Der Tag des Herrn

 

  Der Tag des Herrn kann uns nicht ergreifen, weil dies so geschrieben steht (1. Thess. 5:4), zumal wir vorher verwandelt (1. Kor. 15:51) und entrückt werden (1. Thess. 4:17) und der Zorn Gottes über Gerechtfertigte und mit Ihm Ausgesöhnte nicht kommen kann.

 

Der Tag Jewes

 

  Was ist der Tag des Herrn, im Alten Testament Tag Jewes genannt?

  Bei den Propheten ist zu lesen:

  »Siehe, der Tag Jewes kommt, grausam mit überwallendem (Ingrimm) und Zorneshitze, das Land zur Öde zu machen, und seine Sünder vertilgt Er aus ihm. Denn die Sterne der Himmel und ihre Gestirne lassen ihr Licht nicht leuchten. Finster ist die Sonne bei ihrem Aufgang, und der Mond lässt sein Licht nicht erglänzen. Und ich suche das Böse auf dem Wohnland heim und auf den Frevlern ihre Vergehung. Und Ich mache dem Hochmut der Vermessenen ein Ende, und den Stolz der Furchteinjagenden erniedrige Ich. Ich mache den Mann kostbarer als Gold und den Menschen  (kostbarer) als gelbes (Gold) aus Ophir (Ostküste Afrikas), (weil selten). Darum mache Ich die Himmel erbeben, und das Land erschüttert weg von seinem Ort im überwallenden (Ingrimm) Jewes der Heere und am Tag Seiner Zorneshitze« (Jes. 13:9 - 13).

  »Fliehet aus Babels Mitte, und jedermann sehe zu, dass seine Seele entkomme. Nicht mögt ihr umkommen infolge ihrer Vergehung, denn dies ist die Zeit der Rache Jewes, Er vergilt ihr« (Jer. 51:6).

  »Alle Bewohner des Landes erbeben, denn es kommt der Tag Jewes, denn er ist nahe, ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und Wetterdunkels« (Joel 2:1). »Und Ich gebe überführende (Beweise, Zeichen) in den Himmeln und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen. Die Sonne wird in Finsternis verwandelt und der Mond in Blut vor dem (wörtl. angesichts) Kommen des Tages Jewes, des großen und gefürchteten« (Joel 3:2; Ap. 2:19 - 21).

  »Nahe ist der große Tag Jewes, nahe und überaus schnell kommend … ein Tag des überwallenden (Ingrimms) ist jener Tag, ein Tag der Bedrängnis und Angst, ein Tag des Verheerens und Verheertseins, ein Tag der Finsternis und Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und Wetterdunkels … weil sie gegen Jewe gesündigt haben … und im Feuer Seines Eifers wird all das Land verzehrt werden, denn gänzliches (Gericht) und auch Entsetzen wird Er wirken an allen Bewohnern des Landes« (Zeph. 1:14 - 18).

  Wie sich aus dem Buch Daniel und dem Buch der Enthüllung Jesu Christi, gewöhnlich Offenbarung des Johannes genannt, ergibt, ist der Tag des Herrn die siebenjährige Endzeit, die Zeit der Zornesgerichte Gottes.

  Zum Tag des Herrn zählt aber auch die Zeit des tausendjährigen Königreichs Israels, wird doch an jenem Tag Jewe der König über all das Land der Erde sein; Er wird der Einzige sein und Sein Name der Einzige. An jenem Tag wird auf den Zimbeln der Rosse stehen: »Heil dem Jewe!« (Sach. 14:9, 20). Petrus schreibt vom Vergehen der Erde am Ende des Tages des Herrn (2. Pet. 3:10).

  Jewe ist Gott, der Vater, der da Geist ist (Joh. 4:24), so wie Er in Christus, Seinem Abbild und Seinem Wort, wahrnehmbar ist und wie Er in der Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit (Heb. 1:3), eben in Christus, für die Menschen erfassbar ist. Für das Tausendjahrreich gesagt: Unser Herr Jesus Christus wird als König über die ganze Erde herrschen; David wird Sein Mitregent sein (Hes. 37:24; 43:7).

  Jesus schildert die Ereignisse der letzten sieben Jahre des gegenwärtigen bösen Äons (Gal. 1:4) in Seiner großen Endzeitrede auf die Frage der Jünger hin: »Sage uns, wann wird dies sein, und welches ist das Zeichen Deiner Anwesenheit und des Abschlusses des Äons?« (Mat. 24; Mark. 13; Luk. 21).

  Es gibt übrigens verschieden Tage: Heute leben wir im Tag des Menschen, an welchem die Menschen das Sagen zu meinen haben

(1. Kor. 4:3). Es folgt der Tag des Herrn. Und dann folgt der Tag Gottes (2. Pet. 3:12), der Äon der neuen Erde und des neuen Himmels (Off. 21:1 - 22:5).

 

Wie ein Dieb

 

  »Der Tag des Herrn aber wird eintreffen wie ein Dieb«, schreibt Petrus (2. Pet. 3:10). Dies betont auch Paulus (1. Thess. 5:2, 4). Er kommt also ganz plötzlich. Niemand kann ihn zeitlich näher bestimmen. Rein sachbezogen ist es so, dass alles, was wir heute in der Welt sehen und hören, selbstverständlich der Vorbereitung jenes Tages dient. Es lässt sich aber nicht sagen, ob irgendeine Tatsache, eine Gegebenheit oder ein Ereignis sich noch am selben Tag oder erst nach Jahrzehnten auswirkt, ebenso wie bei einem Pulverfass, das jahrzehntelang dasteht, aber erst bei einem Funken in die Luft fliegt.

  Für das nächste heilsgeschichtliche Ereignis, nämlich unsere Verwandlung in das Bild Christi (Röm. 8:29) und unsere Entrückung zu Ihm hin, gibt es überhaupt keine vorbereitende Gegebenheit.

  Was den Tag des Herrn anbelangt, hat Israel eine gewisse zeitliche Orientierung, weil Hosea 6: 1- 3 sagt, dass sie zwei Tage, also zweitausend Jahre (2. Pet. 3:8), geschlagen und zerrissen und erst am dritten Tag geheilt werden; dann werden sie vor dem Angesicht Jesu leben.

  Aber auf einmal wird alles ganz schnell gehen, wie wir auch aus dem Gleichnis vom Senfkorn wissen (Mat. 13:31, 32). Senfpflanzen auf dem Acker sind eine üble Sache. Das fast unnatürlich anmutende rasche Wachstum des Senfkorns steht im krassen Gegensatz zu der Art, wie das Weizenkorn wächst. Das schnelle Aufschießen des Senfkorns drückt das rasante Überhandnehmen der Gesetzlosigkeit zur Endzeit hin aus, ebenso wie das Aufkommen des antichristlichen Weltreichs in der Endzeit, in welchem Israel, und zwar das abtrünnige, dargestellt durch die Hure Babylon, eine führende Rolle spielen wird und in welchem die Vögel – sie sind uns aus dem Gleichnis vom Sämann (Mat. 13:3 - 23) als Bild für den Satan und die bösen Geister bekannt – zuhause sein und ihre Macht ausüben werden. Israel wird mit einem Male Großmacht sein und alle Fäden der Wirtschafts- und Finanzpolitik in Händen halten. Es wird zur Behausung der Dämonen und unreinen Geister werden (Mat. 12:45; Off. 18:2). Israel wird dem furchtbaren Betrug des Satans zum Opfer fallen und den Antichristus, den Menschen der Gesetzlosigkeit (2. Thess. 2:3), im Buch der Enthüllung Jesu Christi »wildes Tier« genannt, für den wahren Christus halten und dessen Reich für die Erfüllung der Verheißungen. Der Herr hatte sie davor gewarnt, als Er sagte: »Ich bin im Namen Meines Vaters gekommen, doch ihr nehmt Mich nicht auf. Wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, werdet ihr denselben aufnehmen« (Joh. 5:43). Der andere ist der falsche Messias.

 

Was sagt der Prophet Daniel?

  Was sagt der Prophet Daniel? Daniel deutet den Traum Nebukadnezars, des Königs von Babel, von einem Standbild mit einem Haupt aus Gold, Brust und Armen aus Silber, einem Unterleib aus Kupfer und Beinen aus Eisen als vier aufeinanderfolgende Weltreiche, nämlich Babel, Persien, Griechenland und das altchristliche Weltreich (Dan. 2). Das letzte Weltreich wird zerstört, wenn Christus wiederkommt und Sein Königreich für die beiden kommenden Äonen aufrichtet (Dan. 2:44).

  Rom gehört nicht zu den Königreichen, die über die ganze damals bekannte Welt Vollmacht hatten und die übrigens allesamt Babel zur Hauptstadt haben. Im Königreich der Himmel, in welchem also himmlische Verhältnisse, wie Frieden und Gerechtigkeit, auf der Erde herrschen, wird Jerusalem die Hauptstadt sein.

  Des Weiteren sah Daniel vier gewaltige Tiere, und zwar nicht nacheinander, sondern als gleichzeitig lebend (Dan. 7). Sie verkörpern die vier Weltreligionen, das östliche Tier, die Löwin, den Buddhismus, das zweite Tier (von Osten), die Bärin, den Hinduismus, das dritte Tier, die Leopardin, den Islam, und das westliche, das vierte und schreckliche Tier, symbolisiert das glaubenslose Christentum. Alle diese Tiere zusammen und vereinigt, werden durch das wilde Tier aus Offenbarung 13: 1 + 2, den Antichristus samt seiner Organisation, dargestellt. Beim Kommen Jesu Christi werden die drei erstgenannten Tiere kraftlos gemacht und das vierte Tier umgebracht (Dan. 7:11, 12). Und dann werden die jüdischen Missionare des Messias alle Nationen zu Jüngern Jesu machen (Mat. 28:19).

  Für das Verständnis der Heilsgeschichte Gottes ist es sehr wichtig, um die siebzig Siebener zu wissen. Wir lesen in Daniel 9:24: »Siebzig (Jahr-)Siebener sind für dein Volk (also Israel) und für deine heilige Stadt abgetrennt.«

  Auch der letzte, der siebzigste Jahrsiebener, die siebenjährige Endzeit, ist nicht für uns, die Glieder der Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph. 1:23), bestimmt, sondern für Israel.

  Daniel schreibt, dass der Messias nach sieben und 62, also 69 Jahrsiebenern abgeschnitten, das heißt getötet wird (Dan. 9:26). Als unser Herr Jesus Christus sagte: »Erfüllt ist die Frist, und genaht hat sich das Königreich Gottes« (Mark. 1:15), wussten die gläubigen Juden, dass die Frist der 69 Jahrsiebener bald enden würde. Die Frist zählt vom »Ausgang des Wortes, zurückzukehren und Jerusalem aufzubauen« (Dan. 9:25), also vom Erlass des persischen Regenten Artaxerxes im ersten Monat des Jahres 445 v. Chr. (vermutlich am 9. Tag), mithin etwa dem 14. 3. 445 v. Chr., bis zu Jesu Einzug in Jerusalem am Sabbat, dem 9. Nisan oder 5.April des Jahres 32 n. Chr. (Neh. 2:1, 7, 8). 69 Jahrsiebener sind 483 Jahre zu 360 Tagen (173.880 Tage) oder 476 Jahre zu 24 Tage nach unserem Kalender. Der Tag der Kreuzigung Jesu, der Passahtag, war der 14. Nisan 32 n. Chr., Donnerstag, der 10. 4. 32 n. Chr.

  Nach siebzig Siebenern wird das Königreich Israels aufgerichtet. Es fehlt nur noch der siebzigste Siebener, es stehen nur noch sieben Jahre aus – in der Geschichte Israels wohlgemerkt, das in den Zornesgerichten geläutert und die Scheidung von Spreu und Weizen erfahren wird. Die Spreu kann das äonische Leben im Königreich selbstverständlich nicht erlangen.

  Es kann sein, dass wir noch erleben, was in Daniel elf geschrieben steht, dass nämlich das Südland, das mag Ägypten sein, und das Nordland, das dürfte Syrien sein, gegeneinander kämpfen. Nach dem Tod des Regenten des Nordlands, tritt ein Verachteter an dessen Stelle. »Doch er wird mit Leichtigkeit daherkommen und das Königreich durch seine glatte Art festigen« (Dan. 11:21). Dieser Mann ist der Antichristus. Er schreitet von Sieg zu Sieg.

  Israel will nicht von dessen alles überflutenden Heeren erobert werden und schließt deshalb einen siebenjährigen Bund mit dem Antichristus. Das werden wir keinesfalls mehr erleben. Stolz sagen die in Jerusalem: »Wir schlossen mit dem Tod einen Bund und haben mit dem Scheol (dem Unwahrnehmbaren, dem Totenreich) einen augenfälligen (Vertrag) gemacht. Die überflutende Peitsche, die da einherfährt, über uns wird sie nicht kommen, denn wir haben Lüge zu unserer Bergung gemacht und in Falschheit uns geborgen« (Jes. 28:15).

  »Dann wird er (der Antichristus) Herr eines Bundes mit den Vielen sein für einen Siebener; zur Hälfte des Siebeners wird er das Opfer und das Nahungsgeschenk aufhören lassen, und auf einem Flügel des Heiligtum werden Gräuel der Verödung aufgestellt sein« (Dan. 9:27; 11:30, 31). Er wird also den Bund brechen. Darauf nahm unser Herr Jesus Christus in Matthäus 24 Bezug, als Er nach der Schilderung der Ereignisse in der ersten Hälfte des Tages des Herrn sagte: »Wenn ihr nun den vom Propheten Daniel angesagten Gräuel der Verödung in der heiligen Stätte stehen seht …, dann sollen die in Judäa in die Berge fliehen! Wer auf dem Flachdach ist, steige nicht erst hinab, um etwas aus seinem Haus mitzunehmen, und wer auf dem Feld ist, kehre nicht zurück, um noch sein Obergewand aufzunehmen« (Mat. 24:15 - 18). Der Gräuel der Verödung besteht darin, dass der Tempel seines Rituals beraubt ist und das Standbild des wilden Tieres darin steht. Dem anderen wilden Tier, frei interpretiert als der Propagandaminister des Antichristus, »wurde es gegeben, dem Bild des wilden Tieres Geist zu verleihen, sodass das Bild des wilden Tieres sogar sprach. Und es veranlasste, dass alle getötet würden, die das Bild des wilden Tieres nicht anbeteten« (Off. 13:15).

  Das wilde Tier ist ein Jude, wie Daniel 11:37 erkennen lässt: »Für den Elohim seiner Väter wird er kein Verständnis haben«. Ebenso wie Christus ein Jude ist, so auch der Antichristus. Ein Nichtjude kann nicht der Messias sein.

 

Die Offenbarung des Johannes

 

  Johannes auf Patmos war im Geist im Tag des Herrn (Off. 1:10). Da der Tag des Herrn, der gefürchtete, heute noch Zukunft ist, ist alles, was Johannes sah und hörte, also das gesamte Buch der Enthüllung Jesu Christi, noch Zukunft.

  Etwa die Hälfte der Menschheit wird in den Gerichten umkommen (Off. 6:8; 9:18); überleben werden in Sonderheit diejenigen, die dem Herrn Jesus glauben und Ihm gehorchen, wozu es gehört, auch die Sendschreiben an die dann bestehenden sieben jüdischen Gemeinden zu beherzigen (Off. 2 + 3).

  In den ersten dreieinhalb Jahren werden die ersten vier Siegel geöffnet, die von Eroberung, Krieg, Teuerung und Tod sprechen, wobei Offenbarung 6:2 Matthäus 24:5 entspricht, 6:3 Matthäus 24:6 und 6:5 mit Matthäus 24:7 korrespondiert. Noch wird die Anbetung Gottes im Tempel zu Jerusalem nicht gestört.

  In der Mitte des Jahrsiebeners bricht das wilde Tier den Bund mit Israel, und fordert Anbetung; die Verfolgung derer, die dies nicht tun, und damit die große Drangsal der Heiligen beginnt. »Dann wird eine derartig große Drangsal sein, wie sie seit Anfang der Welt bis nun noch nicht gewesen ist noch je sein wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt wären, so würde keinerlei Fleisch gerettet werden; jedoch um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden« (Mat. 24:21, 22).

  Übrigens werden je 12.000 unverheiratete junge Männer aus jedem der zwölf israelitischen Stämme, die keine Hurerei trieben (Hurerei ist Geschlechtsverkehr zweier nicht miteinander Verheirateten), versiegelt, sodass der Antichristus sie nicht behelligen kann (Off. 7:3 - 8; 14:4). Des Weiteren werden die Gläubigen, die in die Wüste Juda flohen, dort 1260 Tage lang von Gott ernährt (Off. 12:6, 13 - 17). Und dann gibt es da auch eine zahlreiche Schar von Juden in der ganzen Welt, die niemand zählen kann, aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Zungen, die das Lämmlein, Jesus, ihren Retter, anbeten (Off. 7:9, 10).

  Den Siegelgerichten folgen die Posaunengerichte, wobei das siebente Siegel jene Gerichte eröffnet (Off. 8:1). Durch die Posaunengerichte kommen ein Drittel des Landes, des Meeres, der Gewässer, der Gestirne und der Menschheit um (Off. 8 + 9).

  Es folgen die sieben Schalengerichte (Off. 16). Die Schalen des Zorns Gottes werden insbesondere über diejenigen ausgegossen, die den falschen Messias anbeten und das Blut der Heiligen vergossen haben. Jetzt wird auch die Hure Babylon, die Stadt Babel mit dem abtrünnigen Israel, vernichtet (Off. 17 + 18). Die Hure Babylon ist die große Stadt am Euphrat, die die Königsherrschaft über die Könige der Erde hat (Off. 17:18). Sie sitzt auf dem wilden Tier (Off. 17:3), beherrscht es somit. Sie hat das Bundesverhältnis mit Jewe, dem Elohim Israels, wie eine ehebrecherische Frau verlassen, vertraut nun auf ihre Klugheit und wirtschaftliche Macht und betet den Antichristus an. Ein solcher eklatanter Abfall muss ein besonders scharfes Gericht nach sich ziehen.

  Im Thronabschnitt von Kapitel 4:1 bis 11:18 lesen wir von der politischen Erlösung der Erde von der Herrschaft des Menschen und dem Antritt der Königsherrschaft Jesu Christi (11:15). Im Tempelabschnitt von Kapitel 11:19 bis 20:15 geht es um die Erlösung von allen falschen Religionen. Der Thronabschnitt begann mit einem Blick in den Thronsaal Gottes (Off. 4), der Tempelabschnitt beginnt mit einer Vision vom Tempel (11:19). Jetzt geht es um Anbetung. Mit der Anbetung des wilden Tieres und damit des Satans, des Drachens, der uralten Schlange, wird ein Ende gemacht. Das gläubige und treue Israel wird in Gestalt einer sonnenumhüllten Frau gesehen (Off. 12:1) und das untreue in Gestalt einer Hure. Der Tempelabschnitt schließt das Millennium ein, das tausendjährige Königreich Israels, in welchem die Erde voll der Erkenntnis des Herrn sein wird und Israel alle Nationen zur wahren Anbetung führt (Mat. 28:19).

  Die sieben Jahre enden mit dem Aufmarsch des antichristlichen Heeres bei Harmageddon in der Ebene Megiddo (Off. 16:14; 19:11 - 21). Jesus vernichtet es. Das wilde Tier und das zweite wilde Tier, der falsche Prophet, werden in den Feuersee geworfen. Der Satan wird im Abgrund für tausend Jahre gebunden (Off. 20:1 - 3, 10).

  Alle Auserwählten aus Israel werden das auserwählte Volk Israel bilden. Viele sind berufen – ganz Israel ist berufen –, aber nur wenige sind auserwählt (Mat. 22:14). Bei uns ist es anders: Alle Auserwählten werden berufen (Röm. 8:30). Alle wahren Israeliten in ihrer Gesamtheit (Röm. 11:26) werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm die tausend Jahre herrschen (Off. 20:6). Das zukünftig wiedergeborene Israel, die Brautgemeinde, wird in Frieden und Gerechtigkeit, Wohlstand und Freude in Christus leben, alle Gebote Gottes halten und ein Segen für die gesamte Erde sein.

  Wenn die tausend Jahre um sind, wird der Satan für eine kurze Zeit losgelassen, um alle Nationen zur Schlacht gegen Jerusalem zu sammeln. Doch Feuer von Gott aus dem Himmel verzehrt das Heer, und der Satan wird in den Feuersee geworfen (Off. 20:3, 7 - 10). Dieser Aufstand von Gog und Magog, das heißt eines Führers und seines Anhangs, darf nicht mit dem Aufstand von Gog und Magog in den anfänglichen Jahrzehnten des Tausendjahrreichs gleichgesetzt werden, der nach Hesekiel 38 und 39 völlig anders verläuft und ganz andere Folgen hat.

  Im Gericht vor dem großen, weißen Thron gehen alle, die dort stehen – es sind die bis dahin nicht zum Glauben Gekommenen, also alle Nichtauserwählten –, in den Feuersee und damit in den zweiten Tod (Off. 20:11 - 15). Sie haben kein äonisches Leben; sie werden erst dann lebendig gemacht, wenn auch der letzte Äon um ist (das ist der Äon der neuen Erde und des neuen Himmels), Christus Seine Regierungsgewalt abgibt und überhaupt jede Oberherrschaft aufgehoben wird, ja wenn der letzte Feind, der Tod – es gibt nur noch den zweiten Tod –, abgetan wird (1. Kor. 15:20 - 28).

  Auf der neuen Erde wird Israel im neuen Jerusalem wohnen, und die Nationen werden ihre Herrlichkeit in diese Stadt hineinbringen (Off. 21). Aber auch jener letzte Äon wird vergehen und die Vollendung eintreffen, wenn alle gerettet werden und Gott alles in allen sein wird (1. Kor. 15:24, 28).

 

Unsere Erwartung

 

  Worauf warten wir? Worauf harren wir? Auf den Tag Christi, den Tag unserer Verwandlung und Entrückung zu Ihm hin, und zwar vor dem Tag des Herrn, vor der Zeit der Zornesgerichte Gottes. Wir lieben das Erscheinen unseres Herrn und Hauptes Jesus Christus (2. Tim. 4:8) für uns, die Glieder Seiner Gemeinde, die Sein Körper ist (Leibesgemeinde; Eph. 1:23), im Luftraum. Er Selbst ist unsere Erwartung (1. Tim. 1:1).

  Was sagt uns denn unser Herr durch den Apostel Paulus? Da lesen wir in Römer 5:9, dass wir, die wir in Christi Blut gerechtfertigt, das heißt von Glaubensanfang an für gerecht erklärt sind, durch Ihn weg von dem Zorn, mithin vor dem Zorn gerettet werden.

  In 1. Korinther 15:51 + 52 steht geschrieben: »Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenstoß. Denn Er wird posaunen, und die Toten werden auferweckt werden, unvergänglich, und wir werden verwandelt werden.« Diese Posaune, mit der unser Herr vom Himmel herabsteigt und die Er Selbst bläst, ist keinesfalls mit den Posaunen gleichzusetzen, die die Gerichtsboten mit verheerenden Folgen blasen. Unser Herr dagegen bringt Leben und Unvergänglichkeit ans Licht (2. Tim. 1:10). Wer dies miteinander vermischt, ja den an uns gerichteten Worten etwas aus den Israel betreffenden Worten beimengt, gerät in einen Bann (Gal. 1:6 - 9).

  Für die in Christus Entschlafenen ist die Auferweckung die Verwandlung. Mit unser aller Verwandlung werden unsere Körper dem Körper Christi gleichgestaltet (Phil. 3:21), ja werden wir Ihm Selbst gleichgestaltet (Röm. 8:29).

  Und dann werden wir, all die Seinen, zu Ihm hingebracht, wie wir aus 1. Thessalonischer 4:14 - 17 wissen: »Wenn wir glauben, dass Jesus starb und auferstand, so wird auch Gott die Entschlafenen durch Jesus mit Ihm führen. Denn dies sagen wir euch als ein Wort des Herrn: Wir Lebenden, die wir bis zur Anwesenheit des Herrn übrigbleiben, werden die Entschlafenen keinesfalls überholen; denn der Herr Selbst wird mit dem Befehlsruf, mit der Stimme des Botenfürsten und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabsteigen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Darauf werden wir Lebenden, die wir übrigbleiben, zugleich mit ihnen zusammen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein.«

  Wir Lebenden werden die Entschlafenen keinesfalls überholen, wie dies bei Israel allerdings der Fall sein wird, weil die lebend durch den letzten Jahrsiebener gekommenen gläubigen Juden den Herrn sofort und als erste bei Seiner Wiederkunft sehen, während die gläubig entschlafenen Israeliten nach Daniel 12:12, 13 erst 1335 Tage nach der Mitte des Jahrsiebeners, also 75 Tage nach der Wiederkunft Jesu zu Israel, auferweckt und Ihn sehen werden. (Ein halber Siebener hat 1260 Tage.)

  Unsere Entrückung, der Auferweckten und der noch Lebenden, aber allesamt Verwandelten, geschieht zugleich und zusammen, gleichzeitig und gemeinsam, und sie geschieht vor dem Tag des Herrn, ja Jesus wird uns aus des Zornes Kommen bergen, aus dem kommenden Zorn, das heißt aus dem im Kommen befindlichen Zorn (1. Thess. 1:10).

  Vor dem Tag des Herrn tritt übrigens der Prophet Elia auf, gewiss mit einem Aufruf an Israel, der in den Auserwählten den Glauben an Jesus weckt, sodass die Herzen der Väter zu den Söhnen und die Herzen der Söhne zu den Vätern umgewandt werden (Mal. 3:23). Wir haben mit Elia nichts zu tun. Der zeitliche Ablauf dürfte wie folg sein: 1. Unsere Entrückung während des Zornes Kommen, 2. das Auftreten Elias vor dem Zorn und sein Aufruf, den die Führer Israels aber nicht beachten, 3. der Vertragsschluss Israels mit dem Antichristus.

  Paulus fährt fort, in 1. Thessalonicher 5:1 - 3 zu schreiben: »Betreffs der Zeiten und Fristen, Brüder, braucht euch nicht geschrieben zu werden; denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit!, dann steht der Ruin unvermutet vor ihnen, so wie die Wehe vor einer Schwangeren, und sie werden keinesfalls entrinnen.« Wer vermag denn schon zu schreiben wissen, wann ein Dieb eintreffen wird? »Friede und Sicherheit!« wird Israel beim Abschluss des siebenjährigen Vertrags (Jes. 28:15) und wahrscheinlich auch die ganze Welt angesichts des neuen, mächtigen Mannes sagen.

  Hören wir weiter: »Ihr aber, Brüder, seid nicht mehr in der Finsternis, dass euch der Tag (des Herrn) wie ein Dieb ergreifen könnte; denn ihr seid alle Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören weder der Nacht noch der Finsternis an. … Da wir aber Söhne des Tages sind, lasst uns nüchtern sein und den Panzer des Glaubens anziehen samt dem Helm, welcher die Erwartung der Rettung ist, denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Anlegung der Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns starb, damit wir, ob wir wachen oder schlummern, zugleich mit Ihm leben« (1. Thess. 5:4, 5, 8 - 10).

  Wieder hörten wir: Wir sind nicht zum Zorn gesetzt, der Tag des Herrn kann uns nicht ergreifen.

  Und alle von Gott Auserwählten und folglich auch Berufenen, also wir alle, die wir in Christus Jesus sind, werden entrückt werden, ob wir wachen oder schlummern, mithin auch die Schläfrigen, die Faulen, die fleischgemäß Wandelnden unter uns. So groß, ja überströmend ist die Gnade, in der wir stehen! Israel dagegen muss wachen (Mat. 25:13). Wer nicht hellwach ist, das heißt entschieden im Glauben und in einem Gott wohlgefälligen Wandel zu Jesus steht, wird nicht gerettet werden.

  Wenden wir uns nun dem 2. Thessalonicherbrief zu. Während unserer Zeit im Luftraum, »bei der Enthüllung des Herrn Jesus vom Himmel her« (1.7), übt Gott gerechtes Gericht, indem Er nämlich Drangsal denen vergilt, die uns bedrängten, und uns Entspannung gibt (1:5 - 9). Mögen wir nie vergessen, in welch einer Gnade wir stehen!

  Uns, den zusammen mit Christus Gekreuzigten, schreibt der Apostel Paulus: »Ihr starbet, und euer Leben ist zusammen mit Christus in Gott verborgen. Wenn aber Christus, unser  Leben, geoffenbart wird, dann werdet auch ihr zusammen mit Ihm in Herrlichkeit geoffenbart werden« (Kol. 3:3, 4). Bei Seiner Wiederkunft zu Israel wird unser Herr Jesus der Welt in Herrlichkeit offenbart werden und wir mit Ihm. Er kommt nicht nur mit Seinen heiligen Boten (Sach. 14:5; Mat. 25:31), sondern – und das ist neu – auch mit uns. Und wenn Er kommt, wird Er in Seinen Heiligen verherrlicht und in allen angestaunt werden, die glauben – an jenem Tag (2. Thess. 1:10). Nicht wir, sondern Er wird bestaunt und gepriesen werden, ist doch nichts aus uns, sondern alles Gnade in Christus Jesus.

  Für die zwei folgenden Äonen werden wir sodann inmitten der überhimmlischen Regionen und Geschöpfe niedergesetzt werden, damit Gott den uns erwiesenen alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Christus Jesus dort oben zur Schau stelle, sodass auch jene zur vollen Erkenntnis der Herrlichkeit, Gnade und Liebe Gottes gelangen (Eph. 2:6, 7). Die beiden zukünftigen Äonen sind der des Tausendjahrreichs und der der neuen Schöpfung des Himmels und der Erde. Wir sind übrigens schon heute eine neue Schöpfung (2. Kor. 5:17).

  Die Thessalonicher waren aufgrund ihrer Verfolgungen und Drangsale verunsichert und durch einen Geist und ein Wort sowie einen Brief, der angeblich von Paulus stammen sollte, bestürzt, »als ob der Tag des Herrn gegenwärtig sei« (2. Thess. 2:2). Nein, schreibt Paulus, zuerst kommt der Abfall, (und zwar, wie ich meine, Israels in dem Bündnis mit dem Antichristus) und damit dessen Enthüllung, den Paulus den Menschen der Gesetzlosigkeit und den Gesetzlosen nennt (2. Thess. 2:3, 8). Der wird sich übrigens über alles erheben, was Gegenstand der Verehrung ist, sich in den Tempel setzen und zu erweisen suchen, dass er Gott sei (2:4, 5). Das heißt nicht, dass wir dies erleben, sondern ist nur eine Kennzeichnung des Gesetzlosen.

  Was ist das Aufhaltende? Da »aufhalten« nur eine Variante von »festhalten«, »fest im Griff haben« ist, sind die Verse sechs bis acht auch wie folgt zu lesen: »Nun wisst ihr um das Festhaltende, damit er zu seiner Frist enthüllt werde, denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon wirksam. Nur muss der aus der Mitte werden, der sie bis jetzt noch aufhält. Dann wird der Gesetzlose enthüllt werden« Mit anderen Worten: Nun wisst ihr um das Festhaltende, das das Ziel, dass nämlich der Gesetzlose zu seiner Zeit enthüllt werde, fest im Griff Habende; ihr wisst, dass es die Gesetzlosigkeit ist, denn sie ist bereits für alle sichtbar wirksam. Die Gesetzlosigkeit hat den Lauf der Dinge so fest im Griff, dass sie schließlich den Gesetzlosen hervorbringt.

  Nun zu Vers 7 b. Dieser lautet: Monon, nur, ho katechoon, der alles Haltende [und mithin auch Aufhaltende; dies ist der Christuskörper, der Christus in Haupt und Gliedern], arti, (ist) jetzt (vorhanden), heoos ek mesou, bis aus der Mitte, genêtai, er werde. Somit heißt dies: Er, der Christuskörper, ist der Aufhaltende, und zwar so lange, bis er aus der Mitte der verkehrten und verdrehten Menschheit völlig werde und dann auch weggenommen werde. Wer oder was sonst ist in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung (Eph. 3:2) vorhanden und im Werden?  »Und dann (beim Abfall und zugleich dem Vollzähliggewordensein der Körpergemeinde und ihrer Wegnahme, also Entrückung) wird der Gesetzlose enthüllt werden.«

  Und wann wird dies sein? Darauf gibt es nur die eine Antwort: »Nun ist unsere Rettung näher als damals, als wir gläubig wurden; die Nacht ist schon vorgeschritten, und der Tag ist nahegekommen« (Röm. 13:11, 12). Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus dafür! Herr Jesus, wir harren Dein!

 

 

 

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

65824 Schwalbach a. Ts.

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