begierden einhergehen und sagen: „Wo ist die Verheißung Seiner Anwesenheit? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, besteht alles so fort, wie vom Anfang der Schöpfung an“« (2.Pet.3:3,4).

  In den letzten Tagen werden sie auftreten: Seitdem Jesus Christus am Fluchholz alles vollbracht hat und nur noch auf Seine Wiederkunft zu warten ist, mit der Er das Königreich Israels aufrichtet, ist es letzte Zeit.

  Die Spötter und Verhöhner sondern eigene Gruppen ab. Dabei geht es nicht um Spaltungen innerhalb einer Gemeinde, sondern um den Abbruch jeder Gemeinschaft mit Gläubigen, die nicht zur eigenen Gemeinde gehören. Auch heute gibt es Gläubige, die meinen, dass nur die Mitglieder ihrer eigenen Organisation gerettet werden und keine anderen. Sie leugnen die geistliche Einheit aller Gläubigen in Christus Jesus (Eph.4:3-6).

  Seelische Menschen sind keine geistlichen; sie sind Ungläubige, sie haben den Geist Gottes nicht erhalten. Als die gläubigen Korinther noch nicht geistlich gesinnt waren, sondern fleischlich, wandelten sie leider dem seelischen Menschen gemäß (1.Kor.3:1-3). Jakobus erwähnt eine Weisheit, die irdisch, seelisch, dämonisch ist (Jak.3:15); er sieht den seelischen Menschen also als einen irdisch gesinnten und dämonisch beeinflussten an.

  Die Verhöhner haben ein leichtes Spiel, wenn ihre gläubigen Zuhörer fleischgemäß und nicht geistgemäß gesinnt sind. Wie denn der Apostel Paulus schreibt: »Es wird eine Frist kommen [die ist längst da], wenn Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern sich selbst nach eigenen Begierden Lehrer aufhäufen, weil ihr Gehör gekitzelt wird; und zwar werden sie das Gehör von der Wahrheit abwenden und sich den Sagen zukehren« (2.Tim.3:3,4).

 

Ihr aber, Geliebte ...!

 

  In den zum Abschluss führenden Versen 20 bis 23 sagt Judas nun, was die Gläubigen angesichts der Ruchlosen tun sollen, und zwar einmal im Hinblick auf sich selbst und zum anderen hinsichtlich der Verirrten. In den Schlussversen 24 und 25 gibt Judas sodann dem die Verherrlichung, der allein alles in Herrlichkeit vollenden kann.

  Judas schreibt: »Ihr aber, Geliebte, erbaut euch selbst auf in eurem hochheiligen Glauben, betet in heiligem Geist, bewahrt euch selbst in der Liebe Gottes, ausschauend nach dem Erbarmen unseres Herrn Jesus Christus zum äonischen Leben« (Verse 20+21).

  Die Briefempfänger sind Geliebte des Judas, zuallererst aber Geliebte Gottes; die Liebe Gottes entzündet alle die Seinen, sodass sie auch einander lieben und mithin auch Geliebte des Judas sind.

  In dem hochheiligen Glauben sollen sie ihre Auferbauung finden. Im Glaubensgut Israels sollen sie sich kräftigen, das Jesus Christus zum Mittelpunkt hat, der ihre Sünden in Seinem Körper an das Holz hinaufgetragen hat, damit sie von den Sünden abkommen und der Gerechtigkeit leben: durch dessen Striemen wurden sie geheilt (Jes.53:5; 1.Pet.2:24). Für diesen ihnen ein für allemal überlieferten Glauben, für das dem Apostel Petrus anvertraute Evangelium der Beschneidung (Gal.2:7) sollen sie sogar ringen (Jud.3), es also anderen gegenüber vertreten, was wiederum zu ihrer eigenen Auferbauung beitragen wird.

  In heiligem Geist sollen sie beten. Wir kennen das Wort unseres Herrn: »Gott ist Geist, und die Ihn anbeten, müssen Ihn im Geist und in Wahrheit anbeten« (Joh.4:24). Das Gebet in heiligem Geist ist das aus einem vom Geist Gottes erfüllten Herzen. An das Wort Gottes gebundene, von Gott Selbst durch Seinen Geist geleitete und geläuterte Gedanken nur sollen sie aussprechen.

  In der Liebe Gottes sollen sie sich selbst bewahren. Niemals sollen sie die Liebe Gottes in der Dahingabe Seines Sohnes für sie als den Maßstab für ihr Denken und Handeln vergessen. So bewahren sie sich selbst vor dem Bösen, dem Satan. Nach Vers 1 sind sie bereits durch Jesus Christus Bewahrte; bis hierher hat Er sie bewahrt. Aber es gilt, weiterhin treu zu bleiben, wie der Herr ihnen sagte: »So wie der Vater Mich liebt, habe auch Ich euch geliebt. Bleibt in Meiner Liebe! Wenn ihr Meine Gebote haltet, werdet ihr in Meiner Liebe bleiben, so wie Ich die Gebote Meines Vaters gehalten habe und in Seiner Liebe bleibe« (Joh.15:9,10; vgl. 1.Joh.5:3). Schließlich ist die Bewährung nach dem Evangelium der Beschneidung unabdingbar für die Rettung.

  Und nach dem Erbarmen des Herrn Jesus Christus sollen sie ausschauen, eben dass Er ihren Lebenswandel nach Seinem Erbarmen gestalte, damit sie das äonische Leben erlangten. Mögen sie darum, wie Hebräer 4:16 sagt, »mit Freimut zum Thron der Gnade treten, damit sie Erbarmen erhalten und Gnade finden mögen zu rechtzeitiger Hilfe.« Wir, die Glieder der Körpergemeinde (Eph.1:22,23), sind nach dem dem Apostel Paulus enthüllten Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.1:12; 2:7) nicht auf das Erbarmen Gottes hinsichtlich unserer Rettung angewiesen, denn wir stehen seit unserer Berufung in der bedingungslosen und unwiderruflichen Gnade, unser Leben in den kommenden Äonen ist uns in der Gnade verbürgt, Werke spielen keine Rolle. Es erbarme Sich der Herr aber der für das Königreich Israels auf der Erde bestimmten Juden, dass sie ihren Glauben und ihre Treue bewahren und vollenden mögen und, wie Petrus sagt, »die Vollendung ihres Glaubens davontragen, nämlich die Rettung ihrer Seelen« (1.Pet.1:9).

  

Rettet sie!

 

  Die Liebe Gottes umfasst auch die schlimmsten Sünder und verworfensten Ruchlosen. Darum fordert Judas in den Versen 22 und 23 auf: »Der einen, die zweifeln, erbarmt euch, andere rettet und reißt sie aus dem Feuer, der Übrigen erbarmt euch in Furcht und hasst auch das Untergewand, das vom Fleisch befleckt ist.« Die Heiligen erfahren ständig das Erbarmen Gottes; darum sollen sie sich auch der anderen erbarmen. Ist doch dies das Wort unseres Herrn Jesus Christus: »Barmherzigkeit will Ich und nicht Opfer. Denn Ich kam nicht, um Gerechte zu berufen, sondern Sünder« (Mat.9:13). Dementsprechend mahnt Jakobus: »Das Gericht ist unbarmherzig gegen den, der keine Barmherzigkeit geübt hat. Barmherzigkeit rühmt sich gegenüber dem Gericht« (Jak.2:13).

  Der Zweifelnden sollen sie sich erbarmen. Jene sind solche Glaubensgeschwister, die sich zweifelnd um die richtige Beurteilung bemühen, was denn nun die Wahrheit sei, die bestrickenden Irrlehren der Großsprecher und Ruchlosen oder die Lehre der Apostel. Sie sind hin- und hergerissen und nicht in der Lage, sauber zu unterscheiden. Ihr Gläubigen, bezeugt den Zweiflern, dass das Wort Gottes die Wahrheit ist und Jesus Christus die Wahrheit und das Leben.

  Andere sollen sie retten und aus dem Feuer reißen. Sonst würden jene die gerechte Vergeltung äonischen Feuers erleiden (Vers 7). Sie würden in den See des Feuers geworfen werden, den zweiten Tod erfahren (Off.20:14). Versucht, sie zu retten, betet für sie, belehrt, ermahnt, warnt sie! Rettung ist ein knappes Gut. »Wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird dann der Ruchlose und der Sünder erscheinen?« (1.Pet.4:18; Spr.11:31). Deshalb können Sacharja 3:2 den Hohenpriester Jehoschua und Amos 4:11 Israel mit einem aus dem Feuer gerissenen Holzscheit vergleichen.

  Noch anderer, deren Untergewand sogar nach ihren Sünden riecht, sollen sich die Heiligen erbarmen, und zwar in Furcht, mit Vorsicht, um nicht selbst befleckt zu werden. »Die Furcht Jewes bedeutet, das Böse zu hassen« (Spr.8:13). Es gilt also, sich von allem Bösen entscheiden abzugrenzen.

  Wir schließen die Betrachtung der Verse 22 und 23 mit Jakobus 5:19,20: »Meine Brüder, wenn jemand unter euch vom Weg der Wahrheit abgeirrt ist und einer ihn zurückführt, so erkenne er, dass, wer einen Sünder vom Irrtum seines Weges zurückführt, seine Seele aus dem Tode retten und eine Menge Sünden bedecken wird.«

 

Dem aber, der euch bewahren kann ...!

 

  Judas beendet seine Ausführungen lobpreisend mit den Versen 24 und 25: »Dem aber, der euch ohne Straucheln bewahren kann und euch makellos vor dem Angesicht Seiner Herrlichkeit mit Frohlocken hinzustellen vermag, dem alleinigen Gott, unserem Retter, sei durch Jesus Christus, unseren Herrn, Verherrlichung, Majestät, Gewalt und Vollmacht vor dem gesamten Äon und nun und für alle Äonen! Amen!«

  Nach all den düsteren Bildern wird den Lesern des Briefs ein herrlicher Ausblick geschenkt. Sie dürfen überfließen in der Freude und der Zuversicht in dem Wissen, dass an dem Segen dessen, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph.1:11), alles gelegen ist.

  Gott Selbst ist es, der sie vor dem Straucheln bewahren kann und bewahren wird, so sie Ihn fürchten, wie es auch Psalm 145:20 verheißt: »Jewe bewahrt alle, die Ihn lieben.«

  Zu Beginn des tausendjährigen Königreichs Israels wird Gott auf sie als Gerechte, Heilige und Makellose herabschauen und über sie frohlocken.

  Er, der alleinige Gott und Verfüger, Er, der Liebe ist, ist ihr Retter aus Sünde und Tod. Ihm sei darum durch Jesus Christus, den alleinigen Weg und Mittler, alle Verherrlichung dargebracht, wie König David es tat, als er sang: »Gewährt Jewe, ihr Söhne der Götter (hebr. elim), gewährt Jewe Herrlichkeit und Stärke! Gewährt Jewe die Herrlichkeit Seines Namens, betet Jewe an mit der Ehre Seiner Heiligkeit!« (Ps.29:1,2).

  Für den gesamten Zeitraum des gegenwärtigen Äons und jetzt in diesem Moment sowie für die noch folgenden zwei Äonen sei Ihm, dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, Verherrlichung, Majestät, Gewalt und Vollmacht, denn - so heißt es in Psalm 90:2: »Von Äon zu Äon bist Du, El!« Amen.

Dieter Landersheim,

Höhestraße 11,

65824 Schwalbach a. Ts.

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