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Die Dienstabschnitte des Apostels Paulus

 

  Saulus, der auch Paulus hieß, wurde von unserem Herrn Jesus Christus vor Damaskus in die Gemeinschaft mit Ihm und zum Dienst für Ihn berufen. Durch Ananias ließ der Herr ihm sagen: »Dieser ist Mir ein auserwähltes Gerät, Meinen Namen vor die Augen der Nationen wie auch der Könige und der Söhne Israels zu tragen« (Ap.9:15). Der Herr umriss den Dienstauftrag mit den Worten: »Dazu bin Ich dir erschienen, dich zum untergebenen Gehilfen und Zeugen dessen zu bestimmen, was du wahrgenommen hast, wie auch dessen, womit Ich dir noch erscheinen werde. Ich nehme dich heraus aus dem Volk und aus den Nationen, zu denen Ich dich sende, um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich von der Finsternis zum Licht und von der Obrigkeit Satans zu Gott umwenden, sodass sie Sündenerlass erhalten und ein Losteil unter denen, die durch den Glauben an Mich geheiligt worden sind« (Ap.26:16-18). Saulus hatte also den zu bezeugen, der ihm erschienen war, und zwar vor Israel und den Nationen, und er hatte die Nationen zunächst zur Umsinnung aufzurufen, sodass ihnen die Sünden erlassen würden und sie ein Losteil im Rahmen der Segnungen Israels im tausendjährigen Königreich erhalten sollten. Wie der Herr auch gesagt hatte, wolle Er ihm des Weiteren noch erscheinen. Dies dürfen wir im Zusammenhang damit sehen, dass der Inhalt der Botschaft des Paulus immer herrlicher wurde, denn seine Verkündigung schritt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit voran.

 

Der erste Dienstabschnitt des Saulus

 

  Der erste Dienstabschnitt des Saulus unterschied sich in den ersten Jahren wohl kaum von dem der zwölf Apostel. Sogleich nach seiner Berufung im Jahr 34 n. Chr. heroldete er in Damaskus, dass Jesus der Sohn Gottes ist (Ap.9:20). Drei Jahre später nach seiner Rückkehr aus Arabien war er in der Lage, den Juden in Damaskus aus den hebräischen heiligen Schriften nachzuweisen, dass Jesus der Christus ist (Ap.9:22).

  Nach einem Aufenthalt in Tarsus durfte Saulus sodann in der herausgerufenen Gemeinde im syrischen Antiochien ein ganzes Jahr lang eine beträchtliche Schar um sich sammeln und belehren (Ap.11:26), darunter sicherlich auch welche aus den Nationen (Gal.1:21; 2:2). Er diente mit dem Evangelium, das in jener heilsgeschichtlichen Verwaltung, der von Petrus eröffneten pfingstlichen, zu verkündigen war, so wie Petrus es gesagt hatte: »Sinnet um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen, so werdet ihr das Geschenk des heiligen Geistes erhalten« (Ap.2:38). Er dürfte aber auch bereits mit dem ihm geoffenbarten, von der Gnade und der Freiheit vom Gesetz besonders geprägten Evangelium denen aus den Nationen gedient haben, wie aus dem im Jahr 49 verfassten Galaterbrief hervorgeht (Gal. 2:2,7,12,14), wonach er in den Landschaften von Syrien und Cilicien wirkte (Gal.1:21).

  Dieser Zeitraum endete mit dem ersten Schnittpunkt, und zwar der Absonderung des Barnabas und Saulus im Jahr 47 zum Dienst an den Nationen, zu einem Werk, das Petrus an Kornelius und Philippus an dem äthiopischen Kämmerer ansatzweise getan hatten, die Zwölf aber – nach der Hinrichtung des Jakobus ihrer Vollzahl und damit ihrer Vollmacht beraubt – erst nach ihrer Auferstehung durchführen werden.

 

Der zweite Dienstabschnitt des Apostels Paulus

 

  Während die Propheten und Lehrer der herausgerufenen Gemeinde in Antiochien ihren Dienst versahen, sagte der Geist, der heilige: »Sondert Mir auf jeden Fall Barnabas und Saulus für das Werk ab, zu dem Ich sie berufen habe« (Ap.13:2). Damit begann im Jahr 47 der zweite Dienstabschnitt des Apostels Paulus. Unverzüglich begaben sich Barnabas und er auf die erste Missionsreise, die sich auf die Jahre 47 und 48 erstreckte. Die Heilsverwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zur gegenwärtigen, der Verwaltung der überströmenden Gnade, war angebrochen (Eph.3:2). Sie umfasste die drei Missionsreisen und endete erst mit der Abfassung der Vollkommenheitsbriefe, des Epheser-, des Philipper- und des Kolosserbriefs, in den Jahren 59 bis 61 während der Gefangenschaft in Rom.

  In dieser Zeit der Übergangshaushaltung tat Paulus einen zweifachen Dienst, und zwar verkündigte er – vorwiegend in den Synagogen und den Juden zuerst wie auch den Griechen – das Königreich Israels (dieser Dienst ist in der Apostelgeschichte aufgezeichnet); zugleich aber heroldete er allen Menschen das eigens ihm vom Herrn enthüllte, besondere Evangelium (Gal.1:12) – dieser Dienst ist in seinen Briefen niedergelegt. Seine frühesten Briefe sind der Galaterbrief, der im Jahr 49 geschrieben wurde, und die beiden Thessalonicherbriefe aus dem Jahr 50 oder 51. Die Apostelgeschichte enthält übrigens keinerlei Aussagen über das uns angehende Evangelium, das dem Paulus anvertraute Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.2:7), abgesehen von der kurzen Bekanntmachung der Rechtfertigung aus Glauben im pisidischen Antiochien (Ap.13:39). Wer wissen will, wie wir, die Glieder des Körpers Christi, gesegnet sind, wie wir wandeln und dienen sollen und wie unsere Zukunftserwartung aussieht, kann darüber in der Apostelgeschichte nichts finden, sondern muss in den Paulusbriefen nachschlagen.

  Es ist wichtig zu wissen, dass zwei unterschiedlich geprägte Dienstabschnitte des Apostels Paulus in die Übergangszeit fielen. Es gab also während des Übergangs noch eine einschneidende Veränderung.

 

Als Priester Israels

 

  Zunächst aber sei der zweite Dienstabschnitt beschrieben, den Paulus in der ersten Zeit dieser gewaltigen Umbrüche im Heilshandeln Gottes durchführte. Paulus diente den Auslandsjuden und den Nationen in Übereinstimmung mit Petrus mit dem Evangelium der Beschneidung (Gal.2:7). Dabei tat er den Dienst an den Nationen als Priester Israels. Er schreibt in Römer 15:16, dass er der Amtsträger Christi Jesu für die Nationen war, der als Priester des Evangeliums Gottes wirkte, damit die Darbringung der Nationen wohlannehmbar werde, geheiligt im heiligen Geist. Paulus diente also so, wie es Israel im tausendjährigen Königreich tun wird, wo es als die königliche und priesterliche Nation alle Völker zu Jüngern machen wird. So lehrte er zum Beispiel auf der zweiten Missionsreise (49-51) in Athen – wohl im Jahr 50 –, dass alle Menschen umsinnen sollten, weil Gott einen Tag des Gerichts angesetzt hat (Ap.17:30). Von der uns angehenden Wahrheit, dass wir vor der Zeit des Gerichts entrückt werden, war keine Rede. Die von Paulus verkündigte Botschaft vom Königreich schloss auch die Wassertaufe (Ap.19:5), Gelübde (Ap.18:18) und – wenngleich die aus den Nationen durch die Erlasse des Jakobus davon ausgenommen waren (Ap.15:10,29; 16:3) – die Beschneidung ein.

 

Zweifacher Dienst

 

  Der zweifache Dienst des Apostels Paulus bestand nun darin, dass er zur gleichen Zeit in seinen Briefen – dazu gehört auch der 53 oder 54 verfasste 1.Korintherbrief – den ersten Teil seines Evangeliums bekannt machte, nämlich die Rechtfertigung aus Glauben. Das ist eine andere Botschaft als die in Athen verkündigte Rettung vor dem Gericht Gottes durch Glauben und Umsinnung. Nach der Apostelgeschichte, mithin unter dem Aspekt des Königreichs Israels, bezeugte er, dass er nichts getan habe, was gegen die väterlichen Sitten verstieß (Ap.28:17); im Galaterbrief aber stellte er sich der Beschneidung schärfstens entgegen (Gal.5:2). Auf der Königreichslinie bekennt Paulus sich zur Erwartung Israels (Ap.23:6); in 1.Thessalonicher 4:17 heroldet er jedoch eine völlig andere, frühere Erwartung.

  Im 1.Korintherbrief finden wir zum ersten Mal die Tatsache erwähnt, dass die dem Evangelium des Paulus Glaubenden Christi Körper sind (10:17; 12:12). Dies war aber keine einheitliche Körperschaft, denn die Juden hatten aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum auserwählten Volk einen höheren Rang. Die Glieder dieser Körperschaft aus den Nationen waren sogar Jerusalem untergeordnet, denn sie hatten die Erlasse des Jakobus zu beachten und waren nur Gäste der Bundesverheißungen Israels (Eph.2:12).

  Dieser Abschnitt des Dienstes in der ersten Zeit der Übergangsverwaltung, gekennzeichnet einerseits vom priesterlichen Königreichsdienst unter den Nationen und andererseits von der Verkündigung der Rechtfertigung durch Glauben, endete im Jahr 55 auf der dritten Missionsreise in Ephesus an folgendem zweiten, gewichtigen Schnittpunkt, und zwar der völlig abgeschlossenen Verkündigung der Botschaft, dass Jesus der Christus ist.

 

Der dritte Dienstabschnitt

 

  »Als dies völlig ausgerichtet war ...«  (diese Worte müssen wir uns merken), und zwar das gewaltig wachsende und sich als stark erweisende Wort des Herrn, nahm Paulus sich im Geist vor, über Jerusalem nach Rom zu gehen (Ap.19:20,21). Dies ist der Wendepunkt, zumal Paulus dann in Jerusalem, nachdem die Juden ihn zu töten gesucht hatten, in römische Haft kam, in deren Verlauf er nach Rom gelangte. In Römer 15:18,19 lesen wir: »Ich möchte nicht wagen, von etwas zu reden, was nicht Christus durch mich ausgeführt hat, um die Nationen zum Glaubensgehorsam zu führen durch Wort und Werk, in Kraft der Zeichen und Wunder, in Kraft des Geistes Gottes, sodass ich von Jerusalem aus ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium des Christus völlig ausgerichtet habe.« Als Paulus dies im Römerbrief niederschrieb, hatte er das sich als stark erweisende Wort des Herrn in der Kraft der Zeichen und Wunder völlig ausgerichtet. Die Bezeugung der Wahrheit unter diesen Begleiterscheinungen war im Grunde abgeschlossen.

  Und nun schrieb Paulus am Ende der dritten Missionsreise im Jahr 55 den 2.Korintherbrief und im Jahr 56 den an die Römer und schloss damit die Reihe der sogenannten Vorbereitungsbriefe ab.

  Wir befinden uns noch in der heilsgeschichtlichen Verwaltung des Übergangs.

 

Die Versöhnung Gottes mit der Welt

 

  Mit dem 2.Korintherbrief und dem Römerbrief verkündigte der Apostel die Versöhnung Gottes mit der ganzen Welt. Dies war etwas völlig Neues, noch nie zuvor hatte man davon gehört, es war auch noch nie zuvor der Fall gewesen. Sollte jemand meinen, aber doch schon in 3.Mose 23:27 davon gelesen zu haben, so lasse er sich sagen, dass dort nichts von einem Versöhnungstag steht, sondern von einem Versühnungstag, genau: vom Tag der Beschirmungen. Auch im Neuen Testament spricht nur Paulus von der Versöhnung und niemand sonst vor oder nach ihm. Neben der Rechtfertigung allein durch Glauben ist die Versöhnung Gottes mit allen Menschen die zweite herrliche Grundaussage des Evangeliums des Apostels Paulus.

  »Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt«, ist in 2.Korinther 5:19 zu lesen. Und in Römer fünf stehen diese köstlichen Worte: »Gerechtfertigt nun aus Glauben, dürfen wir mit Gott Frieden haben [den Frieden der Versöhnung] durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir auch im Glauben den Zugang in diese Gnade [nämlich die Gnade der Versöhnung] erhalten haben, in der wir stehen, sodass wir uns in Erwartung der Herrlichkeit Gottes rühmen mögen. ... Denn wenn wir, als wir Feinde [Gottes] waren, mit Gott durch den Tod Seines Sohnes versöhnt wurden, wie viel mehr werden wir, nun versöhnt, in Seinem Leben gerettet werden! Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch in Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir die Versöhnung erhielten« (Verse 1,2,10 und 11).

  Die Versöhnung bedeutet eine völlige Veränderung der Haltung Gottes gegenüber der Ihm feindlichen Welt. Frieden hält Gott seitdem. Eines priesterlichen Volkes wie auch des priesterlichen Dienstes des Paulus anstelle der abgefallenen Nation Israel bedarf es nicht mehr, denn Gott Selbst ist jedem Menschen nun in Frieden zugeneigt. Das Ziel ist erreicht, und zwar aufgrund der Tatsache, dass Christus für alle starb und demnach alle starben (2.Kor.5:14). Das Urteil ist vollstreckt, Frieden herrscht nun.

  Vor Gottes Angesicht ist alles Fleisch gekreuzigt und damit abgetan, auch im Hinblick auf die abstammungsmäßigen Vorzüge der Juden. Wir lesen in 2.Korinther 5:16,17: »Daher sind wir von nun an mit niemandem mehr dem Fleisch nach vertraut. Selbst wenn wir auch Christus dem Fleisch nach gekannt haben [d. h. als König der Juden, als Messias Israels], kennen wir Ihn jedoch nun nicht mehr so [sondern als das Haupt der neuen Schöpfung]. Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung [eine neue Menschheit in Christus]: das Ehemalige [das feindliche Fleisch inklusive des fleischlichen Vorrangs der Juden] verging; siehe, es ist neu geworden« [und zwar aufgrund der Versöhnung]. Da die Juden in den paulinischen Gemeinden mithin keinen Vorrang mehr haben, steht einer Vereinigung des noch aus zwei Gruppen bestehenden Körpers Christi zu einer gemeinsamen Körperschaft nichts mehr im Wege.

 

Israel ist verworfen

 

  Nachdem Paulus sein Evangelium mit den Vorbereitungsbriefen in den Grundlagen offenbart hatte, entfiel auch die Zusammenarbeit mit den Aposteln der Beschneidung, zumal die Verstockung und Verwerfung Israels nicht nur im Römerbrief (11:15) festgestellt, sondern auch allseits offensichtlich war. Als Paulus im Jahr 56 noch einmal Jakobus, den Ältesten und vielen Gläubigen der Königreichsgemeinde, die allesamt Eiferer für das Gesetz des Mose waren (Ap.21:20), in Jerusalem begegnete, erfuhr er von ihnen keine Hilfe, als die Volksmenge ihn töten wollte.

 

Weiterhin zweierlei Dienst

 

  Paulus tat weiterhin, und zwar bis zum Ende der Apostelgeschichtszeit in der römischen Gefangenschaft, zweierlei Dienst: Er verkündigte sein Evangelium und, wie in der Apostelgeschichte berichtet, das Königreich Israels, zum Beispiel vor Felix, Festus und Agrippa. Und Gott rettete welche für das Königreich Israels, und Er fügte welche in die Gemeinde ein, die Christi Körper ist (Eph.1:22). Dass das verheißene Reich für Israel in weite Ferne gerückt war und in absehbarer Zeit nicht wiederhergestellt würde, hinderte ihn nicht an der Verkündigung. Nebenbei sei gesagt, dass wir das Königreich Israels gemäß dem Evangelium der Beschneidung heute nicht zu verkündigen haben. Und wenn wir doch vom Königreich reden, dann nur informierend und nicht in der Weise, dass die Menschen die Bedingungen jenes Evangeliums etwa zu erfüllen hätten oder seine Segnungen erlangen würden. Wir leben in einer anderen Heilsverwaltung (Verfahrensordnung Gottes).

 

Die letzten Zeichen und Wunder

 

  Da die Bezeugung der Wahrheit durch Zeichen und Wunder abgeschlossen war, gehen diese Erscheinungen zurück. Die letzten Wunder, die Gott tat, geschahen auf der Insel Melite, die heute Kephallenia heißt und vor dem Golf von Patras gelegen ist, im Herbst 58 und Anfang 59 nach dem Schiffbruch des Paulus auf der Seereise nach Rom, als Paulus von einer Otter gebissen wurde, ihm aber nichts Übles geschah, und er des Weiteren viele Bewohner der Insel heilte. Danach finden wir in der Schrift nur noch die Empfehlung des Paulus an Timotheus, wegen seines schwachen Magens und seiner häufigen Schwächeanfälle nicht nur Wasser, sondern ein wenig Wein zu trinken (1.Tim.5:23), und die Nachricht, dass Paulus Trophimus krank in Milet zurückgelassen hat (2.Tim.4:20). Was Paulus selbst anbelangt, hatte der Herr ihn trotz seines dreimaligen Bittens nicht von seinem Leiden befreit, sondern ihm geantwortet: »Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht« (2.Kor.12:9). Wie in 1.Korinther 13:8-12 angekündigt, war die Zeit der Reife im Kommen begriffen, die Vervollständigung des paulinischen Evangeliums rückte näher, sodass die Gnadengaben der Zeit der Unmündigkeit (das sind die Jahre der Übergangsverwaltung) abgetan wurden. Die Gnadengaben zum Beispiel der Prophetie und des Zungenredens sind nicht mehr erforderlich, da das prophetische Wort bald völlig ausgereift vorliegen würde. Bleibend – bis heute bleibend – sind aber die Gnadengaben Glaube, Erwartung und Liebe (1.Kor.13:13).

 

Das Ende der Übergangszeit

 

  Der dritte Dienstabschnitt des Apostels Paulus und damit auch die heilsgeschichtliche Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zur gegenwärtigen der überströmenden Gnade gingen während des Paulus Gefangenschaft in Rom zu Ende. Paulus hatte den Juden in Rom das Königreich Gottes noch ausführlich dargelegt, doch die meisten glaubten nicht, sodass Paulus die Eingangstür zum Königreich Israels mit den Worten zuschloss: »Trefflich spricht der Geist, der heilige, durch den Propheten Jesaia zu euren Vätern: Geh zu diesem Volk und sage: Mit dem Gehör werdet ihr hören und doch nicht verstehen. Blickend werdet ihr erblicken und doch nicht wahrnehmen; denn das Herz dieses Volkes ist verdickt, mit ihren Ohren hören sie schwer, und sie schließen ihre Augen, damit sie nicht etwa mit den Augen wahrnehmen, mit den Ohren hören, mit dem Herzen verstehen und sich umwenden, damit ich sie heilen würde. Es sei euch daher bekannt gemacht, dass diese Rettung Gottes den Nationen gesandt worden ist; sie werden auch hören!« (Ap.28:25-28).

 

Der vierte Dienstabschnitt

 

  Der vierte Dienstabschnitt des Apostels Paulus ist gekennzeichnet durch die Abfassung der Vollkommenheitsbriefe, des Epheser-, des Philipper- und des Kolosserbriefs während der römischen Gefangenschaft in den Jahren 59 bis 61. Man kann diese Briefe auch als die der Reife und Mündigkeit bezeichnen. Damit begann die Heilsverwaltung, in der wir heute leben.

  Der Apostel der Nationen durfte nun die höchsten und herrlichsten Wahrheiten verkündigen, im Epheserbrief unter dem Gesichtspunkt der Herrlichkeit der herausgerufenen Gemeinde und im Kolosserbrief unter dem Aspekt der Größe und Herrlichkeit Christi. So wissen wir aus Epheser eins zum Beispiel, dass wir mit jedem geistlichen Segen, den es überhaupt gibt, in Christus gesegnet sind, und dies inmitten der überhimmlischen Geschöpfe. Unser Bürgerrecht und unsere Zukunft haben wir in den überhimmlischen Regionen, also nicht als Gäste am Tisch Israels im Tausendjahrreich auf der Erde. Auch Königreichsgläubige ließen sich für die mit dem Epheserbrief verkündigte überhimmlische Berufung gewinnen, unter anderem auch durch den um 61 bis 63 geschriebenen Hebräerbrief.

  Heilige und Makellose sind wir vor Gottes Angesicht, in Liebe zum Sohnesstand vorherbestimmt, zum Lobpreis der Herrlichkeit der Gnade Gottes, die uns in dem geliebten Sohn über alle Maßen begnadet. In Christus haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt. Er wird uns in den beiden kommenden Äonen inmitten der Überhimmlischen in Christus niedersetzen und den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in größter Güte gegen uns in Christus den geistlichen Geschöpfen dort oben an uns zur Schau stellen (Eph.2:6,7). Auf diese Weise werden wir, die herausgerufene Gemeinde, die Christi Körper und Vervollständigung ist, mitwirken an der Unterordnung des Alls unter Christus (1.Kor.15:28), an der Aufhauptung des Alls in Christus (Eph.1:10), an der Aussöhnung des Alls durch Christi Blut (Kol.1:20) und an der Vervollständigung des Alls durch Ihn (Eph.1:23).

 

Das Christusgeheimnis

 

  Paulus verkündigte das Christusgeheimnis. Dieses besagt, dass Christus in allem der Erste ist, der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung und der Erstgeborene aus den Toten, und von allen als Erster anerkannt werden wird; des Weiteren, dass Christus das Haupt über alles ist, das Haupt der Gemeinde sowie auch jeder Fürstlichkeit und Obrigkeit, sei sie sichtbar oder unsichtbar, und alle Geschöpfe in Ihm ihr Haupt finden werden, in Ihm, dem Mittler zwischen Gott und Menschen, in welchem Gott Seinen Heilsratschluss für die Äonen gefasst hat. Die gesamte Vervollständigung Gottes wohnt in Ihm und wird auch bei der Vollendung, beim Abschluss der Äonen, in Ihm wohnen (Eph.1:10,22; 3:11; Kol.1:15-20; 2:9,10). So überaus hoch wurde Er erhöht.

 

Die Verwaltung der Gnade Gottes

 

  Dem Apostel Paulus wurde in der römischen Gefangenschaft für uns, die aus den Nationen, die Verwaltung der Gnade Gottes gegeben (Eph.3:2). In dieser Zeit darf er, der geringste aller Heiligen, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus verkündigen und alle darüber erleuchten, was diese Verwaltung des Geheimnisses betrifft, das von den Äonen an in Gott verborgen gewesen war (Eph.3:8,9). Den Kolossern schrieb Paulus, dass er der Diener der Körpergemeinde Christi wurde, und zwar gemäß dieser Verwaltung Gottes, die ihm für uns gegeben wurde, um das Wort Gottes zu vervollständigen (Kol.1:25). Da das Wort Gottes vervollständigt ist, gibt es auch keine von Gott beauftragten Propheten und Zungenredner mehr. Es ist ja alles offenbart. Diese Verwaltung und das in ihr zu verkündigende, die Botschaft des Paulus auf das Vollmaß bringende Wort Gottes war das Geheimnis, das von den Äonen und von den Generationen her verborgen gewesen ist, damals aber, als Paulus es niederschrieb, den Heiligen geoffenbart wurde, denen Gott damit bekannt machte, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen ist; dieser nämlich: Christus unter euch, als das Erwartungsgut der Herrlichkeit (Kol.1:26,27). Christus unter den Nationen, nicht mehr unter Israel, dem verworfenen Volk! Über uns hat Gott alle geistlichen und überhimmlischen Segnungen ausgeschüttet; der überströmenden Gnade erfreuen wir uns!

 

Ein gemeinsamer Körper

 

  Ein wesentliches Merkmal der gegenwärtigen Verwaltung ist, dass wir, die aus den Nationen, im Geist zusammen mit denen aus Israel gemeinsame Losteilinhaber und eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium sind, dessen Diener Paulus geworden war (Eph.3:6,7). Die zwei Gruppen innerhalb der Körpergemeinde Christi sind nunmehr vereinigt. Unterschiede dem Fleisch nach sind unbeachtlich; im Geist bestehen keine mehr; alle sind gleichrangig und gleichwertig, ob Jude oder Grieche. Allesamt, wer wir auch seien, sind wir gemeinsame Inhaber der herrlichsten Segnungen in Christus Jesus; allesamt bilden wir jetzt die vereinigte Körperschaft Christi, und ohne Unterschied haben wir alle dieselben Verheißungen für die zukünftigen Äonen inmitten der Überhimmlischen. Die damals noch bestehende Königreichsgemeinde war von diesem Sachverhalt nicht berührt; nach dem Evangelium der Beschneidung ist ihr Losteil ein anderes; ihr wird die Erwartung Israels auf der Erde erfüllt werden.

 

Ihm sei die Verherrlichung

 

  Nach alledem beugen wir unsere Knie vor dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, dass Er es uns gebe – dem Reichtum Seiner Herrlichkeit entsprechend –, zusammen mit allen Heiligen zu erfassen, was das in der gegenwärtigen Verwaltung zur Reife gebrachte Evangelium des Paulus uns sagt. Die Vorbereitungsbriefe des Paulus machten aus uns Sündern Gerechtfertigte und aus uns Gottesfeinden Ausgesöhnte, die Vollkommenheitsbriefe erheben uns darüber hinaus in die überhimmlischen Regionen. Wir sollen wissen, was die Breite und Länge und Tiefe und Höhe des göttlichen Heilsratschlusses mit Israel als Seinem Werkzeug auf der Erde und mit uns Gliedern des Körpers Christi als Seinem Werkzeug inmitten der Überhimmlischen ist. Möge Er es uns  geben, Seine Gnade völlig zu erfassen, in der wir heute stehen, und in der wir in Christus Jesus mit jedem geistlichen Reichtum gesegnet sind, sowie die Liebe des Christus zu erkennen, der uns dies alles durch Sein Erdulden vermittelte. Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei unserem Gott und Vater dafür dargebracht durch Christus Jesus, unseren Herrn!

 

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

65824 Schwalbach a. Ts.

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