zurück zur Homepage

Keine Anfechtungen als nur menschliche (1.Kor. 10:1-13)

Fliehet vor dem Götzendienst! (1.Kor. 10:14-11:1)

Der Frauen Herrlichkeit (1.Kor. 11:2-16)

Des Herrn Mahl in würdiger Weise (1.Kor. 11:17-34)

Die weggefallenen Gnadengaben (1.Kor. 12)

Der überragende Weg (1.Kor. 12:31-14:1)

Besser als Zungenreden (1.Kor. 14)

So herolden alle Apostel (1.Kor. 15:1-11)

Nun aber ist Christus auferweckt worden! (1.Kor. 15:12-34)

Wir werden alle verwandelt werden (1.Kor. 15:35-58)

Alles soll bei euch in Liebe geschehen!  (1.Kor. 16)

 

 

Keine Anfechtungen als nur menschliche

(1.Kor.10:1-13)

 

Der Apostel Paulus hatte in Kapitel neun ausgeführt, dass er seinen Körper in Zucht hält, damit er nicht etwa anderen einen hingebungsvollen Wettkampf in der Verbreitung seines Evangeliums herolde und dabei selbst aber unbewährt wäre.

Als ein Beispiel für Unbewährtheit führt Paulus nun in Kapitel zehn den Gläubigen in Korinth Israel vor Augen, um sie eindringlich zu warnen.

So schreibt er in den Versen 1 bis 6: »Denn ich will euch nicht in Unkenntnis darüber lassen, Brüder, dass unsere Väter alle unter der Wolke waren und alle durch das Meer hindurchgezogen sind und alle in Mose in der Wolke und im Meer getauft wurden; auch aßen alle dieselbe geistliche Speise, und alle tranken dasselbe geistliche Getränk; denn sie tranken aus dem geistlichen Felsen, der folgte. Der Felsen aber war der Christus. - Doch an der Mehrzahl von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen; denn sie wurden in der Wildnis niedergestreckt. Diese sind für uns warnende Vorbilder geworden, damit wir uns nicht nach Üblem gelüsten lassen, wie es jene gelüstete

In Mose getauft

 

Nicht in Unkenntnis will Paulus die Heiligen in Korinth über die Geschichte Israels lassen. Diese war in ihrem äußeren Verlauf zwar bekannt, aber über ihre geistliche Bedeutung waren die Gläubigen mehr oder weniger im Unklaren.

Die Väter Israels waren alle unter der Wolke und sind alle durch das Meer hindurchgezogen. Darüber lesen wir in 2.Mose 13:20-22: »Als sie von Sukkoth aufbrachen und bei Etham am Rand der Wildnis lagerten, da ging Jewe vor ihnen her, bei Tag in einer Wolkensäule, um sie auf dem Weg zu leiten, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten: zum Gehen bei Tag und Nacht. Nicht wich die Wolkensäule bei Tag und die Feuersäule bei Nacht vor dem Volk Unter der Wolke zu sein, war ein Segen, denn sie leitete das Volk und wich nicht von ihnen, was zeigte, dass Jewe bei ihnen war. In Psalm 105:39 steht des Weiteren, dass Jewe die Wolke als Schutzdach ausgebreitet hatte.

In 2.Mose 14:21,22 ist zu lesen: »Dann streckte Mose seine Hand über das Meer aus, und durch einen starken Ostwind während der ganzen Nacht ließ Jewe das Meer zurückgehen. Damit verwandelte Er Meeresboden in Trockenes, als die Wasser sich spalteten. Nun betraten die Söhne Israels inmitten des Meeres trockenen Boden, und die Wasser bildeten für sie eine Mauer, zu ihrer Rechten wie zu ihrer Linken Auf diese Art und Weise sind alle in Mose getauft worden, und zwar in der Wolke und im Meer im Sinne von mittels der Wolke und mittels des Meeres. Von nun an waren sie mit Mose verbunden und im Vorhinein auf das noch zu offenbarende Gesetz des Mose festgelegt. Die Taufe in Mose ohne Berührung mit Wasser schied sie von Ägypten, nicht aber vom alten Menschentum. Es war keine Taufe in den Tod Christi und mithin kein Mitgestorbensein dem herkömmlichen eigensinnigen, eitlen Wesen gegenüber.

Geistliche Speise und geistlicher Trank

 

Sie aßen alle dieselbe geistliche Speise. Jewe hatte zu Mose gesprochen: »Siehe, Ich will für euch Brot vom Himmel regnen lassen« (2.Mose 16:4). Und so geschah es: »Am Morgen lag der Nachttau rings um das Lager her. Als der daliegende Nachttau aufgestiegen war, siehe, da war auf der Oberfläche der Wildnis etwas fein und flockig, dünn wie Raureif, auf dem Boden« (Verse 13,14). »Die Söhne Israels nannten seinen Namen Manna. Es war wie weißer Koriandersamen und sein Geschmack wie Kuchenscheiben mit Honig« (Vers 31). Das Manna war nicht nur deshalb, weil es vom Himmel kam und ein Wunder war, eine geistliche Speise, sondern weil es von Christus, dem lebendig machenden Geist, kam und zu der geistlichen Erkenntnis führen sollte, dass Jewe Elohim in Treue für sie da ist. (Jewe ist Gott, der Vater, so wie Er in Christus, Seinem Abbild und Seinem Wort, wahrnehmbar ist und wie Er in der Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit, eben in Christus, für die Menschen erfassbar ist. Christus hatte damals die Herrlichkeit Gottes (Joh.17:5); somit konnte niemand Jewe sehen und am Leben bleiben (2.Mose 33:20). Elohim ist der alle zu Gott hin Unterordnende, also Christus.) In 5.Mose 8:3 erklärte Mose dem Volk, dass Jewe es mit Manna gespeist hatte, um es erkennen zu lassen, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Mund Jewes hervorgeht. Nicht vom Ertrag des Erdbodens allein, nicht vom erarbeiteten Brot allein lebt der Mensch, sondern es ist so: Der Glaubende lebt von den Gaben Gottes.

Alle tranken dasselbe geistliche Getränk. Alle tranken aus dem geistlichen Felsen Christus. Nachdem Mose den Felsen am Horeb geschlagen hatte, kam Wasser aus ihm heraus, sodass das Volk zu trinken hatte. Dies war ein geistliches Getränk, weil Jewe zu Mose gesagt hatte: »Siehe, Ich werde dort auf dem Felsen am Horeb vor dich treten« (2.Mose 17:6). Mose hatte also Christus geschlagen, und zwar in prophetischer Vorwegnahme des zentralen Ereignisses der Heilsgeschichte, dass Christus ans Kreuz geschlagen werden würde, aus dessen Körper Ströme lebendigen Wassers fließen, Leben in der Kraft heiligen Geistes. Der geistliches Leben Spendende war allezeit bei dem Volk in der Wildnis, und das Trinkwasser war Seine Gabe, gegeben mit dem geistlichen Ziel, Vertrauen auf Ihn zu wecken.

Menschen Seines Missfallens

 

Doch an der Mehrzahl von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen. Menschen Seines Wohlgefallens sind solche, die den Geber über der Gabe erkennen und die geistliche Herzensregung der Dankbarkeit, des Glaubens und der Treue hervorbringen; mit den Worten der heutigen heilsgeschichtlichen Verwaltung gesagt, solche, die in Christus Jesus sind. Der Gerechte wird aus Glauben leben (Hab.2:4). Israel aber stand Jewe Elohim mit Unverständnis und Unglauben gegenüber. Folglich streckte Er die, die nicht glaubten, in der Wildnis nieder (Jud.5).

Warnende Vorbilder

 

Diese sind auch für uns warnende Vorbilder geworden. Sie wandelten nicht des ihnen zuteil gewordenen Segens würdig. Es gelüstete sie nach allerlei Üblem. Dies ist auch uns nicht fremd, denn wir wissen, dass das Fleisch gegen den Geist gelüstet und die beiden einander widerstreben, sodass wir nicht das tun, was wir wollen (Gal.5:17). Wer aber im Geist wandelt, wird die Begierde des Fleisches nicht vollbringen (Gal.5:16). Der Geist aber kam damals nur auf wenige. Umso schlimmer, wenn von uns gesagt werden muss, dass wir den Begierden des Fleisches unterliegen, da uns doch das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus vom Gesetz der Sünde und des Todes befreit (Röm.8:2).

Götzendienst

 

Über das grundsätzliche Übel der Begierde hinaus führt der Apostel Paulus nun einzelne Sünden an, in deren Gefahr die Korinther gleichfalls stehen. In Vers 7 schreibt er: »Werdet auch nicht Götzendiener, wie es ja einige von ihnen wurden, ebenso wie geschrieben steht: Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und stand auf, um zu spielen Sie hatten sich das Gussbild eines Kalbes gemacht und gesagt: »Dies sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgebracht haben« (2.Mose 32:4-6). Götzendienst ist ein Opfer für die Dämonen, erklärt Paulus in Vers 20, und mit denen sollen die Korinther keine Gemeinschaft aufnehmen.

 

Hurerei

 

»Auch lasst uns nicht huren, so wie einige von ihnen hurten; deshalb fielen an einem Tag dreiundzwanzigtausend« (Vers 8). Dies ereignete sich in Schittim, wo das Volk mit den Töchtern Moabs Hurerei trieb (4.Mose 25:1). Nach der Bibel ist Hurerei Geschlechtsverkehr ohne verheiratet zu sein.

Versucht Gott nicht!

 

»Auch lasst uns den Herrn nicht auf die Probe stellen, so wie Ihn einige von ihnen auf die Probe stellten und dann von den Schlangen umgebracht wurden« (Vers 9). Gott auf die Probe stellen, Ihn testen, ob Er unseren Vorstellungen entspreche, Ihn versuchen, ob Er unsere Wünsche erfülle, ist Ausdruck groben Misstrauens und Unglaubens. Viele Male hatte Israel Jewe geprüft (2.Mose 17:2; 4.Mose 14:22). Bei dem in 4.Mose 21:4-9 geschilderten Ereignis - sie redeten gegen Elohim und Mose - starben viele durch feurige Schlangen, die Jewe gesandt hatte. Nur wer auf die bronzene Schlange schaute, die Mose auf eine Stange getan hatte, blieb am Leben.

Murret nicht!

 

»Murret auch nicht, gleichwie einige von ihnen murrten und dann vom Vertilger umgebracht wurden« (Vers 10). Viele Male waren sie mit Jewe unzufrieden gewesen und hatten sie sich aus diesem Grund gegen Ihn empört. Auch die Erfahrung, dass deshalb welche durch von einem Gerichtsboten bewirkte Plagen starben, änderte ihre Haltung nicht (4.Mose 14:2,37). Murren ist wie das Schimpfen ein großes Übel, ein jede Gemeinschaft zerstörendes, schleichendes Gift.

Im Grunde genommen haben wir es bei den von Paulus angeführten Sünden mit einem fast gesetzmäßigen Ablauf zu tun: Wen nach den Dingen der Welt gelüstet, wird bald einem Götzen, einem Idol, dienen; vor Hurerei schreckt man dann auch nicht mehr zurück; und Gott braucht man dann nur noch in Notfällen, womit man Ihn auf die Probe stellt. Und schließlich murrt man gegen Ihn, weil man mit Ihm unzufrieden ist.

Prüfen auch wir uns: Wie oft haderten wir mit Gott, wenn wir eine Ungerechtigkeit oder einen Mangel empfanden? Wie oft waren wir undankbar?

Der Apostel Paulus ruft uns zu: »Tut alles ohne Murren und Schlussfolgern, damit ihr untadelig und ohne Arglist werdet, makellose Kinder Gottes inmitten einer verkehrten und verdrehten Generation, unter der ihr wie Lichter in der Welt scheint und auf das Wort des Lebens achthabt« (Phil.2:14-16).

Uns zur Ermahnung

 

Nach alledem kommt Paulus in Vers 11 zu dem Ergebnis: »Dies alles widerfuhr jenen vorbildlicherweise und wurde uns zur Ermahnung geschrieben, zu denen die Abschlüsse der Äonen gelangt sind Uns zur Ermahnung - damit wir nicht etwa anderen das Evangelium herolden und dabei selbst unbewährt sind. Nicht umsonst soll jenen dies alles widerfahren sein, sondern sie sollen uns als warnende Beispiele dienen.

Ganz allgemein gesagt, ist all das, was vorher geschrieben wurde, gerade uns zur Belehrung geschrieben worden, damit wir durch Ausharren und durch den Zuspruch der Schriften Zuversicht haben mögen (Röm.15:4).

Die Abschlüsse der Äonen sind zu uns gelangt. Da wir so gesegnet sind, wie es Israel erst im letzten Äon auf der neuen Erde sein wird und wie es alle Menschen erst nach Beendigung aller Äonen sein werden, bei der Vollendung - wie gerecht und gut, heilig und Gott wohlgefällig darf mithin unser Verhalten sein! Mögen wir als in Christus mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen Gesegnete unserer Berufung würdig wandeln! Mögen wir als zur Rettung Vorgezogene dieser Gnade gemäß wandeln und dienen!

 

Achte auf dich selbst!

 

Die Ermahnung schließt auch ein, nicht selbstsicher zu sein. Deshalb weist Paulus in Vers 12 darauf hin: »Wer daher zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle Wer seinen festen Stand gegenüber Versuchungen auf seine eigene Kraft gründet, auf seine Werke oder auf Sakramente, der kennt sich noch nicht und die Macht der Sünde, die in seinem Körper wohnt, und hat gewiss auch die Kraft der Gnade noch nicht erkannt. Alles ist Gnade, auch das Gottesgeschenk des festen Standes. Und nur ein von der Gnade im Innersten Ergriffener lässt sich nicht von der Sünde ergreifen. - Soweit Selbstzucht hier hineinspielt - sie ist eine Frucht des Geistes Gottes und nicht aus uns.

Beachten wir auch das Wort in Galater 6:1: »Brüder, wenn auch ein Mensch von einer Kränkung übereilt wird, so helft ihr, die geistlich Gesinnten, einem solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht; und achte auf dich selbst, dass nicht auch du in Versuchung gerätst Mögen wir uns diese Ermahnung zu Herzen nehmen und unseren treuen Gott und Vater bitten, dass Er uns durch Sein Wort zubereite und kräftige, damit wir zu Seiner Verherrlichung wandeln.

Nur menschliche Anfechtungen

 

Paulus beginnt Vers 13 mit der Feststellung: »Keine Anfechtung hat euch ergriffen als nur menschliche Was sind menschliche Anfechtungen? Dies sind solche, die der Natur des Menschen entsprechen, Ereignisse, die eben Menschen anfechten können. Dabei ist es gleichgültig, woher die Anfechtung kommt, ob aus dem eigenen Herzen, ob sie von anderen Menschen oder den Umständen dieser Welt verursacht ist oder sogar von bösen Geistern stammt.

Das griechische Wort für Anfechtung kann auch mit »Versuchung« und »Erprobung« wiedergegeben werden. Es kommt auf den Zusammenhang an, ob wir »anfechten«, »versuchen« oder »auf die Probe stellen« übersetzen. Zur Verdeutlichung dieser Begriffe sei darauf hingewiesen, dass man von der eigenen Begierde versucht wird, denn aus dem Herzen kommen die bösen Erwägungen (Mat.15:19) und Jakobus schreibt: »Ein jeder aber wird versucht, wenn er von der eigenen Begierde hinweggezogen und gelockt wird. Danach empfängt die Begierde und gebiert die Sünde« (Jak.1:14,15). Auch der Satan versucht, das heißt er will zum Bösen verleiten. Mögen wir seine Versuchungen als eine Erprobung des Glaubens bestehen (Jak.1:3). Gott nun stellt auf die Probe, damit wir uns bewähren können. Ein eindrückliches Beispiel dafür haben wir in 1.Mose 22: »Nach diesen Ereignissen erprobte der Eine, Elohim, den Abraham und sagte zu ihm: Abraham! Der antwortete: Hier bin ich. Dann sagte Er: Nimm doch deinen Sohn, deine einzigen, den du liebst, Isaak, und geh für dich in das Land Morija und opfere ihn dort als Aufsteignahung auf einem der Berge, den Ich dir anzeigen werde Ob wir nun versucht oder auf die Probe gestellt werden, stets ist es eine Anfechtung für uns. Des Weiteren können Drangsale Anfechtungen sein. Sei es eine Not, die unsere Seele bedrückt, oder ein Leiden, das unserem Körper zu schaffen macht, es kann uns zur Anfechtung werden, etwa dass wir mit den Wegen Gottes unzufrieden sein könnten. Von dieser Art der Anfechtung lesen wir in Hebräer 11:36: »Andere wieder nahmen Anfechtung durch Verhöhnung und Geißelung auf sich, dazu noch durch Fesseln und Gefängnis Auch von unserem Herrn wird gesagt, dass Er durch Sein Leiden angefochten wurde (Heb.2:18). Paulus erlitt Anfechtungen, weil Angehörige seines geliebten Volkes ihn hassten und verfolgten. Den Ältesten von Ephesus sagte er in Milet: »Ich sklavte dem Herrn in aller Demut, unter Tränen und Anfechtungen, die mir durch die Anschläge der Juden widerfuhren« (Ap.20:19).

Dies alles, sei es, dass wir versucht oder erprobt werden oder Drangsale erleiden, stellt für uns immer eine Anfechtung dar. In einer Anfechtung muss man sich zu etwas durchringen, in einem Konfliktfall zum rechten Tun und in der Drangsal, dass wir an der Weisheit, Vollkommenheit und Liebe unseres Gottes und Vaters festhalten.

Gott ist getreu

 

Der Apostel Paulus schreibt weiter: »Und Gott ist getreu, der euch nicht über das hinaus anfechten lassen wird, wozu ihr befähigt seid, sondern zusammen mit der Anfechtung wird Er auch den Ausgang schaffen, sodass ihr sie überstehen könnt Gott ist getreu! Das dürfen wir immer wieder betonen. Er verlässt uns nicht; nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist; Seine Wege mit uns sind voller Erbarmen und vollkommen, wie auch Er Selbst vollkommen ist! Er sorgt für alles vor; Er schenkt uns das Maß unserer Tragkraft und wird uns nicht darüber hinaus beschweren. Wenn Christus schon das gesamte Alle durch Sein machtvolles Wort trägt (Heb.1:3), dann auch uns. Und wenn Er durch Christus alles zur herrlichen Vollendung führt, dann auch uns. Bei Ihm ist nichts ungeordnet oder ungereimt, sondern alles hat seinen Sinn, seinen Zweck und sein Ziel.

Er befähigt uns

 

Wie befähigt Gott uns, Anfechtungen gegenüber standzuhalten? Durch das Evangelium über Seinen Sohn, denn es ist eine Gotteskraft zur Rettung nicht nur zum äonischen Leben, sondern auch im Alltag. Gott befähigt uns durch das Evangelium des Apostels Paulus und die Heroldsbotschaft von Christus Jesus, dem zur Rechten Gottes Sitzenden, an die Glieder Seines Körpers (Röm.16:25). Gott kräftigt uns durch die überströmende Gnade, in der wir stehen (2.Tim.2:1). Er befähigt uns, indem wir uns täglich mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ernähren (1.Tim.4:6). Alles vermögen wir in Ihm, der uns kräftigt, Christus (Phil.4:13)!

In Seiner Treue wird unser Gott und Vater, der Einzige, der weise ist und uns in trefflicher Weise erzieht, uns nicht über das hinaus angreifen, belasten oder leiden lassen, wozu Er uns zuvor kräftigte. Auch diese Tatsache darf uns ein Zuspruch sein und uns Frieden und Zuversicht geben.

Er schafft die Anfechtung und ihren Ausgang

 

Unser Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, ist der Eine, der Einzige, der allgewaltig ist, alle an ihren Platz setzt, alle zu Sich hinführt und unterordnet sowie alles bewirkt (Eph.1:11). Alles, was Ihm wohlgefällt, das tut Er in den Himmeln und auf der Erde (Ps.135:6); Er spricht, und es geschieht; Er gebietet, und es steht da (Ps.33:9). So schafft Er die Anfechtung, wen oder was auch immer Er dazu gebraucht, sei es unser Fleisch, Mitmenschen, die Zeitumstände, unsere Vergänglichkeit und Sterblichkeit oder die geistlichen Mächte der Bosheit - es steht Ihm ja alles zu Gebote. Zusammen mit der Anfechtung schafft Er auch - wie es Seiner Größe und Herrlichkeit entspricht - den herrlichen Ausgang aus der Anfechtung. Wir haben es immer mit unserem Gott und Vater zu tun.

Gott bewirkt keinen Fluchtweg und keine Notlösung; mögen wir daher ausharren und erdulden, bis Er die sinnvolle, geistlichen Gewinn bringende, konstruktive Lösung schenkt, bis Er das auferbauende und froh machende Ergebnis herbeiführt.

Wer etwa wurde nicht angefochten?

 

Einige Beispiele von Angefochtenen mögen dies deutlich machen.

Adam und Eva waren sehr angefochten von all dem Üblen, das sie herbeigeführt und bei ihren Nachkommen jahrhundertelang mitansehen mussten. Der Ausgang daraus war die Verheißung, dass der Same der Frau der Schlange den Kopf zermalmen und - so ließ sich erwarten - damit auch alles Übel beseitigen werde.

Noah hatte beim Bau der Arche sicherlich viel Spott und Unverständnis zu ertragen. Der Ausgang aus dieser Anfechtung, aus diesem Konflikt hinsichtlich des noch nicht Erblickbaren, war sein Glaube, seine Ehrfurcht und die Durchführung des Bauvorhabens.

Hiobs, dieses leidgeplagten und vielgeprüften Mannes Anfechtung bestand im Grunde in der Frage, warum und wozu er dies alles durchmachen musste, ob Gott dabei gerecht handele und wirklich alles von Gott komme. Hiob erfuhr den Ausgang, als Gott Sich ihm als der Allesbewirkende in der Schöpfung und in der Natur offenbarte und er darin Gottes sinnvolles und zielgerichtetes Handeln erkannte.

Abrahm, der seinen Sohn Isaak als Opfer darbringen sollte, erlebte den Ausgang aus der Anfechtung, indem er glaubte, dass Gott mächtig ist, auch aus den Toten aufzuerwecken, und schließlich, als ihm im letzten Moment Einhalt geboten wurde.

Und wie viele, bis an die Grenzen des Erträglichen gehende Anfechtungen bereitete das halsstarrige Volk Mose? Gott aber in Seiner Treue richtete Mose wieder auf und half durch mancherlei Wunder heraus, sodass das Volk Wachteln und Manna zu essen und Wasser zu trinken hatte.

David erfuhr den Ausgang aus der Anfechtung in der Sache mit Bathseba und Uria durch den Propheten Nathan, der den Fall aufdeckte und David so auf den Weg der Buße brachte.

Daniel erlebte den Ausstieg aus der Löwengrube, da er in Treue an seinem Gott festhielt, der den Löwen den Rachen verschloss und ihn am nächsten Morgen herausziehen ließ.

Unser Herr Jesus Christus überwand Seine Anfechtungen, indem Er bei der Versuchung in der Wildnis das Wort Gottes richtig anwandte und im Garten Gethsemane betete: Indessen, nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe! Am Kreuz errang Er den Sieg, da Er wusste, wozu Gott Ihn dahingegeben hatte und dass Er am dritten Tag lebendig gemacht werden würde.

 

Unsere Anfechtungen

 

Wir selbst können unsere Anfechtungen bestehen, wenn wir uns in den Drangsalen in dem Wissen rühmen, dass die Drangsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Erwartung. Die Erwartung aber lässt nicht zuschanden werden, weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen Geist (Röm.5:3-5). Wir werden die Anfechtung überwinden und Frieden haben, wenn wir wissen, dass die Liebe Gottes alles in Herrlichkeit in Christus vollenden wird.

Manche Anfechtung wird für uns schlicht und einfach dadurch gegenstandslos, dass wir daran festhalten, dass Gott für uns ist und somit im Grunde niemand wider uns sein kann (Röm.8:31). Außerdem wissen wir, dass Gott uns, die wir Ihn lieben, alles zum Guten zusammenwirkt, uns, die wir nach Seinem Vorsatz berufen sind (Röm.8:28).

Sollten wir verfolgt werden und als Märtyrer leiden und sterben müssen, an einer unheilbaren Krankheit leiden oder sonstwie den Tod vor Augen haben, so ist unser Glaube an die Auferweckung und sodann die Auferstehung selbst der Ausgang aus der Anfechtung (2.Kor.1:9).

Sollten die Machenschaften unserer Mitmenschen, die wir mitansehen müssen, unsere Seele quälen, so dürfen wir wissen, dass Gott uns heute schon im Geist aus dem gegenwärtigen bösen Äon herausgenommen hat (Gal.1:4) und schließlich durch die Entrückung herausnehmen wird. Das kommende Gericht Gottes ficht uns nicht an, denn wir erwarten nicht den Zorn Gottes, sondern unsere Rettung vor dem Zorn (Röm.5:9; 1.Thess.5:9), ja wir erwarten Ihn Selbst, den Herrn Jesus Christus.

Gottes Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht

 

Wir wissen: »Wir haben diesen Schatz [nämlich die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi] in irdenen Gefäßen, damit das Außerordentliche der Kraft sich als von Gott und nicht als aus uns erweise: in allem bedrängt, aber nicht eingeengt, ratlos, aber nicht verzweifelt, verfolgt, aber nicht verlassen, niedergeworfen, aber nicht umgekommen. Allezeit tragen wir so die Tötung Jesu in unserem Körper umher, damit auch das Leben Jesu in unserem Körper offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden stets um Jesu willen in den Tod dahingegeben, damit auch das Leben Jesu in unserem sterbenden Fleisch offenbar werde« (2.Kor.4:7-11).

Mögen wir darum Gott bitten, dass Er uns mit der Erkenntnis Seines Willens in aller geistlichen Weisheit und allem geistlichen Verständnis erfülle, sodass wir in der Erkenntnis Gottes wachsen und mit aller Kraft nach der Gewalt Seiner Herrlichkeit gekräftigt werden zu aller Ausdauer und Geduld in all unseren Anfechtungen, und dies mit einem zuversichtlichen und freudevollen Aufblick zu unserem treuen Gott und Vater.

So werden wir die Anfechtungen überstehen. Wir blicken auf den herrlichen göttlichen Ausgang. Wir haben den Blick des Glaubens und der Erwartung. Wir blicken auf Ihn, unseren Herrn und Retter aus aller Not.

 

Fliehet vor dem Götzendienst!

(1.Kor.10:14-11:1)

 

Der Apostel Paulus hatte die Korinther schon einmal auf die Götzen angesprochen, und zwar in Kapitel acht. Da ging es um das Verspeisen von Götzenopferfleisch. Wir können es essen, sogar im Götzentempel, falls irgendeine nichtreligiöse, allgemeine gesellschaftliche Versammlung dort stattfinden sollte, die Frage jedoch ist, ob wir der Liebe gemäß handeln. Wenn nämlich ein Bruder in Christus Jesus, der im Glauben schwach ist, erfährt, dass wir Götzenopferfleisch essen, dann wird er Anstoß daran nehmen; und er wird vielleicht sogar dazu verführt, das Fleisch als Götzenopfer zu essen, was wir gar nicht taten. Wer so rücksichtslos und damit lieblos handelt, sündigt an dem Bruder und damit an Christus, dem er angehört.

Jetzt aber, in unserem Kapitel, geht es um den Götzendienst. Dieser verträgt sich selbstverständlich nicht mit unserer Gemeinschaft mit Christus. Wir können doch nicht zwei Herren dienen, noch dazu absolut gegensätzlichen!

Fliehet!

 

Paulus schreibt in Vers 14: »Deswegen, meine Geliebten, fliehet vor dem Götzendienst Aus Liebe sagt er ihnen das. Fliehet! In vielen Dingen unseres Glaubenslebens kann es keine Kompromisse geben, keinen Dialog, sondern nur die Flucht, die entschiedene Abwendung. Ja selbst das Bekämpfen wäre falsch, denn wir sollen uns in kein Handgemenge mit Fleisch und Blut einlassen (Eph.6:12). Weswegen sollen die Korinther so handeln? Deshalb, damit sie nicht fallen, sie, die Korinther, die da zu stehen meinen, wie Vers 12 erkennen lässt.

Paulus spricht in dem Schriftabschnitt, den wir betrachten, zwar vom Götzendienst als solchem, mögen wir aber dennoch nicht meinen, das beträfe uns nicht, weil es so etwas bei uns nicht gäbe. Götzendienst ist jeder Dienst am alten heidnischen Wesen, Götzendienst ist alles, was uns wichtiger ist als die Sache Christi. Im Übrigen bezeichnet Paulus die Habgier als ein Merkmal der alten Menschheit ausdrücklich als Götzendienst (Eph.5:5). Auch der Eigenwille und das Widerstreben sind Götzendienst (1.Sam.15:23). Da gibt es, wie gesagt, nur eines: Wende dich ab, lass ab davon, fliehe!

Beurteilt selbst!

 

Mit Vers 15 beginnt Paulus, die Urteilsfähigkeit der Gläubigen anzusprechen: »Ich rede zu euch als zu Besonnenen: beurteilt doch selbst, was ich jetzt nachdrücklich erkläre Besonnene sind in der Lage, sich das richtige Verständnis zu erarbeiten und zur rechten Einsicht zu kommen. An anderer Stelle sagt Paulus zu ihnen: »Brüder, werdet nicht wie kleine Kinder in eurem Sinnen und Denken. Im Üblen solltet ihr wohl unmündig sein, aber im Sinnen und Denken gereift werden (1.Kor.14:20).

Die Gemeinschaft mit Christus

 

Mit der folgenden Frage wird das Verständnis angefacht: »Der Becher des Segens, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Körpers Christi Die Begriffe »Blut« und »Körper« sind hier buchstäblich zu verstehen, denn was an Jesu Christi irdischem Körper geschehen ist, ist uns zum Segen geworden. Zum Gedenken an die Dahingabe Christi nehmen wir das Gedächtnismahl ein. Inwiefern aber segnen wir (und nicht nur der austeilende Älteste) den Becher, der den Wein des Segens enthält? Wir segnen den Becher alle gemeinsam, indem wir ihn im Bewusstsein trinken, dass Christi Blut für uns vergossen wurde. In der Folge davon sind wir dann die Gesegneten.

In der Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus Christus stehen wir ständig, und zwar durch Seinen Geist, der uns innewohnt. Unsere Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes beruht auf Seinem Leiden - dafür steht das Blut- und auf Seinem Tod - dafür steht das Brot - sowie auf Seiner Auferstehung. Wenn wir nun den Wein trinken und das Brot brechen, so besinnen wir uns auf die Grundlage unserer Gemeinschaft mit dem Herrn und bekunden sie. Zugleich stellen wir durch das gemeinsame Einnehmen des Gedächtnismahls auch die Gemeinschaft der Gläubigen untereinander dar.

E i n Körper sind wir

 

Mithin wird deutlich, was Vers 17 sagt: »Da es e i n Brot ist, sind wir, die vielen, e i n Körper; denn an dem einen Brot haben wir alle teil Da es e i n Brot ist und dieses Brot geistlicherweise Christi Körper bedeutet, dessen Glieder nur eine Einheit sein können, sind auch wir zusammen e i n Körper. Dieser Körper oder diese Körperschaft ist nicht autark, sondern von Christus gestiftet und lebt aus der Gemeinschaft mit Ihm. Somit sind wir e i n e Körperschaft in Christus, wie es in Römer 12:5 heißt. Diese wurde dadurch Wirklichkeit, dass wir in dem einen Geist alle zusammen in den Körper des Christus hineingetauft wurden (1.Kor.12:13).

Hier in unserem Vers 17 lesen wir zum ersten Mal in den Paulusbriefen, ja in der gesamten Heiligen Schrift, dass wir ein Körper sind, und zwar, wie aus 1.Korinther 12:12-27 und Römer 12:5 hervorgeht, der Körper Christi. Das wiedergezeugte und gläubige Israel wird zwar auch, und zwar im weitesten Sinne, eine Heilskörperschaft sein, wird aber nirgends so bezeichnet, sondern als ein königliches Priestertum und als eine heilige Nation (2.Mose 19:6; 1.Pet.2:9). Dass der Messias einmal ein Volk haben wird, das zum Segen für alle Nationen der Erde gesetzt ist, war von alters her bekannt (1.Mose 12:3); dass Er aber auch eine Körperschaft haben wird, die Ihm in den überhimmlischen Regionen dienen wird, ist völlig neu.

Der im 1.Korintherbrief erwähnte Körper des Christus war allerdings bis zur Abfassung der Vollkommenheitsbriefe, des Epheser-, des Philipper- und des Kolosserbriefs, noch unvereinigt, weil von den beiden Gruppen von Gläubigen darin, denen aus den Juden und denen aus den Nationen, die Juden aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum auserwählten Volk noch den Vorrang hatten. »Dem Juden zuerst und auch dem Griechen«, hieß es im Römerbrief noch. Erst mit Epheser 3:6 wird bekannt gemacht, dass die Heiligen aus den Nationen zusammen mit denen aus Israel, die zum Dienst inmitten der überhimmlischen Geschöpfe berufen sind, im Geist - eben ohne Ansehen des Fleisches - gemeinsame Losteilinhaaber und eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus sind. Die Körperschaft Christi ist von da an nicht mehr unvereinigt, sondern einheitlich; es gibt keine Unterschiede dem Range nach mehr.

Ein Blick auf Israel

 

Mit Vers 18 weist Paulus auf die Opfer Israels hin: »Blickt auf Israel dem Fleisch nach: stehen nicht die, welche die Opfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar Nach näherer Maßgabe des Gesetzes aßen die Priester die dargebrachten Opfergaben (3.Mose 7:6). Sie standen in Gemeinschaft mit dem Altar, recht verstanden mit Jewe Elohim, dem der Altar und die Opfer geweiht waren und dem sie am Altar dienten.

Wem Götzenopfer in Wirklichkeit geopfert werden

 

Nun kommt Paulus auf den Punkt. Er schreibt in den Versen 19 und 20a: »Was behaupte ich nun damit? Dass Götzenopfer etwas sei? Oder dass ein Götze etwas sei? Nein, denn was die Nationen opfern, das opfern sie den Dämonen und nicht Gott Aus 1.Korinther 8:4 wissen wir, dass ein Götzenbild nichts ist. Auch ein Götzenopfer ist an sich ein Nichts. Doch hinter dem Götzen stehen geistliche Mächte der Bosheit, die das Opfer und damit die Bekundung der Verbundenheit mit dem Götzen veranlasst haben. Das Gedächtnismahl stellt unsere Gemeinschaft mit Christus dar, die Opfer Israels die Gemeinschaft mit Jewe Elohim, und so ist es auch auf der widergöttlichen Seite. Wer irgendeinem Götzen etwas darbringt, opfert in Wirklichkeit den Dämonen (vgl.5.Mose 32:17). Wem irgendeine Sache wichtiger ist als die Sache Christi, der dient der Finsternis, und dies mit erheblichen verderblichen Folgen, denn ein Mensch kann sich nicht über die moralische Stufe dessen, was er anbetet, erheben. In Psalm 106:36,37 steht geschrieben: »Sie dienten ihren Götzen, und sie wurden zum Fallstrick für sie. Sie opferten ihre Söhne und ihre Töchter den Dämonen

Unvereinbar

 

Weil dies so ist, muss Paulus mit Entschiedenheit ermahnen: »Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft mit Dämonen aufnehmt. Ihr könnt nicht den Becher des Herrn trinken und auch den Becher der Dämonen. Ihr könnt nicht am Tisch des Herrn teilnehmen und auch am Tisch der Dämonen« (Verse 20b und 21). Unsere intensive Gemeinschaft mit Christus durch das Innewohnen Seines Geistes und aufgrund Seines Leidens und Todes für uns, dargestellt im Gedächtnismahl, ist unvereinbar mit auch nur der geringsten Andeutung einer Gemeinschaft mit Dämonen. »Welche Gemeinschaft besteht zwischen Licht und Finsternis, oder welche Eintracht zwischen Christus und Beliar (2.Kor.6:14,15). Heilige sind Abgesonderte für Gott, und sie halten sich auch im Alltag fern von allem, was böse aussieht (1.Thess.5:22). Sie reinigen sich von jeder Besudelung des Fleisches und auch des Geistes und vollenden ihre Heiligkeit in der Furcht Gottes (2.Kor.7:1).

Gottes Eifersucht

 

Für den Fall, dass jemand noch widerstrebt, fügt Paulus Vers 22 hinzu: »Oder wollen wir den Herrn zur Eifersucht reizen? Wir sind doch nicht stärker als Er Dass Gott eifersüchtig werden kann, mag uns verwundern, weil wir wissen, dass die Liebe nicht eifersüchtig ist (1.Kor.13:4); doch ist dies in dem Sinn zu verstehen, dass sie einem anderen nichts neidet. Die Art der Eifersucht Gottes, dürfte an Psalm 78:58 verständlich werden: »Sie erzürnten Ihn mit ihren Weihehöhen und machten Ihn eifersüchtig durch ihre Schnitzbilder Der Begriff der Eifersucht Gottes ist der menschlichen Erfahrungswelt entnommen, um den Menschen deutlich zu machen, wie weh es Gott tut, dass sie sich auf Widergöttliches einlassen. Um der Menschen willen achtet Gott mit einer Energie, wie sie ein eifersüchtiger Mensch aufbringt, darauf, dass Ihm, dem einen, wahren Gott, alle Ehre gegeben wird, dass die Menschen Ihm vertrauen und sie jede andere Höhe, Menschenweisheit oder Schlussfolgerung, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, verschmähen sollen - zu ihrem Segen.

Niemand suche das Seine

 

Im Zusammenhang mit dem Götzenopferfleisch sind nun noch weitere Fragen zu klären, ob man nämlich auf dem Markt alles Fleisch kaufen darf, wie man sich verhält, wenn man von Ungläubigen eingeladen ist und Fleisch vorgesetzt bekommt, und wie man sich überhaupt unter Juden, Griechen und in der herausgerufenen Gemeinde benehmen soll. Die grundlegende Antwort gibt Paulus in den Versen 23 und 24: »Alles ist mir erlaubt, jedoch nicht alles ist förderlich. Alles ist mir erlaubt, jedoch nicht alles baut auf. Niemand suche das Seine, sondern das des anderen

Schon in Kapitel 6:12 hatte er gesagt, dass uns alles erlaubt ist; der Gesichtspunkt dort war, ob es mich persönlich fördert. In unserem Kapitel zehn geht es aber darum, was den anderen fördert, die Geschwister in Christus Jesus sowie den Juden und den Griechen. Was ist den vielen förderlich, damit sie gerettet werden? Wie uns Römer 14:19 nahelegt, jagen wir den Dingen des Friedens und der Auferbauung untereinander nach.

»Alles ist mir erlaubt, jedoch nicht alles ist förderlich Förderlich ist, was Licht in die Finsternis bringt - dies ist das Wort Gottes -; förderlich ist unser vorbildlicher Wandel; förderlich ist alles, was zur Verherrlichung Gottes dient.

»Alles ist mir erlaubt, jedoch nicht alles baut auf Die Liebe erbaut (Kap.8:1). »Ein jeder von uns suche, dem Nächsten zu gefallen, ihm zum Guten, zu seiner Auferbauung. Denn auch der Christus hat nicht Sich Selbst zu Gefallen gelebt« (Röm.15:2,3).

»Niemand suche das Seine, sondern das des anderen Es gibt einen Weg vom Ich zum Du, das ist die Hingabe an den Herrn und Seinen Willen, welcher Liebe ist. In Philipper 4:3,4 lesen wir dazu, dass einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachten und jeder nicht auf das Seine, sondern auch auf das Wohl der anderen achten soll. In der römischen Gefangenschaft erging es Paulus allerdings so, dass er niemand hatte, der ebenso empfand wie er und in rechter Art um das Ergehen der Philipper besorgt war wie er, denn alle außer Timotheus suchten das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist, was Christi Anliegen voranbringt (Phil.2:20,21). Möge es unter uns mehr von solchen wie Timotheus geben.

Fleisch vom Markt

 

Zum auf dem Markt angebotenen Fleisch schreibt Paulus in den Versen 24 und 25: »Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, könnt ihr essen; erforscht nichts um des Gewissens willen. Denn des Herrn ist die Erde und was sie füllt Auf das Gewissen, und zwar hier des anderen, des Verkäufers, kommen wir noch zu sprechen. Alles können wir essen, denn unserem Gott gehört alles, wie schon Mose sagte: »Siehe, Jewe, deinem Elohim, gehören die Himmel und die Himmel der Himmel, die Erde und alles, was in ihr ist« (5.Mose 10:14). Folglich sind es Lehren der irreführenden Geister und Dämonen, wenn jemand bestimmte Speisen verbietet, die Gott erschaffen hat, um von den Gläubigen mit Dank eingenommen zu werden, die die Wahrheit erkannt haben, dass jedes Geschöpf Gottes ausgezeichnet ist. Schließlich ist nichts verwerflich, wenn es mit Dank genommen wird, denn es wird durch das Wort Gottes und die Fürbitte geheiligt (1.Tim.4:1-5).

Zur Schärfung des Gewissens der Ungläubigen

 

Nun spricht Paulus einen anderen Fall an: »Wenn euch jemand von den Ungläubigen einlädt und ihr hingehen wollt, so könnt ihr alles essen, was man euch vorsetzt; erforscht nichts um des Gewissens willen. Wenn euch aber jemand sagt, dass dies ein Weihopfer sei, so esst nicht davon: um desjenigen willen, der euch dies angibt und auch um des Gewissens willen. Damit meine ich nicht euer eigenes Gewissen, sondern das des anderen; denn warum soll ich meine Freiheit von des anderen Gewissen verurteilen lassen? Wenn ich mit Danksagung an dem Mahl teilhabe, warum soll ich mich für das lästern lassen, wofür ich danke (Verse 27-30).

Es geht um das Gewissen der Ungläubigen. Ich könnte das Fleisch zwar essen - denn die Erde und alles, was sie füllt, ist meines Gottes -, die Außenstehenden aber würden dies als eine Unentschiedenheit ansehen, ja als eine Verehrung der Götzen. Das muss sie irritieren und entweder im Götzendienst bestärken oder dazu verleiten, es selber in manch anderen Dingen ebenfalls nicht so genau zu nehmen. Doch soll uns die Liebe leiten. Die Liebe besteht darin, dass wir auf das Gewissen der Ungläubigen Rücksicht nehmen und es damit achten und schärfen, indem wir deutlichen Abstand nehmen von allem, was nach ihrer Meinung nicht zusammenpasst, nämlich an Christus Jesus gläubig sein und zugleich Götzenopferfleisch essen. Außerdem würden die Außenstehenden uns zugleich verurteilen, wenn wir essen würden, ja sogar lästern. Das muss nicht sein! Warum soll ich mein gutes Gewissen, das ich in meiner Freiheit habe, aufgrund ihrer Unkenntnis des wahren Gottes verurteilen lassen? Warum soll ich mich für das lästern lassen, wofür ich danke? Nein, zum Lästern wollen wir keinen Anlass geben. - Eine solche Situation würde nicht zur Verherrlichung Gottes dienen.

Benehmt euch unanstößig!

 

Zusammenfassend kann Paulus in den Versen 31 und 32 schreiben: »Folglich, ob ihr esst oder trinkt oder sonst etwas tun möget, tut alles zur Verherrlichung Gottes! Benehmt euch unanstößig bei Juden wie auch Griechen und in der herausgerufenen Gemeinde Gottes ...« Die Verherrlichung Gottes - wenn wir dies anstreben, werden unsere Gedanken sicherlich auf den Weg der Liebe und des Verständnisses für andere geleitet. Die Verherrlichung unseres Gottes und Vaters ist ohnehin in all unserem Wandel und Dienst unser Ziel. Möge Er uns der Berufung für würdig erachten und unser Wohlgefallen an allem Guten und an jedem Werk des Glaubens in Kraft vervollständigen, damit der Name unseres Herrn Jesus unter uns verherrlicht werde und wir in Ihm, und zwar gemäß der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus (2.Thess.1:11,12).

Dann werden wir auch darauf achten, niemandem einen Anstoß oder Fallstrick zu geben (Röm.14:13). Kein Makel soll an unserem Wandel und Dienst gefunden werden (2.Kor.6:3). Stets sind wir auf das Edle vorbedacht, nicht nur vor den Augen des Herrn, sondern auch vor den Augen der Menschen (2.Kor.8:21). Weder dem Juden, dem religiösen Menschen, der auf bestimmte Tage hält und manchen Speisen entsagt, noch dem Griechen, dem Rationalisten, der Weisheit sucht, wollen wir durch irgendeine Rücksichtslosigkeit einen Anstoß geben.

Zu ihrer Rettung

 

Paulus führt die Aussage in Vers 33 und dem ersten Satz von Kapitel elf weiter: »... so wie auch ich danach trachte, allen in allem zu gefallen, indem ich suche, nicht was mir selbst, sondern den vielen förderlich ist, damit sie gerettet werden. Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christi Vorbild folge Der Apostel Paulus - nicht von ungefähr darf er sich als Sklave Christi Jesu bezeichnen - ist das hingebungsvollste und aufopferungsbereiteste Vorbild für uns in einer Gesinnung, die der Entäußerung, Erniedrigung und Dahingabe unseres Herrn Jesus Christus nahekommt. Strecken wir uns danach aus! Und verlieren wir ein wichtiges Ziel nicht aus den Augen: Es sollen Menschen für Christus gewonnen werden! Für ihre Rettung sollen wir alles tun. Paulus erduldet alles um der Auserwählten willen, damit sie die Rettung erlangen, die in Christus Jesus ist, und die äonische Herrlichkeit (2.Tim.2:10).

Nachahmer des Apostels Paulus

 

»Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christi Vorbild folge Ihn dürfen wir ohne zu zögern nachahmen, denn Christus hat Gestalt in ihm gewonnen. Paulus ist aber nicht nur einer von vielen vorbildlichen Gottesmännern, die es zu allen Zeiten gegeben hat, sondern ausdrücklich das Muster für unser Verhalten in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung, die ihm für uns gegeben wurde und in der wir leben (Eph.3:2). Paulus ist nicht nur unser Lehrer für die gegenwärtige Frist, der Herold, Apostel und Lehrer der Nationen in Erkenntnis und Wahrheit (1.Tim.2:7), sondern auch das Vorbild für unseren Wandel und Dienst.

Mehrmals fordert Paulus uns auf, ihn nachzuahmen, so in Philipper 4:9: »Was ihr auch von mir gelernt und erhalten, gehört und an mir gewahrt habt, das setzt in die Tat um; dann« - welch eine gewaltige Verheißung! -»wird der Gott des Friedens mit euch sein Des Weiteren in Philipper 3:17: »Werdet meine Mitnachahmer, Brüder, und achtet auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt Da Paulus tot ist, werden wir auf die Brüder unter uns achten, die Paulus nachahmen. Im Zusammenhang mit unordentlich wandelnden Geschwistern schreibt er in 2.Thessalonicher 3:6-9, dass er nicht jemandes Brot umsonst gegessen, sondern unter Mühe und Anstrengung bei Nacht und Tag gearbeitet hat, um keinem beschwerlich zu sein, und dass er sich uns damit selbst zum Vorbild gegeben hat, damit wir ihn nachahmen sollen.

Schließlich sei 1.Korinther 4:16,17 zitiert: »Werdet meine Nachahmer! Deshalb sende ich Timotheus zu euch, der mein im Herrn geliebtes und treues Kind ist; er wird euch an meine Wege in Christus Jesus erinnern, so wie ich sie überall in jeder herausgerufenen Gemeinde lehre Mögen auch unsere Wege nur in Christus Jesus sein, so wie es Paulus mit diesem seinem Aufruf erreichen will. Unser herrlicher und treuer Gott und Vater wird den Glaubenden und Gehorsamen das Wollen und das Vollbringen schenken! Der Lobpreis und die Verherrlichung sei Ihm dafür!

 

 

Der Frauen Herrlichkeit

(1.Korinther 11:2-16)

 

Wir kommen zu einem der schwierigsten Abschnitte der Heiligen Schrift. Aufs Härteste und Bitterste wird darum gestritten. Möge unter uns jedoch die Ermahnung des Apostels Paulus aus Galater 5:15 überflüssig sein: »Wenn ihr aber einander beißt und fresst, so hütet euch, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet

Von Paulus übergebene Anweisungen

 

Der Apostel Paulus schreibt in Vers 2: »Ich lobe euch aber, dass ihr euch in allem meiner erinnert und die überlieferten Anweisungen festhaltet, wie ich sie euch übergeben habe Paulus war wohl in den Jahren 50/51 auf der zweiten Missionsreise für anderthalb Jahre in Korinth gewesen. Seitdem waren etwa zwei oder drei Jahre vergangen. Die Gläubigen dort erinnern sich stets an Paulus und wollen ihr Verhalten nach dem ausrichten, was sie von ihm gelernt und erhalten, gehört und an ihm wahrgenommen haben. Dieser glaubenstreue Wandel ist aber nicht allen eigen. Paulus hatte in den vorangegangenen Abschnitten seines Briefes schon mancherlei Zurechtweisungen aussprechen müssen. Und nun bliesen sich da welche rechthaberisch auf wegen der Kopfbedeckung des Mannes und auch der Frau.

Die schöpfungsgemäße Ordnung

 

Paulus leitet seine Anweisungen mit dem grundlegenden Hinweis auf die schöpfungsgemäße Ordnung ein: »Ich will euch aber noch zu wissen geben, dass eines jeden Mannes Haupt der Christus ist, das Haupt der Frau aber ist der Mann, und das Haupt des Christus ist Gott« (Vers 3). Die Hauptschaft des einen über den anderen leitet sich von der Tatsache ab, wer wen geschaffen hat oder wer aus wem erschaffen wurde.

Das Haupt des Christus ist Gott. Denn Christus ist der Ursprung der Schöpfung Gottes (Off.3:14), Sein erstes Geschöpf. Er stammt aus dem Einen, aus dem das All ist (Heb.2:11; Röm.1136; 1.Kor.8:6). Er ist der vom Vater einziggezeugte Gott (Joh.1:18). Gott schuf (oder äußerte) Sein Wort. Durch das Wort aber, durch Christus, ist sodann alles geworden (Joh.1:3).

Das Haupt des Mannes ist Christus. Denn in Christus und durch Ihn ist das All und mithin alles und jedes erschaffen (Kol.1:16; 1.Kor.8:6). Zudem erschuf Elohim den Menschen in Seinem Bild (1.Mose 1:27). Jewe Elohim formte den Menschen aus Erdreich vom Boden in Seiner Gleichgestalt und hauchte Lebensodem in dessen Nase (1.Mose 2:7). (Elohim ist der zu Gott hinführende Unterordner, zu El, dem Vater, dem Verfüger, Allesbewirkenden und Unterordner im absoluten Sinn. »Elohim« kann auch Gott Selbst bezeichnen, ebenso wie »Jewe« nicht einfach und stets Christus bezeichnet, sondern sehr häufig den Vater, der aber, da Er unsichtbar ist (Joh.1:18; 5:37; Kol.1:15), in Christus, Seinem Abbild und Seinem Wort, wahrnehmbar ist und nur in der Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit, eben in Christus (Heb.1:3), für uns Menschen erfassbar ist.)

Das Haupt der Frau ist der Mann, denn Jewe Elohim hatte eine Zelle, die Er von Adam genommen hatte, zu einer Frau gebaut (1.Mose 2:22). Ein wenig später hören wir davon, dass Eva in Trübsal Söhne gebären, durch ihren Mann, zu dem sie Verlangen hat, ihre Wiederherstellung sein und er über sie herrschen wird (1.Mose 3:16). Diese Herrschaft und Hauptschaft dient zum Schutz der Frau, insbesondere vor weiterer Verführung, und zur Wiederherstellung der gesegneten Unterordnung unter Gott, was im Grunde nicht durch ihren Mann, sondern durch den Mann Christus geschieht, zumal sie sich ihrem Mann ja in der Weise unterordnet, als gälte es dem Herrn (Eph.5:22).

Grundsätzlich ist zu sagen, dass jedes Geschöpf, das sein Haupt nicht anerkennt und die Unterordnung verweigert, heimatlos, völlig desorientiert und leicht verführbar ist. Unterordnung dagegen birgt die Herrlichkeit des Dienens in sich; ja Erfüllung wird jedem zuteil, der sein Haupt in Unterordnung und Gehorsam verherrlicht. Schließlich ist alles zum Lobpreis der Herrlichkeit Gottes erschaffen.

Zur Frage der Kopfbedeckung des Mannes

 

Der Apostel Paulus schreibt: »Jeder Mann, der beim Beten oder prophetischen Reden den Kopf bedeckt hält, schändet sein Haupt« (Vers 4). Die Begründung steht in Vers 7: »Der Mann ... soll den Kopf nicht verhüllen, da er das Bild und die Herrlichkeit Gottes ist

Bevor wir uns damit befassen, sind einige Bemerkungen über die damaligen Zeitumstände notwendig: Der erste Korintherbrief wurde geschrieben, als es die Gnadengabe der prophetischen Rede noch gab. Dies war in der heilsgeschichtlichen Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zur gegenwärtigen der überströmenden Gnade der Fall. Zwei Kapitel weiter sagt Paulus, dass Prophetenworte, Zungenreden, Erkenntnisworte und anderes aufhören werden, wenn die Mündigkeit kommt, wenn sein Evangelium zur Reife, auf das Vollmaß gebracht ist (13:8-12). Mit den Vollkommenheitsbriefen, dem Epheser-, dem Philipper- und dem Kolosserbrief, vervollständigte er das Wort Gottes, indem er die höchsten Herrlichkeiten enthüllte (Kol.1:25), sodass nun nichts Neues mehr zu offenbaren ist.

Paulus machte zwar in der ersten Zeit der Übergangsverwaltung in seinen Briefen - dazu gehörte auch der 53 oder 54 verfasste erste Korintherbrief - den ersten Teil seines ihm eigens enthüllten Evangeliums (Gal.1:12), nämlich die Rechtfertigung aus Glauben, bekannt, zugleich aber diente er den Auslandsjuden und den Nationen in Übereinstimmung mit Petrus mit dem Evangelium der Beschneidung (Gal.2:7). Dabei tat er den Dienst an den Nationen als Priester Israels. Er schreibt in Römer 15:16, dass er der Amtsträger Christi Jesu für die Nationen war, der als Priester des Evangeliums Gottes wirkte, damit die Darbringung der Nationen wohlannehmbar werde, geheiligt im heiligen Geist. Paulus diente also so, wie es Israel im tausendjährigen Königreich tun wird, wo es als königliche und priesterliche Nation alle Völker zu Jüngern machen wird.

Des Weiteren standen die paulinischen Gemeinden damals noch unter den Erlassen des Jakobus, wonach sie sich von Götzenopfern, Blut, Ersticktem und Hurerei fernzuhalten hatten (Ap.15:29). Damit waren die Gemeinden Jerusalem unterstellt und verpflichtet. Außerdem hatten die Juden aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum auserwählten Volk einen höheren Rang als andere Gemeindeglieder. Dem Juden zuerst und auch dem Griechen, hieß es damals. Die Gläubigen aus den Nationen waren nur Gäste der Bundesverheißungen Israels (Eph.2:12). Dies alles endete erst mit den Vollkommenheitsbriefen.

Noch war es auch durchaus angebracht, dass Paulus das Nasiräer-Gelübde ablegte und das Haupthaar nach den Vorschriften des Gesetzes wachsen ließ (4.Mose 6). In Apostelgeschichte 18:18 wird berichtet, dass er sich nach der Erfüllung des Gelübdes das Haupt in Kenchräa scheren ließ. Das war am Ende der zweiten Missionsreise.

In der Gemeinde zu Korinth waren nicht nur Griechen und sicherlich Menschen aus aller Herren Länder, sondern auch eine gute Anzahl Juden. Zum Beispiel war dort Krispus, der ehemalige Synagogenvorsteher, zum Glauben gekommen (Ap.18:8). Jeder brachte seine Sitten in die Gemeinde ein. Die jüdischen Männer hatten die Gewohnheit, den Kopf zu bedecken, was wohl darauf gründete, dass die Seraphim ihr Antlitz mit zweien ihrer Flügel bedecken (Jes.6:2), Mose am Dornbusch sein Angesicht verbarg (2.Mose 3:6) und Elia beim Ton eines leisen Wehens sein Gesicht verhüllte (1.Kön.19:13). Die Bedeckung des Kopfes (nicht des Gesichts) war durchaus ein Zeichen der Unterordnung und der Ehrfurcht, aber auch der Unwürdigkeit, die ein Jude unter dem Gesetz empfinden konnte. Doch ist der Mann das Bild und die Herrlichkeit Gottes, jetzt erst recht, da er durch Christus nahe gebracht ist.

Sollte ein Mann, der den Worten Gottes glaubt, dass er in der Gleichgestalt Elohims erschaffen ist, beim Beten und prophetischen Reden seinen Kopf bedecken, so würde dies sein Haupt, Christus, schänden, weil er nicht als Christi Bild und Herrlichkeit angesehen werden wollte. Doch soll dieser Tatsache beim Aussprechen des Wortes Gottes und des Lobpreises Gottes in der Gemeinschaft der Heiligen Ausdruck gegeben werden.

Jede Frau hingegen ...

 

Wir wenden uns den Versen 5 und 6 zu: »Jede Frau hingegen, die beim Beten oder prophetischen Reden den Kopf unverhüllt hat, schändet ihr Haupt; es ist doch ein und dasselbe, als wäre sie kahlgeschoren. Doch falls eine Frau sich nicht verhüllt, dann mag sie sich auch scheren lassen. Wenn es aber für eine Frau schandbar ist, sich scheren zu lassen oder kahl geschoren zu werden, so soll sie sich verhüllen Wohl ist die Frau die Herrlichkeit des Mannes (Vers 8), und wohl ist zwischen Mann und Frau in unserem Gnaden- und Segnungsstand in Christus Jesus vor Gottes Angesicht kein Unterschied (Gal.3:28); doch wenn die Frau daraus folgerte, unbedeckten Hauptes beten und prophezeien zu können, so benahm sie sich nach dem Empfinden der damaligen Zeit anstößig. Es war schandbar für eine Frau, und zwar in den Augen der Juden und auch der Griechen, unverhüllt aus dem Haus zu gehen; eine solche Entblößung ging zu weit. Dann sollte sie doch so konsequent sein und sich gleich scheren lassen. Außerdem war es eine unerträgliche Anmaßung, sich dem Mann gleichzustellen.

Benehmt euch unanstößig

 

Schon bei der Frage des Götzenopferfleisches hatte Paulus den Korinthern dringlich nahegelegt, Rücksicht auf das Gewissen der anderen zu nehmen (8:12; 10:29). Er selbst war mit gutem Beispiel vorangegangen, indem er den Griechen ein Grieche und den Juden ein Jude, deutlich gesagt: denen unter dem Gesetz wie einer unter dem Gesetz geworden war (10:19-23). Und wenige Verse vor unserem Schriftabschnitt hatte er sie ermahnt: »Benehmt euch unanstößig bei Juden wie auch Griechen und in der herausgerufenen Gemeinde Gottes. so wie auch ich danach trachte, allen in allem zu gefallen, indem ich suche, nicht was mir selbst, sondern den Vielen förderlich ist, damit sie gerettet werden. Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christi Vorbild folge« (10:32-11:1).

Die Frau schweige in der Gemeinde

 

Ziehen wir nun auch Kapitel 14:33-35 heran: »Er ist nicht der Gott des Aufruhrs, sondern des Friedens! - Wie es in allen herausgerufenen Gemeinden der Heiligen üblich ist, so sollen die Frauen auch bei euch in den herausgerufenen Gemeinden schweigen, es ist ihnen doch nicht gestattet zu sprechen; sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt (1.Mose 3:16). Wenn sie aber etwas lernen wollen, so mögen sie zu Hause ihre eigenen Männer fragen, wenn es doch für eine Frau schandbar ist, in der herausgerufenen Gemeinde zu sprechen« Ob man das Schweigen im Sinne von »keine Reden halten« versteht und das »zu Hause die Männer fragen« vermeiden sollte, dass sie mit einer Frage an die Allgemeinheit ihrem Mann unterstellte, die Antwort nicht zu wissen, es bleibt dabei - wieder hören wir es - es war für eine Frau schandbar zu sprechen. Sie hätte das Anstandsgefühl ihrer Zeit verletzt. Die Gläubigen, die zusammen mit der Botschaft von dem Herrn und Retter Jesus Christus auch sittliche Maßstäbe in der Stadt verkündigten, hätten sich dem Vorwurf ausgesetzt, dass ihre Frauen schamlos das Wort ergreifen würden. Paulus will aber, dass niemand etwas gegen uns vorbringen kann, wie er in 2.Korinther 6:3 schreibt: »Keinen Anstoß geben wir, in keiner Weise, damit kein Makel an dem Dienst gefunden werde

Wie passt es nun zusammen, dass die Frauen nach Kapitel 14 schweigen, nach Kapitel 11 aber dann, wenn sie nicht schweigen, sondern beten und prophetisch reden, den Kopf bedecken sollen? Liegt die Lösung darin, dass es in Kapitel 14 ausdrücklich heißt: »in der Gemeinde«, beim Beten und Prophezeien aber etwa an zu Hause gedacht war? Eine prophetische Rede brauchte aber doch einen Zuhörerkreis! Und zu Hause war eine Kopfbedeckung nicht üblich. Vielleicht ist es so zu verstehen, dass die Frau in der Gesamtgemeinde, in der Vollversammlung, schweigen sollte, in Teilversammlungen aber, wie zum Beispiel in Hausbibelkreisen, bei Frauentreffen oder in Jugendgruppen durchaus verkündigen durfte. Vielleicht liegt die Lösung darin, dass die Frau in der Gemeinde grundsätzlich zu schweigen hatte; wenn der Geist Gottes sie aber zum Beten und Prophezeien anleitete - wer wollte ihm dann wehren? Dann aber soll die Frau zum Zeichen ihrer Unterordnung unter ihren Mann den Kopf bedecken. Denn - wie heißt es in Kapitel 14:40? -: »Alles aber geschehe wohlanständig und ordnungsgemäß

Dies unterstellt übrigens, dass die Frauen sich in der Gemeinde wie zu Hause fühlten und keine Kopfbedeckung trugen. Gewiss war es schandbar für sie zu sprechen - Reden zu halten -, es war aber nicht schandbar, zu beten oder prophetisch zu reden.

In der derzeitigen Verwaltung

 

In der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung gibt es solche Beschränkungen nicht mehr. Was geziemt sich heute für eine Frau? Wir lesen dazu 1.Timotheus 2:8-13: »Ich beschließe nun, dass die Männer an jedem Versammlungsort beten, huldreiche Hände aufheben, ohne Zorn oder Schlussfolgern. In derselben Weise auch die Frauen, doch dass sie sich in schicklichem, langen Gewand mit Schamhaftigkeit und gesunder Vernunft schmücken, nicht mit Flechten, Gold, Perlen oder teurer Kleidung, sondern mit guten Werken, wie es Frauen geziemt, die Gottesverehrung verheißen wollen. Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. Dagegen gestatte ich einer Frau nicht zu lehren noch den Mann selbstherrisch zu behandeln, sondern sich in Stille zurückzuhalten. Denn Adam wurde zuerst gebildet, und danach Eva Die Gesamtgemeinde sollen sie nicht belehren, aber sehr wohl - wie es in Titus 2:3-5 heißt - Lehrerinnen des Trefflichen sein und die jungen Frauen zur gesunden Vernunft anleiten, nämlich ihre Männer lieb zu haben, kinderlieb, vernünftig, lauter, häuslich und gütig zu sein sowie sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht gelästert werde.

Wie wir an diesen Versen gesehen haben, bleibt der schöpfungsgemäße Stand der Unterordnung der Frau unter ihren Mann unverrückbar. Und wenn sie auch in diesem Rahmen in edler Gesinnung fast alle Mitwirkungsmöglichkeiten hat, so wird sie sich doch auch heute nicht ohne Weiteres über äußerliche Gepflogenheiten oder das natürliche Empfinden hinwegsetzen.

Um noch kurz das Wort aufzugreifen, dass die Frau ihren Mann nicht selbstherrisch behandeln soll: Es ist eminent wichtig für die Ehe wie auch für das Ansehen der Frau unter den Mitmenschen, dass sie ihrem Mann nicht über den Mund fährt noch sonstwie selbstherrisch mit ihm umgeht oder ihn in der Öffentlichkeit anzweifelt.

Das Problem der Vollmacht

 

Der Apostel Paulus schreibt in den Versen 7 bis 10: »Der Mann jedoch soll den Kopf nicht verhüllen, da er das Bild und die Herrlichkeit Gottes ist. Die Frau hingegen ist die Herrlichkeit des Mannes; ist doch der Mann nicht aus der Frau erschaffen, sondern die Frau aus dem Mann. Denn der Mann ist nicht um der Frau willen erschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen. Deshalb soll die Frau um der Boten willen Vollmacht über ihren Kopf haben Ich halte es nicht für logisch zu folgern: Weil die Frau die Herrlichkeit des Mannes ist (so wie der Mann die Herrlichkeit Gottes ist und sein Haupt mithin nicht verhüllen soll), so soll sie Vollmacht über ihren Kopf haben und mithin frei entscheiden können, ob sie ihn bedeckt oder nicht. Für eine solche Freiheit ist kein Raum, denn es ist ausdrücklich gesagt, dass sie ihren Kopf verhüllen soll und dass aus der Tatsache der Erschaffung der Frau nach dem Mann eine zwingende Konsequenz zu ziehen ist. Außerdem sind wir allesamt ständig vor den Augen der auserwählten Boten, der Engel Gottes (1.Tim.5:21; 1.Kor.4:9), denen Unordnung und mangelnde Unterordnung nur ein Gräuel sein kann.

Richtig verstanden, soll die Frau eine Vollmacht auf ihrem Kopf haben, ein Zeichen der Vollmacht ihres Mannes über sie, und zwar genau in dem Fall, wenn der Geist Gottes sie zum Beten oder Prophezeien anleitet und sie so ihrem Mann gewissermaßen entzieht oder, anders ausgedrückt, sie als Sprachrohr Gottes ihrem Mann gewissermaßen gleichstellt.

So sollte es also um der Ordnung unter den Menschen willen geschehen, dass die Frau ihren Kopf bedeckte. Sicherlich taten dies nicht nur die Ehefrauen, sondern auch die Witwen und die Unverheirateten von einem gewissen Alter an in Anerkenntnis der Schöpfungsordnung und dem damals daraus folgenden ehrbaren Handeln.

Im Herrn indessen

 

Dies betraf die Ordnung vor den Augen der Menschen. »Indessen im Herrn«, so schreibt Paulus in den Versen 11 und 12, »ist weder die Frau etwas ohne den Mann, noch der Mann ohne die Frau. Denn ebenso wie die Frau aus dem Mann ist, so ist auch der Mann durch die Frau; alles aber ist aus Gott Im Herrn, dem Herrn gegenüber, im gemeinsamen Wirken für den Herrn, ist keiner der beiden Eheleute etwas ohne den andern. Das sieht man schon daran, dass die Eva aus dem Adam genommen wurde und die Männer von den Frauen geboren werden. Gott sieht die Eheleute als eine Einheit, und jeder hat seinen vollen Wert an seinem Platz. Ein gläubiges Ehepaar ist eine Segensquelle - als Paar wohlgemerkt und keinesfalls als Einzelgänger. Nach Epheser 5:22-33 ist die Beziehung zwischen den Eheleuten der Abglanz des herrlichen Verhältnisses zwischen Christus und Seiner herausgerufenen Gemeinde.

Alles aber ist aus Gott, der alles wohl bedacht und herrlich geordnet hat, der auch das Wollen bewirkt und die Kraft zum Wirken darreicht.

Was uns die Natur lehrt

 

Mit der Schöpfungsordnung und dem sittlichen Empfinden der Zeit hatte Paulus das Bedecken des Kopfes bereits begründet; nun führt er noch die Natur an. Was lehrt uns die Natur? So fragt er in den Versen 13 bis 15: »Urteilt für euch selbst: Geziemt es sich für die Frau, unverhüllt zu Gott zu beten? Lehrt euch denn nicht die Natur selbst, dass, wenn der Mann sein Haupthaar lang trägt, es ihm zur Unehre gereicht? Wenn hingegen die Frau ihr Haupthaar lang trägt, ist es ihre Herrlichkeit, da ihr das Haupthaar anstatt einer Umhüllung gegeben ist Paulus appelliert an das gesunde Urteilsvermögen der Korinther. Was geziemt sich für eine Frau? Für einen Mann geziemt es sich bestimmt nicht, das Haupthaar so lang wie eine Frau zu tragen; ein weibischer Mann ist widerlich. Der Frau dagegen ist volles und langes Haar zur Ehre. Ihr Haar ist ihre Herrlichkeit. Wenn sie also beim Auftreten in der Gemeinde ihrem Mann Ehre und Herrlichkeit erzeigen wollte, lag es auf der Hand, ihre eigene Ehre und Herrlichkeit zu bedecken.

Das Haupthaar ist ihr anstatt einer Umhüllung gegeben. Daraus zu folgern, dass sie keine Bedeckung brauche, weil sie schon eine habe, ist falsch, denn nach den Versen 5 und 6 soll sie sich verhüllen oder scheren lassen. Beide Alternativen setzen in dieser engen Verknüpfung vorhandenes Haar voraus. Geschorene Frauen gab es sowieso nicht in der Gemeinde. »Geziemt es sich für die Frau, unverhüllt zu Gott zu beten - diese Frage war gerade in Vers 13 gestellt worden. Dachten wir dabei an eine Geschorene, die diese ihre Hässlichkeit verbergen sollte? Sie sollte also ihre natürliche Umhüllung verhüllen.

Was heißt es denn nun aber, dass ihr Haar ihr anstatt einer Umhüllung gegeben ist? Dies heißt: Gott umhüllte die Frau ohnehin; als Umhüllung gab er ihr aber nicht ein Tuch, sondern das Haar. Diese Umhüllung entspricht ihrer Unterordnung unter ihren Mann und ist damit der Schöpfungsordnung gemäß. Das bloße Haupthaar aber empfand man damals in bestimmten Situationen als selbstherrisch und mithin anstößig. Darum sollte die Frau sich in allem der Schöpfungsordnung nach verhalten und, wenn sie in der Gemeinde wie ein Mann auftrat, ihr Haar verhüllen - wie die Natur es ihr vorgegeben hat. Schon die Natur lehrt sie, dass ihre Umhüllung ihre Ehre ist; ebenso ist auch eine weitere Verhüllung ihre Ehre.

Heutzutage empfinden wir das angemessen lange Haupthaar der Frau als völlig ausreichende Willensbekundung dafür, dass sie ihre Aufgaben in der Gemeinde in Demut, ehrbarer Zurückhaltung und Wohlverehrung ihres Mannes auszuüben gedenkt. Eine Frau dagegen, die ihren Mann mit hochfahrender Rede oder kurzer spitzer Bemerkung in den Schatten stellt oder männlichen Haarschnitt hat, finden wir zum Davonlaufen. Da ist nichts Weibliches und nichts Natürliches mehr.

Es war Gewohnheit

 

Wir kommen zum letzten Vers unserer Betrachtung: »Wenn aber jemand meint, er dürfe rechthaberisch sein: wir haben solche Gewohnheit nicht und auch nicht die herausgerufenen Gemeinden Gottes« (Vers 16). Streiten darf man für den jeweiligen Stand seiner Erkenntnis - allerdings nur dann, wenn man zwischen Sache und Person zu unterscheiden vermag und den anderen in Demut höher als sich selbst erachtet (Phil.2:3). Ein edler Wettstreit zur Förderung des anderen ist für alle fruchtbar. Rechthaberei aber zerstört die Beziehungen.

»Wir haben solche Gewohnheit nicht Welche Gewohnheit haben wir nicht, und zwar alle zusammen, wie die Vorsilbe des hier gebrauchten griechischen Wortes zum Ausdruck bringt? Die in Vers 13 erwähnte: ... dass die Frau unverhüllt zu Gott betet.

Somit bekommen wir abschließend noch einmal gesagt, dass die Kopfbedeckung eine Gewohnheit der damaligen Zeit war. Im Übrigen hat in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung kein willkürliches Ritual mehr Raum (Kol.2:23).

Was bleibt, sind die Schöpfungsordnung und das sittliche Empfinden. Mögen unsere Frauen sich in diesen entarteten Tagen das natürliche Empfinden bewahren und sich wohlanständig, ehrbar und vernünftig verhalten, sodass das Wort Gottes in allem geschmückt werde!

 

Des Herrn Mahl in würdiger Weise

(1.Kor.11:17-34)

 

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde zu Korinth: »Wenn ich nun das Folgende anweise, lobe ich euch nicht, da ihr nicht zu etwas Besserem zusammenkommt, sondern zu etwas Minderwertigem. Denn erstens höre ich nämlich, dass bei euren Zusammenkünften in der herausgerufenen Gemeinde Spaltungen unter euch vorkommen; und zum Teil glaube ich es. Denn es muss ja auch bei euch Sektenbildung geben, damit die Bewährten unter euch offenbar werden« (Verse 17-19). »Ich lobe euch nicht« und »ich weise euch an« - dies sind ernste Worte, zumal es um die Vermeidung eines göttlichen Strafurteils geht.

Die Zusammenkünfte der Korinther dienen leider nicht zu etwas Gutem, wie der Festigung im Glauben; sie rufen nicht die Frucht der Ermutigung und Zuversicht, der Dankbarkeit und des Lobpreises hervor. Stattdessen ist etwas Minderwertiges das Ergebnis, und zwar die Vertiefung der Spaltungen, woraus mancherlei Zerwürfnisse und Betrübnisse folgen. Unter einer Spaltung haben wir nicht die Trennung der Gemeinde in zwei selbständige Gemeinden zu verstehen, sondern einen Riss innerhalb der einen Gemeinde, in diesem Falle wohl durch Gruppendünkel verursacht, der sich etwa zwischen den reichen und den armen Gemeindegliedern herausgebildet haben dürfte.

Die Spaltungen, die Paulus in den ersten Kapiteln ansprach, waren zwar derselben Natur - sie waren nämlich ebenso fleischlich -, hatten aber einen anderen Anlass, denn es hatten sich welche für den einen Lehrer und gegen den anderen Lehrer aufgeblasen (1:10,12; 4:6). Wer jedoch zur Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus Christus berufen ist - und dies sind wir allesamt -, ist auch dazu berufen, die Einheit mit allen Geschwistern zu halten.

Grüppchenbildung muss aber wohl sein, »damit« - wie es in Vers 19 heißt, »die Bewährten unter euch offenbar werden Dies sollte uns allerdings zu denken geben. Auch das betrübliche fleischliche Verhalten von manchen Brüdern und Schwestern dient bei unserem weisen Gott und Vater noch einem Zweck. In der Gemeinde als dem Übungsfeld der Heiligung müssen Spannungen auftreten, denn wie kann ich Gnade erzeigen, wenn mich niemand ungerecht behandelte, wie Versöhnung gewähren, wenn mich niemand kränkte? Die in der Gesinnung Christi Wandelnden sorgen gewiss nicht für die Spannungen; die treten aber auf, und genau dies gebraucht unser Herr, um die Heiligung derer, die darauf sinnen, zu fördern.

Nun werden im Laufe der Zeit unangenehme Charaktereigenschaften mancher Geschwister offenbar. Wenn Belehrung und Ermahnung nichts nützen, dann gilt es, sich von diesen Gefäßen der Unehre zu reinigen, sich also von diesen eigensinnig Wandelnden zurückzuziehen, was gleichbedeutend damit ist, die Gemeinschaft mit all denen zu suchen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen (vgl. 2.Tim.2:21,22). Dann werden die Bewährten offenbar. Seinerzeit wurden die Bewährten in Korinth auch dadurch offenbar, dass die in Vers 30 genannten Strafgerichte nicht über sie kamen, damals, als Paulus noch als Priester Israels an den Nationen diente und in Übereinstimmung mit den Aposteln der Beschneidung wirkte (Röm.15:16). Wer erkannt hat, welche herrlichen Segnungen und Verheißungen wir haben, wird sich von jeder Besudelung des Fleisches und auch des Geistes reinigen, sich fern halten von allem, was böse aussieht, und seine Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden (2.Kor.7:1).

In rücksichtsloser Weise

 

Ausgerechnet beim Mahl des Herrn bilden sich Sekten oder Gruppen. Paulus beschreibt diese Spaltung in den Versen 20 bis 22: »Wenn ihr nun am selben Ort zusammenkommt, so ist es offenbar nicht möglich, des Herrn Mahl in würdiger Weise zu essen, weil jeder beim Essen seine eigene Mahlzeit vorwegnimmt; so ist der eine noch hungrig und der andere schon berauscht. Habt ihr denn keine Häuser, um dort zu essen und zu trinken? Oder wollt ihr die herausgerufene Gemeinde Gottes verachten und die beschämen, die nichts haben? Was soll ich euch da sagen? Soll ich euch loben? In diesem Punkt lobe ich euch nicht

Wenn die Korinther am selben Ort oder, wie man auch übersetzen kann, auf dasselbe hin zusammenkamen, so war es nicht möglich, das Mahl des Herrn zu essen, gemeint ist: in würdiger Weise, weil viele nur an sich selbst dachten. Dies steht aber der Gesinnung Christi Jesu, die beim Mahl des Herrn zum Ausdruck kommt, absolut entgegen. Der geschichtlichen Überlieferung nach kam man zunächst zu einem allgemeinen Essen, zum so genannten Agape-Mahl (dem Liebesmahl), zusammen, dessen Abschluss sodann das eigentliche Gedächtnismahl bildete. Dabei fand es sich in Korinth leider, dass der eine schon satt und sogar berauscht war, während der andere noch hungrig war. Wir dürfen annehmen, dass die Reichen schon früher eingetroffen waren und das von ihnen Mitgebrachte, das unter allen verteilt werden sollte, bereits verzehrt hatten, sodass für die Armen, die meisten von ihnen wohl Sklaven, die erst später kommen konnten, nichts mehr übrig blieb. Welch eine Selbstsucht trat da zutage! Sie waren nur an ihrem eigenen Essen interessiert und nicht am Mahl des Herrn. Und sie warteten nicht aufeinander. Damit beschämten sie einen Teil der Gläubigen, schätzten die Bruderschaft gering und verachteten die Gemeinde Gottes, ja den Herrn Selbst. Um dies zu vermeiden, ordnet Paulus an, in den eigenen Häusern zu essen und zu trinken. In Vers 34 wiederholt er dies mit den Worten: »Wenn jemand hungrig ist, so esse er zu Hause, damit ihr nicht zu einem Strafurteil zusammenkommt Paulus sorgt aber auch für die innerliche Veränderung, indem er ihnen im Folgenden das Gedächtnismahl vor Augen führt.

»Dies ist Mein Körper«

 

Der Apostel schreibt: »Denn ich erhielt es vom Herrn, was ich euch auch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der Er verraten wurde, Brot nahm, dankte, es brach und sagte: »Dies ist Mein Körper, der für euch gebrochen wird. Dies tut zu Meinem Gedächtnis Paulus hatte ihnen bei seinem Aufenthalt in Korinth mündlich überliefert, was er vom Herrn erhalten hatte. Auch er hat es also erhalten, nicht nur die Zwölf; auch der Apostel der Nationen hat das Gedächtnismahl mithin in seinen Gemeinden anzuordnen. Vom Herrn erhielt er es. Selbst wenn es Paulus von vielen Gläubigen bezeugt worden war, so zählt doch nur, dass der Herr es ihm in einer Enthüllung aufgetragen und ihm auch den Sinn aufgeschlossen hat. Dieser ist unsere Gemeinschaft des Blutes und des Körpers Christi (1.Kor.10:16). Unsere alte Menschheit ist mitgekreuzigt und mit zu Tode gebracht worden. In dieser Todesgemeinschaft mit Christus kann es keine Eigeninteressen geben, wie sie bei den Korinthern leider dennoch zutagegetreten waren. Was wir als Mitauferstandene jetzt leben, das leben wir dem, der für uns starb und auferweckt wurde.

»Dies ist Mein Körper Da das im Griechischen verzichtbare Wörtchen »ist« hier geschrieben steht, ist es nicht buchstäblich, sondern bildlich zu verstehen. Mithin wird ausgesagt: Dies bedeutet Meinen Körper. »... für euch gebrochen.« Der Vater hat den Sohn dahingegeben. Mit dem Vater übereinstimmende gab Er Sich aber auch Selbst dahin, wie zum Beispiel Epheser 5:1,2 sagt: »Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe, so wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch

»Dies tut zu Meinem Gedächtnis Dies ist der Zweck des Mahls. Wir sollen uns an das erinnern, was am Kreuz geschehen ist und es auch verinnerlichen, sodass die Gesinnung Christi Jesu in uns Raum greife. Wir kennen sie: Er entäußerte Sich Selbst der Gestalt und Herrlichkeit Gottes und nahm die Gestalt eines Menschen an; Er erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod. Diese Gesinnung drückt sich bei uns in der Weise aus, dass einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachtet und jeder nicht auf das Seine, sondern auch auf das Wohl der anderen achtet (Phil.2:3,4). Der Herr richte unsere Herzen auf die Liebe Gottes und das Erdulden des Christus hin (2.Thess.3:5).

Da das Mahl zum Zweck des Gedächtnisses gegeben ist, kann man es auch trefflich als Gedächtnismahl bezeichnen.

»Der neue Bund in Meinem Blut«

 

Paulus fährt fort: »In derselben Weise nahm Er auch den Becher nach dem Mahl und sagte: »Dieser Becher ist der neue Bund in Meinem Blut. Dies tut, sooft ihr ihn trinkt, zu Meinem Gedächtnis Denn sooft ihr dieses Brot esst und diesen Becher trinkt, verkündigt ihr damit den Tod des Herrn, bis Er kommt« (Verse 25 und 26).

In derselben Weise, nämlich ebenfalls dankend, nahm Er auch den Becher. Dieser bedeutet den neuen Bund, der auf Seinem vergossenen Blut beruht. Wir wissen, dass Israel den am Berg Sinai geschlossenen Bund gebrochen hat, Gott aber einen neuen Bund mit diesem Volk aufrichten wird (Jer.31:31-34; Heb.8:8-12). Dieser ist bereits gestiftet und garantiert. Unter einem Bund haben wir übrigens keinesfalls einen zweiseitigen Vertrag zu verstehen, sondern eine einseitige Verfügung zugunsten eines anderen. Gott allein ist es, der alles in die Wege leitete, alles durch Christus vollbrachte, alle Bundesverheißungen erfüllt und dem Volk Israel sogar das Vollbringen dessen schenkt, was sie zu Seiner Verherrlichung tun sollen. Er wird ihnen nämlich Seine Gesetze in ihre Denkart geben und auf ihre Herzen schreiben, sodass sie Gott nie mehr Unehre machen werden (Hes.11:19,20; 20:39; 43:77).

An diesem zukünftigen Bund mit dem auserwählten Volk und in dem verheißenen Land haben wir keinen Anteil. Der Bund, den Gott mit uns geschlossen hat, indem Er uns das Evangelium über Seinen Sohn verkündigen ließ und uns in Ihm über alle Maßen segnete, ist ein gegenwärtiger und rein geistlicher Bund, wobei Paulus im Zusammenhang von 2.Korinther 3:6 den Begriff »Bund« lediglich redefigürlich beibehält.

Der Tod des Herrn

 

Mit der Einnahme des Gedächtnismahls verkündigen wir den Tod des Herrn. Dies ist keine Verkündigung gegenüber Außenstehenden, die in der Antike am Mahl des Herrn weder teilnehmen noch dabei zuschauen durften. Den Tod des Herrn verkündigen wir einander. Wir verkündigen einander das Wort vom Kreuz, das unser Mitgekreuzigtsein einschließt und die Basis für einen Wandel in der Gesinnung Christi Jesu ist, die Basis für die den Korinthern fehlende Herzenshaltung.

Und wie lange tun wir das? Bis Er kommt! Wir essen und trinken das Mahl des Herrn somit mit einem freudevollen Ausblick auf die Zukunft.

Prüfe dich selbst!

 

Nun zieht Paulus die Folgerung aus dem Dargestellten: »Wer daher in unwürdiger Weise das Brot isst oder den Becher des Herrn trinkt, wird dem Körper und dem Blut des Herrn verfallen sein. Zuerst aber soll der Mensch sich selbst prüfen und sodann von dem Brot essen und aus dem Becher trinken. Denn wer in unwürdiger Weise isst und trinkt, der isst und trinkt sich selbst sein Urteil, weil er den Körper des Herrn nicht unterscheidet« (Verse 27-29).

Der Apostel hat diese Sätze mit den vorangehenden durch das Wort »daher« verknüpft. Daher - weil sich die Verkündigung der Todesgemeinschaft mit dem Herrn nicht mit einem egoistischen und damit unwürdigen Verhalten verträgt, ziehen sich diejenigen, die so handeln, ein Urteil zu. Sie sind dem Körper und dem Blut des Herrn verfallen. Verfallensein heißt in den Zustand eines unausweichlichen Urteils geraten. Die Missachtung des Körpers und Blutes Christi hat Konsequenzen.

Paulus schrieb den ersten Korintherbrief in der ersten Phase der heilsgeschichtlichen Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zur gegenwärtigen. Damals waren die Kräfte des Königreichs Israels noch wirksam, seien es Machttaten, Krankenheilungen, Zungenreden oder Prophetenworte wie auch Strafurteile. Wir lasen bereits in Kapitel 3:17: »Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr (Man kann Gläubige wie auch ganze Gemeinden verderben durch Hader und Streit und durch das Bauen auf einem anderen als dem von Paulus gelegten Grund; 3:10.) In Kapitel 5:5 ist von einem Hurer die Rede, der dem Satan zum Ruin des Fleisches übergeben wird, damit seine Rettung sichergestellt werde. Es handelte sich mithin um körperliche Strafen in unserem Leben auf der Erde.

Zu jener Zeit kamen die Kräfte des zukünftigen Äons noch zur Wirkung (Heb.6:5). Wenn der Hebräerbrief auch an den hebräischen Teil der damals noch unvereinigten Körperschaft Christi gerichtet ist, so sind die Anklänge doch unüberhörbar: »Wenn jemand das Gesetz des Mose verwirft, muss er ohne Mitleid auf zwei oder drei Zeugen hin sterben. Eine wie viel ärgere Ahndung, meint ihr, wird jener verdienen, der den Sohn Gottes niedertritt und das Blut des Bundes für gemein erachtet, in dem er geheiligt wurde, und damit an dem Geist der Gnade frevelt?« (Heb.10:28,29). »Auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer« (Heb.12:29).

Damit keine Missverständnisse entstehen: Jene Heilsverwaltung ist um! Wir leben heute in der Verwaltung der überströmenden Gnade, die dem Apostel Paulus gegeben wurde (Eph.3:2). Da ist uns nichts zur Verurteilung, die wir in Christus Jesus sind (Röm.8:1). Wir sind und bleiben ein für allemal von allen Sünden gerechtfertigt, so wie wir ein für allemal zusammen mit Christus starben (Röm.6:10,11). »In Ihm haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt« (Eph.1:7).

Diese überwältigende Gnade, dieser herrliche Segen in Christus Jesus enthebt uns aber nicht der Aufgabe, uns selbst zu prüfen und sodann des Herrn Mahl zu essen. Eine Prüfung unserer Gesinnung und - wenn nötig - eine Änderung unseres Verhaltens ist immer ein Gewinn - für uns, für die Glaubensgeschwister und für unseren Herrn, den wir doch in all unserem Wandel und Dienst verherrlichen wollen.

Auch heute gilt es zu verhindern, dass wir in unwürdiger Weise essen und trinken, wenn wir uns auch kein irdisches Urteil zuziehen. Vor der Preisrichterbühne des Herrn aber werden wir kein Lob dafür bekommen, wenn wir den Körper des Herrn nicht unterschieden haben. Was meint Paulus hier in Vers 29 mit »unterscheiden«? Er meint das unterscheidende Bewerten des allgemeinen Mahls und des Mahls des Herrn, die rechte, besondere Würdigung des Gedächtnismahls. Das Mahl des Herrn dient nicht der Sättigung (und erst recht nicht der Befriedigung selbstsüchtiger Nachlässigkeiten auf Kosten der Einheit der Gemeinde), sondern führt denen, die ohnehin allezeit im Geist vom gebrochenen Körper und vergossenen Blut des Herrn leben, diese geistliche Tatsache zusätzlich deutlich vor Augen.

Zur Züchtigung

 

In den Versen 30-32 beschreibt Paulus nun das Strafurteil: »Deshalb gibt es viele Schwache und Sieche unter euch, und eine beträchtliche Anzahl ist entschlafen. Denn wenn wir uns selbst beurteilten, würden wir nicht gerichtet. Werden wir aber gerichtet, dann werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden Kranke, Geschwächte und vorzeitig Verstorbene - welch eine erschreckende Bilanz! Die Ursachen sind rücksichtsloses und liebloses Verhalten und das gedankenlose Einnehmen des Mahls des Herrn, ohne es vom Agape-Mahl zu unterscheiden. Dies verträgt sich nicht mit der Selbsterniedrigung Christi Jesu, mit Seiner Liebestat für alle!

Das Gericht über die fleischlich handelnden Brüder und Schwestern aber hatte einen völlig anderen Charakter als das zukünftige Gericht über die Welt, denn es diente der Züchtigung; man könnte auch übersetzen: der Erziehung. Viele werden sich in Erkenntnis des gütigen Zwecks des Gerichts besonnen und von der Selbstbezogenheit abgewandt haben.

Vergessen wir nicht, was in Hiob 5:17 und den Sprüchen 3:11 geschrieben steht: »Siehe, glücklich ist der Mensch, den Eloah zurechtweist! So verwirf denn nicht die Züchtigung des Allgenugsamen; »Die Zucht Jewes, mein Sohn, verwirf nicht und lass dich nicht verdrießen Seine Mahnung. Denn wen Jewe liebt, den züchtigt Er wie ein Vater den Sohn, den er gern hat

Nun gab es zu jener Zeit in Korinth auch Gnadengaben des Heilens. (Man beachte die Mehrzahlsform!) Die Träger dieser Gnadengaben hatten diese nicht in der Weise, dass sie jederzeit jeden heilen konnten (sie hatten also nicht die Gabe schlechthin), sondern es war ihnen in dem einen Fall gegeben und in dem anderen Fall erneut gegeben. Gegenüber unwürdig Essenden bekamen sie sie nicht. Jene hatten sich ja gegen den Geist der Gnade gestellt und den Geist damit gelöscht, wie es 1.Thessalonicher 5:19 heißt. Dies ist allgemein durchaus so zu verstehen, dass sie die Wirksamkeit des Geistes Gottes gedämpft hatten; in unserem Fall aber - um es deutlich zu sagen - hatten sie die besonderen Kraftwirkungen des Geistes völlig blockiert.

Es dürfte sogar wohl so gewesen sein, dass sie ihre Rettung verlieren konnten - wie sollten die Worte »... damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden« anders verstanden werden? -, denn noch war der 2.Korintherbrief nicht geschrieben und von einer Versiegelung nicht die Rede gewesen (2.Kor.1:22). Auch der Römerbrief war noch nicht verfasst, der uns unsere unverlierbare Rettung garantiert, insbesondere durch Kapitel 8:30, aus dem hervorgeht, dass Gott diejenigen, die Er vorherbestimmt hat, dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, auch beruft und rechtfertigt; »die Er aber rechtfertigt, diese verherrlicht Er auch.«

Wartet aufeinander!

 

Zum Schluss seiner Ausführungen nennt Paulus die bescheidensten Anforderungen an die Praxis: »Daher, meine Brüder, wartet aufeinander, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen! Wenn jemand hungrig ist, so esse er zu Hause, damit ihr nicht zu einem Strafurteil zusammenkommt« (Verse 33+34). »Meine Brüder«, schreibt Paulus. Er ermahnt sie als seine Geschwister und gemeinsame Teilhaber an den Segnungen in Christus Jesus. »Wartet aufeinander Das ist das Gegenstück zu dem in Vers 21 kritisierten Vorwegnehmen der eigenen Mahlzeit. Wartet aufeinander! Dies zeugt von der Erkenntnis, dass alle Heiligen zusammengehören und zu schätzen und zu lieben sind.

»Wenn jemand hungrig ist, so esse er zu Hause Das entspricht der Frage von Vers 22: »Habt ihr denn keine Häuser, um dort zu essen und zu trinken Wenn es also um eure eigene Mahlzeit geht, so bleibt euch diese in eurem Hause unbenommen. Wenn ihr aber mit den Brüdern und Schwestern zusammen seid, so nehmt einander von Herzen an und seid füreinander da. Dass die von Gottes Geist gewirkte Liebe zueinander diejenigen, die Überfluss haben, ohnehin auch auf das Wohl der anderen sinnen lässt und zu freudigen Gebern macht, erwähnt Paulus an dieser Stelle zwar nicht, dürfte aber jedem Heiligen klar sein.

Der Apostel schließt mit dem Satz: »Das Übrige aber werde ich anordnen, wenn ich komme Was das Übrige ist, sagt er nicht. Zu einer wohlgeordneten und auf das geistliche Ziel ausgerichteten Versammlung gehören mithin auch weniger wichtige Dinge, die von den Ältesten zu regeln sind.

Am Ende unseres Schriftabschnitts angelangt, sei zum Lobpreis unseres Gottes und Vaters ausgerufen: »Wenn Gott für uns ist, wer kann wider uns sein? Er, der doch Seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte Er uns nicht auch mit Ihm dies alles in Gnaden gewähren (Röm.8:31,32).

 

Die weggefallenen Gnadengaben

(1.Korinter 12)

 

In Kapitel 1:4-7 hatte der Apostel Paulus für die den Korinthern in Christus Jesus gegebene Gnade gedankt wie auch dafür, dass ihr Zeugnis von Christus, das in der Stadt und im Umkreis zu hören war, durch die vielen Gnadengaben, die es bei ihnen gab, bestätigt wurde. Wir wissen: Solange das Königreich Israels noch proklamiert wurde, waren auch die diesem eigenen Kräfte des zukünftigen Äons wirksam (Heb.6:5) und erwiesen sich in ebenjenen besonderen Gnadengaben.

Nicht nur das Zeugnis der Korinther, sondern auch das dem Apostel Paulus eigens enthüllte Evangelium überhaupt (Gal.1:12) ist durch alle die Zeichen, Wunder und Machttaten, die der tat, bestätigt worden (2.Kor.12:12). Was beglaubigt ist, bedarf keiner weiteren Beglaubigung mehr. Mithin wandeln wir heute nicht durch Wahrnehmung, sondern durch Glauben (2.Kor.5:7).

In Kapitel 13:8-12 weist Paulus bereits auf das Aufhören der Gnadengaben hin. Sie würden dann abgetan, wenn die Reife gekommen ist. Mit den Vollkommenheitsbriefen, dem Epheser-, dem Philipper- und dem Kolosserbrief, hat Paulus sein Evangelium zur Reife, auf das Vollmaß, zur Mündigkeit gebracht, denn er hat das Wort Gottes, das für die gegenwärtige Heilsverwaltung bestimmt ist, vervollständigt, indem er die höchsten Herrlichkeiten offenbarte (Kol.1:25). Da seitdem alles geoffenbart ist, gibt es auch keine Propheten und Zungenredner mehr.

Im Hebräerbrief wird von den Zeichen und Wundern bereits als von etwas in der Vergangenheit Abgeschlossenem geschrieben (2:4).

Damals aber, als Paulus den 1.Korintherbrief schrieb, im Jahre 53 oder 54, standen diese Gaben, die Charismen, in voller Blüte, und dennoch herrschte manche Unkenntnis darüber. Außerdem ging es in den Versammlungen beim Einsatz der Gnadengaben nicht immer ordnungsgemäß zu, und für den einen oder anderen waren sie der Anlass zur Überheblichkeit, was der geschwisterlichen Liebe wie auch der Einheit der Gemeinde abträglich war

 

Die geistlichen Gaben

 

Mit Kapitel zwölf schneidet Paulus nun dieses weitere Thema an, das die Korinther bewegt: »Was aber die geistlichen Gaben betrifft, meine Brüder, so will ich euch nicht in Unkenntnis darüber lassen« (Vers 1). Gläubige, die eine mangelhafte Kenntnis des Wortes Gottes und besonders des Evangeliums haben, das in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung zu verkündigen ist, nämlich das des Paulus, werden vom Widerwirker auf allen Ebenen der Lehre und des Wandels betrogen und verführt. Mögen wir uns darum reichlich mit dem Wort Gottes ernähren und unseren Gott und Vater um geistliches Verständnis bitten. Gläubige sind Wissende. Gläubige kommen sogar zur Erkenntnis Gottes Selbst (Eph.1:17).

Zuerst spricht Paulus die Sorge der Korinther an, ob sie dann, wenn sie nicht mit dem Denksinn, sondern im Geist sprechen, besonders in Zungen, im Sinne der Götzen und Dämonen sprechen könnten, so wie sie jenen früher in Ekstase gedient hatten. So schreibt er in den Versen 2 und 3: »Ihr wisst, dass ihr, als ihr noch unter den Nationen wart, zu den stummen Götzen weggeführt wurdet, wie immer ihr auch geführt wurdet. Darum mache ich euch bekannt, dass niemand, der in Gottes Geist spricht, sagen wird: In den Bann getan sei Jesus. Auch kann niemand sagen: Herr ist Jesus, außer in heiligem Geist Früher waren sie mit Macht zu den Götzen weggezogen worden und damit zu den Dämonen, wie wir aus Kapitel 10:20 wissen. Da wussten sie oftmals nicht, was ihnen geschah. Unter der Leitung des Geistes Gottes aber - dies darf Paulus ihnen versichern - werden sie nichts Unrechtes tun oder sagen. Keiner wird den Herrn verunehren oder etwa in den Bann tun.

Umgekehrt kann von den Götzendienern allerdings niemand sagen: Herr ist Jesus. Dazu bedarf es des Geistes Gottes. Ja, vom Geist geführt, verherrlichen alle Brüder und Schwestern mit ihren geistlichen Gaben Jesus als den Herrn. Die Verherrlichung Jesu als des Herrn über alles ist der Mittelpunkt dieser Verse.

In der heutigen Zeit sind die Worte eines Menschen »Herr ist Jesus« kein Prüfungskriterium dafür, ob der Betreffende gläubig ist. Manche reden es nur daher, und sollte es jemand aus dogmatischen Gründen für richtig halten, so sagt dies noch nichts über seinen Glauben.

Gnadengaben, Dienste und Kraftwirkungen

 

Paulus gliedert die in Korinth aufgetretenen Geisteswirkungen in Gnadengaben, Dienste und Kraftwirkungen, denn er schreibt in den Versen 4 bis 6: »Es sind zwar Zuteilungen unterschiedlicher Gnadengaben, aber es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt Die verschiedenen Gnadengaben und Kraftwirkungen führt Paulus in den Versen 7 bis 11 auf, über die Dienste spricht er in grundsätzlicher Weise in den Versen 12 bis 26, und das Wirken Gottes, der alles gibt und die Gabenträger und Dienstbeauftragten in der Gemeinde einsetzt, beschreibt er in den Versen 27 bis 30. So unterschiedlich die Geisteswirkungen auch sein mögen, stets ist es derselbe Geist, der die Gnadengaben gibt, derselbe Herr, der in die Dienste beruft, und derselbe Gott, der die Kräfte gibt und der schließlich derjenige ist, der alles in allen wirkt. Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus ist der Allgewaltige und der Allesbewirkende (Eph.1:11). Da alles von Gott stammt - die größere wie auch die kleinere Gabe - und aus Gnaden gewährt wird, sollte eigentlich niemand überheblich werden und die Gemeinde auf diese Weise spalten können.

Zur Förderung der Gläubigen

 

Jeder erhielt seine eigene Gnadengabe, wie wir in Vers 7 lesen: »Jedem Einzelnen aber wird die Offenbarung des Geistes gegeben, damit sie förderlich sei Bei jedem Einzelnen tat sich also der Geist Gottes kund. Das Zutagetreten der Wirksamkeit des Geistes war förderlich. Es war damals förderlich, als sie noch kein Neues Testament als Grundlage für die Verkündigung, Belehrung und Ermahnung hatten. Zwar lagen die Berichte des Matthäus (ca. 40 n. Chr.) und Markus (ca. 45 n. Chr.) und die Briefe an die Galater und Thessalonicher vor, aber das sie angehende, Paulus geoffenbarte Evangelium war noch nicht einmal in seinen Grundzügen dargestellt, denn die Korintherbriefe und insbesondere der Römerbrief fehlten noch. In dieser Situation war es nötig, dass Gott die Heiligen auf übernatürliche Weise versorgte und die Botschaft durch Zeichen und Wunder bestätigte.

Neunfach war die Offenbarung des Geistes: »So wird dem einen durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben, dem andern ein Wort der Erkenntnis nach demselben Geist, einem anderen Glauben in demselben Geist, einem anderen Gnadengaben des Heilens in dem einen Geist, einem anderen Kraftwirkungen, um Machttaten zu vollbringen, einem anderen Prophetenwort, einem anderen Unterscheidung der Geister, einem anderen mancherlei Arten von Zungenreden, einem anderen die Übersetzung der Zungenreden« (Verse 8 bis 10).

Ein Wort der Weisheit beruht auf dem tiefen Verständnis der Wege Gottes mit dem Bösen, der Sünde und dem Tod und schöpft aus der Erkenntnis des Vorsatzes Gottes für die Äonen, den Er in Christus Jesus gefasst hat, sowie aus dem Ergriffensein von der Herrlichkeit Gottes und Seiner Gnade. Jesus Christus, und dieser als gekreuzigt - dies war die verborgen gewesene Weisheit, von der Kapitel zwei, Vers 7 spricht und die damals in Korinth einigen auszusprechen geschenkt wurde.

Ein Wort der Erkenntnis gründete sich auf ein übernatürliches Wissen, wie Petrus es zum Beispiel hatte, als er Ananias und Sapphira wegen der Unterschlagung des Erlöses aus ihrem Freiacker der Lüge bezichtigte (Ap.5:3), wie auch allgemein auf eine Erkenntnis Christi Jesu, der gegenüber alles andere verblasst (Phil.3:8) und die im konkreten Fall die Aussage oder den Zusammenhang eines Wortes Gottes herrlich aufleuchten lässt.

Alle Weisheit und alle Erkenntnis, die wir in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung (Eph.3:2; Kol.1:25) benötigen, beziehen wir heute aus dem vervollständigten Wort Gottes. Mögen wir uns darum täglich damit ernähren und darin leben!

Der Glaube als eine besondere Gnadengabe war nach Kapitel 13:2 der Berge versetzende Glaube, also der wunderwirkende. Das völlige und starke Vertrauen auf eine Zusage Gottes schlechthin auch unter kritischen Umständen ist hier nicht gemeint, denn dies zeichnet ja die Gläubigen aller Epochen aus.

Die Gnadengaben des Heilens wurden wohl für die akuten Fälle jeweils neu verliehen. Sie waren damals nichts Ungewöhnliches. Zu jener Zeit reichten sogar Schweißtücher oder Schurze von der Haut des Paulus aus, die man zu den Kranken brachte, um die Krankheiten aus ihnen zu vertreiben und die bösen Geister ausfahren zu lassen (Ap.19:12). Heute genügt uns die überströmende Gnade Gottes, in der wir stehen, sodass wir uns unserer körperlichen Schwäche rühmen können und in ihr die Kraft des Christus zu unserer vollkommenen inneren Stärkung erfahren (vgl. 2.Kor.12:9,10). Am Ende seines Aufenthalts in Ephesus hatte Paulus das Evangelium des Christus in der Kraft der Zeichen und Wunder völlig ausgerichtet (Ap.19:21; Röm.15:19). Das war im Jahr 55 n. Chr. Von der Gefangenschaft des Paulus in Rom in den Jahren 59 bis 61 an, vom Beginn der derzeitigen Heilsverwaltung an geschahen keine Heilungen und Wunder mehr. Seinem Mitarbeiter Timotheus empfiehlt Paulus ein wenig Wein für seinen schwachen Magen und um seiner häufigen Schwächeanfälle willen (1.Tim.5:23), Trophimus ließ er krank in Milet zurück (2.Tim.4:20) und den todkranken Epaphroditus konnte Paulus auch nicht heilen (Phil.2:27), denn nun erweist Gott Seine Kraft in unserer Schwachheit.

Das eben Gesagte gilt auch für die Kraftwirkungen, die einigen gegeben wurden, um Machttaten zu vollbringen. Machttaten sind Wunder; doch schließt der Begriff der Wunder auch andere Gnadengaben ein, besonders die des Heilens und des Glaubens, im weitesten Sinne sogar alle. Nachdem das Königreich Israels aufgrund der Verstockung dieses Volkes (Ap.28:26,27) in weite Ferne gerückt war und nicht mehr verkündigt wurde, hatten auch die diesen Dienst begleitenden Machttaten aufgehört. Die Kräfte des zukünftigen Äons waren nicht mehr wirksam (Heb.2:4; 6:5). Wir erfahren die Kraft Gottes nun in anderer Weise, nämlich durch die Festigkeit unseres inneren Menschen (Eph.3:16), indem wir zum Beispiel auch angesichts des Verfallens unseres äußeren Menschen nicht entmutigt sind und in Drangsalen durch den Zuspruch unseres Gottes, des Vaters des Mitleids und Gottes allen Zuspruchs, aufgerichtet und zum Ausharren befähigt werden (2.Kor.1:3-7; 4:16). Wir lassen uns auch in unserem Wettkampf der Verbreitung des Evangeliums des Apostels Paulus nicht durch die Widerstrebenden hemmen (Phil.1:28).

Prophetenworte sind keineswegs auf Aussagen über die Zukunft beschränkt, sondern sind Worte, die eine göttliche Botschaft ausrichten, sei es mündlich oder schriftlich. So wird zum Beispiel das Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.2:7) durch die prophetischen Schriften des Apostels Paulus bekannt gemacht (Röm.16:25). Seitdem das prophetische Wort für die Zeit unserer Verwaltung offenbart ist, gibt es keine Propheten mehr. Propheten gehören zur Grundlage, zum Fundament der im Aufbau befindlichen Wohnstätte Gottes im Geist (Eph.2:20-22).

Die Gnadengabe der Unterscheidung der Geister war angesichts der vielfältigen Gefährdung der jungen Gemeinden durch Irrtum, Irreführung und Betrug nicht zu unterschätzen. Zwar waren alle aufgerufen, alles zu prüfen und das Beste zu behalten (1.Thess.5:21), aber einigen wurde es auf übernatürliche Weise eingegeben, sofort zu sagen, ob ein Wort oder ein Vorgang von Gott oder von bösen Geistern war. Heute wissen wir aufgrund des uns vorliegenden, auf das Vollmaß gebrachten Wortes Gottes, wes Geistes Ursprung eine Sache ist. Natürlich muss man das Wort Christi an die Glieder Seines Körpers wie auch die gesamte Heilige Schrift gut kennen, den Heilsratschluss Gottes verstanden und die Waffenrüstung Gottes angelegt haben; andernfalls unterliegt man den Kriegslisten des Widerwirkers nach Strich und Faden und hält die Lüge für die Wahrheit.

Mancherlei Arten von Zungenreden waren den Korinthern gegeben. Womöglich haben wir unter den Arten die der Menschen und die der himmlischen Boten zu verstehen (13:1). Beim Zungenreden redete man nur mit der Zunge, der Denksinn blieb unbeteiligt (14:4). Man sprach nicht zu Menschen, sondern zu Gott und sprach Geheimnisse aus (14:2,3). Diese können wir heute alle nachlesen. Niemand konnte einen Zungenredner verstehen; nur er selbst wurde erbaut (14:2,4) Diese Gnadengabe ist nicht mit den anderen Zungen gleichzusetzen, die an dem in Apostelgeschichte zwei erwähnten Pfingsttag von den Bewohnern einer Vielzahl von Ländern als die Sprachen ihres Wohnsitzes erkannt und verstanden wurden. Da die Zungenrede unverständlich war, sollte sie in der Gemeinde nur dann eingesetzt werden, wenn auch ein Übersetzer anwesend war (14:28).

Die Übersetzung der Zungenreden war eine weitere Gnadengabe und die letzte in dieser Aufzählung angeführte. Die Zungenrede stand, wenn man sie auch übersetzte, im selben Rang wie die Prophetie, weil die Gemeinde in diesem Fall ebenso Erbauung erfuhr.

Von den nur aus einem Bruchteil fließenden Gnadengaben werden in Kapitel 13:8 die Prophetenworte, die Zungenreden und die Erkenntnisworte genannt. Sie hörten - wie dort in den Versen 8 bis 12 begründet - auf, als die Reife eintrat. Dies geschah, als das Evangelium des Apostels Paulus aus dem Unmündigkeitsstadium herausgewachsen und durch den Epheser-, den Philipper- und den Kolosserbrief auf das Vollmaß gebracht war. Überfließender Dank sei unserem Gott und Vater, dass wir heute keine Prophetie aus einem Bruchteil heraus mehr haben, sondern das vervollständigte prophetische Wort.

Ein Körper

 

»Dies alles nun«, fügt Paulus in Vers 11 an, »wirkt ein und derselbe Geist, der einem jeden die eigene Gnadengabe zuteilt, so wie es sein Beschluss ist Da es Gottes Beschluss ist, wird niemand, der Ehrfurcht vor Ihm hat und Seine Weisheit schätzt, neidisch auf die Gaben anderer sein. Gott teilt durch Seinen Geist jedem Glied des Körpers Christi eine eigene Gnadengabe zu, so wie Er will, damit der aus vielen Gliedern gebildete Körper seine mannigfaltigen Aufgaben in differenzierter Weise und in vollem Umfang wahrnehmen kann.

Dies ist die gedankliche Verbindung zu den folgenden Versen 12 und 13: »Denn gleichwie der Körper nur einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des einen Körpers aber (wiewohl es viele sind) diesen einen Körper bilden, so ist es auch mit dem Christus. Denn in dem einen Geist sind wir alle in den einen Körper getauft, ob Juden oder Griechen, ob Sklaven oder Freie: wir sind alle mit dem einen Geist getränkt

So wie es im menschlichen Körper ist - wir denken an die Vielfalt von Gliedern, Organen und Lebensäußerungen in der Einheit - so ist es auch mit dem Christus. Unter dem Christus haben wir hier die gesamte herausgerufene Gemeinde zu verstehen, alle Glieder des Christus, die in ihrer Gesamtheit die Körperschaft Christi bilden oder bildlich gesprochen: den Körper Christi. »Wir, die Vielen«, so heißt es in Römer 12:5, »sind eine Körperschaft in Christus, im Einzelnen aber Glieder untereinander

Man darf dieses Bild nicht verwechseln mit dem in Epheser 1:22 und 4:15 angewandten, wonach Christus das Haupt Seines Körpers ist; dort steht das Haupt Seiner Körperschaft gegenüber, die Ihm Unterordnung schuldet und zu Ihm hin wachsen soll. Doch um die Beziehung Christi zu Seiner Gemeinde geht es in 1.Korinther zwölf nicht, sondern um das Verhältnis der Gemeindeglieder untereinander. Da ist das Haupt ebenso ein Glied des Körpers wie der Fuß. In diesem Bild darf der Begriff »Christus« auch deshalb für den gesamten Körper stehen, weil alle Glieder ebenso mit dem Geist Gottes gesalbt sind wie der Gesalbte Gottes Selbst. Und schließlich sind wir alle in Ihm, in Christus Jesus.

In dem einen Geist sind wir alle in den einen Körper getauft; diese Taufe in den Geist, die Geistestaufe (nicht die Wassertaufe), ist die eine und einzige Taufe, die uns zu dem einen Körper vereinigte; nur sie brachte uns in die gesegnete Gemeinschaft mit Christus und allen Gläubigen. Dies geschah, als Gott uns den Glauben in Gnaden gewährte (Phil.1:29).

Der eine Körper schließt alle Auserwählten und Berufenen ein, ob Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, überbrückt also alle sozialen Gegensätze und die der religiösen Herkunft. Unter den Juden sind die durch das Evangelium des Apostels Paulus für den Körper Christi gewonnenen zu verstehen, nicht die, die den Zwölf zugeordnet wurden und das Königreich Israels auf Erden erwarteten.

Da wir alle mit dem einen Geist getränkt sind, können wir Glieder Christi uns in diesem Geist, in der Kraft dieses Geistes begegnen und miteinander umgehen, sofern wir uns von ihm erfüllen und leiten lassen.

Wir gehören zusammen

 

Überzeugend bildhaft beschreibt Paulus nun, wie sehr wir alle zusammengehören: »Denn auch der Körper besteht nicht aus nur einem Glied, sondern aus vielen. Wenn der Fuß sagte: Da ich keine Hand bin, gehöre ich nicht zum Körper, so gehört er deswegen dennoch zum Körper. Und wenn das Ohr sagte: Da ich kein Auge bin, gehöre ich nicht zum Körper, so gehört es deswegen dennoch zum Körper. Falls der ganze Körper Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Falls er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruchssinn? Nun aber hat Gott die Glieder (jedes einzelne von ihnen) so im Körper eingesetzt, wie Er wollte. Falls aber alles nur ein Glied wäre, wo bliebe da der Körper (Verse 14 bis 19). Damit ist deutlich geworden, dass Gleichheit Unsinn wäre. Sehr verschieden sind wir, unseren jeweiligen Funktionen entsprechend. Jeder von uns darf also wissen, dass Er am rechten Platz ist und da eine Aufgabe erfüllt.

Wir bedürfen einander

 

Paulus schreibt weiter: »Es sind nun zwar viele Glieder, aber nur der eine Körper. Das Auge kann doch nicht zur Hand sagen: Ich bedarf deiner nicht! Oder wiederum der Kopf zu den Füßen: Ich bedarf eurer nicht! Sondern vielmehr sind die Glieder des Körpers, welche zu den schwächeren zu gehören scheinen, ebenso notwendig; und welche uns die weniger geehrten Glieder des Körpers zu sein scheinen, diesen legen wir weit mehr Ehre um. So erhalten unsere unschicklichen Glieder weit mehr Wohlanständigkeit, derer unsere wohlanständigen Glieder ja nicht bedürfen. Gott aber hat den Körper so zusammengefügt, dass Er dem Glied, das im Nachteil ist, weit mehr Ehre gibt, damit keine Spaltung im Körper entstehe, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander haben. Und sei es, dass ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, oder dass ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit« (Verse 20 bis 26).

Ja, so ist es: um die schwächeren und belasteten Geschwister sorgen wir uns mehr, und um die Unmündigen im Glauben kümmern wir uns mehr als um die anderen, erweisen ihnen also mehr Ehre. In den Gemeinden sind nach Gottes Weisheit ohnehin nicht viele Weise dem Fleisch nach, nicht viele Mächtige und Vornehme, denn Gott erwählte das Törichte der Welt und das Schwache, damit er die Weisen der Welt und das Starke zuschanden mache (1.Kor.1:27).

Möge der Vater des Mitleids und Gott allen Zuspruchs es uns geben, am Ergehen des anderen in den Gedanken, in der Fürbitte und im mündlichen oder praktischen Zuspruch teilzunehmen und auf diese Weise mitzuleiden. »Helft einander die Bürden tragen, und erfüllt so das Gesetz des Christus« (Gal.6:2). Aber auch die Mitfreude wird nicht ausbleiben. Möge Gott uns Selbstlosigkeit schenken, damit wir uns wirklich von Herzen über die Verherrlichung eines anderen mitfreuen können.

Wie Gott die Glieder einsetzte

 

In den Versen 27 bis 31 fährt der Apostel fort: »Ihr aber seid zusammen der Körper des Christus, und als Teil gesehen, Glieder daran, wie Gott sie nämlich in der herausgerufenen Gemeinde einsetze: erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, sodann Machttaten, sodann diese Gnadengaben: Heilen, Unterstützung anderer, Leitung, dazu mancherlei Arten von Zungenreden. Sind etwa alle Propheten? Sind etwa alle Lehrer? Vollbringen etwa alle Machttaten? Haben etwa alle die Gnadengaben des Heilens? Sprechen etwa alle in Zungen? Können etwa alle es übersetzen? Daher eifert nun nach den größeren Gnadengaben

Gott setzte die Glieder als Gabenträger nach Seinem Willen und Seiner Weisheit ein. Und zusammen sind sie der Körper des Christus. Die Liste der Gnadengaben mit der in Epheser 4:11 vergleichend, erkennen wir, dass sie heute auf drei begrenzt sind: Evangelisten, Hirten und Lehrer, da die Apostel und Propheten nach Epheser 2:20 zur Grundlage des Aufbauwerkes Gottes gehören. Der Grund ist gelegt; sie haben ihren Dienst getan. Zu Evangelisten, Hirten und Lehrern wird Gott die Einzelnen einsetzen, sobald sie die nötige geistliche Reife erlangt haben. Außerdem bezeichnet Paulus im nächsten Kapitel die Gnadengaben Glaube, Erwartung und Liebe im Rahmen seiner Ausführungen über die aufhörenden Gaben als für die gegenwärtige heilsgeschichtliche Verwaltung bleibend (13:13).

Den zuerst genannten größeren Gaben sollten die Korinther nacheifern. Doch in Kapitel dreizehn zeigt Paulus ihnen den dies alles noch überragenden Weg auf, den der Liebe, die niemals hinfällig wird.

 

Der überragende Weg

(1.Kor. 12:31-14:1)

 

Der Apostel Paulus hatte in Kapitel zwölf dargelegt, dass Gott alle Gemeindeglieder an den rechten Platz im Körper Christi setzt und sie nach Seinem Willen mit Gnadengaben ausrüstet, sodass die optimale Förderung aller Glieder erreicht wird. Er hatte sie auch aufgefordert, nach den größeren Gnadengaben zu eifern, nämlich prophetisch reden, lehren und Machttaten vollbringen zu können. Aber dies ist nicht das Entscheidende. Denn Paulus schreibt in Vers 31: »Und dazu zeige ich euch einen dies alles noch überragenden Weg Es gibt also etwas weit Höheres. Mögen wir mithin den überragenden Weg gehen. Dieser ist, Liebe zu üben. Nur wenn wir in der Liebe handeln - nur diese Handlungsweise ist Gott wohlgefällig! Dieser Weg ist dem Vollkommenen gemäß! Ein solches Handeln zeugt von Reife!

Unserem Gnadenstand nach sind wir in Christus vervollständigt (Kol.2:10). Mögen wir nun aber auch die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkennen, damit wir auch in unserer Gesinnung, in den Beweggründen, ja im Kern unseres Wesens vervollständigt werden (Eph.3:19).

Wenn ich keine Liebe hätte

 

In den ersten drei Versen des Kapitels 13 hebt Paulus die Bedeutung der Liebe äußerst kontrastreich an immer höher gegriffenen Beispielen heraus: »Wenn ich in den Zungen der Menschen und der himmlischen Boten spräche, aber keine Liebe hätte, so wäre ich wie ein klingender Kupfergong oder wie eine schmetternde Cymbel. Und wenn ich Prophetenwort hätte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis, ja wenn ich all den Glauben hätte, sodass ich Berge versetzen könnte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts. Und wenn ich all meinen Besitz austeilen und wenn ich meinen Körper dahingeben würde, um mich dessen zu rühmen, aber keine Liebe hätte, so würde es mir nichts nützen Welch ein klares Urteil! Nichts wäre ich. Nichts würde es mir nützen. Wie sehr müssen wir uns jetzt prüfen, damit wir nicht vor der Preisrichterbühne des Christus aus Seinem Mund zu hören bekommen: Dies und jenes war nichts. Dies hat nichts genützt. Jenes hat Mich nicht verherrlicht. - Wie sehr müssen wir jetzt darum flehen, dass das lebendige und wirksame Wort Gottes, das schärfer ist als jedes zweischneidige Schwert, uns durchdringe, damit das Seelische herausgeschnitten werde und das Geistliche allein übrig bleibe (Heb.4:12). Möge das Wort Gottes heute schon der Richter der Überlegungen und Gedanken unseres Herzens sein, damit es uns ändere und der folgende Wunsch des Apostels Wirklichkeit werde: »Euch aber lasse der Herr zunehmen und überfließen in der Liebe zueinander und zu allen, gleichwie auch wir sie euch gegenüber erweisen, um eure Herzen zu festigen, damit sie vor unserem Gott und Vater untadelig in Heiligkeit seien in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus, mit all Seinen Heiligen« (1.Thess.3:12,13).

Zungenreden, und sei es der höchsten Art, eben der himmlischen Boten, ist nur Getöse, wenn die Liebe fehlt. Prophetenwort, also die Verkündigung des Wortes Gottes - von elementarer Bedeutung für die Gemeinde -, wird mir keine Anerkennung durch den Herrn einbringen, wenn es nicht aus Liebe zu den Geschwistern geschieht. Das Wissen um alle Geheimnisse und alle Erkenntnis nutzen mir nichts, wenn ich nicht in Liebe damit umgehe. Bloße Erkenntnis macht nur aufgeblasen; die Liebe aber erbaut (1.Kor.8:1). Inzwischen kennt jeder von uns übrigens alle Geheimnisse der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung, denn Paulus hat sie uns in seinen Briefen mitgeteilt. Wir sind aufgerufen, sie in Treue zu bewahren und bekannt zu machen, zum Beispiel das Geheimnis des Evangeliums: es ist die Versöhnung Gottes mit der Welt, und das Geheimnis des Christus: es ist Seine Erstlingsschaft in allem, Seine Erhabenheit, Seine Hauptschaft über alles und die Aufhauptung des Alls in Ihm (Kol.1:15-20; Eph.1:10,22,23). Ein bergeversetzender Glaube wäre ohne Liebe ebenfalls nichts. Berge sind ein Bild für Mächte, zum Beispiel starke Königreiche (Jer.51:25; Dan.2:45). Berge versetzen bedeutet also: mächtige Hindernisse beseitigen. Auch alle finanziellen Opfer und sogar die Dahingabe des Körpers zu Martyrium und Tod wäre ohne Liebe ein Missklang, denn es geschähe aus dem falschen Motiv, nämlich »um mich dessen zu rühmen

 

Welche Liebe haben wir?

 

Haben wir Liebe oder haben wir sie nicht? Paulus spricht stets von der höheren, selbstlosen Liebe und nicht von der geringen, freundschaftlichen Liebe, die durch die Vorzüge ihres Gegenstands hervorgerufen wird. Wir haben die Liebe! Allerdings nicht aus uns, sondern von unserem Gott und Vater. Wie erhielten sie, als Er uns in Gnaden den Glauben gewährte und mit Seinem Geist versiegelte (Phil.1:29; Eph.1:13). Wir wissen, dass die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen Geist (Röm.5:5). Ausgegossen ist die göttliche Liebe in uns, großzügig ausgebreitet ist sie in uns; mögen wir ihr allen Raum in unseren Herzen bieten. Der Vater der Herrlichkeit schenkt uns das Wollen und das Wirken (Phil.2:13).

Das Hohelied der Liebe

 

Wir gehen sicherlich nicht fehl, wenn wir die Verse 4 bis 7 als das Hohelied der Liebe bezeichnen: »Die Liebe ist geduldig; sie ist gütig; die Liebe ist nicht eifersüchtig; die Liebe ist nicht ruhmredig und nicht aufgeblasen. Sie ist nicht unschicklich und sucht nicht das Ihre; sie lässt sich nicht aufstacheln und rechnet das Üble nicht an. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber mit der Wahrheit. Alles gibt sie auf, alles glaubt sie, alles erwartet sie, alles erduldet sie

»Die Liebe ist geduldig«

 

Wahre Geduld ist eine Frucht des Geistes Gottes in uns. Welch einer Geduld bedürfen wir im Umgang mit manchen Geschwistern in Christus Jesus, bis die Belehrung, der Zuspruch oder die Ermahnung fruchtet. Nicht umsonst werden wir mehrmals aufgefordert: »Seid mit allen geduldig (Eph.4:2). Vergessen wir nicht, wie lange wir selbst gebraucht haben, bis wir mit aller Kraft Gottes gekräftigt wurden zu aller Geduld und Ausdauer mit Freuden (Kol.1:11). Nehmen wir uns die Geduld Gottes zum Vorbild, der die vor dem Kreuz Christi geschehenen Versündigungen in großer Geduld trug, der mit Israel - wie lange schon? - viel Geduld hat wie auch mit allen Menschen, bis sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und Er sie zur Erkenntnis Seiner Selbst geführt haben wird.

»Sie ist gütig«

 

Gott ist gütig. Mögen wir niemals den Reichtum Seiner Güte verkennen (Röm.2:4), damit Seine Güte uns präge (Gal.5:22). Er ist auch gegen die Undankbaren und Bösen gütig (Luk.6:35). Die Güte Gottes führt die Menschen zur Umsinnung (Röm.2:4). Und welch eine Güte hat Er uns mit der Auserwählung und Berufung erzeigt und wird Er uns in den kommenden Äonen erweisen, wenn Er den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus an uns inmitten der Überhimmlischen zur Schau stellt (Eph.2:7). Darum: »Werdet gegeneinander gütig und im Innersten wohlwollend, erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist (Eph.4:32).

»Die Liebe ist nicht eifersüchtig«

 

Die Liebe ist nicht gekränkt, wenn andere geliebt oder bevorzugt werden oder uns etwas voraus haben. Paulus war nicht verletzt, wenn andere in den Augen der Korinther als bewährt erschienen, er selbst aber wie ein Unbewährter dastand (2.Kor.13:7). Wahre Liebe freut sich über das, was anderen zuteil wird.

»Die Liebe ist nicht ruhmredig«

 

Die Gläubigen, die erfasst haben, was Gnade ist - das überströmende Geschenk Gottes an völlig Unwürdige -, werden sich nicht ihrer selbst rühmen. Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn, und zwar Seiner Segnungen wie auch Seiner weisen Führung unseres Lebens. Mögen wir uns nur in dem Kreuz rühmen, im Urteil über unsere alte Menschheit (Gal.6:14), und nur unserer Schwachheit, damit die Kraft Christi in uns zur Wirkung komme (2.Kor.12:9).

»Sie ist nicht aufgeblasen«

 

Mögen wir uns in keiner Weise überheben oder wichtigtun. Wir haben keinen Grund dazu. Wer sich allerdings auf Neuoffenbarungen und Erscheinungen beruft oder überhaupt auf Dinge sinnt, die über das hinausgehen, was geschrieben steht, der ist nichtig aufgeblasen vom Denksinn seines Fleisches und hält sich nicht an das Haupt, Christus, von dem aus unser Wachstum geschieht (1.Kor.4:6; Kol.2:18,19). Dass bloße Erkenntnis ebenfalls aufgeblasen macht, war in anderem Zusammenhang bereits gesagt worden. Rechte Erkenntnis aber macht demütig; dies ist dann der Fall, wenn sie in Christus wurzelt, dem Gekreuzigten, und in der Gnade unseres Gottes und Vaters. Recht erkannt hat, wer die alles übersteigende Liebe des Christus erkannt hat (Eph.3:19).

»Sie ist nicht unschicklich«

 

Die Liebe führt zu einem angenehmen Umgang miteinander. Es geht wohlanständig zu; es geschieht nichts Anstößiges; man tut, was sich gebührt. Denken wir hierbei an Philipper 4:8: »Im Übrigen, Brüder, alles was wahr ist, alles was ehrbar, alles was gerecht, alles was lauter, alles was freundlich, alles was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend oder irgendeinen Lobpreis gibt, so zieht diese in Betracht.«

»Sie sucht nicht das Ihre«

 

Dies ist wohl das Element der Liebe, für andere da zu sein. Gott in Seiner Liebe ist für uns. Paulus suchte, nicht was ihm selbst, sondern den Vielen förderlich ist, damit sie gerettet werden (1.Kor.10:33), und hatte das Recht zu ermahnen: »Niemand suche das Seine, sondern das des anderen« (1.Kor.10:24). Ein leuchtendes Vorbild ist uns Timotheus; von ihm schreibt Paulus in Philipper 2:20-22: »Ich habe niemand [außer Timotheus], der ebenso empfindet [wie ich], der in so rechter Art um euer Ergehen besorgt sein wird; denn alle anderen suchen das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist. Seine Bewährtheit aber kennt ihr, dass er, wie ein Kind seinem Vater, zusammen mit mir am Evangelium sklavt

Da die Liebe Gottes in uns ausgegossen ist und sie zu wirken begehrt, wirken wir, wie wir Gelegenheit haben, für das Gute an allen, am meisten aber an den Gliedern der Familie des Glaubens (Gal.6:10), und mühen wir uns, jeden Menschen in aller Weisheit zu lehren, damit er in Christus Jesus gereift dastehe (Kol.1:28).

»Sie lässt sich nicht aufstacheln«

 

Wenn der Friede Gottes und die Gewissheit Seines herrlichen Vollendungsziels unsere Herzen und Gedanken in Christus Jesus bewahren, dann werden wir uns nicht zu heftigen Reaktionen hinreißen oder zu unbedachten Äußerungen aufreizen lassen.

»Sie rechnet das Üble nicht an«

 

Ebenso wie unser Gott und Vater den Menschen der Welt ihre Kränkungen nicht anrechnet, mit denen sie Sein Vaterherz verletzt haben (2.Kor.5:19), so rechnet der Gläubige das Üble, das ihm zugefügt und ihm von Gott zum Besten zusammengewirkt wird (Röm.8:28), dem Täter nicht an, vergilt niemandem Übles mit Üblem, hält mit allen Menschen Frieden und gibt dem Zorn Gottes Raum, so wie geschrieben steht: Mein ist die Rache, Ich werde vergelten, spricht der Herr. Ja, wenn unser Vater uns zur Reife geführt hat, dann überwinden wir sogar das Üble mit Gutem (Röm.12:17-21).

Unter Glaubensgeschwistern ertragen wir einander und erweisen uns gegenseitig Gnade, wenn einer gegen jemand anders einen Tadel hat. Wie der Herr uns Gnade erweist, so tun auch wir es (Kol.3:13).

»Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie

freut sich aber mit der Wahrheit«

 

Ungerechtigkeit und Wahrheit stehen sich einander gegenüber. Wer die Wahrheit nicht liebt, wird ungerecht handeln. Die Liebe handelt weder ungerecht noch pflichtet sie der Ungerechtigkeit bei, sondern hält sich an die Wahrheit. Umgürtet darum eure Lenden mit Wahrheit, der Wahrheit des Wortes Gottes, dann werdet ihr auch in den alltäglichen Dingen bei der Wahrheit bleiben.

»Alles gibt sie auf, alles glaubt sie,

alles erwartet sie, alles erduldet sie«

 

Die Liebe ist grenzenlos, wie wir an dem Wort »alles« erkennen. Dies ist von der Liebe Gottes und Seines Sohnes wahr. Es darf auch bei uns wahr werden, wenn wir darum beten, die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus zu erkennen, damit wir vervollständigt werden, nicht in unserem Gnadenstand in Christus, in welchem wir vervollständigt sind (Kol.2:10), sondern in der Praxis. O dass wir vollkommen werden, wie unser himmlischer Vater vollkommen ist (Mat.5:48)!

»Alles gibt sie auf Hören wir hierzu 1.Korinther 9:12: »Wenn schon andere an der Vollmacht über eure Güter teilhaben, hätten wir nicht eher das Recht dazu? Wir machen jedoch von dieser Vollmacht keinen Gebrauch, sondern wir geben alles auf, damit wir dem Evangelium des Christus kein Hindernis gäben Vernehmen wir auch 2.Korinther 12:15: »Ich will aber sehr gern alles für eure Seelen verbrauchen und mich dabei aufbrauchen lassen, auch wenn ich, der ich euch besonders liebe, minder geliebt werde

»Alles glaubt sie Sie glaubt Gott alles, vertraut Ihm ganz und gehorcht Ihm in Treue. Das sollte auch unter den Gläubigen und in der Familie der Fall sein.

»Alles erwartet sie Von der Liebe Gottes überzeugt, erwarten wir alles von Ihm, alles, was wir nicht erblicken, Er aber verheißen hat, denn wir wissen, dass Er alles in Herrlichkeit in Christus zur Vollendung bringen wird. Den Glaubensgeschwistern unterstellt die Liebe nur das Beste; mit etwas anderem rechnet sie nicht.

»Alles erduldet sie Die Liebe setzt sich ganz ein und nimmt alle Belastungen in Kauf; sie erduldet auch Unrecht und lässt sich benachteiligen; sie erträgt auch Widerstände und Verleumdungen.

Prüfen wir unsere Liebe im Licht dieser Gottesliebe! Der Herr möge unsere Herzen auf die Liebe Gottes und auf das Erdulden des Christus ausrichten (2.Thess.3:5)!

Vorübergehende Gnadengaben

 

Nachdem der Apostel Paulus den Korinthern den alle Gnadengaben weit überragenden Weg - den der Liebe - geschildert hat, macht er sie darauf aufmerksam, dass bestimmte Gnadengaben bei Erreichung der Reife, nämlich der vervollständigten geschriebenen Offenbarung, aufhören werden. Sie sind dann einfach nicht mehr erforderlich. Zeichen, Wunder und Machttaten übrigens ebenfalls nicht mehr, denn das Aposteltum des Paulus und sein Evangelium sind dadurch beglaubigt und bedürfen keiner weiteren Bestätigung.

Paulus schreibt in Vers 8: »Die Liebe wird niemals hinfällig. Seien es Prophetenworte, sie werden abgetan, oder Zungenreden, sie werden aufhören, oder Erkenntnisworte, sie werden abgetan Die Liebe hört niemals auf, denn Gott ist Liebe. Die Liebe wird alle Geschöpfe bei der Vollendung nach dem Abschluss der Äonen zur Vervollständigung gebracht haben und immerdar in der Vollkommenheit erhalten. Wenn Gott alles in allen sein wird, wird alles in allen Liebe sein.

Doch Prophetenworte, Zungenreden oder Erkenntnisworte sollen abgetan werden, und zwar sehr bald, nicht erst am Tag Christi, bei unserer Verwandlung und Entrückung zu Ihm hin, sondern schon mit Beginn der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung.

Dies begründet Paulus nun in den folgenden Versen. Zunächst Vers 9: »Denn bis jetzt erkennen wir nur aus einem Bruchteil und prophezeien aus einem Bruchteil.« Damit sagt er, dass alle diese Offenbarungsworte nicht aus dem vollen Schatz des heute zu verkündigenden Evangeliums des Apostels Paulus schöpfen, sondern nur aus einem Teil davon. Das damalige Prophetenwort vermochte also nicht das gesamte Glaubensgut darzulegen.

Das Bruchteilhafte soll nicht bleiben. Und die Gläubigen sollen nicht nur einzelne Prophetenworte hören, sondern das gesamte prophetische Wort allezeit schriftlich verfügbar haben.

Wenn aber die Reife kommt

 

Mit Vers 10 folgt die zentrale Aussage: »Wenn aber die Reife kommt, wird das aus dem Bruchteil abgetan werden

Nun ist zu fragen: Wann wird die Reife kommen, oder ist sie schon gekommen? Die Antwort ist klar: Die Reife ist bereits gekommen. Paulus hat das Wort Gottes in der derzeitigen Heilsverwaltung vervollständigt (Kol.1:25), indem er die höchsten Herrlichkeiten bekannt machte. An dem uns angehenden Evangelium des Apostels Paulus ist nichts Unausgereiftes mehr.

Die Reife kann unsere Vervollständigung am Tag Christi nicht meinen, denn nach Vers 13 werden dem Aufhörenden Glaube, Erwartung und Liebe als das Bleibende gegenübergestellt. Das Bleibende aber wird am Tag Christi (mit Ausnahme der Liebe) nicht mehr sein, denn der Glaube wird vom Schauen abgelöst und die Erwartung wird erfüllt sein. Mit anderen Worten: Bestimmte Gnadengaben werden abgetan werden, während das Bleibende noch da ist; die Reife kommt in einer Zeit, in der wir noch im Glauben und in der Erwartung leben. Während das eine aufhört und die Reife eintritt, bleibt das andere.

Seit dem Ende der Verwaltung des Übergangs und dem Beginn der Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes (Eph.3:2), seitdem das Wort Christi an die Glieder Seines Körpers auf das Vollmaß gebracht ist, kann nun zudem jeder Gläubige auch persönlich zur Reife gelangen, wie denn Paulus sich müht, jeden in Christus gereift darzustellen (Kol.1:28), und Epaphras in seinen Gebeten darum ringt, dass die Kolosser gereift dastehen und in allem Willen Gottes vollgewiss sein mögen (Kol.4:12).

Der unausspürbare Reichtum des Christus ist nun bekannt gemacht (Eph.3:8); somit können auch wir persönlich jetzt vollkommen in Christus Jesus, unser Haupt, hineinwachsen (Eph.3:17; 4:15).

Die Mündigkeit ist gekommen

 

Auch im persönlichen Leben wird die Unmündigkeit von der Mündigkeit abgelöst. Diese Tatsache zieht Paulus in Vers 11 zum Vergleich heran: »Als ich noch unmündig war, sprach ich wie ein Unmündiger; ich war gesonnen wie ein Unmündiger, und ich schätzte alles so ein wie ein Unmündiger. Als ich aber ein Mann wurde, habe ich die Dinge der Unmündigkeit abgetan So dürfen wir nun auf der Grundlage der geoffenbarten Mündigkeit des Evangeliums mündig werden und »zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum gereiften Mann, zum Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus, damit wir nicht mehr Unmündige seien, von jedem Wind der Lehre wie von brandenden Wogen hin und hergeworfen und umhergetragen durch die Unberechenbarkeit der Menschen, durch die List, die darauf ausgeht, den Irrtum planmäßig zu verbreiten« (Eph.4:13,14).

Wir erkennen wie von Angesicht zu Angesicht

 

Paulus erklärt in Vers 12: »Denn bis jetzt erblicken wir sie wie durch einen Spiegel, in Dunkeldeutung, dann aber wie von Angesicht zu Angesicht. Bis jetzt erkenne ich nur aus Bruchteilen, dann aber werde ich so erkennen, wie auch ich erkannt worden bin In der Zeit der Unmündigkeit, der Verwaltung des Übergangs, waren die Dinge der Unmündigkeit zu erblicken, und dies auch noch wie durch einen antiken Metallspiegel, der nur ein unscharfes Bild wiedergab. Den Gläubigen war damals manches noch nicht offenbart, wie zum Beispiel unsere Versiegelung und insbesondere unsere Segnungen inmitten der Überhimmlischen, und selbst von dem, was sie erblickten, war noch einiges undeutlich, zumal die weiteren Zusammenhänge der Bruchteile unklar gewesen sein dürften.

Heute erblicken wir voll und ganz die Größe und Herrlichkeit Christi und aller unserer geistlichen Segnungen in Ihm sowie den gesamten Heilsratsschluss Gottes. Wir erblicken wie von Angesicht; dies ist eine Redefigur und bedeutet: ohne Rätsel, ohne schwierig zu deutende Bilder, in klarer geistlicher Erkenntnis, für den durch die Gnade erneuerten Denksinn völlig verständlich. Alle Geheimnisse sind enthüllt. So wie unser Gott und Vater uns kennt, ja bis ins Tiefste erkannt hat, zumal Er Selbst unsere Herzen bildete (Ps.33:15), so erkennen wir Ihn heute in all Seiner Herrlichkeit im Angesicht Jesu Christi (sofern wir uns das Wort Christi reichlich innewohnen lassen). Christus hat uns das Herz Seines Vaters geoffenbart. Das vervollständigte Wort vermittelt uns die Erkenntnis Gottes Selbst (Eph.1:17).

Diese drei

 

Wir kommen zum Schluss unseres Schriftabschnitts: »Von nun an aber bleiben Glaube, Erwartung, Liebe, diese drei. Doch die größte von diesen ist die Liebe; jaget daher der Liebe nach!« (13:13; 14:1). Geblieben sind die Gnadengaben Glaube, Erwartung und Liebe. In diesen wandeln und dienen wir heute.

Wir wandeln hier durch Glauben und nicht durch Wahrnehmung (2.Kor.5:7). Die gegenwärtige Verwaltung besteht im Glauben (1.Tim.1:4). Alles, was wir tun, wirken wir im Glauben (1.Thess.1:3). Durch den Glauben wohnt Christus völlig in unseren Herzen (Eph.3:17). Im Glauben - indem wir glauben - werden wir von dem Gott der Zuversicht mit aller Freude und allem Frieden erfüllt, sodass wir überfließen in der Zuversicht, in der Kraft heiligen Geistes (Röm.15:13).

Wir leben in der Erwartung unseres Herrn Jesus Christus (1.Thess.1:3). Er Selbst ist unsere Erwartung (1.Tim.1:1), in welchem wir alle Segnungen erhalten werden. Mögen wir uns in der Erwartung der Herrlichkeit Gottes rühmen (Röm.5:2), wird Er uns doch in den kommenden Äonen inmitten der Überhimmlischen niedersetzen und ihnen dort den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in großer Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stellen (Eph.2:6,7), denn in der Gnade allein sind wir Gerettete. Und werden wir doch, die wir Christi Glieder und Vervollständigung sind, als Anschauungsobjekte Seiner Gnade mitwirken an der Aufhauptung des Alls in Christus und der Unterordnung, Vervollständigung und Aussöhnung des Alls durch Christus. Lassen wir uns von dem Erwartungsgut des Evangeliums, der Aussöhnung des Alls, nicht abdrängen (Kol.1:23).

Wir wandeln in der Liebe. Durch die Liebe ist unser Glaube wirksam (Gal.5:6). Als Gnadengabe kann sie nicht aus uns sein, sondern Gottes Geist hat sie in unseren Herzen ausgegossen (Röm.5:5). Mögen wir niemandem etwas schuldig bleiben, außer einander zu lieben (Röm.13:10). Nachjagen sollen wir der Liebe, also immer darauf bedacht sein zu lieben. »Die Vollendung aber der Anweisung ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheuchelten Glauben« (1.Tim.1:5). Darum lassen wir uns gern von Paulus mit Epheser 5:1,2 zusprechen: »Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe, so wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch Beherzigen wir dies, so wird sich unsere Liebe auch darin ausdrücken, dass wir um der Auserwählten willen alles erdulden, damit auch sie die Rettung erlangen, die in Christus Jesus ist, samt äonischer Herrlichkeit (2.Tim.2:10).

 

Besser als Zungenreden

(1.Korinther 14)

 

Der Apostel Paulus hatte seine Ausführungen über die Gnadengaben in Kapitel 12:31 unterbrochen, um den Korinthern einen diese alle weit überragenden Weg aufzuzeigen: den der Liebe. In ihr sollen sie wandeln und dienen, ihr sollen sie nachjagen. In Kapitel 14 kommt Paulus wieder auf die geistlichen Gaben zurück, vergleicht das Zungenreden mit dem prophetischen Reden und trifft Anordnungen für den rechten Gebrauch der Gaben in den Versammlungen.

Die Tatsache, dass es diese Gnadengaben in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung nicht mehr gibt, wurde im Rahmen der Ausführungen zu Kapitel 13 dargelegt.

Eine wertvollere Gnadengabe

 

Paulus schreibt in den Versen 1 bis 3: »Eifert zwar nach euren geistlichen Gaben, doch dabei mehr danach, dass ihr prophetisch reden möget. Denn wer in einer Zunge spricht, der spricht nicht zu Menschen, sondern zu Gott; denn niemand versteht ihn, doch im Geist spricht er Geheimnisse aus. Wer aber prophetisch redet, spricht zu Menschen zur Auferbauung, zum Zuspruch und zum Trost Es hätte der Liebe entsprochen, an die Geschwister in der Gemeinde zu denken und zu ihrer Auferbauung nach der Gabe der Prophetie zu streben. Doch noch waren die Korinther unreif, denn sie schätzten die Gabe des Zungenredens sehr hoch ein und gebrauchten sie, die für das private Gebet bestimmt war, in den Versammlungen - falls kein Übersetzer da war - völlig nutzlos und außerdem unter Vernachlässigung der Demut und rechten Ordnung in aufgeblasener und chaotischer Weise.

Das Zungenreden war ein Sprechen ohne zu denken; wohl betete der Geist des Menschen - der Kern seines Wesens -, angeregt vom Geist Gottes, der in dem Gläubigen wohnt, aber der Denksinn blieb unbeteiligt. Praktisch bewegte sich nur die Zunge, ohne dass der Sprecher wusste, was er betete. Die Seele - sie ist das Bewusstsein - hatte allerdings den Gewinn der Herzensfreude, zu Gott gesprochen zu haben, Ihn für göttliche Geheimnisse verherrlichend. Inzwischen aber hat Paulus alle göttlichen Geheimnisse offenbart bekommen und niedergeschrieben, sodass wir mit Verständnis für sie alle danken können.

Nach dem prophetischen Reden, dem verständlichen Aussprechen von Offenbarungen Gottes unter Anleitung des Geistes Gottes sollten sie eifern, den Geber aller Gaben darum bittend. Dies würde zur Auferbauung aller beitragen, also zur Festigung in der Erkenntnis und zum Wachstum im Glauben, und zum Zuspruch dienen und somit ermutigen, des Weiteren zum Trost.

Zur Auferbauung

 

Mithin erklärt der Apostel ihnen in den Versen 4 und 5: »Wer in einer Zunge spricht, erbaut sich selbst; wer dagegen prophetisch redet, erbaut die herausgerufene Gemeinde. Ich wollte wohl, ihr sprächet alle in Zungen, doch mehr noch, dass ihr prophetisch redetet. Denn der prophetisch Redende ist größer als der in Zungen Sprechende, ausgenommen wenn man es auch übersetzt, damit die herausgerufene Gemeinde Auferbauung erhalte Das Zungenreden soll nicht abgewertet werden, doch ungedeutet gehört es nicht in die Versammlung. Übersetzt allerdings ist es genauso wertvoll wie das Prophetenwort.

Was würde es nützen?

 

»Nun aber, meine Brüder,« schreibt Paulus in Vers 6, »wenn ich zu euch in Zungen sprechend käme, was würde ich euch nützen, wenn ich nicht auch in Enthüllung, in Erkenntnisworten, in Prophetenworten oder in Belehrung zu euch spräche?« Ja, was würde es nützen, Unverständliches zu sprechen? Wenn Paulus aber in Enthüllung spricht, also Neues offenbart, Erkenntnisworte sagt, also zu weiterer Erkenntnis führt, Prophetenworte ausspricht und mithin Gottes Worte verkündigt oder sie über was auch immer belehrt, dann haben alle einen Gewinn davon.

Nun vergleicht Paulus das Zungenreden mit Musikinstrumenten: »Wenn gleichfalls die unbeseelten Instrumente, sei es Flöte oder Harfe (obwohl sie einen Ton geben), im Schall der Klänge keinen Unterschied ergäben, wie wird man das Flötenspiel oder den Harfenklang erkennen? Oder wenn die Posaune doch nur einen undeutlichen Ton gäbe, wer wird sich dann zur Schlacht vorbereiten? So auch bei euch: wenn ihr beim Zungenreden kein deutliches Wort von euch gebt, wie soll man erkennen, was gesprochen wird? Denn ihr werdet nur in die Luft sprechen« (Verse 7 bis 9).

Dann vergleicht Paulus das Zungenreden mit den Sprachen der Völker: »Es gibt, wenn es sich trifft, so viele Mundarten in der Welt, und keine ist an und für sich unverständlich. Wenn ich nun nicht mit der Bedeutung der Mundart vertraut bin, werde ich für den Sprechenden ein Barbar sein, und der Sprechende wird für mich ein Barbar bleiben. So auch bei euch: weil ihr doch Eiferer nach geistlichen Gnadengaben seid, so suchet, dass ihr dabei zur Auferbauung der herausgerufenen Gemeinde überfließt« (Verse 10 bis 12). Unter einem Barbaren haben wir keinen unzivilisierten Menschen zu verstehen, sondern einen Fremden, dessen Sprache wie »bar-bar«, wie sinnlose Laute, klingt. Die Auferbauung der Glaubensgeschwister muss selbstverständlich auf andere Weise erfolgen.

Die Übersetzung der Zungenreden

 

Im Abschnitt der Verse 13 bis 17 lesen wir: »Deswegen bete der in einer Zunge Sprechende, dass man es auch übersetzen könne. Denn wenn ich in Zungenrede bete, so betet ja nur mein Geist, mein Denksinn jedoch bleibt ohne Frucht. Was folgt daraus? Bete ich im Geist, so will ich auch mit dem Denksinn beten. Lobsinge ich im Geist zum Saitenspiel, so will ich auch mit dem Denksinn zum Saitenspiel lobsingen. Wie soll sonst (wenn du nur im Geist segnest) jener, der den Platz des Unkundigen einnimmt, auf deine Danksagung das Amen erwidern, weil er ja doch nicht weiß, was du sagst? Denn du magst zwar trefflich danken, jedoch wird der andere dadurch nicht erbaut Unter dem Unkundigen dürfen wir hier das gewöhnliche Gemeindeglied verstehen. Neben dem Aussprechen von Geheimnissen und Prophetenworten ist weiterer Inhalt des Zungenredens, wie wir hier erfahren, das Lobsingen, das Segnen und das Danken.

Ein klares Wort

 

Ein persönliches Zeugnis, die Würdigung und die Wertung der in Rede stehenden Gaben - dies alles finden wir in den Versen 18 und 19: »Ich danke Gott, denn mehr als ihr alle spreche ich in Zungenrede. In der herausgerufenen Gemeinde jedoch will ich lieber fünf Worte mit meinem Denksinn sprechen, um auch andere zu unterrichten, als zehntausend Worte in Zungenrede

Werdet reif!

 

Den nächsten Gedanken leitet Paulus mit Vers 20 ein: »Brüder, werdet nicht wie kleine Kinder in eurem Sinnen und Denken. Im Üblen solltet ihr wohl unmündig sein, aber im Sinnen und Denken gereift werden Über üble Dinge müssen wir nicht Bescheid wissen, sie sollen auch nicht unser Gesprächsstoff sein, wie es in Epheser 5:3,4 heißt: »Hurerei aber und Unreinheit jeder Art oder Habgier werde nicht einmal genannt unter euch, so wie es Heiligen geziemt, ebenso wenig Schandbarkeit und törichtes Geschwätz oder Witzelei, die sich nicht gebühren, sondern vielmehr Danksagung.« Im Sinnen auf das, was Christi ist, sollen wir aber Gereifte sein. Paulus mühte sich und rang darum, jeden in Christus gereift darzustellen, dem Einwirken Gottes entsprechend, das sich in ihm kraftvoll wirksam erwies (Kol.1:28,29). Das dem Apostel Paulus enthüllte Evangelium bringt uns zur Reife im Glauben (Röm.16:25; Gal.1:12).

Den Ungläubigen zum Zeichen

 

Paulus fährt fort: »Im Gesetz steht geschrieben: In anderen Zungen und mit anderen Lippen werde Ich zu diesem Volk sprechen, und nicht einmal so werden sie Mich anhören, sagt der Herr. Daher sind die Zungen nicht denen zum Zeichen, die glauben, sondern den Ungläubigen. Das Prophetenwort dagegen ist nicht für die Ungläubigen, sondern für die, welche glauben« (Verse 21+22). Wie ist dies zu verstehen? In Jesaia 28:11,12 steht geschrieben: »... mit anderer Zunge spricht Er zu diesem Volk ... Doch nicht sind sie willens zu hören Da Israel den verständlichen Worten Gottes nicht glaubte und gehorchte, sprach Gott in der fremden Sprache ihrer assyrischen Unterdrücker mit ihnen. Doch noch nicht einmal so hörten sie auf Ihn.

Zungen sind mithin den Ungläubigen insofern zum Zeichen, als damit festgestellt wird, dass sie nicht glauben und eine weitere Ansprache vergeblich wäre. Den Gläubigen aber schenkt Gott gern und reichlich Sein lebendiges und wirksames Wort, um sie dadurch zu segnen. Denen gegenüber aber, die Seine Worte nicht hören wollen, muss Gott in einer anderen Weise reden und zu anderen Mitteln greifen. - Brüder und Schwestern in Korinth, behandelt doch eure Geschwister nicht wie Gott die Ungläubigen! Gott will Sich den anderen Gemeindegliedern nicht entziehen!

Denkt auch an die Außenstehenden!

 

Noch etwas gibt Paulus zu bedenken: »Wenn nun die ganze herausgerufene Gemeinde am selben Ort zusammenkäme und alle in Zungen sprächen und darin Unkundige oder Ungläubige hereinkämen, werden diese nicht behaupten, dass ihr von Sinnen seid? Wenn dagegen alle prophetisch reden würden und dann ein Ungläubiger oder ein des Zungenredens Unkundiger hereinkäme, so wird er von all den prophetisch Redenden überführt, er wird von ihnen allen erforscht, das Verborgene seines Herzens wird offenbar, und so wird er, auf sein Angesicht fallend, Gott anbeten und verkündigen, dass Gott wirklich unter euch ist« (Verse 23-25). Bedenkt auch die Reaktionen der Außenstehenden! Paulus hatte den Korinthern bereits nahegelegt, sich überall unanstößig zu benehmen, allen in allem zu gefallen und zu suchen, nicht was einem selbst, sondern den Vielen förderlich ist, damit sie gerettet werden (Kap.10:32,33). Nicht das Zungenreden, sondern das prophetische Wort ist wirksam und schneidender als jedes zweischneidige Schwert, es durchdringt die Herzen und scheidet das Seelische vom Geistlichen. Das verkündigte Wort Gottes macht uns klar, wie Gott uns sieht, vor dessen Augen alles offenbar ist (Heb.4:12,13).

Die Ordnung für das Zungenreden

 

Nach alledem trifft der Apostel die Anweisungen für das ordnungsgemäße Zungenreden in der Gemeinde: »Was folgt daraus, meine Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, hält ein jeder von euch etwas bereit: einen Psalm, ein anderer hat Belehrung, hat Enthüllung, hat Zungenrede, hat die Übersetzung derselben. All das soll zur Auferbauung dienen! Sei es nun, dass man in Zungenrede sprechen will (jeweils zwei oder allermeist drei), dann geschehe dies in Bruchteilen, denn einer soll es ja übersetzen! Wenn aber kein Übersetzer da ist, schweige der Zungenredner in der herausgerufenen Gemeinde; er soll dann für sich selbst und zu Gott sprechen (Verse 26-28).

Ein Zungenredner sollte also nur dann sprechen, wenn ein Übersetzer da war, und er solle in Abschnitten reden, damit jener die Übersetzung geben konnte. Im Übrigen erfahren wir hier, dass es für die Versammlungen keinen feststehenden Ablauf gab, sondern jeder, der dazu berufen war, sich einbrachte, nachdem er sich sicherlich zuhause vorbereitet hatte, um allen zur Auferbauung zu dienen. Der eine hatte einen Psalm gedichtet, der andere eine Belehrung ausgearbeitet, und ein Gabenträger wird sich für seine spontan auszuübende Gabe im Gebet zugerüstet haben. Bei einem Psalm denken wir nicht an einen alttestamentlichen, sondern an ein solches Loblied, das der Heilsverwaltung und dem damals geoffenbarten Glaubensgut entsprach. Nur zwei oder drei Zungenredner sollten zu Wort kommen; keine Gabe sollte - wie daraus zu entnehmen ist - einen übermäßigen Zeitraum in Anspruch nehmen.

Die Ordnung für das prophetische Reden

 

Die Propheten hatten das Folgende zu beachten: »Ebenso sollen nur zwei oder drei Propheten sprechen, und die anderen sollen es beurteilen. Wenn jedoch einem anderen, der noch sitzt, etwas enthüllt wird, so soll der erste schweigen. Denn ihr könnt alle einzeln nacheinander prophetisch reden, damit alle etwas lernen und allen zugesprochen werde; zudem ordnen sich die prophetischen Geistesgaben den Propheten unter. Denn Er ist nicht der Gott des Aufruhrs, sondern des Friedens (Verse 29-33).

Von den anderen Propheten sollte das Wort eines Propheten beurteilt werden, und zwar womöglich nicht nur aufgrund ihrer allgemeinen Kenntnis des Wortes Gottes, sondern auch aufgrund der Gabe der Geisterunterscheidung. Hatte Paulus doch alle ermahnt: »Prüfet alles und behaltet das Vortreffliche« (1.Thess.5:21). Ziehen wir auch heran, was in 1.Johannes 4:1 geschrieben steht: »Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgezogen Der betrügerischen Arbeiter gibt es genug, die sich ebenso wie ihr Herr, der Satan, zu Boten des Lichts und Dienern der Gerechtigkeit verstellen (2.Kor.11:13-15).

Heute sind wir aufgrund des vervollständigten Wortes Gottes in der Lage, alles zu beurteilen. Allerdings müssen wir unsere Lenden mit dem Wort der Wahrheit fest umgürtet haben; andernfalls werden wir den Kriegslisten des Widerwirkens anheimfallen (Eph.6:14). Versäumen wir darum nicht, uns reichlich mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus zu ernähren (1.Tim.4:6), und immer wieder in der Schrift zu forschen, ob es sich so verhält, wie behauptet wird.

Zwei oder drei Redebeiträge genügten; dies erinnert uns an das Maß der Zeugenaussagen im Gesetz des Mose (5.Mose 17:6; Heb.10:28). Die Übereinstimmung der Aussagen von Zweien oder Dreien bekräftigte die Botschaft.

Der Redende stand. Wenn einem, der noch saß, nun eine Offenbarung des Geistes gegeben wurde und er sich bemerkbar machte, so sollte das für den ersten der Hinweis sein, seine Rede zu beenden. Auch wenn einer bereits am Tage zuvor eine Enthüllung erhalten hatte, die er nun vortragen wollte - sie sollten alle nacheinander reden und bestimmt nicht gleichzeitig. Wenn da mehrere gleichzeitig jeder in seiner Ecke reden wollte, würden sie einander und auch der Botschaft keine Beachtung schenken. Unordnung ist nicht von Gott. Für böse Geister ist es ein Leichtes, beim Durcheinanderreden zum Zuge zu kommen.

Die Geistesgaben ordneten sich den Propheten unter, das heißt der Prophet war nicht willenloses Werkzeug, sondern Herr über die Anwendung, die Entscheidung, sich zu melden, anzufangen und aufzuhören. Wie ganz anders war dies im Götzendienst gewesen, wo man in Wirklichkeit den Dämonen diente (Kap.10:20) und zu unkontrollierten Handlungen weggeführt wurde (Kap.12:2).

Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat nicht Aufruhr und Chaos für die Gemeinde im Sinn, sondern Ordnung und Frieden. Zur Frucht des Geistes Gottes gehört der Friede!

Die Frau schweige in der Gemeinde

 

In den Versen 33 bis 35 ist zu lesen: »Wie es in allen herausgerufenen Gemeinden der Heiligen üblich ist, so sollen die Frauen auch bei euch in den herausgerufenen Gemeinden schweigen, ist es ihnen doch nicht gestattet zu sprechen; sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so mögen sie zu Hause ihre eigenen Männer fragen, wenn es doch für eine Frau schandbar ist, in der herausgerufenen Gemeinde zu sprechen

Wieso kommt Paulus plötzlich auf die Frauen zu sprechen? Weil es zu seinem Thema der Ordnung in der Gemeinde gehört. Die ausführliche Erörterung des Verhaltens der Frauen war mit der Betrachtung zu 1.Korinther 11:2-16 erfolgt. Darum sei hier nur in Kürze darauf eingegangen.

Mit dem einleitenden Halbsatz: »Wie es in allen herausgerufenen Gemeinden der Heiligen üblich ist ...« ruft Paulus die Korinther zur Ordnung, indem er ihnen damit sagt, dass die Gemeinden in Korinth und Achaja (2.Kor.1:1) keine Besonderheiten bilden und keine Ausnahmeregelung beanspruchen können. Wie überall, so sollen auch bei ihnen die Frauen in der Gemeinde schweigen. In den Versammlungen zu sprechen war damals für eine Frau schandbar. Sie hätte gegen das Anstandsempfinden ihrer Zeit verstoßen. Selbstverständlich durfte die Frau beten, prophetisch reden, in Zungen reden und es übersetzen (11:5; 1.Tim.2:9); wenn der Geist sie dazu anleitete - wer wollte es ihr wehren? Vor der versammelten Gemeinde jedoch das Wort zu führen und Reden zu halten, hätte sie über ihren Mann und die Männer überhaupt erhoben. Auch heute ist es ihr nicht gestattet, die Gesamtgemeinde zu belehren (1.Tim.2:12), wohl aber Gruppen von ihr (Tit.2:3). Damals wie heute ziert es eine Frau, sich in Stille zurückzuhalten und sich unterzuordnen. Dies entspricht der Schöpfungsordnung (1.Kor.11:3). Eine Frau dagegen, die ihren Mann oder andere Männer selbstherrisch behandelt, ist ein Gräuel.

Eine Frau soll auch nicht durch dominierendes Fragestellen das Wort an sich reißen und ihren Mann oder die Männer in den Schatten stellen. Fragen sind zu Hause und - insbesondere von Ledigen, Verwitweten und mit ungläubigen Männern Verheirateten - im kleineren Kreise, etwa dem Hausbibelkreis zu stellen. Die Versammlungen der Gesamtgemeinde jedoch sollen von der Verkündigung, dem Lobpreis, der Danksagung und der Anbetung geprägt sein, nicht von Fragen und diversen Reden und Gegenreden.

Ging das Wort etwa von euch aus?

 

Nochmals weist Paulus den unterschwelligen Gedanken der Korinther zurück, dass sie die maßgebende Gemeinde seien, das Muster für alle anderen, und schreibt in den Versen 36 bis 38: »Oder ging von euch das Wort Gottes aus? Oder ist es zu euch allein gelangt? Wenn jemand meint, er sei ein Prophet oder geistlich begabt, so sollte er auch erkennen, dass das, was ich euch schreibe, ein Gebot des Herrn ist. Wenn aber jemand das nicht erkennt, so verkenne er es

Das Wort Gottes ging nicht von den Korinthern aus! Es ging von Gott aus, und Paulus hat das ihm enthüllte Evangelium ihnen ebenso bekannt gemacht wie auch den anderen Gemeinden. Da das eine Wort Gottes zu allen Gemeinden gelangte, haben sie alle sich übereinstimmend zu verhalten. In Korinth meinen welche, rechthaberisch sein zu dürfen (11:16); dazu besteht aber kein Grund.

Wenn jemand meint, ein Prophet zu sein, so wird er auch erkennen, dass Paulus der berufene Apostel Christi Jesu ist, den Sinn des Herrn erkannt hat ebenso wie Seinen Willen für die Gemeindezusammenkünfte, vom Geist geleitet ist und geistliche Dinge mit angemessenen geistlichen Worten erklärt (2:13,16). Wer dies aber nicht erkennt, muss sich prüfen, ob er wirklich geistlich begabt und gesonnen ist. Wer es nicht erkennen kann oder will, der verkenne es. Welch eine strenge Hinnahme der Gegebenheit! Paulus gibt sich nicht weiter mit solchen Gläubigen ab, denn er hat alles gesagt, was zu sagen war. Vielleicht werden sie durch Schaden klug. Besser aber ist es, wenn die Weisheit Gottes sie zur Umsinnung führt. Möge Gott ihnen Umsinnung geben, damit sie aus der Falle des Widerwirkers herausfinden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (2.Tim.2:24-26). Mögen sie den Brief des Apostels nochmals von neuem lesen, bis Gott sie zu der mit allen übereinstimmenden Erkenntnis führt.

Alles soll in Liebe und somit wohlanständig geschehen

 

Die Kapitel 12 bis 14 zusammenfassend, schreibt Paulus abschließend: »Daher, meine Brüder, eifert danach, prophetisch zu reden, und verwehrt nicht, in Zungen zu sprechen. Alles aber geschehe wohlanständig und ordnungsgemäß (Verse 39+40). Die deutlichen Worte an die, die das Gebot des Herrn verkennen, hindern Paulus nicht, alle Heiligen in Korinth und Achaja als seine Brüder anzusprechen, ja ihnen in geistlicher Verbundenheit mit der Anrede »meine Brüder« herzlich zuzusprechen.

Wohldifferenziert schreibt er in Bezug auf das prophetische Reden vom Eifern und hinsichtlich des Zungenredens davon, dem nicht zu wehren. Eifert nach den größeren Gnadengaben!, hatte er schon in Kapitel 12:31 gesagt und ihnen dazu den diese alle weit überragenden Weg der Liebe aufgezeigt. Am Ende des Briefes betont er dies nochmals: »Alles soll bei euch in Liebe geschehen (16:14).

Der Liebe entspricht es, unserem geliebten Herrn und Retter Christus Jesus aus ganzer Seele und mit allen Gaben und Fähigkeiten zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters zu dienen. Der Liebe entspricht es auch, darauf bedacht zu sein, dass alles wohlanständig und ordnungsgemäß vonstatten geht. Ohne Selbstzucht, dieser Frucht des Geistes Gottes (Gal.5:22), kommt keine Gabe und kein Dienst zur rechten Entfaltung.

Unser treuer Gott und Vater schenke es auch uns, dass von unseren Versammlungen gesagt werden kann, dass man mit Freuden unsere Gott wohlverehrende Ordnung wahrgenommen habe und unsere Festigkeit des Glaubens an Christus Jesus (Kol.2:5).

 

So herolden alle Apostel

(1.Korinther 15:1-11)

 

  Das letzte große Thema des Korintherbriefs gehört zu den Grundlagen unseres Glaubens und ist ein unverzichtbarer Teil des Evangeliums Gottes über Seinen Sohn; sollte jemand nämlich nicht von der Auferstehung Christi wie auch der Toten allgemein überzeugt sein, so wäre sein Glaube inhaltslos.

 

Ich mache euch bekannt

 

  Paulus beginnt das Kapitel 15 mit den Worten: »Ich mache euch aber, meine Brüder, das Evangelium bekannt, das ich euch verkündigte, das ihr auch angenommen habt, in welchem ihr auch steht, durch welches ihr auch gerettet werdet, wenn ihr das Evangelium in der Ausdrucksform festhaltet, in der ich es euch verkündigte, außer wenn ihr nur zum Schein glaubt« (Verse 1+2).

  Die Anrede »meine Brüder« lässt eine bedeutsame Belehrung erwarten. Der Apostel macht den Korinthern nun das Evangelium bekannt, das er ihnen wohl in den Jahren 50 und 51 18 Monate lang im Rahmen der zweiten Missionsreise verkündigt hatte. Hatte er es ihnen nicht schon mit der Verkündigung bekannt gemacht? Wohl auch, aber erst mit seinem Brief macht er es ihnen im Sinne einer vertieften Darlegung bekannt, sodass sie mit diesem Glaubensgut völlig vertraut werden können. Das meint auch das in der Einleitung des Kapitels auffallende Wörtchen »aber«, das besagt, dass er mit diesem Brief »aber« das alles nachhaltig kund tut, was er schon verkündigt hat.

  Folgende Reihe von Begriffen finden wir in den Eingangsversen vor: Den Korinthern wurde das Evangelium verkündigt, sie haben es angenommen, sie stehen darin, sie sollen es festhalten, anders übersetzt: fest haben, und sie werden, anders übersetzt: sie sind durch es gerettet.

  Angenommen haben sie das Evangelium; in Apostelgeschichte 18:8 lesen wir davon: »Auch Krispus, der Synagogenvorsteher, wurde mit seinem ganzen Haus an den Herrn gläubig. Ebenso kamen viele andere Korinther, die das hörten, zum Glauben und ließen sich taufen In Gnaden hatte Gott es ihnen für Christus gewährt, an Ihn zu glauben (Phil.1:29).

  Sie stehen darin; gerechtfertigt allein durch Glauben, stehen sie in der Gnade, die ihnen in Christus gegeben ist, in welchem sie in allem reich gemacht sind (1.Kor.1:4).

 

Das Evangelium des Apostels Paulus

 

  Paulus schreibt vom Festhalten (oder: vom festen Haben) des Evangeliums in der Ausdrucksform, in der er es ihnen verkündigte. Was ist darunter zu verstehen? Das Wort logos, das wir mit »Ausdrucksform« wiedergeben, bedeutet nicht einfach »Wort«, sondern den vollständigen Ausdruck eines Gedankens, also nicht ein grammatisches, sondern ein logisch zusammenhängendes Wort, eine Aussage, auch ein Bericht, sogar Rechenschaft.

  In welcher Ausdrucksform, in welchem Wortlaut, in welcher inhaltlichen Gestalt haben die Korinther das Evangelium? In welcher der Herr Jesus Christus es dem Apostel Paulus enthüllt hatte! Das von ihm verkündigte Evangelium erhielt Paulus ja nicht von einem Menschen – Petrus etwa –, sondern es wurde ihm durch eine Enthüllung Jesu Christi offenbart (Gal.1:12). Nicht als Umsinnender erlangte er Erbarmen, sondern als Lästerer, Verfolger und Frevler. Überwältigend war die Gnade, die ihm widerfuhr, und außerdem umwälzend, denn Gott verfuhr mit Paulus völlig anders als Er je zuvor an einem Sünder gehandelt hat und stellte an ihm als Erstem sämtliche Geduld zur Schau, allen als Muster, die künftig an Christus glauben und äonisches Leben erlangen (1.Tim.1:12-16).

  Diese Gnade prägte sein Evangelium. Mitteilhaber dieser ihm gewährten Gnade sind auch wir (Phil.1:7). Diese wurde erstmals auf der ersten Missionsreise im pisidischen Antiochien für andere konkret, als Paulus verkündigte: »... und von allem, von dem ihr im Gesetz des Mose nicht gerechtfertigt werden konntet, wird in diesem [in Jesus] jeder gerechtfertigt, der glaubt« (Ap.13:39). Und weshalb geschieht die Rechtfertigung allein durch Glauben? Eben damit sie der Gnade gemäß sei (Röm.4:16).

  Das Evangelium des Apostels Paulus beruht nicht auf Christi Sühnopfer in Erfüllung des mosaischen Rituals, sondern auf dem Wort vom Kreuz, wie er den Korinthern in Kapitel eins geschrieben hat (1:18,23), auf der Verkündigung des Christus als dem Gekreuzigten, mit dem zusammen wir gekreuzigt wurden und mit dem zusammen unsere alte Menschheit starb. Da wir in Christi Tod eingeschlossen sind, ist der Gerechtigkeit Genüge getan, sodass Gott uns auf dieser Grundlage alles Erbarmen und jede Gnade erweist.

  Christus hat Paulus, wie den Korinthern ebenfalls in Kapitel eins bekannt gemacht, nicht beauftragt zu taufen (1:17). Jegliche Handlung, die besagen könnte, dass man sich ihr unterziehen müsse, um vollkommen vor Gott dazustehen, würde die Gnade schmälern. Wir sind allein in der Gnade in Christus Jesus in allem vervollständigt (Kol.2:10), nichts mangelt uns vor Gottes Angesicht.

 

Wenn ihr es wirklich habt

 

  Vers zwei lässt sich auch wie folgt übersetzen: Das Evangelium, »durch welches ihr auch gerettet seid, wenn ihr das Evangelium in der Ausdrucksform wirklich habt, in der ich es euch verkündigte, außer wenn ihr nur zum Schein glaubt

  Es heißt wörtlich »gerettet seid«, da das griechische Wort sõzesthe im Indikativ Präsens Passiv steht und nicht im Futur.

  Das Wort katechete, hier mit »wirklich habt« wiedergegeben, wirft das Problem auf, wie man es im jeweiligen Zusammenhang für Deutsche verständlich übersetzen soll. Für die 17 Vorkommen dieses Wortes hat die Elberfelder Übersetzung zehn verschiedene Übersetzungen. Katechõ bedeutet nach der Stichwortkonkordanz zum Konkordanten Neuen Testament, Seite 435 unter »festhalten«: herabhaben, festhalten, innehaben, behalten, aufhalten, niederhalten; des Weiteren: gemäßhaben, im Griff haben, in jedem Bezug haben.

  Es geht darum, dieses Evangelium, durch das ihr gerettet seid, fest innezuhaben, in jedem Bezug zu haben, ja wirklich zu haben, es völlig zu erkennen.

  Die Korinther sind durch das dem Paulus enthüllte Evangelium (Gal.1:12), das Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.2:7), gerettet. »In der Gnade seid (nicht: werdet) ihr Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe (Eph.2:8).

 

Den Schriften gemäß

 

  Die Fundamente des Evangeliums ansprechend, kommt der Apostel in den Versen drei bis fünf unverzüglich auf das Thema des Kapitels zu sprechen: die Auferstehung Christi: »Denn an erster Stelle habe ich euch das überliefert, was auch ich erhielt: dass Christus für unsere Sünden starb (den Schriften gemäß), dass Er begraben wurde, dass Er am dritten Tag auferweckt worden ist (den Schriften gemäß), dass Er dem Kephas und darauf den Zwölf erschienen ist.« Was hatte Paulus verkündigt? Nicht das Leben Jesu unter Israel, jedenfalls nicht an erster Stelle, sondern Sein Sterben, unterstrichen durch Sein Begrabenwerden, und Seine Auferweckung, bestätigt durch Seine Erscheinungen.

  Den Schriften gemäß starb Christus, der Gesalbte, der Amtsträger Gottes, für unsere Sünden: »Er gab Seine Seele in den Tod dahin und wurde unter die Übertreter gerechnet. Er trug die Sünden der Vielen und trat für die Übertreter ein« (Jes.53:12). »Sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben. Alle meine Gebeine kann ich zählen. Sie werden meine Kleider unter sich verteilen und über mein Gewand das Los werfen« (Ps.22:17-19). »Kein Knochen soll an Ihm zerbrochen werden« (2.Mose 12:46; 4.Mose 9:12; Joh.19:36).

  Er wurde begraben: »Man gab Ihm mit Frevlern Sein Grab [man bestimmte Ihm Sein Grab mit den Mitgekreuzigten], und die Höhle eines Reichen wurde Ihm im Tode« [doch die Höhle von Joseph von Arimathia wurde Ihm zuteil] (Jes.53:9; Mat.27:60).

  Den Schriften gemäß wurde Er am dritten Tag auferweckt: »Jona war drei Tage und drei Nächte [dies ist eine Redefigur] im Bauch des Fisches« (Jona 2:1; Mat.12:40); »Du wirst meine Seele nicht im Ungewahrten lassen noch Deinen Huldreichen dahingeben, Verwesung zu sehen« (Ps.16:10; Ap.13:35); »Er wird uns nach zwei Tagen neu beleben, am dritten Tag uns aufrichten« (Hosea 6:2); »Nach der Mühsal Seiner Seele soll Er Licht sehen« (Jes.53:11). Und schließlich hatte der Herr zu Seinen Jüngern gesagt, dass Er am dritten Tag auferweckt werde (Luk.9:22).

 

Er ist vielen erschienen

 

  Er erschien Kephas und darauf den Zwölf (Luk.24:34,35; Mat.28:17; Mark.16:14; Joh.20:19). Die Zwölf – das ist ein offizieller Begriff; Judas zählte selbstverständlich nicht mehr zu ihnen, und auch Thomas war zunächst nicht dabei (Joh.21:24).

  In den Versen sechs und sieben nennt Paulus weitere Zeugen: »Darauf erschien Er über fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die Mehrzahl bis jetzt verbleibt, einige aber sind schon entschlafen. Darauf erschien Er dem Jakobus und danach sämtlichen Aposteln Im Gesetz steht geschrieben: »Nur auf zweier ... oder dreier Zeugen Aussage hin soll eine Sache gültig sein« (5.Mose 19:15). Da die Erwähnung der Fünfhundert von daher nicht erforderlich ist, könnte mit ihr der sich anfangs erweiternde Segen für Israel angedeutet sein, mit den bereits Entschlafenen aber das »Noch nicht« für Israel.

  Jakobus, der Halbbruder unseres Herrn, ist wohl durch die Erscheinung Jesu zum Glauben gekommen, denn er wird in Johannes 7:5 als ungläubig bezeichnet und erst nach der Himmelfahrt unter den Gläubigen erwähnt (Ap.1:14). Danach erschien der Herr Jesus sämtlichen Aposteln, also zwölf nach der Zahl, und zwar vor der Hinaufnahme Jesu; mithin auch dem Matthias, denn von diesem wird in Apostelgeschichte 1:21,22 gesagt, dass er von den Tagen des Johannes an mit den Jüngern zusammen war und Zeuge der Auferstehung wurde.

 

Zuletzt von allen

 

  »Zuletzt von allen aber erschien Er auch mir, gleichsam einer Frühgeburt« (Vers 8). In Kapitel 9:1 hatte Paulus die rhetorischen Fragen gestellt: »Kein Apostel bin ich? Jesus, unseren Herrn, habe ich nicht gesehen Mögen die Korinther doch ihre Zweifel an Paulus dahinten lassen und glauben, dass Christus ihm erschienen ist. Es war wohl im Jahre 34, zwei Jahre nach unseres Herrn Auferstehung, als Saulus sich Damaskus näherte, dass ihn unversehens ein Licht aus dem Himmel umstrahlte. Auf die Erde fallend, hörte er eine Stimme, die zu ihm sagte: »Saul, Saul, was verfolgst du Mich Da antwortete er: »Wer bist Du, Herr Er aber sagte: »Ich bin Jesus, den du verfolgst (Ap.9:3-5; 22:6-10; 26:12-18).

  Außerdem sah Paulus den Herrn drei Jahre später in Jerusalem. Als er in der Weihestätte betete, geriet er in Verzückung und nahm Ihn wahr (Ap.22:17; Gal.1:18). Darüber hinaus wurde dem Paulus nicht nur das von ihm verkündigte Evangelium durch eine Enthüllung Jesu Christi zuteil (Gal.1:12), sondern er empfing eine Vielzahl weiterer Enthüllungen.

  Paulus vergleicht sich mit einer Frühgeburt, denn er wurde früher wiedergeboren als das Volk Israel als ganzes, dem die Wiedergeburt (oder Wiederwerdung; Mat.19:28) als eine heilige Nation (2.Mose 19:6; 1.Pet.2:9) und die Wiederherstellung des Königreichs verheißen sind (Ap.1:6; 3:21).

  Beachten wir aber auch noch das Wort »zuletzt«. Christus erschien Paulus nicht nur als Letztem der genannten Reihe von Zeugen, sondern überhaupt als letztem Menschen bis zum Tag Christi, von dem an wir immer mit Ihm zusammen sein werden. In der gegenwärtigen Heilsverwaltung wohnt Christus in einem unzugänglichen Licht, und kein Mensch kann Ihn gewahren (1.Tim.6:16), schließlich wandeln wir hier nicht durch Wahrnehmung, sondern durch Glauben (2.Kor.5:7).

 

Der geringste Apostel

 

  In Vers neun zeigt Paulus einen Zusammenhang mit der späten Erscheinung des Herrn ihm gegenüber auf: »... denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht würdig genug bin, Apostel genannt zu werden, weil ich die herausgerufene Gemeinde Gottes verfolgte.« Es ist uns allen bekannt, dass Saulus maßlos gegen die herausgerufene Gemeinde wütete, der Reihe nach in ihre Häuser ging, Männer wie auch Frauen fortschleppte und sie ins Gefängnis überantwortete (Ap.8:3). Wenn sie hingerichtet werden sollten, gab er Wahlkiesel dafür ab (Ap.26:10).

  Paulus musste eben deshalb der geringste Apostel, ja der geringste aller Heiligen sein, damit die Gnade Gottes unverkennbar deutlich werde. Gerade auf dem dunklen Hintergrund der Vergangenheit des Paulus darf sich die Gnade auf das Herrlichste entfalten, wie zum Beispiel aus Epheser 3:8,9 hervorgeht: »Mir, dem bei Weitem geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, dass von den Äonen an in Gott verborgen gewesen war.«

 

In der Gnade aber

 

  Was Paulus ist, das ist er nur durch die Gnade und in der Gnade, ja um der Bekanntmachung der überströmenden Gnade Gottes willen. Mithin bekennt er in Vers zehn: »In der Gnade Gottes aber bin ich, was ich bin Wenn wir nun fragen, was Paulus in der Gnade ist, dürfen wir mit Fug und Recht sagen, dass er der größte aller Apostel ist, weil ihm das herrlichste Evangelium offenbart wurde, beruhend auf der vollkommenen Gnade, und er uns den gesamten Heilsratschluss Gottes bis zur Vollendung bekannt geben durfte.

  Aber auch wir, in Christus begnadete Brüder und Schwestern, sind nur in der Gnade, was wir sind; in der Gnade sind wir aufs Höchste mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus Gesegnete; wir sind Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte, Gerechtfertigte und Ausgesöhnte.

 

Die Gnade ist wirksam

 

  Aus dem Sein folgt das Tun; wer in der Gnade steht, wird aus der Gnade wirken. Dabei ist jeder Eigenruhm gegenstandslos, denn die Gnade ist es, die da wirkt; es sind die Liebe und das Erbarmen Gottes, die hinter der Gnade stehen und die uns im Innersten zum Handeln bewegen; es ist der Geist Gottes, Seine Kraft, die uns befähigt, und es ist der Geist der Gnade, der uns in ihr wandeln und dienen lässt, sie verkündigend und anderen Gnade gewährend.

  So schreibt auch Paulus, in Vers zehn fortfahrend: »... und Seine Gnade, die in mir wirkt, ist nicht vergeblich gewesen; sondern weit mehr als sie alle mühe ich mich, jedoch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist Die Gnade, die Paulus völlig bedingungslos empfangen hatte – sie holte ihn aus der tiefsten Tiefe der Sünde und Gottesfeindschaft und versetzte ihn in die höchste Höhe des Gerettet- und Gesegnetseins in Christus Jesus –, war bei ihm nicht vergeblich gewesen, sondern zeitigte kraftvolle Auswirkungen. Überwältigend ist diese Gnade, die auch wir gleichermaßen erhalten haben. Sie kann eigentlich im Alltag nicht wirkungslos bleiben. Und doch muss Paulus die Gläubigen ermahnen: »Als Seine Mitarbeiter aber sprechen auch wir euch zu, die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfangen« (2.Kor.6:1). Wenn man meint, man hätte sich die Gnade verdient, dann bleibt sie allerdings kraftlos. Dann sendet sie uns nicht aus, anderen die Gnade Gottes zu verkündigen.

  Wenn wir aber die Gnade in ihrer Herrlichkeit erkannt haben, dann vermittelt sie uns einen solch reichen Segen, zudem tiefen Frieden mit Gott und beglückende Freude, sodass Mund und Hände davon übergehen, wovon unser Herz voll ist. Vollgewiss unserer Segnungen und herrlichen Erwartung macht uns die Gnade Gottes außerdem, denn nichts Eigenes und mithin möglicherweise Mangelhaftes spielt dabei eine Rolle. Ein eigenes Tun würde übrigens unterstellen, dass die Dahingabe Jesu Christi bis zum Kreuzestod Gott nicht genügen würde.

  In Erkenntnis der Gnade Gottes aber erfahren wir ihre Kraft, denn sie ändert unseren Charakter, sie erzieht uns, die Unfrömmigkeit und die weltlichen Begierden abzulegen und vernünftig, gerecht und fromm in dem jetzigen, wenn auch noch so bösen Äon zu leben (Tit.2:12), und führt uns dahin, anderen Gnade zu gewähren, so wie auch Gott uns in Christus ständig Gnade erweist (Eph.4:32). Die Gnade, die in der Kraft des Geistes Gottes in uns wirkt, bewegt uns des Weiteren auch zu einem hingebungsvollen Dienst für unseren Herrn.

  Das sehen wir besonders an Paulus, der jede Mühe auf sich nahm und sich vielen Gefahren aussetzte. In 2.Korinther 11:23,27,28 ist zu lesen: »Diener Christi sind sie? (Ich spreche unsinnig:) Ich bin es weit mehr als sie; in Mühen übermäßiger, in Gefängnissen übermäßiger, unter Schlägen überreichlich, oftmals in Todesgefahr ... Dazu unter Mühe und Anstrengung, oftmals in durchwachten Nächten, in Hunger und Durst, oftmals in Fasten, in Kälte und Blöße, ohne was sich außerdem bei mir zuträgt: das tägliche Überlaufenwerden, die Sorge für alle herausgerufenen Gemeinden.« Paulus mühte sich mehr als alle anderen Apostel, zumal ihm mehr Gnade erwiesen worden war als ihnen, die nach dem Evangelium der Beschneidung aufgrund ihres mit Umsinnung verbundenen Glaubens gerettet wurden (Ap.2:38).

  Wir sind gehalten, Paulus nachzuahmen (1.Kor.4:16; 11:1; Phil.3:17), denn er ist nicht nur der Lehrer der gegenwärtigen Heilsverwaltung, sondern auch das Vorbild für unseren Wandel und Dienst. Möge unser Gott und Vater, der Allesbewirkende, es uns geben, wie Paulus aber auch alles zu erdulden um der Auserwählten willen, damit auch sie die Rettung erlangen, die in Christus Jesus ist, samt äonischer Herrlichkeit (2.Tim.2:10). Nicht dass wir aus uns selbst dazu tauglich wären – unsere Tauglichkeit ist von Gott (2.Kor.3:5). Durch das Evangelium der überströmenden Gnade macht Er uns tauglich.

 

Nicht ich, sondern die Gnade

 

  »Weit mehr als sie alle mühe ich mich«, haben wir gelesen, doch nun folgt der geistliche Hintergrund und die geistliche Ursache, »jedoch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist Mögen wir darum immer die Gnade im Sinn haben, aus ihr und in ihr leben und uns ihrer rühmen und unsere in der Gnade gründende Rettung auswirken, Gottes Einwirken entsprechend, das sich in uns als wirksam erweist in Kraft (Kol.1:29). Unser Gott und Vater ist es, der das Wollen und das Vollbringen des Auswirkens aller empfangenen Liebe und Gnade in ganzer Hingabe schenkt. Bitten wir Ihn, der alles hervorruft, darum. Und danken wir Ihm sodann, und zwar im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dem Mittler, der für alle starb, damit wir nicht mehr uns selbst leben, dafür, dass wir nun Ihm leben, der für alle starb und auferweckt wurde (2.Kor.5:15). Der Lobpreis und die Verherrlichung sei dem Vater und dem Sohn!

 

So herolden wir

 

  Der Apostel schließt seine einleitenden Ausführungen mit den Worten: »Sei es nun ich oder jene: so herolden wir, und so seid ihr zum Glauben gekommen« (Vers 11). Wer es auch sei, Paulus oder die Zwölf, so herolden sie allesamt übereinstimmend, nämlich dass Christus für unsere Sünden starb, dass Er auferweckt wurde und Er vielen erschienen ist. Nur auf diese Weise sind auch die Korinther zum Glauben gekommen: durch die Heroldsbotschaft Gottes über Seinen Sohn, den Gekreuzigten und Auferstandenen. Dies ist die unverrückbare Grundlage aller Verkündigung zu allen Zeiten. Diese Botschaft ist die Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden, dem Juden wie auch dem Griechen.

  Wie können da einige unter den Korinthern sagen, dass es keine Auferstehung der Toten gebe? Dann wäre ja die Heroldsbotschaft inhaltslos und der Glaube nichtig. Nun ist aber Christus aus den Toten auferweckt worden! Gott aber sei Dank durch unseren Herrn Jesus Christus!

 

Nun aber ist Christus auferweckt worden!

(1.Korinther 15:12-34)

 

Der Apostel Paulus hatte eingangs des Kapitels 15 den Korinthern in Erinnerung gerufen, was er ihnen an erster Stelle überliefert hatte und was auch alle Apostel herolden, dass nämlich Christus für unsere Sünden starb (den Schriften gemäß), dass Er begraben wurde und dass Er am dritten Tag auferweckt worden ist. Das ist der Kern des Evangeliums!

Doch nicht alle Gläubigen in Korinth glauben Gott dies, sonst würde Paulus nicht mit Vers 12 folgende Frage stellen: »Wenn aber Christus geheroldet wird, dass Er aus den Toten auferweckt worden ist, wie können da einige unter euch sagen, dass es keine Auferstehung der Toten gebe?« Die heidnische Auffassung, dass es keine körperliche Auferstehung der Menschen gebe, hat einige Gemeindeglieder verleitet, die Auferstehung zu leugnen. Waren sie sich darüber im Klaren, was sie da taten? Sie entzogen der frohen Botschaft das Fundament, und dies mit vielen schwerwiegenden Konsequenzen!

Nun schließt Paulus diese kurzsichtigen Gläubigen nicht etwa aus der Gemeinde aus, sondern bringt sie zum Nachdenken und nimmt die Gelegenheit wahr, weitere Herrlichkeiten der Auferstehung zu herolden. Ausgeschlossen werden übrigens in der gegenwärtigen, dem Paulus gegebenen Heilsverwaltung nur die unordentlich Wandelnden, nicht aber Gläubige mit mangelhafter Erkenntnis (1.Kor.5; 2.Thess.3:6-15; 2.Tim.2:21).

Mit Vers 13 stellt Paulus klar: »Wenn es aber keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferweckt worden Das ist logisch; das eine schließt das andere ein. »Und wenn Christus nicht auferweckt worden ist, so ist ja unsere Heroldsbotschaft inhaltslos und inhaltslos auch euer Glaube« (V.14). Des Inhalts beraubt, hohl, leer wäre die Botschaft und der Glaube ebenso. Und es blieben nur der kalte Todeshauch und die Sinnlosigkeit, die über der Erde und all ihrem Tun lägen. Wie glücklich dürfen wir uns aber schätzen, dass Gott Seinen Sohn auferweckt hat und dies die Bestätigung dafür ist, dass Christus am Kreuz alles zur Rettung aus Sünde und Tod Nötige vollbracht hat.

Eine weitere Konsequenz zeigt Paulus in den Versen 15 und 16 auf: »Dann werden wir auch als falsche Zeugen Gottes erfunden, weil wir gegen Gott bezeugen, dass Er Christus auferweckt habe, den Er demnach nicht auferweckt hätte, wenn nämlich Tote nicht auferweckt werden. Denn wenn die Toten nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt worden Alle Verkündiger des Evangeliums wären nur Schwätzer und Scharlatane. Wollt ihr Leugner der Auferstehung das sagen?

Dann wäre der Glaube nichtig

 

Der Apostel schreibt weiter: »Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, so ist euer Glaube nichtig, und ihr seid noch in euren Sünden« (V.17). Jede Verkündigung des Evangeliums wäre wertlos. Ein toter Christus kann nicht retten! Der Glaube wäre folgenlos, wirkungslos, fruchtlos. Die Verfehlungen würden auf den Gläubigen lasten. Es gäbe weder Vergebung für die unter dem Evangelium der Beschneidung noch Rechtfertigung für uns nach dem Evangelium der Unbeschnittenheit. Wir wären nicht freigespochen und für schuldlos erklärt. Wir als mit Christus Gekreuzigte und Gestorbene wären nicht mit Ihm auferweckt worden und könnten nicht für Gott leben in Christus Jesus, unserem Herrn (Röm.6:5,11). Wir könnten nicht in Neuheit des Lebens wandeln (Röm.6:4).

Und was wäre mit den Entschlafenen?

 

»Dann sind ja auch die in Christus Entschlafenen umgekommen«, stellt Paulus fest. Die Entschlafenen sind umgekommen, sie sind tot. Der Tod ist die Umkehrung des Schöpfungsprozesses, denn wenn Gott Seinen Geist zurückzieht, dann kehrt der Körper zum Erdreich zurück und die Seele - sie ist das Bewusstsein - ist nicht mehr (Ps.104:29; 115:17; Pred.9:5,10; 12:7). Das gilt auch für die Gläubigen.

Ohne die Auferstehung hätte der Todeszustand kein Ende und wäre alles sinnlos, zweck- und ziellos gewesen. Bis Christi Auferstehungsruf erschallt, sind und bleiben alle Toten umgekommen. Was uns Gläubige betrifft, werden alle Glieder des Körpers Christi, die bereits entschlafenen und die noch lebenden, zugleich und zusammen zum Herrn hin entrückt - am Tag Christi. Wir sind völlig getrost, denn wir glauben, was in 1.Thessalonicher 4:13-18 geschrieben steht: »Wir wollen euch aber, meine Brüder, betreffs der Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht betrübt seid, so wie die übrigen, die keine Erwartung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus starb und auferstand, so wird auch Gott die Entschlafenen durch Jesus mit Ihm führen. Denn dies sagen wir euch als ein Wort des Herrn: Wir Lebenden, die wir bis zur Anwesenheit des Herrn übrigbleiben, werden die Entschlafenen keinesfalls überholen; denn der Herr Selbst wird mit dem Befehlsruf, mit der Stimme des Botenfürsten und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabsteigen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Darauf werden wir Lebenden, die wir übrigbleiben, zugleich mit ihnen zusammmen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein. Daher sprecht einander zu mit diesen Worten

Wir wären die Erbarmungswürdigsten

 

Eine weitere Folge nennt Paulus in Vers 19: »Wenn wir nur für dieses Leben unsere Erwartung auf Christus gesetzt haben, sind wir die erbarmungswürdigsten unter allen Menschen Erbärmlicher als alle anderen Menschen wären wir Gläubige daran, denn wir hätten unsere Erwartung auf einen Toten gesetzt, wenn es keine Auferstehung gäbe. Unser »In-Christus-sein« wäre ein leerer Begriff. All unser Mühen im Herrn, alle unsere Anstrengungen im Wettkampf der Verbreitung des Evangeliums des Apostels Paulus, alle unsere Leiden um Christi willen wären vergeblich, wären eine Selbsttäuschung, ja völlig unsinnig.

Das große »Nun aber«

 

Wie Fanfaren darf der folgende Vers 20 in unseren Ohren klingen: »Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt worden: der Erstling der Entschlafenen Gott hat das große »Nun aber« gesprochen! Er triumphiert, und wir dürfen mit Ihm triumphieren!

Christus ist der Erstling, der Erste, der unvergängliches Leben hat. Gegenwärtig ist Er sogar der Einzige; Er allein hat Unsterblichkeit (1.Tim.6:16). Wie jedoch der Begriff »Erstling« schon besagt, werden weitere Entschlafene aus den Toten auferweckt werden, ja alle, denn es heißt in umfassender Weise »Erstling der Entschlafenen«. Im Übrigen weiß ohnehin jeder, der glaubt, dass alle in Christus erschaffen sind (Kol.1:16), Er für alle starb und sie demnach alle starben (2.Kor.5:14), sie mithin alle gewissermaßen in Ihn eingeschlossen sind, und dass das, was an Christus geschehen ist, auch an allen Menschen geschah oder noch geschehen wird. Einen prophetischen Hinweis gibt außerdem die Erstlingsgarbe der Ernte, die der Priester vor Jewe schwang (3.Mose 23:11); sie war ein Symbol für die zu erwartende volle Ernte.

Nun könnte man einwenden, dass Christus nicht der Erste war, der auferweckt wurde. Elia hatte den Sohn der Witwe zu Zarpat auferweckt (1.Kön.17:17-24), Elisa den Sohn der Sunemiterin (2.Kön.4:31-37), die Gebeine Elisas erweckten einen Mann in Israel (2.Kön.13:21); unser Herr Jesus hatte den Jüngling zu Nain (Luk.7:11-15), des Jairus Töchterlein (Luk.8:54) und Lazarus auferweckt (Joh.11:43) sowie Petrus Tabitha (Ap.9:40) und Paulus Eutychus (Ap.20:10). Diese alle konnten nur ihr bisheriges Leben fortsetzen und starben wieder. Die Auferweckung aber, die Jesus erfuhr, war eine Lebendigmachung; das heißt Er erhielt unvergängliches Leben.

Durch einen Menschen

 

Nun führt Paulus Gründe an: »Denn weil ja doch durch einen Menschen der Tod kam, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten« (V.21). Christus ist nicht nur der Erstling der Reihe nach, sondern auch dem Grunde nach, weil durch Ihn die Auferstehung der anderen Toten erfolgt. Es ist Gottes Weg, den Tod, der durch einen Menschen kam, durch einen Menschen aufzuheben. Eingedrungen war der Tod in die Welt Adams durch seine Sünde, und da alle von dem zum Sterben sterbend Gewordenen (1.Mose 2:17) abstammen, drang der Tod zu allen Menschen durch (Röm.5:12). Der Rechtsspruch über Christus am Kreuz nun aber rechtfertigt das Leben aller (Röm.5:18).

Alle!

Paulus schreibt weiter: »Denn ebenso wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden« (V.22). Dies ist der Retterwille unseres Gottes und Vaters, die Verheißung Seines zukünftigen Tuns! Christus ist die Auferstehung und das Leben (Joh.11:25), das heißt, Er ruft nicht nur zu einer Auferstehung, nach der man später wieder stirbt, zu der Auferstehung der Nichtauserwählten vor dem großen weißen Thron, nach welcher sie den zweiten Tod erleiden, sowie beim Abschluss der Äonen zur Auferstehung aus dem zweiten Tod, sondern Er ist auch das Leben und gibt allen unvergängliches Leben.

Vers 22 stellt eine vollkommene, stets alle einschließende Parallele dar: Ebenso wie jedes Neugeborene in Adam ist und folglich sterbend, so ist auch jeder Mensch in Christi Wirken eingeschlossen und wird folglich lebendig gemacht werden. Eine solche Parallele haben wir auch in Römer 5:18,19: »Demnach nun, wie es durch die eine Kränkung für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch den einen Rechtsspruch für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens. Denn ebenso wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen als Sünder eingesetzt wurden, so werden auch durch den Gehorsam des Einen dieselben Vielen als Gerechte eingesetzt werden

Jeder in seiner Abteilung

 

Alle werden lebendig gemacht werden. »Jeder aber in seiner besonderen Abteilung: der Erstling Christus, darauf die Christus Angehörenden bei Seiner Anwesenheit, danach die Übrigen bei der Vollendung, wenn Er die Königsherrschaft Seinem Gott und Vater übergeben, wenn Er jede Oberherrschaft, jede Obrigkeit und Macht aufheben wird« (V.23,24). Der Erstling Christus, der Erste dem Rang und der Zeit nach, stellt eine eigene Abteilung dar. Es folgen die Ihm Angehörenden, die Auserwählten und mithin Gläubigen, und zwar am Tag Christi, am Tag Seiner Anwesenheit für uns im Luftraum. Unser Herr Jesus Christus wird persönlich gegenwärtig sein, wenn Er alle Glieder Seines Körpers zu Sich ruft, die entschlafenen und die lebenden, die übrig bleiben. Er wird uns zu Sich hin entrücken, und wir werden von da an immer mit dem Herrn zusammen sein (1.Thess.4:17). Unser Körper wird dem Christi gleichgestaltet sein (Phil.3:21). Welch eine Herrlichkeit!

Ebenso wird der Herr einige Zeit später persönlich auf der Erde anwesend sein, wenn Er die Seinen aus Israel lebendig macht, 75 Tage nach Seiner Wiederkunft, 1335 Tage nach der Mitte des letzten Jahrsiebeners (Dan.12:12). Er gibt ihnen das äonische Leben. Die an jener ersten Auferstehung teilhaben, werden nimmermehr sterben (Mat.24:27,37; Luk.20:36; Joh.5:29). In diese zweite Abteilung gehören auch die künftig während des Herrn Anwesenheit zum Glauben Kommenden und daran Festhaltenden (Joh.11:26; Ps.101:8; Jes.65:20; 66:24).

Bei der Vollendung

 

»... danach die Übrigen bei der Vollendung.« Alle anderen Menschen, alle, die nicht zur zweiten Abteilung gehören, werden beim Abschluss der Äonen, bei der Vollendung unvergängliches Leben erhalten. Ohne jene Menschen differenzierter beschreiben zu wollen, handelt es sich bei ihnen um die Nichtauserwählten aller Zeiten.

Vollendet wird das All sein, »wenn Er die Königsherrschaft Seinem Gott und Vater übergeben, wenn Er jede Oberherrschaft, jede Obrigkeit und Macht aufheben wird Vollendet wird das All sein, wenn keine Herrschaften und Obrigkeiten zur Eindämmung der Sünde mehr nötig sind und sogar Christus Selbst nach erreichtem Ziel Seine Herrschaft beenden kann. In der Vollendung ist jede Machtausübung überflüssig, weil sich alle von Herzen Christus untergeordnet und Ihn als ihr Haupt angenommen haben (Eph.1:10), weil alle mit dem Vater ausgesöhnt sind (Kol.1:20) sowie weil alle durch die Erkenntnis des Heilsratschlusses Gottes und der Liebe des Christus vervollständigt sind (Eph.3:18,19) und Gott alles in allen ist. Dass Christus, der Herr der Herren und König der Könige, Seine Regentschaft in Erfüllung Seiner Mittleraufgabe dem Vater übergibt, sodass alle Glieder der Familie Gottes werden (Eph.2:19), ist Christi hohe Würde und führt uns zur Anbetung.

Alle Feinde abgetan

 

Der Apostel Paulus schreibt weiter: »Denn Er muss als König herrschen, bis Er alle Seine Feinde unter Seine Füße legen wird. Der letzte Feind, der abgetan wird, ist der Tod« (Verse 25+26). Christus wird in den beiden zukünftigen Äonen herrschen, also während des tausendjährigen Königreichs Israels und für die Zeit der neuen Erde, und zwar im Himmel und auf Erden. Dann wird sich vollziehen, was Jewe dem Herrn schon lange erklärt hatte: »Setze Dich zu Meiner Rechten, bis Ich Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße lege« (Ps.110:1).

Zu den Feinden gehört auch der Widerwirker, die uralte Schlange. Der letzte Feind sodann ist der Tod. Da seit der Auferstehung zum Gericht vor dem großen weißen Thron niemand mehr im ersten Tod ist, ist es der zweite Tod, der abgetan wird. Dann werden alle lebendig gemacht sein - in Christus, der das Leben ist.

Alle untergeordnet

 

Vers 27 begründet, warum es keine Feinde mehr geben wird: »Denn alles ordnete Er Ihm unter: unter Seine Füße. Wenn Er dann sagt: »Alles hat sich untergeordnet, so ist es offenkundig, dass Gott ausgenommen ist, der Ihm das All unterordnete.« Gott wird Seinem Sohn alle unterordnen, jedoch nicht länger mehr als Feinde, wie aus der Formulierung »hat sich untergeordnet« hervorgeht. Jedes Knie wird sich dann von Herzen beugen, der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge wird huldigen: »Herr ist Jesus Christus und damit Gott, den Vater, hingebungsvoll verherrlichen (Phil.2:10,11). Alle werden sich Christus untergeordnet haben, selbstverständlich mit einer Ausnahme: Gott Selbst, der es Ihm gab, dass sich alle Ihm unterordneten, und der Ihn damit um Seiner Selbstentäußerung, Selbsterniedrigung und Seines Gehorsams bis zum Tode willen, ja bis zum Kreuzestod, so hoch erhöhte und mit dem Namen begnadete, der über allen Namen ist (Phil.2:6-9).

Christi größte Herrlichkeit

 

Mit Vers 28 kommt Paulus zum Höhepunkt: »Wenn Ihm aber das All untergeordnet ist, dann wird auch der Sohn Selbst dem untergeordnet sein, der Ihm das All unterordnete, damit Gott alles in allen sei Indem dem Sohn alles untergeordnet ist, ist alles auch dem Vater untergeordnet, denn der Sohn ist und bleibt Ihm untergeordnet. Dies ist Christi höchste Ehre, dies ist des Mittlers größte Herrlichkeit - die Herzen aller Geschöpfe überwältigend. Das Ziel der Äonen ist erreicht. Nun wohnt die gesamte Vervollständigung Gottes in Christus (Kol.1:19). Das ausgesöhnte All wohnt in Christus, alle durch die Liebe Gottes in Christus vervollständigten Geschöpfe (Eph.3:19). In Christus werden alle aufgebaut sein zur Wohnstätte Gottes im Geist (Eph.2:22).

Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, wird aller Vater sein, denn alle sind in Christus, dem Sohn. Das ist die Vollendung!

Gott alles in allen! Heute ist Er alles in Christus, und Er ist auch mehr oder weniger in den Gläubigen, dann aber werden alle völlig von Ihm erfüllt sein, von Seinem Geist, von Seiner Liebe. Wahrlich, aus Gott ist das All, und durch Ihn geschieht alles, und zu Ihm hin führt alles, zu Ihm hin führt der Mittler alles (Röm.11:36). Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

Wozu alles Mühen?

 

Nachdem Paulus nun die Auferstehung Christi, die daraus folgende Lebendigmachung aller und die damit zusammenhängende Vollendung näher ausgeführt hat, führt er den Gedankengang der Verse 13 bis 19 fort und schreibt in Vers 29: »Sonst, was werden die tun, die sich taufen lassen? Es wäre ja für die Toten, wenn Tote allgemein nicht auferweckt würden! Was soll man sich für sie noch taufen lassen Ja, wozu würde die Taufe in Wasser, die damals noch geübt wurde, dienen, wenn es keine Auferstehung gäbe? Es wäre für die Toten, denen alles nutzlos ist. Was soll man sich für Tote, sich für einen Toten haltend, der im Tode bleibt, taufen lassen?

Paulus fragt weiter: »Wozu begeben wir uns denn jede Stunde in Gefahr? Tag für Tag sterbe ich - bei allem Rühmen, meine Brüder, das ich an euch in Christus Jesus, unserem Herrn, habe (V.30+31). Die Gefahren, in denen Paulus sich befand, sind kaum aufzuzählen. In 2.Korinther 11:23-27 schreibt er: »... in Mühen übermäßiger, in Gefängnissen übermäßiger, unter Schlägen überreichlich, oftmals in Todesgefahr. Von den Juden erhielt ich fünfmal vierzig Schläge weniger einen. Dreimal wurde ich mit Ruten gepeitscht, einmal wurde ich gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag habe ich im Sumpf verbracht. Oftmals unterwegs, war ich Gefahren durch Ströme ausgesetzt, Gefahren durch Wegelagerer, Gefahren durch mein eigenes Geschlecht, Gefahren durch die Nationen, Gefahren in der Stadt, Gefahren in der Wildnis, Gefahren auf dem Meer, Gefahren unter falschen Brüdern. Dazu unter Mühe und Anstrengung, oftmals in durchwachten Nächten, in Hunger und Durst, oftmals in Fasten, in Kälte und Blöße.«

Und wenn auch manche Gemeinden für Paulus ein Anlass zum Rühmen sind (2.Kor.7:4; 1.Thess.2:19), so stirbt er doch täglich. Wenn der Apostel auch voller Freude und Zuversicht ist, so bleibt doch auch wahr, was in Römer 8:36 geschrieben steht: »Deinetwegen werden wir den ganzen Tag zu Tode gebracht, wie zu den Schlachtschafen werden wir gerechnet Paulus wird als dem Tode verfallen geachtet (1.Kor.4:9). Das hat aber seinen Sinn, wie wir durch 2.Korinther 4:10,11 wissen: »Allezeit tragen wir so die Tötung Jesu in unserem Körper umher, damit auch das Leben Jesu in unserem Körper offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden stets um Jesu willen in den Tod dahingegeben, damit auch das Leben Jesu in unserem sterbenden Fleisch offenbar werde

Paulus fährt fort: »Was für Nutzen hätte ich davon, wenn ich nur nach Menschenweise in Ephesus mit wilden Tieren kämpfte? Falls Tote nicht auferweckt werden, so lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir Unter den »wilden Tieren« ist der rasende Pöbel zu verstehen, denn es handelt sich um eine bildliche Redeweise. Über das Ereignis selbst wissen wir nichts Näheres. Nutzlos wäre jeder Kampf, jede Mühe, jeder Einsatz, wenn man nur nach Menschenweise kämpfte. Einen geistlichen Kampf haben wir zu führen, wie es uns mit 2.Korinther 10:3-5 gesagt wird: »Denn wiewohl wir im Fleisch wandeln, führen wir nicht Krieg dem Fleische nach. Sind doch die Waffen unseres Krieges nicht fleischlich, sondern mächtig für Gott: zum Einreißen von Bollwerken, wenn wir Vernunftschlüsse einreißen und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt. Wir nehmen alle Gedanken unter den Gehorsam des Christus gefangen

Wer von der Auferstehung überzeugt ist, wird - wie es vielfach geschieht - sein Leben im Dienst des Herrn einsetzen. Wenn Tote aber nicht auferweckt würden, bliebe nur diese Lebensweise: Genieße dein Leben, denn morgen bist du tot! Fleischlicher geht es nicht mehr; ein geistliches Leben wäre unmöglich.

Werdet ernüchtert!

 

Abschließend ermahnt Paulus die Korinther: »Lasst euch nicht irreführen: üble Gespräche verderben gütige Charaktere. Werdet rechtschaffen ernüchtert und sündigt nicht! Denn einige haben keine rechte Gotteserkenntnis; zu eurer Beschämung muss ich so zu euch sprechen (Verse 33+34). Wer sagt: »Lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir«, führt eine üble Rede und verdirbt den Charakter und das Verhalten des Zuhörers, denn Gespräche führen in der Tendenz zur Angleichung in der Meinung und in den Gewohnheiten. Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten. Dies lesen wir bereits in den Sprüchen 13:20: »Wer mit Weisen umgeht, wird weise; aber wer sich mit Toren einlässt, dem wird es schlechtgehen Lassen wir uns also von den Leugnern der Auferstehung nicht irreführen!

Werdet rechtschaffen ernüchtert! Das heißt: erkennt die geistlichen Gefahren, die Gefahren für den geistlichen Wandel. Wer nüchtern ist, wird wohl kaum sündigen - in einem solchen Zusammenhang stehen diese beiden Begriffe -, sondern einsichtig und wachsam sein. Dass Paulus die Korinther nicht schlicht ermahnt, nüchtern zu sein, sondern zu werden, zeigt, dass einige von ihnen schon in die Falle des Widerwirkers geraten sind.

Einige haben keine rechte Gotteserkenntnis. Dies sind die in Vers 12 erwähnten, die nämlich sagen, dass es keine Auferstehung der Toten gebe. Nicht zur öffentlichen Beschämung einzelner hält der Apostel den Korinthern die mangelhafte Gotteserkenntnis vor, sondern damit sie im Herzen zur Einsicht gelangen, wobei die Gereiften mitwirken sollen, und zwar etwa wie in 2.Timotheus 2:24-26 verzeichnet: »Ein Sklave aber des Herrn soll nicht zanken, sondern gegen alle sanft sein, lehrtüchtig, Übles nachsichtig ertragend, die Widerstrebenden in Sanftmut erziehen, ob ihnen Gott nicht Umsinnung gebe, um zur Erkenntnis der Wahrheit zu kommen, damit sie wieder ernüchtert werden und aus der Falle des Wirderwirkers gelangen, zu desselben Willen sie von ihm lebendig gefangen sind.« Nach angemessener Zeit keine rechte Gotteserkenntnis zu haben, ist für Gläubige beschämend. Mögen wir uns darum das Wort Christi reichlich und nicht spärlich innewohnen lassen und uns gegenseitig in aller Weisheit belehren, zusprechen und ermahnen (Kol.3:16).

Wir werden alle verwandelt werden

(1.Kor.15:35-58)

 

In der Gemeinde zu Korinth hatten einige behauptet, dass es keine Auferstehung der Toten gebe. Paulus hatte daraufhin die Konsequenzen dieser Auffassung dargelegt, dass nämlich dann auch Christus nicht auferweckt worden und der Glaube inhaltslos wäre. Dann blieben auch die in Christus Entschlafenen umgekommen. Christus ist aber auferweckt worden, und durch Ihn kommt die Auferstehung der Toten, ja in Christus werden alle lebendig gemacht werden, das heißt unvergängliches Leben empfangen.

Nun greift Paulus zwei mögliche Fragen auf. »Doch es wird jemand erwidern: Wie werden die Toten auferweckt? Und mit was für einem Körper kommen sie (Vers 35). Die Frage nach dem Auferstehungskörper beantwortet er in den Versen 36 bis 50 und die nach dem Wie der Auferweckung in den Versen 51 bis 53. Zunächst geht er auf den zukünftigen Körper ein und sagt in Vers 36: »Du Unbesonnener! Was du säst, wird nicht lebendig gemacht, wenn es nicht zuvor stirbt Dies besagt ganz allgemein, dass alles durch das Sterben hindurch muss, um seinen Vollendungszustand zu erreichen. Unser gegenwärtiger Körper unterliegt dem Sterbensprozess, um eine Verwandlung zu erfahren.

Erläuternd schreibt Paulus in den Versen 37 und 38: »Was du auch säst, du säst doch nicht den Körper, der erst entstehen wird, sondern ein nacktes Korn, wenn es sich trifft, Weizen oder eines der übrigen Samen. Gott aber gibt ihm einen Körper, so wie Er will; und zwar einem jeden der Samen den ihm eigenen Körper Aus jedem Samen wird ein Körper entstehen, nicht der ursprüngliche in Gestalt des nackten Korns, sondern ein anderer, viel herrlicherer.

Mithin soll man nicht auf den einen Körper fixiert sein, den man bis jetzt kennt, denn man bekommt einen anderen, sieht man doch, wie Paulus in den Versen 39 bis 41 ausführt, dass es auf allen Gebieten sehr unterschiedliche Körper gibt: »Nicht alles Fleisch ist Fleisch derselben Art, sondern anders ist das der Menschen, wieder anders das Fleisch des Viehs, anders das Fleisch des Geflügels, noch anders das der Fische. So gibt es auch überhimmlische Körper und irdische Körper; doch andersartig ist die Herrlichkeit der überhimmlischen und wieder andersartig die der irdischen. Anders ist auch die Herrlichkeit der Sonne und anders die Herrlichkeit des Mondes, wieder anders die Herrlichkeit der Sterne; denn an Herrlichkeit überbietet ein Stern den anderen Stern

Mit was für einem Körper kommen sie?

 

»So ist es auch bei der Auferstehung der Toten«, verkündigt der Apostel in Vers 42, der zukünftige Körper ist anders als der gegenwärtige, und zwar überaus herrlich. Denn: »Gesät wird in Vergänglichkeit, auferweckt in Unvergänglichkeit! Gesät wird in Unehre, auferweckt in Herrlichkeit! Gesät wird in Schwachheit, auferweckt in Kraft! Gesät wird ein seelischer Körper, auferweckt ein geistlicher Körper (Verse 42 bis 44).

Vergänglich ist unser Körper, nicht nur, dass uns mit dem Vergehen eines jeden Tages unsere Vergänglichkeit vor Augen geführt wird - ein Virus kann uns hinwegraffen, und wer weiß schon, ob er den nächsten Tag erlebt? Christus Jesus aber wird den Tod aufheben und dafür Leben und Unvergänglichkeit ans Licht bringen (2.Tim.1:10). Unvergänglichkeit - das ist Leben im vollen Sinne des Wortes.

Unehrenhaft ist unser Körper bei all seiner Schönheit und seinen wunderbaren Funktionen, denn Schweiß und unangenehmer Geruch, zunehmende Falten und Makel, die zu verdecken wir uns befleißigen, erinnern ständig an die Niedrigkeit unseres Körpers. Herrlich aber und tadellos wird unser Körper in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus sein. Getreu ist, der uns berief; Er wird es auch tun (1.Thess.5:23,24). Er wird den Körper unserer Erniedrigung umwandeln und dem Seinen gleichgestalten (Phil.3:21).

Schwach ist unser Körper, nicht nur, dass wir ermüden, sondern dass wir vieles, was wir uns vorgenommen haben, trotz höchster Leistung nicht vollbringen können. In vielerlei Hinsicht fehlt es uns an Kraft. Wir werden aber einen Körper bekommen, der mit solch einer Kraft ausgestattet ist, dass uns nichts misslingt und wir alle unsere überhimmlischen Aufgaben erfüllen können.

Seelisch ist unser gegenwärtiger Körper, geistlich wird der zukünftige sein. Seelisch ist er, weil er weitgehend von den Eindrücken beeinflusst wird, die er über die Seele - sie ist das Bewusstsein - empfängt. Zwar können wir unseren Körper als ein lebendiges Opfer für Gott bereitstellen und einen geistlichen Wandel führen, noch aber besteht er aus Fleisch und Blut und fordert seine Rechte nach seinem seelischen Empfinden ein. Noch haben wir nicht den Auferstehungskörper, den wir auch als überhimmlischen Körper bezeichnen dürfen (V.49).

Dem letzten Adam gemäß

 

Paulus führt weiter aus: »Wenn es einen seelischen Körper gibt, dann gibt es auch einen geistlichen. So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele, der letzte Adam zu einem lebendig machenden Geist. Jedoch kam nicht zuerst das Geistliche, sondern das Seelische, und darauf das Geistliche« (Verse 44b bis 46). Adam wurde zu einer lebendigen Seele, als Jewe Elohim ihn aus Erdreich vom Boden geformt und Lebensodem in seine Nase gehaucht hatte (1.Mose 2:7). Adam wurde als Seele und nicht als Geist gekennzeichnet, weil das Seelische in ihm dominierte. Adams seelischer Körper war zwar sehr gut, aber keinesfalls als Endzustand gedacht. Adam sollte Vorläufer und Gegenstück zum zweiten Adam sein, Jesus Christus, dem lebendig machenden Geist. In der Gemeinschaft mit Christus nur erhält der Mensch einen geistlichen Körper.

Dem Überhimmlischen gemäß

 

In den Versen 47 bis 49 erläutert Paulus ferner: »Der erste Mensch ist aus Erde, von Erdreich; der zweite Mensch ist der Herr aus dem Himmel. Derart wie der von Erdreich ist, solcher Art sind auch die von Erdreich; und derart wie der Überhimmlische ist, solcher Art sind auch die Überhimmlischen. Und so wie wir das Bild dessen von Erdreich tragen, werden wir auch das Bild des Überhimmlischen tragen Wir werden mithin dem Bild des Sohnes Gottes gleichgestaltet werden. Dazu sind wir vorherbestimmt (Röm.8:29). Welch eine Herrlichkeit!

»Was wollen wir nun dazu vorbringen? Wenn Gott für uns ist, wer kann wider uns sein? Er, der doch Seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte Er uns nicht auch mit Ihm dies alles in Gnaden gewähren (Röm.8:31,32).

Fleisch und Blut werden nicht unvergänglich werden

 

Die Gegenüberstellung des Gegenwärtigen und des Zukünftigen abschließend, macht Paulus mit Vers 50 ganz deutlich: »Dies aber sage ich mit Nachdruck, meine Brüder: Dem Fleisch und Blut kann das Königreich Gottes nicht zugelost werden, noch wird der Vergänglichkeit die Unvergänglichkeit zugelost Unser Auferstehungskörper, den wir in den kommenden Äonen im überhimmlischen Königreich tragen werden, besteht also nicht aus Fleisch und Blut und ist somit nicht vergänglich. Blut wird nicht mehr benötigt, denn Energie aus Nahrungsmitteln muss nicht mehr zugeführt und Stoffwechselprodukte, wie sie bei einem ständigen Energieabbau entstehen, müssen nicht mehr abgeführt werden. Gott wird uns durch Seinen Geist alle Energie zuführen.

Auch Jesu Christi Körper, den Er zwischen Seiner Auferstehung und Seiner Himmelfahrt hatte, war ohne Blut; Er hatte es ja für alle ausgegossen. Sein Körper bestand aus Fleisch und Gebein (Luk.24:39). Viel größer noch aber ist die Herrlichkeit Seines gegenwärtigen Körpers, mit dem Er nur Saulus erschienen ist. Unser zukünftiger Körper wird Seinem überhimmlischen gleichen.

Fleisch von Erdreich passt ebenfalls nicht in die überhimmlischen Regionen. Wir dürfen nun allerdings nicht meinen, dass wir körperlos sein würden. Wir werden einen geistlichen Körper haben; ein solcher hat eine Gestalt, eine Form, ein Aussehen und wird nicht nur vom Geist Gottes geführt, sondern völlig durchflutet, versorgt und geprägt.

Wie ist nun dies zu verstehen, dass der Vergänglichkeit nicht die Unvergänglichkeit zugelost wird? Das heißt, dass dem Vergänglichen, so wie es jetzt ist, keine Unvergänglichkeit verliehen wird; das Vergängliche soll nicht das Bleibende sein.

Es ist also eine Verwandlung nötig.

Das Geheimnis der Verwandlung

 

An dieser Stelle nun darf der Apostel Paulus eines der vielen nur ihm geoffenbarten Geheimnisse bekannt geben: »Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenstoß« (V.51+52). Dieses Geheimnis betrifft nur uns, die Glieder des Körpers Christi. Es hat mit den Auferstehungen Israels, der ersten zum Leben und der zweiten zum Gericht, nichts zu tun (Joh.5:29), denn wir haben eine frühere Erwartung als Israel (Eph.1:12). Nicht erst nach der siebenjährigen Endzeit, sondern schon vor ihr werden wir auferstehen. Doch werden wir ja nicht alle entschlafen und somit auch nicht alle auferweckt werden, denn eine Anzahl Gläubiger wird am Tag Christi noch leben und bedarf mithin keiner Auferweckung. Wir wissen dies auch aus 1.Thessalonicher 4:15-17: »Wir Lebenden, die wir bis zur Anwesenheit des Herrn übrigbleiben, werden die Entschlafenen keinesfalls überholen; denn der Herr Selbst wird mit dem Befehlsruf, mit der Stimme des Botenfürsten und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabsteigen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Darauf werden wir Lebenden, die wir übrigbleiben, zugleich mit ihnen zusammen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein.«

Es war im Übrigen deshalb notwendig klarzustellen, dass die Lebenden die Entschlafenen nicht überholen, weil bislang aus dem Buch Daniel bekannt war, dass die Toten erst 75 Tage nach der Wiederkunft Jesu Christi auferweckt werden. Aus Kapitel 12:12,13 dieses Buches geht hervor, dass die Gläubigen aus Israel am Ende der Tage, nämlich nach 1335 Tagen, gerechnet von der Mitte des letzten Jahrsiebeners an, auferweckt werden.

Um auf das Paulus enthüllte Geheimnis zurückzukommen: Es besagt, dass wir alle verwandelt werden, die entschlafenen und die an jenem Tag noch lebenden Gläubigen in Christus Jesus. Die Verwandlung ist das Geheimnis, nicht die Auferweckung. Die Auferweckung gehört schon lange zu den Grundelementen des Glaubens; dann ist mit dem ersten Thessalonicherbrief für uns die Entrückung in die Luft hinzugekommen; jetzt aber erst wissen wir, dass die Verwandlung uns den unvergänglichen, überhimmlischen, geistlichen Körper verschafft, geeignet für die überhimmlischen Regionen. Für die in Christus Entschlafenen ist die Auferstehung zugleich die Verwandlung.

In Christus werden wir in diesem überwältigenden, unauslotbaren Maß verherrlicht! Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei Ihm dafür, dem Herrn der Herrlichkeit, und Seinem Gott und Vater, dem Vater der Herrlichkeit!

Beim letzten Posaunenstoß

 

Unsere Verwandlung geschieht in einem Nu, auf Griechisch en atomō, also in einer unteilbaren Zeiteinheit, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenstoß. Gemäß der Wirkungskraft, die Ihn befähigt, auch Sich das All unterzuordnen, wird unser Herr Jesus Christus, unser Retter, den wir aus den Himmeln erwarten, den Körper unserer Erniedrigung umwandeln und dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestalten (Phil.3:21).

Aus 1.Thessalonicher 4:16 wissen wir, dass unser Herr mit der Posaune Gottes vom Himmel herabsteigt. In Vers 52 unseres Schriftabschnitts erfahren wir dazu: »Denn Er wird posaunen, und die Toten werden auferweckt werden, unvergänglich, und wir werden verwandelt werden Die Posaune darf mit dem aus einem Widderhorn hergestellten Schofar verglichen werden, mit dem man im alten Israel vor Gefahren warnte, militärische Signale gab und bestimmte Festtage, aber auch die Thronbesteigung eines Königs ankündigte. Die Posaune, die unser Herr von Gott bekommt und in die Er bläst, ist nicht zu verwechseln mit den sieben Posaunen, die den sieben Gerichtsboten gegeben werden, um die Gerichte einzuleiten, bei denen jeweils ein Drittel bestimmter Dinge zerstört werden (Off.8:2 u.a.), auch nicht mit der Posaune des siebten Boten, mit der Christi Königsherrschaft über die Welt angekündigt wird (Off.11:15). Unser Herr Selbst wird posaunen, und zwar um eine der herrlichsten Handlungen durchzuführen, nämlich die Seinen lebendig zu machen, Sich gleichzugestalten und zu Sich in die Himmel zu führen, um sie allezeit um Sich zu haben als Seine vollendete Körperschaft und Sein Dienstorgan für die kommenden Äonen, mit den Worten von Epheser 1:23 gesagt: als »die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt.«

Ein heilsgeschichtliches Muss

 

Paulus rundet seine Aussage mit Vers 53 ab: »Denn dieses Vergängliche muss Unvergänglichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen Dies ist ein heilsgeschichtliches Muss, denn Christus ist das Leben und kann somit nicht anders handeln als uns Leben zu geben wie auch bald darauf Israel und beim Abschluss der Äonen in der Vollendung den Nichtauserwählten.

Christus triumphiert

 

Zusammen mit Christus triumphierend darf der Apostel Paulus nun schreiben und dürfen wir mitsprechen: »Wenn aber dieses Vergängliche Unvergänglichkeit anzieht und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anzieht, dann wird sich das Wort erfüllen, das geschrieben steht: Verschlungen wurde der Tod im Sieg! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel (V.54+55).

Das Wort, das bereits geschrieben stand, lautet: »Er verschlingt den Tod für dauernd« (Jes.25:8); »Wo sind, o Tod, deine Dornen? Wo ist, o Scheol, dein Stachel (Hos.13:14). Der Scheol ist das Ungewahrte, das Unwahrnehmbare, frei übertragen mit Totenreich. Paulus gebraucht hier das Wort Sheol in apostolischer Vollmacht nicht mehr, sondern spricht nur noch vom Tod, um den letzten Äon, den letzten Zeitraum vor der Vollendung einzubeziehen, in welchem es das Ungewahrte nicht mehr gibt (Off.20:14).

Der Tod wird verschlungen sein, man sieht nichts mehr von ihm, wie alles Verspeiste unsichtbar ist; am Tag Christi, am Tag unserer Entrückung sehen wir nur noch den Sieg, das Leben. Es ist der Sieg Christi, an dem wir teilhaben. Aus Liebe hat Er Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben, so den Sieg über Sünde und Tod erringend. Diesen Sieg drückt unser Herr Jesus Christus Johannes auf Patmos gegenüber so aus: »Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige: auch Ich war tot, und siehe, lebendig bin Ich für die Äonen der Äonen. Ich habe die Schlüssel des Todes und des Ungewahrten« (Off.1:18). Wer die Schlüssel hat, kann die Gefangenen befreien.

Wie weitreichend und umfassend die Aussage über das Verschlungenwerden des Todes auch immer ist, es geht in diesem Abschnitt des ersten Korintherbriefs um uns, die Glieder des Körpers Christi. Wir erfahren, was am Tage unserer Verwandlung geschieht. Der Tod wird für uns abgetan sein, und wir treten das äonische Leben an, in Christus Jesus, unserem Herrn, dem Sieger. Wir dürfen uns sogar danach sehnen, zu den in 2.Korinther 5:4 Angesprochenen zu gehören, deren Wunsch, nicht erst ausgezogen, sondern in dieser Lebenszeit von der Unsterblichkeit überzogen zu werden, erfüllt wird, damit das Sterbende vom Leben verschlungen werde.

»Tod, wo ist dein Sieg Der Tod, dieser Feind, wird für uns am Tag Christi abgetan, denn der Sieger und Retter Christus Jesus hebt den Tod auf und bringt dafür Leben und Unvergänglichkeit ans Licht, und zwar durch das Evangelium, für das Paulus als Herold, Apostel und Lehrer der Nationen eingesetzt wurde (2.Tim.1:10,11). Nur durch das Evangelium des Apostels Paulus wissen wir von den Einzelheiten und Besonderheiten unserer Auferstehung, insbesondere von unser aller Verwandlung, und freuen uns darauf in Erwartung unseres Herrn. Er Selbst ist unsere Erwartung (1.Tim.1:1). Mögen wir sehnlich auf Ihn harren, denn alle, die Sein Erscheinen wirklich lieben, sind nicht nur hier schon darin gesegnet, sondern ihnen ist als weiterer Segen der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt (2.Tim.4:8). Wer aus der Gerechtigkeit aus Glauben lebt und die ihr zugrunde liegende Gnade erkannt hat, wird des Herrn Erscheinen lieben.

»Tod, wo ist dein Stachel

 

Was ist der Stachel des Todes? Wir ziehen Vers 56 heran: »Der Stachel des Todes ist aber die Sünde, und die Kraft der Sünde liegt im Gesetz Buchstäblich handelt es sich bei einem Stachel um den mit einer Metallspitze bewehrten Stecken eines Viehtreibers. Es ist hart für ein Tier, gegen den Stachel auszuschlagen. Der Stachel verleiht also Macht. Die Macht des Todes beruht auf der Sünde, und zwar Adams. Durch seine Sünde kam der Tod in das Menschengeschlecht (Röm.5:12). Wir sterben, weil Adam gesündigt hatte. Durch diese Sünde hat der Tod die Macht über die Menschen. Doch angesichts unserer Lebendigmachung kann man nun frohlockend fragen: Tod, wo ist dein Stachel?, Tod, wo ist nun die Sünde, die du wider uns vorbringen konntest?

Die Kraft der Sünde liegt im Gesetz. Das Gesetz, oder besser die Übertretung des Gesetzes, liefert der Sünde das Gewicht, sodass der Tod sie machtvoll und zu Recht ins Feld führen kann. Der Begriff Gesetz kann nicht auf das Gesetz des Mose beschränkt werden, sondern muss jede Anweisung Gottes umfassen, so auch das Gebot Jewe Elohims an Adam, nicht von dem bestimmten Baum zu essen, denn Sünde wird nicht angerechnet, wenn kein Gesetz da ist, dennoch aber herrschte der Tod von Adam bis auf Mose auch über die, die nicht in der gleichen Übertretung wie Adam gesündigt hatten (Röm.5:13,14).

Gott aber sei Dank!

 

Was bleibt Paulus noch zu sagen? »Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt, durch unseren Herrn Jesus Christus (V.57). Durch unseren Herrn Jesus Christus, den Mittler zwischen Gott und Menschen, durch den, der für uns eintrat, haben wir allezeit im Geist Zutritt zum Vater und können wir Ihm in Dankbarkeit huldigen. Voller Freude über den Sieg dürfen wir überfließen in Dank Ihm gegenüber. Auferweckung, Verwandlung, Unvergänglichkeit, Unsterblichkeit, Leben, Herrlichkeit, Kraft, geistlicher Körper, überhimmlischer Körper - welch einen Sieg verkünden diese Worte, welche Segnungen hat unser Gott und Vater uns doch bereitet! Anbetung und Verherrlichung sei Ihm im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

Aufgrund dieser Verheißungen können wir im Übrigen in all unseren Beschwernissen überlegene Sieger sein - fest stehen und nicht schwanken -, und zwar durch den, der uns liebt und von dessen Liebe uns gar nichts und gar niemand scheiden kann (Röm.8:37).

Unsere Mühe ist nicht vergeblich

 

Noch etwas aber hat der Apostel zu sagen. Was folgt denn aus all den triumphalen Tatsachen? Er sagt es in Vers 58: »Daher, meine geliebten Brüder, werdet beständig, unverrückbar, im Werk des Herrn allezeit überfließend; wisst ihr doch, dass eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist »Daher«, weil die Toten auferweckt werden, ist die Heroldsbotschaft nicht inhaltslos und unser Glaube nicht nichtig. »Daher«, weil Christus auferstanden ist und lebt, ist es nicht sinnlos, sich im Werk des Herrn einzusetzen, ja sich aufbrauchen zu lassen (2.Kor.12:15), sogar vieles zu erdulden (2.Tim.2:10).

Mögen wir mithin beständig werden, fest im Glauben, im Wandel und im Dienst, und uns durch Stetigkeit, Ausdauer und Geduld auszeichnen. Mögen wir zudem unverrückbar werden, nicht wankelmütig sein und uns nicht entmutigen lassen. Lassen wir uns auch nicht aus dem Zentrum herauslocken, auf das droben zu sinnen, auf das, was Christi Sache ist. Wir müssen auch auf dem Glaubensgut des Apostels Paulus beharren und dürfen uns nicht von dem Erwartungsgut seines Evangeliums, der Allaussöhnung, fortbewegen lassen (Kol.1:23).

Im Werk des Herrn allezeit überfließen sollen wir angesichts des herrlichen Sieges, den Gott uns gibt. Dazu ist es erforderlich, sich Gott bereitzustellen und unsere Glieder für Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit (Röm.6:13). Wer seinen Körper Gott als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitstellt und sich nicht auf diesen Äon einstellt, sondern sich durch die geistliche Erneuerung seines Denksinns umgestalten lässt, ist in der Lage zu prüfen, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes im Dienst des Herrn im Einzelfall ist (Röm.12:1,2).

Bei alledem wissen wir, dass unsere Mühe im Herrn nicht vergeblich ist. Nein, keineswegs, denn das Wort Gottes kommt nicht leer zurück, sondern richtet aus, wozu Er es gesandt hat (Jes.55:11). Was unsere Aufgabe auch ist, ob wir das Evangelium verkündigen oder lehren, zusprechen oder ermahnen, Kranke besuchen oder Fürbitte tun, Versammlungen vorstehen oder Geld geben oder auf manche andere Weise unsere Rettung auswirken und Gottes uns in Herz gegebene Liebe wirksam werden lassen - es ist nicht vergeblich, sondern wird reiche Frucht bringen, sei es dass Auserwählte herausgerufen oder die Berufenen auferbaut werden, es ihnen also zum Wachstum hinein in Christus, unser Haupt, dient und sie an das Werk des Dienstes angepasst werden, der in der gegenwärtigen Heilsverwaltung der überströmenden Gnade zu tun ist - grundlegend ist da der Dienst der Versöhnung -; es wird viele erschlaffte Hände und gelähmte Knie wieder aufrichten (Heb.12:12).

Und wenn es uns dennoch scheint, dass unsere Anstrengung vergeblich war, weil niemand darauf achtete, so macht unser Gott Sich auch dieses dienlich, indem Er die Eigensinnigen etwa durch eine spätere Umsinnung zur Erkenntnis Seiner Geduld führt. Unser Gott und Vater weiß Sich über allem zu verherrlichen.

»Daher, meine geliebten Brüder (und Schwestern), werdet beständig, unverrückbar, im Werk des Herrn allezeit überfließend; wisst ihr doch, dass eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist Wohlgemerkt, eure Mühe im Herrn, nicht die nach der Überlieferung der Menschen, nicht die neben der Schrift, sondern die unserer Heilsverwaltung angemessene, dem Evangelium des Paulus gemäße und mithin vom Geist Gottes geleitete Mühe ist nicht vergeblich. Was in Auswirkung unserer Rettung im Gehorsam und in der Treue geschieht, ist wirksam. Was in der Liebe geschieht, bringt Frucht. Mögen wir darum als geliebte Kinder Nachahmer Gottes werden und in Liebe wandeln, so wie auch Christus uns liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch (Eph.5:1,2)!

 

Alles soll bei euch in Liebe geschehen!

-Abschließende Mitteilungen, Zusprüche und Grüße-

(1.Korinther 16)

Zum Schluss seines Briefes an die Korinther trifft der Apostel Paulus verschiedene Anordnungen, gibt Reisepläne bekannt, spricht mit Nachdruck zu und richtet Grüße aus.

Die Kollekte

Zuerst sagt er ein kurzes Wort zu der Kollekte für die verarmte Gemeinde in Jerusalem: »Was nun die Kollekte für die Heiligen betrifft, so haltet auch ihr es ebenso, wie ich es für die herausgerufenen Gemeinden Galatiens angeordnet habe: Jeweils an einem der Sabbattage lege jeder von euch für sich das zurück, worin es ihm gutgegangen sein mochte, und hebe es auf, damit die Kollekten nicht erst dann, wenn ich komme, vorgenommen werden« (Verse 1+2). Etwa fünf Jahre vorher schon, also um das Jahr 49 n. Chr., hatte Paulus den Galatern mitgeteilt, dass die Angesehenen in Jerusalem, Jakobus, Kephas und Johannes, ihm nahegelegt hatten, der Armen dort zu gedenken, und er sich befleißige, gerade dies zu tun (Gal.2:10). Ihre Armut stand wohl im Zusammenhang mit der Hungersnot, die unter Kaiser Claudius (41-54 n.Chr.) über die ganze bekannte Erde kam (Ap.11:28), zeigt aber deutlich, dass das Königreich Israels, statt mit vermehrten Segnungen näherzukommen, unter nachlassenden Segnungen in weite Ferne rückte.

Die Anordnung des Apostels ist eine Wohltat und entspricht der Liebe Gottes zu den Gläubigen: Es ist weder von einem Gesetz noch sonst einem ähnlichen Muss die Rede, auch nicht von einem Prozentsatz des Einkommens, sondern sie sollen von dem zurücklegen, worin es ihnen gutgegangen ist; sie sollen aus dem wirtschaftlichen Segen, den Gott ihnen gegeben hat, geben und ihn mit denen, die Mangel leiden, teilen, bewegt allein von der Gnade Gottes und Seiner in unseren Herzen ausgegossenen Liebe.

In Römer 15:26,27 vermerkt Paulus dazu: »Mazedonien und Achaja haben es gutgeheißen, eine Beisteuer für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem zu geben. Sie hießen dies gut, weil sie ja deren Schuldner sind; denn wenn die Nationen an deren geistlichen Gütern teilnehmen, so sind sie auch verpflichtet, eine Beisteuer zu den fleischlichen zu leisten Dies entsprach der damaligen heilsgeschichtlichen Verwaltung. Aber auch wir lernen daraus, dass wir bei aller Freiheit doch verpflichtet sind, in einem gegebenen Fall konkret zu handeln. Eine Beisteuer nennt Paulus die Gabe. Das griechische Wort dafür bedeutet im Grunde »Gemeinschaft«. Die Gemeinschaft der Heiligen verpflichtet zum Beistand. Das Band der Vollkommenheit ist die Liebe (Kol.3:14). Diese aber verbindet nicht nur, sondern bindet uns auch in unseren Überlegungen und Handlungen. Möge nur die Liebe uns in Fragen der Beisteuer binden.

Die Formulierungen, dass man »jeweils an einem der Sabbattage« etwas zurücklegen soll, weist darauf hin, dass die in 3.Mose 23:15,16 festgelegte Reihe von sieben Sabbaten zwischen Passah und Pfingsten bevorstand (vgl.Ap.20:7).

Paulus schreibt weiter: »Wenn ich dann angekommen bin, werde ich die von euch als bewährt Erachteten mit Briefen nach Jerusalem senden, damit diese eure Gunsterweisung überbringen. Falls es aber der Mühe wert ist, dass auch ich hingehe, sollen sie mit mir reisen« (Verse 3+4). Bei der Abfassung des ersten Korintherbriefs im Jahr 54 war noch nicht entschieden, ob er Brüder mit Empfehlungsschreiben senden oder selbst reisen wird. Falls er es aber für wichtig halten sollte, werde er reisen. Zwei Jahre später, als er an die Römer schrieb, konnte er klar sagen: »Zunächst gehe ich nun nach Jerusalem, um den Heiligen zu dienen« (Röm.15:25). Die gemeinsame Reise fand sodann im Jahr 56 statt (Ap.21). Was sie überbrachten, bezeichnet Paulus wörtlich als Gnade, die aber hier nicht im engen Sinn zu verstehen ist, sondern als Gunsterweisung und Wohltat, als Erweis der Liebe zu den Geschwistern.

Reisepläne

 

Wir lesen in den Versen 5 bis 9: »Ich werde aber zu euch kommen, wenn ich durch Mazedonien gezogen bin; denn ich komme über Mazedonien. Trifft es sich dann, so werde ich bei euch bleiben oder auch überwintern, damit ihr mir das Geleit geben könnt, wohin ich auch immer weiterreisen sollte. Denn ich will euch jetzt nicht nur auf der Durchreise sehen; erwarte ich doch, einige Zeit bei euch zu bleiben, wenn es der Herr gestattet. Ich werde aber bis Pfingsten hier in Ephesus bleiben; denn eine große und wirksame Tür hat sich mir aufgetan, doch es gibt viele Widerstrebende Paulus macht sich Gedanken über seine weiteren Arbeitsgebiete. Zunächst aber will er in Ephesus bleiben, denn der Herr hatte ihm eine Tür aufgetan, große und wirksame Möglichkeiten zur Verkündigung des Wortes. In Apostelgeschichte 19 berichtet Lukas, dass der Name des Herrn in Ephesus hoch erhoben wurde und des Herrn Wort nach der Verbrennung der Zauberbücher gewaltig wuchs und sich als stark erwies (Verse 17-20). - Möge unser Herr Jesus Christus auch uns offene Türen geben, Zugang zu Menschen und mancherlei Gelegenheiten, Ihn zu verkündigen und wie auch immer zu verherrlichen.

Des Paulus Reisepläne stehen unter dem köstlichen Vorbehalt: »... wenn es der Herr gestattet«, denn nicht des Paulus Gedanken sollen verwirklicht werden, sondern die Absichten des Herrn; nur Er hat den Überblick, nur Sein Ratschluss ist weise. Ein Sklave Christi Jesu sucht die Winke des Herrn zu erkennen.

In Vers 9 schreibt Paulus: »... doch es gibt viele Widerstrebende Drei Monate hatte Paulus freimütig in der Synagoge geredet. Dann verhärteten sich einige, waren widerspenstig und redeten Übles über den Weg Gottes, sodass Paulus die Gläubigen für die täglichen Unterredungen in der Schule des Tyrannus absonderte (Ap.19:8,9). Später kam es dann am Ende seines zweijährigen Aufenthalts in Ephesus zum Aufruhr der Silberschmiede (Ap.19:23-41). Unmittelbar danach reiste Paulus ab und kam über Mazedonien für drei Monate nach Griechenland und mithin auch in die Hauptstadt dieser römischen Provinz, Korinth. In Mazedonien verfasste er im Jahr 55 den zweiten Korintherbrief und in Korinth im Jahr 56 den Römerbrief. Dann richtete Paulus seinen Sinn fest darauf, nach Jerusalem und danach nach Rom zu gelangen (Ap.19:21; 20:22).

Fürsprache für Timotheus

 

Mit den Versen 10 und 11 legt Paulus den Korinthern ans Herz: »Wenn aber Timotheus kommt, so gebt Obacht, dass er furchtlos bei euch weilen kann; arbeitet er doch am Werk des Herrn wie auch ich. Keiner sollte ihn daher für nicht zuständig halten. Sendet ihn dann in Frieden weiter, damit er zu mir komme; denn ich warte auf ihn samt den Brüdern Paulus hatte Timotheus nach Korinth vorausgesandt (Ap.19:22; 20:4). Timotheus soll einen wichtigen Dienst unter den dortigen Gläubigen tun, sie nämlich in der Nachahmung des Apostels Paulus fördern und sie auf diese Weise auferbauen, wie wir aus Kapitel 4:16,17 wissen: »Ich spreche euch zu: Werdet meine Nachahmer! Deshalb sende ich Timotheus zu euch, der mein im Herrn geliebtes und treues Kind ist; er wird euch an meine Wege in Christus Jesus erinnern, so wie ich sie überall in jeder herausgerufenen Gemeinde lehre Paulus ist für die gegenwärtige Heilsverwaltung nicht nur unser Lehrer, sondern auch das Vorbild für unseren Wandel und Dienst, denn was er lehrte, das lebte er auch. Wie dankbar dürfen wir auch heutzutage sein für jeden »Timotheus«, den unser Herr Jesus Christus zu uns sendet und der uns durch das Evangelium des Apostels Paulus auferbaut!

Wieso sollte Timotheus Furcht vor den Korinthern haben? Die Selbstüberschätzung nicht weniger Heiliger, Hader, Eifersucht, Parteinahme und Spaltungen in der Gemeinde können dem jungen Mann durchaus Furcht einflößen. »Niemand verachte deine Jugend«, schreibt Paulus bei anderer Gelegenheit (1.Tim.4:12). Doch Timotheus arbeitet am Werk des Herrn wie auch Paulus, er ist Evangelist, Hirte und Lehrer sowie leidensbereit (1.Tim.4:13; 2.Tim.4:5); er ist kompetent.

Apollos betreffend

 

»Was aber den Bruder Apollos betrifft, so habe ich ihm vielfach zugesprochen, dass er sich mit den Brüdern zu euch begebe. Doch es war durchaus kein Wille ersichtlich, dass er nun käme. Er wird aber kommen, wenn sich ihm eine Gelegenheit bieten sollte« (Vers 12). Wenn auch zwischen Paulus und Apollos, diesem gelehrten Juden alexandrinischer Herkunft (Ap.18:24), sonst Eintracht bestand, so doch nicht in der Beurteilung, wann es für ihn angebracht sei, nach Korinth zu reisen. Apollos sträubte sich vermutlich deshalb, weil eine Partei in Korinth ihn zum Favoriten erkoren hatte und andere Lehrer abqualifizierte (Kap.1:12; 3:4; 4:6). Eine solche fleischliche Gesinnung lag Apollos fern; er mochte aber wohl nicht in den Strudel hineingezogen werden. Apollos werde aber nach Korinth gehen, wenn auch er findet, dass es wohlgelegen ist. In welchem Grade dies unbotmäßig war oder inwieweit Paulus andererseits diese Haltung schließlich doch akzeptierte, sei dahingestellt.

Der abschließende Aufruf

 

Wir kommen zum abschließenden, wesentliche Punkte eines Gott verherrlichenden Wandels prägnant vor Augen führenden Aufruf des Apostels in den Versen 13 und 14: »Wachet! Steht fest im Glauben! Seid mannhaft! Seid standhaft! Alles soll bei euch in Liebe geschehen

»Wachet

 

Da Paulus seine Ermahnung zur Wachsamkeit nicht auf einen bestimmten Punkt bezieht, dürfen wir ihn in umfassender Weise verstehen und sagen: Habt Acht auf euch selbst und die Lehre, damit die Wahrheit des Wortes nicht verdreht wird, sondern dass das Evangelium getreu gelehrt und des Herrn Wille ebenso gewissenhaft ausgeführt wird (vgl.1.Tim.4:16). Wir wissen ja, dass, wie Paulus in Apostelgeschichte 20:31 sagt, immer Männer aufstehen werden, die verdrehte Dinge reden. Und schließlich verbreitet der Satan seit eh und je viele Irrtümer mit großer List. Zum Wachen gehört auch, uns davor zu hüten, dass man uns durch Philosophie und leere Verführungen gemäß der Überlieferung der Menschen und den Grundregeln der Welt beraubt von Christus wegführt (Kol.2:8). Obacht sollen wir geben, wie wir genau wandeln, nicht als Unweise, sondern als Weise, indem wir jede Gelegenheit auskaufen in diesen bösen Tagen (Eph.5:15,16). Auch im Gebet sollen wir wachen und anhalten und um offene Türen zur Verkündigung des Geheimnisses des Christus - dies ist, dass alle in Ihm ihr Haupt finden werden - bitten (Kol.4:2,3).

Wie groß ist doch die Gnade, in der wir stehen und die sich gerade auch darin ausdrückt, dass die Frage, ob wir wachen oder schlummern, nicht über unsere Rettung entscheidet. Ein Israelit, der nicht wacht, wenn der Herr kommt, der nicht mit allen Sinnen auf den Herrn und Seinen Willen ausgerichtet ist, wird nicht gerettet werden (Mat.24:40-25:30). Wir, die Glieder des Körpers Christi, gerechtfertigt allein durch Glauben und nicht wie Israel durch Glauben und eine Umsinnung, die durch gute Werke zu bestätigen ist (2.Pet.1:10), sind allein in der Gnade zur Rettung gesetzt; ob wir wachen oder schlummern, wir werden mit Christus leben (1.Thess.5:9,10).

»Steht fest im Glauben

 

Wie steht man fest im Glauben? Wiederum nur durch Glauben, indem wir nämlich schlicht und treu Gott alles glauben, alle unsere Gedanken Seinem Wort unterordnend. Wer fest im Glauben steht, hat völlige Gewissheit über alle geistlichen Segnungen in Christus Jesus, Frieden über allen Wegen Gottes, Zuversicht und Freude und lässt sich im Dienst des Herrn nicht entmutigen. Unsicher, wankelmütig und im Wirken nicht stetig sind dagegen die Geschwister, die über das hinaus sinnen, was geschrieben steht und mithin schlussfolgern, eigene Gedankengebäude entwickeln und Sonderlehren verbreiten.

Wer den Langschild des Glaubens aufgenommen hat, kann alle glühenden Pfeile des Bösen löschen; wer Gottes Worten vertraut (Voraussetzung ist, dass man sie kennt), steht fest. Darum lasst euch das Wort Gottes reichlich innewohnen und nicht spärlich!

»Seid mannhaft

 

Mannhaft sollen wir sein und das Stadium der Kindheit hinter uns lassen. Wie ein erwachsener Mann, wie ein gereifter Mann sollen wir Gläubige uns verhalten. In 1.Korinther 14:20 schreibt Paulus: »Brüder, werdet nicht wie kleine Kinder in eurem Sinnen und Denken. Im Üblen solltet ihr wohl unmündig sein, aber im Sinnen und Denken gereift werden Es ist insbesondere der Dienst der Evangelisten, Hirten und Lehrer, die Heiligen aufzuerbauen, bis sie alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum gereiften Mann, zum Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus, damit sie nicht mehr Unmündige seien (Eph.4:11-14). Aber auch ein jeder unter uns ist aufgerufen, zum Wachstum aller beizutragen durch Belehrung, Ermahnung und Zuspruch (Eph.4:16; Kol.3:16: 1.Thess.5:11).

»Seid standhaft

 

Standhaft sollen wir sein, kraftvollen Halt sollen wir haben. Das hängt mit dem festen Stehen im Glauben zusammen, es geht aber mehr um das Standhalten gegenüber Angriffen. Wer fest steht, wird leichter standhalten können, und wer den Kriegslisten des Widerwirkers widerstanden hat, steht im Ergebnis wiederum fest. Dies erinnert uns an Psalm 31:25: »Seid standhaft, und Er wird euer Herz festigen, alle, die ihr auf Jewe wartet Mögen wir uns entschließen, standhaft sein zu wollen und auch darum beten, wie Paulus es in Epheser 3:16 tut, dass unser Gott und Vater es uns gebe - dem Reichtum Seiner Herrlichkeit entsprechend - durch Seinen Geist in Kraft standhaft zu werden am inneren Menschen. Standhaftigkeit ist mit Kraft verbunden. Kraftvoll ist, wer die gesamte Waffenrüstung Gottes angelegt hat, also seine Lenden mit dem Wort der Wahrheit umgürtet und den Panzer der Gerechtigkeit angezogen hat, auch bereit ist, das Evangelium des Friedens und der Versöhnung in Wort und Verhalten zu verkündigen, und den Langschild des Glaubens aufgenommen hat (Eph.6:10-17).

Unverrückbar sollen wir sein (1.Kor.15:58) und uns nicht fortbewegen lassen von dem Evangelium des Apostels Paulus.

»Alles soll bei euch in Liebe geschehen

 

Daran kann es keinen Zweifel geben, und doch - wie nötig ist es, dies unter den Heiligen zu sagen! Denn nicht ohne Anlass schrieb bereits Paulus an die Galater: »Wenn ihr aber einander beißt und fresst, so hütet euch, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet (5:15).

Wer es nicht fertig bringt, den Bruder und die Schwester zu lieben, erinnere sich daran, dass er die Liebe nicht aus sich selbst hervorbringen kann, sondern sie Gottes Gabe ist, denn als uns der Glaube in Gnaden gewährt wurde (Phil.1:29), goss Gott Seine Liebe in unseren Herzen aus (Röm.5:5). Da unser Wirken stets nur das Auswirken dessen ist, was Gott in uns bewirkt, lasst uns den Herrn bitten, dass Er unsere Herzen auf die Liebe Gottes und auf das Erdulden des Christus ausrichte (2.Thess.3:5). Dann wird Wirklichkeit, dass wir allezeit auf das Beste des anderen bedacht sind.

Die Liebe ist eine der drei Gnadengaben, die alle Gläubigen haben (1.Kor.13:13). Mögen wir ihr nachjagen, unser ganzes Sinnen auf den selbstlosen Dienst am Nächsten ausrichten (1.Kor.14:1), doch immer gebunden an das Evangelium für die gegenwärtige Heilsverwaltung und immer zur Verherrlichung Gottes.

Wenn wir einander durch die Liebe dienen, wird die Körperschaft des Christus erbaut. Eine vollkommene Gemeinschaft wird durch die Liebe, das Band der Vollkommenheit (Kol.3:14), erreicht.

Darum lasst uns, geliebte Brüder und Schwestern in Christus Jesus, als geliebte Kinder Gottes Seine Nachahmer werden und in Liebe wandeln, so wie auch Christus uns liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch (Eph.5:1,2).

Unsere Unterordnung unter die sich Abmühenden

 

Nun kommt Paulus auf einen weiteren Punkt der Gemeinschaft zu sprechen, nämlich die Anerkennung der Mitarbeiter und die Unterordnung unter sie. Er schreibt in den Versen 15 und 16: »Ich spreche euch nun zu, meine Brüder: Ihr seid mit dem Hause des Stephanas und Fortunatus vertraut, das die Erstlingsfrucht in Achaja ist; beide haben sich selbst zum Dienst an den Heiligen verordnet. Ich spreche euch zu, dass auch ihr euch solchen unterordnet, wie auch jedem Mitarbeiter, der sich abmüht Stephanas und Fortunatus, die ersten, die in der Provinz Achaja zum Glauben kamen, haben sich selbst zum Dienst bereitgestellt. Es war ihr Entschluss, den Heiligen beständig zu dienen; bewirkt hat Gott ihn. Vom Geist Gottes geleitete Menschen entschließen sich zu Gott wohlgefälligem Tun. Solchen sollen wir uns unterordnen, also nicht nur die Ältesten doppelter Ehre würdig halten (1.Tim.5:17) und auch einander in der Frucht Christi unterordnen (Eph.5:21), sondern insbesondere jedem, der sich um die Gläubigen abmüht. Dies hatte Paulus schon den Thessalonichern gesagt: »Wir ersuchen euch aber, Brüder, auf die zu merken, die sich unter euch mühen, euch vorstehen im Herrn und euch ermahnen, und sie über alle Maßen in Liebe zu achten um ihres Werkes willen (1.Thess.5:12,13).

Paulus fährt fort: »Ich freue mich über die Anwesenheit des Stephanas, des Fortunatus und das Achaikus, weil diese den Mangel in eurem Dienst ausfüllen; beruhigen sie doch meinen Geist und den euren. Erkennt nun solche Mitarbeiter an (Verse 17+18). Was die Korinther an Paulus versäumen - diesen Mangel füllen diese drei Männer aus, die bei Paulus in Ephesus sind; sie geben Paulus Hoffnung im Hinblick auf die von mancherlei Hader gezeichnete Gemeinde in Korinth. Solche Brüder sollen sie anerkennen und in Ehren halten.

Was uns anbelangt: Lassen wir uns mit den Worten von Hebräer 6:10 ermutigen, den Heiligen zur Verherrlichung Gottes zu dienen: »Gott ist nicht ungerecht, dass Er eurer Arbeit und der Liebe etwa vergesse, die ihr für Seinen Namen dadurch erzeigt habt, dass ihr den Heiligen dientet und noch dient

Grüße

 

Ausdruck der Verbundenheit sind die abschließenden Grüße: »Es grüßen euch die herausgerufenen Gemeinden der Provinz Asien. Es grüßen euch vielmals im Herrn Aquila und Priska zusammen mit der herausgerufenen Gemeinde in ihrem Haus. Es grüßen euch alle Brüder. Grüßt einander mit heiligem Kuss (Verse 19+20). Auch die Gemeinden im Hinterland von Ephesus lassen also grüßen, wozu zum Beispiel Kolossä in der Landschaft Phrygien gehörte. Es bestand übrigens ein reger Verkehr zwischen allen paulinischen Gemeinden, sodass man sich zwar zu einem begrenzten, aber doch guten Teil auch persönlich kannte. Wir haben ja gerade gelesen, dass die drei Korinther Stephanas, Fortunatus und Achaikus in Ephesus waren.

Aquila, ein Mitarbeiter des Paulus, ein Zeltmacher ebenso wie dieser, und seine Frau Priska - beide waren den Korinthern bekannt, weil sie einige Zeit dort gewohnt hatten (Ap.18:2,3) - grüßen und mit ihnen die herausgerufene Gemeinde in ihrem Haus. Eine Hausversammlung kann mithin eine Gemeinde sein. Es war damals üblich, sich in einem Wohnhaus zu treffen. Auch heute bilden die Geschwister eines Ortes oder Ortsteils - und sei ihre Zahl noch so gering, dass ein Wohnzimmer ausreicht - eine Gemeinde.

Des Weiteren haben auch alle anderen Brüder - wohl von anderen Gemeinden als der des Aquila - Paulus in der Verbundenheit des Geistes Grüße aufgetragen.

Mit heiligem Kuss grüßen sollen sich nun die Korinther untereinander. Der Brief des Paulus dürfte zu ihrem geistlichen Wachstum im gegenseitigen Annehmen und in gelebter Versöhnung beigetragen haben, sodass sie in der geschwisterlichen Freundschaft einander nun so herzlich zugetan sein konnten.

Des Paulus Gruß und Bannspruch

 

Es folgen der Gruß und der Bannspruch des Paulus: »Hier der Gruß mit meiner (des Paulus) Hand. Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht liebhat, der sei in den Bann getan! Maran atha (Verse 21+22). Paulus hat den Brief diktiert und fügt seinen persönlichen Gruß mit der eigenen Hand hinzu.

Was Paulus geschrieben hat, ist ihm ernst. Wer seinen Brief nicht beachtet, hat den Herrn Jesus Christus nicht lieb. In der Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes, Jesus Christus, zu stehen (1.Kor.1:9), schließt ein, gute Gemeinschaft mit den Geschwistern in Christus Jesus zu haben, die aber in Korinth durch Spaltungen und Eifersucht, Aufgeblasenheit, Duldung gröbster Sünden, Rechtshändel untereinander und Rücksichtslosigkeit gegen die Geschwister sehr gestört war. Des Paulus Brief wird nun diejenigen, die den Herrn wirklich lieb haben, ändern; wer aber dem Herrn nicht wohlgefällig sein will, der sei in den Bann getan, der sei hiermit aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Was »in den Bann tun« bedeutet, finde ich in 2.Thessalonicher 3:14,15 klar beschrieben: »Wenn jemand unserem Wort in diesem Brief nicht gehorcht, so lasst es euch ein Zeichen sein, was diesen betrifft, keinen Umgang mit ihm zu haben, damit er beschämt werde; aber erachtet ihn nicht als einen Feind, sondern ermahnt ihn als Bruder.«

»Die Freundschaft dieser Welt bedeutet Feindschaft Gott gegenüber«, ist in Jakobus 4:4 zu lesen; auf Korinth übertragen: Das Festhalten am eigensüchtigen Wandel bedeutet Feindschaft gegen Gott. So bekräftigt der Apostel seinen Bannspruch, indem er ihn mit einer vertrauten Redewendung wiederholt: Maran atha, im Bann bis du!

Maran (aramäisch) heißt: im Bann; atha (chaldäisch): bist du. Je nach Auffassung, ob man es mit einem hebräischen, aramäischen oder syrischen Begriff zu tun hat, gibt es die unterschiedlichsten Übersetzungen; die bekannteste ist wohl: Unser Herr kommt. Das Kommen unseres Herrn aber lässt sich mit einem Bann überhaupt nicht in Verbindung bringen.

[Es übersetzen:

die konkordante Übersetzung: maran: im Bann (aram.)

atha: bist du (chald.)

Langenberg: Unser Herr kommt (syr.)

Rienecker: Herr, komm! (aram.)

Menge/Güthling: Unser Herr kommt (aram.)

Bauer/Aland: Unser Herr ist gekommen (aram.)

marana tha: Unser Herr, komm!

FHB: Der Lichtrufer trifft ein (hebr.)]

Gnade und Liebe

 

Paulus schließt den Brief mit den Worten: »Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch! Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus. Amen!« (Verse 23+24). Wenn die Gnade alle völlig erfüllt, ja überwältigt, die Gnade, die sie aus der tiefsten Tiefe der Sünde und Gottesfeindschaft herausgerufen und sie gereinigt, gerechtfertigt und geheiligt hat, dann wird die Gemeinde zu Korinth im Innersten erneuert.

Und wenn sie die Liebe des Paulus erkennen, die er trotz ihrer geringen Liebe zu ihm ihnen gegenüber hat (2.Kor.12:15) - es ist die in Christus Jesus -, dann werden sie von dieser Liebe angesteckt und umgewandelt in das Bild Christi. Amen!

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

65824 Schwalbach a. Ts.