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»Siehe, Er kommt mit den Wolken« (Off. 1:1-11)

Inmitten der sieben Leuchter (Off. 1:12-2:17)

»Wer ein Ohr hat, der höre« (Off. 2:18-3:22)

Am Thron im Himmel (Off. 4:1-5:14)

Die sieben Siegel, die 144.000 und die unzählbare Schar (Off. 6+7)

Sechs Posaunengerichte (Off. 8 + 9)

Die kleine Schriftrolle, die Vermessung des Tempels und die zwei Zeugen (Off. 10:1-11:18)

Die sonnenumhüllte Frau und der Drache (Off. 11:19-12:17)

Die zwei wilden Tiere (Off. 12:18-13:18)

Die 144.000, das äonische Evangelium, die Getreideernte und die Weinlese (Off. 14)

Die sieben Schalen des Grimmes Gottes(Off. 15 + 16)

Das Urteil über die Hure Babylon (Off. 17)

Gefallen, gefallen ist Babylon die Große! (Off. 18:1-19:5)

Die Hochzeit des Lämmleins und das große Mahl Gottes (Off. 19:6-21)

Das Millennium und der große, weiße Thron (Off. 20)

Das neue Jerusalem (Off. 21)

»Amen! Komm, Herr Jesus!« (Off. 22)

 

 

Ausführungen zum Buch:

Die Enthüllung Jesu Christi

(Die Offenbarung des Johannes)

 

»Siehe, Er kommt mit den Wolken«

(Offenbarung 1:1-11)

 

Vorwort

 

  Diese Ausführungen zum Buch der Enthüllung Jesu Christi, gewöhnlich Offenbarung des Johannes genannt, schreibe ich als Glied der herausgerufenen Gemeinde, die bildlich als Körper Christi bezeichnet wird (Eph.1:22,23), und in der dem Apostel Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes (Eph.3:2; Kol.1:15), in einer Zeit also, die zum Abschluss gekommen sein wird, wenn die Ereignisse, die im letzten Buch der Bibel geschildert werden, eintreten. Jene Ereignisse finden an des Herrn Tag statt, in der Frist der Rache Jewes (Jer.51:6), am Tag des Zorns Gottes (Jes.13:13; Röm.2:5), in der siebenjährigen Endzeit (Dan.8:17). Über uns Auserwählten, Heiligen und Geliebten Gottes (Kol.3:12), über uns weit weg von allen Sünden Gerechtfertigten und mit Gott Ausgesöhnten kommt der Zorn Gottes nicht (Röm.5:9; 1.Thess.6:1-5); wir werden vorher von der Erde weg zu unserem Herrn hin entrückt werden (1.Thess.4:13-18). Während die Drangsale des gerechten Gerichts Gottes über die ungläubige Menschheit kommen (Röm.2:5), werden wir allezeit mit unserem Herrn Jesus Christus zusammen sein und Entspannung haben (2.Thess.1:7).

  Heute ist Gott mit allen Menschen versöhnt, rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und fleht sie an, Seine Versöhnung ihrerseits anzunehmen (2.Kor.5:18-20). Doch nach unserer Entrückung wird unser Herr Jesus Christus die Menschheit, die so stolz auf sich selbst ist und Gott völlig leugnet, durch schwere Gerichte zur Erkenntnis Seiner Selbst führen.

  Schließlich heißt das Buch: »Enthüllung Jesu Christi«. Dies ist der gottgehauchte Titel. Christus soll den Menschen enthüllt werden. Und sie werden erkennen, dass Er der Handelnde und Anbetungswürdige ist und Seine Worte Wahrheit sind.

Gliederung

 

  Den Ausführungen sei eine Gliederung vorangestellt:

 

Enthüllung Jesu Christi

 

1.    Einleitung (1:1-3)

Die schnelle Enthüllung Jesu Christi

Segen für die, die lesen, hören und bewahren

2.    Der Tag des Herrn

2.1. Christus als Prophet

      Botschaften an die gläubigen jüdischen Gemeinden (1:4-3:22)

      Belohnung nach Werken

2.2. Christus als König

      Der Thron (4:1-11:18). Die politische Erlösung der Erde

2.2.1 Vorbereitungsvision: Thron, Schriftrolle, Lämmlein

(4:1-5:14)

Die sieben Siegel: Herstellung der Gottesherrschaft auf Erden

                  Die vier Pferde:

                  Eroberung, Krieg, Teuerung, Todespest (6:1-8)

-         Bund gebrochen. Mitte des Jahrsiebeners -

Hinschlachtung der Heiligen (6:9-11)

Umwälzung von Himmel und Erde (6:12-17)

         2.2.2 Vorbereitungsvision: Die 144.000 und die große Schar

                  (7:1-17)

                  Die sieben Posaunen (Erweiterung des 7. Siegels) (8:1-6)

                  Die ersten vier Posaunen:

                  Land, Meer, Gewässer, Sonne (8:7-12)

                            Die drei Wehe, der Abgrund, der Euphrat (8:13-9:21)

         2.2.3 Vorbereitungsvision: Der Bote und das Röllchen (10:1-11)

                  Die sieben (versiegelten) Donner (10:4)

                            Messung des Tempels. Die beiden Zeugen (11:1-14)

                            Die siebente Posaune (11:15-18)

         2.3. Christus als Priester

                  Der Tempel (11:19-20:15). Die religiöse Erlösung der Erde

                     Bundeslade: Das getreue Israel erlöst (11:19)

                            Die Sonnenfrau und ihr Sohn(12:1,2,5,6,14-16)

                            Der Drache und seine Boten (12:3,4,7-13,17)

                            Das wilde Tier und sein Prophet (13:1-18)

                            Die 144.000 und die glückseligen Toten (14:1-13)

                                     Die Ernte; Segen (14:14-16)

                                     Die Weinlese; Gericht (14:17-20)

                  Das Zelt des Zeugnisses: untreues Israel gerichtet (15:1-8)

Die sieben Zornesschalen (Erweiterung der 7. Posaune) (16:1-21)

                                     Die untreue Frau (17:1-6)

                                               Das scharlachrote Tier (17:7-11)

                                               Die zehn Hörner (17:12-18)

                                     Die große Stadt Babylon (18:1-19;5)

Die Hochzeit des Lammes; Segen

(19:6-10)

                                               Gottes großes Mahl; Gericht (19:11-21)

                  Satan gebunden: Tausendjähriges Königreich Israels

(20:1-4)

                            Die erste Auferstehung (20:5,6), Gericht der Heiligen

                  Satan los: Streiten gegen die Heiligen (20:7-10)

Die zweite Auferstehung (20:11-15), Gericht über die

Sünder

3.    Der Tag Gottes

3.1 Christus als Priester

       Der Tempel (21:1-27)

      Jerusalems Herabkunft

      Der Allgewaltige und das Lämmlein (11:22,23)

3.2 Christus als König

       Der Thron (22:1-5)

       Der Strom des Lebens bringt Segen

3.3 Christus als Prophet

       Botschaft an die gläubigen jüdischen Gemeinden (22:6-17)

       Entlohnung nach Werken (22:12)

4.    Schluss (22:18-21)

Fluch über die, die diese Worte verändern

Das schnelle Kommen des Herrn Jesus

(Nach: »Unausforschlicher Reichtum« 1964/53; Konkordanter Verlag)

  

In Schnelligkeit

 

  Der Jünger und Apostel Johannes beginnt sein Buch und schreibt: »Enthüllung Jesu Christi, die Gott Ihm gegeben hat, um Seinen Sklaven zu zeigen, was in Schnelligkeit geschehen muss. Und Er hat es durch Seinen Boten Seinem Sklaven Johannes angekündigt und gesandt, der Zeugnis ablegt von dem Wort Gottes, dem Zeugnis Jesu Christi und von allem, was er wahrgenommen hat« (Verse 1+2). »Enthüllung Jesu Christi, die Gott Ihm gegeben hat ...« Diese Formulierung besagt, dass Jesus Christus sowohl Herr der Enthüllung wie auch ihr Gegenstand ist.

Er enthüllt, und Er wird enthüllt, und dieses Geschehen wird Gott Ihm geben, so wie Er es Ihm bereits schriftlich gegeben hat. Die Seinen, nach dem Kodex Sinaiticus Seine Heiligen, dem Kodex Alexandrinus zufolge Seine Sklaven, sollen Bescheid wissen über das, was zu ihrer Zeit geschieht, damit sie fest und zuversichtlich bleiben. »Nichts tut Jewe, der Herr, es sei denn, dass Er Sein Geheimnis Seinen Dienern, den Propheten, enthüllte« (Amos 3:7), eben damit sie die Ereignisse einsichtsvoll aus Gottes Hand nehmen.

Alle Geschehnisse des letzten Jahrsiebeners werden schnell ablaufen, in schneller Aufeinanderfolge. Schnell gehen Gottes Gerichte vorüber, und lange währt der Segen. Die Gerichte müssen geschehen; vertrauen wir unserem Gott und Vater, dass sie sein müssen, denn Er allein ist weise. Und schließlich ist es auch unser Anliegen, dass Jesus Christus den Menschen enthüllt wird, wenn auch durch Gerichte.

 Johannes erhält die Offenbarung durch den Boten Jesu Christi. Dieser Bote ist der persönliche Bote des Herrn, der Johannes im Verlauf der Visionen zur Seite steht, ihm Anweisungen gibt und den Johannes hernach anbeten will, was jener, der sich als Mitsklave und Bruder bezeichnet, aber ablehnt (Off.19:9,10; 22:8,9,16).

Mit dem Buch, das Johannes niederschreibt, legt er Zeugnis ab, und zwar vom Wort Gottes überhaupt, das in Christus seinen höchsten Ausdruck findet, vom Zeugnis Jesu Christi, des Sich Selbst offenbarenden treuen Zeugen für die Wahrheit Gottes, und von allem, was er wahrgenommen, das heißt gesehen und gehört und geschmeckt hat sowie seinem Körper und Geist geschehen ist.

 

Glückselig

 

  Zur Einleitung gehört die Seligpreisung von Vers 3, die erste der sieben Seligpreisungen des Buches: »Glückselig, wer das Prophetenwort liest und die es hören und bewahren, was darin geschrieben steht; denn die Frist ist nahe.« Glückseligkeit ist denen verheißen, die dieses Buch lesen oder vorlesen, denen, die dieses Wort hören und - und dies ist entscheidend - es auch bewahren, daran festzuhalten und sich danach richten. Um dieses Prophetenwort bewahren zu können, muss man es verstanden haben. Um geistliche Weisheit und geistliches Verständnis aber zu bitten, ist unsere Pflicht und unser großes Vorrecht (Kol.1:9-11); Jak.1:5). Die Treuen jener zukünftigen Tage aber sind zugleich die, die es bewahren; sie werden verstehen, was da vor sich geht und ihren Weg - bei einem Teil von ihnen bis in den Tod - in Treue gehen.

Die Frist, die dem Zorn Gottes gebührende Zeit, die siebenjährige Endzeit, ist nahe. Es handelt sich um ein bedingtes Nahesein. Das Kommende ist andrängend, wie steigendes Wasser in einem Stausee, von dem kein Mensch weiß, wann der Staudamm bricht. Der Herr ist nicht säumig, sondern will der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade, die nach Seinem Herzen ist, noch Raum geben.

 

Segensgruß

 

  Das Buch der Enthüllung Jesu Christi ist zugleich ein Brief; den Absender und die Empfänger finden wir, verbunden mit dem Segensgruß, in den Versen 4 und 5a: »Johannes an die sieben herausgerufenen Gemeinden, die in der Provinz Asien: Gnade sei euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die angesichts Seines Thrones sind, und von Jesus Christus; Er ist der getreue Zeuge, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde.« Johannes ist ein Diener der Beschneidung (Gal.2:7-9), und die Gemeinden sind jüdische und keine paulinischen; dem Volk Israel gelten die Verheißungen, die in der Enthüllung zu finden sind, allesamt. Zur Rettung sind Werke erforderlich (Off.2:2,9 u. a.; Jak.2:24), und die Juden werden Könige und Priester auf der Erde sein (Off.20:6; 1.Pet.2:9).

Wenn auch die eigentlichen Empfänger der Enthüllung die in der Endzeit in der Provinz Asien bestehenden christusgläubigen jüdischen Gemeinden sind, so geht der Brief doch zunächst an die damals existierenden Gemeinden, die keine überhimmlische Berufung hatten wie die dem Apostel Paulus und dem Hebräerbrief Glaubenden (Eph.1:3; 2:6; Heb.3:1; 11:16: 12:22) und am Evangelium der Beschneidung (Gal.2:7), der Lehre der zwölf Apostel festhielten. Auch Petrus schrieb an die Auswanderer in der Zerstreuung in der Provinz Asien und sprach ihnen in ihren Leiden zu (1.Pet.1:1; 5:10). In der Endzeit werden die Briefe des Petrus, Jakobus, Johannes und Judas wieder und ganz besonders die rechte Speise für die Heiligen aus Israel sein. Und für den Tag des Herrn ist auch die Enthüllung geschrieben, denn Johannes befand sich im Geist in des Herrn Tag (Off.1:10), als er die Botschaften an die Gemeinden empfing.

Gleichwohl - angesprochen sind sogar wir, die gar nicht in diese Zeit hineinkommen, denn auch dies ist ein Wort Gottes, das uns zur Belehrung und zum Zuspruch dient, und in des Herrn Tag wiederum sind alle Menschen angesprochen, alle, die Ohren haben zu hören, wie es ausdrücklich heißt (Off.2:7 u. a.).

»Gnade und Friede« wird den gläubigen Empfängern zugesprochen. Mögen sie sich der Gnadenerweisungen Gottes erfreuen und dankbar erweisen, und möge der Friede Gottes ihre Herzen auf der festen Grundlage des prophetischen Wortes bewahren!

Gnade und Friede haben eine dreifache Quelle; sie kommen von dem, der da ist und war und kommt, von den sieben Geistern und von Jesus Christus.

Der da ist und der da war und der da kommt, dieser ist Jewe, Gott, der Vater, so wie Er in Christus, Seinem Abbild und Seinem Wort, wahrnehmbar und in Christus, der Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit, erfassbar ist (Joh.17:5; Heb.1:3). Jewe bedeutet: wird sein-seiend-war. Dieser auf die Zeit bezogene und besonders im Zusammenhang mit Israel verwendete Name Gottes im Alten Testament wird von Johannes hier angesichts der Zeit der Anwesenheit Christi wieder aufgegriffen. Während der Verwerfung Israels (Röm.11:15) war Er nicht für Israel da, nicht bei ihnen anwesend. Nun aber wendet Er Sich Israel wieder zu. Er, der da war, ist jetzt da, und Er wird auf die Erde zurückkommen.

Die sieben Geister, diese sieben Boten, haben umfangreiche Aufgaben in der Enthüllung wahrzunehmen und werden daher zu Recht in den Eingangsworten erwähnt. Sie stehen in engster Verbindung mit Christus, denn sie sind Seine Ausführungsorgane in den Endgerichten. Sie sind Gottes Beauftragte für die gesamte Erde (Off.5:6). Ihnen werden die sieben Posaunen und die sieben Schalen gegeben (Off.8:2; 15:7). Sie werden als sieben Feuerfackeln und als die sieben Hörner und sieben Augen des Lämmleins bezeichnet (Off.4:5; 5:6).

Und von Jesus Christus kommen den Empfängern Gnade und Friede, der hier dem Inhalt der Enthüllung gemäß in dreifacher Weise beschrieben wird.

Er ist der getreue Zeuge, treu in Seiner Erniedrigung bis zum Kreuzestod und dies als den Weg Gottes bezeugend. Damit ist Er das ermutigende Beispiel für die bedrängten Heiligen.

Er ist der Erstgeborene aus den Toten (vgl. Kol.1:18), was die Aussage einschließt, dass es noch viele Nachgeborene aus den Toten geben wird (Off.2:10; 20:6). Der Tod verliert somit seine Schrecken. Die Getreuen werden lebendig gemacht werden, das heißt unvergängliches Leben erhalten (1.Kor.15:23); sie werden nicht mehr sterben (Luk.20:36).

Er ist der Fürst, der Oberste der Könige der Erde (Ps.89:28), und Seine Heiligen werden mit Ihm als Könige für die Äonen der Äonen herrschen (Off.20:6). Er ist der König der Könige und der Herr der Herren (1.Tim.6:15; Off.19:16).

 

Ihm sei die Verherrlichung!

 

  Mit den Versen 5b und 6 folgt der Lobpreis: »Dem, der uns liebt und uns aus unseren Sünden mit Seinem Blut erlöst und uns zu einem Königreich macht und zu Priestern für Seinen Gott und Vater, Ihm sei die Verherrlichung und die Gewalt für die Äonen der Äonen! Amen!« Aus Liebe zu seinen Geschöpfen gab Jesus Christus Sich dahin und vergoss Sein Blut zur Erlösung vieler während der Äonen (Mat.20:28; Heb.9:12) (und zur Rettung aller übrigen beim Abschluss der Äonen). Die aus Israel macht Er für die kommenden Äonen zu Königen und Priestern; mit den Worten des Petrus gesagt: »Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk, Ihm zur Aneignung« (1.Pet.2:9). Dies gründet auf 2.Mose 19:5,6: »Wenn ihr nun auf Meine Stimme hören, ja hören und Meinen Bund halten werdet, dann sollt ihr unter allen Völkern Mir zum besonderen Eigentum sein (oder: zum Schatz; vgl. Mat.13:44); denn Mein ist die gesamte Erde. Und ihr, ihr sollt für Mich ein königliches Priestertum und eine heilige Nation werden.«

Israel wird die Erfüllung seiner Verheißungen erleben und ein Segen für die ganze Erde sein. Ihrem Herrn Jesus Christus werden sie die Verherrlichung geben, der Seine Herrschaft in den beiden abschließenden, krönenden Äonen zusammen mit ihnen ausüben wird. Und als die priesterliche Nation werden sie Gott in vollkommener Weise Gottesdienst darbringen und alle anderen Nationen zu Jüngern machen (Mat.28:19).

 

Die große Ansage des Johannes

 

  Hören wir nun die große Ansage des Johannes in Vers 7: »Siehe, Er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird Ihn sehen, auch die Ihn durchstochen haben, und wehklagen werden um Ihn alle Stämme des Landes. Ja, Amen!« Schon in Daniel 7:13 steht zu lesen, dass der Herr mit den Wolken kommen wird. Er Selbst sagt ebenfalls, dass Er auf den Wolken des Himmels mit Macht und Herrlichkeit kommen wird (Mat.24:30; 26:64). Eine Wolke hatte Ihn aufgenommen, als Er vom Ölberg in den Himmel aufstieg (Ap.1:9-11). Auf den Ölberg wird Er auch wieder herabkommen (Sach.14:4).

Alle werden Ihn sehen, auch und gerade Israel, das Volk, das Ihn durchstochen hatte, und Gott wird einen Geist der Gnade und des Flehens auf sie ausgießen, und sie werden über den Herrn wehklagen (Sach.12:10; Mat.24:30), den sie zwei Jahrtausende lang so völlig verachtet hatten.

 

Die große Ansage Jesu Christi

 

  Es folgt die große Ansage Jesu Christi: »Ich bin das Alpha und das Omega, sagt der Herr, Gott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allgewaltige« (Vers 8). Er Selbst spricht und legitimiert damit zugleich auch das Buch. Alpha und Omega sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets. A und O zu sein, bedeutet, der Este und der Letzte, der Entscheidende, der Ursprung und die Vollendung zu sein. Dies sagt der Herr Jesus Christus, der von der absoluten Gottheit eingesetzte Gott (was Verfüger, alle an ihren Platz Setzender bedeutet), der da ist und der da war und der da kommt. Er ist der Allgewaltige - der Vater hat Ihm alles übertragen -, der Allmächtige, der alles bewirkt und hervorruft. Er ist der Allhaltende, wie auch übersetzt werden kann, der die Haltekraft hat, alles fest in Seiner Hand hält und allen Halt gibt.

 

Johannes auf Patmos

 

  Johannes berichtet: »Ich, Johannes, euer Bruder und Mitteilnehmer an der Drangsal, am Königreich und am Ausharren in Jesus Christus, befand mich auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses Jesu Christi willen« (Vers 9). »Ich, Johannes ...« - so darf er als Apostel und Prophet sprechen. Gleichwohl ist und bleibt er ein Bruder in echter geistlichen Demut. Auch er erleidet Drangsale und wird am Königreich Israels teilhaben, wie unser Herr sagte: »Fürchte dich nicht, du kleines Herdlein, da es eurem Vater wohlerscheint, euch das Königreich zu geben« (Luk.12:32). Und jetzt gilt es auszuharren in Christus Jesus, von Ihm wie von einer Festung umgeben. »Ihr werdet um Meines Namens willen von allen gehasst werden. Wer aber bis zur Vollendung ausharrt, der wird gerettet werden« (Mat.10:22).

  Johannes befand sich auf einem kleinen Felseneiland vor der kleinasiatischen Küste. Wenn der Name »Patmos« von pateoo, treten, kommen sollte, sehen wir den Zusammenhang mit der Enthüllung darin, dass die heilige Stadt und die Kelter getreten werden (Off.11:2; 14:20; 19:15). Wesentlich dürfte aber sein, dass die geografische Lage der Insel der geistlichen Lage Israels entspricht, wenn sich die Vision erfüllen wird: Israel ist unfruchtbar und isoliert, und die Gläubigen sind weit weg vom verheißenen Land.

Warum oder wozu war Johannes auf Patmos? »... um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses Jesu Christi willen.« Dies kann heißen, dass er wegen seiner Verkündigung und seines Dienstes auf die Insel verbannt wurde oder aber, dass er sich gerade der Enthüllung Jesu Christi wegen dort befand - damit er das Zeugnis (vgl. Off.1:2) dort empfange.

 

In des Herrn Tag

 

  Wo Johannes sich befand, hat seine Bedeutung, entscheidend aber für die Einordnung der sieben Sendschreiben und des Buches der Enthüllung überhaupt ist die Antwort auf die Frage: »Wann, Herr?« Auf welchen Zeitraum bezieht sich die Enthüllung? Die Antwort lautet: »Ich befand mich im Geist in des Herrn Tag und hörte hinter mir eine laute Stimme wie die einer Posaune sagen: Was du erblickst, schreibe in die Rolle und sende es den sieben herausgerufenen Gemeinden, nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamus, nach Thyatira, nach Sardes, nach Philadelphia und nach Laodicea« (Verse 10+11).

Alles, was Johannes hört und sieht, geschieht in des Herrn Tag. Die Betonung liegt hier auf »Tag«. Der Tag - er ist da, der Tag des Herrn, der Tag des Zorns und gerechten Gerichts Gottes (Röm.2:5), der große Tag Jewes, der Tag des Grimms, der Verwüstung, der Finsternis und des Wetterdunkels (Zeph.1:14-18). (Beim Tag des Herrn an den Sonntag zu denken, ist völlig abwegig.)

Im Geist befand Johannes sich darin. Er war nicht körperlich in die Zukunft versetzt, er war auch nicht durch den Geist Gottes irgendwohin getragen worden, sondern er schaute in seinem Geist in einer Vision des Herrn Tag.

Die Stimme, die er hinter sich hörte, war die seines Herrn, die er kannte und liebte, die aber dieses Mal wie eine Posaune tönte, wie das Signalinstrument, mit dem Wichtiges angekündigt wird.

Was Johannes in des Herrn Tag erblickt, dies soll er den sieben Gemeinden schreiben. Die Enthüllung ist nicht für jetzt. Sie passt auch von der Botschaft her nicht in die dem Apostel Paulus gegebene heilsgeschichtliche Haushaltung. Was Jesus Christus ihnen in des Herrn Tag zu sagen hat, dies soll Johannes ihnen mitteilen. In des Herrn Tag wird die Enthüllung die sieben Gemeinden erreichen. Wenn auch die Erstempfänger bereits Nutzen aus den Sendschreiben ziehen konnten, so werden diese Worte im vollen Sinne erst in der Endzeit für jede der Gemeinden genau die richtigen sein.

Die Gemeinden bestehen übrigens nicht nacheinander und beschreiben keine Epochen der Kirchengeschichte, wie manche meinen, sondern bestehen gleichzeitig, ebenso wie die sieben Leuchter, das Bild für sie (Off.1:13,20), allesamt zur gleichen Zeit vorhanden sind.

 

Inmitten der sieben Leuchter

(Offenbarung 1:12-2:17)

 

  Johannes befand sich im Geist in des Herrn Tag und hörte hinter sich eine laute Stimme wie die einer Posaune.

  Er berichtet weiter: »Da wandte ich mich um, die Stimme zu erblicken, die mit mir sprach. Als ich mich umwandte, gewahrte ich sieben goldene Leuchter und inmitten der sieben Leuchter Einen, gleich einem Menschensohn« (Verse 12+13a). Die Leuchter sind das Symbol für die sieben Gemeinden (Vers 20); sie sind das Licht der Welt. Denn die Körpergemeinde ist entrückt, und finsterste Dunkelheit bedeckt die Erde. Nur bei dem treuen Überrest aus Israel findet sich noch der Glaube. Die Leuchter brennen nicht im Tempel, sondern weit draußen, unter den Nationen. Dies weist darauf hin, dass ein priesterlicher Dienst nicht ausgeübt wird. Auch Jesus Christus trägt eine ganz andere Kleidung als ein Hoherpriester. Priester vermitteln zwischen Gott und den Sündern. In dieser Vision aber geht es um das prophetische, richtende, das heißt zurechtbringende Wort an die sieben Gemeinden selbst.

  Johannes sah sieben einzelne Leuchter, nicht den siebenarmigen Leuchter des Tempels. Golden waren die Leuchter. Gold steht für einen hohen Wert, für Reinheit und Majestät. Gold wird die Prüfung im Feuer bestehen.

  Inmitten der sieben Leuchter stand einer, gleich einem Menschensohn: Jesus Christus, der Herr und Richter. Als den Menschensohn hatte Sich unser Herr auf der Erde viele Male Selbst bezeichnet und Sich damit als den ausgezeichnet und zu erkennen gegeben, von dem in Daniel 7:13 geschrieben steht: »Siehe, da kam mit den Wolken der Himmel einer wie eines Sterblichen Sohn; Er kam zu dem Verfüger über Tage und wurde nahe zu Ihm gebracht. Dann wurde Ihm Vollmacht, Würde und ein Königreich gewährt, und alle Völker, Stämme und Zungen sollen Ihm dienen; Seine Vollmacht, eine äonische Vollmacht, wird nicht vergehen, und Sein Königreich wird unbegrenzt sein.« Der Begriff »Sohn des Menschen« weist außerdem darauf hin, dass Jesus Christus der Sohn Adams und damit mit dem gesamten Menschengeschlecht verbunden ist und als der verheißene Same der Schlange den Kopf zertreten wird.

Das Aussehen des Menschensohns

 

  Nun wollen wir der Schilderung des Aussehens des Menschensohns und Seiner Kleidung in den Versen 13b bis 16 im Einzelnen nachgehen:

  »... angezogen mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand.« Das lange Gewand drückt Würde aus. Es ließ die Füße frei.

  »... und um die Brust mit einem goldenen Gürtel umgürtet.« Der Gürtel oder die Schärpe des Hohenpriesters dagegen war aus Byssus (Leinen). Wer gegürtet ist, zeigt an, dass er zum Handeln bereitsteht, und dies in Gold, was besagt: in Hoheit und Majestät, in Macht und Herrlichkeit.

  »... Sein Haupt aber und die Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee.« Weiß ist das Licht und mithin die Farbe der Gerechtigkeit. Weiß ist der große Thron, vor dem nach dem Königreichsäon alle Nichtauserwählten und daher Ungläubigen im hellen Licht der Gerechtigkeit Gottes gerichtet werden (Off.20:11). Hellweiß, absolut gerecht ist der Herr Jesus Christus.

  »... und Seine Augen wie eine Feuerflamme.« Vor Seinen alles durchdringenden und ausbrennenden Augen bleibt nur Feuerfestes bestehen, wie Wahrheit und Gerechtigkeit, Liebe und Reinheit in Gedanken, Worten und Werken. »Es gibt keine Schöpfung, die vor Seinen Augen nicht offenbar ist. Alles aber ist nackt und entblößt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen« (Heb.4:13).

  Zur Vermeidung von Missverständnissen sei gesagt, dass unser Herr Jesus Christus in Wirklichkeit nicht so aussieht; Johannes sah Symbole, Symbole für Christi Ämter und Eigenschaften.

  »... und Seine Füße gleich weißer Bronze, wie sie im Hochofen glüht.« Jesu Schritte sind weißglühend, alles Widergöttliche verzehrend. »Jewe, dein Elohim, ist ein verzehrendes Feuer, ein eifernder El« (5.Mose 4:24). Möge niemand einen Gott neben Ihm haben!

  »... und Seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser.« Raumfüllend, alles beherrschend ist Seine Stimme. Alles andere verstummt.

  »Und Er hatte in Seiner rechten Hand sieben Sterne.« Die sieben Sterne sind die sieben Gemeinden (Vers 20). Was Er in Seiner Rechten hält, gehört Ihm und darüber bestimmt Er.

  »... und aus Seinem Mund ging eine scharfe, zweischneidige Klinge hervor.« Messerscharf wird Sein Wort sein, »durchdringend bis zur Teilung von Seele und Geist [bis zur Trennung von Seelischem und Geistlichem] sowie von Gelenken als auch Mark; es ist Richter der Überlegungen und Gedanken des Herzens« (Heb.4:12).

  »... und Sein Antlitz war, als wenn die Sonne in ihrer Macht erscheint.« Sein Angesicht strahlt sieghafte Überlegenheit aus (Ri.5:31). Wer kann die Sonne in ihrem Mittagsglanz anblicken?

 

Johannes fiel wie tot um

 

  Johannes sah Christus in Seinem Richteramt. Der Anblick war so herrlich und gewaltig, dass ihn alle Kraft verließ. Er teilt in Vers 17a mit: »Als ich Ihn gewahrte, fiel ich wie tot zu seinen Füßen hin.« Ähnlich war es Daniel (Dan.10:9) und Saulus vor Damaskus ergangen (Ap.9:4). Wenn wir dagegen, die Glieder der Körpergemeinde, die in überströmender Gnade Stehenden, Christi Stimme hören und Ihn sehen werden, wird Seine Herrlichkeit uns nicht unerträglich sein, weil wir Ihm gleichgestaltet sind (Röm.8:29; Phil.3:21). Für uns bedeutet Seine Anwesenheit Leben und Freude.

 

Fürchte dich nicht!

 

  Der Herr richtet Johannes wieder auf: »Da legte Er Seine Rechte auf mich und sagte: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige: auch Ich war tot, und siehe, lebendig bin Ich für die Äonen der Äonen (Amen!). Ich habe die Schlüssel des Todes und des Ungewahrten« (Verse 17b+18). Mit der aufgelegten rechten Hand darf Johannes sich liebevoll angenommen und zugleich in Beschlag genommen wissen. Christi Zuspruch: »Fürchte dich nicht!« erfrischt ihn wieder.

  Aus Jesaia 44:6 kannte Johannes bereits das Wort: »Ich bin der Erste und der Letzte. Außer Mir ist kein Elohim!« Jesus Christus ist das A und das O, der Anfang und die Vollendung. Er ist nicht nur der Reihe nach der Erste, sondern auch dem Rang nach. Er ist der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung, der Erstgeborene aus den Toten, das Haupt der Gemeinde und wird in allem der Erste werden (Kol.1:15-19). Und Er ist der Letzte als der beim Abschluss der Äonen alles Vollendende (Eph.3:19; Kol.1:19,20; 2:10; plerõma heißt Vervollständigung und nicht Fülle).

  Jesus Christus war gestorben, und siehe: Er ist lebendig! Der Tod ist der absolute Gegensatz zum Leben. Unserer Sünden wegen ist Er gestorben, für die Ungerechten, Er, der Gerechte (1.Pet.3:18). Nun aber ist der Tod nicht mehr Herr über Ihn (Röm.6:9), sondern Er ist der Herr nun auch über den Tod und den Hades, den gedanklichen Begriff für den ungewahrbaren, bildlichen Aufenthaltsort der Toten. Durch Seinen Tod hat Er den Satan abgetan, der die Gewalt (oder: die Haltekraft) des Todes hat (Heb.2:14). Wenn der Herr aber aufschließt und ruft, dann stehen die Toten auf. »Es kommt die Stunde, und sie ist nun da [da das Königreich sich genaht hatte], wenn die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, werden leben« (Joh.5:25). Dies ist ein Zuspruch für die Märtyrer in der Zeit ihrer großen Drangsal von der Mitte des letzten Jahrsiebeners an (Da.9:27; Mat.24:15-22).

 

Schreibe nun!

 

  Weiter sagte der Herr: »Schreibe nun, was du wahrgenommen hast und was sie sind und was künftig, nach diesen Dingen, geschehen wird, das Geheimnis der sieben Sterne, die du auf Meiner Rechten gewahrt hast, und die sieben goldenen Leuchter: Die sieben Sterne sind Boten der sieben herausgerufenen Gemeinden, und die sieben Leuchter sind sieben herausgerufene Gemeinden« (Verse 19+20). Dreierlei soll Johannes aufschreiben: Erstens, was er wahrgenommen hat, nämlich die erste Vision, die wir gerade betrachtet haben. Zweitens soll er schriftlich festhalten, »was sie sind«, das heißt, was die sieben Sterne und sieben Leuchter bedeuten. Da er dies tat, kennen wir das Geheimnis der sieben Sterne: es sind die sieben Boten, genau gesagt: sie bedeuten die sieben Boten. »Bote« ist die Bezeichnung für den Vorleser in einer Synagogengemeinde, der die Botschaft Gottes vorlesend verkündigt. Ebenso wurde einst das Gesetz des Mose durch Boten, wie Aaron, Nadab, Abihu und die siebzig Ältesten, an das Volk Israel weitergegeben (2.Mose 19:7; 24:9; 34:31). Und drittens soll Johannes aufzeichnen, was künftig geschehen wird. Dies ist sodann ab Kapitel vier, Vers 1, zu lesen: »Danach gewahrte ich ...«

 

Dem Boten in Ephesus

 

  In des Herrn Tag, in welchem Johannes sich im Geist befindet, bekommt er von dem in richterlicher Macht und Herrlichkeit vor ihm stehenden Herrn Jesus Christus den Auftrag: »Dem Boten der herausgerufenen Gemeinde in Ephesus schreibe: Das aber sagt Er, der die sieben Sterne in Seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: ... (Kap.2:1) Der Richter spricht, »denn der Zeitpunkt ist gekommen, dass das Urteil beim Hause Gottes [den Gemeinden] anfange. Wenn aber zuerst bei uns, wie wird der Abschluss derer sein, die gegen das Evangelium Gottes widerspenstig sind?« (1.Pet.4:17).

  Der Herr der sieben Vorleser, der mitten unter den Gläubigen der sieben Gemeinden gegenwärtig ist, spricht die Gemeinde, die in der Endzeit in Ephesus sein wird, auf ihre besondere Situation bezogen an: »Ich weiß um deine Werke und deine Mühe und deine Ausdauer, und dass du Üble nicht ertragen kannst und stellst auf die Probe, die vorgeben, selbst Apostel zu sein und es nicht sind, und erfandest sie als falsch; du hast Ausdauer und erträgst alles um Meines Namens willen und ermüdest nicht« (Verse 2+3). Der Herr urteilt gerecht - nach den Werken. Die Werke dieser Gemeinde lassen erkennen, dass sie einen lebendigen Glauben haben, keinen toten oder nutzlosen. Übles wirkende Menschen dulden sie nicht unter sich. Da sind welche, die vorgeben, einen besonderen Auftrag zu haben, und sich deshalb Apostel nennen. Doch die Gemeinde prüfte die Geister, ob sie von Gott seien (denn es sind viele falsche Propheten unterwegs), und befand sie als Lügner (1.Joh.4:1).

 

Die erste Liebe

 

  Der Herr hat aber nicht nur Lob auszusprechen: »Doch Ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Erinnere dich nun, woher du gefallen bist, sinne um und tue die ersten Werke, sonst komme Ich über dich und werde deinen Leuchter aus seiner Stelle bewegen, wenn du nicht umsinnst« (Verse 4+5). Ihr eifriger Dienst für den Herrn Jesus geschieht nicht mehr aus unmittelbarer Liebe zu Ihm, sondern aus Gewohnheit. Die Liebe ist erkaltet (Mat.24:12). Wenn aber das Salz fade geworden ist, was kann man dann noch damit anfangen? Man wirft es hinaus (Mat.5:13). Umsinnung ist vonnöten; anders ist Rettung nicht möglich (Ap.2:38). Die Haushaltung der Rettung allein durch Glauben ist zu jener Zeit vorbei.

 

Die Nikolaiten

 

  »Doch dies hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch Ich hasse« (Vers 6). Weder im ersten Jahrhundert noch sonst wann gab es Nikolaiten. Wie bereits gesagt, beziehen sich die Sendschreiben ja auf die Zukunft. Nach den Wortbestandteilen nikaõ, siegen oder überwinden, und laos, Volk, haben wir es mit Volksbesiegern, Volksbezwingern oder Volksüberwindern zu tun. Das Buch der Enthüllung sagt uns, wer siegreich auszieht, der Antichristus nämlich (6:2), wem es gegeben wird, mit den Heiligen zu streiten und sie zu überwinden, dem wilden Tier nämlich (13:7; siehe auch 11:7). Die Nikolaiten sind nach alledem die Anhänger des Menschen der Gesetzlosigkeit, des widergöttlichen Herrschers der Endzeit. Sie werden nach Kapitel 2:14,15, wie einst Bileam Israel zum Götzendienst verführte, zur Anbetung des wilden Tieres verleiten. Die Gemeinde in Ephesus aber wird sie hassen, wie Psalm 139:21 vorgibt: »Hasse ich nicht, welche Dich hassen, Jewe?«

 

Wer ein Ohr hat ...

 

  Nach dem Lob, dem Tadel und der Ermahnung folgt die ermutigende Verheißung: »Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den herausgerufenen Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem werde Ich von dem Holz des Lebens zu essen geben, das mitten im Paradies Gottes ist« (Vers 7). Hören kann nur, wem der Geist des Herrn das Ohr öffnet (Jes.50:4). Der Baum des Lebens ist uns vom Paradies Adams und Evas her bekannt (1.Mose 2:9). Wer davon isst, stirbt nicht, solange er es tut (1.Mose 3:22). Auf der neuen Erde, dem zukünftigen Paradies, wird dieser Baum wieder Leben spenden (Off.22:2,14,19). Die Überwinder werden an dem äonischen Leben teilhaben. »Alles, was aus Gott gezeugt ist, überwindet die Welt. Und dies ist der Sieg, der die Welt überwindet: unser Glaube« (1.Joh.5:4).

 

Dem Boten in Smyrna

 

  »Dem Boten der herausgerufenen Gemeinde in Smyrna schreibe: Das aber sagt der Erste und der Letzte, der tot war und lebt: Ich weiß um deine Werke und deine Drangsal, deine Armut (dennoch bist du reich) und die Lästerungen seitens derer, die vorgeben, selbst Juden zu sein, und es nicht sind, sondern eine Synagoge Satans sind sie« (Verse 8+9). Die gläubigen Juden in Smyrna werden unter Drangsalen und drückender Armut leiden; mögen sie dabei nicht vergessen, dass sie in Christus reich gemacht sind.

  Sie werden von Juden gelästert werden, die vorgeben, wahre Juden zu sein, die aber Jesus Christus nicht als im Fleisch gekommen erkannt haben (1.Joh.4:2) und somit nicht aus Gott, sondern Anhänger Satans sind (siehe auch Röm.2:28,29; 9:6-8). Deren Synagoge ist eine Satans.

  Weiter sagt der Herr den Gläubigen: »Fürchte nichts, was du demnächst erleiden wirst. Siehe, der Widerwirker schickt sich an, einige von euch in das Gefängnis zu werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet zehn Tage lang Drangsal haben. Werde getreu bis an den Tod, und Ich werde dir den Kranz des Lebens geben« (Vers 10). Während des Zeitraums des fünften Siegels werden einige von ihnen hingeschlachtet werden (Kap.6:9). Diese Drangsal ist auf zehn Tage begrenzt. Den Getreuen wird der Kranz des Lebens gegeben werden. Ein Kranz ist der Preis für den Sieger in einem Wettkampf. Sie werden für die Äonen leben.

 

Wer überwindet ...

 

  »Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den herausgerufenen Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem wird der zweite Tod keinesfalls schaden können« (Vers 11). Möge euch dieser Zuspruch angesichts des Todes zur Kräftigung dienen! Die da in Treue zum Herrn den ersten Tod erleiden, werden vom zweiten Tod (Kap.20:14) nicht berührt werden, denn wer Christus hat, hat das Leben.

 

Dem Boten in Pergamus

 

  »Dem Boten der herausgerufenen Gemeinde in Pergamus schreibe: Das aber sagt, der die zweischneidige, scharfe Klinge hat: Ich weiß, wo du wohnst, dort, wo der Thron Satans ist; doch du hältst Meinen Namen fest und hast Meinen Glauben in den Tagen nicht verleugnet, in denen Antipas Mein treuer Zeuge war, der unter euch getötet wurde, dort, wo Satan wohnt« (Verse 12+13). Die Gemeinde wohnt an einem Ort mächtigen antichristlichen politischen und religiösen Drucks und besonderer Verführungen. Dennoch wird sie ihren Glauben an Jesus Christus bekennen, sogar dann, wenn ihr Gemeindeglied Antipas getötet werden wird. Es ist fast unnötig zu sagen, dass es bislang keinen Märtyrer namens Antipas gab, denn das Geschehen liegt in des Herrn Tag, in der Zukunft. Wie nahe ist diese Frist (Kap.1:3)? Ob Antipas heute bereits geboren ist?

 

Anhänger Bileams und der Nikolaiten

 

  Die Gemeinde ist aber auch zu tadeln: »Doch Ich habe einiges wenige gegen dich, denn du hast dort welche, die sich an die Lehre Bileams halten, der Balak lehrte, vor den Augen der Söhne Israels einen Fallstrick zu werfen, nämlich Götzenopfer zu essen und zu huren« (Vers 14). Der Wahrsager Bileam war vom Moabiterkönig Balak beauftragt worden, Israel zu verfluchen. Auf Geheiß Jewes segnete Bileam Israel jedoch (4.Mose 22-24). Dann aber luden die Moabiter Israel auf den Rat Bileams hin zu ihren Götzenopferfesten ein; und Israel hängte sich an den Götzen Baal-Peor und trieb Unzucht mit den Töchtern Moabs (4.Mose 25:1-3; 31:16). Das Gleiche wird in Pergamus geschehen: Einige Gemeindeglieder werden im Anschluss an Götzenopfermahlzeiten mit den Götzenpriesterinnen huren und sich dadurch mit dem Götzen verbinden.

  Des Weiteren sagt der Herr zu der Gemeinde: »So hast auch du solche bei dir, die sich gleicherweise an die Lehre der Nikolaiten halten« (Vers 15). Nicht nur in Ephesus, sondern auch in Pergamus ist dies der Fall.

 

Die scharfe Klinge

 

  Möge die Gemeinde den Bußruf hören: »Sinne nun um! Sonst komme Ich schnell zu dir und werde mit ihnen mit Meines Mundes Klinge streiten« (Vers 16). Umsinnen muss die gesamte Gemeinde und zu dem Ergebnis kommen, dass sie die Götzendiener in ihren Reihen nicht dulden darf. Schluss mit den faulen Kompromissen! Umsinnen sollen auch die Götzenverehrer. Tun sie das nicht, so muss die Gemeinde sich mit aller Entschiedenheit von ihnen trennen. Andernfalls - und dies besagt die zweischneidige, scharfe Klinge - wird der Herr die Trennung sehr schnell und mit aller Schärfe vollziehen.

 

Verborgenes Manna und ein weißer Kiesel

 

  »Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den herausgerufenen Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem werde Ich von dem verborgenen Manna geben, und Ich werde Ihm einen weißen Kiesel geben, und auf dem Kiesel ist ein neuer Name geschrieben, den niemand weiß, außer dem, der ihn erhält« (Vers 17). Von der Rettung allein durch Glauben und damit in überströmender Gnade, wie wir sie erfuhren, ist in der Endzeit keine Rede mehr. Umsinnen muss man - und überwinden, sich bis in den Tod bewähren, wie Antipas.

  Den Überwindern wird von dem verborgenen Manna gegeben. Mit Manna ernährte Jewe das Volk Israel während der vierzigjährigen Wanderung durch die Wildnis Sinai. Es war fein und flockig und dünn wie Raureif; es war wie weißer Koriandersamen und schmeckte wie Honigkuchen (2.Mose 16:14,15,31). Dies war das sichtbare Manna. Nun aber wird den Überwindern in ihrer Drangsal das Manna als verborgene, im Herzen kraftvoll wirksame Speise verheißen, so wie Jesus Christus zu Israel gesprochen hatte: »Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer an Mich glaubt, hat äonisches Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter aßen das Manna in der Wildnis und starben.  Dies [Jesus Christus] ist das Brot, das aus dem Himmel

herabsteigt, damit man davon esse und nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgestiegen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben für den Äon. Das Brot aber, das Ich für das Leben der Welt geben werde, ist Mein Fleisch« (Joh.6:47-51). Wer glaubt, dass Jesus Christus mit der Dahingabe Seines Körpers bis zum Kreuzestod alles für ihn getan hat, der ernährt sich mit dem wahren Manna.

  Und ein weißer Kiesel wird den Überwindern gegeben werden. Dieser ist das Zeichen für ein Losteil im Königreich Israels auf der Erde, also für ein garantiertes Stück Land. Mit dem Kiesel erhalten die Getreuen einen neuen, für die Äonen beständigen Namen der Verherrlichung (Jes.56:5; 62:2). Da der neue Name anderen zunächst unbekannt ist, kann ihn während der großen Drangsal niemand rauben oder auch nur antasten.

  Im Buch der Enthüllung Jesu Christi erscheint hier zum ersten Mal das Wort »neu«, die Verheißung dessen, der alles neu macht (Off.21:5), dessen, der da war und der da ist und der da kommt.

 

»Wer ein Ohr hat, der höre«

(Offenbarung 2:18-3:22)

 

  Wir setzen die Betrachtung der sieben Sendschreiben mit Kapitel 2:18 des Buches der Enthüllung Jesu Christi fort. Johannes steht im Geist in des Herrn Tag vor dem Herrn und Richter Jesus Christus und schreibt nieder, was dieser ihm sagt.

 

Dem Boten in Thyatira

 

  »Dem Boten der herausgerufenen Gemeinde in Thyatira schreibe: Das aber sagt der Sohn Gottes, dessen Augen wie eine Feuerflamme sind, und Seine Füße gleich weißer Bronze: Ich weiß um deine Werke, deine Liebe und deinen Glauben, deinen Dienst und deine Ausdauer, und dass deine letzten Werke mehr sind als die ersten« (Verse 18+19). Vor den Augen des Sohnes Gottes bleibt nichts verborgen, und Seine weißglühenden Füße werden alles Unrechte zu Asche zertreten. Die Gemeinde hat mit der Liebe und dem Glauben eine gute Grundlage, und ihr Dienst, ihre Ausdauer sowie die Zunahme ihrer Werke zeugen von Bewährung.

 

Isabel

 

  Trotz all diesem erkennt die Gemeinde eine gewaltige Gefahr nicht. Der Herr sagt ihr: »Doch Ich habe vieles gegen dich, weil du deine Frau, Isabel, gewähren lässt, wenn sie vorgibt, selbst eine Prophetin zu sein, und lehrt und Meine Sklaven irreführt zu huren und Götzenopfer zu essen« (Vers 20). Da wird eine Frau namens Isabel sein (nach dem Kodex Alexandrinus »deine« Frau, also wohl die des Boten genannten Vorlesers der Gemeinde), die in vierfacher Weise schlimmen Schaden anrichtet.

  Und die Gemeinde lässt sie gewähren! Ihr Name Isabel erinnert nicht von ungefähr an die heidnische Frau des israelitischen Königs Ahab, die ihn zum Baalsdienst und zu anderen Schandtaten verführte (1.Kön.16:31; 2.Kön.9:22).

  Sie gibt vor, eine Prophetin zu sein. Unser Herr sagte: »Es werden sich falsche Christusse und falsche Propheten erheben; die werden große Zeichen geben und Wunder tun, um wenn möglich auch die Auserwählten irrezuführen. Siehe, Ich habe es euch vorher angesagt« (Mat.24:24). Mögen die Gläubigen sich doch an das für ihre Zeit geschriebene prophetische Wort halten!

  Sie lehrt! Wenn eine Frau sogar in den paulinischen Gemeinden nicht die Lehrerin der Gemeinde sein durfte (1.Tim.2:12) - wohl sollten die älteren Frauen die jüngeren lehren (Tit.2:3) und alle Gemeindeglieder einander (Kol.3:16) -, wie viel weniger in jüdischen!

  Sie verführt zur Hurerei. Hurerei ist jede intime Beziehung zweier nicht miteinander Verheirateten. Von aller Hurerei haben die Heiligen sich fernzuhalten (1.Thess.4:3). Auch der voreheliche Geschlechtsverkehr ist kein ehelicher Verkehr. »Die Heirat werde wertgeachtet«, steht in Hebräer 13:4 geschrieben. Erst schließt man die Ehe, dann vollzieht man sie.

  Und zum Götzendienst verführte sie. Gegen 2.Mose 20:2-5: »Ich bin Jewe, dein Elohim ... Du sollst keine anderen Götter haben, Mir ins Angesicht ... Denn Ich, Jewe, dein Elohim, bin ein eifernder El ...«

 

Das Urteil

 

  Dies wird das Urteil sein: »Und Ich habe ihr eine Zeit gegeben, damit sie umsinne; doch sie will nicht von ihrer Hurerei umsinnen. Siehe, Ich werde sie auf ein Lager werfen, und die mit ihr Ehebruch treiben, in große Drangsal bringen, wenn sie nicht von ihren Werken umsinnen. Und ihre Kinder werde Ich mit dem Tod töten, und alle herausgerufenen Gemeinden werden erkennen, dass Ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht; und Ich werde jedem von euch euren Werken gemäß geben« (Verse 21-23). Sogar der Isabel hat Jesus Christus Raum zur Umsinnung gegeben, da Er ja nicht will, dass jemand umkomme (2.Pet.3:9). Doch jetzt wird ihr Hurenlager zum Kranken- oder Sterbelager werden. Ihre Anhänger werden in Drangsale geraten und ihre Kinder sterben. Dieses Geschehen wird allen Herausgerufenen zur Ermahnung gereichen, dass dem Herrn ungeteilte Treue zukommt.

 

Haltet fest, was ihr habt

 

  Weiter sagt Christus: »Euch anderen aber sage Ich, den Übrigen in Thyatira, allen, die diese Lehre nicht haben, die »die Tiefen Satans« nicht erkannt haben, wie sie sagen - auf euch werfe Ich keine andere Bürde« (Vers 24). Ja, so ist es: Die der angeblichen Prophetin Hörigen haben natürlich »besondere Erkenntnisse«, sie wissen mehr als geschrieben steht, sie kennen sogar die letzten Geheimnisse Satans und schauen deshalb auf die, die nur das Wort Jesu Christi haben und in Herzenseinfalt und Lauterkeit auf Christus ausgerichtet sind, herab (2.Kor.11:3).

  Jenen aber spricht der Herr zu: »Haltet indessen das fest, was ihr habt, bis Ich eintreffen werde« (Vers 25). Sie haben Werke, Liebe, Glauben und Ausdauer, wie Jesus in Vers 19 feststellte.

 

Vollmacht über die Nationen

 

  »Wer überwindet und Meine Werke bis zur Vollendung bewahrt, dem werde Ich Vollmacht über die Nationen geben, und er soll sie mit eiserner Keule hirten, wie man die Töpfergefäße zertrümmert, wie es auch Ich von Meinem Vater erhalten habe; und Ich werde ihm den Morgenstern geben« (Verse 26-28). Bis zum Ende sollen die Heiligen an ihrer Gesinnung und ihren vom Herrn gewirkten Werken festhalten. Dann werden sie erlangen, was Israel verheißen ist: die Herrschaft über die Nationen (Kap.12:5; 19:15; 20:6; 2.Mose 19:6). Israel wird als Höchste über alle Nationen gestellt werden (5.Mose 28:1). In Psalm 2:7-9 steht geschrieben: »Jewe sagt zu Mir: Mein Sohn bist Du, heute habe Ich Dich gezeugt. Heische von Mir, und Ich werde Dir Nationen als Dein Losteil geben und Dir zum Besitz die Enden der Erde! Du wirst sie mit eiserner Keule zerschmettern und sie wie Töpfergefäße zertrümmern!« Die Überwinder werden diese strenge Hirtenaufgabe im Auftrag Jesu Christi wahrnehmen. Sollte zum Beispiel eine Nation nicht zum Laubhüttenfest zur Anbetung Jewes nach Jerusalem ziehen, so werden sie die Strafe verfügen, dass über diese Nation kein Regen kommt (Sach.14:17).

  Sie werden den Morgenstern erhalten. Dies beruht auf 4.Mose 24:17, wo es heißt: »Es tritt hervor ein Stern aus Jakob, und ein Zepter erhebt sich aus Israel.« Dieser Morgenstern ist Jesus Christus Selbst, mit dem Herrscherstab in der Hand, an dessen Herrschaft über die Nationen die Überwinder teilhaben werden.

  »Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den herausgerufenen Gemeinden sagt« (Vers 29).

 

Dem Boten in Sardes

 

  »Dem Boten der herausgerufenen Gemeinde in Sardes schreibe: Das aber sagt, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich weiß um deine Werke: du hast den Namen, dass du lebst und bist doch tot. Werde wachsam und befestige die Übrigen, die im Begriff sind, zu sterben; denn Ich habe deine Werke nicht als vollständig vor den Augen Meines Gottes gefunden« (Off.3:1,2). Die sieben Geister Gottes sind die Boten, denen die sieben Posaunen und Zornesschalen gegeben werden (Kap.1:4; 4:5; 5:6; 8:2; 15:7). Die sieben Sterne sind die Boten der sieben Gemeinden (Kap..1:20), ihre Vorsteher, die die Botschaft des Wortes Gottes vortragen.

  Die Gemeinde in Sardes hat schon als aus der Welt Herausgerufene den Namen, dass sie lebe; und sie hat wohl auch den Ruf einer »lebendigen Gemeinde«. Doch dies ist nur der äußere Anschein, in Wirklichkeit ist sie tot; nicht im absoluten Sinne, sondern sie ist eingeschlafen, sie wirkt nicht mehr, sie nutzt dem Herrn nichts mehr, ebenso wie ein Glaube ohne Werke tot, das heißt nutzlos, ist (Jak.2:17). Nicht nur wach, sondern wachend und wachsam soll sie nun aber werden, damit nicht noch mehr Gemeindeglieder dem Schlaf verfallen. »Richtet die erschlafften Hände und die gelähmten Knie wieder auf und geht mit euren Füßen in geraden Radspuren, damit das Lahme nicht noch ausgerenkt, sondern viel mehr geheilt werde« (Heb.12:12,13).

 

Wie ein Dieb

 

  »So erinnere dich nun, wie du erhalten und gehört hast, und bewahre es und sinne um. Wenn du nun nicht wachst, werde Ich eintreffen und wie ein Dieb über dich kommen und keinesfalls wirst du erfahren, zu welcher Stunde Ich eintreffen werde, um über dich zu kommen« (Vers 3). Wie ganz anders spricht Gott in unserer Zeit uns doch an: Wir sind Söhne des Lichts, sodass uns der Tag des Herrn, der da kommt wie ein Dieb in der Nacht, gar nicht ergreifen kann (1.Thess.5:2-5).

 

Weiße Kleider

 

  In Vers 4 hören wir Positives über die Gemeinde: »Aber du hast einige wenige Namen in Sardes, die nicht ihre Kleider besudelt haben, und sie werden mit Mir in Weiß wandeln; denn sie sind dessen würdig.« Weiß ist die Farbe der Gerechtigkeit. Einige haben sich gerecht und dem Wort des Herrn gegenüber treu verhalten. Sie werden als im Blut des Lammes rein Gemachte mit dem Herrn im tausendjährigen Königreich Israels wandeln (Kap.7:14).

 

Die Rolle des Lebens

 

  »Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern umhüllt werden, und keinesfalls werde Ich seinen Namen aus der Rolle des Lebens auslöschen, und Ich werde seinen Namen vor Meinem Vater und vor den Augen Seiner Boten bekennen« (Vers 5). Was ist die Buchrolle des Lebens? Vom Niederwurf der Welt an, als sie ein Tohuwabohu wurde (1.Mose 1:2), sind die Namen der Israeliten darin eingeschrieben, die das äonische Leben ernten sollen (Kap.13:8; 17:8; 2.Mose 32:32; Luk.10:20). Man kann allerdings aus der Rolle gestrichen werden. Was uns angeht, die Glieder der Körpergemeinde (Eph.1:22,23) - Israel wird die Brautgemeinde sein -, so sind wir bereits vor dem Niederwurf der Welt auserwählt und zum Sohnesstand vorherbestimmt worden (Eph.1:4,5). Die Rolle des Lebens berührt uns, die aus den Nationen nicht, auch die darin eingetragenen zur Körpergemeinde gehörenden Juden nicht, deren Rettung in der Auserwählung vor dem Niederwurf der Welt begründet ist. Wir können unsere Rettung nicht verlieren, denn wir sind mit dem heiligen Geist versiegelt (Eph.1:13). »Die Er vorherbestimmt, diese beruft Er auch; und die Er beruft, diese rechtfertigt Er auch; die Er aber rechtfertigt, diese verherrlicht Er auch« (Röm.8:30).

  Die Überwinder werden sich zum Herrn bekennen. Das Bekenntnis zu Ihm wird sie Überwindung, ja evtl. das Leben kosten. Denen aber sagt der Herr Jesus Christus: »Jeder nun, der sich vor den Menschen zu Mir bekennen wird, zu dem werde auch Ich Mich vor Meinem Vater im Himmel bekennen« (Mat.10:32). Diese werden also durch Christus am Leben in den beiden zukünftigen Äonen teilhaben.

  »Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den herausgerufenen Gemeinden sagt« (Vers 6).

 

Dem Boten in Philadelphia

 

  »Dem Boten der herausgerufenen Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das aber sagt der Wahrhaftige, der Heilige, der den Schlüssel Davids hat, der da öffnet und niemand wird zuschließen, und der da zuschließt und niemand wird öffnen: Ich weiß um deine Werke. Siehe, Ich habe vor deinen Augen eine geöffnete Tür gegeben. Sie kann niemand schließen; denn du hast zwar nur eine kleine Kraft, aber du hast Mein Wort bewahrt und Meinen Namen nicht verleugnet« (Verse 7+8). Wie Eljakim, Sohn Hilkias, der Hofmeister des Königs Hiskia, die Schlüssel verwaltete (Jes.22:22) und damit über den Zutritt zur Königsburg und zu den Schätzen des Königs bestimmte, so entscheidet der Herr Jesus Christus in souveräner Weise über den Zutritt zum Königreich Israels, zum wiederhergestellten Königreich Davids (Amos 9:11; Ap.1:6; 15:16).

  Die offene Tür nun der Gemeinde stellt die ihr gegebenen Gelegenheiten des Dienstes dar. Zwar hat sie nur ein wenig Kraft; da sie aber das Wort bewahrt und sich zu dem Namen Jesu Christi bekennt, wird sie zur Verherrlichung ihres Herrn dienen. Wer das Wort bewahrt, in dem ist die Liebe Gottes wahrhaft vollkommen geworden (1.Joh.2:5). Und ein solcher wird keinesfalls für den Äon den Tod schauen (Joh.8:51).

 

Falsche Juden

 

  »Siehe, Ich gebe dir solche aus der Synagoge Satans (von denen, die sagen, sie seien Juden, und es nicht sind, sondern lügen) - siehe, Ich werde sie dazu bringen, dass sie eintreffen und angesichts deiner Füße anbeten und erkennen werden, dass Ich dich geliebt habe« (Vers 9). Allein dem Fleisch nach ist man kein echter Jude; ein wahrer Jude ist am Herzen beschnitten und nicht nur äußerlich; ein wahrer Jude ist einer der Auswahl Gottes und glaubt an Jesus Christus (Röm.2:28,29; 9:6-8; 1.Joh.4:2; Off.2:9). Es wird geschehen, dass Juden aus einer Synagoge, und zwar einer Satans, weil Jesus darin abgelehnt wird, zur Gemeinde in Philadelphia kommen und der Herr es ihnen geben wird, Christus und Seine Liebe zu den Gläubigen zu erkennen; sie werden davon überwältigt sein und den Herrn Jesus als ihren Messias anbeten. Sie werden erkennen, dass Jesus der Christus ist.

 

Die Stunde der Versuchung

 

  Der Herr fährt fort: »Weil du das Wort Meines Erduldens bewahrt hast, werde auch Ich dich aus der Stunde der Versuchung bewahren, die im Begriff ist, über die ganze Wohnerde zu kommen, um die Bewohner der Erde zu versuchen« (Vers 10). Von der Mitte des letzten Jahrsiebeners an kommt die große Versuchung über Israel und die übrige Menschheit, das wilde Tier, den Antichristus, anzubeten, andernfalls man getötet werde (Kap.13:15). Die Menschen werden durch Wunder und Zeichen irregeführt und zur Anbetung veranlasst (Kap.13:14). Entsprechend der den Jüngern angewiesenen Bitte: »Bringe uns nicht in Versuchung hinein, sondern birg uns vor dem Bösen (oder: birg uns, weg von dem Bösen [dem Satan])« (Mat.6:13) wird der Herr Jesus diejenigen, die das Wort Seines Erduldens am Kreuz bewahrt haben, auch aus dieser Stunde der Versuchung heraus bewahren, sie also durch diese Anfechtung hindurchbringen.

  Der Herr fügt hinzu: »Ich komme schnell. Halte fest, was du hast, damit dir niemand deinen Siegeskranz nehme« (Vers 11). »Und dies ist der Sieg, der die Welt überwindet [der ihre Versuchungen siegreich besteht]: unser Glaube« (1.Joh.5:4).

 

Eine Säule im Tempel

 

  »Wer überwindet, den will Ich zu einer Säule im Tempel Meines Gottes machen, und möge er niemals mehr hinausgehen, und Ich werde den Namen Meines Gottes auf ihn schreiben und den Namen der Stadt Meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel von Meinem Gott herabkommt, und Meinen neuen Namen« (Vers 12). Die Überwinder werden wie Säulen in der Anbetungsstätte Gottes sein (unabhängig davon, dass es den Tempel auf der neuen Erde nicht mehr gibt; Kap.21:22). Dabei ist wohl nicht an die wichtige tragende Aufgabe einer Säule gedacht, sondern an eine freistehende Zeugnissäule (vgl. 2. Chr. 3:17).

  Wenn der Herr Namen auf die Seinen schreibt, und zwar auf ihre Stirnen (Kap.14:1; 22:4), so bedeutet dies: Du gehörst Mir und du dienst Mir zu Meiner Verherrlichung.

  Die drei Namen sind:

1.    der des Gottes Jesu Christi, sei es Jewe oder El-Shadaj (der Allgenugsame, 1.Mose 17:1), El-Eljon (der Höchste; 1.Mose 14:18) oder ein anderer herrlicher;

2.    der des neuen Jerusalem (Kap.21), der »Stadt Jewes« (Jes.60:14), und

3.    der neue Name Jesu Christi, der noch mehr Herrlichkeit als bisher ausdrückt und den wir nicht kennen. Vielleicht ist auch an den bekannten Namen »König der Könige und Herr der Herren« (Kap.19:16) zu denken, weil Jesus dies dann für alle sichtbar sein wird.

  Im Übrigen wird ganz Israel, das wiedergezeugte Volk, einen neuen Namen bekommen, »den der Mund Jewes bestimmt« (Jes.62:2), einen Namen, der seinem neuen geistlichen Stand entspricht.

  »Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den herausgerufenen Gemeinden sagt« (Vers 13).

 

Dem Boten in Laodicea

 

  »Dem Boten der herausgerufenen Gemeinde in Laodicea schreibe: Das aber sagt der Amen, der treue und wahrhafte Zeuge und der Ursprung der Schöpfung Gottes: Ich weiß um deine Werke, dass du weder kühl noch siedend bist. O dass du doch kühl oder siedend wärest! So aber, da du lau bist und weder siedend noch kühl, bin Ich im Begriff, dich aus Meinem Mund auszuspeien« (Off.3:14-16). Diese Gemeinde empfängt den schärfsten Tadel. Dennoch wirbt der Herr innig um sie, wie wir noch sehen werden (Vers 20).

  Jesus Christus stellt sich ihr vor als der Amen, der die Wahrheit Gottes Besiegelnde. Alle Verheißungen Gottes sind Ja und Amen in Christus (2.Kor.1:20).

  Jesus ist der treue und wahrhafte Zeuge: Er stand getreu bis in den Tod zur Wahrheit. Er Selbst ist die Wahrheit Gottes; Er bezeugt sie. Sein Wort gilt.

  Er ist der Ursprung (oder: der Anfang) der Schöpfung Gottes. Er ist also geworden (Joh.1:27); Er ist aus Gott (Röm.11:36). Er stammt ebenso wie wir aus dem Einen, Gott (Heb.2:11). Er ist der Erste, der wurde; Er ist der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung (Kol.1:15). »Jewe sagt zu Mir: Mein Sohn bist Du, heute habe Ich Dich gezeugt« (Ps.2:7).

  Diese Merkmale Christi sollen der Gemeinde zeigen, dass Ihm alle Ehre und Hingabe gebühren. Doch Laodicea ist lau! Sie ist nicht im Geist inbrünstig! Laodicea ist weder kühl noch siedend! Entschiedenheit in der Nachfolge Christi aber ist gefragt, nicht Gleichgültigkeit!

  Einst fragte Elia Israel: »Wie lange humpelt ihr auf zwei Krückstöcken?« (1.Kön.18:21).

 

Kaufe dir Gold von Mir

 

  Der Herr setzt Seine Kritik fort: »Weil du sagst: Ich bin reich, ja, ich bin reich geworden und bedarf nichts, weil du nicht weißt, dass du der Elende und Erbärmliche, der Arme, Blinde und Nackte bist, so rate Ich dir, von Mir Gold zu kaufen, das im Feuer feingebrannt ist, damit du reich werdest, dazu weiße Kleider, auf dass du dich damit umhüllen mögest und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, um deine Augen einzusalben, damit du sehen mögest« (Verse 17+18). Irgendeiner besonderen Verfolgung scheint diese Gemeinde nicht ausgesetzt zu sein, vermutlich weil sie sich der Welt angepasst hat und somit ärmlicher nicht sein kann. Sie misst sich wohl auch an den Maßstäben der Welt, da sie sich als reich bezeichnet. Vielleicht haben sie schöne liturgische Versammlungen mit hochwertiger Musik und erstklassigen künstlerischen Darbietungen. Auf jeden Fall sind sie sehr zufrieden mit sich. Geistlich beurteilt aber sind sie erbärmlich arm.

  Eindringlich rät ihnen der Herr Jesus Christus, drei Dinge von Ihm zu kaufen.

  Erstens Gold, in Feuer geläutert. Reinigt euch von eurem herkömmlichen Denken und richtet euch auf Gott aus. Glaubt Gott in Treue! Der Glaube ist wertvoller als Gold (1.Pet.1:7). Möge Gott Selbst, der Allgenugsame, ihr Reichtum sein (Hiob 22:25). Mögen sie die Gnade des Herrn Jesus Christus erkennen, dass Er um ihretwillen arm wurde, damit sie wirklich reich würden (2.Kor.8:9).

  Zweitens sollen sie sich weiße Kleider vom Herrn kaufen, die Gerechtigkeit aus Glauben. Den Herrn Jesus Christus sollen sie anziehen, dessen Blut ihre Kleidung weiß und rein macht (Kap.7:14).

  Drittens brauchen sie Augensalbe, denn sie haben keine geistliche Sicht. Wer den Herrn Jesus Christus nicht erkannt hat, ist wie blind (2.Pet.1:9).

  König David wusste dies alles längst; er sagte in Psalm 19:9-11: »Das Gebot Jewes ist lauter, es erleuchtet die Augen. Die Furcht Jewes ist rein, bestehend für alle Zukunft. Die Gerichte Jewes sind Wahrheit, gerecht sind sie allesamt, mehr begehrt als Gold, ja mehr als viel gleißendes Gold.«

 

Ich stehe vor der Tür

 

  Der Herr, dessen Liebe zu dieser Gemeinde ungebrochen ist, müht sich mit den Versen 19 und 20 herzlich und werbend um sie:»Alle, die Ich liebhabe, überführe und züchtige Ich. So sei nun voller Eifer und sinne um. Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand Meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde Ich auch hineingehen und das Mahl mit Ihm halten und er mit Mir.« Wer umsinnt und auf die Stimme des edlen Hirten hin (Joh.10:11) die Herzenstür öffnet, mit dem wird Er lebendige, geistliche Gemeinschaft haben, wie das Gedächtnismahl es zum Ausdruck bringt, und sie werden eins sein, so wie der Vater und der Sohn eins sind (Joh.10:33; 17:22).

 

Der Thron

 

  »Wer überwindet, dem werde Ich geben, sich mit Mir auf Meinen Thron zu setzen, wie auch Ich überwunden und Mich mit Meinem Vater auf Seinen Thron gesetzt habe« (Vers 21). Auf die Frage des Petrus, was das Teil der Jünger dafür sein werde, dass sie alles verlassen und dem Herrn gefolgt sind, hatte Jesus entgegnet: »Wahrlich, Ich sage euch: Die ihr Mir gefolgt seid, in der Wiederwerdung, wenn der Sohn des Menschen auf dem Thron Seiner Herrlichkeit sitzt, werdet auch ihr auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten« (Mat.19:28). Ähnlicher Herrscherwürden und -aufgaben werden auch die Überwinder teilhaftig werden, zunächst auf der alten Erde, dann auf der neuen (Kap.20:6; 21:1; 22:5). Aber auch wir, die Körpergemeinde, werden mit Christus regieren, und zwar diejenigen unter uns, die um Christi willen erduldeten und litten (Röm.8:17; 2.Tim.2:12). Inmitten der überhimmlischen Regionen und Geschöpfe werden unsere Überwinder mit Christus herrschen (Eph.2:6; 2.Tim.4:18).

  »Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den herausgerufenen Gemeinden sagt« (Vers 22).

  Zusammen mit den Worten von Kapitel 22:6-17 an die jüdischen Gemeinden sind die sieben Sendschreiben die letzten prophetischen Botschaften Gottes an Israel; früher sprach Er durch die Propheten, zuletzt aber durch Seinen Sohn (Heb.1:1,2). Die Botschaften lassen die geistliche Verfassung der Gläubigen der Endzeit umfassend erkennen. Sie gehen nicht nur die jeweils angesprochene Gemeinde an, sondern alle Gemeinden und jeden Einzelnen, der ein Ohr hat, um zu hören.

 

Am Thron im Himmel

(Offenbarung 4:1-5:14)

 

  Die Kapitel 4:1 bis 11:18 des Buches der Enthüllung Jesu Christi stehen unter dem Zeichen des Thrones, dem Symbol für das Regieren. Christus tritt als König auf. Es geht um die Erlösung der Erde in politischer Hinsicht.

  Dieser Thron-Abschnitt wird von einer Vorbereitungsvision eingeleitet, die die Kapitel vier und fünf umfasst und den Blick auf den Thron Gottes freigibt. Kapitel vier zeigt uns den Quellort der Schöpfung und Kapitel fünf den Ausgangspunkt allen Geschehens der nachfolgenden Kapitel, sodass die Glaubenden in all den schrecklichen Ereignissen einen festen Halt haben.

 

Was danach geschehen muss

 

  Johannes schreibt: »Danach gewahrte ich, und siehe, eine geöffnete Tür im Himmel. Und siehe, die erste Stimme, die ich wie die einer Posaune mit mir sprechen hörte, sagte: »Steige herauf, hierher, und Ich werde dir zeigen, was danach geschehen muss.« Sofort aber befand ich mich im Geist« (Verse 1+2a). Nach der Niederschrift der sieben Sendschreiben sah Johannes eine geöffnete Tür im Himmel. Dass Israel den Himmel offen sehen wird, hatte unser Herr Jesus bereits Nathanael gesagt (Joh.1:51). Stephanus sah den Himmel offen (Ap.7:56). Uns ist der Himmel zur Zeit optisch verschlossen, denn in unserer heilsgeschichtlichen Haushaltung wandeln wir durch Glauben und nicht durch Wahrnehmung (2.Kor.5:7).

  Johannes hörte die Stimme Jesu Christi, die ihn bereits in Kapitel 1:10 machtvoll angesprochen hatte. Der Herr will ihm zeigen - umfassend darstellen -, was hernach geschehen muss. Es muss nach Gottes weisem Ratschluss so vor sich gehen. Den Auftrag, das hernach Geschehende aufzuschreiben, hatte Johannes in Kapitel 1:19 erhalten.

  Unmittelbar bei dem Wort des Herrn: »Steige herauf« empfängt Johannes in seinem Geist eine Vision.

 

Auf dem Thron

 

  »... und siehe, da war ein Thron im Himmel gelegen, und auf dem Thron saß Einer; und der dort Sitzende war vom Aussehen gleich dem Jaspis- und Karneolstein, und ein Regenbogen um den Thron herum war von Aussehen gleich dem Smaragd« (Verse 2b-3). Johannes sieht Gott, den Vater, allerdings nicht als Vater, sondern als Herrscher und Richter. Die Edelsteine lassen Ihn wie eine Feuerflamme leuchten. »Denn Jewe, dein Elohim, ist ein verzehrendes Feuer, ein eifernder El« (5.Mose 4:24), der keine Sünde und keine Unvollkommenheit belassen kann. Der smaragdgrüne Regenbogen dürfte auf den durch die Gerichte eingeleiteten Frieden hindeuten, so wie uns der Regenbogen seit der Zeit Noahs sagt, dass die Erde nicht mehr überflutet wird.

  Dass Gott im Aussehen Edelsteinen gleich sei, ist bildlich zu verstehen, denn buchstäblich ist Er Geist und somit unsichtbar (Joh.4:24; Kol.1:15; 1.Tim.1:17). Johannes sieht nur Symbole für die Gewalt und Herrlichkeit Gottes. Es handelt sich also um eine Darstellung von Wahrheiten durch Sinnbilder; mit den Worten von Hesekiel 1:28 gesagt: »Dies war das Aussehen des Abbildes [oder: der Gleichheit] der Herrlichkeit Jewes.«

 

Die vierundzwanzig Ältesten

 

  Des Weiteren sieht Johannes: »Rings um den Thron herum waren vierundzwanzig Throne, und auf den vierundzwanzig Thronen saßen Älteste, umhüllt mit weißen Kleidern, und auf ihren Häuptern waren goldene Kränze« (Vers 4). Die weißen Kleider sprechen für ihre Gerechtigkeit und Reinheit, die goldenen Kränze dafür, dass sie Siege errungen haben. Über Letztere wissen wir nichts Näheres. Wer sind diese Ältesten? Es sind himmlische Geschöpfe; als Throninhaber rings um den Thron Gottes sind sie sogar die Häupter der himmlischen Wesen. Sie begleiten das Geschehen im Buch der Enthüllung Jesu Christi, in welchem sie zwölfmal genannt werden, priesterlich und mitregierend.

  Ihre Throne werden übrigens in Kolosser 1:16 erwähnt: die Throne in den Himmeln und im Unsichtbaren, und zwar als den Herrschaften, Fürstlichkeiten und Obrigkeiten übergeordnet. Die von König David eingerichteten 24 Priesterordnungen (Priesterabteilungen) sind sicherlich ein Abbild der himmlischen Wirklichkeit (1.Chr.24:7-19).

 

Blitze, Stimmen und Donner

 

  »Aus dem Thron gingen Blitze, Stimmen und Donner hervor. Und sieben Feuerfackeln brannten angesichts des Thrones, welche die sieben Geister Gottes sind. Angesichts des Thrones war es wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall« (Verse 5+6a). Blitze, Stimmen und Donner stehen für Zorngerichte. Die sieben Feuerfackeln sind die sieben Geister, die sieben Boten, denen die sieben Posaunen und die sieben Zornesschalen gegeben werden (Kap.1:4; 5:6; 8:2; 16:1). Gott macht Seine Amtsträger zu Feuerflammen (Ps.104:4; Heb.1:7). Die Welt muss nämlich durch Feuer gereinigt werden; die Wasser der Flut haben dazu nicht ausgereicht; Feuer aber reinigt durchgreifend.

  Das gläserne Meer zu Füßen des Thrones ist die vor Gott ausgebreitete Völkerwelt. Gewöhnlich ist das ungestüme Meer ein Bild für die tosenden Völker, das kristallene Meer aber stellt nach Kapitel 15:2-4 die anbetenden Nationen oder die Anbeter aus den Nationen dar.

 

Die Cherubim

 

  Johannes berichtet weiter: »Und inmitten des Thrones und rings um den Thron waren vier Tiere, dicht voller Augen vorn und hinten. Das erste Tier war gleich einem Löwen, das zweite Tier gleich einem Kalb, das dritte Tier hatte ein Angesicht gleich einem Menschen, und das vierte Tier war gleich einem fliegenden Geier. Und die vier Tiere - jedes einzelne von ihnen hatte je sechs Flügel. Rings umher und inwendig sind sie dicht voller Augen« (Verse 6b-8a). Inmitten und rings um den Thron ist man bei einem Stufenthron (vgl. 1.Kön.10:18-20), denn ein solcher besteht nicht nur aus dem Thronsessel, sondern hat Stufen und Podien. Auf der nächstunteren, sich rings um den Thronsessel ziehenden Stufe des Thronbereichs, also in nächster Nähe Gottes, sieht Johannes vier Tiere.

  Das griechische Wort zõon bezeichnet aber nicht nur ein Tier, sondern geht darüber hinaus und bedeutet Lebendes (oder: Belebtes). Diese vier Lebewesen sind keine Tiere, sondern himmlische Wesen, Geister, und sie haben die Gestalt eines Menschen (Hes.1:5). Hesekiel sah sie bereits (Hes.1). Es sind Cherubim (Hes.10:20). Johannes sieht sie in tiergleichen Symbolen und beschreibt damit nicht ihr wirkliches Aussehen, sondern ihre Stellung und Aufgaben.

  Von den Cherubim wissen wir, dass sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten (1.Mose 3:24). In der Stiftshütte waren ihre Abbilder in die Tuchbahnen der Wände und den Vorhang eingewebt (2.Mose 26:1,31). Sie waren Bestandteil des Sühnedeckels auf der Bundeslade (2.Mose 25:17-20; 37:7; Heb.9:5). Mose vernahm die Stimme Gottes zwischen den Cherubim (4.Mose 7:89). Gott thront über und zwischen den Cherubim (1.Sam.4:4; 2.Kön.19:15). Die Cherubim sind beim mosaischen Gottesdienst immer gegenwärtig.

  Die vier Lebewesen waren voller Augen; so sah auch Hesekiel sie. Die Augen sind Sinnbilder dafür, dass sie alles sehen und alles wissen. Die Augen Jewes durchlaufen die ganze Erde (2.Chr.16:9).

  Die Cherubim erscheinen mit zwei Flügeln (2.Mose 25:20), dann aber auch mit vier (Hes.1:11) und bei Johannes mit sechs. Die Symbolik ihres Aussehens ist an die jeweils zu verkündigende Wahrheit angepasst. Sechs Flügel - die Zahl sechs ist die des Menschen - weisen auf die vom Menschen beherrschte beseelte Welt hin. Übrigens: Cherubim sind keine Boten (Engel), denn jene haben keine Flügel. Cherubim überbringen keine Botschaften.

  Was ist ein Cherub? Das hebräische Wort k-rub oder körub bedeutet »wie-viele« oder »wie-Vielseiende«. Ein Cherub vertritt mithin viele. Er repräsentiert alle Geschöpfe seiner Abteilung. Da sich die Cherubim am Regierungssitz befinden, sind sie zugleich die Häupter ihrer Schöpfungsabteilungen.

         Der Löwe ist der König des Wildgetiers; dieser Cherub ist also das Haupt und der Repräsentant der wilden Tiere.

         Das Kalb (man möge den werdenden Stier darin sehen), ist das Symbol für die Haustiere.

         Der Cherub mit dem Angesicht eines Menschen stellt die Menschheit dar.

         Der Geier ist der König aller Flügler.

  Mit diesen vier Cherubim steht die gesamte irdische Schöpfung allezeit vor dem Angesicht Gottes. Nicht im Blickfeld sind die Kriecher, weil deren Haupt die uralte Schlange ist, und die Tiere, die im Wasser und mithin im Abgrund leben.

  Diese vier Geister geben die Befehle zu den Siegelgerichten (Kap.6:1-7), übergeben den sieben Boten die Schalen des Grimmes Gottes (Kap.15:7) und beten Gott während der Gerichte an (Kap.19:4). Was sie tun, ist also das Anliegen all der Geschöpfe, die sie repräsentieren. So dürfen wir feststellen, dass die unter der Last der Vergänglichkeit ächzende Schöpfung (Röm.8:19-22), vertreten durch ihre Häupter, aktiv an den Gerichten zur Reinigung der Erde vom Bösen und damit an der Befreiung von all ihrer Not mitwirkt.

 

»Heilig! Heilig! Heilig!«

 

  In den Versen 9 bis 11 sind die Anbetung, die huldigende Unterordnung und der Schöpfungshymnus der Ältesten verzeichnet: »Und jedes Mal, wenn die Tiere [die Cherubim] Verherrlichung, Ehre und Dank dem auf dem Thron Sitzenden geben, dem Lebendigen für die Äonen der Äonen (Amen!), fallen auch die vierundzwanzig Ältesten angesichts des auf dem Thron Sitzenden nieder und beten an vor dem Lebendigen für die Äonen der Äonen (Amen!). Und sie werfen ihre Kränze angesichts des Thrones nieder und sagen: »Würdig bist Du, Herr, unser Herr und Gott, Verherrlichung, Ehre und Macht zu erhalten, weil Du das All erschaffen hast und es durch und für Deinen Willen war und erschaffen ist.« Die Bezeichnung »Der Lebendige« für Gott vermittelt den Gläubigen den Zuspruch, dass sie in den beiden letzten, krönenden Äonen leben werden. Durch und für Seinen Willen hat Gott das All erschaffen, zur Erfüllung Seiner Liebesgedanken an allen.

 

Die versiegelte Schriftrolle

 

  Schilderte Kapitel vier die rings um den Thron angeordnete Schöpfung, so befasst sich Kapitel fünf mit der Freilösung der Erde, indem der in den Blick kommt, der mit Seinem Blut alle Geschöpfe für Gott erkauft hat (Vers 9), damit sie am Ende der Äonen gerettet und vollendet werden, der darüber hinaus aber auch die Erlösung Israels während der Äonen (Mat.20:28; Luk.1:69; Heb.9:12), die vorgezogene Rettung und Vollendung Israels, am Kreuz bewirkt hat - als das Lämmlein - und der nun das Losteil Israels - dies ist die Erde (5.Mose 28:1; Jes.2:2; Dan.7:27; Mat.28:19; Off.2:26; 5:10) - als der Löwe aus Juda (1.Mose 49:9; Heb.7:14), von König David abstammend (Jes.11:1,10), durch Seine Macht freilösen wird.

  Johannes schreibt in Kapitel 5:1-5: »Und ich gewahrte auf der Rechten des auf den Thron Sitzenden eine Rolle, vorn und hinten beschrieben und mit sieben Siegeln zugesiegelt. Dann gewahrte ich einen starken Boten, der mit lauter Stimme heroldete: Wer ist würdig, die Rolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen? Und niemand, weder im Himmel noch auf der Erde, noch unten, unter der Erde, konnte die Rolle öffnen noch in sie blicken. Da jammerte ich sehr, dass niemand würdig erfunden wurde, die Rolle zu öffnen noch in sie zu blicken. Doch einer von den Ältesten sagte zu mir: Jammere nicht! Siehe, überwunden hat der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, um die Rolle zu öffnen und ihre sieben Siegel zu lösen.«

  Jesus Christus rückt in unser Blickfeld - in allernächster Nähe Gottes. Er hat die Welt überwunden (Joh.16:33) bis hin zu Seinem Ausruf am Kreuz: »Es ist vollbracht!« (Joh.19:30).

  Eine versiegelte Rolle bedeutete in Israel, dass jemand sein Losteil, sein Grundstück, verkauft hatte. Im Jobeljahr fiel sein Losteil wieder an ihn zurück (3.Mose 25). Dieses fünfzigste Jahr ist mit der Vollendung beim Abschluss der Äonen vergleichbar. Sollte der Verkäufer oder meist ein naher Verwandter das Lösegeld zahlen, dann wurden die Siegel der Urkundenrolle gebrochen und er erhielt sein Grundstück schon vor dem Jobeljahr zurück. Dementsprechend muss Israel nicht bis zum Abschluss der Äonen warten, sondern erhält sein Losteil, die königliche und priesterliche Herrschaft über die Erde, bereits jetzt - am Tag des Herrn.

  Die Schriftrolle ist also eine Besitzurkunde und, da die Siegel aufgebrochen werden, die Freilösungsurkunde für die Erde, das Israel zugeeignete Losteil.

 

Das Lämmlein

 

  »Dann gewahrte ich inmitten des Thrones und der vier Tiere und inmitten der Ältesten ein Lämmlein stehen, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind, die Beauftragten für die gesamte Erde. Und es kam und hat die Rolle aus der Rechten des auf dem Thron Sitzenden genommen« (Verse 6+7). Allein dem Lämmlein steht das Löserecht zu, dem, der Sich in Schwachheit für alle als Opfer und Darbringung für Gott dahingegeben hatte! Der Vater hat Ihm alle Vollmacht im Himmel und auf der Erde gegeben (Mat.28:18), und dazu gehört nun auch die Schriftrolle der Freilösung der Erde. Dabei bedient Sich der Herr der kraftvollen Hörner und der alles durchforschenden Augen Seiner sieben Boten (Engel), der sieben Geister Gottes, die die Gerichtsposaunen blasen und die Zornesschalen ausgießen (Kap.1:4; 4:5; 8:2; 15:7).

 

Anbetung Ihm!

 

  Und nun schildern uns die Verse 8 bis 14 das freudige Echo der gesamten Schöpfung, ausgehend von denen im Thron über die rings um den Thron bis hin zu denen in den entferntesten Regionen. Zunächst die Verse 8 bis 10: »Als es die Rolle nahm, fielen die vier Tiere und die vierundzwanzig Ältesten vor den Augen des Lämmleins nieder, und ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, welche die Gebete der Heiligen sind. Und sie singen ein neues Lied und sagen: Würdig bist Du, die Rolle zu nehmen und ihre Siegel zu öffnen, da Du hingeschlachtet wurdest und uns für Gott mit Deinem Blut erkauft hast. Aus jedem Stamm und jeder Zunge, jedem Volk und jeder Nation machst Du sie auch zum Königreich und Priestertum für unseren Gott; und sie werden als Könige auf der Erde herrschen.«

  Jesus Christus allein ist würdig, den Willen Gottes zu vollziehen!

  Mit den vier Cherubim verherrlichen Ihn die Häupter der irdischen Schöpfung und mit den vierundzwanzig Ältesten die der himmlischen. Das Fürwort »uns« in Vers 9b bezeichnet diese Anbetenden; die Ältesten bringen zugleich auch die Gebete der Heiligen vor Gott. Zwar hat Jesus Christus alle mit Seinem Blut für Gott erkauft (2.Kor.5:14; Kol.1:20; 1.Tim.2:6; 1.Joh.2:2), doch hier huldigen Ihm die Erlösten.

  In Vers 9c wechselt das Fürwort und lautet »sie«. Sie - das sind die in Vers 8 erwähnten Heiligen, die, welche die sieben Sendschreiben erhielten, und die, die noch aus jedem Stamm und jeder Zunge der Erde, aus jedem Volk und jeder Nation herzugebracht werden (Jes.60:4,9), um im Königreich Israels auf der Erde über alle Nationen zu ihrem Segen zu regieren und sie zu Jüngern zu machen (Mat.28:19). Israel wird das königliche und priesterliche Volk sein (2.Mose 19:6; Jes.61:6; 1.Pet.2:9; Off.1:6; 20:6).

 

Die Anbetung durch die Boten

 

  Der Chor der Anbeter erweitert sich, wie Johannes uns mit den Versen 11 und 12 erkennen lässt: »Dann gewahrte ich und hörte: Es war wie eine Stimme vieler Boten rings um den Thron und die Tiere und die Ältesten; ihre Zahl war zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend, die mit lauter Stimme sagten: Würdig ist das Lämmlein, das geschlachtet wurde, Macht und Reichtum, Weisheit und Stärke, Ehre, Verherrlichung und die Segnung zu erhalten!« Die Zahl der Boten ist nicht durch Multiplizieren zu ermitteln; es sind für uns schlicht unüberschaubare Myriaden von Myriaden. Da sie sagen: Würdig ist das Lämmlein, alle Macht und Ehre zu erhalten, und damit in der dritten Person anbeten, rufen sie die übrige Schöpfung mit zum Lobpreis auf.

 

Die Anbetung durch alle

 

  Und tatsächlich stimmen alle übrigen ein, wie wir durch Vers 13 erfahren: »Und jedes Geschöpf, das im Himmel, auf der Erde, unten, unter der Erde und auf dem Meer ist, und alle, die darin leben, hörte ich auch sagen: Dem auf dem Thron Sitzenden, dem Lämmlein, sei die Segnung, Ehre, Verherrlichung und Gewalt für die Äonen der Äonen!« Sicherlich wundern wir uns darüber, dass alle Geschöpfe, auch die zur Zeit noch in Widerspenstigkeit eingeschlossenen (Röm.11:32), schon in diesem bösen Äon und noch vor Beginn der den Herrn enthüllenden Gerichte den Lobpreis aussprechen. Wir wissen, dass das All bei der Vollendung nach dem Abschluss der Äonen aufgrund des Blutes des Kreuzes Jesu Christi mit Gott ausgesöhnt sein wird (Kol.1:20) und sie alle, die Überhimmlischen, die Irdischen und die Unterirdischen, dann ihrem Retter und Herrn Jesus Christus huldigen werden (Phil.2:10). In des Herrn Tag geschieht dies aber auch, und zwar in der Weise, dass sie der wahren, tiefsten Sehnsucht ihrer Herzen Ausdruck verleihen. Ihr Innerstes, das auf Christus hin angelegt ist, spricht hier bereits. Im Seufzen ihrer Herzen preisen sie das Lämmlein heute schon, auch wenn sie es gar nicht wissen, ebenso wie es in Römer 8:19 heißt: »Die Vorahnung der Schöpfung wartet auf die Enthüllung der Söhne Gottes.« Im Übrigen hörten wir bereits, dass die Cherubim, die Häupter und Repräsentanten der irdischen Geschöpfe, die allezeit vor dem Angesicht Gottes sind, anbeten.

  Es wird sich erfüllen, was in Psalm 148 noch eine Aufforderung ist:

»Lobet Je. Lobet Jewe von den Himmeln, lobet Ihn, all Sein Heer. Lobet Ihn, Sonne und Mond, lobet Ihn, alle Sterne des Lichts. Lobet Ihn, Himmel der Himmel und die Wasser, die über den Himmeln

sind ... Lobet Jewe von der Erde, Ungetüme und jede Chaosflut ..., Wildgetier und alles Hausgetier, Kriecher und geflügelte Vögel, Könige der Erde und alle Volksstämme, Oberste und alle Richter der Erde« (Verse 1-4,7,10,11). Ja, »alles, was Odem hat, soll Jewe loben. Lobet Je« (Ps.150:6).

  »Und die vier Tiere sagen : »Amen !« Dann fielen die Ältesten nieder und beteten an« (Vers 14).

  Und wir schließen uns ihnen an und beten: »Ihm aber, der über alle Maßen mehr tun kann, über alles hinaus, was wir erbitten oder erdenken können - der in uns wirkenden Kraft entsprechend - Ihm sei die Verherrlichung in der herausgerufenen Gemeinde und in Christus Jesus für alle Generationen des Äons der Äonen! Amen!« (Eph.3:20,21).

 

Die sieben Siegel, die 144.000 und die unzählbare Schar

(Offenbarung 6+7)

 

  Johannes befindet sich im Geist am Tag des Herrn im Thronsaal Gottes. Er hat gesehen, wie festgestellt wurde, dass nur das Lämmlein die Vollmacht hat, die Siegel der Schriftrolle zur Freilösung Israels zu lösen, und wie Jesus Christus daraufhin die Anbetung aller zuteil wurde.

 

Der erste Reiter

 

  Weiteres wird Johannes nun in der Vision gezeigt: »Und ich gewahrte, wie das Lämmlein eins von den sieben Siegel öffnete, und ich hörte eins von den vier Tieren wie mit einer Donnerstimme sagen: »Komm!« Und ich gewahrte, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf Sitzende hatte einen Bogen; und ihm wurde ein Kranz gegeben, und er zog aus als Siegender, um zu siegen« (Verse 1+2). Der Reiter auf dem weißen Pferd ist nicht das Lämmlein, denn es veranlasst ja durch den Ruf eines der vier Cherubim gerade das Kommen des Reiters. Christus ist auch deshalb nicht dieser Reiter, denn jenes Siegel bedeutet Krieg auf der ganzen Erde, wie das zweite Siegel zeigt, und in der Folge davon Hungersnot und Tod, wie das dritte und vierte Siegel sagen. Vier Reiter erscheinen insgesamt; mithin ist die gesamte Erde betroffen.

  Dieses Pferd dient dem Kampf; es ist ein Streitross (Spr.21:31). Dem Heerführer gebührt das prachtvollste Tier, eben ein Schimmel. Der Reiter führt Pfeil und Bogen, trägt den Siegeskranz und zieht von Sieg zu Sieg, wie auch in Daniel 11:21 bis 26 geschrieben steht.

  Dieser Mann ist der Antichristus, der Mensch der Gesetzlosigkeit, das wilde Tier (1.Joh.2:18,22; 2.Thess.2:3; Off.11:7; 13:1; 14:9 u. a.). Unser Herr sagte in Seiner großen Endzeitrede in Matthäus 24:4,5 über ihn: »Hütet euch, damit niemand euch irreführe! Denn viele werden in Meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! - und werden viele irreführen.« Wohl werden viele falsche Christusse kommen, doch diesem einen werden die Menschen schließlich anhängen.

 

Der zweite Reiter

 

  Johannes berichtet weiter: »Als es [das Lämmlein] das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite Tier [den zweiten Cherub] sagen: »Komm!« Dann zog ein anderes Pferd aus, feuerrot; und dem darauf Sitzenden wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, damit sie einander hinschlachteten. Und ihm wurde ein großes Schwert gegeben« (Verse 3+4). Feuerrot ist die Farbe des Krieges, der aufschießenden Flammen und des vergossenen Blutes. Unser Herr sagte in Matthäus 24:6,7 dazu: »Wenn ihr aber künftig Schlachtenlärm und Kunde von Schlachten hört, seht zu, seid nicht bestürzt; denn es muss so geschehen, jedoch ist es noch nicht die Vollendung. Denn es wird Nation gegen Nation und Königreich gegen Königreich erweckt werden.«

 

Der dritte Reiter

 

  »Als es das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Tier sagen: »Komm!« Und ich gewahrte: Und siehe, ein schwarzes Pferd, und der darauf Sitzende hatte eine Waage in seiner Hand. Dann hörte ich, wie eine Stimme inmitten der vier Tiere [Cherubim] sagte: Ein Tagesmaß Weizen einen Denar und drei Tagesmaß Gerste einen Denar - und das Öl und den Wein beschädige nicht!« (Verse 5+6). Im Krieg werden manche Felder nicht mehr bestellt und Nahrungsmittel zerstört, sodass man für einen Denar - das ist der Tageslohn (Mat.20:2) - gerade das Tagesmaß Weizenbrot bekommt oder aber dreimal so viel Gerste, die gewöhnlich Tieren verfüttert wurde. Für die Miete und Kleidung bleibt nichts mehr übrig. An Öl und Wein wird aber kein Mangel eintreten.

 

Der vierte Reiter

 

  »Als es das vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten Tieres sagen: »Komm!« Und ich gewahrte: Und siehe, ein fahles Pferd, und der darauf Sitzende - sein Name war: der Tod. Und das Ungewahrte folgte ihm, und ihnen wurde Vollmacht über den vierten Teil der Erde gegeben, zu töten durch die Klinge, durch Hunger, durch die Todespest und durch die wilden Tiere der Erde« (Verse 7+8). Der Tod und das Ungewahrte (Hades; Ungewahrbarer; frei: Totenreich) halten reiche Ernte: Ein Viertel der Menschheit kommt um. Somit treten auch Seuchen auf, wie unser Herr Jesus Christus in Lukas 21:11 angekündigt hat, und ist der Ausdruck »Todespest« angemessen. Wahrscheinlich leiden auch die wilden Tiere Hunger, sodass sie sogar Menschen anfallen (vgl. Hes.14:21).

  Die Ereignisse der ersten vier Siegel sind in die ersten dreieinhalb Jahre des letzten der siebzig für Israel abgetrennten Jahrsiebener einzuordnen (Dan.9:24). Während dieser ersten Hälfte der siebenjährigen Endzeit unterwirft sich der Antichristus die Völker der Erde und organisiert er die Vereinigung der in Daniel 7 als vier gewaltige Tiere beschriebenen Weltreligionen. Dies ist die letzte gewaltige Selbsterhöhung und Anstrengung der Menschheit, ihr eignes, die ganze Welt vereinendes Friedensreich unter ihrem großen Führer und falschen Messias aufzurichten.

  »Dies alles ist aber erst der Anfang der Wehen«, lautet das Wort Jesu in Matthäus 24:8 dazu.

 

Das fünfte Siegel

 

  Die Wende tritt ein, wenn der Antichristus, der mit Israel einen siebenjährigen Bund geschlossen hatte (Jes.28:15; Dan.9:27a), zur Hälfte des Siebeners das Opfer und das Nahungsgeschenk im Tempel wird aufhören lassen und Greuel der Verödung auf einem Flügel des Heiligtums aufstellt (Da.9:27b; Mat.24:15; Off.13:15). Er macht der Anbetung Jewes, des Elohims Israels, ein Ende (Dan.8:11). Die Heiligen werden der Hand des gesetzlosen Herrschers für dreieinhalb Jahre preisgegeben (Dan.7:25). Dementsprechend zeigt das fünfte Siegel auf, dass die Gläubigen von nun an verfolgt werden, alle, die den Satan und den falschen Messias, das wilde Tier, nicht anbeten (Off.13:4,7,15; 14:9; Dan.7:21).

  Johannes schreibt: »Als es das fünfte Siegel öffnete, gewahrte ich unten, unter dem Altar, die Seelen derer, die hingeschlachtet waren um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie schrien mit lauter Stimme: »Bis wann, Du unser Eigner, Heiliger und Wahrhaftiger, richtest und rächst Du nicht unser Blut an den auf Erden Wohnenden?« Da wurde jedem von ihnen ein weißes Gewand gegeben, und es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten, bis ihre Zahl durch ihre Mitsklaven und ihre Brüder vervollständigt werden würde, die ebenso wie sie demnächst getötet werden würden« (Verse 9-11). Anders übersetzt lautet der letzte Halbsatz: »... die im Begriff sind, ebenso wie sie getötet zu werden.«

  Möge niemand dieses aussagekräftige Bild wörtlich nehmen. Die Seelen der ermordeten Gläubigen sind nicht in der blutgefüllten Grube unter dem Altar, denn die Toten sind tot; ihr Geist ist zu Gott zurückgekehrt, ihr Körper zu Erde geworden, und ihre Seele - sie ist das Bewusstsein und Empfinden - ist nicht mehr (Pred.9:5,10; 12:7; Ps.104:29; 115:17; 146:4; Jes.63:16; Dan.12:13; Mat.9:24; Luk.8:55; siehe auch »Zwischen Tod und Auferstehung« in www.people.freenet.de/biblische_lehre).

  Auch Abel ist tot; sein Blut bekam keinen Mund, um zu schreien, als Jewe zu Kain sagte: »Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu Mir vom Erdboden« (1.Mose 4:10). Abels Blut spricht auch heute noch in dieser bildlichen Darstellung sehr eindrücklich davon, dass seine Leiden Gott nicht ruhen lassen.

  »Die Seele ist im Blut« (3.Mose 17:11), das heißt solange das Blut zirkuliert, ist Bewusstsein vorhanden. Die Seele in den Tod geben (Jes.53:12; Joh.10:15) - dies geschieht, wenn das Blut vergossen wird. Der Begriff »Seele« darf in Vers 9 verwendet werden, weil vom Blut die Rede ist, in welchen die Seele ist.

  Die Verbindung des ausgegossenen Blutes der Märtyrer Israels mit dem Altar im Tempel in diesem Bild des fünften Siegels würdigt sie als ein Gott wohlannehmbares Opfer, das allezeit vor Seinen Augen ist. Würden die Dahingeschlachteten leben, so würden ihr Bewusststein und Empfinden nach dem gerechten Gericht Gottes und Seiner Rache schreien. Gott wird ihre Leiden nicht ungerächt lassen, sagt Er doch in 5.Mose 32:35: »Mein ist die Rache und die Vergeltung für die Zeit, da ihr Fuß wankt.« Jetzt, nach den vier Siegelgerichten wankt der Fuß der einst so stolzen Menschheit. Die Zeit des Zorns und der Rache Gottes ist da.

  Dies ist zwar nicht unser persönliches Anliegen, die wir in der dem Apostel Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Haushaltung (Eph.3:3; Kol.1:25) die Versöhnung Gottes mit allen Menschen verkündigen und entsprechend handeln (2.Kor.5:19), aber wir sehen ein, dass unser Gott und Vater die Menschheit, die Seine ausgestreckte Versöhnungshand zweitausend Jahre lang verachtet hat, nun durch schwere Gerichte zur Erkenntnis Gottes führen muss. Seine Gerichte haben ja den Sinn und Zweck, Gerechtigkeit wiederherzustellen und alle zurechtzubringen.

 

Das sechste Siegel

 

  Da das sechste Siegel einen zusammenfassenden Überblick über die zweite Hälfte der Zeit des Zornes Gottes gibt und einen Gesamteindruck vermittelt, sollen die Verse 12 bis 17 auch in einem Zug zitiert werden: »Und ich gewahrte, als es das sechste Siegel öffnete, da geschah ein großes Beben, und die Sonne wurde schwarz wie ein härenes Sacktuch, und der ganze Mond wurde wie Blut, und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine verschrumpften Feigen abwirft, wenn ein heftiger Wind ihn erbeben lässt. Und der Himmel entwich wie eine Buchrolle, die sich zusammenrollt, und alle Berge und Inseln wurden von ihrem Platz fortbewegt. Die Könige der Erde, die Magnaten [Größten] und Obersten, die Reichen und Starken, alle Sklaven und Freien verbargen sich in den Höhlen und in den Felsen der Berge. Und sie sagten zu den Bergen und Felsen: Fallet auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht des auf dem Thron Sitzenden und vor dem Zorn des Lämmleins, da der große Tag ihres Zorns gekommen ist, und wer kann da bestehen?«

  War das fünfte Siegel eine Vorschau auf das Kommende aus der Sicht der Märtyrer, so ist das sechste die Vorschau aus der Sicht der ungläubigen Menschheit bei der Wahrnehmung des Auftakts. Die ersten vier Siegelgerichte konnten sich die Menschen noch auf natürliche Weise erklären, jetzt aber, bei diesen außergewöhnlichen Ereignissen, merken sie, dass der Zorn Gottes längst im Gange ist.

  Gewaltig werden die Ereignisse im weiteren Verlauf der Gerichtszeit sein, das große Erdbeben jetzt und die weiteren, die Vulkanausbrüche und die Erdaufbrüche beim Verschieben der Berge und Inseln, deren Asche die Sonne verdunkelt und den Mond blutrot erscheinen lässt (Jes.13:10; 50:3; Joel 2:10; 3:4; Mat.24:7,29; Off.8:5; 11:13,19; 16:18,20).

  »Die Sterne werden vom Himmel fallen und die Mächte der Himmel erschüttert werden« (Mat.24:29; Joel 4:16). Wenn vom Himmel in der Einzahl die Rede ist, kann alles gemeint sein, was man sieht, wenn man nach oben blickt, meistens wird aber der Lufthimmel der Erde bezeichnet. Die Mehrzahlform »die Himmel« schließt auch die überhimmlischen Bereiche, die über dem Lufthimmel, ein. Da die Sterne nicht aus »den Himmeln« fallen, sondern aus »dem Himmel«, ist nicht an die Sterne in den Weiten des Alls zu denken, sondern an die Meteore, die in die Luftschicht der Erde eintreten und verglühen oder als Meteoriten auf die Erde fallen. Ihr massenhaftes Erscheinen wird Furcht und Schrecken auslösen. Mit hochroten Gesichtern werden sich die Menschen einander anschauen, Ängste und Krämpfe befallen sie (Jes.13:7).

  Der Himmel entweicht wie eine sich zusammenrollende Schriftrolle. Auch Jesaia spricht davon (34:4). Es sind wohl obere Teile der Lufthülle betroffen. Vielleicht sieht man dann nicht mehr den blauen Himmel, sondern nur ein schwarzes Gewölbe über sich, etwa wie es die Fotos der Landungen auf dem Mond zeigen, der allerdings gar keine Lufthülle hat.

  Die Menschen suchen sich vor dem Angsterregenden Gottes und der Pracht Seiner Majestät zu verbergen (Jes.2:10,19,21). Unser Herr beschrieb dies mit den Worten: »Dann werden Zeichen an Sonne, Mond und Gestirnen sein, und auf der Erde wird Beklemmung der Nationen vor Ratlosigkeit beim Brausen des Meeres und bei der Erschütterung sein, wobei die Menschen in Furcht und Vorahnung vor dem erstarren, was über die Wohnerde kommt; denn die Mächte der Himmel werden erschüttert werden« (Luk.21:25,26).

  Der große Tag des Zorns ist gekommen - wer kann da bestehen? Maleachi stellte bereits diese Frage: »Wer kann den Tag Seines Kommens ertragen, und wer wird bestehen bei Seinem Erscheinen?« (Mal.3:2; Joel 2:11). 

 

»Wer kann da bestehen?«

 

  »Wer kann da bestehen?«, lautete die Frage am Ende von Kapitel sechs. Kapitel sieben gibt die Antwort: Kein Ungläubiger kann da bestehen, sondern nur die an Jesus Christus Gläubigen, und zwar die Versiegelten, die Gott in allen Gefahren schützt, wie auch die vielen anderen, die durch die gläubige Inanspruchnahme des Blutes Jesu gereinigt sind und die wohl meist den Tod erleiden. Diese beiden aus Israel auserwählten Gruppen von Menschen werden bestehen, die einen unversehrt, die anderen als bis zum Tode Standhaltende, darüber hinaus welche aus allen Völkern, die den Namen des Herrn anrufen (Joel 3:5; Röm.10:11).

  Kapitel sieben hat die Vorbereitungsvision auf das siebente Siegel hin zum Inhalt. Bevor das siebente Siegel geöffnet wird, das sich in den sieben Posaunengerichten entfaltet, sollen die Treuen wissen, was Gottes Fürsorge ihnen bereitet hat.

 

Die Hundertvierundvierzigtausend

 

  Johannes schreibt in den Versen 1 bis 8: »Danach gewahrte ich vier Boten an den vier Ecken der Erde stehen und die vier Winde der Erde festhalten, damit kein Wind über das Land noch über das Meer, noch über irgendeinen Baum wehe. Dann gewahrte ich einen anderen Boten vom Aufgang der Sonne her aufsteigen, der das Siegel des lebendigen Gottes hatte. Laut rief er mit mächtiger Stimme den vier Boten zu, denen es gegeben war, dass sie das Land und das Meer beschädigten: »Beschädigt nicht das Land, noch das Meer, noch die Bäume, bis wir die Sklaven unseres Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben.« Und ich hörte die Zahl der Versiegelten: 144.000. Versiegelt waren aus jedem Stamm der Söhne Israels: aus dem Stamm Juda waren 12.000 versiegelt, aus dem Stamm Ruben 12.000, aus dem Stamm Gad 12.000, aus dem Stamm Asser 12.000, aus dem Stamm Naphthali 12.000, aus dem Stamm Manasse 12.000, aus dem Stamm Simeon 12.000, aus dem Stamm Levi 12.000, aus dem Stamm Issakar 12.000, aus dem Stamm Sebulon 12.000, aus dem Stamm Joseph 12.000, aus dem Stamm Benjamin waren 12.000 versiegelt.«

  Die Versiegelung besteht im Namenszug des Vaters und des Lämmleins auf ihren Stirnen (Off.14:1). Ein Siegel ist das Symbol für Sicherung und Bewahrung. Der Antichristus kann den Versiegelten nicht schaden. Sie werden durch den Feuerofen der Drangsal hindurchgerettet wie Sadrach, Mesach und Abednego zur Zeit Nebukadnezars (Dan.3). Die schützende Wirkung des Siegels liegt zum Beispiel bei der Heuschreckenplage (Kap.9:4) offen zutage.

  Wir, die Glieder der Körpergemeinde, sind ebenfalls - allerdings nicht sichtbar - versiegelt, und zwar mit dem heiligen Geist, sodass wir unsere Rettung nicht verlieren können (Eph.1:13; 4:30; Röm.8:30).

  Die 144.000 werden in Kapitel 14:1-5 näher beschrieben: Es sind unvermählte, makellose Männer. Sie sind als Erstlinge jener Zeit aus der Menschheit für Gott und das Lämmlein erkauft.

  Warum fehlen die Stämme Dan und Ephraim, und wieso sind die Stämme Levi und Joseph angeführt? Hierzu muss man wissen, dass der eine Stamm Joseph durch die aus seinen Söhnen Ephraim und Manasse entspringenden zwei Stämme vertreten wird (1.Mose 48:5) und der Stamm Levi, obwohl einer der zwölf, aufgrund seiner priesterlichen Sonderstellung praktisch nicht mitgezählt wird (4.Mose 1:47). Somit bleibt die Zwölfzahl der Stämme - wie zu allen Zeiten - bestehen (1.Mose 49). Der Stamm Dan wird nicht versiegelt, weil er sich während der Richterzeit ein Götzenbild aufgestellt hatte (Richt.18:30). Der Stamm Ephraim wird nicht versiegelt, weil König Jerobeam aus Ephraim Israel nach der Reichsteilung zum Götzendienst verleitete (1.Kön.12:26-32). Damit sind wir rechnerisch bei der Zahl 10. Nun gibt es keinen Grund, dem Stamm Levi, wenn er auch sonst separat geführt wird und kein Losland erhielt, weil er von den zwölf Stämmen durch den Zehnten unterhalten wurde, die Versiegelung zu verweigern. Ergibt die Zahl 11. Des Weiteren wird der Stamm Joseph versiegelt; da Manasse unter den Versiegelten bereits aufgeführt ist, können unter dem Stamm Joseph nur Ephraimiter gesehen werden, allerdings nur solche, die die Sünde Ephraims verabscheuen. In der Summe werden mithin Menschen aus zwölf Stämmen versiegelt.

  Im tausendjährigen Königreich Israels werden die Stämme Dan und Ephraim trotz allem ihre Gebiete bekommen (Hes.48:1,5); den Danitern und Ephraimitern unter der unzählbaren Schar, die bis zur Vollendung ausharren (Mat.24:13,31), wird dies gewährt werden; nur als Stamm versiegelt werden sie jetzt nicht.

  Die 144.000 werden unversehrt bleiben; wie einst das aus tausend Männern von jedem Stamm bestehende 12.000-Mann-Heer nach dem Kampf gegen die Midianiter feststellte, dass kein einziger Mann fehlte (4.Mose 31:5,49).

 

Die unzählbare Schar

 

  Können denn nur die 144.000 unverheirateten Männer bestehen und nicht auch verheiratete und Frauen und Kinder? Hören wir, was die Verse 9 bis 12 dazu sagen: »Danach gewahrte ich, und siehe, eine zahlreiche Schar, die niemand zählen konnte (aus jeder Nation und allen Stämmen, Völkern und Zungen), stand angesichts des Thrones und angesichts des Lämmleins, umhüllt mit weißen Gewändern und Palmen in ihren Händen. Laut riefen sie mit mächtiger Stimme: Die Rettung steht bei unserem Gott, dem auf dem Thron Sitzenden, und dem Lämmlein! Und alle Boten standen rings um den Thron samt den Ältesten und den vier Tieren. Sie fielen angesichts des Thrones auf ihre Angesichter und beteten Gott an und sagten: Amen! Segen, Verherrlichung, Weisheit, Dank, Ehre, Macht und Stärke sei unserem Gott für die Äonen der Äonen! Amen!«

  Diese unzählbare Schar von Juden wird ebenfalls bestehen. Es handelt sich um Juden, denn ihnen ist in 5.Mose 30:1-3 verheißen: »... wenn du es dir zu Herzen nimmst ... und du umkehrst zu Jewe, deinem Elohim, und Seiner Stimme gehorchst ... mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, dann ... wird Er dich wieder sammeln aus all den Völkern ...« Dieses Wort wird dann erfüllt sein. Sie haben sich von Herzen ihrem Gott und Jesus Christus zugewandt. Und jetzt kommen sie aus allen Nationen zusammen. Sie haben bis zur Vollendung ausgeharrt; sie sind Gottes Auserwählte, die von den vier Winden versammelt werden (Mat.24:13,31).

  Es sind Juden, denn sie halten Palmzweige in den Händen. Nur sie sollen Palmwedel nehmen und das Laubhüttenfest feiern (3.Mose 23:40). Es bleibt also nicht bei den 144.000, die mit der Erstlingsfrucht verglichen werden (Off.14:4; 2.Mose 23:16a), sondern es folgt die volle Ernte, dem Laubhüttenfest vergleichbar (2.Mose 23:16b; 3.Mose 23:34).

  Außerdem sagt die zahlreiche Schar: »Die Rettung steht bei unserem Gott.« Gewiss können alle Gläubigen aller Zeiten aus den Juden und aus den Nationen »unser Gott« sagen, ein Volk aber nur kann es nachdrücklich und speziell auf sich beziehen: Israel.

  Johannes berichtet weiter (Verse 13-17): »Und einer von den Ältesten nahm das Wort und sagte zu mir: »Diese, die mit den weißen Gewändern umhüllt sind, wer sind sie und woher kamen sie?« Und ich habe ihm erwidert: »Mein Herr, du weißt es.« Da sagte er zu mir: »Diese sind es, die aus der großen Drangsal kommen und ihre Gewänder gespült und sie im Blut des Lämmleins weiß gemacht haben. Deshalb sind sie angesichts des Thrones Gottes und bringen Ihm Gottesdienst dar, tags und nachts in Seinem Tempel. Und der auf dem Thron Sitzende wird über ihnen zelten. Sie werden nicht mehr hungern, auch nicht mehr dürsten, weder wird die Sonne auf sie fallen noch irgendeine Hitze, denn das Lämmlein inmitten des Thrones wird sie hirten und sie zu den Wasserquellen des Lebens leiten, und Gott wird jede Träne aus ihren Augen wischen.«

  Es kommen zwar alle Menschen aller Nationen, die in den letzten 42 Monaten des Jahrsiebeners das wilde Tier und sein Bild nicht anbeten, in diese Drangsal hinein (Off.13:5-8,15), die zahlreiche Schar aber besteht aus Juden, und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen erleiden nur sie die große Drangsal, weil sie nicht über die Nationen kommt, sondern durch die Nationen über sie gebracht wird, wie unser Herr in Matthäus 24:9 sagte: »Dann wird man euch in Drangsal überantworten und euch töten, ja ihr werdet um Meines Namens willen von allen Nationen gehasst werden.« Wenn sie den Gräuel der Verödung in der heiligen Stätte stehen sehen (Dan.9:27), dann sollen die in Judäa in die Berge fliehen (Mat.24:15,16). Sie sollen beten, dass ihre Flucht nicht am Sabbat geschieht (Mat.24:20). Daran können nur gläubige Juden Interesse haben. Zum anderen wird die Schar im tausendjährigen Königreich Israels im Tempel sein, was Unbeschnittenen nicht erlaubt ist. Verunreinigte Gewänder in Wasser zu waschen, ist Israel ausdrücklich aufgetragen (2.Mose 19:10; 3.Mose 11:25; 14:8). Die aus der großen Drangsal Kommenden haben ihre Kleider im Blut des Lämmleins gespült, was nicht nur bedeutet, dass sie Vergebung erhielten und rein sind, sondern auch, dass sie sich in ihrem Verhalten und ihren Werken von aller Unreinheit und Ungerechtigkeit abgewandt haben, zumal die Kleider ein Symbol für die Werke sind (Kap.19:8). Israel wird nicht allein durch Glauben gerettet, sondern durch Glauben und Werke (Mat.3:8; Jak,2;24); Umsinnung und Umkehr sind ebenfalls erforderlich (5.Mose 30:3; Ap.2:38).

 

... wie sie noch nicht gewesen ist

 

  Welche Bedrängnisse den Juden in der großen Drangsal widerfahren, ist an vielen Stellen in der Heiligen Schrift nachzulesen. Unsere Verse 16 und 17 sprechen von Hunger und Durst, Sonne und Hitze. Es wird »eine derartig große Drangsal sein, wie sie seit Anfang der Welt bis nun noch nicht gewesen ist, noch je sein wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt wären, so würde keinerlei Fleisch gerettet werden; jedoch um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden« (Mat.24:21,22).

  Mögen die betrachteten Verheißungen des Kapitels sieben die Auserwählten Israels trösten und kräftigen!

  Nach dieser Vision wird das siebente Siegel geöffnet, das die sieben Posaunengerichte zum Inhalt hat (Kap.8:1).

 

Sechs Posaunengerichte

(Offenbarung 8 + 9)

   

Nachdem Johannes die Vorbereitungsvision des Kapitels sieben gesehen hat, öffnet das Lämmlein das siebente Siegel. Es enthält die sieben Posaunengerichte. Wir befinden uns am entscheidenden Wendepunkt, in der Mitte des letzten Jahrsiebeners.

 

Das Schweigen im Himmel

 

  Johannes schreibt: »Als es das siebente Siegel öffnete, trat ein Schweigen im Himmel ein, etwa eine halbe Stunde lang« (Off.8:1). Ehrfürchtig und Seiner gerechten und zurechtbringenden Gerichte harrend schweigen alle im Thronsaal für etwa dreißig Minuten vor dem, der da war und da ist und der auf die Erde kommen wird, denn Großes steht bevor, wie auch Sacharja 2:17 erkennen lässt: »Still sei alles Fleisch vor dem Angesicht Jewes, denn Er hat Sich aufgemacht aus Seiner heiligen Stätte.«

 

Sieben Posaunen

 

  »Und ich gewahrte sieben Boten, die vor Gottes Augen stehen; und ihnen wurden sieben Posaunen gegeben« (Vers 2). Die sieben Boten sind die bereits in den Kapiteln 1:4, 4:5 und 5:6 erwähnten sieben Geister, die Beauftragten Gottes für die ganze Erde. Posaunen sind Signalinstrumente. In Israel wurden sie im Kriegsfall und bei festlichen Anlässen geblasen (3.Mose 25:9; Jos.6:5). Als Symbol stehen sie für Gericht wie auch für Befreiung. Bereits in Joel 2:1 wird die Posaune (der Schophar, das Widderhorn) mit des Herrn Tag in Verbindung gebracht: »Blast die Posaune in Zion ... denn es kommt der Tag Jewes, ja er ist nahe.«

  Die hier im Buch der Enthüllung Jesu Christi von Boten geblasenen sieben Posaunen haben nichts mit der einen Posaune zu tun, die unser Herr Jesus Christus bei Seinem von uns ersehnten Erscheinen Selbst bläst (1.Thess.4:16). Es besteht auch kein Bezug zu 1.Korinther 15:52. Da der Herr nur eine Posaune in der Hand hält, kann im 1. Korintherbrief nicht eine letzte Posaune gemeint sein, sondern nur der letzte Posaunenstoß. Die Folge dieses letzten Posaunentons ist unsere Verwandlung, die bei den Entschlafenen die Auferstehung einschließt, und unsere Entrückung zu unserem geliebten Herrn hin, also ein Freudentag und nicht das dritte Wehe (Off.11:14,15).

 

Die Gebete der Heiligen

 

  Bevor die Boten die Posaunen blasen, geschieht folgendes (Verse 3-5): »Dann kam ein anderer Bote und stellte sich an den Altar; er hatte ein goldenes Weihrauchfass, und ihm wurde viel Räucherwerk gegeben, damit er es den Gebeten aller Heiligen beigebe auf den goldenen Altar, der angesichts des Thrones ist. Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Boten vor den Augen Gottes auf. Dann nahm der Bote das Weihrauchfass und füllte es bis zum Rand mit dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde hinab. Da geschahen Donner und Stimmen, Blitze und ein Erdbeben.«

  Der goldene Räucheraltar stand vor dem Allerheiligsten (2.Mose 30:1-10). Der aufsteigende Wohlgeruch versinnbildlichte die Gott huldigenden Gebete. Das Räucherwerk des Boten und die Gebete der Heiligen vereinigen sich im Sehnen nach der Aufrichtung der Königsherrschaft Christi im Zuge der gerechten, die Erde im Feuer reinigenden Gerichte. Dies erinnert uns an das Gebet der Seelen unter dem Altar (Kap.6:9-11). Hier beten die auf der Erde lebenden Gläubigen unter anderem wohl auch dies: »Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden ... Bring uns nicht in Versuchung [durch endzeitliche Irreführung] hinein, sondern birg uns vor dem Bösen [dem Satan und dem Antichristus]« (Mat.6:9-13).

  »Und die sieben Boten, welche die sieben Posaunen hatten, machten sich bereit, um zu posaunen« (Vers 6).

 

Die erste Posaune

 

  »Und der erste posaunte: da entstand Hagel und Feuer mit Blut vermischt, und es wurde auf die Erde geworfen. Ein Drittel der Erde verbrannte, und ein Drittel der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte« (Vers 7). Gewaltig ist dieses Gericht: Wer kann sich vorstellen, dass ein Drittel der gesamten Erdoberfläche von grauer Asche bedeckt ist?

 

Die zweite Posaune

 

  »Und der zweite Bote posaunte: da wurde etwas wie ein großer mit Feuer brennender Berg ins Meer geworfen. Und ein Drittel des Meeres wurde zu Blut; und ein Drittel der Geschöpfe im Meer, die Seelen hatten, starb; und ein Drittel der Schiffe wurde vernichtet« (Verse 8+9). Im kleineren Maßstab ist uns dies nicht neu: Einst hatten Mose und Aaron alles Wasser in Ägypten in Blut verwandelt (2.Mose 7:14-25). Dieses Ausmaß an klebrigem und stinkendem Blut ist aber viel schrecklicher.

 

Die dritte Posaune

 

  »Und der dritte Bote posaunte: da fiel ein großer wie eine Fackel brennender Stern aus dem Himmel. Und er fiel auf ein Drittel der Ströme und auf die Wasserquellen. Der Name des Sterns war »Wermut«. Und ein Drittel der Gewässer wurde zu Wermut, und viele Menschen starben von den Gewässern, da sie bitter geworden waren« (Verse 10+11). Bei Gott hat jeder Stern den passenden Namen. Er nennt sie alle bei Namen (Ps.147:4). Womöglich geht die Erde durch einen Kometenschweif hindurch, dessen Gase einen Teil der Gewässer bitter wie Wermut machen, sodass das Wasser ungenießbar ist.

 

Die vierte Posaune

 

  »Und der vierte Bote posaunte: da wurde ein Drittel der Sonne und ein Drittel des Mondes und ein Drittel der Sterne geschlagen, damit ein Drittel von ihnen verfinstert werde und zu einem Drittel des Tages nicht scheine, und des Nachts gleicherweise« (Vers 12). Das Tageslicht wie auch das Licht der Nacht trifft nur noch in zwei Dritteln der üblichen Zeit auf die Erde. Ganz finster ist es also in jeweils acht von 24 Stunden.

 

Die Ankündigung der drei Wehe

 

  »Dann gewahrte ich und hörte einen im Mittelhimmel fliegenden Geier mit lauter Stimme sagen: ‚Wehe, wehe, wehe den auf der Erde Wohnenden wegen der übrigen Posaunentöne der drei Boten, die sich anschicken zu posaunen’« (Vers 13). Die nächsten drei Posaunengerichte sind zugleich drei Wehe, drei besonders schwere Gerichte. Der Geier ist ein Vorbote des Todes, denn Geier sammeln sich dort, wo Leichname sind (Mat.24:28).

 

Die fünfte Posaune, das erste Wehe

 

  »Und der fünfte Bote posaunte: da gewahrte ich einen aus dem Himmel auf die Erde gefallenen Stern; ihm wurde der Schlüssel des Brunnens des Abgrunds gegeben; er öffnete den Brunnen des Abgrunds, und es stieg Rauch aus dem Brunnen herauf, wie der Rauch eines großen Hochofens, und verfinstert wurde die Sonne und die Luft durch den Rauch des Brunnens« (Kap.9:1,2). Der Stern ist gewiss kein Komet oder Meteorit, der ein tiefes Loch in die Erde schlägt, sondern ein Bote Gottes, denn es wird in sehr personaler Weise über ihn gesagt, dass er einen Schlüssel erhält und damit den Brunnenschacht zum Abgrund öffnet. Selbst Menschen werden bildlich als Sterne bezeichnet, so in Daniel 12:3 die, die viele andere zur Gerechtigkeit geführt haben.

  Zum Abgrund zählt alles, was unter der Erdoberfläche und den Wasserflächen ist. Satan wird übrigens später für tausend Jahre darin gebunden (Kap.20:2).

  Den Tag verfinsternder Rauch steigt auf.

  »Aus dem Rauch heraus kamen Heuschrecken auf die Erde, und ihnen wurde Vollmacht gegeben, wie die Skorpione der Erde Vollmacht haben. Und ihnen wurde geboten, dass sie das Gras der Erde nicht beschädigen sollten, noch irgendetwas Grünes noch irgendeinen Baum, ausgenommen Menschen, die nicht das Siegel Gottes auf ihren Stirnen haben« (Verse 3+4). Das sind keine gewöhnlichen Heuschrecken, wie die der achten Plage in Ägypten zur Zeit des Mose, die in einem riesigen, das ganze Land bedeckenden Schwarm auftraten und alles wegfraßen, sodass nichts Grünes an den Bäumen und auf den Feldern übrig blieb (2.Mose 10:15). Solche Tiere, ich bin versucht zu sagen: solche Mutationen, sind uns unbekannt.

  Schauen wir sie uns näher an; sie werden in den Versen 7 bis 10 beschrieben: »Die Gleichgestalt aber der Heuschrecken war zur Schlacht bereitgemachten Pferden gleich, und auf ihren Köpfen war etwas wie goldgleiche Kränze, und ihre Angesichter waren wie Angesichter von Menschen. Sie hatten Haare wie Frauenhaare, und ihre Zähne waren wie die der Löwen. Sie hatten Panzer wie eiserne Panzer, und das Geräusch ihrer Flügel war wie das Geräusch von Streitwagen mit vielen Pferden, die zur Schlacht rennen. Sie haben Schwänze gleich Skorpionen und Stacheln, und in ihren Schwänzen ist ihre Vollmacht, den Menschen fünf Monate lang zu schaden.«

  Das Pferden ähnliche Aussehen der Heuschrecken, die Löwen ähnliche Schärfe ihrer Zähne und das rasselnden Streitwagen ähnliche Geräusch, das fliegende Heuschrecken erzeugen, ist uns ja hinreichend geläufig, wird auch in Joel 2:4-10 in etwa so beschrieben, vieles an den Heuschrecken aber ist grauenhaft anders, insbesondere ihre skorpiongleichen Schwänze. Skorpione stechen mit ihren langen nach oben gebogenen Schwänzen. Ihr Stich ist sehr schmerzhaft, aber nicht tödlich. Und sie fressen kein Gras und keine Blätter, sondern quälen die Menschen fünf Monate lang. Gottes Gerichte sind stets begrenzt. Die fünf Monate entsprechen der Lebenszeit einer normalen Heuschrecke.

  Jetzt wird der Unterschied zwischen gläubig und nicht gläubig für jedermann sichtbar: Die Versiegelten werden nicht angetastet. - Unsere Versiegelung, die der Glieder der Körpergemeinde, gewährleistet uns, dass wir in der Gnade Gottes Gerettete sind und bleiben, aber erkennbar ist sie für Außenstehende nicht (2.Kor.1:22; Eph.1:13; 4:30).

  Nun zu den Versen 5 und 6: »Und ihnen wurde Weisung gegeben, dass sie sie nicht töteten, sondern dass sie fünf Monate lange gequält würden; ihre Qual war wie die Qual von Skorpionen, wenn er einen Menschen sticht. In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und ihn keinesfalls finden; sie werden zu sterben begehren, doch der Tod flieht von ihnen.« Der Tod wäre die Erlösung, aber diese gewährt Gott ihnen nicht. Alle Selbstmordversuche scheitern.

  Heuschrecken haben keinen König (Spr.30:27), über diese Mischwesen aber steht in Vers 11 geschrieben: »Sie haben als König über sich den Boten des Abgrunds, dessen Name auf hebräisch Abaddon ist, im Griechischen hat er den Namen Apollyon.« Ihr König ist der für den Abgrund zuständige Bote. Er handelt im Auftrag Gottes. Sein Name bedeutet auf hebräisch wie auf griechisch Umbringer, Völlig-Auflöser. - Dieser König ist nicht zu verwechseln mit dem obersten der Dämonen, dem Beezeboul (Mat.12:24).

 

Die sechste Posaune, das zweite Wehe

 

  Johannes berichtet weiter (Kap.9:12-14): »Das eine Wehe ging dahin, siehe, es kommen noch zwei Wehe danach. - Und der sechste Bote posaunte: da hörte ich aus den Hörnern des goldenen Altars, der vor den Augen Gottes ist, eine Stimme zu dem sechsten Boten sagen, der die Posaune hatte: ‚Löse die vier Boten, die an dem großen Strom Euphrat gebunden sind!’«

  Die sechste Posaune - sie ist zugleich das zweite Wehe - umfasst das Gericht durch das 200-Millionen-Mann-Heer (Kpa.9:13-21), den Bericht über den starken Boten mit dem Röllchen (Kap.10), die Vermessung des Tempels (Kap.11:1,3) und den etwas vor der Mitte des letzten Jahrsiebeners beginnenden, 1260 Tage währenden Dienst der zwei Zeugen (Kap.11:3-14).

  Die Stimme kam aus den Hörnern des Räucheraltars, der vor dem Allerheiligsten steht. Der Altar dient der Anbetung Gottes (2.Mose 30:1-8; Off.8:3). Ebenso wie die Hörner von Tieren deren Kraft aufzeigt, so stellen die Hörner des Altars dessen Kraft dar, und zwar sowohl die schützende (1.Kön.2:28) wie auch die Angriffskraft (Micha 4:13). Die Hörner des Altars fordern kraftvoll die Anbetung des wahren Gottes und das Gericht über die Religionen, die in erster Linie diejenigen sind, die das Blut der Heiligen und Propheten vergossen haben (Kap.16:6,7).

  Die Stimme befiehlt dem sechsten Boten, die vier am Euphrat gebundenen Boten zu lösen. Da Boten Gottes nicht gefesselt sind, sind jene böse Geister und demnach auch Menschentöter wie Satan (Joh.8:44). Diese bitteren Feinde der Menschen, die von Gott Jahrtausende lang zurückgehalten wurden, werden nun auf die vorgesehene Stunde von Ihm gebraucht, ein bestimmtes Gericht zu vollziehen.

  Bei der sechsten Posaune lautet die Anschuldigung gegen die Menschen auf Götzendienst und Dämonenanbetung (Vers 20). Dies ist ein schweres Verbrechen gegen den goldenen Altar der wahren Gottesverehrung. Unterordnung, Anbetung und Huldigung sind nur dem einen und einzigen Gott darzubringen, dem Gott und Vater des Herrn Jesus Christus. Anhänger von Religionen aber beten Götzen und damit in Wirklichkeit Dämonen an (1.Kor.10:20) und vertrauen auf ihre eigenen Werke und nicht auf das Opfer Jesu Christi. Die Zahl vier der zu lösenden Boten entspricht der Zahl der Weltreligionen, die da sind: der Buddhismus, der Hinduismus, der Islam und das glaubenslose Christentum.

 

Das riesige Heer

 

  »Und gelöst wurden die vier Boten, die auf Stunde und Tag, Monat und Jahr in Bereitschaft waren, damit sie ein Drittel der Menschen töteten. Und die Zahl der berittenen Heere war zweimal Zehntausend mal Zehntausend - ich hörte ihre Zahl. So gewahrte ich in dem Gesicht die Pferde und die auf ihnen Sitzenden: sie hatten feuer-, amethyst- und schwefelfarbene Panzer, und die Köpfe der Pferde waren wie Löwenköpfe, und aus ihren Mäulern ging Feuer, Rauch und Schwefel hervor. Durch diese drei Plagen wurde ein Drittel der Menschen getötet: durch das Feuer, den Rauch und den Schwefel, der aus ihren Mäulern hervorging. Denn die Vollmacht der Pferde ist in ihren Mäulern und in ihren Schwänzen; weil ihre schlangengleichen Schwänze Köpfe haben, mit denen sie Schaden zufügen« (Verse 15-19).

  Ich sehe in den löwenköpfigen Pferden, deren schlangengleichen Schwänze Köpfe haben, moderne Panzer und in den Aufsitzenden Soldaten, muss aber auch der Ansicht Raum geben, dass dämonische Mischwesen entfesselt sind. 200 Millionen Mann unter Waffen in gegnerischen Heeren halte ich nicht für unmöglich. Ein Drittel der Menschen kommt bei ihrem Ansturm um; nachdem unter dem vierten Siegel bereits ein Viertel der Menschen starb (Kap.6:8), heißt dies, dass nur die Hälfte der Menschheit übrig bleibt.

Die Reaktion der übrigen Menschen

 

  Die übrigen Menschen aber bleiben unbeugsam, wie die Verse 20 und 21 zeigen: »Aber die übrigen Menschen, die durch diese Plagen nicht getötet wurden, sinnten doch nicht um von den Werken ihrer Hände, dass sie die Dämonen und Götzen nicht mehr angebetet hätten, die goldenen, silbernen, kupfernen, steinernen und hölzernen, die weder sehen noch hören, noch wandeln können. Und sie sinnten nicht um von ihren Morden noch von ihren Zaubereien, noch von ihrer Hurerei, noch von ihrer Dieberei.«

  Sie sinnen nicht um, sie richten ihr Denken nicht vom Egoismus weg auf Gott aus, sie ändern ihre Gesinnung nicht. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass Gerichte Umsinnung veranlassen, wie Paulus aber in Römer 2:4 betont, führt Gottes Güte zur Umsinnung.

  Ebenso wie der Apostel Paulus in 1.Korinther 10:20 aufklärend schreibt: »Was die Nationen [den Götzen] opfern, das opfern sie den Dämonen ...«, so wird auch in unseren Versen der wahre Hintergrund aufgedeckt: sie dienen Götzen und Dämonen. Zu den Götzen zählen auch Idole und falsche Ideale. Aber auch wer sich selbst verherrlicht und nicht seinen Schöpfer - dies ist überhaupt das Grundübel (Röm.1:20,21) -, ist dem Betrug der Dämonen zum Opfer gefallen.

  Sechs Posaunengerichte haben wir gerade betrachtet: die ersten vier richteten sich gegen die Umwelt der Menschen, das fünfte und das sechste in sich steigernder Weise gegen die Gesundheit der Menschen und gegen ihr Leben. An ihnen wird wahr werden, was Paulus angekündigt hat: »Gemäß deiner Härte und deinem unumsinnenden Herzen speicherst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Enthüllung des gerechten Gerichts Gottes, der jedem seinen Werken gemäß vergelten wird: und zwar denen, die mit Ausdauer in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen, äonisches Leben; denen aber, die aus Ränkesucht handeln und gegen die Wahrheit widerspenstig sind, aber willfährig der Ungerechtigkeit folgen, Zorn und Grimm - Drangsal und Druck über jedes Menschen Seele, der das Üble treibt ...« (Röm.2:5-9).

  Das siebente Posaunengericht - es besteht in den sieben Schalen des Grimmes Gottes - steht noch aus (Kap.11:15); erst dieses bringt die Vollendung, und zwar der Gerichte (Kap.16-18) wie auch des Geheimnisses Gottes (Kap.10:7), sowie den Anbruch der Königsherrschaft Jesu Christi auf der Erde (Kap.11:15; 12:10; 19:6,20; 20:6). Dem vorgreifend, dürfen auch wir - und auch heute schon - zusammen mit den in naher Zukunft im Himmel ertönenden Stimmen sagen: »Die Königsherrschaft über die Welt ist unserem Herrn und Seinem Christus zuteil geworden, und Er wird als König für die Äonen der Äonen herrschen! Amen!« (Kap.11:15).

 

Die kleine Schriftrolle, die Vermessung des Tempels und die zwei Zeugen

(Offenbarung 10:1-11:18)

 

  In Kapitel zehn des Buches der Enthüllung Jesu Christi gibt Johannes die Vorbereitungsvision auf den Segen für Israel und das Gericht über dieses Volk wieder. Wir befinden uns hierbei in der zweiten Hälfte des letzten Jahrsiebeners, und zwar in der Zeit zwischen dem sechsten und dem siebenten Posaunengericht, die zugleich das zweite und dritte Wehe sind (Kap.9:12,13; 11:14,15).

 

Der starke Bote

 

  Johannes berichtet: »Dann gewahrte ich einen anderen starken Boten aus dem Himmel herabsteigen, umhüllt mit einer Wolke. Und der Regenbogen war auf seinem Haupt, und sein Angesicht war wie die Sonne, seine Füße wie Feuersäulen. In seiner Hand hatte er ein geöffnetes Röllchen, und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf das Land; er schrie mit lauter Stimme, so wie ein Löwe seinen Lockruf brüllt« (Verse 1-3a). Dieser andere (vgl. Kap.5:2) starke Bote ist sehr wahrscheinlich Michael, denn es heißt in Daniel 12:1: »In dieser Zeit wird Michael aufstehen, der große Botenfürst, der über den Söhnen deines Volkes steht.« Sein sonnengleiches Angesicht strahlt göttliche Herrlichkeit aus. Der Regenbogen als das Symbol des Friedens nach der Flut (1.Mose 9:15) auf seinem Haupt lässt uns an das Wort Habakuks denken: »Im Zorn gedenkst Du, Dich zu erbarmen« (Hab.3:2). Die Füße wie Feuersäulen auf dem Meer und dem Land sprechen aber zunächst noch vom Feuergericht über die Nationen und Israel. Heute, in der dem Apostel Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Haushaltung der überströmenden Gnade (Röm.5:20; Eph.3:2; Kol.1:25), ist Gott mit allen Menschen versöhnt und rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an (2.Kor.5:19). Dann aber werden die Menschen vor der Zorneshitze Gottes erbeben wie vor dem Brüllen eines Löwen, der seine Artgenossen zu einer Beute herbeilockt.

  Michael - wenn ich sagen darf - hatte eine sehr kleine, geöffnete Schriftrolle in der Hand. Die große Schriftrolle mit den sieben Siegeln (Kap.5) hat die Erlösung der gesamten Menschheit von menschlicher Herrschaft zum Inhalt, die kleine Rolle aber hat es mit dem kleinen Volk Israel zu tun, denn dieser Schriftabschnitt mündet mit Kapitel 14:14-20 in die Ernte und die Weinlese ein, den Segen für die treuen und das Umkommen der abtrünnigen Israeliten. Das Röllchen ist also eine gerichtliche Vollmachtsurkunde.

 

Die sieben Donner

 

  Wir lesen weiter: »Als er [der starke Bote] schrie, sprachen die sieben Donner mit ihren Stimmen; und als die sieben Donner sprachen, schickte ich mich zu schreiben an. Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: Versiegle, was die sieben Donner sprechen, und schreibe es nicht auf« (Verse 3b+4). Donner sind die Folge von Blitzen. Die Donner hier sind nirgendwo anders zuzuordnen als zu den sieben Schalen des Grimmes Gottes (Kap.16). Davon sprechen die Donner. Dieses Gericht, das aus dem Tempel kommt (Kap.15:5) und mithin Israel betrifft (Tempelabschnitt, Kap.11:19-20:15), soll in dem Schriftabschnitt, bei dem es um das Gericht über die Nationen geht (Thronabschnitt, Kap.4:1-11:18), noch nicht enthüllt werden.

 

Es wird kein Zeitaufschub mehr sein

 

  Anschließend schreibt Johannes: »Und der Bote, den ich auf dem Meer und auf dem Land stehen gewahrte, hob seine rechte Hand gen Himmel und schwur bei dem Lebendigen für die Äonen der Äonen, der den Himmel erschaffen hat und was darin ist, und die Erde und was auf ihr ist, und das Meer und was darin ist: Es wird kein Zeitaufschub mehr sein, sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Boten, wenn er sich anschickt zu posaunen, ist auch das Geheimnis Gottes vollendet, wie Er es Seinen Sklaven und Propheten als Evangelium verkündigt hat« (Verse 5-7).

  Es wird kein Zeitaufschub mehr sein, und zwar von der Mitte des letzten Jahrsiebeners an. Als unser Herr Jesus Christus Seinen Dienst unter Israel antrat und sagte: »Erfüllt ist die Frist, und genaht hat sich das Königreich Gottes« (Mark.1:15), wussten die Gläubigen, dass die 69 Jahrsiebener um waren und nur noch der letzte ausstand, bis das Königreich Israels anbrechen würde (Dan.9:24-26). Da Israel aber seinen König verwarf, wurde das Königreich hinausgeschoben. Auf die Frage der Jünger am Tag Seiner Himmelfahrt: »Herr, stellst Du in dieser Zeit das Königreich für Israel wieder her?«, antwortete Er: »Euch steht es nicht zu, die Zeiten oder Fristen zu erfahren, die der Vater in eigener Vollmacht festgesetzt hat« (Ap.1:6,7). Und es vergingen zweitausend Jahre. Jetzt aber, in der Mitte des siebzigsten Jahrsiebeners, wenn der Mensch der Gesetzlosigkeit seinen mit Israel geschlossenen siebenjährigen Bund bricht, gibt es keinen Zeitaufschub mehr. In Daniel 9:27 heißt es: »Dann wird er [der Gesetzlose, der Antichristus] Herr eines Bundes mit den Vielen sein für einen Siebener; zur Hälfte des Siebeners wird er das Opfer und das Nahungsgeschenk aufhören lassen; auf einem Flügel des Heiligtums werden Gräuel der Verödung aufgestellt sein.« Daran knüpfte unser Herr Jesus an, als Er sagte: »Wenn ihr nun den vom Propheten Daniel angesagten Gräuel der Verödung in der heiligen Stätte stehen seht ..., dann sollen die in Judäa in die Berge fliehen! ... Denn dann wird eine derartig große Drangsal sein, wie sie seit Anfang der Welt bis nun noch nicht gewesen ist, noch je sein wird« (Mat.24:15-21). Die große Drangsal der Gläubigen hat begonnen. Und jetzt wissen sie: Es sind noch genau dreieinhalb Jahre, bis das Königreich Gottes von ihrem Messias Jesus aufgerichtet wird!

  Das Geheimnis Gottes wird in diesen letzten 1260 Tagen vollendet; nicht, dass da ein Geheimnis enthüllt werden müsste, denn die Propheten haben es seit langem verkündigt; das angesagte Geheimnis, nämlich das Königreich Israels, wird erfüllt werden!

 

»Iss es auf!«

 

  Johannes führt weiter aus: »Dann sprach die Stimme, die ich aus dem Himmel hörte, wieder mit mir und sagte: Geh hin, nimm das geöffnete Röllchen in der Hand des Boten, der auf dem Meer und auf dem Land steht! Und ich ging zu dem Boten hin und sagte ihm, mir das Röllchen zu geben. Da antwortete er mir: Nimm es und iss es auf! Es wird deinen Leib bitter machen, aber in deinem Mund wird es süß wie Honig sein. Und ich nahm das Röllchen aus der Hand des Boten und aß es auf. In meinem Mund war es süß wie Honig; doch als ich es aß, wurde es mir bitter im Leib. Und man sagte mir: Du musst nochmals prophetisch reden - über Völker, Nationen, Zungen und viele Könige« (Verse 8-11).

  Auch der Prophet Hesekiel hatte eine Schriftrolle gegessen, die ihm süß wie Honig schmeckte, und war beauftragt worden, den Inhalt der Rolle zum Hause Israel zu reden (Hes.3:1-4). Johannes aber soll es allen Nationen bekannt geben. Was könnte im Mund des Johannes süßer sein als die Urkunde der Erlösung Israels, süßer als die Erwartung und Vorfreude des nahe herbeigekommenen Königreichs Israels, zum Segen für alle Nationen? Und was könnte bitterer sein im Leib des Johannes als die Geburtswehen Israels in der großen Drangsal unter dem Drachen und dem wilden Tier (Kap.12:2,13; 13:7,15)?

  Die zweite Hälfte der Zeit des Zornes Gottes ist zugleich die Zeit der Drangsal und Bewährungskrise der Gläubigen aus Israel. Wir aber, die Glieder des Körpers Christi, sind, ob bewährt oder unbewährt, aus reiner Gnade alledem vorher entrückt worden (1.Thess.4:13-5:11).

 

Die Vermessung des Tempels

 

  Wir kommen zu Kapitel elf. Die Kapitel elf bis vierzehn schildern die allgemeine Situation in den letzten dreieinhalb Jahren.

  Johannes führt aus: »Dann wurde mir ein Rohr gleich einem Stab gegeben und gesagt: Erhebe dich und miss den Tempel Gottes und den Altar und die darin Anbetenden! Und den Vorhof außerhalb des Tempels wirf hinaus und miss ihn nicht, denn er wurde den Nationen gegeben. Und die heilige Stadt werden sie 42 Monate lang treten« (Verse 1+2). Der Tempel (griech. naos) bestand aus dem Heiligen und dem Heiligen der Heiligen (2.Mose 26:33), die nur von Leviten betreten werden durften, Letzteres sogar nur einmal im Jahr vom Hohenpriester. Die Weihestätte (griech. hieron) - auch das Heiligtum oder die heilige Stätte genannt - umfasste auch den Vorhof mit dem Brandopferaltar und dem Waschbecken sowie weitere Höfe, Hallen und Nebengebäude.

  Eine Vermessung ist die Wahrnehmung eines Eigentumsrechts. Der Tempel, der goldene Altar und die darin Anbetenden sind Gottes Eigentum! - Dies ist sehr bemerkenswert. Die ganze Welt steht unter der Herrschaft des Antichristus, nur ein Gebäude in Jerusalem nicht. Der Tempel dürfte auf dem Berg Zion stehen, denn dort befinden sich die 144.000 makellosen, unverheirateten Männer aus den zwölf Stämmen Israels beim Lämmlein und singen anbetend ein neues Lied. Sie sind das erkaufte, vermessene und versiegelte Eigentum Gottes (Kap.14:1-5), unantastbar für den Antichristus, der sich vermutlich gerade vorher in den Tempel gesetzt und zu erweisen gesucht hatte, er sei ein Gott (2.Thess.2:4), das gesamte Heiligtum damit entweihend (Dan.11:31). Und dann ließ er sein sprechendes Bild, den Gräuel der Verödung (des Vorhofs, der des Rituals entbehrt), auf einem Flügel des Heiligtums aufstellen (Dan.9:27), also außerhalb des Tempels, denn man soll es ja sehen (Mat.24:15). Und alle, die das Bild des wilden Tieres nicht anbeten, werden getötet werden (Off.13:15). Im Tempel aber, den Gott Sich durch die Vermessung wieder angeeignet hat, wird der wahre Gott verherrlicht. Der Antichristus hat zwar den offiziellen Opferdienst unterbunden und lästert Gottes Zelt (Kap.13:6), kann aber nicht verhindern, dass Gott - wenn auch für die Öffentlichkeit nicht sichtbar - angebetet wird.

  Unter dem Berg Zion verstand man ursprünglich die Davidsstadt auf dem Südosthügel Jerusalems, später auch ganz Jerusalem. Salomos Tempel stand nördlich davon auf dem Berg Morija (1.Kön.8:1; 2.Chron.5:2).

  Den Vorhof und die Stadt ringsum den Tempel auf dem Berg Zion aber hat Gott für 42 Monate den Nationen preisgegeben. Davon sprach auch unser Herr: »Jerusalem wird von den Nationen getreten werden, bis die Fristen der Nationen erfüllt sind« (Luk.21:24). Die Zeitangabe in Monaten (oder Monden) ist typisch, denn der Mond steht symbolisch für Finsternis und falsches, kaltes Licht. Eine Zeitangabe in Tagen dagegen wird von der Sonne, dem Symbol für den wahren Lichtträger, charakterisiert.

 

Die zwei Zeugen

 

  Gott erhält Sich immer Anbeter auf der Erde; Er ist auch nie ohne Zeugen unter den Menschen. Nicht nur dem Tempel und den 144.000 Versiegelten kann der Gesetzlose nichts anhaben, sondern auch zwei Männern in den Straßen der Stadt Jerusalem. Wir lesen von ihnen in den Versen 3 bis 6: »Ich werde es Meinen zwei Zeugen geben, dass sie 1260 Tage lang prophetisch reden, mit Sacktuch umhüllt. - Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor den Augen des Herrn auf der Erde stehen. Und wenn jemand ihnen schaden will, geht Feuer aus ihrem Mund hervor und verzehrt ihre Feinde; ja, wenn jemand ihnen schaden wollte, muss er so getötet werden. Diese haben Vollmacht, den Himmel zu verschließen, damit kein Regen in den Tagen ihres Prophetenworts regne. Auch haben sie Vollmacht über die Gewässer, sie in Blut umzuwandeln, und auf das Land mit jeder Plage einzuschlagen, sooft sie wollen.« Welch ein Ärgernis für das wilde Tier: Der mächtigste Regent der Welt kann zwei Männer, die den wahren Gott 1260 Tage lang bezeugen, nicht ausschalten! -Sie müssen ihren Dienst bereits etwas vor der Mitte des Jahrsiebeners begonnen haben, denn ihre Himmelfahrt findet kurz vor dessen Abschluss statt, vor dem Zeitraum der siebenten Posaune (Vers 15).

  Wer sind diese zwei Zeugen Gottes? Sie werden mit Ölbäumen und Leuchtern verglichen. Olivenöl ist in der Bibel das Symbol für den Geist Gottes, und die ölgespeisten Leuchter sind es für das Licht des Wortes Gottes.

  Schon früher einmal hatte Gott Sich zwei Zeugen erwählt, und zwar Serubbabel und den Hohenpriester Josua nach der Rückkehr aus der babylonischen Verbannung (Sach.3+4), sie mit Ölbäumen und Leuchtern in Beziehung gebracht und erklärt: »Es soll nicht durch Heeresmacht und nicht durch Menschenkraft geschehen, sondern durch Meinen Geist, spricht Jewe der Heere« (Sach.4:6). In dieser Kraft des Geistes Gottes wirken auch diese zwei Zeugen, in den Kräften des Königreichs.

  Es ist nicht unmöglich, dass sie Mose und Elia sind, die einst ähnliche Gerichte auf die Menschen herabriefen. Mose hatte Wasser in Blut verwandelt (2.Mose 7:14-21), Elia Feuer auf seine Feinde fallen lassen (2.Kön.1:9-12) und dem Regen für dreieinhalb Jahre Einhalt geboten (1.Kön.17:1). Da uns die Namen der zwei Zeugen aber nicht offenbart sind, können es auch zwei bislang völlig unbekannte Gläubige sein. Schließlich war Elia schon in Gestalt des Johannes des Täufers gekommen (Mal.3:23; Mat.17:10-13; Mark.9:11-13; Luk.1:17 - beide waren aber nicht miteinander identisch; Joh.1:21). Und die Vision (Mat.17:9) auf dem Berg der Verklärung hat keinen Bezug zur Drangsalszeit, sondern gewährt einen Blick in die Herrlichkeit des Königreichs (Luk.9:27,31).

  »Wenn sie mit ihrem Zeugnis fertig sind, wird das aus dem Abgrund heraufsteigende wilde Tier mit ihnen streiten, sie überwinden und sie töten« (Vers 7). Aber keinen Tag und keine Stunde früher! Ebenso ist auch unser Leben in der Hand des Gottes und Vaters unseres Herrn Jesus Christus, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens auf die Sekunde genau bewirkt (Eph.1:11), sodass wir völlig getrost sein dürfen.

  Das wilde Tier - anders kann man den Menschen der Gesetzlosigkeit dem Charakter seines Wirkens in den letzten 42 Monaten entsprechend nicht nennen - stammt aus dem Abgrund, gleichbedeutend mit »aus dem Meer« nach Kapitel 13:1, also von »unten«; es ist vom Satan in die Welt eingeführt worden.

  Johannes berichtet weiter: »Und ihre Leichname werden auf der »breiten« Straße der großen Stadt liegen, die geistlicherweise »Sodom und Ägypten« heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde. Und viele aus den Völkern, Stämmen, Zungen und Nationen werden ihre Leichname drei und einen halben Tag lang erblicken und nicht zulassen, dass ihre Leichname in ein Grab gelegt werden. Und die auf Erden Wohnenden freuen sich über sie und sind fröhlich; und sie werden einander Gaben senden, weil diese zwei Propheten die auf Erden Wohnenden gequält hatten« (Verse 8-10). Dass Jerusalem »Sodom und Ägypten« heißt, deutet auf eine entartete Vergnügungssucht und eine irregeleitete Wissenschaft hin. Die ganze Welt - früher war dies technisch gar nicht möglich - wird die Leichname der zwei Zeugen dreieinhalb Tage lang - sie können sich gar nicht sattsehen - am Bildschirm erblicken oder wenigstens davon hören. Jetzt ist die Entscheidung gefallen: Das wilde Tier - so folgern die Menschen - ist doch der wahre Gott, zumindest der stärkere.

  Aber hören wir weiter: »Doch nach den dreieinhalb Tagen fuhr Geist des Lebens aus Gott in sie, und sie standen wieder auf ihren Füßen; und große Furcht befiel alle, die sie schauten. Da hörten sie eine laute Stimme aus dem Himmel zu ihnen sagen: Kommt hier herauf! Da stiegen sie in einer Wolke zum Himmel hinauf, und ihre Feinde schauten sie. In jener Stunde geschah ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel zusammen; 7000 Menschennamen wurden in dem Erdbeben getötet. Die übrigen gerieten in Furcht und gaben dem Gott des Himmels die Verherrlichung« (Verse 11-13). Ja, Gottes Wege sind allemal erhabener! Groß und herrlich ist Jewe, der Elohim Israels! Niemand kann Ihn mehr leugnen. Endlich geben die Menschen, wohl im wesentlichen die in Jerusalem, dem Gott des Himmels die Verherrlichung. Wer jetzt noch ungläubig ist, über den kommt das dritte Wehe.

 

Das dritte Wehe

 

  Davon schreibt Johannes in Vers 14: »Das zweite Wehe ging dahin. Siehe, das dritte Wehe kommt schnell!« Das dritte Wehe oder die siebente Posaune umfasst einen kurzen, abschließenden Zeitraum des Zornesjahrsiebeners, hat die sieben Schalen des Grimms Gottes zum Inhalt (Kap.15+16) und leitet die Königsherrschaft Christi ein (Verse 15-18).

 

Die siebente Posaune

 

  Die siebente Posaune ist der Wendepunkt der Äonen. Wenn sie ausklingt, enden die drei bösen Äonen und die zwei herrlichen beginnen. Alle, die im Himmel sind, preisen Gott und Seinen Christus dafür, wie wir aus Vers 15 erfahren: »Und der siebente Bote posaunte. Da geschahen laute Stimmen im Himmel, die sagten: Die Königsherrschaft über die Welt ist unserem Herrn und Seinem Christus zuteil geworden, und Er wird als König für die Äonen der Äonen herrschen! Amen!« Was Sacharja geweissagt hatte, wird nun erfüllt: »Jewe wird König über die ganze Erde sein; an jenem Tag wird Jewe der Einzige sein und Sein Name der einzige« (Sach.14:9).

  Die Königsherrschaft Gottes und Christi ist zugleich die durch das auserwählte Volk, das königliche Priestertum, die heilige Nation (2.Mose 19:6; 1.Pet.2:9). Israel wird alle Nationen zu Jüngern machen (Mat.28:19). Jesus Christus ist König für die Äonen der Äonen, die krönenden in der Reihe der Äonen. So schreibt auch Daniel: »In den Tagen jener Könige wird der Elah (aram.; hebr. Eloah) der Himmel ein Königreich aufrichten, das für die Äonen unversehrt bleiben soll« (Da.2:44). Er herrscht, bis Gott Ihm alle Seine Feinde unter die Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der abgetan wird, ist der Tod. Dann, bei der Vollendung, wird Er Seine Königsherrschaft Seinem Gott und Vater übergeben und jede Oberherrschaft, Obrigkeit und Macht aufheben (1.Kor.15:24-26).

 

Der Lobpreis der Ältesten

 

  Dann nimmt Johannes im Thronsaal Gottes folgendes wahr: »Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor den Augen Gottes auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihr Angesicht und beteten vor Gott an und sagten: Wir danken Dir, Herr, Gott, Allgewaltiger, der da ist und der da war, dass Du Deine große Macht angenommen hast und herrschst« (Verse 16+17). Die Herrschaft dessen, der als das Abbild Gottes und die Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit sowie das Gepräge Seines Wesens herrschen wird (Kol.1:15; Heb.1:3), ist so sicher und greifbar nahe, dass die 24 Ältesten, die Häupter der himmlischen Geschöpfe, bereits davon ausgehen und den Dank aussprechen können. Sie reden Christus dementsprechend nicht mit »der da ist und der da war und der da kommt« an (vgl. Kap.1:4), sondern - da das Kommen so gut wie erfüllt ist - nur mit »der da ist und der da war.«

  Das erste Drittel des auf die Zeit bezogenen Gottesnamens Jewe, was »Wird-seiend-war« bedeutet, hat eine besondere Erfüllung erfahren.

  Die 24 Ältesten sagen des Weiteren: »Und die Nationen sind zornig - und es kam Dein Zorn und die gebührende Zeit: um die Toten zu richten und den Lohn Deinen Sklaven zu geben, den Propheten und den Heiligen und denen, die Deinen Namen fürchten, den Kleinen wie den Großen, und um die zu verderben, die die Erde verderben« (Vers 18). Die Nationen sind zornig - nach der Auferweckung und Himmelfahrt der zwei Zeugen erst recht, denn ihr verstocktes Herz lässt ihnen wider besseres Wissen keinen Ausweg mehr. Weiteren Gerichten Gottes müssen sie sehenden Auges entgegengehen.

  Es kam aber nicht nur der Zorn Gottes, sondern auch die rechte Zeit für das Gericht. Es ist das Gericht zur Äonenwende gemeint, bei der Wiederkunft und Anwesenheit Jesu Christi, zu Beginn Seiner Königsherrschaft.

  Wie lauten die Urteilssprüche? Zum einen für die, die die Erde verderben: sie werden verderbt. Zum anderen für die Sklaven Gottes, alle Ihn Fürchtenden, ob groß oder klein: sie bekommen ihren Lohn von Gott. Und nicht nur die die Drangsalszeit Überlebenden, nämlich die Versiegelten und die in der Wildnis für dreieinhalb Jahre Ernährten (Kap.12:6,14), sondern auch die Toten, denn viele kommen ja in der großen Drangsal durch das wilde Tier um (Dan.7:21; Off.6:11; 13:7; 14:13). Sie bekommen Lohn für ihr Bekenntnis und ihre Werke, wie es auch in Kapitel 14:13 heißt: »Glückselig sind die Toten, die von jetzt an in dem Herrn sterben: ruhen sollen sie von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach!« Die Toten müssen zu diesem Zweck natürlich auferweckt werden; dies geschieht »am letzten Tag«, wie Martha sagte (Joh.11:24), das heißt 1335 Tage nach der Mitte des letzten Jahrsiebeners, also 75 Tage nach dem Kommen Jesu Christi (Dan.12:12,13). Dann werden die Verwüstungen aus der Zorneszeit weitgehend beseitigt sein.

  Der Lohn wird im wesentlichen so aussehen, wie in Kapitel 20:4-6 geschildert: »Dann gewahrte ich Throne, auf denen die saßen, denen es gegeben war, das Urteil zu sprechen. Die Seelen derer, die man um des Zeugnisses für Jesus und um des Wortes Gottes willen mit dem Beil getötet hatte, sowie diejenigen, die weder das wilde Tier noch sein Bild angebetet, noch das Merkmal an ihre Stirn und an ihre Hand angenommen hatten - auch sie leben und herrschen als Könige mit Christus tausend Jahre. (Die übrigen Toten leben nicht, bis die tausend Jahre vollendet sind.) Diese Auferstehung ist die erste. - Glückselig und heilig ist, wer an der ersten Auferstehung Anteil hat. Über diese hat der zweite Tod keine Vollmacht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm die tausend Jahre als Könige herrschen.«

 

Die sonnenumhüllte Frau und der Drache

(Offenbarung 11:19-12:17)

 

Einführung in den Tempelabschnitt

 

  Mit Kapitel 11:19 beginnt der dritte Hauptteil des Buches der Enthüllung Jesu Christi, und zwar der Tempelabschnitt. Nach dem prophetischen Abschnitt mit den Botschaften an die sieben jüdischen Gemeinden (Kap.1:4-3:22) und dem Thronabschnitt, der die politische Erlösung der Erde von der Herrschaft des Menschen und den Antritt der Königsherrschaft Jesu Christi zum Inhalt hat (Kap.4:1-11:18), folgt der Tempelabschnitt, in welchem die Erlösung der Erde von allen falschen Religionen während der zweiten Hälfte des letzten Jahrsiebeners aufgezeigt wird (Kap.11:19-20:15). Christus ist also nicht nur der König, der die Nationen für Gott regiert, sondern auch der Hohepriester, der die Menschen zur Anbetung Gottes führt.

  Der Thronabschnitt begann bezeichnenderweise mit einer Vision vom Thronsaal Gottes; dementsprechend beginnt nun der Tempelabschnitt mit einer Vision vom Tempel (Kap.11:19). Es geht also um Anbetung. Mit der Anbetung des wilden Tieres und des Drachen wird ein Ende gemacht.

  Mit dem Erscheinen der Bundeslade wird unser Blick auf Israel gelenkt. Sodann wird uns das treue Israel in Gestalt einer sonnenumhüllten Frau und das abtrünnige Israel in Gestalt der Hure Babylon vor Augen geführt. Die Bundeslade drückt die Erlösung Israels dem Bunde gemäß aus, wogegen bei der zweiten Öffnung des Tempels (Kap.15:5) vom Zeugnis die Rede ist. Das Gesetz des Mose ist das Zeugnis (2.Mose 25:21; 31:18; 32:15), aufgrund von dessen Forderungen die ungläubigen Juden unter den sieben Schalen des Grimms Gottes gerichtet werden.

  Der Tempelabschnitt schließt das Millennium ein, in welchem die Erde voll von der Erkenntnis des Herrn ist (Jes.11:9) und Israel alle Nationen zur wahren Anbetung führt.

  Der soeben in seiner Bedeutung beschriebene Eingangsvers zum Tempelabschnitt in Kapitel elf, Vers 19, lautet: »Dann wurde der Tempel Gottes im Himmel geöffnet, und die Lade des Bundes Gottes erschien in Seinem Tempel, und es geschahen Blitze, Stimmen und Donner, ein Erdbeben und großer Hagel.«

 

Die sonnenumhüllte Frau

 

  Johannes berichtet (Kap.12:1,2): »Da erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne umhüllt, den Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt einen zwölfsternigen Kranz. Sie war schwanger und schrie, da sie Wehen litt und sich quälte zu gebären.« Ein Zeichen - ein deutliches Erkennungsmerkmal; man merke auf! Die Frau ist Israel. Die Heilige Schrift spricht oft genug von der Braut und der Ehefrau Jewes (Jes.54:6; Klgl.1:1; Joh.3:29; Off.21:9). Die Sonne, mit der die Frau umhüllt ist, ist das Symbol für Israels Herrlichkeit; dies ist die Herrlichkeit Jewes, die über Israel erstrahlt (Jes.60:1-3). Schließlich ist Jesus Christus Selbst das wahrhafte Licht, das die Menschen erleuchtet (Joh.1:9). Sonne und Schild Israels ist Jewe Elohim (Ps.84:12). Die Frau hat den Mond unter ihren Füßen; dies mag bedeuten, dass das Gesetz, dessen Strahlen ebenso wie die des Mondes kalt und ohne Leben waren, für sie, die von der Lebenssonne Jesus Christus umhüllt ist, keine Last mehr ist, zumal Gott es ihnen ins Herz schreiben wird (Jer.31:33; Heb.8:10). Die zwölf Sterne des Kranzes der Frau können ebenso wie die zwölf Grundfesten des neuen Jerusalem (Kap.21:14) nur die zwölf Apostel sein, die, auf zwölf Thronen sitzend, die zwölf Stämme in Zukunft regieren und richten werden (Mat.19:28), die in Josephs Traum übrigens ebenfalls als Sterne dargestellt werden (1.Mose 37:9).

  Die Frau litt Wehen: Israel ist in seiner schwersten Prüfung. Das Volk, bestehend aus den Treuen und Überwindern, wird wiedergeboren. Dazu gehören auch die 144.000 Versiegelten, die »Erstlinge für Gott und das Lämmlein« (Kap.14:4). Die Überwinder - getreu bis an den Tod - werden die Nationen im tausendjährigen Königreich Israels mit eiserner Keule hirten (Kap.2:26,27).

 

Der Drache

 

  Ein weiteres Zeichen sieht Johannes: »Dann erschien ein anderes Zeichen am Himmel: und siehe, ein großer, feuerroter Drache, der sieben Köpfe, zehn Hörner und auf seinen Köpfen sieben Diademe hatte. Sein Schwanz schleifte ein Drittel der Sterne des Himmels nach sich und warf sie auf die Erde. So stand der Drache vor den Augen der Frau, die sich anschickte zu gebären, damit er, wenn sie gebiert, ihr Kind fräße« (Verse 3+4). Satan will Israel - nach der Entrückung der Körpergemeinde Christi die letzte Erinnerung an Gott auf der Erde - vernichten. Seine Gestalt wird uns nicht beschrieben (er hat keine sieben Köpfe und zehn Hörner), sondern sein Charakter und seine Eigenschaften.

  Er ist der Drache, von seiner Gesinnung her also ein Ungeheuer, schrecklich und gefährlich wie ein Dinosaurier. Einst wurde er als Schlange beschrieben, um seine schmeichelnde Listigkeit darzustellen. Heute begegnet er der Welt und den Gläubigen als ein Bote des Lichts, der Gutes oder sogar Göttliches zu bringen vorgibt (2.Kor.11:14). In der Endzeit aber verstellt er sich nicht mehr; mit wütender Gewalt wie ein brüllender Löwe (1.Pet.5:8) will er jede andere Anbetung als die seiner selbst und seines irdischen Repräsentanten, des wilden Tiers, ausmerzen (Kap.13:4,15). Feuerrot ist er, voll blutdürstender Bosheit.

  Seine sieben Köpfe deuten - die sieben Geister Jesu Christi nachahmend (Kap.1:4; 5:6) - auf die finsteren geistlichen, das Denken der Menschen manipulierenden Weltbeherrscher hin, die geistlichen Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen (Eph.6:12).

  Er hat zehn Hörner. Hörner stehen in der Bibel für Macht. Jesus hat sieben Hörner (Kap.5:6), mithin vollkommene und allumfassende Macht. Die zehn Hörner Satans stellen zehn Militärmächte auf der Erde dar, die er und auch das wilde Tier für ihre Zwecke gebrauchen (Kap.13:1).

  Die sieben Diademe (edelsteinbesetzte Stirnbänder) drücken, da sie nur im Tempelabschnitt erwähnt werden, religiöse Herrscherwürden aus, zumal sie auf den Köpfen der geistlichen Weltbeherrscher sitzen.

  Der Schwanz des Satans versinnbildlicht sein Gefolge. Ein Drittel der Sterne schleift er nach sich. Da Boten Gottes bildlich als Sterne bezeichnet werden (Hiob 38:7), erfahren wir hier von einem Abfall himmlischer Boten von Gott.

 

Der Männliche

 

  Und nun hören wir: »Und sie gebar einen Sohn, einen männlichen, der sich anschicken wird, alle Nationen mit eiserner Keule zu hirten. Doch ihr Kind wurde zu Gott und zu Seinem Thron entrückt. Dann floh die Frau in die Wildnis, dorthin, wo sie eine von Gott zubereitete Stätte hatte, damit man sie dort 1260 Tage ernährte« (Verse 5+6).

  Wer ist der Sohn, der männliche? Dieser Ausdruck bezeichnet die 144.000 versiegelten Männer (Kap.14:4), die Gott aus dem Volk Israel hervorgebracht hat. Begründung: Die Frau ist keine Einzelperson, ihr Sohn somit ebenfalls nicht. Von drei Gruppen von in der großen Drangsal treuen Juden erfahren wir in Kapitel zwölf: 1. von dem männlichen Sohn, der zu Gott und Seinem Thron entrückt wird und daher vom Antichristus und vom Satan nicht angetastet werden kann; 2. von der treuen Frau, den Juden, die in Judäa waren (Mat.24:16) und dreieinhalb Jahre lang in der Wildnis südöstlich von Jerusalem bewahrt und ernährt werden (Verse 6+14); und 3. von den übrigen ihres Samens, der unzählbaren Schar (Kap.7:9), die in der Zerstreuung leben und dem Zorn des Drachen ausgeliefert sind (Vers 17). Von diesen Gruppen - andere gibt es nicht - stimmt der Männliche mit den 144.000 Versiegelten überein.

  Da es im Übrigen von dem Männlichen ebenso wie von den Überwindern (Kap.2:26,27) heißt, dass sie die Nationen im Königreich Israels mit eiserner Keule hirten werden, dürften sie identisch sein. Die durch die sieben Sendschreiben in der ersten Hälfte des Jahrsiebeners zugerüsteten Überwinder sind aller Wahrscheinlichkeit nach die, die versiegelt werden - 12.000 aus jedem Stamm Israels. Sie werden nicht nur am Thron Gottes sein, sondern auch auf dem Berg Zion stehen und Gott im Tempel dort anbeten und Ihm lobsingen (Kap.11:1; 14:1,3).

 

Die Flucht der Frau

 

  Über die Flucht der Frau in die Wildnis sagt unser Herr Jesus Christus in Matthäus 24:15-22: »Wenn ihr nun den vom Propheten Daniel angesagten Gräuel der Verödung in der heiligen Stätte stehen seht - möge der Leser es begreifen -, dann sollen die in Judäa in die Berge fliehen! Wer auf dem Flachdach ist, steige nicht erst hinab, um etwas aus seinem Haus mitzunehmen; und wer auf dem Feld ist, kehre nicht zurück, um noch sein Obergewand aufzunehmen. Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Betet jedoch, dass eure Flucht nicht im Winter noch am Sabbat geschehe! Denn dann wird eine derartig große Drangsal sein, wie sie seit Anfang der Welt bis nun noch nicht gewesen ist, noch je sein wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt wären, so würde keinerlei Fleisch gerettet werden; jedoch um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.«

  Dass die sonnenumhüllte Frau 1260 Tage lang in der Wildnis überleben wird, deutet auch Jesaia 26:20 an, insofern es da in Bezug auf die Zeit der Heimsuchung der Verworfenheit der Menschen vom Volk Israel heißt: »Verbirg dich eine kleine Weile, bis die Drohung vorüberzieht.« Bei Hosea steht dazu geschrieben: »Siehe, Ich werde sie locken und sie in die Wildnis führen und ihr zu Herzen reden« (Hos.2:16).

 

Die Schlacht im Himmel

 

  Mit den Versen 7 bis 9 kommen wir zu einem wichtigen Wendepunkt der Heilsgeschichte in der Mitte des letzten Jahrsiebeners: »Und es entstand eine Schlacht im Himmel. Michael und seine Boten stritten mit dem Drachen, und es stritt auch der Drache und seine Boten. Doch vermochten sie nichts gegen ihn, auch wurde ihre Stätte im Himmel nicht mehr gefunden. Dann wurde der große Drache, die uralte Schlange, die Widerwirker und Satan heißt, hinabgeworfen. Der die ganze Wohnerde irreführt, wurde auf die Erde geworfen; und seine Boten wurden mit ihm hinabgeworfen.«

  Der Versuch Satans, den Männlichen, also die Erstlinge für Gott und das Lämmlein aus Israel, sowie die sonnenumhüllte Frau, also die gläubigen Juden in Judäa, zu vernichten, ruft Michael, den großen Botenfürsten und Beschützer Israels (Dan.12:1), auf den Plan, gegen den Satan und seine Boten zu streiten und sie aus dem Himmel zu werfen. Ihr Widerstand ist unwirksam. - Jetzt ist der Himmel frei von allen finsteren geistlichen Gewalten.

  Satan wird in vierfacher Weise genau beschrieben: als der Drache in all seiner Bosheit und Gewalttat, als die uralte Schlange, die in ihrer List einst Eva täuschte, als der Widerwirker, der Diabolos oder Durcheinanderwerfer, der insbesondere Gottes Worte verdrehte, und als Satan, der Anfeinder. Mit dieser Beschreibung ist er entblößt und damit den Gläubigen gegenüber seiner Wirksamkeit beraubt. Er führte die ganze Wohnerde irre; in alle Gebiete menschlichen Wissens und Verhaltens waren seine Täuschungen eingeflossen. Nur die wenigen, die sich an das Wort Gottes hielten, fanden die Wahrheit.

  Nun aber haben der Satan sowie die Fürstlichkeiten, Obrigkeiten und Weltbeherrscher der Finsternis, die geistlichen Mächte inmitten der Überhimmlischen (Eph.6:12), ihre Stätte im Himmel verloren!

 

Der Lobpreis sei Gott!

 

  Ebenso wie unsere Herzen angesichts dieser zukünftigen Tatsache bereits jetzt zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters bewegt werden, so werden es dann auch alle himmlischen Geschöpfe tun, wie es in den Versen 10 bis 12 verzeichnet ist: »Da hörte ich im Himmel eine laute Stimme sagen: Jetzt ist die Rettung, die Macht und die Königsherrschaft unserem Gott und die Vollmacht Seinem Christus zuteil geworden! Denn der Verkläger unserer Brüder, der sie vor den Augen unseres Gottes Tag und Nacht verklagte, wurde hinabgeworfen. Durch das Blut des Lämmleins und durch das Wort ihres Zeugnisses überwanden sie ihn, auch liebten sie ihre Seele nicht - bis zum Tod. Deshalb seid fröhlich, ihr Himmel und die ihr in ihnen zeltet! Wehe aber dem Land und dem Meer! Denn der Widerwirker stieg zu euch hinab und hat großen Grimm, weil er weiß, dass seine Frist kurz ist.«

  Jetzt ist Christus die Herrschaft im Himmel zuteil geworden! Aber noch nicht auf der Erde. Dies ist eine relative Aussage, bezogen auf das, was man sieht. Bislang sah man die Umtriebe Satans im Himmel (vgl. Hiob 1:6), und noch dreieinhalb Jahre lang wird man die todbringende Herrschaft Satans auf der Erde sehen. Wir kennen aber die gesamte Wirklichkeit und wissen, wer Herr im umfassenden Sinne ist: Christus Jesus, der hocherhaben über alle Fürstlichkeiten und Obrigkeiten ist (Eph.1:21) und alles obwaltet; wir wissen, dass es nur einen Gott, einen absoluten und souveränen Verfüger, gibt, den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph.1:11).

  Der Verkläger befindet sich jetzt nicht mehr im Himmel und kann mithin als Widersacher (was »Satan« vom Hebräischen her auch bedeutet) die Heiligen nicht mehr verklagen, also keine Sache mehr gegen sie vorbringen.

  Die Gläubigen haben den Satan ja auch bereits überwunden, wie unser Vers 11 sagt, und zwar durch das Blut des Lämmleins, in welchem sie sich rein gewaschen haben, und durch das Wort ihres Zeugnisses. Nach 1.Johannes 2:14 überwindet man den Bösen, wenn man den Vater erkannt und das Wort Gottes in sich hat. Die Überwinder (oder: Sieger) haben dieses Wort auch bezeugt. Ihr Zeugnis war ihr Sieg, nein der Sieg des Wortes Gottes in ihnen. - Somit trifft für sie zu, was in 1.Johannes 5:4 geschrieben steht: »Dies ist der Sieg, der die Welt überwindet: unser Glaube.«

  Auch liebten sie ihre Seele nicht - bis zum Tode. Sie wollten ihre Seele nicht vor dem Tode retten, sondern waren bereit, ihre Seele töten zu lassen und somit zu verlieren. Wer aber seine Seele um Jesu willen verliert, der wird sie im Königreich Israels finden (Mat.16:25) und äonisches Leben haben.

  Der Himmel darf nun fröhlich sein (Vers 12), wozu auch Jesaia 44:23 auffordert: »Jubelt, ihr Himmel, denn Jewe tut es!«

  Wehe aber der Erde! Denn der Satan hat unbändige Wut, weil er weiß, dass er den Kampf bereits verloren hat. Dass Christus ihm noch eine kurze Frist gibt, macht ihn nur noch wütender, weil die Erhabenheit Christi mit dieser Fristsetzung von 42 Monaten und keinem Tag länger umso herrlicher offenbar wird.

 

Die Bergung der Frau

 

  Was nun geschieht, lesen wir in den Versen 13 und 14: »Als der Drache gewahrte, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die den Männlichen geboren hatte. Da wurden der Frau die zwei Flügel des großen Geiers gegeben, damit sie in die Wildnis an ihre Stätte fliege, wo sie dort, fern von dem Angesicht der Schlange, eine Frist und Fristen und eine halbe Frist ernährt werde.« Wie die sonnenumhüllte Frau, das treue Israel, dreieinhalb Jahre lang in der Wildnis südlich von Jerusalem ernährt wird, wissen wir nicht; wir wissen aber aus 1.Könige 17, dass dem Propheten Elia am Bach Krit östlich des Jordans morgens und abends Raben Brot und Fleisch brachten und einer Witwe in Zarpat das Mehl im Topf und das Öl im Krug auf Geheiß Elias nicht ausgingen. Unser Gott hat unbegrenzte Möglichkeiten, die Seinen in der großen Drangsal zu ernähren. Einst nach dem Auszug aus Ägypten hatte Er sie vierzig Jahre lang in der Wildnis Sinai mit dem Manna am Leben erhalten (2.Mose 16). Und auf Geiersflügeln hatte Er sie auch schon einmal getragen, als Er sie nämlich aus Ägypten herausbrachte (2.Mose 19:4).

  Es schließen sich die Verse 15 und 16 an: »Und die Schlange warf Wasser aus ihrem Maul hinter der Frau her, um sie wie mit einem Strom fortzuschwemmen. Da half die Erde der Frau; denn die Erde öffnete ihren Mund und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Maul geworfen hatte.« Satan als der Fürst des Vollmachtsgebiets der Luft (Eph.2:2) könnte eine Wasserhose vom Meer her heraufbringen und der Frau hinterher schleudern. Im Erdboden aber werden sich Spalten auftun und die Wassermassen aufnehmen, sodass sie die fliehende Frau nicht erreichen. An der für sie vorgesehenen Stätte wird sie sodann geborgen sein.

 

Satans Kampf gegen die Übrigen

 

  Die erste Gruppe der Gläubigen kann Satan nicht erreichen, denn sie sind versiegelt. Die zweite Gruppe, die in Judäa lebenden gläubigen Juden, kann er ebenfalls nicht erreichen, da sie in der Wildnis von Gott geborgen und ernährt wird. Es gibt aber noch eine dritte Gruppe von Gläubigen, nämlich die in der Zerstreuung unter den Nationen. Von dieser Gruppe spricht Vers 17: »Nun wurde der Drache zornig über die Frau und ging hin, um mit den Übrigen ihres Samens, die die Gebote Gottes hielten und das Zeugnis Jesu hatten, zu streiten.« Wir haben keinen Hinweis, dass sie vor Not, Gefängnis und Tod bewahrt werden. Auch Daniel sagt, dass sie dem Antichristus für dreieinhalb Jahre preisgegeben sind (Dan.7:25). Sie werden das Merkmal des wilden Tieres nicht an ihre Hand oder Stirn nehmen und das wilde Tier und sein Bild nicht anbeten (Kap.14:9). Ihnen gelten sodann die Worte in Kapitel 14:12,13: »Hier ist das Ausharren der Heiligen nötig, die die Gebote Gottes und den Glauben Jesu bewahren. - Dann hörte ich eine Stimme aus dem Himmel rufen: Schreibe: Glückselig sind die Toten, die von jetzt an in dem Herrn sterben! Ja, so sagt der Geist: ruhen sollen sie von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach!«

 

Die zwei wilden Tiere

(Offenbarung 12:18-13:18)

 

  »Und er stand auf dem Sand am Meer« (Off.12:18). Nach dem vorangehenden Vers 17 ist es der Drache, die uralte Schlange, die Widerwirker und Satan heißt, von dem hier die Rede ist und der die Szene des Kapitels 13 beherrscht. Dass der Satan am Meer zu sehen war, zeigt uns, dass das gesamte Völkermeer betroffen ist.

 

Die Organisation des wilden Tieres

 

  Was der Satan nun aus dem Völkermeer hervorruft, erfahren wir aus Kapitel 13:1: »Dann gewahrte ich aus dem Meer ein wildes Tier heraufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung.« Das unruhige Völkermeer mit all seinen widerstrebenden politischen und religiösen Ansprüchen bringt ein wildes Tier hervor, das sich auf zehn Hörner, das heißt auf zehn politisch-militärische Mächte, und auf sieben Köpfe, das heißt auf sieben einflussreiche philosophisch-religiöse Vordenker, stützt. Das wilde Tier im Sinne der Verse 1 und 2 ist als eine Organisation anzusehen, da einer der sieben Köpfe in Vers 3 als Einzelperson beschrieben wird. Dieser eine von den sieben ist zugleich Chef der Gesamtorganisation. Die zehn Diademe auf den Hörnern zeigen mit der Macht verbundene religiöse Würden an, und die Namen der Lästerung auf den verführerischen geistlichen Köpfen stehen für die Thesen und Parolen, mit denen die Wahrheit und die Reinheit im allgemeinen und der Gott und Vater des Herrn Jesus Christus im besonderen verunglimpft und lächerlich gemacht werden.

  Dass wir es hier mit der Organisation des wilden Tieres zu tun haben, erkennen wir auch aus Vers 2: »Das wilde Tier, das ich gewahrte, war einer Leopardin gleich; seine Füße waren wie die eines Bären und sein Maul wie das Maul eines Löwen. Ihm gab der Drache seine Macht und seinen Thron und große Vollmacht.« Der Satan hat der politischen und religiösen Welteinheitsregierung den Weg geebnet, dieser ungeheuren Machtkonzentration, vor der Gott die Menschheit durch die Verwirrung der Sprache und die Zerstreuung über die gesamte Fläche der Erde bislang bewahrte (1.Mose 11:1-9). Dass das wilde Tier seine Macht anderswoher hat, entspricht auch Daniel 8:24, wonach der König der Endzeit zwar stark ist, aber nicht durch seine eigene Kraft, wie auch der Aussage des Paulus, dass der Mensch der Gesetzlosigkeit die Menschen gemäß der Wirksamkeit Satans mit allerlei Zeichen und Wundern der Lüge verführt (2.Thess.2:9).

  Das wilde Tier wird in unserem Vers 20 als eine Vereinigung von mehreren Tieren dargestellt. Diese Tiere sind seit Daniels Zeiten bekannt. Der Prophet sieht die vier Weltreligionen als vier gewaltige Tiere aus dem Meer heraufsteigen: Das östliche Tier, der Buddhismus, ist einer Löwin gleich; das zweite Tier, der Hinduismus, gleicht einer Bärin; das dritte Tier, der Islam, ist als Leopardin dargestellt. Und das westliche Tier, das glaubenslose Christentum, ist erschreckend, furchtbar und ungemein mächtig; es hat gewaltige Zähne aus Eisen und kupferne Klauen sowie zehn Hörner; es frisst, zermalmt und zertritt alle anderen (Dan.7:2-7). Das westliche Tier wird in Vers 2 nicht erwähnt, da es bereits in Vers 1 unter den zehn Hörnern angeführt ist. Schließlich entspricht die Summe der bei Daniel genannten Hörner und Köpfe der vier Tiere genau der Zahl der zehn Hörner und sieben Köpfe des wilden Tieres.

 

Der Todesstreich und seine Folgen

 

  In den Versen 3 und 4 lesen wir von einem besonderen Ereignis mit extremen Folgen: »Einer von seinen Köpfen war wie zu Tode geschlachtet, doch es genas von seinem Todesstreich. Da staunte die ganze Erde hinter dem wilden Tier her, und man betete den Drachen an, da er dem wilden Tier die Vollmacht gegeben hatte. Man betete auch das wilde Tier an und rief: Wer gleicht dem wilden Tier? Wer kann mit streiten?« Ein Attentat wird auf den führenden Kopf verübt. Er ist tödlich verletzt; der klinische Tod tritt ein (Herz- und Atemstillstand), der Hirntod dürfte in wenigen Minuten folgen. Eine Reanimation scheint in diesem schweren Fall völlig unmöglich zu sein. Und doch - das Wunder geschieht: er wird gerettet! Die Hoffnung der Welt übersteht den Todesstreich. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn dieses Genie gestorben wäre. Friede, Sicherheit und Wohlstand der ganzen Welt wären gefährdet gewesen.

  Da nur Gott Tote zum Leben erwecken kann und jetzt behauptet wird, dass der Drache das wilde Tier ins Leben zurückgeführt habe, muss der Drache der wahre Gott sein und das wilde Tier göttlicher Natur oder sogar das Abbild Gottes. Das wirkliche Wunder, die Auferweckung Jesu Christi, ist völlig vergessen.

  Zuerst staunt die ganze Menschheit über die Rettung, und dann drängt sie es zur Anbetung. Endlich hat Satan erreicht, was er wollte, nämlich die Anbetung, die Jesus ihm einst verweigert hatte (Luk.4:8). Jetzt beten sogar die Juden den Drachen und das wilde Tier an, was bisher völlig undenkbar war. Die Juden hatten keine Probleme, den siebenjährigen Bund, der den letzten Jahrsiebener einläutete (Jes.28:15; Dan.9:27; 11:28), mit dem politischen Weltbeherrscher abzuschließen, sich ihm unterzuordnen, ihn zu unterstützen und auch für ihre eigenen Interessen zu nutzen (denn die Hure Babylon, das abtrünnige Israel, sitzt auf dem wilden Tier, lenkt es also; Kap.17:3,7), aber - angebetet hätten sie ihn nie und nimmer! Jetzt aber - angesichts dieses Beweises durch ein Wunder: dieser Mann muss der Messias sein! - jetzt beten sie ihn an.

  Allerdings tun dies die Treuen aus Israel nicht, über die deshalb die große Drangsal hereinbricht (Kap.12:17).

 

Der Lästerer

 

  Der Hochmut der Bestie ist nicht zu überbieten, wie die Verse 5 und 6 zeigen: »Und ihm wurde ein Maul gegeben, das große Worte und Lästerungen sprach; und Vollmacht wurde ihm gegeben, 42 Monate lang seinen Willen auszuführen. Und es öffnete sein Maul zu Lästerungen gegen Gott, um Seinen Namen und Sein Zelt [den Tempel] und die im Himmel Zeltenden zu lästern.« Daniel sagte schon, dass jener Regent vermessene Reden gegen den Allerhöchsten führen, sich selbst groß tun und sich über alles erheben wird, was El [was des Gottes] genannt wird. Gegen den El-elim [den Unterordner der Unterordner] wird er unerhörte Worte sprechen (Dan.7:8,25; 11:36).

  Beachten wir dabei, dass es zweimal heißt, dass es dem wilden Tier »gegeben« wird. Der Gott und Vater des Herrn Jesus Christus ist und bleibt der Handelnde, der Allgewaltige, der dem Menschen der Gesetzlosigkeit 42 Monate einräumt. Wie denn auch König Nebukadnezar erkannt hatte, als er sagte: »Seinem Willen gemäß verfährt Er [Gott] mit der Heerschar der Himmel und mit denen, die auf Erden weilen. Tatsächlich kann niemand Seiner Hand wehren und zu Ihm sagen: Was tust Du?« (Dan.4:32).

 

Die totale Macht

 

  Des Weiteren lesen wir: »Auch wurde es ihm gegeben, mit den Heiligen zu streiten und sie zu überwinden. Über jeden Stamm, jedes Volk, jede Zunge und jede Nation wurde ihm Vollmacht gegeben. Und alle auf Erden Wohnenden werden es anbeten, jeder, dessen Name nicht in der Rolle des Lebens geschrieben steht, der des Lämmleins, das vom Niederwurf der Welt an geschlachtet ist« (Verse 7+8). Das ist die totale Macht! Der Prophet Daniel schrieb hierzu: »Ich gewahrte, wie dasselbe Horn einen Angriff auf die Heiligen unternahm und sie zu überwältigen vermochte« (7:21); »Sie werden seiner Hand für eine Frist und zwei Fristen und eine halbe Frist preisgegeben« (7:25); »So wird er die Starken und das Volk der Heiligen verderben« (8:24); »Die Einsichtigen des Volkes werden viele verstehen lehren; aber sie werden durch Schwert und Lohe, durch Gefangenschaft und Plünderung für Tage straucheln ... dadurch werden sie geläutert, gereinigt und weiß gemacht werden bis zur Zeit des Endes« (Kap.11:33,35).

  Der Verfolgung durch den Antichristus entzogen sind nur die 144.000 Versiegelten aus Israel (Kap.7:4-11), auch als der männliche Sohn beschrieben (Kap.12:5), und die sonnenumhüllte Frau, das gläubige Israel, das in Judäa war und von Gott in der Wildnis bewahrt und ernährt wird (Kap.12:6,14; Mat.24:15-22). Aber gegen die übrigen ihres Samens, die Treuen aus Israel in der Zerstreuung, streitet der Drache siegreich (Kap.12:17). Die wahren Sieger aber sind die Juden, die durch das Blut des Lammes überwunden haben (Kap.7:14-17; 12:11).

 

Die Rolle des Lebens

 

  Der Mensch der Gesetzlosigkeit wird sich in den Tempel Gottes setzen und zu erweisen suchen, er sei ein Gott (2.Thess.2:4). Und alle werden ihn anbeten - ausgenommen die Juden, deren Namen in der Schriftrolle des Lebens stehen, weil das vom Niederwurf der Welt an geschlachtete Lämmlein ihnen das Leben durch Sein Sühnopfer erwirkt hat. Niedergeworfen wurde die Welt, als die Erde ein Tohuwabohu wurde (1.Mose 1:2).

  Es stehen übrigens nur Juden in der Rolle des Lebens, weil nur sie mit dem neuen Jerusalem, der Braut des Lämmleins, identifiziert werden und nur sie in diese Stadt hineinkommen (Off.21:3,9,27). Wir, die Glieder der Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph.1:22,23), stehen nicht in der Rolle des Lebens, in die man erst vom Niederwurf der Welt an eingeschrieben werden konnte, denn wir sind bereits vor dem Niederwurf auserwählt worden (Eph.1:4).

 

Das Ausharren der Heiligen

 

  Angesichts der unumschränkt herrschenden Weltmacht kann nur noch der einzelne Mensch angesprochen werden, wie es mit den Versen 9 und 10 geschieht: »Wenn jemand ein Ohr dafür hat, der höre! Wenn jemand andere in Gefangenschaft führt, geht auch er in Gefangenschaft. Wenn jemand mit dem Schwert töten wird, muss auch er mit dem Schwert getötet werden. Hier ist das Ausharren und der Glaube [oder: die Treue] der Heiligen nötig.« Ein klares Wort! Es bleibt dem Einzelnen, der da hört, nur übrig, zum Leiden bereit zu sein und selbst zu den in die Gefangenschaft Geführten zu gehören.

  Mögen die Heiligen auf den Urheber und Vollender ihres Glaubens blicken, Jesus, der das Kreuz erduldete (Heb.12:2). »So betrachtet denn den, der solch einen Widerspruch von den Sündern erduldet hat, als Er unter ihnen war, damit ihr nicht wankt und in euren Seelen ermattet« (Heb.12:3).

 

Das andere wilde Tier

 

  »Dann gewahrte ich ein anderes wildes Tier aus dem Land aufsteigen; es hatte zwei Hörner gleich einem Lämmlein und redete wie ein Drache. Es übte jede Vollmacht des ersten wilden Tieres vor dessen Augen aus und bewirkte, dass die Erde und die auf ihr Wohnenden das erste wilde Tier anbeteten, das von seinem Todesstreich genesen war« (Verse 11+12). Auch der Antichristus hat seinen Propheten, in Kapitel 16:13 der falsche Prophet genannt. Er kommt aus dem Erdland, also von unten und mithin durch böse Geister in seine Stellung als Adjutant oder Propagandaminister des Menschen der Gesetzlosigkeit. Er sieht wie ein Lamm aus, gütig und freundlich. Nicht umsonst sagte unser Herr Jesus Christus: »Nehmt euch in Acht vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber räuberische Wölfe sind« (Mat.7:15). Die zwei Hörner des anderen wilden Tiers meinen vermutlich seine politischen und religiösen Vollmachten. Es könnte durchaus sagen: Seht, das ist der Christus! Betet ihn an! Mögen die Heiligen dann an folgende Worte Jesu denken. »Wenn dann jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus! oder: Hier ist Er!, so glaubt es nicht. Denn es werden sich falsche Christusse und falsche Propheten erheben; die werden große Zeichen geben und Wunder tun, um wenn möglich auch die Auserwählten irrezuführen. Siehe, Ich habe es euch vorher angesagt« (Mat.24:23,24).

 

Das sprechende Bild

 

  Johannes schreibt des Weiteren über das andere wilde Tier: »Und es tat große Zeichen, sodass es vor den Augen der Menschen sogar Feuer aus dem Himmel auf die Erde herabfallen ließ. So führte es die auf Erden Wohnenden durch die Zeichen irre, deren Ausführung vor den Augen des wilden Tieres ihm übergeben war, und gebot den auf Erden Wohnenden, dem wilden Tier, das die Schwertwunde hat und lebt, ein Bild zu machen. Dann wurde es ihm gegeben, dem Bild des wilden Tieres Geist zu verleihen, sodass das Bild des wilden Tieres sogar sprach. Und es bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des wilden Tieres nicht anbeteten« (Verse 13-15). Die Zeichen und Wunder sind echt. Die wundersüchtige Menschheit nimmt sie gern wahr und ist überzeugt - da Wunder nur von Gott sein können, wie sie meint -, dass das wilde Tier der Anbetung als Gott würdig ist. Und heißt es etwa nicht in Jesaia 53:5, dass der Messias verwundet werden würde? Der Apostel Paulus schreibt aber über das wilde Tier: »... dessen Anwesenheit ist gemäß der Wirksamkeit Satans mit aller Kraft, Zeichen und Wundern der Lüge und durch jede Verführung der Ungerechtigkeit unter denen, die untergehen, darum, weil sie die Liebe der Wahrheit nicht angenommen haben, um gerettet zu werden.  Deshalb wird Gott ihnen eine Wirksamkeit des Irrtums senden, damit sie der Lüge glauben, auf dass alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht glauben, sondern an der Ungerechtigkeit ihre Lust haben« (2.Thess.2:9-12).

  Das größte Wunder aber ist, dem Standbild des wilden Tieres auf einem Flügel der Weihestätte (Dan.9:27; 11:31; Mat.24:15) Geist und damit Leben zu verleihen, sodass es sogar spricht. Die Göttlichkeit scheint erwiesen zu sein. Wer jetzt nicht anbetet, ist des Todes. - Eine unzählbare Schar von Märtyrern aber - sie wurde uns in Kapitel 7:9-17 vor Augen geführt - wird dem Herrn Jesus Christus in der Zeit dieser großen Drangsal treu bleiben.

 

Das Malzeichen

 

  Ferner schreibt Johannes: »Dazu bewirkte es, dass ihnen allen, den Kleinen und Großen, den Reichen und Armen, den Freien und Sklaven, auf ihre rechte Hand oder an ihre Stirn ein Merkmal gegeben wurde, sodass niemand kaufen oder verkaufen konnte außer dem, der das Merkmal des wilden Tieres oder seinen Namen oder die Zahl seines Namens hatte. Hier ist Weisheit nötig: Wer Denksinn hat, berechne die Zahl des wilden Tieres; denn sie ist die Zahl der Menschheit, und ihre Zahl ist sechshundertsechsundsechzig« (Verse 16-18). Wahrscheinlich darf man wählen, was man sich auf den Handrücken oder die Stirn prägen lassen will, das Zeichen (Signet) des wilden Tiers, seinen Namenszug oder die Zahl 666. Jeder, der ohne eines dieser Merkmale ist, kann weder kaufen noch verkaufen und muss verhungern, wenn er nicht alsbald getötet wird.

  Die Symbolzahl des Menschen ist 6. Die Zahl der höchsten Erhebung der Menschheit, zu der das wilde Tier sie geführt hat, und damit die Zahl dieses Menschen selbst, ist 666.

  Anmerkung zur symbolischen Bedeutung der Zahlen anhand von zwei Beispielen:

  Die 7 ist eine Zahl der Vollkommenheit, da am siebenten Tag die Vervollständigung erfolgte, und zwar nicht im Sinne der Ergänzung des in sechs Tagen Erschaffenen, sondern im Sinne der Heiligung, denn Elohim segnete und heiligte den siebenten Tag (1.Mose 2:3). Die 7 ist auch die Zahl für den Geist, nach Jesaia 11:2 entsprechend dem siebenarmigen Leuchter für den Geist Jewes als solchen zusammen mit seinen sechs Qualitäten.

  Der 6 als der Zahl des am sechsten Tag erschaffenen Menschen mangelt vieles. Sie ist auch die Zahl des Gerichts, zum Beispiel durch sechs Männer über Jerusalem (Hes.9:2,5-8), und der Feindschaft, was sich an dem sechs Ellen und eine Spanne großen Goliat zeigt (1.Sam.17:4) und an dem Standbild Nebukadnezars, das 60 Ellen hoch und 6 Ellen breit war (Dan.3:1).

  Nun zur Berechnung der Zahl des Namens des wilden Tiers:

  Im Hebräischen und im Griechischen haben die Buchstaben einen Zahlenwert, und zwar wie folgt:

a)    im Hebräischen

Aläph           1                                    Mem                    40

Bejt                    2                                    Nun                    50

Gimäl           3                                    Samäkh           60

Dalät                    4                                    Ajin (o)           70

He (e)           5                                    Pe (ph)           80

Waw (u)           6                                    Zadej (tz)           90

Sajin                    7                                    Qoph         100

Chejt (ch)           8                                    Rejsch         200

Thejt (t)           9                                    Ssin                  300

Jod (i, j)         10                                    Schin (sch) 300

Kaph                  20                                    Taw (th)         400

Lamäd         30

 

b)    im Griechischen

Alpha           1                                    Ny                    50

Beta                    2                                    Xi                    60

Gamma           3                                    Omikron           70

Delta                    4                                    Pi                    80

Epsilon (ä)           5                                    Ro                  100

Stigma           6                                    Sigma         200

Zeta                    7                                    Taw                  300

Eta                    8                                    Ypsilon         400

Theta           9                                    Phi                  500

Jota                  10                                    Chi                  600

Kappa         20                                    Psi                  700

Lambda         30                                    Omega         800

My                  40

 

  Um ein Berechnungsbeispiel zu geben, sei der Name »Karl« willkürlich ausgewählt: K =20, A = 1, R = 100, L = 30. Die Zahl (Summe der Zahlen) seines Namens ist 151.

  Man hat immer wieder versucht, bestimmte Gewaltherrscher als das wilde Tier zu identifizieren, sei es Nero (54-68 n. Chr.), Domitian (81-96 n. Chr.), Hitler oder Stalin, und manchmal kommt man auf die gewünschte Zahl, zum Beispiel bei der hebraisierten Form von Kaiser Nero: N = 50, (e), R = 200, U = 6, N = 50, Q = 100, (e), S = 60, (a), R = 200; Summe = 666; und bei Kaiser Domitian: A (utokrator) KAI (ser) DOMET (ianos) SEB (astos) GE (rmanikos); Summe der griechischen Buchstaben bei üblicher Kürzung des Namens und der Titel = 666. Diese Kaiser sind aber längst tot und hatten auch keinen Adjutanten, der Wunder tun konnte.

  Johannes befindet sich auf Patmos in des Herrn Tag, also in der Zukunft, nachdem die dem Paulus gegebene heilsgeschichtliche Haushaltung zu Ende gegangen ist (Eph.3:2; Off.1:10), und dann werden die Bibelkundigen das wilde Tier auch ohne zu rechnen erkennen, und zwar aufgrund der detaillierten Beschreibung der Ereignisse in Daniel 11:5-20 bis zu seinem Auftreten zunächst als Verachteter (in Vers 21) schon vor dem Beginn des letzten Jahrsiebeners oder spätestens beim Abschluss des siebenjährigen Bundes mit Israel (Jes.28:15; Dan.9:27). Die Berechnung der Zahl des Namens bestätigt nur die Weisheit und Größe Gottes, der bewirkt hat, dass der Antichristus genau einen solchen Namen hat, der die Zahl der Menschheit aufweist.

  

Verherrlichung sei unserem Herrn Jesus Christus!

 

  Wie sehr gesegnet sind wir doch in Christus Jesus! Das Abbild des wilden Tieres lässt die Herzen vor Todesfurcht erstarren; unser Herr Jesus Christus dagegen, das Abbild des unsichtbaren Gottes, erfüllt uns mit Leben und Freude. Den Gläubigen der Endzeit ist die Berechnung eines Namens und mehr noch der Fristen dienlich, damit sie wissen, wie lange sie noch auszuharren haben; wir dagegen stehen jede Stunde unseres Lebens in der freudigen Erwartung unseres Herrn Jesus Christus. Ihm sei der Lobpreis und die Verherrlichung!

 

Die 144.000, das äonische Evangelium, die Getreideernte und die Weinlese

(Offenbarung 14)

 

  Nachdem in Kapitel 13 die furchterregende und todbringende antichristliche Weltmacht beschrieben wurde, folgt das Zuversicht gebende Kapitel 14, das uns zeigt, wer das Sagen hat.

 

Die 144.000

 

  Der Apostel Johannes schreibt: »Dann gewahrte ich, und siehe, das Lämmlein stand auf dem Berg Zion und mit Ihm 144.000, die Seinen Namen und den Namen Seines Vaters auf ihre Stirn geschrieben hatten« (Off.14:1). Auf dem Berg Zion, dem südöstlichen Hügel Jerusalems, der Davidsstadt, dort im Tempel, wo Jewe der Heere wohnt (Jes.8:18), steht das Lämmlein. Seine Sanftmut und Wehrlosigkeit, in welcher Er die 144.000, die mit Ihm sind, durch Sein Blut siegreich und unverrückbar erkauft hat, stehen im krassen Gegensatz zum Satan, der wie ein brüllender Löwe umhergeht, und zu dem wilden Tier, das sich über alles erhebt.

  Die 144.000 begegneten uns bereits im Thronabschnitt (Regierungsabschnitt; 4:1-11:18) des Buches der Enthüllung Jesu Christi in Kapitel 7:3-8; dort wird nur die Versiegelung dieser israelitischen Sklaven Gottes berichtet. Da die künftige Herrschaft Jesus Christi nicht nur eine politische ist, sondern auch eine gottbezogene, sind wir nicht erstaunt, dass sie auch im Tempelabschnitt (11:19-20:15) auftreten. Sie werden mithin nicht nur Regierungsvollmachten über die Nationen ausüben (Kap.2:26-28), sondern priesterliche Vermittler sein, indem sie alle Nationen zu Jüngern machen (Mat.28:19), und zwar auch dadurch - was uns in der heilsgeschichtlichen Haushaltung der Gnade Lebenden (Eph.3:2; Kol.1:25) völlig fremd ist -, dass sie Strafen verhängen, wenn eine Nation etwa einmal nicht wie in jedem Jahr üblich nach Jerusalem hinaufziehen sollte, um Jewe anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern (Sach.14:16-19). Sie haben ein königliches Priestertum inne, sie werden eine regierende Priesterschaft sein (1.Pet.2:9).

  Der Name »Jesus« und der Name des Vaters, sei es Jewe (»Ich werde da sein, so wie Ich da bin und da war«), El-Eljon (El, der Allerhöchste), El-Schaddaj (El, der Allgenugsame) oder eine andere herrliche Bezeichnung, steht auf ihren Stirnen. Welch ein Gegensatz zu denen, die den Namen, das Zeichen oder die Zahl des wilden Tieres auf ihren Stirnen tragen!

 

Sie singen ein neues Lied

 

  Johannes notiert: »Und ich hörte ein Rauschen aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser, wie lautes Donnergetön. Auch war das Rauschen, das ich hörte, wie das von Harfensängern, die auf ihren Harfen spielen. Sie sangen ein neues Lied angesichts des Thrones und angesichts der vier Tiere [Chrerubim] und angesichts der Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen außer den 144.000, die von der Erde erkauft waren« (Verse 2+3). Entsprechend ihrer zukünftigen Macht ertönt aus dem Himmel ein majestätisches Rausches, getragen von Harfenspiel und Gesang. Sie sehen den Himmel offen, wie der Herr Jesus es verheißen hatte (Joh.1:51); sie sehen den Thron Gottes, die vier Cherubim, die Repräsentanten der irdischen Schöpfung (Kap.4:6-8), und die 24 Ältesten, die Häupter der himmlischen Schöpfung (Kap.4:4).

  Unter der Bestie, dem Antichristus, ist niemandem zum Singen zumute. Sie aber singen ein bis dahin unbekanntes, neues Lied, ein Loblied auf den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.

  Das neue Lied der vier Cherubim und der 24 Ältesten haben wir in Kapitel 5:8,9 bereits zur Kenntnis genommen, und das Lied des Mose und das des Lämmleins werden uns mit Kapitel 15:3,4 noch nahegebracht werden. Voll des Lobpreises Gottes ist das Buch der Enthüllung Jesu Christi!

 

Die Erstlinge für das Königreich Israels

 

  Johannes charakterisiert die Versiegelten: »Diese sind es, die sich mit Frauen nicht besudelt haben; denn sie sind Unvermählte. Diese sind es, die dem Lämmlein folgen, wohin es auch gehen mag. Diese sind aus der Menschheit als Erstling für Gott und das Lämmlein erkauft, und in ihrem Mund wurde keine Lüge gefunden; denn sie sind makellos« (Verse 4+5). Die 144.000 Versiegelten sind Überwinder, denn sie haben sich nicht selbstbezogen und ungeistlich verhalten, sondern so wie es in den Sendschreiben an die sieben Gemeinden gefordert wird (Kap.2+3). Diese ledigen Männer haben sich in einer Zeit unvorstellbarer Hurerei und Ausschweifung und mit Götzendienst ohnehin schon immer einhergehender, nun aber ausufernder Sinnlichkeit nicht mit Frauen besudelt. Eine Besudelung erfolgt nicht in der Ehe, sondern im Falle der Hurerei. Hurerei ist jede  intime Beziehung zweier nicht miteinander Verheirateten.

  Die 144.000 lieben die Wahrheit und gehorchen dem Lämmlein in Treue. Sie sind die Erstlinge aus jener Zeit, nicht nur der Reihe, sondern auch dem Range nach. Sie werden die Säulen des tausendjährigen Königreichs Israels sein. Die sonnenumhüllte Frau, die das treue Israel ist, und die unzählbare Schar stellen weitere Gruppen im Königreich dar, desgleichen die an der ersten Auferstehung teilhabenden Israeliten aus alten Zeiten (Joh.5:29).

 

Das äonische Evangelium

 

  Dem Apostel Johannes wird eine weitere Vision zuteil: »Dann gewahrte ich einen anderen Boten im Mittelhimmel fliegen, der ein äonisches Evangelium über die auf Erden Sitzenden zu verkündigen hatte: über jede Nation, jeden Stamm, jede Zunge und jedes Volk. Er rief mit lauter Stimme: Fürchtet Gott und gebt Ihm die Verherrlichung; denn die Stunde Seines Gerichts ist gekommen! Betet an vor dem, der den Himmel, die Erde, das Meer und die Wasserquellen gemacht hat!« (Verse 6+7).

  Vom Mittelhimmel aus - dort fliegen zum Beispiel die Geier (Kap.8:13; 19:17) - verkündigt ein Bote Gottes das äonische Evangelium. Dies ist die einfachste Botschaft, die es gibt. Es ist nur auf das Mindeste abgestellt, und zwar auf dies: Fürchte den Schöpfer und Richter, gib Ihm die Verherrlichung und bete Ihn an! Vom Glauben an die Erlösung durch Jesu Blut ist nicht die Rede, wenngleich auch Glaube vorausgesetzt wird, nämlich der, dass Gott ist (Heb.11:6).

  Das äonische Evangelium hat in allen Äonen grundlegende Bedeutung. Adam und Eva handelten bereits danach, insofern sie Jewe Elohim als den Schöpfer und Richter kannten und Ihn fürchteten, indem sie sich versteckten. Auch Noah fürchtete Gott und entrann so dem Gericht durch den Bau der Arche. Unter dem Gesetz des Mose hieß es: »Die Furcht Jewes ist der Weisheit Anfang« (Ps.111:10; Spr.9:10). Auch das dem Apostel Paulus enthüllte Evangelium der überströmenden Gnade Gottes spricht eingangs des Römerbriefs (1:18-3:20) vom Zorn Gottes und Seinem gerechten Gericht. Und was das Auswirken unserer Rettung anbelangt, so tun wir dies mit Furcht und Zittern (Phil.2:12), um ja nichts zu versäumen.

  Über die gesamte Erde wird das äonische Evangelium verkündigt werden. Alle hören es. Darauf hören aber werden aus den Nationen nur wenige. Für sie ist es im Grunde selbstverständlich, das wilde Tier, den in ihren Augen göttlichen Herrscher, Einiger und Retter der Welt, anzubeten. Für die Juden dagegen, die seit der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft keine Götzen mehr angebetet haben, ist es ein bedrückendes Problem, denn wie immer sie sich entscheiden: es geht um Tod oder Leben. Gerade ihnen dient der Aufruf des Boten zur Stärkung, gerade sie überblicken die Tragweite ihres Entschlusses: Die Anbetung der Bestie bedeutet ihren Tod für die Äonen. Wie sagte unser Herr? »Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und Mir nachfolgt, ist Meiner nicht wert. Wer seine Seele findet, wird sie verlieren, und wer seine Seele Meinetwegen verliert, wird sie [im Königreich Israels] finden« (Mat.10:38,39).

 

Babylon

 

  Der Aufruf des Boten zur Anbetung Gottes wird unterstrichen durch die Ankündigung des Falls Babylons in Vers 8: »Ein anderer, zweiter Bote folgte und rief: Gefallen, gefallen ist Babylon die Große, die alle Nationen mit dem Wein des Grimmes ihrer Hurerei getränkt hat.« Dies ist eine Warnung davor, sich auf das wilde Tier und seine Welthauptstadt zu verlassen. Hier wird ein Ereignis vorweggenommen, das erst im Zuge der Ausgießung der siebenten Zornesschale stattfindet (Kap.16:17-21). Da alles, was Gott sagt, geschieht, kann bereits in der Vergangenheitsform vom Fall der Hure Babylon gesprochen werden.

 

Die letzte Warnung

 

  Des Weiteren sieht Johannes (Verse 9-12): »Und ein anderer, dritter Bote folgte ihnen und rief mit lauter Stimme: Wenn jemand das wilde Tier und sein Bild anbetet und das Merkmal auf seine Stirn oder seine Hand annimmt, so soll auch er von dem Wein des Grimmes Gottes trinken, der unvermischt im Becher Seines Zorns eingeschenkt ist, und mit Feuer und Schwefel vor den Augen der heiligen Boten und vor den Augen des Lämmleins gequält werden. (Von ihrer Qual steigt der Rauch auf bis hinein in die Äonen der Äonen.) Und die das wilde Tier und sein Bild anbeten, haben tags und nachts keine Ruhe, ebenso wenn jemand das Merkmal seines Namens annimmt. Hier ist das Ausharren der Heiligen nötig, die die Gebote Gottes und den Glauben Jesu bewahren.«

  Das ist eine letzte und sehr ernste Warnung. Wir befinden uns in der Mitte des letzten Jahrsiebeners. Wer dem Anstatt-Christus Ehre und Anbetung zollt, auf den werden die Plagen Gottes kommen. Der Rauch ihrer Qual - die Erinnerung an ihre Qualen wird sich bis in die Äonen der Äonen hineinziehen. Die Androhung gilt allen Menschen, insbesondere aber den Juden, denn dieses Volk soll für seine Aufgabe im tausendjährigen Königreich zubereitet werden - erprobt werden und sich in Treue bewähren. Im wesentlichen nur sie können die Gebote Gottes und den Glauben Jesu bewahren oder eben abfallen. Die die Gebote Bewahrenden werden in Kapitel 12:17 ausdrücklich als der Same der sonnenumhüllten Frau, also des treuen Israels, bezeichnet. Mögen sich überhaupt viele Juden noch durch die Rufe der drei im Mittelhimmel fliegenden Boten gewinnen lassen und in dem Glauben ausharren, den sie an Jesus Christus wahrgenommen haben, der Seinem Gott und Vater bis zum Kreuzestod treu war.

 

Der große Zuspruch

 

  Allen, die sich zu Gott halten, wird mit Vers 13 tröstend zugesprochen: »Dann hörte ich eine Stimme aus dem Himmel rufen: Schreibe: Glückselig sind die Toten, die von jetzt an in dem Herrn sterben! Ja, so sagt der Geist: Ruhen sollen sie von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach!« Es ist besser, jetzt in dem Herrn, das heißt als Gläubiger, getötet zu werden und im Tode zu ruhen, als das wilde Tier anzubeten und tags und nachts keine Ruhe zu haben. Die Märtyrer werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm die kommenden tausend Jahre als Könige herrschen (Kap.20:6). Wie es Israel von alters her verheißen ist.

 

Die Getreideernte

 

  Es folgen zwei Bilder, das von der Getreideernte (Verse 14-16) und das von der Weinlese (Verse 17-20). Das erste betrifft die Treuen, das zweite die Abtrünnigen. Ebenso wie wir in Kapitel 19:6-21 zuerst von der Hochzeit des Lämmleins mit seiner Braut hören und dann vom Untergang der Gottesfeinde beim großen Mahl Gottes.

  Johannes hat folgende Vision: »Dann gewahrte ich, und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer gleich einem Menschensohn. Er hatte auf Seinem Haupt einen goldenen Kranz und in Seiner Hand eine scharfe Sichel. Und ein anderer Bote kam aus dem Tempel heraus: laut rief er dem auf der Wolke Sitzenden mit mächtiger Stimme zu: »Sende Deine Sichel und ernte! Denn die Stunde zum Ernten ist gekommen, da die Ernte der Erde dürr [sehr trocken, sehr reif] geworden ist.« Dann warf der auf der Wolke Sitzende Seine Sichel auf die Erde, und die Erde wurde abgeerntet« (Off.14:14-16).

  Die scharfe Sichel lässt uns an ein schmerzvolles Geschehen denken. Als Märtyrer werden die Treuen von dem Herrn Jesus geerntet. Er Selbst fährt Seine Ernte in Seine Scheune ein, nicht etwa ein Bote. Diese Menschen, die den Tod durch das wilde Tier nicht fürchteten, sind des Messias würdig.

  Der Bote, der die Reife der Ernte meldet und um Sendung der Sichel bittet, kommt aus dem Tempel, was uns auf Anbetung hinweist. Die Anbetung ist das Entscheidende; die in dieser großen Drangsal Gott Anbetenden sind zur Reife gelangt.

  Der Herr Jesus sitzt auf einer weißen Wolke; weiß ist die Farbe der Gerechtigkeit. Die Frist des Gerichts ist ja geklommen (Kap.11:18). Der Urteilsspruch über die Märtyrer wird lauten, dass sie an der Hochzeit des Lämmleins teilhaben, ein Gewand aus Batist, mithin Lohn für ihre gerechten Taten, erhalten (Kap.19:7,8) und nicht nur für die Äonen leben, sondern darin sogar mit Christus herrschen (Kap.20:4).

 

Die Weinlese

 

  Johannes berichtet weiter: »Noch ein anderer Bote kam aus dem Tempel im Himmel heraus, auch er hatte eine scharfe Sichel. Und vom Altar her kam ein anderer Bote, der hatte Vollmacht über das Feuer. Er rief dem, der die scharfe Sichel hatte, mit lauter Stimme zu: »Sende deine scharfe Sichel und pflücke die Trauben des Weinstocks der Erde; denn seine Weinbeeren sind vollreif geworden.« Da warf der Bote seine Sichel auf die Erde, pflückte den Weinstock der Erde ab und warf die Trauben in die große Kelter außerhalb der Stadt; da kam Blut von der Kelter her, tausendsechshundert Stadien weit, bis an die Gebisse der Pferde« (Verse 17-20).

  Zum Gericht über die Abtrünnigen Israels tritt nicht der Herr Selbst auf, was Seinen Abstand von ihnen bekundet, sondern zwei Boten erscheinen. Der eine kommt vom Altar her, wo die Seelen der um des Wortes Gottes willen Hingeschlachteten nach dem Gericht Gottes schreien (Kap.6:9-11). Es war ihnen unter dem fünften Siegel gesagt worden, in der Mitte des Jahrsiebeners, dass sie noch eine kurze Zeit ruhen sollten, bis ihre Zahl durch ihre Mitsklaven und Brüder vervollständigt sein würde, die ebenso wie sie demnächst, das heißt in den letzten dreieinhalb Jahren, getötet werden würden und die, wie wir gerade zuvor hörten, die Ernte des Herrn darstellen. Der vom Altar kommende Bote erfüllt die Bitte der dort unter dem Altar Ruhenden, Rache zu üben. Die Gerechtigkeit fordert gerechte Vergeltung. Das Gericht über das untreue Israel, den Weinstock Jewes, der nur stinkende Frucht brachte (Jes.5:1-7: Ps.80:9; Hos.10:1), ist vollkommen gerecht.

  Dieser Bote hat Vollmacht über das Feuer des Brandopferaltars (des Altars der Aufsteigopfer oder: der Aufsteignahung), das ständig am Glühen gehalten werden musste (3.Mose 6:2). Ebenso wie Jewe, der Elohim Israels, ein verzehrendes Feuer, ein eifernder El ist (5.Mose 4:24; Heb.12:29), so fordert auch das Feuer auf dem Altar zusammen mit dem Blut unter dem Altar die Vernichtung der Anbeter des wilden Tiers, dieser schlimmsten Frevler, deren Weinstock der Sodoms ist, deren Trauben Gift und Bitternisse sind und deren Wein Drachengift und grausames Schlangengift ist (5.Mose 32:32,33).

  Der Bote des Altars ruft nun dem Boten mit der scharfen Sichel zu, den Weinstock abzupflücken. Dies geschieht in den letzten dreieinhalb Jahren, insbesondere aber gegen deren Ende durch die sieben Schalengerichte, bei deren siebenter Schale auch die Hure, die Stadt Babylon, die Hauptstadt des abtrünnigen Israel, vernichtet wird (Kap.16:17-21).

  Die Trauben werden in die große Kelter des Grimmes Gottes geworfen und getreten, so wie man in früheren Zeiten Trauben kelterte, indem man sie in einem Trog mit den Füßen stampfte. Nebenbei gesagt: Die Getreideernte wird nicht gedroschen; ein solches Bild wäre für die herrliche Ernte zur Ehre Gottes völlig fehl am Platze. Bei den Trauben aber spricht das Bild des Quetschens und Zertretens Bände.

  Die Kelter ist das Bild für das göttliche Zorngericht (Jes.63:3; Joel 4:13; Klag.1:15; Off.19:15).

  Sie wird außerhalb der Stadt getreten. Jerusalem ist ausgespart, weil das Lämmlein und die 144.000 auf dem Berg Zion sind (Kap.14:1) und die Bewohner der Stadt dadurch wohl in einem gewissen Maß gekräftigt sind, zu dem wahren Gott zu stehen. Im gesamten übrigen Israel aber fließt das Blut der Kelter 1600 Stadien weit; das sind knapp 300 km, ziemlich genau die Nord-Süd-Ausdehnung Israels von Dan bis Beer-Seba (1 Stadie = etwa 185 m). Viel Blut wird fließen, und es wird hoch spritzen, bis an die Zäume der Pferde.

  Israel ist »mit dem vertraut, der sagt: Mein ist die Rache! Ich werde vergelten! (5.Mose 32:35), sagt der Herr, und wieder: Richten wird der Herr Sein Volk! (Ps.135:14). Furchtbar ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!« (Heb.10:30,31).

  Und wir, die Glieder der Körpergemeinde, sind mit dem vertraut, der uns in Christus Jesus überströmende Gnade zuteil werden lässt! Nie endende Verherrlichung sei Ihm dafür!

 

Die sieben Schalen des Grimmes Gottes

(Offenbarung 15 + 16)

 

  Wir nähern uns dem Ende der sieben Jahre des Zornes Gottes. Der Apostel Johannes erhält eine weitere Vision: »Dann gewahrte ich ein anderes großes und erstaunliches Zeichen am Himmel: sieben Boten, die die letzten sieben Plagen hatten; denn mit ihnen wurde der Grimm Gottes vollendet« (Off.15:1). Das Prinzip der wiederholten siebenfachen Züchtigung Israels finden wir bereits in 3.Mose 26:18-28. Wenn sie trotz der Züchtigung nicht gehorchen, dann schlägt Gott sie weiterhin, und zwar siebenfach nach ihren Sünden.

 

Die unzählbare Schar auf dem gläsernen Meer

 

  Johannes fährt fort: »Und ich gewahrte etwas wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermischt; und die, die überwunden hatten aus dem Bereich des wilden Tieres und seines Bildes und der Zahl seines Namens, standen auf dem gläsernen Meer und hatten Harfen des Herrn, ihres Gottes« (Vers 2). Das gläserne Meer befindet sich angesichts des Thrones Gottes und gleicht Kristall; hier ist es mit Feuer vermischt, dem Symbol für Leiden und Drangsale, in welchen sich die darauf Stehenden bewährt haben. Die auf dem gläsernen Meer sind die unzählbare Schar der treuen Juden, die aus der großen Drangsal kommen, von denen wir bereits in Kapitel 7:9-17 und Kapitel 12:17 gehört haben.

 

Das Lied des Mose und das des Lämmleins

 

  »Sie sangen das Lied des Mose, des Sklaven Gottes, und das Lid des Lämmleins: Groß und erstaunlich sind Deine Werke, Herr, Gott, Allgewaltiger, gerecht und wahrhaft sind Deine Wege, Du König der Äonen! Wer sollte Dich nicht fürchten, o Herr, und nicht verherrlichen Deinen Namen? Denn Du allein bist huldreich. Alle Nationen werden eintreffen und vor Deinen Augen anbeten, da Deine gerechten Wege offenbart wurden« (Verse 3+4). Das Lied des Lämmleins umfasst die hier in den Versen drei und vier verzeichneten Worte. Das Lied des Mose ist in 5.Mose 32:1-43 zu lesen.

  Das Lied des Mose wird unser Verständnis für die Schalengerichte Gottes fördern. Es ist das Vorspiel zur Ausgießung des Grimms Gottes über Sein Volk. Mose bestimmte das Gesetz zu einem Zeugnis gegen Israel und damit zur Grundlage der Verurteilung und sagte das Unheil voraus, das sie in fernen Tagen treffen wird (5.Mose 31:26,29). Das Böse kommt über sie, weil sie den Willen Gottes aus dem Gesetz kennen, aber noch nicht einmal das erste Gebot halten.

  Das Lied des Mose in 5. Mose 32 gibt einen vollständigen Überblick über die Geschichte Israels und gliedert sich in folgende Abschnitte:

-         Die Größe und Treue Gottes (Verse 1-6)

-         Israels Frühgeschichte (Verse 7-14)

-         Die Zeit der Propheten (Verse 15-19)

-         Gott zieht Sich von Seinem Volk zurück (Verse 20+21)

-         Gott zerstreut Sein Volk und gibt es der Verfolgung preis (Verse 22-33)

-         Die Endzeit naht, und zwar sowohl der Tag des Erbarmens Gottes wie auch der Rache und Vergeltung (Verse 34-36)

-         Der Zeitraum der Schalengerichte, der schärfsten Vergeltung über die andere Götter neben Gott Habenden (Verse 37-42)

-         Segen für Israel und für die Nationen entsprechend dem Lied des Lämmleins (Vers 43).

 

Das Zelt des Zeugnisses

 

  In den Versen 5 bis 8 wird uns der überhimmlische Tempel Gottes, der im Kern das Zelt des Zeugnisses ist, vor Augen geführt: »Danach gewahrte ich, wie der Tempel, das Zelt des Zeugnisses, im Himmel geöffnet wurde und die sieben Boten aus dem Tempel heraustraten, die die sieben Plagen hatten. Sie hatten glänzend reines Linnen angezogen und die Brust mit goldenen Gürteln umgürtet. Eins von den vier Tieren [Cherubim; Kap.4:6-8] gab den sieben Boten sieben goldene Schalen, bis zum Rand voll mit dem Grimm Gottes, der für die Äonen der Äonen lebt (Amen!). Da füllte sich der Tempel dicht mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und Seiner Macht. Niemand konnte in den Tempel hineingehen, bis die sieben Plagen der sieben Boten vollendet waren.«

  Im Gegensatz zu Kapitel 11:19, wo die Bundeslade im überhimmlischen Tempel erschien, was die Bundestreue Gottes gegenüber Seinem Volk hervorhob, wird der Tempel hier in Kapitel 15:5 als das Zelt des Zeugnisses bezeichnet, was auf die Gesetzestafeln hinweist, die gegen Israel Zeugnis ablegen und die Übertreter verurteilen.

  Das überhimmlische Zelt des Zeugnisses ist das Vorbild für das irdische, das Mose errichtete (2.Mose 25:40; Heb.8:5).

  Die goldenen Schalen der sieben Boten entsprechen den im Zelt benutzten Gefäßen zum Versprengen des Blutes (2.Mose 27:3).

  Niemand kann in den Tempel hineingehen, weil die Herrlichkeit Gottes ihm völlig erfüllt; die Schalengerichte sind mithin allein Gottes Sache (vgl. 2.Mose 40:34; 1.Kön.8:10).

 

Die ersten drei Schalen

 

  Gott Selbst gibt den Befehl zur Ausgießung der Schalen Seines Grimms (Kap.16:1-7): »Dann hörte ich eine laute Stimme aus dem Tempel zu den sieben Boten sagen: Geht hin und gießt die sieben Schalen des Grimmes Gottes auf die Erde aus. - Und der erste Bote ging hin und goss seine Schale auf die Erde aus. Da entstanden üble und böse Eiterbeulen an den Menschen, die das Merkmal des wilden Tieres hatten und sein Bild anbeteten. - Dann goss der zweite Bote seine Schale in das Meer aus. Da wurde es zu Blut, wie das eines Toten, und jede lebende Seele, die im Meer war, starb. - Dann goss der dritte Bote seine Schale in die Ströme und die Wasserquellen aus, und sie wurden zu Blut. Da hörte ich den Boten der Wasser sagen: Gerecht bist Du, der da ist und der da war, der Huldreiche, da Du diese richtest; denn sie haben das Blut von Heiligen und Propheten vergossen, und Blut gibst Du ihnen zu trinken - wie sie es eben verdienen. - Und vom Altar her hörte ich eine Stimme sagen: Ja, Herr, Gott, Allgewaltiger, wahrhaft und gerecht sind Deine Gerichte.«

  Die Schalengerichte folgen sicherlich in großer Schnelligkeit aufeinander. Sie haben - auch für die Menschen erkennbar - nichts mit politischer Macht zu tun, denn sie richten sich gegen die, die Gott lästern und die Heiligen bekämpfen.

  Die erste Schale lässt schmerzhafte Eiterbeulen an den falschen Anbetern entstehen. So erfüllt sich die Androhung von Kapitel 14:11, dass die das wilde Tier Anbetenden tags und nachts keine Ruhe finden würden.

  Von der zweiten Schale an stinken alle Meere nach Blut, und von der dritten an gibt es kein Wasser mehr zu trinken - aber der über die Wasser gesetzte Bote weiß, dass Gott auch darin gerecht handelt: die Blut vergossen haben, müssen nun ekliges Blut trinken. Und die Märtyrer unter dem Altar (Ka.6:9-11) bestätigen das Urteil: gerecht sind Gottes Gerichte!

  Die sieben Schalen (Kap.16) werden im Zeitraum der siebenten Posaune ausgegossen; sie stellen eine Erweiterung jener letzten Posaune dar (Kap.11:15-18).

  Fragt man nach dem Unterschied zwischen den Posaunen- und den Schalengerichten, dann kann man im Blick auf die jeweils ersten Gerichte ganz allgemein sagen, dass die ersteren nur ein Drittel der Erde und des Himmels trafen, wohingegen die letzteren die gesamte Erde treffen.

 

Die vierte und die fünfte Schale

 

  »Dann goss der vierte Bote seine Schale auf die Sonne aus. Und es wurde ihr gegeben, die Menschen mit Feuer zu versengen. Da wurden die Menschen  von großer Hitze versengt. Trotzdem lästerten sie den Namen Gottes, der die Vollmacht über diese Plagen hat, und sinnten nicht um, Ihm die Verherrlichung zu geben. - Dann goss der fünfte Bote seine Schale auf den Thron des wilden Tieres aus. Da wurde sein Königreich verfinstert, und sie zerbissen sich ihre Zungen vor Pein und lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Pein und wegen ihrer Eiterbeulen, doch sinnten sie nicht von ihren Werken um« (Verse 8-11).

  Die Menschen, insbesondere die Juden, wissen, von wem die Plagen kommen, aber sie können nicht umsinnen, weil Gott sie in ihre Widerspenstigkeit eingeschlossen hat (Röm.11:32).

  Während die vierte Schale gleißendes Licht und unerträgliche Hitze bringt, bewirkt die fünfte das Gegenteil: unnatürliche Dunkelheit und in der Folge davon vermutlich auch Kälte. Nur bei der fünften ägyptischen Plage dürfte es je zuvor eine solche Finsternis gegeben haben (2.Mose 10:21-23). Das muss eine bedrückende seelische Pein sein; und sie haben kein Trinkwasser; und ein Ende der Eiterbeulen ist auch noch nicht in Sicht.

 

Die sechste Schale

 

  »Dann goss der sechste Bote seine Schale auf den großen Strom Euphrat aus, und sein Wasser trocknete aus, damit für die Könige vom Aufgang der Sonne her der Weg bereitet würde« (Vers 12). Wenn der Euphrat trocken liegt, können die Heere des Ostens, etwa die Persiens, Indiens, Chinas und Japans, ungehindert gegen Israel ziehen, gegen die Stadt Jerusalem mit den 144.000 Versiegelten auf dem Berg Zion und gegen die sonnenumhüllte Frau, die aus Judäa in die Wüste Jude geflohenen treuen Juden, die dort von Gott 1260 Tage lang ernährt werden (Kap.14:1; 12;6,14). Eine solche Mobilmachung riesiger Heere gegen eine Handvoll Juden ist eigentlich wahnwitzig. Aber vielleicht will der Satan mit jener Heeresmacht die Wiederkunft Jesu Christi auf den Ölberg verhindern; es ist ihm ja bekannt, was in Sacharja 14:3,4 geschrieben steht: »Dann wird Jewe ausziehen und gegen jene Nationen kämpfen, wie Er schon immer gekämpft hat am Tag der Schlacht. Und Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten liegt.«

  Wir lesen weiter: »Da gewahrte ich aus dem Maul des Drachen und aus dem Maul des wilden Tieres und aus dem Maul des falschen Propheten drei unreine Geister hervorkommen - wie Frösche; denn es waren Dämonengeister, die Zeichen taten und zu den Königen der ganzen Wohnerde ausgingen, um sie zur Schlacht des großen Tages Gottes, des Allgewaltigen, zu versammeln« (Verse 13+14). Hier vollbringen die drei genannten Beherrscher der Welt (der falsche Prophet ist das andere wilde Tier; 13:11) wohl ihr Meisterstück der Verführung, wenn sie alle Könige der Erde für den Plan eines Feldzugs gegen Israel gewinnen. Ihre Propagandareden sind aber nur deshalb erfolgreich, weil zeichentuende Dämonen, die für hellseherische Menschen wie Frösche aussehen, die Könige beeinflussen oder deutlicher gesagt: benebeln.

  Welch eine Ironie doch in des Johannes Formulierung von

Vers 14 b liegt: »...um sie zur Schlacht des großen Tages Gottes, des Allgewaltigen, zu versammeln.« Dies besagt ja denn, dass Gott alles obwaltet, alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph.1:11) und es Seine Sache ist; es ist Sein großer Tag, der später dann in Kapitel 19:11-21 eingehend geschildert wird. Es ist der Tag des Kommens Jesu Christi, der das wilde Tier und den falschen Propheten gefangennimmt, den Satan binden lässt und alle gegen Israel herangezogenen Soldaten mit der Klinge Seines Mundes tötet, sodass alle Vögel von ihrem Fleisch satt werden. Sacharja schrieb bereits davon: »Alle Nationen der Erde werden gegen Jerusalem versammelt. ... An jenem Tag trachte Ich danach, alle gegen Jerusalem gekommenen Nationen zu vernichten« (Sach.12:3,9).

 

Wachet!

 

  Zunächst aber muss es dem gläubigen Überrest in Israel angesichts der Zusammenballung der Heere angst und bange werden. Doch da erreicht sie mit Vers 15 der Zuspruch ihres Herrn Jesus Christus, der ihnen Sein Kommen bestätigt und sie zum Durchhalten auffordert: »Siehe, Ich komme wie ein Dieb. Glückselig ist, wer wacht und seine Kleider anbehält, damit er nicht unbekleidet umhergehe und man seine Unschicklichkeit sehe!« Ich komme! Das ist ein kraftvoller Zuspruch. Die Juden müssen gemäß dem Evangelium der Beschneidung aber wachen. Wir dagegen, die Glieder der Körpergemeinde Christi, sollen warten; und selbst wenn wir in Schlummer oder fleischliches Verhalten fallen sollten, so werden wir doch am Tage Christi gerettet (1.Thess.5:9,10).

  Im Orient schlief man unbekleidet unter einer Decke. Kam ein Dieb und man schnellte auf, so stand man nackt da. Da nun der Herr aber wie ein Dieb kommt, das heißt ganz plötzlich, wäre es nicht gut, eine Blöße im Sinne irgendeiner Untreue gegenüber dem Herrn zu haben, sondern es gebietet sich, in Gerechtigkeit gekleidet zu sein (Kap.19:8).

 

Harmageddon

 

  Es folgt Vers 16: »Und sie versammelten sie an dem Ort, der hebräisch »Harmageddon« heißt.« Harmageddon - das ist der Hügel, auf dem die Stadt Megiddo gelegen war und von dem aus man die ganze Ebene Jesreel (oder: Esdrelon) überblicken kann. Die Ortsbezeichnung schließt in unserem Vers die gesamte Ebene ein. Sie war in alter Zeit Schauplatz vieler Schlachten. Sie liegt etwa 90 km nördlich von Jerusalem und ist ein idealer Bereitstellungsraum. Der Wortbestandteil »Har« (hebr. für Berg; Berg wiederum ist ein Symbol für Macht; Jer. 51:25; Dan.2:35) ist ganz gewiss auch bildlich aufzufassen und steht für jene machtvolle »Erhebung« aller Könige der Erde.

 

Die siebente Schale

 

  »Dann goss der siebente Bote seine Schale in die Luft aus. Und es erscholl eine laute Stimme aus dem Tempel Gottes, die rief: Es ist geschehen!« (Vers 17). Bei der Betrachtung des Buches der Enthüllung Jesu Christi sind wir in den letzten Tagen des Jahrsiebeners des Zorns Gottes angelangt und stehen unmittelbar vor dem Kommen des Herrn. Der siebente Bote vollstreckte die letzte Plage, indem er seine Schale in die Luft ausgoss. Das ist sehr bedeutsam. In der Mitte der Endzeit war der Satan aus dem Himmel auf die Erde geworfen worden (Kap.12:9); seitdem agiert er nur noch im Luftraum der Erde. Wie wir aus Epheser 2:2 wissen, hat Gott dem Satan den Luftraum als Vollmachtsgebiet zugewiesen. Von der siebenten Schale an ist es damit vorbei. Die Luft wird gereinigt von all den bösen Geistern, den Weltbeherrschern der Finsternis (Eph.6:12), und den Dämonen, und der Satan wird in Kürze gebunden und in den Abgrund geworfen, also unter der Erdoberfläche festgehalten werden (Kap.20:2,3).

  »Es ist geschehen!«, ruft eine laute Stimme aus dem Tempel. Wie in Kapitel 15:1+8 angekündigt, ist der Grimm Gottes mit der letzten Schale nunmehr vollendet, zum vollen Ende gekommen.

  Johannes notiert dazu: »Da erfolgten Blitze, Stimmen und Donner. Auch geschah ein großes Erdbeben, derart wie noch keines gewesen war, seitdem Menschen auf der Erde sind, so groß und solchen Ausmaßes war das Beben. Und aus der großen Stadt wurden drei Teile, und die Städte der Nationen fielen zusammen« (Verse 18+19). Die siebente Schale wirkt sich nicht nur mit Blitzen und Donner und Stimmen in der Luft aus, sondern auch auf der Erde, und zwar in einem Erdbeben, das einzig in seinem Umfang ist - es erschüttert den ganzen Globus - und überaus gewaltig in seiner Stärke. Es ist die größte Katastrophe, seit Menschen auf der Erde sind und nur vergleichbar mit dem Niederwurf der Welt (Eph.1:4), mit jener Katastrophe, durch die die Erde ein Tohuwabohu wurde (1.Mose 1:2). Damals lebten noch keine Menschen. Elohim hat die Erde hernach in sechs Tagen wiederhergestellt. Die Zeugnisse jener ersten Katastrophe haben wir in den durcheinandergeworfenen und zum Teil hoch aufgetürmten Gesteinsschichten der Erdkruste.

  Das schwere Erdbeben der Endzeit zerstört alle Städte der Welt. Es bleibt nicht ein Stein auf dem anderen. Dahin sind alle unsere großartigen Bauwerke, auf die wir Menschen so stolz sind. Damit wir erkennen mögen, »die vom Aufgang der Sonne und die vom Westen, dass da niemand ist außer Mir: Ich bin Jewe Elohim, und da ist sonst keiner! Der Ich bilde das Licht und erschaffe das Finstere, bewirke das Gute und erschaffe das Böse; Ich, Jewe Elohim, mache all dieses. ... Ich, Ich habe die Erde gemacht und die Menschen darauf erschaffen. Ich war es; Meine Hände streckten die Himmel aus, und all ihrem Heer gebiete Ich« (Jes.45:6,7,12).

  Auf Jerusalem dagegen wirkt sich das Erdbeben anders aus; die große Stadt (nach Kap.11:8 ist Jerusalem diese) wird in drei Teile gespalten. Dieses Ereignis wird von Sacharja mit der Spaltung des Ölbergs in eine nördliche und eine südliche Hälfte angesprochen (Sach:14:4). »Und ihr werdet in die Schlucht meiner Berge fliehen« (Sach.14:5). - Die Dreiteilung der Stadt könnte die Neuordnung ihres Gebiets im Hinblick auf das heilige Hebopfer (die Weihegabe) für die Priester (mit der Weihestätte in der Mitte) und das für die Leviten sowie den Bezirk der Stadt und die Bezirke des Fürsten einleiten (Hes.45:1-8).

  Johannes schreibt weiter: »Babylon der Großen wurde vor Gottes Augen gedacht, damit Er ihr von dem Becher des Weins des Grimmes Seines Zorns zu trinken gebe« (Vers 19b). Babylon, die Welthauptstadt des wilden Tiers, die größte aller Städte, der Inbegriff der menschlichen und dämonischen Selbstherrlichkeit - das Gericht über diese Stadt ist so bedeutsam, dass es in den folgenden Kapiteln 17 und 18 ausführlich geschildert wird. An dieser Stelle soll deshalb nicht näher darauf eingegangen werden.

  Die letzten Verse unseres Kapitels lauten: »Auch floh jede Insel von ihrem Ort, und die Berge fand man nicht mehr. Und ein heftiger Hagel von Talentschwere fiel vom Himmel auf die Menschen herab. Doch die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels; denn seine Plage war überaus heftig« (Verse 20+21). Ein Talent ist ein Gewicht von etwa 35 kg. Wer davon getroffen wird, ist tot.

  Alle Inseln werden durch das Erdbeben verschoben, und Berge gibt es hernach nicht mehr. Nur der Berg Jewes, zu dem die Nationen im Millennium strömen werden, wird fest gegründet stehen (Jes.2:2). Der Psalmist sagte: »Seine Blitze erleuchten das Wohnland; die Erde sah es und litt Wehen. Die Berge schmolzen wie Wachs vor der Gegenwart Jewes« (Ps.97:4,5). »Jeder Berg soll erniedrigt werden«, schrieb Jesaia. »Der Tag Jewes der Heere kommt ... über all die erhabenen Berge ... So wird gebeugt der Hochmut des Menschen und erniedrigt der Sterblichen Hoffart« (Jes.40:4; 2:12,14,17).

  Die Einebnung der Berge - entsprechend der Aufhebung jeder anderen Macht neben Gott - ist mit Sicherheit eine Vorbereitung auf die besseren Lebensbedingungen im tausendjährigen Königreich Israels. Ob dann die magnetischen Pole mit den geographischen übereinstimmen werden, ob dann das Jahr 360 Tage haben wird - über diese und andere physikalischen und atmosphärischen Veränderungen vermag ich nichts zu sagen.

  Dies aber dürfen wir am Schluss der Gerichte Gottes sagen: »Die Königsherrschaft über die Welt ist unserem Herrn und Seinem Christus zuteil geworden, und Er wird als König für die Äonen der Äonen herrschen! Amen!« (Kap.11:15).

 

Das Urteil über die Hure Babylon

(Offenbarung 17)

 

  Die Hure Babylon ist das Zentrum des abtrünnigen Israel. Die Hure Babylon ist die große Stadt am Euphrat, die die Königsherrschaft über die Könige der Erde hat (Kap.17:18).

  Im Buch der Enthüllung Jesu Christi war bereits zweimal von ihr die Rede. Als der im Mittelhimmel fliegende Bote in der Mitte des letzten Jahrsiebeners das äonische Evangelium verkündigte und zur Anbetung Gottes statt des wilden Tieres ermahnte, wurde auch das Gericht über Babylon bekanntgegeben, und zwar mit den Worten: »Gefallen, gefallen ist Babylon die Große, die alle Nationen mit dem Wein des Grimmes ihrer Hurerei getränkt hat« (Kap.14:8). Und im Zusammenhang mit der Ausgießung der siebenten Zornesschale und der damit erfolgten Vollendung des Grimmes Gottes berichtet Johannes: »Babylon der Großen wurde vor Gottes Augen gedacht, damit Er ihr von dem Becher des Weins des Grimmes Seines Zorns zu trinken gebe« (Kap.16:19).

  Das Gericht über diese große, die Welt beherrschende Hure ist so bedeutsam, dass es in den zwei Kapiteln 17 und 18 ausführlich geschildert wird.

  Zum Begriff der Hure sei vorweg angemerkt, dass die Gottlosigkeit dieser überaus reichen sowie wirtschaftlich und politisch einflussreichsten Stadt selbstverständlich rauschende Feste, grenzenlose Ausschweifungen und Hurerei im buchstäblichen Sinne zur Folge hat. Hurerei ist jede intime Beziehung zweier nicht miteinander Verheirateten. Entscheidend für die Bezeichnung als Hure ist jedoch die Tatsache, dass Israel in einem Bundesverhältnis zu Gott stand, diesen Bund aber wie eine treulose Ehefrau verlassen hat und nun und besonders in der Endzeit nicht auf Gott vertraut, sondern auf politische und militärische Mächte sowie auf seine Klugheit und sein Geld. Ein solcher eklatanter Abfall von Gott muss ein besonders scharfes Gericht nach sich ziehen. Andere Nationen können einen solchen Abfall gar nicht begehen, weil sie nie in der bevorzugten Beziehung zu Gott gestanden haben.

  »Wie ist sie zur Hure geworden«, schreibt Jesaia (1:21). Und die Kapitel 16 und 23 des Propheten Hesekiel kann man nicht lesen ohne schamrot zu werden, so praktisch wird darin geschildert, wie Israel sich allen anderen Göttern und Völkern an den Hals warf.

  Eine letzte Vorbemerkung: Das Wort »Babel« bedeutet »in Verwirrung«, weil die Sprache der Menschheit nach dem versuchten Turmbau in Babel verwirrt wurde (1.Mose 11:7), und des Weiteren »in Vermengung« und »in Zersetzung«. Babel war die erste Hauptstadt des ersten Königreichs auf der Erde, gegründet von Nimrod, dem mächtigen Jäger vor Jewe (1.Mose 10:10). Seit jener Zeit verkörpert Babel das Zentrum der widergöttlichen Weltmacht. Babylon war Welthauptstadt unter den Babyloniern, dann unter den Persern sowie unter Alexander dem Großen. Und ist dies nun wieder in der siebenjährigen Endzeit unter der Herrschaft des Antichristus.

 

Herzu!

 

  Der Apostel Johannes berichtet: »Dann kam einer von den sieben Boten, die die sieben Schalen hielten, und sprach zu mir: Herzu! Ich will dir das Urteil über die große Hure zeigen, die an vielen Wassern sitzt, mit der die Könige der Erde gehurt haben; und von dem Wein ihrer Hurerei wurden die auf der Erde Wohnenden berauscht« (Kap.17:1,2). Die große Hure sitzt an vielen Wassern. Der Bote erklärt dies in Vers 15: »Diese Wasser, die du gewahrtest, wo die Hure sitzt, sind Völker und Scharen, Nationen und Zungen«. Sie hat also mit der ganzen Welt Kontakt. Die Könige der Erde huren ihrerseits mit ihr, das heißt sie geben ihre ethischen Normen und andere Prinzipien ihrer Völker preis, um ein gutes Ansehen bei der Hure zu haben. Alle Bewohner der Erde sind von ihrer Hurerei berauscht, sie hat mithin alle in ihren Bann gezogen, sodass sie alle der Macht und dem Reichtum nachjagen und dem Wohlleben nach ihrer Lust und Laune frönen.  

 

In der Wildnis

 

  Johannes fährt fort: »Darauf brachte er mich im Geist in eine Wildnis. Dort gewahrte ich eine Frau auf einem scharlachroten wilden Tier sitzen, dicht voller Namen der Lästerung. Es hatte sieben Köpfe und zehn Hörner« (Vers 3). Die Wildnis dürfte ein Bild für die geistliche Verwilderung jener Zeit sein. Es erstaunt uns, dass die Hure auf dem wilden Tier sitzt, es demnach beherrscht; es ist aber tatsächlich so, dass sie den Regenten der Erde lenkt.

  Das Tier ist scharlachrot, mithin mit einem priesterlichen Stoff bekleidet, sieht es sich doch als Religionsführer an. Dieser Mensch der Gesetzlosigkeit führt gotteslästerliche Reden; schon Daniel sagte, dass jener vermessene Reden führen und sich über El (Gott, den Platzierer und Unterordner) erheben werde (Dan.7:8; 11:36).

  Das Tier hat sieben Köpfe und zehn Hörner. Der Bote erklärt dies in Vers 9: »Die sieben Köpfe sind sieben Berge, wo die Frau über ihnen sitzt, und sind sieben Könige.« Von sieben Machtbereichen und sieben Regenten hören wir hier. Die zehn Hörner werden in Vers 12 entschlüsselt: »Die zehn Hörner, die du gewahrtest, sind zehn Könige, die noch kein Königreich erhielten.« Nach Vers 12b und Kapitel 13:5 erhalten sie der Mitte des Jahrsiebeners Vollmacht für 42 Monate zusammen mit dem wilden Tier.

 

Purpur und Scharlach

 

  Wir lesen weiter: »Die Frau war mit Purpur und Scharlach umhüllt und vergoldet mit Gold und mit kostbaren Steinen und Perlen geschmückt; in ihrer Hand hielt sie einen goldenen Becher, bis zum Rand voll mit den Gräueln und unreinen Dingen ihrer Hurerei und der der Erde« (Vers 4). Purpur ist die Farbe der Könige und Scharlach - wie bereits gesagt - die der Priester. Die Frau maßt sich somit an, das königliche und priesterliche Volk zu sein. Endlich hat dieser Teil der Juden die - wie sie meinen - Verheißung der Propheten erlangt - aus eigener Kraft, ohne Gott. Da sie das Ziel erreicht haben, müssen sie wohl - so scheint es ihnen - das wahre Israel sein. Es verhält sich aber genau umgekehrt. Das Israel dem Fleische nach verfolgt das wahre Israel, das dem Geiste nach (Röm.2:29; 9:8; Gal.4:29; Dan.7:21; 8:24; Off.13:7; 17:6).

  Die Hure Babylon schwelgt in Gold und Edelsteinen; doch ihr goldener Becher ist voll von Habgier und Ungerechtigkeiten, nicht nur ihrer eigenen, sondern derer der ganzen Erde; Letzteres deshalb, weil sie die ganze Welt mit dahineingezogen hat.

 

Da staunte Johannes

 

  In den Versen 5 und 6 kommt das höchst Verwunderliche der Hure zutage: »Auf ihrer Stirn war ein Name geschrieben: »Geheimnis - Babylon die Große - die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde.« Und ich gewahrte die Frau, berauscht vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu. Da staunte ich, als ich sie gewahrte, und geriet in großes Erstaunen.« Ja, das ist unfassbar! Wer hätte gedacht, dass Israel sich erneut zur Hure entwickelt, und zwar zu solch einer mächtigen, die Welt beherrschenden? Das war ein Geheimnis. Und sie reißt die ganze Welt mit in den Strudel der Gottlosigkeit und Hurerei, der Anbetung des wilden Tiers und des Tanzes um das goldene Kalb.

  Und noch schlimmer und noch unfassbarer: Das Weib ist berauscht vom Blut der Gläubigen. Dieses Israel ist der Feind Jesu und aller, die Ihm angehören. Ja, es ist trunken von Blut; es hat das Blut der Heiligen und Propheten vergossen (Kap.16:6; 18:24). »Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt?«, hatte Stephanus ausrufen müssen (Ap.7:52).

  Ganz und gar erstaunlich ist, dass Israel, das den unter Mose geschlossenen Bund gebrochen und folglich kein Anrecht mehr hat, über die Nationen zu herrschen, nun doch die Nationen in seine Abhängigkeit gebracht hat. Und dies ohne den Messias! Dies versetzte Johannes in großes Erstaunen. Und dies ist auch das Geheimnis Babylons. 

 

Das Geheimnis der Frau und des Tiers

 

  Das Geheimnis der Frau ist eng mit dem des wilden Tiers verwoben, wie wir den Versen 7 und 8 entnehmen: »Dann sagte der Bote zu mir: Weshalb staunst du? Ich werde dir das Geheimnis der Frau ansagen und des wilden Tieres, das sie trägt und die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat. Das wilde Tier, das du gewahrtest, war da und ist nun nicht mehr. Es schickt sich an, aus dem Abgrund heraufzusteigen, doch geht es seinem Untergang entgegen. Dann werden die auf Erden Wohnenden staunen, deren Namen nicht auf die Rolle des Lebens geschrieben sind von dem Niederwurf der Welt an, wenn sie das wilde Tier erblicken, das da war und nun nicht mehr ist und wieder anwesend sein wird.« Das wilde Tier trägt die Frau, es fördert sie, selbstverständlich nur solange sie ihm nützlich ist. Zugleich sitzt die Hure auf dem Tier, wie wir schon hörten (Vers 3), manipuliert es also und wird auch bei der Ein- und Absetzung seiner sieben Köpfe ihre Hand im Spiel haben.

  Zum Verständnis der Verse 8 bis 11 ist es wichtig, den Zeitpunkt zu erkennen. Der Bote spricht zu Johannes von der Zeit bevor das wilde Tier aus dem Abgrund heraufsteigt; es schickt sich gerade dazu an. Dies ist vor der Mitte des letzten Jahrsiebeners der Fall, denn erst von der Mitte an tritt der Mensch der Gesetzlosigkeit in der Kraft des Abgrunds, also der von unten, der Satans (Kap.13:2; Dan.8:24; 2.Thess.2:9), als die Anbeter Gottes verfolgendes, mithin wildes Tier auf. Dass der Bote vom Zeitraum vor der Mitte der Endzeit redet, geht auch aus Vers 12 in Verbindung mit Kapitel 13:5 hervor, wonach - wie bereits erwähnt - das wilde Tier und die zehn Könige Vollmacht für 42 Monate erhalten werden.

  Zur Rolle des Lebens - nur Juden stehen darin - soll an dieser Stelle nichts gesagt werden, da dies im Zusammenhang mit Kapitel 13:8 ausführlich geschehen ist.

  Nun zu der Aussage in Vers 8, dass das wilde Tier war und jetzt nicht ist. Sie wird uns erst richtig deutlich, wenn wir die Verse 9 bis 11 dazunehmen: »Hier gilt der Denksinn, der mit Weisheit erfüllt ist: Die sieben Köpfe sind sieben Berge, wo die Frau über ihnen sitzt, und sind sieben Könige. Fünf von ihnen sind gefallen, einer ist noch da, der andere ist noch nicht gekommen. Doch wenn er kommt, soll er nur kurze Zeit bleiben. Das wilde Tier, das da war und nun nicht mehr ist, es selbst ist der achte. Es ist aus den sieben und geht seinem Untergang entgegen.« Das Tier hat sieben Köpfe, die als sieben Berge, also politische, militärische und wirtschaftliche Machtbereiche, und als sieben Könige definiert werden, ist aber selber einer der Köpfe, und zwar der, der wie zu Tode geschlachtet wird und von seinem Todesstreich genest  (Kap.13:3). Der Herrscher über einen Teilbereich ist zugleich der die Gesamtherrschaft Innehabende. Was die Machtblöcke anbelangt, so bleiben sie und damit auch die Einnahmequellen der Hure, selbst wenn die Regenten fallen. Und sie fallen, sei es durch Abwahl, Absetzung, Ermordung oder auch nur durch Entmachtung bei formaler Weiterführung der Amtsgeschäfte. Dies wird die Hure zu steuern wissen.

  Das wilde Tier, der achte König, muss einer aus den fünf gefallenen Königen sein, denn der sechste ist gerade und der siebente ist noch nicht gekommen und wird nur kurz bleiben. Bei all den Intrigen und Machtkämpfen hinter den Kulissen bleibt der Mensch der Gesetzlosigkeit in Fragen der politischen und religiösen Einigung der Welt die alle Berge beherrschende treibende Kraft, selbst wenn er in Teilbereichen Niederlagen einstecken muss, zum Beispiel wenn Kriegsschiffe aus Kittim (Zypern) gegen ihn kommen und er gedemütigt wird und verzagt ist (Dan.11:39). Dieser Rückschlag wird ihn dazu treiben, die Kraft Satans in Anspruch zu nehmen. Und wenn er dann den Todesstreich erleidet - vielleicht sogar von der Hure veranlasst -, wird der Satan ihn heilen (Kap.13:3,4). Und dann, wenn der Satan ihm die religiöse Vollmacht über die Erde gibt, wird er für 42 Monate der unumschränkte Diktator und der unter Todesandrohung allein Anzubetende sein.

 

Die zehn Hörner

 

  Das wilde Tier hat nicht nur sieben Köpfe, sondern auch zehn Hörner. Diese sind uns aus dem Buch Daniel bekannt. Nach der Beschreibung der Löwin, des Buddhismus, der Bärin, des Hinduismus, und der Leopardin, des Islam (Dan.7:4-6), ist zu lesen: »Danach gewahrte ich in den Nachtgesichten: und siehe, ein viertes Tier, erschreckend, furchtbar und ungemein mächtig; es hatte gewaltige Zähne aus Eisen, fraß, zermalmte und zertrat den Rest mit seinen Füßen; es war von all den Tieren, die östlich von ihm waren, verschieden, und es hatte zehn Hörner« (Dan.7:7). Dieses vierte Tier ist das glaubenslose Christentum. Seine zehn Hörner sind Militärmächte.

  Darüber sagt der Bote dem Johannes in den Versen 12 bis 14: »Die zehn Hörner, die du gewahrtest, sind zehn Könige, die noch kein Königreich erhielten. Aber Vollmacht wie Könige erhalten sie wie für eine Stunde zugleich mit dem wilden Tier. Diese sind einer Meinung und geben ihre Macht und ihre eigene Vollmacht dem wilden Tier. Diese werden mit dem Lämmlein streiten, aber das Lämmlein wird sie überwinden; denn Es ist der Herr der Herren und der König der Könige, und Seine Berufenen und Auserwählten und Getreuen sind mit Ihm.« Zehn mächtige oder zumindest ehrgeizige Männer ergreifen ihre Chance. Sie bekommen zusammen mit dem wilden Tier für 42 Monate Vollmacht vom Satan, übertragen sie dem wilden Tier und stellen ihm ihre Streitkräfte zur Verfügung - zur Eroberung der restlichen Welt und zum Kampf gegen das Lämmlein und alle, die das Bild des wilden Tiers nicht anbeten wollen.

 

Die Wasser

 

  Es folgt Vers 14: »Dann sagte er zu mir: Diese Wasser, die du gewahrtest, wo die Hure sitzt, sind Völker und Scharen, Nationen und Zungen.« Damit erklärt der Bote die vielen Wasser, von denen er in Vers 1 gesprochen hatte.

 

Sie werden die Hure hassen und vernichten

 

  In den Versen 16 und 17 erfahren wir Weiteres über die zehn Hörner: »Die zehn Hörner, die du gewahrtest, und das wilde Tier - diese werden die Hure hassen, sie veröden und entblößen. Sie werden ihr Fleisch fressen und sie mit Feuer verbrennen. Denn Gott hat es in ihre Herzen gegeben, Seine Meinung zu vertreten und mit einer Meinung zu handeln und ihr Königreich dem wilden Tier zu geben, bis die Worte Gottes vollendet sein werden.«

  Wie ist denn diese Wendung möglich? Die Hure und das wilde Tier waren doch durch gemeinsame Interessen eng miteinander verbunden, ja die Hure hatte sogar die Oberhand. Nun, mit Hilfe der westlichen Militärmächte hat das wilde Tier die Welt erobert, und Kriege zu führen, kostet Geld, viel Geld, das die Hure Babylon, die reiche Handelsstadt, das abtrünnige Israel, gern bereitgestellt hat. Und jetzt drücken die Schulden, die sich angehäuft haben. Der Schuldendienst (die Zinsen und die Tilgung) ist auf Dauer untragbar. Es gibt nur einen Ausweg: die Vernichtung der Hure. Und darin sind sich plötzlich alle einig, die zehn Könige und das wilde Tier. Gedacht, getan: sie zerstören und verbrennen die Stadt und damit die Kreditgeber.

  Dies alles aber ist aus Gott, dem alles Obwaltenden und alles Bewirkenden (Eph.1:11). Er, der Gott und Vater des Herrn Jesus Christus, hat den Gedanken der Vernichtung Babylons in die Herzen der zehn Könige gegeben. Auf diese Weise also vollstreckt Gott das Gericht über das treulose Israel. Er gebraucht dazu, was Er will und wen Er will, steht Ihm doch alles zu Gebote.

 

Die Frau

 

  Das Kapitel schließt mit der Erklärung, wer die Frau, die Hure Babylon ist: »Die Frau, die du gewahrtest, ist die große Stadt, die die Königsherrschaft über die Könige der Erde hat« (Vers 18). -

  »Dem König aber der Äonen, dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen, weisen Gott sei Ehre und Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!« (1.Tim.1:17).

 

Gefallen, gefallen ist Babylon die Große!

(Offenbarung 18:1-19:5)

 

  Im Zuge der siebenten Zornesschale (Kap.17:17-21) hat Gott auch Babylon der Großen gedacht, indem Er ihr von dem Becher des Weins des Grimmes Seines Zorns zu trinken gab (Kap.16:19). Das Gericht über die Stadt Babylon am Euphrat, die die Königsherrschaft über die Könige der Erde hat (Kap.17:18), wird in den Kapiteln 17 und 18 ausführlich geschildert, wenn auch der Ablauf kaum beschrieben wird, sondern vor allem die Tatsache und die Hintergründe.

  Wir haben in Kapitel 16 gelesen, dass das wilde Tier und seine zehn Hörner (westliche Militärmächte) die Hure Babylon hassen, veröden und mit Feuer verbrennen werden, Gott mithin das Gericht über Babylon, das abtrünnige Israel, durch jene ehemals mit der Hure verbündeten Mächte vollzieht. In Kapitel 18 werden uns nun verschiedene andere Einzelheiten über diese Stadt zur Kenntnis gegeben.

 

Sie ist gefallen!

 

  Der Apostel Johannes berichtet: »Danach gewahrte ich einen anderen Boten aus dem Himmel herabsteigen, der große Vollmacht hat; und die Erde wurde von seiner Herrlichkeit erleuchtet. Laut rief er mit starker Stimme aus: Gefallen, gefallen ist Babylon die Große! Zu einer Wohnstätte für Dämonen wurde sie, zu einem Gefängnis für jeden unreinen Geist und zu einem Käfig für jeden unreinen und verhassten Vogel; denn durch den Wein des Grimms ihrer Hurerei sind alle Nationen gefallen, die Könige der Erde haben mit ihr gehurt, und die Kaufleute der Erde sind durch die Macht ihrer Üppigkeit reich geworden« (Verse 1-3).

  Die Hauptstadt des wilden Tiers war zugleich die reiche, im Überfluss schwelgende Handels- und Finanzhauptstadt der Welt, die jeden rücksichtslos ausschaltete, der nicht ihrer Gesinnung war - ist sie doch berauscht vom Blut der Heiligen (Kap.17:6) - oder ihren gierigen Wünschen nicht nachkam. Statt an den Bund Gottes mit Israel zu denken und Gott Treue zu erweisen, hurte sie mit dem Reichtum und gab sie sich der Habgier hin. Habgier ist Götzendienst (Eph.5:5). Alle Könige der Erde hat sie in diese Hurerei verstrickt. Alle Kaufleute der Erde, insbesondere die, die ihr die kostbaren Waren lieferten und durch sie reich wurden, hat sie in die Anbetung des Reichtums mit hineingezogen. Wie Jeremia seinerzeit schrieb (51:7): »Ein Becher aus Gold war Babel in der Hand Jewes, die die ganze Erde berauschte. Von ihrem Wein tranken die Nationen, die sich darum wie rasend gebärdeten.«

  Nun aber ist Babylon gefallen. Ein mit großer Vollmacht ausgestatteter Bote Gottes verkündet es. Nach dem Vollzug des Gerichtsurteils bringt dieser Bote lichtvolle Herrlichkeit auf die Erde, denn jetzt ist sie befreit vom Zentrum der Verführung und der Bosheit. Bereits in Jesaia 21:9 ist zu lesen: »Und nun hebt an und sagt: Gefallen, gefallen ist Babel! Alle Schnitzbilder ihrer Götzen liegen zerbrochen am Boden.«

  Babylon ist eine Trümmerstätte und eine Behausung für Dämonen und unreine Vögel geworden. Kein Mensch wohnt mehr dort, sondern Schakale heulen zwischen den verkohlten Mauerresten der Lustpaläste (Jes.13:22; Jer.50:37).

 

»Kommt heraus aus ihr, Mein Volk!«

 

  »Dann hörte ich eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Kommt heraus aus ihr, Mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilnehmt und damit ihr nichts von ihren Plagen erhaltet; denn ihre Sünden türmen sich bis zu Himmel auf, und Gott hat ihrer Untaten gedacht« (Verse 4+5). Alle gläubigen und treuen Israeliten, alle, die das Buch der Enthüllung zu jener Zeit lesen, sollen Babylon so schnell wie möglich verlassen. »Kommt heraus aus ihr, Mein Volk!« Dies ist nicht nur ein fürsorglicher Aufruf, sondern zugleich eine grundsätzliche, wesentliche Ermahnung, »damit ihr nicht an ihren Sünden teilnehmt«, und darüber hinaus ein dringender, lebensrettender Appell, »damit ihr nichts von ihren Plagen erhaltet.« So ähnlich hieß es bereits einmal zu Jeremias Zeiten: »Flieht aus Babel, und jedermanns Seele entkomme. Ihr sollt nicht in ihren Vergehungen umkommen. Denn dies ist die Zeit der Rache Jewes, der ihr vergilt, was sie getan« (Jer.51:69.

  Der Apostel Paulus fasst die Aufforderung in allgemein gültiger Weise zusammen und schreibt in 2.Korinther 6:14 bis 7:1: »Werdet nicht ungleich gejocht mit Ungläubigen! Denn welche Teilhaberschaft besteht zwischen Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit, oder welche Gemeinschaft zwischen Licht und Finsternis, oder welche Eintracht zwischen Christus und Beliar? Oder welches Teil hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Oder wie verträgt sich der Tempel Gottes mit den Götzen? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, so wie Gott gesagt hat: Ich werde ihnen innewohnen und unter ihnen wandeln, Ich werde ihr Gott sein, und sie werden Mein Volk sein (3.Mose 26:12). Darum kommt aus ihrer Mitte heraus und sondert euch ab, sagt der Herr. Rührt nichts Unreines an (Jes.52:11), und Ich werde euch Einlass gewähren. Ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet Mir zu Söhnen und Töchtern sein, sagt der Herr, der Allgewaltige (Jer.31:9). Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, wollen wir uns von jeder Besudelung des Fleisches und auch des Geistes reinigen und unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden.«

 

Schenkt ihr doppelt ein!

 

  Die Stimme aus dem Himmel fährt fort: »Vergeltet ihr, wie auch sie vergolten hat, verdoppelt ihr das Doppelte nach ihren Werken! Mit ihrem Becher, mit dem sie euch eingeschenkt hat, schenkt ihr doppelt ein! So viel sie sich verherrlicht hat und üppig gewesen ist, so viel gebt ihr an Qual und Trauer; denn in ihrem Herzen sagt sie sich: Ich sitze hier als Königin, ich bin keine Witwe und sollte keinesfalls Trauer gewahren. Deshalb werden ihre Plagen an einem Tag eintreffen, Tod, Trauer und Hungersnot. Mit Feuer soll sie

verbrannt werden; denn stark ist der Herr, der Gott, der sie richtet« (Verse 6-8). Auch die antike Stadt Babel sagte in ihrem Herzen: »Für den Äon werde ich noch Königin sein. Ich, ja ich bleibe und niemand sonst. Nicht werde ich als Witwe dasitzen« (Jes.47:7,8). Doch die zukünftige Stadt Babylon bekommt doppelt so viel Qual, ja viermal so viel eingeschenkt, wie sie selbst verursacht hat, weil sie sich selbst vergötzte und die ganze Welt zur Jagd nach dem Reichtum verführte. Die Sünde des eigenen Götzendiensts wird zweifach gerächt (Jer.16:18), doch das abtrünnige Israel riss alle mit hinein bis hin zur Ermordung derer, die ihre Ziele nicht teilten und an Jesus als dem Messias Gottes festhielten.

 

Das Jammern der Könige

 

  In den nächsten Abschnitten werden die Reaktionen der drei Berufsgruppen über den Fall Babylons mitgeteilt, die viel mit der Hure zu tun hatten: die Könige, die Kaufleute und die Seeleute, die die kostbaren Fracht aus aller Herren Länder brachten.

  Es heißt in den Versen 9 und 10: »Dann werden die Könige der Erde, die mit ihr hurten und üppig waren, über sie jammern und wehklagen, wenn sie den Rauch von ihrer Feuersbrunst erblicken. Von ferne stehend, werden sie aus Furcht vor ihrer großen Qual sagen: Wehe, wehe, du große Stadt Babylon, du starke Stadt! Denn in einer Stunde ist das Gericht über dich gekommen!« Den Rauch der Feuersbrunst werden die Regenten der Erde (ausgenommen die zehn, die Babylon gemeinsam mit dem wilden Tier zerstörten; Kap.17:12,16) am Bildschirm mit Furcht beobachten - wohl ihres eigenen Endes gedenkend. Und wenn sie auch noch sagen: »... du starke Stadt«, so scheinen sie doch erkannt zu haben, dass dies ein Gericht Gottes war. Vielleicht ahnen sie auch, dass - wie es in Vers 8 hieß - allein der Herr, der Gott, der sie richtet, stark ist.

 

Die Trauer der Kaufleute

 

  Wir lesen weiter: »Auch die Kaufleute der Erde jammern und trauern dann über sie, da niemand mehr ihnen ihre Fracht abkauft: Fracht an Gold, Silber, kostbaren Steinen, Perlen, Batist, Purpur, Seide und Scharlach, jede Art Zitrusholz, jedes Gerät aus Elfenbein, jedes Gerät aus kostbarstem Holz, aus Kupfer, Eisen und Marmor, dazu Zimt und Ingwer, Räucherwerk, Würzöl und Weihrauch, Wein und Öl, Feinmehl und Getreide, Vieh und Schafe, Pferde und Karossen sowie Körper und Seelen von Menschen. Ja, deine Obstzeit, die Begierde deiner Seele, ging von dir, und alles Feiste und Glänzende kam bei dir um, und man wird es nie mehr finden. Die Händler, durch diese Waren an ihr reich geworden, werden aus Furcht vor ihrer Qual von ferne stehen und jammernd und trauernd sagen: Wehe, wehe, du große Stadt, die du mit Batist, Purpur und Scharlach umhüllt, mit Gold vergoldet und kostbaren Steinen und Perlen geschmückt warst; dass in einer Stunde so viel Reichtum verödete!« (Verse 11-17).

  Welch eine Handelsmacht! Und der Handel beherrscht die Welt! Welch ein Reichtum! Welch eine Kultur! Welch eine Pracht! Sogar mit Purpur, der Farbe der Könige, war die Hure bekleidet, die sich ja schließlich auch als Königin verstand (Vers 7), zumal sie auf dem wilden Tier ritt (Kap.17:3,7). Und priesterlichen Batist und Scharlach trug sie zudem. Hatten sich nicht alle Verheißungen für Israel bei ihr erfüllt? Für sie mag es so ausgesehen haben, doch ohne den Messias und ohne die Erneuerung des Herzens durch den Geist Gottes ist alles nur Tünche. Mit Körpern und Seelen von Menschen wurde dort auch gehandelt. Eine Kultur, in der man Menschen kaufen und versklaven, sie sich seinen eiskalten Interessen willfährig machen und sogar zur Prostitution zwingen kann, ist aber ebenfalls nur Blendwerk.

  Die Obstzeit (Vers 14), wörtlich die Saftstunde, mithin die Zeit des Erntens der Früchte, ging von Babylon. Die Obstzeit war die Begierde ihrer Seele. Nach der Obstzeit sehnen sich alle Juden. Babylon hatte sie so gut wie erreicht. Wohl ist die Obstzeit dem Volk Israel verheißen, aber erst für die kommenden Äonen. Das abtrünnige Israel genoss sie nur kurze Zeit, und dies ohne tiefe Freude, denn »wer Geld liebt, wird des Geldes nicht satt, und wer den Reichtum liebt, nicht des Ertrags. Auch das ist Nichtigkeit« (Pred.5:9).

  Der Feigenbaum mag uns etwas lehren. Er stellt Israel dar. Unser Herr Jesus Christus hatte ihn mit den Worten: »Nie mehr komme Frucht von dir für den Äon!« (Mat:21:19) verflucht und verdorren lassen. Das bedeutet, dass es verfrüht ist, das Königreich Israels für den gegenwärtigen bösen Äon (Gal.1:4) zu erwarten oder an sich zu reißen, ebenso wie unreife Feigen ungenießbar sind. Der Herr wird Seinen Getreuen die Obstzeit, das gesegnete Königreich Israels, für die kommenden Äonen in Gnaden gewähren. Dann wird der Feigenbaum voll köstlicher, süßer Frucht sein.

 

Der Aufschrei der Seeleute

 

  Ferner schrieb Johannes auf: »Jeder Steuermann und jeder, der nach einem anderen Platz segelt, Seeleute und alle, die auf dem Meer arbeiten, standen von ferne und schrien auf, als sie den Rauch von ihrer Feuersbrunst erblickten, und sagten: Wer war der großen Stadt gleich? Sie warfen sich Erdreich auf ihre Häupter und schrien jammernd und trauernd: Wehe, wehe, du große Stadt, durch die alle reich geworden sind, die durch ihren Aufwand Schiffe auf dem Meer haben; dass sie in einer Stunde verödete!« (Verse 17b-19).

 

Seid fröhlich, ihr alle!

 

  Die Heiligen aber werden jetzt aufgefordert: »Sei fröhlich über sie, o Himmel, und ihr Heiligen und Apostel und Propheten; denn Gott hat nach eurem Urteil über sie gerichtet« (Vers 20; vgl. Jer.51:48). In Übereinstimmung mit dem Rechtsempfinden aller Gott Angehörenden hat Er das vergossene Blut der Heiligen gerächt, so wie es Seine Gerechtigkeit erfordert. Darüber freuen sich alle die Seinen. »Er rächt das Blut Seiner Diener«, heißt es am Schluss des Liedes des Mose (5.Mose 32:43). Die besonders erwähnten Apostel und Propheten befinden sich wohl überall unter den Heiligen, um mit dem prophetischen Wort zuzusprechen, wobei die Apostel (sicherlich im allgemeinen Sinne eines Beauftragten) manchen Reisedienst tun werden, um die Gläubigen da und dort im Wort zu festigen und in den Drangsalen zu kräftigen.

  Wir, die Glieder der Körpergemeinde, die wir die Botschaft der Versöhnung Gottes mit allen Menschen verkündigen (2.Kor.5:19), verstehen die richtende Gerechtigkeit Gottes zwar, unser Herzensanliegen aber ist es, all denen, die uns bedrängen, im Geist der Versöhnung, der Liebe und der Gnade zu begegnen.

 

Das Symbol des Mühlsteins

 

  Nun wird Johannes Zeuge einer mit starkem Schwung (sodass niemand hindernd eingreifen kann) ausgeübten Symbolhandlung in Bezug auf Babylon. Wir erfahren in den Versen 21 bis 23 darüber: »Da hob ein starker Bote einen Stein auf, so groß wie ein Mühlstein, warf ihn ins Meer und rief: So wird Babylon, die große Stadt, mit Wucht hinabgeworfen und niemals mehr darin gefunden werden. Niemals mehr wird man einen Ton von Harfensängern, Unterhaltern, Flötenspielern oder Posaunenbläsern in dir hören. Auch wird man niemals mehr irgendeinen Kunsthandwerker irgendwelcher Kunst in dir finden. Niemals mehr wird man das Geräusch eines Mühlsteins in dir hören. Niemals mehr wird das Licht einer Leuchte in dir scheinen. Niemals mehr wird man die Stimme eines Bräutigams und einer Braut in die hören. Denn deine Kaufleute waren die Magnaten [Großen] der Erde; und durch deine Zauberei wurden alle Nationen irregeführt.« So schnell und so absolut, wie ein großer Stein im Meer verschwindet und niemals mehr gefunden wird, wird es mit Babylon aus sein.

 

Das Blut aller Heiligen

 

  Sodann heißt es in Vers 24: »In ihr wurde das Blut der Propheten und Heiligen und all derer gefunden, die auf Erden hingeschlachtet worden waren.« Es mag uns wundern, aber Gott sieht es so: In Babylon findet sich das Blut aller zu Unrecht Getöteten, und zwar nicht nur der Gläubigen, sondern auch der übrigen Menschen. Wie kann dies sein?

  Hören wir hierzu ein Wort unseres Herrn Jesus Christus, das Er Seiner Generation sagte: »Über euch komme alles gerechte Blut, das auf Erden vergessen worden ist, vom Blut des gerechten Abel an bis auf das Blut des Zacharias, des Sohnes Barachias, den ihr zwischen Tempel und Altar gemordet habt« (Mat.23:35; vgl. Luk.11:50+2.Chron.24:20-22). Der Grundgedanke ist der gleiche. Der Herr legte Seiner Generation die Schuld eines umfassenden Zeitraums zur Last, indem Er zwei Männer aus (nach der jüdischen Ordnung) dem ersten und dem letzten Buch der hebräischen Schriften nannte. Aber warum? Sie hatte all die Taten doch gar nicht begangen. Weil sie so böse war - erkennbar an ihrem Hass gegen Jesus -, dass sie am liebsten alle getötet hätte, die anderer Gesinnung waren als sie, wenn sie Gelegenheit dazu gehabt hätte.

  Ebenso hätte Babylon gern alle umgebracht, die Gott treu waren oder ihr sonstwie im Wege standen. Darum komm das Blut aller Treuen und der anderen zu Unrecht Getöteten in rächender Gerechtigkeit über diese Stadt, von der wir in Kapitel 17:6 hörten, dass sie berauscht war vom Blut der Heiligen und der Zeugen Jesu.

 

»Halleluja!«

 

  »Danach hörte ich - es war wie die laute Stimme einer großen Schar im Himmel, die rief: Halleluja! Rettung und Herrlichkeit und Macht sind bei unserem Gott; denn wahrhaft und gerecht sind Seine Gerichte; denn Er hat die große Hure gerichtet, die die Erde mit ihrer Hurerei verderbte, und Er hat das Blut Seiner Sklaven an ihrer Hand gerächt. Dann riefen sie zum zweiten Mal: Halleluja! Ihr Rauch steigt auf in die Äonen der Äonen! - Da fielen die vierundzwanzig Ältesten und die vier Tiere [Cherubim] nieder und beteten Gott an, den auf dem Thron Sitzenden, und sagten: Amen! Halleluja! - Und vom Thron ging eine Stimme aus und rief: Lobt unseren Gott, alle Seine Sklaven und die Ihn fürchten, die Kleinen und die Großen!« (Kap.19:1-5).

  Babylon ist vernichtet, der gegenwärtige böse Äon (Gal.1:4) zum Ende gekommen, die Gerechtigkeit Gottes ist zum Ziel gelangt, der Wendepunkt aller Äonen erreicht. Jetzt werden dem treuen Israel alle Verheißungen erfüllt. Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus dafür!

  Der Lobpreis im Himmel beginnt bei der großen Schar der Boten und Botenfürsten, die außen um den Thron stehen, findet dann mit dem »Amen!« die Zustimmung der vierundzwanzig Ältesten, den Häuptern der himmlischen Schöpfung, deren Throne rings um den Thron Gottes stehen (Kap.4:4), und der vier Cherubim, den Häuptern der irdischen Schöpfung, die im und rings um den Stufenthron sind (Kap.4:6-8), und schließlich geht vom Thron selbst eine Stimme aus, wohl die des Lämmleins (Kap.5:6), die alle auf der Erde Lebenden zum Lobpreis Gottes auffordert, was auch - wie in Kapitel 5:13 in prophetischer Vorausschau berichtet - geschieht.

  Wiederholt hörten wir den Ausruf »Halleluja!« Dieses Wort des Lobpreises wird in den griechischen heiligen Schriften nur im Zusammenhang mit göttlichen Gerichten gebraucht und nur hier in Offenbarung 19:1-6.

  Gottes Gerichte sind wahrhaft (Vers 2), denn Er richtet der Wahrheit gemäß, mithin auch das Verborgene einbeziehend. Der Rauch der Zerstörung Babylons, das heißt die belehrende Erinnerung daran, steigt auf in die weiteren Zeiten. Für jene Äonen der Äonen, die herrlichen und krönenden Äonen in der Reihe aller Äonen, aber werden die treuen Israeliten sich des Segens Gottes und Seines Christus erfreuen und zum Segen für alle Nationen auf Erden als Könige herrschen (Kap.22:5).

 

Die Hochzeit des Lämmleins und das große Mahl Gottes

(Off. 19:6-21)

 

  Die sieben Siegel sind geöffnet, die Posaunen- und Schalengerichte Gottes sind vollzogen - jetzt tritt unser Herr Jesus Christus Seine Herrschaft an, wie es bereits bei der siebenten Posaune, die die sieben Schalengerichte einschließt, in vorgreifender Weise geheißen hat: »Die Königsherrschaft über die Welt ist unserem Herrn und Seinem Christus zuteil geworden, und Er wird als König für die Äonen der Äonen herrschen! Amen!« (Kap.11:15).

  Nach dem Lobpreis Gottes durch die große Schar der überhimmlischen Geschöpfe sowie die 24 Ältesten und die vier Cherubim dort, dazu durch alle Sklaven Gottes auf der Erde (Kap.19:1-5) für Seine gerechten Gerichte und die Vernichtung der Hure Babylon erfahren wir im Folgenden, mit welch großen Gegensätzen der gegenwärtige böse Äon (Gal.1:4) endet: einerseits mit der Hochzeit des Lämmleins und Seiner Braut, dem getreuen Israel, und andererseits mit dem Untergang der christusfeindlichen Heere.

 

Die Hochzeit des Lämmleins

 

  Der Apostel Johannes berichtet in den Versen 6 bis 8: »Dann hörte ich - es war wie das Geräusch einer großen Schar, wie das Rauschen vieler Wasser und wie starkes Donnergetön, als sie riefen: »Halleluja! Nun herrscht der Herr, unser Gott, der Allgewaltige! Freuen wir uns und lasst uns frohlocken und Ihm die Verherrlichung geben; denn die Hochzeit des Lämmleins ist gekommen, und Seine Braut hat sich bereitgemacht.« Und ihr wurde gegeben, sich mit glänzendem, reinem Batist zu umhüllen; denn der Batist, das sind die gerechten Taten der Heiligen.« Der brausende himmlische Chor freut sich über den Herrschaftsantritt Gottes. Zwar herrscht Gott schon immer unumschränkt, jetzt aber geschieht dies öffentlich und für jeden erkennbar. Er ist der Herr im absoluten Sinne, doch Er herrscht durch Seinen Sohn Jesus Christus, dem Er alle Vollmacht verliehen hat und der somit ebenso wie Er »Herr« genannt wird.

  Halleluja - dies ist der Ausdruck des Lobpreises im Zusammenhang mit den göttlichen Gerichten.

  Die Hochzeit des Lämmleins, des Herrn Jesus Christus, mit Seiner Braut, dem wiedergezeugten Volk Israel, ist die Sehnsucht des Herrn wie auch aller gläubigen Juden. Die Propheten schilderten dieses Freudenfest mehrfach, so Jesaia: »Gleich wie die Wonne des Bräutigams über die Braut, so wird Jewe, dein Elohim, Seine Wonne an dir (Zion) haben« (62:5). Und Hosea verheißt: »Ich verlobe dich Mir für die Äonen, und Ich verlobe dich Mir in Gerechtigkeit und Recht, in Huld und Erbarmen« (2:21). Und Israel wird antworten: »Mein Mann!« (Hos.2:18).

  Das Wunderbare daran ist, dass Israel von dem Herrn Jesus Christus nicht als geschiedene Greisin wieder angenommen wird, sondern als jungfräuliche Braut. Sein Erbarmen, Seine Vergebung der Sünden ist so vollständig, dass Er sie heiratet wie damals in ihrer Jugend. Er liebt sie wie in der Huld ihrer Jugendzeit, in der Liebe ihrer Brautzeit, als sie in der Wildnis hinter Ihm herging (Jer.2:2). »Ich trat in einen Bund mit dir, und du wurdest Mein« (Hes.16:8).

  »Siehe, es kommen Tage, sagt der Herr, da werde Ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund abschließen, nicht wie der Bund, den Ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als Ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie blieben nicht in Meinem Bund, und Ich habe Mich nicht mehr um sie gekümmert, sagt der Herr. Dies aber ist der Bund, den Ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, sagt der Herr: Ich werde Meine Gesetze in ihre Denkart geben und sie auf ihre Herzen schreiben, und Ich werde ihnen zum Gott sein, und sie werden Mir zum Volk sein« (Heb.8:8-10; Jer.31:31-33).

  Die Braut des Lämmleins darf sich mit glänzendem, reinem Batist, einer Art Leinen, dem feinsten und kostbarsten Stoff des Altertums, umhüllen, einem Bild für ihre gerechten Taten (Vers 8). Ihre Taten flossen aus ihrem Glauben an Jesus, den Messias, ihrer Treue und ihrem Gehorsam; ja Christus zu glauben, war das Gerechteste, was sie tun konnten.

 

Die zum Hochzeitsmahl Geladenen

 

  Wir lesen weiter (Verse 9+10): »Dann sagte er zu mir: Schreibe: Glückselig sind die zum Hochzeitsmahl des Lämmleins Geladenen! Weiter sagte er zu mir: Dies sind Gottes wahrhafte Worte. Da fiel ich vor seinen Füßen nieder, um ihn anzubeten. Doch er entgegnete mir: Nein! Siehe, ich bin dein Mitsklave und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an! Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist des Prophetenworts.« Der mit Johannes redet, ist ein Bote Gottes, und zwar der persönliche Bote Jesu, der speziell damit beauftragt ist, Johannes durch all die Visionen des Buches der Enthüllung Jesu hindurchzuleiten, und der ihm sagt, was er schreiben oder in einem Fall auch nicht aufschreiben soll (Kap.1:1; 10:4,8,11; 11:1; 14:13; 22:6,8-10).

  Die Mitsklaven und Brüder des Johannes, zu denen sich der Bote auch selber zählt, haben das Zeugnis Jesu. Sie haben also auch den Geist des Prophetenwortes. Niemand kann Jesus als den Christus erkennen, dem es der Geist nicht bezeugt, der auch das Prophetenwort hervorbringt, und niemand kann Jesus als den Herrn und Retter bezeugen, der nicht den Geist Gottes hat, den heiligen, der auch in den Propheten wirkt. Und überhaupt ist das gesamte Wort Gottes prophetisch und zeugnisgebend.

  Wer sind die zum Hochzeitsmahl des Lämmleins und der Braut Geladenen? Wer nimmt teil an der Freude Israels? Die Nationen, die im tausendjährigen Königreich am Segen Israels teilhaben (1.Mose 12:3; Jes.49:6; Hes.34:26; Sach.8:13). Dies sind die Nationen, »über die Mein Name angerufen wird, sagt der Herr, der dies tut« (Ap.15:17; Amos 9:11,12).

  Dies besagt auch das Gleichnis von den Schafen und Ziegenböcken (Mat.25:31-46). Wenn der Sohn gekommen ist, wird Er auf dem Thron Seiner Herrlichkeit sitzen und alle Nationen richten (Joel 4:1-3). Die Nationen, die zur Rechten des Königs gestellt werden, die Gesegneten des Vaters, werden das Losteil des Königreichs einnehmen, »das euch vom Niederwurf der Welt an bereitet ist« (Vers 34). Die Nationen zur Linken gegen in die äonische Strafe in Gestalt des äonischen Feuers (Verse 41+46). Hier ist nicht von einer Strafe zur Ahndung (griech. timõria) die Rede, sondern von der erziehenden Strafe (griech. kolasis). Feuer symbolisiert Drangsal. Die Drangsal besteht darin, dass sie von den Überwindern aus Israel mit eiserner Keule regiert werden, »wie man Töpfergefäße zertrümmert« (Off.2:27; Ps.2:9).

  Wer das äonische Evangelium, die für den Königreichsäon bedeutsame Wohlbotschaft, beachtet, das der in der Mitte des Zornesjahrsiebeners im Mittelhimmel fliegende Bote verkündigt, nämlich: »Fürchtet Gott und gebt Ihm die Verherrlichung!« (Off.14:7), und mithin das wilde Tier und sein Bild nicht anbetet, sondern einem bedrängten Juden, einem der Brüder Jesu, etwas Gutes tut (Mat.25:40), der wird an der Hochzeitsfeier des Lämmleins und der Braut teilnehmen. Das Feiern, dieser Sabbat (oder: diese Sabbatruhe) währt übrigens den ganzen Äon lang (Heb.4:1-11). »Glückselig sind die zum Hochzeitsmahl des Lämmleins Geladenen!«

 

Der streitende Herr

 

  Im Folgenden schildert Johannes den streitenden Herrn: »Dann gewahrte ich den geöffneten Himmel, und siehe, ein weißes Pferd. Der darauf Sitzende heißt »Treu und Wahrhaftig«; denn Er richtet und streitet mit Gerechtigkeit« (Vers 11). Anders als in Kapitel 4:1, wo Johannes nur eine geöffnete Tür im Himmel sah, die ihm den Blick in den Thronsaal Gottes ermöglichte, ist der Himmel auf einmal völlig geöffnet. Heute ist er den Augen der Menschen verschlossen, und selbst wir Gläubige haben nur Einblick mit unseren Herzensaugen, wenngleich wir im Geist bereits inmitten der Überhimmlischen niedergesetzt sind (Eph.2:6). Die Schranken zwischen Himmel und Erde sind vom Ende der Gerichtszeit an beseitigt; es besteht eine offene Verbindung, wie der Herr es bereits Nathanael gesagt hatte: »Von jetzt an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Boten Gottes über dem Sohn des Menschen hinaufsteigen und herabsteigen« (Joh.1:51).

  Der Herr Jesus Christus reitet auf einem weißen Pferd. Ein Pferd steht im Orient für ein Kriegsross, nicht für ein gewöhnliches Reittier. Ein weißes Pferd steht nur dem König und seinen Fürsten zu.

  Sicherlich werden sich in der Endzeit viele von dem anderen Reiter auf einem weißen Pferd täuschen lassen, von dem in Kapitel 6:2 die Rede ist. Auch dieser hat einen hohen Rang, seinem Siegeszug folgen aber Kriege, Hungersnot und Todespest. Christus jedoch richtet in Gerechtigkeit und bringt einen tausendjährigen Frieden herbei. - Jesus heißt »Treu und Wahrhaftig«, ganz im Gegensatz zu den Regenten in der Zeit des Menschen der Gesetzlosigkeit (2.Thess.2:3).

  Johannes beschreibt den Herrn weiter: »Seine Augen sind wie eine Feuerflamme, auf Seinem Haupt sind viele Diademe, und Er hat Namen geschrieben, die niemand weiß als nur Er Selbst« (Vers 12). Sanftmütig und von Herzen demütig ist Jesus (Mat.11:29), doch in der Zeit des notwendigen gerechten Gerichts Gottes kommt Er mit durchdringendem richtendem Flammenblick, alles widergöttliche verzehrend. In Kapitel 11:18 hieß es: »Die Nationen sind zornig - und es kam Dein Zorn und die gebührende Zeit ... um die zu verderben, die die Erde verderben.«

  Viele Diademe trägt der Herr, denn Er ist der wahre geistliche und politische Herrscher. Diademe, durch die Haare geschlungene, edelsteinbesetzte Stirnreife oder Stirnbänder, sind Zeichen der Herrscherwürde.

  Die Namen, die niemand weiß als nur Er Selbst (oder nach dem Kodex Sinaiticus: der Name), zeigen, dass Er der Einzigartige und Unvergleichliche ist.

 

Das Wort Gottes

 

  Johannes fährt fort: »Umhüllt ist Er mit einem in Blut getauchten Obergewand, und Sein Name heißt: ’Das Wort Gottes’« (Vers 13). Jesus Selbst ist das Wort Gottes (Joh.1:1,14). Er ist in Sein eigenes Blut gewandet, denn mit Seinem Blut hat Er die Erlösung bewirkt (Heb.9:12). Ferner verhält es sich so, dass viele Menschen, die sich an das Wort Gottes halten, in ihr eigenes Blut getaucht wurden. Das Wort Gottes ist das am schärfsten befehdete Gut in diesem bösen Äon.

  Jesus Christus ist nicht allein: »Ihm folgten auf weißen Pferden die Heere im Himmel, mit weißem und reinem Batist angezogen« (Vers 14). Ein fürstliches Heer hoher Würdenträger folgt dem Herrn. Ihre Kleidung bezeugt ihre Gerechtigkeit.

 

Die scharfe Klinge und die Kelter des Zorns

 

  In Vers 15 steht zu lesen: »Aus Seinem Mund geht eine scharfe Klinge hervor, damit Er mit ihr auf die Nationen einschlage; denn Er wird sie mit eiserner Keule hirten. Er Selbst tritt die Weinkelter des grimmigen Zorns Gottes, des Allgewaltigen.« Die himmlischen Heere besitzen keine Waffen, denn ein Wort aus dem Munde des Herrn genügt, um die feindlichen Heere der Nationen, die an dem Ort, der hebräisch Harmageddon heißt, gegen Christus und Seine Getreuen aus Israel versammelt sind (Kap.16:16), zu vernichten. Das Wort, als scharfe Klinge gesehen, tötet. Im Lied des Mose heißt es dazu: »Seht nun, dass Ich, Ich es bin und kein Elohim neben Mir ist! Ich, Ich töte und Ich mache lebendig, Ich zerschlage und Ich, Ich heile; und da ist keiner, der Meine Hand überschattet« (5.Mose 32:39). Niemand also kann sich dem Zugriff Gottes entziehen.

  Das Gericht über die Hure Babylon, das abtrünnige Israel, ist vollzogen; jetzt verbleiben nur noch die Nationenheere, das letzte und wohl gewaltigste Aufgebot des wilden Tiers und der ihm hörigen Könige der ganzen Erde (Kap.16:14). Christus wird auf sie einschlagen, ebenso wie Er im Millennium die unbotmäßigen Nationen, die Ziegenböcke zur Linken (Mat.25:41,46), mit eiserner Keule regieren wird (Kap.2:27; Ps.2:9).

  Jesus Christus wird die Zorneskelter Gottes treten. Jesaia sprach bereits davon (63:1-6): »Wer ist dieser, der da kommt von Edom, in durchgorenen Gewändern von Bozra her? ... Weshalb ist Rotes an Deiner Kleidung? Weshalb sind Deine Gewänder wie die des Treters in der Kelter? - Die Kelter trat Ich allein, und aus den Völkern war niemand mit Mir. So zertrat Ich sie in Meinem Schnauben und zerstampfte sie in Meinem Zorn. Da spritzte ihr Saft auf Meine Gewänder, und Meine gesamte Bekleidung besudelte Ich. Denn der Tag der Rache war in Meinem Herzen vorgesehen, und das Jahr Meiner Erlösten war gekommen. ... Und Ich trat die Völker in Meinem Schnauben nieder.«

 

Der König der Könige

 

  Wer ist dieser, dem Gott die richterliche Vollmacht über die Nationen gegeben hat? Johannes antwortet mit Vers 16: »An Seinem Obergewand, an Seiner Hüfte, ist ein Name geschrieben: König der Könige und Herr der Herren.« Wer Ihn nicht kennt und anerkennt, hat kein Lebensrecht in Seinem Königreich.

 

Das große Mahl Gottes

 

  »Dann gewahrte ich«, so berichtet Johannes in den Versen 17 und 18, »einen anderen Boten in der Sonne stehen, der rief mit mächtiger Stimme allen Vögeln laut zu, die im Mittelhimmel fliegen: Herzu! Versammelt euch zum großen Mahl Gottes, um das Fleisch der Könige zu essen und das Fleisch der Obersten, das Fleisch der Starken, das Fleisch der Pferde und derer, die darauf sitzen, das Fleisch aller, der Freien wie auch der Sklaven und der Kleinen wie der Großen.« »Wo der Leichnam ist, dort werden sich die Geier versammeln« (Mat.24:28), die hoch am Himmel fliegen und nicht nur den Erdboden mit ihren scharfen Augen beobachten, sondern auch ihre Artgenossen; wenn einer sich auf eine Beute stürzt, so eilen auch die anderen aus allen Richtungen herbei, sodass sehr schnell eine große Anzahl zum Fraß, zum Festschmaus, zusammenkommt. So werden die Leichname recht schnell beseitigt. Hier aber werden die Raubvögel himmelweit durch einen besonderen Aufruf eines Boten zusammengerufen, der in der Sonne steht, einem Bild für das Licht und die Herrlichkeit Gottes, damit die Erde sogleich nach der Vernichtung der feindlichen Heere von deren Leichnamen gereinigt werde.

 

Das Ende der Feinde Christi

 

  Nach Kapitel 16:16 versammelten sich die christusfeindlichen Heere, die die übrig gebliebenen gläubigen Juden ausrotten und vermutlich sogar die Wiederkunft Jesu auf die Erde verhindern wollen, bei Harmageddon (hebr. für Berg von Megiddo), also in der Ebene Jesreel bei Megiddo im Norden Israels. Das wilde Tier rechnet sich in seiner Verblendung wohl Chancen aus, weil es durch ein Wunder Satans von einer tödlichen Wunde genesen war und seinem Standbild auf einem Flügel der Weihestätte (Dan.9:27; Mat.24:15) vom falschen Propheten Leben verliehen worden war (Kap.13:3,15). Jedoch - siehe, es kommt gar nicht zu einer Schlacht, sondern nur zum Aufmarsch und zu einem Wort aus dem Mund des auf dem weißen Pferd sitzenden Königs der Könige und Herr der Herren.

  Hören wir, was Johannes schreibt: »Dann gewahrte ich das wilde Tier und die Könige der Erde mit ihren Heeren versammelt, um mit dem zu streiten, der auf dem Pferd sitzt, und mit Seinem Heer. Da wurde das wilde Tier gefangengenommen und mit ihm der falsche Prophet, der vor seinen Augen die Zeichen tat, wodurch er die irreführte, die das Merkmal des wilden Tieres angenommen und sein Bild angebetet hatten. Lebendig wurden die beiden in den See des Feuers geworfen, der mit Schwefel brennt. Die übrigen wurden durch die Klinge getötet, die aus dem Mund dessen hervorgeht, der auf dem Pferd sitzt; und alle Vögel wurden satt von ihrem Fleisch« (Verse 19-21).

  Wieder erfüllt sich, was in Psalm 2:1,2 geschrieben steht, dass nämlich die Nationen schnauben und ihre Könige sich versammeln gegen Jewe und Seinen Gesalbten - wie damals, als Herodes und Pontius Pilatus sowie die Nationen und Israel sich gegen den Herrn und Seinen Christus versammelt hatten (Ap.4:25-28). Und es geschieht, was Psalm 33:9,10 sagt: »Er [Jewe] spricht, und es geschieht; Er gebietet, und es steht da. Jewe vereitelt den Ratschluss der Nationen; Er verwehrt den Völkern das Ersinnen und macht den Rat der Oberen zunichte.«

  Der Prophet Zephania weissagte über Harmageddon: »Mein Rechtsspruch ist es, die Nationen zu versammeln und die Königreiche zusammenzubringen, um Mein Drohen auf sie auszugießen, die ganze Glut Meines Schnaubens« (Zeph.3:8).

  Die vom Propheten Joel in Kapitel vier geschauten Ereignisse in der Tiefebene Joschafat lassen sich nicht eindeutig auf Harmageddon beziehen oder sind als mehrschichtig anzusehen, zumal die Rede davon ist, dass der Herr zu Gericht über die Nationen sitzen werde (Joel 4:2,12), was nach Seinem Kommen in Herrlichkeit erfolgen wird (Mat.25:31-46). Joschafat ist übrigens kein Ortsname; der Begriff - er bedeutet Dreschen oder Gerichtsabschluss (Elberfeld: Entscheidung; Joel 4:14) - charakterisiert ein Geschehen an welchem Ort auch immer.

  Die Kapitel 38 und 39 des Buches Hesekiel betreffen Harmageddon nicht; sie beschreiben den Aufstand von Gog und Magog in der ersten Zeit des Millenniums.

 

Der See des Feuers

 

  Zurück zum Kapitel unserer Betrachtung im Buch der Enthüllung Jesu Christi. Nach Vers 20 werden das wilde Tier und der falsche Prophet lebendig in den See des Feuers geworfen, der mit Schwefel brennt. Dort werden sie für die beiden letzten Äonen der Äonen gequält werden (Kap.20:10). Der Feuersee ist für sie nicht der zweite Tod wie für die Nichtauserwählten, die am Ende des nächsten Äons in das Gericht vor dem großen weißen Thron kommen (Kap.20:14; 21:8), noch nicht einmal der erste. Ihre Leiden werden ihrer Schuld entsprechen. Unser Gott und Vater wird ihre Qualen gerecht bemessen, sodass sie zur Erkenntnis der Gerechtigkeit Gottes gelangen werden.

  Der Feuersee dürfte während des tausendjährigen Königreichs Israels mit dem äonischen Feuer, dem Feuer der Gehenna, identisch sein (Mat.5:22; 18:8,9; 10:28; 23:15,33; Mark.9:43-48; Luk.12:5), wo der Wurm nicht verendet und das Feuer nicht verlischt (Jes.66:24). Die Leichen der Übertreter des Gesetzes werden dort hineingeworfen (Ps.101:8).

  Die Gehenna ist die Schlucht des Sohnes Hinnoms (Jer.7:31) unmittelbar südlich von Jerusalem, wo der Abraum der Stadt verbrannt wird. Gehenna bedeutet Schlucht des Gewimmers und Schlummerns. Da die Gehenna der Ort des Umbringens ist (Mat.10:28) und Apollyon, der Umbringer, über den Abgrund (griech. abyssos) herrscht, der auch brennt (Kap.9:2,11), könnte die Gehenna ein Teil des Abgrunds sein, in den der Satan hineingeworfen wird (Kap.20:3).

 

Der Sohn des Menschen kommt

 

  Der geöffnete Himmel, Christus auf dem weißen Pferd, die Vernichtung der feindlichen Heere - jetzt können wir in Matthäus 24:30 weiterlesen: »Dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen, und dann werden alle Stämme des Landes wehklagen und den Sohn des Menschen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit kommen sehen.« Christus tritt Seine Königsherrschaft über Israel und die ganze Erde an. Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen!

 

Das Millennium und der große, weiße Thron

(Offenbarung 20)

 

  Der Reiter auf dem weißen Pferd, der »Treu und Wahrhaftig« und »Das Wort Gottes« heißt, der Herr Jesus Christus, hat die gegen Ihn bei Harmageddon versammelten feindlichen Heere mit der Klinge Seines Mundes vernichtet und das wilde Tier sowie den falschen Propheten gefangen nehmen und in den Feuersee werfen lassen (Kap.19:11-21). Auch die Niederlage Satans ist herbeigekommen. Der Überwinder am Kreuzesholz hat alle Vollmacht, um auch im Kampf zu siegen. Ein Wort von Ihm genügt, um den Feind zu fällen.

 

Satan im Abgrund

 

  Der Apostel Johannes berichtet in Kapitel 20:1,2: »Dann gewahrte ich einen anderen Boten aus dem Himmel herabsteigen, der hatte den Schlüssel des Abgrunds und eine große Kette in seiner Hand. Er bemächtigte sich des Drachen, der uralten Schlange, die der Widerwirker und der Satan ist, und band ihn für tausend Jahre.« Es fällt auf, dass der Bote nicht näher bezeichnet wird, etwa als ein starker, der den Satan fesselt. Der Bote steigt vom Himmel herab auf die Erde, denn der Satan befindet sich auf ihr, seitdem er samt seinen Boten in der Mitte des siebzigsten Jahrsiebeners aus dem Himmel geworfen worden war (Kap.12:9).

  Der Bote hat den Schlüssel des Abgrunds in seiner Hand. Der Abgrund (griech. abyssos) ist alles, was sich unter der Erd- und Wasseroberfläche befindet. Die Legion der Dämonen in dem Besessenen flehte den Herrn an, sie nicht in den Abgrund zu schicken. Anscheinend graute ihnen davor (Luk.8:31). Unser Herr war im Tode im Abgrund (Röm.10:7). Aus der Lohe und dem Rauch des Brunnens des Abgrunds stiegen beim fünften Posaunengericht Heuschrecken heraus auf die Erde, die die Menschen fünf Monate lang wie Skorpione quälten. Diese Heuschrecken haben den König des Abgrunds über sich, dessen Name auf hebräisch Abaddon und auf griechisch Apollyon lautet (Kap.9:1-11).

  Unmissverständlich wird uns gesagt, wen der Bote mit seiner Kette bindet: den Satan, den Widerwirker gegen Gott, den Diabolos, das heißt Durcheinanderwerfer, die uralte Schlange, die bereits Eva verführte, den Drachen, mithin den Ausbund des Bösen, der dem wilden Tier die Vollmacht verliehen hatte (Kap.13:4). Sicherlich werden auch seine Boten in den Abgrund geworfen (vgl. Mat.25:41).

  Für eintausend Jahre wird der Satan gebunden sein. Diese Frist beginnt 42 Monate nach der Mitte des Jahrsiebeners; für so lange Zeit hatte der Drache dem wilden Tier Vollmacht gegeben (Kap.13:5), und 1260 Tage lang wurde die sonnenumhüllte Frau, das getreue Israel, vor dem Satan geschützt (Kap.12:6,14).

  Diese tausend Jahre sind aber nicht das Millennium, das tausendjährige Königreich Israels, denn jenes beginnt erst 75 Tage später, nämlich dann, wenn die Gläubigen Israels auferweckt werden, um mit Christus tausend Jahre lang zu herrschen (Kap.20:4,6). 75 Tage deshalb, weil dem Propheten Daniel gesagt wurde, dass er am Ende der Tage, und zwar 1335 Tage nach der Mitte des Jahrsiebeners auferstehen wird, also 75 Tage nach den 1260, die zur Wiederkunft Jesu Christi führen (Dan.12:12,13).

  Das Millennium ist übrigens nicht mit dem Tag des Herrn identisch. Der Tag des Herrn umfasst mehr. Er beginnt mit der siebenjährigen Zeit des Zorns und gerechten Gerichts Gottes, enthält die genannten 75 Tage und schließt die tausendjährige Königsherrschaft Christi und Seiner Getreuen ein. Der Satan, der von der Wiederkunft Jesu Christi an für tausend Jahre im Kerker ist, wird somit 75 Tage vor dem Ende des Millenniums freigelassen werden (Kap.20:7).

  Vers 3 sagt uns, wie der Bote mit dem Satan weiter verfährt: »Er warf ihn in den Abgrund, schloss zu und versiegelte über ihm, damit er die Nationen nicht mehr irreführe, bis die tausend Jahre vollendet seien. Danach muss er für eine kurze Zeit losgelassen werden.« Der Satan, dessen Vollmachtsgebiet bislang der Luftraum war, in welchem wir Menschen leben (Eph.2:2), ist ausgeschaltet; er kann den Abgrund nicht verlassen. Wie froh dürfen alle Menschen nun sein, denn jetzt kann er sie nicht mehr irreführen. Bisher hatte er in den Söhnen der Widerspenstigkeit gewirkt (Eph.2:2) und die Gedanken der Ungläubigen geblendet, sodass ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus nicht erstrahlte (2.Kor.4:4). Selbst wir Gläubige werden vom Satan irregeführt, wenn wir nicht die gesamte Waffenrüstung, die Gott uns bereitgelegt hat, angezogen haben, bestehend aus dem Gürtel der Wahrheit, dem Panzer der Gerechtigkeit, den Sandalen des Friedens und dem Langschild des Glaubens. Wer das Wort der Wahrheit nicht kennt und nicht wahrhaftig ist, wer nicht aus der Gerechtigkeit Gottes lebt und nicht gerecht handelt, wer das Evangelium des Friedens Gottes mit den Menschen nicht in Wort und Tat zu bezeugen bereit ist, und wer den Langschild des Glaubens nicht aufgenommen hat, Gottes Wort also nicht in allem und nicht völlig vertraut, kann den Kriegslisten des Satans nicht standhalten (Eph.6:10-18).

 

Die erste Auferstehung und das Urteil

 

  Sodann lässt Johannes uns wissen: »Dann gewahrte ich Throne, auf denen die saßen, denen es gegeben war, das Urteil zu sprechen. Die Seelen derer, die man um des Zeugnisses für Jesus und um des Wortes Gottes willen mit dem Beil getötet hatte, sowie diejenigen, die weder das wilde Tier noch sein Bild angebetet, noch das Merkmal an ihre Stirn und an ihre Hand angenommen hatten - auch sie leben und herrschen als Könige mit Christus tausend Jahre. (Die übrigen Toten leben nicht, bis die tausend Jahre vollendet sind.) Diese Auferstehung ist die erste« (Verse 4+5).

  Mehrfach hatte unser Herr Jesus Christus von der Auferstehung gesprochen, so in Lukas 14:14: »Es wird dir bei der Auferstehung der Gerechten vergolten werden.« Und in Johannes 5:29 steht zu lesen: »Es werden hervorgehen, die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Schlechte verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts.« Hier in Offenbarung 20:5 erfahren wir, dass zwischen diesen beiden Auferstehungen tausend Jahre liegen. Des Weiteren heißt es in Lukas 20:35,36: »Die aber für würdig geachtet werden, jenes Äons und der Auferstehung aus den Toten teilhaftig zu werden, heiraten dann weder, noch werden sie verheiratet. Sie können doch auch nicht mehr sterben; denn sie sind wie die Boten und sind Söhne Gottes, weil sie Söhne der Auferstehung sind.« Diese auferstandenen Israeliten werden Jesus gleichen (1.Joh.3:2).

  Eine Zwischenbemerkung: Die Auferstehung der Glieder der Körpergemeinde geschieht vor der ersten Auferstehung, denn wir haben eine frühere Erwartung als Israel.

  Den an der ersten Auferstehung Israels Teilhabenden wird von Thronen aus das Urteil gesprochen. Denn die Zeit der Vergeltung ist gekommen, wie in Kapitel 11:18 gesagt: »Es kam die gebührende Zeit, um die Toten zu richten und den Lohn Deinen Sklaven zu geben, den Propheten und den Heiligen und denen, die Deinen Namen fürchten, den Kleinen wie den Großen.« Die Sendschreiben an die sieben jüdischen Gemeinden geben uns Aufschluss über den Lohn:

         »Wer überwindet, dem werde Ich von dem Holz des Lebens zu essen geben, das mitten im Paradies Gottes steht« (2:7).

         »Wer überwindet, dem wird der zweite Tod keinesfalls schaden können« (2:11).

         »Wer überwindet, dem werde Ich von dem verborgenen Manna geben, und Ich werde ihm einen weißen Kiesel [d. h. ein Losteil im Königreich] geben, und auf dem Kiesel ist ein neuer Name geschrieben, den niemand weiß, außer dem, der ihn erhält« (2:17).

         »Wer überwindet und Meine Werke bis zur Vollendung bewahrt, dem werde Ich Vollmacht über die Nationen geben, und er soll sie mit eiserner Keule hirten, wie man die Töpfergefäße zertrümmert, wie es auch Ich von Meinem Vater erhalten habe; und Ich werde ihm den Morgenstern [die Teilhabe an Jesu Herrschaft; 4.Mose 24:17] geben« (2:26-28).

         »Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern umhüllt werden, und keinesfalls werde Ich seinen Namen aus der Rolle des Lebens auslöschen, und Ich werde seinen Namen vor Meinem Vater und vor den Augen Seiner Boten bekennen« (3:5).

         »Wer überwindet, den will Ich zu einer Säule im Tempel Meines Gottes machen, und möge er niemals mehr hinausgehen, und Ich werde den Namen Meines Gottes auf ihn schreiben und den Namen der Stadt Meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel von Meinem Gott herabkommt, und Meinen neuen Namen« (3:12).

         »Wer überwindet, dem werde Ich geben, sich mit Mir auf Meinen Thron zu setzen, wie auch Ich überwunden und Mich mit Meinem Vater auf Seinen Thron gesetzt habe« (3:21).

  Nach alledem können wir freudig mit einstimmen in das, was in Vers 6 unseres Kapitels 20 geschrieben steht: «Glückselig und heilig ist, wer an der ersten Auferstehung Anteil hat. Über diese hat der zweite Tod keine Vollmacht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm die tausend Jahre als Könige herrschen.« Ihre Königsherrschaft werden sie übrigens auch auf der neuen Erde ausüben (Kap.22:5); Priester aber wird es dann nicht mehr geben, auch keinen Tempel mehr, denn Gott Selbst wird unter den Völkern zelten (Kap.21:3).

 

Satans letztes Aufbegehren

 

  Wir betrachten nun die letzten 75 Tage des tausendjährigen Königreichs Israels. Johannes schreibt in den Versen 7 bis 10 darüber: »Wenn die tausend Jahre vollendet sind [Satans tausend Jahre im Abgrund], wird Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden. Dann wird er ausziehen, um alle Nationen an den vier Ecken der Erde irrezuführen, den Gog und Magog, um sie, deren Zahl wie der Sand des Meeres ist, zur Schlacht zu sammeln. Dann zogen sie auf die breite Hochebene des Landes hinauf und umzingelten das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt. Da fiel Feuer von Gott aus dem Himmel herab und verzehrte sie. Doch der Widerwirker, der sie irreführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo auch das wilde Tier und der falsche Prophet sind. Dort werden sie tags und nachts für die Äonen der Äonen gequält werden.«

  Es mag uns wundern, dass die Menschen sich nach tausend Jahren der Gerechtigkeit, des Friedens und des Wohlergehens so schnell wieder irreführen und zur Widerspenstigkeit gegen Gott aufbringen lassen. Wir mögen erschrecken, dass die Menschen nach einem ganzen Äon der rechten Verkündigung des Wortes Gottes durch das priesterliche Volk Israel - die Nationen hatten sich sogar zu Jüngern Jesu machen lassen (Mat.28:19) - dem Satan wieder hörig werden. Es ist und bleibt aber so: Solange das Herz eines Menschen nicht durch den Geist Gottes erneuert worden ist, hat der Mensch die Gesinnung des Fleisches. »Die Gesinnung des Fleisches [aber] ist Feindschaft gegen Gott, weil sie sich dem Gesetz Gottes nicht unterordnet; denn sie kann es auch nicht« (Röm.8:7). Und da hat der Satan leichtes Spiel.

  Die Taufe in den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes verbindet die Nationen im Millennium mit dem Träger des Namens und drückt ihre Zugehörigkeit zu Ihm aus, wirkt sich auch segensreich aus, sofern sie den Glauben festhalten und alles tun, was der Herr Jesus Christus ihnen geboten hat (Mat.28:19,20), hat aber nicht den Empfang des Geistes Gottes zur Folge, wie auch in Apostelgeschichte 8:16,17 zu lesen: »... bisher war er [der heilige Geist] noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren nur in den Namen des Herrn Jesus getauft.  Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie erhielten heiligen Geist« (vgl.Ap.19:5,6). Bei uns, den Gliedern der Körpergemeinde, verhält es sich völlig anders: Wir sind in Christus Jesus getauft, in Seinen Tod (Röm.6:3), und diese eine Taufe (Eph.4:5) ist im Geist (1.Kor.12:13).

  Wer sind Gog und Magog? Gog (hebr. obenauf) darf als Titel aufgefasst werden, meint mithin einen Führer. Magog bedeutet »von Gog«, meint also die von Gog, die Anhänger Gogs. Deren von Satan angestifteter Aufstand ist nicht zu verwechseln mit dem in Hesekiel 38 und 39 beschriebenen Kriegszug von Gog und Magog in den Anfangsjahren des Millenniums (siehe Zeitschrift »Unausforschlicher Reichtum« 1957, Seite 64 ff., des Konkordanten Verlags Pforzheim).

  Die Nationen stehen nicht nur unter der priesterlichen Führung Israels, sondern auch unter dessen politischer Herrschaft, denn Israel ist die königliche und höchste Nation (2.Mose 19:6; 1.Pet.2:9; 5.Mose 28:1,13). Die Nationen bestimmen ihr Geschick also nicht selbst. Und so wird geschehen, was in Psalm 2:2,3 geschrieben steht: »[Sie] versammeln sich ... gegen Jewe und Seinen Gesalbten [und sagen]: Wir wollen zerreißen ihre Bande und ihr Joch von uns werfen.« Aller Segen, den sie durch Israel genießen, ist vergessen.

  Gott macht kurzen Prozess: Feuer von Ihm verzehrt Seine Feinde, und der Satan wird in den Feuersee geworfen (seine Boten sicherlich ebenfalls; Mat.25:41). Dort befinden sich das wilde Tier und der falsche Prophet bereits seit dem Ende des vorangegangen Äons. Ihre Qualen entsprechen Gottes Gerechtigkeit und sind ihren Werken angemessen, sodass sie in dem reinigenden Feuer die Gerechtigkeit Gottes erkennen werden.

  Sollte der Feuersee mit der Gehenna, der Schlucht des Sohnes Hinnoms südlich von Jerusalem, in der der Abfall der Stadt verbrannt wird, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlischt (Jes.66:24), im Millennium identisch sein, und sollte Satan in den tausend Jahren bereits in dem Teil des Abgrunds gebunden gewesen sein, der mit Feuer brennt (Kap.9:2), dann würde dies mit Vers 10b übereinstimmen, wo es heißt, dass auch der Satan für die Äonen der Äonen, mithin auch während der tausend Jahre, im Feuersee gequält wird.

 

Himmel und Erde fliehen

 

  Welch ein gewaltiges Bild tut sich mit Vers 11 vor unseren Augen auf: »Dann gewahrte ich einen großen weißen Thron und den, der darauf saß; vor dessen Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es fand sich keine Stätte mehr für sie.« Johannes sieht einen Thron; dessen Größe drückt seine Herrlichkeit aus, steht aber wohl auch im Zusammenhang mit der großen Zahl der zu Richtenden. Weiß ist der Thron; weiß ist die Farbe des Sieges und der Gerechtigkeit. Der darauf sitzt, ist unser Herr Jesus Christus, denn der Vater hat Ihm, da Er ein Menschensohn ist, die Vollmacht gegeben, Gericht zu halten (Joh.5:27). Die Brüder und Schwestern aus unseren Reihen, die um Christi willen erduldeten, sich Unrecht tun ließen und nicht selber Unrecht taten, werden in diesem Gericht mitwirken, denn die Heiligen werden die Welt richten (1.Kor.6:2,7-10; 2.Tim.2:12).

  Vor dem Angesicht Jesu Christi vergehen der Himmel und die Erde, die jetzt sind - und die übrigens die zweiten sind, denn die Himmel und die Erde von alters her vergingen beim Niederwurf der Welt, als die Erde ein Tohuwabohu wurde (1.Mose 1:2; Eph.1:4; 2.Pet.3:5).  

 

Vor dem großen, weißen Thron

 

  Johannes teilt weiter mit: »Und ich gewahrte die Toten, die Großen und die Kleinen, angesichts des Thrones stehen, und Rollen wurden aufgetan. Dann wurde eine andere Rolle aufgetan, das war die Rolle des Lebens. Und die Toten wurden nach dem gerichtet, was in den Rollen geschrieben war, nach ihren Werken. - Das Meer gab die Toten her, die darin waren, und der Tod und das Ungewahrte gaben die Toten her, die darin waren; und sie wurden verurteilt, ein jeder nach seinen Werken« (Verse 12+13).

  Sollte das Meer buchstäblich aufzufassen sein, so hat es die Toten hergegeben, als es mit der Erde verging. Wenn an das Völkermeer zu denken ist, dann bezieht sich Vers 13 auf die aus den Nationen und Vers 12 auf die aus Israel, zumal darin die Rolle des Lebens erwähnt wird, in welcher nur die gläubigen Israeliten eingeschrieben sind (2.Mose 32:32; Dan.12:1; Ps.69:29; Off.3:5; 13:8; 17:8). Wir, zu denen Gott durch die Heroldsbotschaft des Paulus spricht (Tit.1:3), stehen nicht in dieser Rolle, die erst vom Niederwurf der Welt an geführt wird (Kap.13:8; 1.Mose 1:2), denn wir wurden vor dem Niederwurf auserwählt (Eph.1:4).

  Der Tod und das Ungewahrte (griech. hadês, unwahrnehmbar, Ungewahrbarer) geben die Toten her. Der Tod, der ihre Körper ergriffen und ins Grab gelegt hatte, gibt ihre Körper wieder her, und das Ungewahrte, das ihre Seelen, diese sind ihr Bewusstsein, in den Zustand der Ungewahrbarkeit und des Nichtswahrnehmens gebracht hatte, gibt ihre Seelen wieder her, sodass sie also mit irdischen Körpern auferstehen und ihre Seele, ihr Bewusstsein, wieder haben.

  Die Toten - diese Benennung ist eine Redefigur, und zwar die des Beibehalts; es wurde die Bezeichnung beibehalten, die bislang für sie zutraf - sie stehen lebendig vor dem großen, weißen Thron. Sie sind aber nicht »lebendig gemacht« worden, was im Sinne von 1.Korinther 15:22,24 so zu verstehen wäre, dass sie unvergängliches Leben hätten; dieses wird ihnen erst nach den Äonen, bei der Vollendung, gegeben werden.

  Vor dem Thron stehen nur die Nichtauserwählten und Nichtberufenen und mithin Ungläubigen; sie haben kein äonisches Leben, was man ja nur durch den Glauben an Jesu Christi Blut erhält. Allen anderen Menschen wurde im Verlauf der bisherigen Äonen der Glaube geschenkt, sodass sie äonisches Leben haben, Leben im tausendjährigen Königreichsäon und in dem darauf folgenden, und somit weder tot sind noch in das Gericht kommen, wie denn der Herr sagte: »Wer Mein Wort hört und dem glaubt, der Mich gesandt hat, hat äonisches Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben hinübergegangen« (Joh.5:24). Auch wir in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Haushaltung der überströmenden Gnade Gottes (Röm.5:20; Eph.3:2; Kol.1:25) Lebenden, in Christi Blut Gerechtfertigten (Röm.5:9), haben das äonische Leben in Christus Jesus, unserem Herrn, als Gnadengabe Gottes (Röm.6:23) längst erhalten, und zwar bereits vor der siebenjährigen Gerichtszeit, die dem Millennium vorausging.

 

Sie werden gerichtet und verurteilt

 

  »Es kommt die Stunde«, sagte unser Herr, »in der alle, die in den Gräbern sind, Seine Stimme hören werden; und es werden hervorgehen ... die das Schlechte verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts« (Joh.5:28,29).

  Jetzt findet das Gericht statt.

  Schriftrollen werden aufgetan. Bei Gott ist keine Sekunde unseres Lebens verloren oder vergessen. Vielleicht sehen die Menschen ihr Leben nochmals wie in einem Film, aber auch alles Verborgene, alle Gedanken, die Motive, die Erwägungen des Herzens, die Gewissensregungen (Röm.2:15,16). Alles ist nackt und entblößt vor den Augen dessen, dem sie Rechenschaft geben müssen (Heb.4:13).

  Alle werden gerichtet und verurteilt, und zwar nach ihren Werken. Das bedeutet, dass jeder vor dem Thron empfängt, was ihm zukommt.

Das ist gerecht. Und zwar werden Zorn und Grimm, Drangsal und Druck über eines jeden Menschen Seele kommen, je nach dem Maß seiner üblen Werke (Röm.2:8,9). Vor dem Hintergrund der weißen Farbe des Throns heben sich ihre ungerechten Taten schärfstens ab und verursachen sie ihnen gewaltige Erschütterungen und bohrende Schmerzen.

  Die Menschen werden auch dies erkennen, dass ihre guten Werke sie nicht retten können, sondern nur das Blut Jesu Christi. Sie werden übrigens nicht wegen ihres Unglaubens verurteilt, denn Gott hatte sie nicht zum äonischen Leben verordnet und ihnen dementsprechend nicht den Glauben in Gnaden gewährt (Ap.13:48; Phil.1:29).

  Das Urteil besteht in dem Zorn und Grimm, in der Drangsal und dem Druck, die sie vor dem großen, weißen Thron erfahren.

  Das gerechte Gericht Gottes wird die Menschen zur Erkenntnis der außerordentlichen Sündhaftigkeit der Sünde führen. Jetzt haben sie gelernt, was gut und böse ist. Jeder wird zu der Erkenntnis kommen, dass er des äonischen Lebens unwürdig ist und den zweiten Tod verdient. Dies wird in allen die Sehnsucht nach dem Retter wecken und sie für die Aussöhnung beim Abschluss der Äonen zubereiten.  

 

Der zweite Tod

 

  Mit den folgenden Ereignissen endet der Tag des Herrn: »Der Tod und das Ungewahrte wurden in den See des Feuers geworfen. Dies ist der zweite Tod: der See des Feuers. Und wenn jemand nicht gefunden wurde - in der Rolle des Lebens geschrieben - der wurde in den See des Feuers geworfen« (Verse 14+15). Keiner von jenen vor dem großen, weißen Thron steht in der Rolle des Lebens eingeschrieben. Allesamt sind sie in Adam und gehören sie noch der alten Schöpfung an, die kein Bleiberecht mehr hat. Deshalb müssen sie in den zweiten Tod gehen. Wieder sind sie ohne Bewusstsein.

  Der zweite Tod wird durch den Feuersee illustriert. Es mag sein, dass an die Erde und den Himmel zu denken ist, die gerade vergehen. Petrus schreibt dazu: »Die Elemente werden aufgelöst und in Glut vergehen samt der Erde und den Werken, die auf ihr gefunden werden ... Die Himmel werden mit Glühen aufgelöst werden, und die Elemente zerschmelzen in dieser Glut« (2.Pet.3:10,12).

  Der Feuersee wird in seiner Bedeutung mit dem zweiten Tod gleichgesetzt (vgl. Kap.21:8) und darf als die Ursache des zweiten Todes angesehen werden. Er ist bestimmt nicht nur ein Bild für den zweiten Tod, sondern existiert. Wie der Feuersee sich im letzten Äon darstellt und wo er sich befindet, weiß ich nicht.

  Sogar der Tod und das Ungewahrte werden in den See geworfen. Nirgendwo im All gibt es dann noch den Tod; der ist in den Feuersee verbannt. Das bedeutet, dass niemand mehr stirbt. Auch das Ungewahrte gibt es dann außer im Feuersee nicht mehr; niemand mehr wird in den Zustand der Unwahrnehmbarkeit und des Ohne-Bewusstsein-Seins fallen. Auf der neuen Erde wird der Tod nicht mehr sein (Kap.21:4).

  In der Vollendung sodann wird auch der zweite Tod abgetan sein (1.Kor.15:26), denn Jesus Christus hebt den Tod auf und bringt dafür Leben und Unvergänglichkeit hervor (2.Tim.1:10). Alle werden in Christus lebendig gemacht werden, alle werden Christus untergeordnet werden, und Gott wird alles in allen sein (1.Kor.15:22-28). Im Namen unseres Herrn Jesus Christus sei Ihm die Verherrlichung für die Äonen der Äonen!

 

Das neue Jerusalem

(Offenbarung 21)

 

Der neue Himmel und die neue Erde

 

  Mit Kapitel 21 bricht der Tag Gottes an. Der Apostel Petrus erwartete diesen Tag und damit die neuen Himmel und die neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt (2.Pet.3:12,13), gemäß der Verheißung Jewes, der gesagt hatte: »Siehe! Ich schaffe neue Himmel und eine neue Erde« (Jes.65:17; 66:22).

  Diese Verheißung ist erfüllt, wenn geschehen ist, wovon der Apostel Johannes in Kapitel 21:1 berichtet: »Dann gewahrte ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der vorige Himmel und die vorige Erde waren vergangen, und das Meer war nicht mehr.« Gemäß der Verheißung des Segens für tausend Generationen Israels (2.Mose 20:6; 34:7; Ps.105:8) - eine Generation mit einer Spanne von 30 oder 40 Jahren angenommen - dürfte die neue Erde mindestens dreißig- oder vierzigtausend Jahre lang bestehen. Mithin ist der letzte und herrlichste Äon auch der längste - weitaus länger als alle vorangegangenen bösen Äonen (Gal.1:4) zusammen. Die gesamte Erde wird dann trockenes Land sein, was eine erheblich vergrößerte Wohnfläche bedeutet. Dass das unruhige Meer nicht mehr ist, entspricht der Tatsache, dass die Nationen zur Ruhe gefunden haben.

  Unser - der Körpergemeinde - Losteil, das Überhimmlische, unser Segens- und Aufgabenbereich inmitten der überhimmlischen Regionen und Geschöpfe (Eph.1:3; 2:6,7), unser Losteil in dem zur Zeit noch unzugänglichen Licht (Kol.1:12; 1.Tim.6:16) ist von der Erschaffung des neuen Himmels nicht berührt. Unser Losteil ist bereits durch das Opfer Jesu Christi gereinigt (Heb.9:23) und ist seit dem Herabwurf Satans und seiner Boten in der Mitte des letzten Jahrsiebeners (Off.12:8) auch von den geistlichen Mächten der Bosheit freigelöst ( Eph.1:14; 6:12). Schließlich sind die Abschlüsse der Äonen mit all ihrer Vollkommenheit und Herrlichkeit zu uns gelangt (1.Kor.10:11). Unser Neu-geworden-Sein (2.Kor.5:17) ist längst strahlender als alles Neue auf der neuen Erde.

  Für den neuen Himmel, den Johannes gewahrte (Paulus war einst bis zu diesem dritten Himmel entrückt worden; 2.Kor.12:2), ist bezeichnend, dass es weder die Sonne noch den Mond mehr gibt, weil die Herrlichkeit Gottes und des Lämmleins die Erde erleuchtet (Kap.21:23; 22:5).

 

Das neue Jerusalem

 

  Die neue Erde hat ebenfalls ein besonderes Merkmal, nämlich das neue Jerusalem. Dies wird uns mit Vers 2 mitgeteilt: »Und ich gewahrte die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herabkommen von Gott, bereitgemacht wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.« Jerusalem - das Wort mag »zum Ziel gebrachter, überfließender Friede« bedeuten, die hebräische Pluralform auf die zwei Jerusalem hinweisen, das irdische und das überhimmlische. Jerusalem, die Hauptstadt Israels und damit der Erde, die Wohnstätte Gottes auf der Erde, die Sehnsucht aller Juden - nun steht die heilige Stadt in vollkommener Pracht da, geschmückt wie eine Braut. Die Braut ist ein Bild für Israel. Es sagt uns, dass der Bräutigam, der Herr Jesus Christus, nicht eine geschiedene, verworfene und gealterte Frau heiratet, sondern Jerusalem im Schmuck unverwelklicher Jugend und Hochzeitsfreude verbleibt. Jesaia drückt dies so aus: »Siehe! Ich schaffe Jerusalem zum Frohlocken und sein Volk zur Wonne. Dann frohlocke Ich über Jerusalem und bin voller Wonne über Mein Volk« (Jes.65:18,19) - wie ein Bräutigam über seine Braut.

  Das neue Jerusalem ist nicht das überhimmlische, von dem in Hebräer 12:22 die Rede ist, das Jerusalem droben (Gal.4:26), die Wohnstätte Gottes im Geist (Eph.2:22). Dort oben, in dieser überhimmlischen Stadt, die ein Bild für die höchste göttliche Segenssphäre ist, ist unser Bürgertum.

 

Gottes Zelt bei den Menschen

 

  Des Weiteren zeichnet Johannes auf: »Dann hörte ich eine laute Stimme aus dem Thron rufen: Siehe, Gottes Zelt ist bei den Menschen, und Er wird bei ihnen zelten; sie werden Seine Völker sein, und Er, Gott Selbst, wird bei ihnen sein. Er wird jede Träne aus ihren Augen wischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer,  noch Geschrei, noch Pein - sie werden nicht mehr sein; denn das Vorige ist vergangen« (Verse 3+4). Gott Selbst ist mitten unter den Menschen. Der Friede Seiner Versöhnung umschließt alle. Folglich bedarf es keines Tempels, keiner Priester und keines vermittelnden Rituals (vgl. Vers 22).

  Da Gott Geist und somit unsichtbar ist (Joh.4:24), werden die Menschen Sein Abbild sehen, Jesus Christus (Kol.1:15), die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi (2.Kor.4:6), die Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit und das Gepräge Seines Wesens (Heb.1:3).

 

Siehe, Ich mache alles neu!

 

  Mit den Versen 5 bis 8 folgen zusprechende und ermahnende Worte Gottes Selbst, die zwar auch das Neue hervorheben, vor allem aber den Leser des Buches der Enthüllung Jesu Christi in der Endzeit aufrichten sollen: »Dann sprach der auf dem Thron Sitzende: Siehe, Ich mache alles neu! - Und zu mir sagte Er: Schreibe, denn diese Worte sind glaubwürdig und wahrhaft. - Weiter sagte Er zu mir: Es ist geschehen! Ich bin das Alpha und das Omega, der Ursprung und die Vollendung. Ich werde dem Dürstenden aus der Quelle des Wasser des Lebens umsonst zu trinken geben. Dem Überwinder wird dies zugelost werden. Ich werde ihm Gott sein, und er wird Mein Sohn sein. Den Verzagten aber und Ungläubigen, den Gräulichen und Mördern, den Hurern und Zauberern, den Götzendienern und allen Falschen: ihr Teil wird in dem See sein, der mit Feuer und Schwefel brennt: das ist der zweite Tod.«

  Gott macht alles neu! Dies darf auch uns, die wir bereits eine neue Schöpfung in Christus sind (2.Kor.5:17), ein Zuspruch sein.

  Es ist geschehen! Alles geschah nach Gottes Wort, wie denn in Psalm 33:9 geschrieben steht: »Er spricht, und es geschieht; Er gebietet, und es steht da.«

  Umsonst, geschenkweise, wird das Wasser des Lebens, die Herrlichkeit des äonischen Lebens in Unsterblichkeit, dem gegeben, der in der Endzeit überwindet, mithin nicht das wilde Tier anbetet, sondern sich im Blut des Lämmleins reinigt und Ihm treu bleibt. Denen wird Gott zum Vater sein, und sie werden Ihm zu Söhnen und Töchtern sein (Jer.31:9; 2.Kor.6:18).

 

Die Herrlichkeit des neuen Jerusalem

 

  Wie sieht das neue Jerusalem aus? Es ist von strahlender Herrlichkeit. Johannes darf sie uns ab Vers 9 vor Augen malen: »Dann kam einer von den sieben Boten, welche die sieben Schalen gehabt hatten, die bis zum Rand voll von den letzten sieben Plagen gewesen waren. Er redete mit mir und sagte: Komm herzu! Ich werde dir die Braut zeigen, die Frau des Lämmleins. - Danach brachte er mich im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt, Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommend. Sie hatte die Herrlichkeit Gottes, und ihr Lichtglanz war gleich dem kostbaren Stein, wie es der kristallhelle Jaspis ist. Sie hatte eine große und hohe Mauer, in der sich zwölf Tore befanden, und auf den Toren zwölf Boten. und es waren Namen darauf geschrieben, das waren die der zwölf Stämme der Söhne Israels. Nach Osten waren drei Tore und nach Norden drei Tore, ebenso nach Süden drei Tore und nach Westen drei Tore. Die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundfesten und darauf die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lämmleins« (Verse 9-14).

  Der hohe und damit allseits sichtbare Berg, auf dem Johannes die heilige Stadt gezeigt wird, spricht bildlich von einer erhabenen, machtvollen Regentschaft, allseits anerkannt. Jerusalem leuchtet wie der Jaspis. Damit dürfte ein Diamant von reinster Klarheit gemeint sein, grünlich schimmernd wie ein Smaragd, sodass die Stadt einen hellen und sanften Glanz des Friedens ausstrahlt. Die heilige Nation wohnt darin. Das neue Jerusalem hat die Herrlichkeit Gottes, wie auch Jesaia bezeugt: »Leuchte, leuchte, Jerusalem! Denn gekommen ist dein Licht, und die Herrlichkeit Jewes strahlt auf über dir. ... Und Jewe strahlt auf über dir, und Seine Herrlichkeit erscheint über dir. Es kommen die Nationen zu deinem Licht und Könige zu dem Glanz, der über dir erstrahlt« (Jes.60:1-3).

  Die Mauer zeigt die Abgrenzung zwischen Israel und den dem königlichen Volk untergeordneten Nationen auf. Die Könige der Erde wissen es zu schätzen, durch die Tore hindurchschreiten und Ehrengaben in die Stadt hineinbringen zu dürfen (Verse 24+26).

  Auf die zwölf Tore sind die Namen der zwölf Stämme geschrieben, vielleicht in derselben Anordnung wie bei dem Jerusalem des Millenniums nach Hesekiel 48:31-34: Ruben, Juda und Levi im Norden; Joseph, Benjamin und Dan im Osten; Simeon, Issakar und Sebulon im Süden; Gad, Asser und Naphthali im Westen.

  Auf den zwölf mit kostbaren Steinen geschmückten (Vers 19) Grundfesten der Mauer stehen die Namen der zwölf Apostel, welche sind: Simon, auch Petrus genannt, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus; Simon, der Kananäer, und Matthias, der Nacherwählte (Mat.10:2-4; Ap.1:21-26). - Von dem Apostel Paulus ist selbstverständlich keine Rede, denn das ihm enthüllte Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.1:12; 2:7), an dem wir teilhaben, geht in seiner Herrlichkeit über die des neuen Jerusalem hinaus, da in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Haushaltung der überströmenden Gnade Gottes (griech. oikonomia; Eph.3:2; Kol.1:25) kein Unterschied zwischen jüdischen und nichtjüdischen Gläubigen in Christus Jesus besteht (Gal.3:28; Eph.3:6). Dieser uns zuteil gewordene Segen entspricht der Vollendung, die das neue Jerusalem eben noch nicht darstellt.

 

Die Maße der Stadt und ihrer Mauer

 

  Nun erfahren wir die Maße der Stadt und ihrer Mauer: »Der mit mir sprach, hatte ein Maß, ein goldenes Rohr, um damit die Stadt und ihre Tore und ihre Mauer zu messen. Die Stadt war viereckig angelegt, und ihre Länge betrug so viel wie ihre Breite. So maß er die Stadt mit dem Rohr auf zwölftausend Stadien. Ihre Länge, Breite und Höhe stimmten überein. Dann maß er die Mauer: 144 Ellen nach dem Maß des Menschen, das auch das des Boten ist« (Verse 15-17). Eine Stadie hat die Länge eines Stadions von etwa 185 m. Die Stadt hat also eine Länge, Breite und Höhe von rund 2.220 km. Wir dürfen sie uns in der schönen und vollendeten Form einer Pyramide vorstellen, bei der alle Seitenlinien auf den einen Höhepunkt in der Mitte zulaufen. Das gewaltige Volumen der Stadt darf uns einen Eindruck von der Einwohnerzahl vermitteln. - Die Mauer ist rund 72 m hoch.

Die Baustoffe der Stadt, der Mauer und der Tore

 

  Johannes wird Näheres über die Baustoffe der Stadt, ihrer Mauer und ihrer Tore gezeigt: »Der Baustoff ihrer Mauer war Jaspis, und die Stadt war von reinem Gold, gleich reinem Glas. Die Grundfesten der Mauer der Stadt waren mit allerlei kostbaren Steinen geschmückt: die erste Grundfeste war Jaspis, die zweite Lazurstein, die dritte Chalzedon, die vierte Smaragd, die fünfte Sardonyx, die sechste Karneol, die siebente Topas, die achte Beryll, die neunte Peridot, die zehnte Chrysopras, die elfte Amethyst, die zwölfte Granat. Die zwölf Tore waren zwölf Perlen, und eines jedes der Tore war aus einer einzigen Perle. Der Platz der Stadt war reines Gold, so durchscheinend wie Glas« (Verse 18-21). Wir können es uns kaum vorstellen: Die ganze Stadt besteht aus reinem Gold. Reines Gold ist nahezu durchsichtig. Die ganze Stadt erstrahlt in einem warmen Goldton.

  Die Mauer ist aus Jaspis und hat von Edelsteinen funkelnde Fundamente von überragender Schönheit. Ich will versuchen, die Steine zu beschreiben, wenngleich sie heute vielfach anders bezeichnet werden und ihre Färbung oftmals viel variabler ist, als man es mit wenigen Worten sagen kann. Der Jaspis dürfte einen Diamanten mit grünlichem Schimmer meinen. Der Lazurstein ist ein tiefblauer Lapislazuli (andere schreiben Saphir). Der Chalzedon ist kristallin-lichtgrau. Der Smaragd hat einen warm-leuchtenden, grünlichen Ton. Der Sardonyx ist ein Stein mit Streifen wie der helle, gelbliche Onyx und wie der Karneol. Der Karneol ist tiefrot. Der Topas ist ein gelber, wie Gold glänzender Stein. Den Beryll gibt es in weiß und in hellem grün, blau, gelb und rosa. Der Peridot ist gelbgrün bis bräunlich. Der Chrysopas ist grünlich-golden. Der Amethyst ist hyazinth-farbig oder lila. Der Granat ist hell-weinrot. Welch eine Pracht!

  Darüber hinaus sind die Tore noch etwas ganz Besonderes. Sie sind aus je einer Perle. Perlen waren das Kostbarste, was man in der Antike kannte. Nicht von ungefähr wird in dem Gleichnis von Matthäus 13:46 das gläubige Israel mit der wertvollen Perle gleichgesetzt, für die Jesus Christus alles veräußert, was Er hat, um sie zu erwerben. Eine große Perle ist fast unerschwinglich. Eine Perle aber von solch einer riesigen Größe, sodass ein Tor darin Platz hat, übersteigt an Wert und Herrlichkeit unser Vorstellungsvermögen - und es sind deren zwölf!

Es gibt keinen Tempel mehr

 

  In Vers 22 notiert Johannes: »Einen Tempel gewahrte ich nicht mehr in ihr; denn der Herr ist ihr Tempel, Gott, der Allgewaltige, und das Lämmlein.« Es gibt keinen Tempel und keine Priester, es bedarf nicht mehr der priesterlichen Vermittlung des Segens Gottes, denn Gott ist den Menschen so nahe gekommen, dass Er unter ihnen zeltet (Vers 3). Er ist versöhnt mit ihnen, so wie wir es heute schon mit Ihm sind durch den Tod Seines Sohnes (Röm.5:10), wie es uns durch das dem Apostel Paulus enthüllte Evangelium kundgetan ist. Das Evangelium der Beschneidung (Gal.2:7), das die zwölf Apostel lehrten, kennt die Versöhnung nicht. Sind wir uns bewusst, wie herrlich unser Gnaden- und Segensstand ist, wie nahe wir in Christus Jesus an das Herz Gottes, unseres Vaters, gebracht sind?

 

Die Leuchte der Stadt

 

  Am folgenden Vers 23 mögen wir erkennen, was die Worte von Vers 1: »Ich sah einen neuen Himmel« unter anderem bedeuten: »Die Stadt bedarf weder der Sonne noch des Mondes, um in ihr zu scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lämmlein.« Der Himmel ist völlig anders; es gibt keine Sonne und keinen Mond mehr, vielleicht auch keine Sterne. Warum sollte es Unnötiges noch geben? Einen Hinweis darauf finden wir bereits in Psalm 72:7: »Gerechtigkeit wird knospen in Seinen Tagen und großer Friede, bis der Mond nicht mehr ist.« Und haben wir nicht schon in Kapitel 6:14 von dem uns befremdlichen Vorgang gelesen, dass der Himmel entwich wie eine Buchrolle, die sich zusammenrollt? Was in Kapitel 20:11 berichtet wird, dass nämlich der vorige Himmel entfloh und sich keine Stätte mehr für ihn fand, ist ein Einschnitt, den wir gar nicht radikal genug verstehen können.

  Die Erde ist frei von der Sonne, der Beherrscherin des Tages, und vom Mond, dem Beherrscher der Nacht, die Elohim am vierten Tag gemacht hatte (1.Mose 1:16). Jetzt gibt es nur noch einen Herrn und nur ein Licht, nämlich den, der gesagt hat: »Ich bin das Licht der Welt. Wer Mir folgt, wird keinesfalls in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben« (Joh.8:12). Dieses Wort ist nun nicht mehr nur für den Gläubigen im Geist erfüllt, sondern auch sichtbare Wirklichkeit geworden. Hören wir hierzu noch Jesaia 60:19: »Nicht länger wird dir die Sonne zum Licht bei Tage, und zur Helle soll der Mond nicht Licht dir geben in der Nacht. Denn Jewe wird dir zum äonischen Licht, und dein Elohim wird dir zur Zierde.«

 

Die Stellung der Nationen

 

  Die Nationen - es gibt sie noch, und ihnen stehen auch noch Menschen vor - sie sind Israel untergeordnet, wie wir den Versen 24 bis 27 entnehmen: »So werden die Nationen durch ihr Licht wandeln und die Könige der Erde ihre Herrlichkeit in sie hineinbringen. Ihre Tore sollen bei Tag niemals geschlossen werden (denn Nacht wird dort nicht mehr sein). Man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Nationen in sie hineinbringen, doch niemals soll irgend etwas Gemeines in sie hineinkommen, auch keiner, der Gräuel verübt und zur Lüge hält, sondern nur die, die in der Rolle des Lebens des Lämmleins geschrieben stehen.« Der letzte Vers ist eine Ermahnung an die Juden, die in der Endzeit der Versuchung zur Lüge und zur Anbetung des Gräuels der Verödung, des Standbildes des wilden Tiers auf einem Flügel der Weihestätte, ausgesetzt sind (Dan.9:27; Mat.24:15). Sollte sich jemand zur Lüge und damit zum Vater der Lüge, dem Satan, und zum Antichristus halten, so würde er aus der Rolle des Lebens gestrichen werden und folglich nicht im neuen Jerusalem wohnen, sondern im Feuersee - das ist der zweite Tod - sein (Kap.20:15; 21:8). In der Rolle des Lebens, die vom Niederwurf der Welt an, als die Erde ein Tohuwabohu wurde (1.Mose 1:2), geführt wird (Kap.17:8), stehen nur Israeliten, denn nur sie »sind eingeschrieben zum Leben in Jerusalem« (Jes.4:3). Wir dagegen sind bereits vor dem Niederwurf der Welt auserwählt worden (Eph.1:4).

  Die Nationen werden Israel, dem Volk Gottes, alle Ehre erweisen und ihre Schätze in die heilige Stadt hineinbringen. »Könige werden dir Vergütung bringen«, heißt es in Psalm 68:30; und in Jesaia 60:5: »Der Nationen Vermögen kommt zu dir.« - Über alle Maßen sind die Nationen durch Israel gesegnet (das ja zum Segen für die Nationen gesetzt ist; 1.Mose 12:3), denn sie wandeln vom Licht der goldenen Stadt geleitet. Sie kommen zu ihrem Licht und damit zu Jewe, der ihr Licht ist (Jes.60:3). Psalm 138:4,5 sagt: »Es werden alle Könige der Erde Dir huldigen, Jewe, wenn sie das Wort Deines Mundes hören; und sie werden singen von Jewes Wegen, denn groß ist die Herrlichkeit Jewes.« Dass die Nationen »durch das Licht« oder mittels des Lichts der Stadt wandeln, wie es in Vers 24 heißt, vermittelt uns die Freude zu wissen, dass die Erde nicht nur von sichtbarem Licht erfüllt ist, sodass sie in herrlicher Weise bewohnt wird, sondern dass das Licht der Erkenntnis der Herrlichkeit Jewes die gesamte Erde beglückt (Ps.72:19; Jes.11:9; Hab.2:14).

 

Der Lobpreis sei Gott!

 

  Am Ende des Kapitels angelangt, preisen wir Gott, der Seinem Volk eine wunderbare, herrliche Zukunft im letzten Äon bereitet hat. Dabei sind wir in Demut der Gnade eingedenk, dass Gott uns in den beiden kommenden Äonen inmitten der überhimmlischen Regionen und Geschöpfe - bildlich gesprochen im überhimmlischen Jerusalem (Heb.12:22; Gal.4:26) - niedersetzen und an uns den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stellen wird (Eph.2:6,7). Wir sind nicht an Materie, sei es Gold oder Diamant, gebunden, denn wir werden einen geistlichen Körper haben (1.Kor.15:44) und dem Bild des Sohnes Gottes gleichgestaltet sein (Röm.8:29; Phil.3:21). Lobpreis und Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus für Sein unbeschreiblich reiches Gnadengeschenk!

 

»Amen! Komm, Herr Jesus!«

(Offenbarung 22)

 

  Mit den Versen 1 bis 5 des Kapitels 22 wird die Beschreibung des neuen Jerusalem, die in Kapitel 21 weiten Raum eingenommen hat, fortgesetzt. Der Apostel Johannes befindet sich mit dem, was ihm gezeigt wird, im letzten Äon, im Tag Gottes (2.Pet.3:12) und nicht im Himmel, sondern auf der neuen Erde. Von uns, den Gliedern der Gemeinde, die bildlich als Körper Christi bezeichnet wird, die wir inmitten der Überhimmlischen niedergesetzt sind (Eph.2:6), ist hier nicht die Rede.

  Kapitel 22 steht in Symmetrie zu den ersten Kapiteln des Buches der Enthüllung Jesu Christi, wie auch das gesamte Buch überhaupt spiegelbildlich aufgebaut ist. Der Thronabschnitt der Verse 1 bis 5  entspricht dem Thronabschnitt von Kapitel 4:1 bis 11:18. Die Botschaft an die gläubigen Juden der Endzeit in den Versen 6 bis 17 entspricht der Botschaft an die sieben Synagogengemeinden von Kapitel 1:4 bis 3:22. Der Fluch über die, die etwas an den Worten dieses Buches ändern, nach den Versen 18 und 19 entspricht dem Segen für die, die das Wort bewahren, nach Kapitel 1:3. Das schnelle Kommen des Herrn Jesus nach Vers 20 entspricht der Aussage von Kapitel 1:1 über das, was in Schnelligkeit geschehen muss.

 

Die heilige Stadt

 

  Wir lesen die Verse 1 und 2: »Dann zeigte er mir einen Strom des Wassers des Lebens, glänzend wie Kristall, der aus dem Thron Gottes und des Lämmleins hervorging. Inmitten ihres Platzes und diesseits und jenseits des Stromes war Holz des Lebens, das zwölferlei Früchte trägt: in jedem Monat gibt es seine Frucht her. Die Blätter des Holzes dienen zur Genesung der Nationen.« Der Johannes den Strom des Wassers des Lebens zeigt, ist der Bote, der mit ihm redet (Kap.21:9,15). Den Überwindern aus Israel wird es zugelost werden, aus der Quelle des Wassers des Lebens umsonst zu trinken (Kap.21:6). »Den Fluss Deiner Wonne wirst Du ihnen zu trinken geben«, heißt es in Psalm 36:9. Vom Thron Gottes und des Lämmleins geht dieser Strom aus, denn »bei Dir ist die Quelle des Lebens«, sagt Psalm 36:10.

  Mitten auf dem Platz der Stadt, der aus reinem Gold ist (Kap.21:21), und beiderseits des Stromes wächst das Holz des Lebens, das zwölf verschiedene Arten von Früchten trägt, die jeden Monat zur Reife gelangen und gepflückt werden. Sie erhalten den Bewohnern der heiligen Stadt das äonische Leben.

  Der Baum des Lebens im Garten Eden hatte die Aufgabe, dem Sterbensprozess entgegenzuwirken, sodass das Leben unbegrenzt lange erhalten blieb, solange Adam und Eva davon aßen (1.Mose 2:8,16). Nach ihrer Vertreibung aus dem Garten bewachten Cherubim den Weg zum Baum des Lebens (1.Mose 3:24). Jetzt ist der Weg zum Holz des Lebens wieder frei, völlig frei. Jesus Christus ist das Leben (Joh.5:26; 11:25; 14:6). Israel hat äonisches Leben; und die Nationen genießen die Heilkraft der Blätter, sodass auch sie leben und der Tod keinen Ansatzpunkt hat.

  Wenn auch das, was der Prophet Hesekiel schreibt, sich auf das Millennium bezieht, also auf den vorigen Äon, und der Strom des Lebens darin aus dem Tempel hervorgeht, den es auf der neuen Erde nicht mehr gibt (Kap.21:22), so darf es uns dennoch zur Illustration dienen: »Und an dem Fluss, an seinem Ufer, werden diesseits und jenseits allerlei Bäume zur Speise wachsen, deren Blätter nicht verwelken und deren Früchte nicht ausgehen werden. Monat für Monat werden sie Erstlinge [neue Früchte] tragen, denn seine Wasser kommen aus dem Heiligtum hervor, seine Frucht dient zur Speise und sein Blatt zum Heilen« (Hes.47:12).

  An dieser Stelle sei angemerkt, dass der letzte Äon noch keine völlige Vollkommenheit aufweist und erst recht noch nicht die Vollendung darstellt, von der in 1.Korinther 15:22-28 geschrieben steht, dass dann der Tod abgetan, dem Sohn alles untergeordnet und Gott alles in allen sein wird. Noch sind Früchte nötig und Blätter, noch besteht der zweite Tod (Kap.21:8), noch sind die Nationen Israel untergeordnet (Kap.21:24,26), was der Körpergemeinde fremd ist (Eph.2:11-22; 3:6), und noch ist eine Regierung erforderlich, was besagt, dass die Nationen noch nicht vom Vater allein geleitet werden.

 

Keine Verdammung mehr

 

  Mit den Versen 3 bis 5 schließt Johannes die Beschreibung der Verhältnisse in der heiligen Stadt (Kap.21:18) ab: »Dann wird es keinerlei Verdammung mehr geben, sondern der Thron Gottes und des Lämmleins wird in ihr sein; und Seine Sklaven werden Ihm Gottesdienst darbringen. Sie werden Sein Angesicht sehen, und Sein Name wird auf ihren Stirnen sein. Auch wird es nicht mehr Nacht sein; sie bedürfen auch nicht mehr des Lichts einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn der Herr, Gott, wird sie erleuchten, und sie werden als Könige für die Äonen der Äonen herrschen.« Keinerlei Verdammung mehr - nichts wird im Bann sein oder in den Bann getan werden, nichts »Zerknicktes« (nach dem Kodex Sinaiticus) wird zu finden sein. Gottes Regierungssitz wird in dem neuen Jerusalem sein, und Seine Sklaven, das treue Israel, die heilige Nation, werden Ihm in wohlgefälliger Weise dienen, Ihn anbeten und verherrlichen.

  In Herrlichkeit wird erfüllt werden, was König David sagte: »Ich werde in Gerechtigkeit Dein Angesicht gewahren« (Ps.17:15), und was in 1.Johannes 3:2 geschrieben steht: »Wir werden Ihm gleich sein, da wir Ihn sehen werden, wie Er ist.«

  Wie bereits in Kapitel 21:23 zu lesen, gibt es keine Sonne und keinen Mond mehr, denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet die Stadt, und ihre Leuchte ist das Lämmlein.

  Zusammenfassend wird schließlich gesagt, dass das geheiligte Israel in den beiden kommenden Äonen, im tausendjährigen Königreich und sodann im Königreich auf der neuen Erde, regieren wird - als gesegnete Nation zum Segen aller anderen Nationen. Das Licht, Gott und das Lämmlein, ist zu Jerusalem gekommen, und die Herrlichkeit Jewes strahlt auf über ihr; nun kommen die Nationen zu ihrem Licht und die Könige zu ihrem Glanz, der über ihr erstrahlt (Jes.60:1,3).  

 

Glaubwürdig sind diese Worte

 

  Die umfassendste und detaillierteste Vision über die Zukunft Israels und der Welt ist beendet. Johannes befindet sich jetzt nicht mehr im Geist in des Herrn Tag und im Tag Gottes, sondern wieder in der Gegenwart auf Patmos. Dort werden ihm weitere prophetische Worte zuteil, die das Nachwort des Buches der Enthüllung Jesu Christi bilden.

  Wir lesen die Verse 6 und 7: »Dann sagte er zu mir: Diese Worte sind glaubwürdig und wahrhaft. Und der Herr, der Gott der Geistesgaben der Propheten, hat Seinen Boten geschickt, um Seinen Sklaven zu zeigen, was in Schnelligkeit geschehen muss. Und siehe, Ich komme schnell! Glückselig ist, wer die Prophetenworte dieser Rolle bewahrt!« Diese Worte gleichen denen in Kapitel 1:1-3 sehr. Der Bote, der mit Johannes spricht, ist gewiss jetzt wieder der persönliche Bote Jesu, der den Apostel durch die Enthüllung hindurchleitete (Kap.1:1; 10:4,8,11; 11:1; 14:13; 19:9).

  Vers 6b kann man auch wie folgt übersetzen: »Und der Herr, der Gott der Geister [so wörtlich] der Propheten, hat mich [so nach dem Kodex Sinaiticus], Seinen Boten, geschickt ...« Der Geist der Propheten ist der Geist, den Gott Seinen Propheten gegeben hat.

  In Schnelligkeit wird alles Gericht geschehen, denn kurz ist Gottes Zorn und lang währt Seine Güte. Im Namen Jesu darf der Bote dessen Wort aussprechen, dass Er schnell komme - die Zeit schreitet eilends voran und verzieht nicht -, desgleichen die Verheißung der Glückseligkeit für den, der die Worte dieser Schriftrolle beachtet - und sich überwindet, das wilde Tier nicht anzubeten (darf ich dem Inhalt des Buches gemäß anfügen).

 

Bete Gott an!

 

  Johannes ist überwältigt, wie wir aus den Versen 8 und 9 erfahren: »Ich, Johannes, bin es, der dieses hörte und erblickte. Als ich alles gehört und erblickt hatte, fiel ich nieder, um vor den Füßen des Boten, der mir dieses zeigte, anzubeten. Da sagte er zu mir: Siehe, tue es nicht! Ich bin nur ein Mitsklave von dir und deinen Brüdern, den Propheten und derer, die die Worte dieser Rolle bewahren. Bete Gott an!« Boten - »sind sie nicht alle ein Amt versehender Geister, zum Dienst ausgeschickt um derer willen, denen künftig die Rettung zugelost werden soll?« (Heb.1:14) - wie demütig und liebevoll dieser Bote mit den Gläubigen verbunden ist! Boten sind nicht anzubeten.

  Was uns anbelangt, die Körpergemeinde, so verhält es sich (den Dienst der Boten betreffend) anders: Wir, der Körper, sind des Christus (Kol.2:17); Boten haben uns nichts mitzuteilen (zumal das Wort Gottes vervollständigt ist; Kol.1:25); wir halten uns an das Haupt (Kol.2:19). Wir sind den himmlischen Boten ein Schauspiel (1.Kor.4:9). Sie lernen an uns. Gott macht ihnen Seine mannigfaltige Weisheit durch uns bekannt (Eph.3:10).

  Und wenn Boten Satans sich zu Boten des Lichts verstellen (2.Kor.11:14) - mögen wir uns von ihnen abwenden!

 

Versiegle nicht!

 

  »Weiter sagte er zu mir: Versiegle dir Prophetenworte dieser Rolle nicht; denn der Zeitpunkt ist nahe. Wer Unrecht tut, tue weiterhin Unrecht, wer unsauber ist, sei weiterhin unsauber. Der Gerechte übe weiterhin Gerechtigkeit, und der Heilige werde weiterhin geheiligt« (Verse 10+11). Dies ist keine Aufforderung, Unrecht zu tun, sondern die Warnung, dass man sich noch mehr in Unrecht verstricken werde, wenn man Unrecht tut. Gott gibt solche in ihren unbewährten Denksinn dahin (Röm.1:28). Ebenso wird dem Gerechten weiteres Wachstum in dieser seiner Haltung gewährt.

  Die Prophetenworte dieses Buches sind nicht unter Verschluss zu halten; Israel soll Bescheid wissen. Auch wir sollen wissen, wie Gottes Wege mit Israel und der Menschheit auf der Erde nach unserer Entrückung weitergehen; auch diesen Teil des Ratschlusses Gottes sollen wir kennen. Der Prophet Daniel sollte seine Weissagung damals noch versiegelt halten (nicht, dass sie niemand hätte lesen dürfen, sondern dass sie sich zunächst nicht erfülle), weil der Zeitpunkt noch fern war (Dan.8:26; 12:4,9). Jetzt aber, nach des Herrn erster Anwesenheit und nach der Sünde Israels wider den heiligen Geist, da sie das Zeugnis des heiligen Geistes während der Zeit der Apostelgeschichte verwarfen (Ap.7:51; 13:46; 28:24-28) - jetzt ist die Zeit reif für den Zorn Gottes und sein gerechtes Gericht.

 

Lohn für Werke

 

  Ebenso wie eingangs des Buches der Enthüllung (Kap. 1:8,17-3:22) wendet Sich unser Herr Jesus Christus auch am Schluss wieder mit einem persönlichen Wort an die Leser (Verse 12-20).

  Der Herr beginnt mit den Worten: »Siehe, Ich komme schnell und Mein Lohn mit Mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk gewesen ist« (Vers 12). Gewiss wird der Herr den Seinen ihren Lohn geben, wie das äonische Leben und die Mitherrschaft in Seinem Königreich (Jes.40:10; Jer.17:10).

  Wohl bekommen auch wir Lohn für unsere Werke (1.Kor.3:8,14; 2.Tim.2:12), anders aber als bei Israel, der Gemeinde, die Christi Braut ist, hängt unsere Rettung überhaupt nicht von Werken ab, sondern ist reine Gnade.

 

Das Alpha und das Omega

 

  »Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Ursprung und die Vollendung« (Vers 13). Jesus Christus - Er ist der zu Beachtende. Alles, was Gott sagt, ist von A bis Z am Sohn ablesbar. Er ist der Erste und der Letzte, der Ursprung und die Vollendung, denn Gott begann Sein Handeln durch Ihn und vollendet es durch Ihn.

 

Glückselig sind ...

 

  »Glückselig sind die, die ihre Gewänder spülen, damit sie ihre Vollmacht über das Holz des Lebens haben und durch die Tore in die Stadt hineingehen. Draußen bleiben die streunenden Hunde, die Zauberer und Hurer, die Mörder und Götzendiener sowie jeder, dem die Lüge lieb ist und der danach handelt« (Verse 14+15).

  Dies ist die letzte der sieben Glücklichpreisungen in dieser Schriftrolle. Hören wir sie alle im Zusammenklang:

         »Glückselig , wer das Prophetenwort liest und die es hören und bewahren, was darin geschrieben ist, denn die Frist ist nahe« (1:3).

         »Glückselig sind die Toten, die von jetzt an in dem Herrn sterben! Ja, so sagt der Geist: Ruhen sollen sie von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach« (14:13).

         »Glückselig ist, wer wacht und seine Kleider anbehält« (16:15).

         »Glückselig sind die zum Hochzeitsmahl des Lämmleins Geladenen [Nationen]« (19:9).

         »Glückselig und heilig ist, wer an der ersten Auferstehung Anteil hat. Über diese hat der zweite Tod keine Vollmacht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm die tausend Jahre als Könige herrschen« (20:6).

         »Und siehe: Ich komme schnell! Glückselig ist, wer die Prophetenworte dieser Rolle bewahrt!« (22:7).

         »Glückselig sind die, die ihre Gewänder spülen« (22:14).

  Das Buch der Enthüllung Jesu Christi - das Buch der Glücklichpreisungen!

  Nach den Worten unseres Verses 14 sind die glückselig, die das Blut Jesu Christi zur Erlassung ihrer Sünden glaubend in Anspruch nehmen und damit das Recht zum äonischen Leben und zum Eingang in das goldene Jerusalem, die heilige Stadt, erwerben.

  Draußen bleiben die Sünder, sagt Vers 15, womit nicht gemeint ist, dass sie draußen vor den Toren der Stadt auf der neuen Erde bleiben, sondern dass die, die beim Lesen und Hören dieser Worte nicht umsinnen, außerhalb der herausgerufenen Gemeinde der Gläubigen bleiben und somit überhaupt kein Recht auf das Holz des Lebens haben.

 

An die sieben jüdischen Gemeinden

 

  »Ich, Jesus, sende Meinen Boten, um euch dieses in den herausgerufenen Gemeinden zu bezeugen. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern« (Vers 16). Wieder wendet Sich unser Herr an die sieben jüdischen Gemeinden, die Er bereits in den Kapiteln 2 und 3 angesprochen hat. Und nochmals erwähnt Er Seinen Boten, durch den Er Johannes diese Enthüllung gegeben hat.

  Der Begriff »Wurzel« ist Jesaia 11:1 entnommen: »Und ein Reis [der Sohn] sprosst aus dem Strunk Isais hervor, und ein Schössling aus seinen Wurzeln bringt Frucht.« Jesus ist die Wurzel Davids, da alles in Ihm und durch Ihn erschaffen ist (1.Kor.8:6; Kol.1:16), und Er ist vom Geschlecht Davids, da Er dessen leiblicher Nachkomme ist (Röm.1:3). Er hat das Recht, in Erfüllung des davidischen Königtums den Thron Israels zu besteigen, wie Samuel zu David gesprochen hatte: »Dein Haus und dein Königtum sollen vor dir beständig sein für den Äon; dein Thron soll aufgerichtet werden für den Äon« (2.Sam.7:16).

  Jesus ist der glänzende Morgenstern. Israel wird das Kommen seines Retters erwarten wie ein Wächter den Morgenstern, der einen neuen, hellen Tag heraufführt. Sie werden Jesu prächtige Herrschaft so ersehnen wie einen glänzenden Morgenstern.

 

Die Antwort aller Geistlichen

 

  »Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, der sage: Komm! Und wen da dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst« (Vers 17). Der Geist, der in der Braut des Lämmleins, Israel, redet, in denen, die es glaubend hören, und in jedem, den es nach dem Retter und gerechten Herrscher dürstet, der bewegt sie allesamt, zum Herrn Jesus zu rufen: Komm! Die Antwort der geisterfüllten Braut und aller geisterfüllten Menschen auf die Worte Jesu, dass Er das Alpha und das Omega, der verheißene König aus Davids Geschlecht und der glänzende Morgenstern ist, der den Tag des Herrn und den Tag Gottes heraufführt, ist: Komm!

  Auch wir, die wir schon seit Jahren vorher mit dem Herrn zusammen sind (1.Thess.4:14-17), die wir Sein auf uns bezogenes Erscheinen geliebt haben (2.Tim.4:8), stimmen um Israels und der ganzen Erde willen mit ein: Komm!

 

Eine ernste Warnung

 

  »Ich bezeuge jedem, der die Prophetenworte dieser Rolle hört: Wenn jemand etwas zu ihnen hinzusetzt, so wird Gott über ihm die Plagen hinzusetzen, von denen in dieser Rolle geschrieben ist. Und wenn jemand etwas von den Worten der Rolle dieser Prophezeiung wegnimmt, so wird Gott ihm seinen Anteil am Holz des Lebens und an der heiligen Stadt wegnehmen, wovon in dieser Rolle geschrieben ist« (Verse 18+19). Dies ist eine erste Warnung (vgl. 5.Mose 4:2; 13:1; Spr.30:6). Sie ist speziell auf das Buch der Enthüllung Jesu Christi bezogen. Gleichwohl haben die Gläubigen aller Zeiten alle Gottesworte als heilig und unantastbar anzusehen und absolut nichts daran zu verändern. Auch uns, die wir in der Gnade stehen und unsere Rettung nicht verlieren können, gilt, das Wort Gottes nicht gering zu schätzen oder zu verdrehen und das dem Apostel Paulus enthüllte Evangelium, das der Unbeschnittenheit, nicht mit der Lehre der zwölf Apostel, dem Evangelium der Beschneidung, zu vermischen (Gal.1:6-9,12; 2:7).

 

Ich komme schnell!

 

  »Er, der dieses bezeugt, sagt: Ja, Ich komme schnell! - Amen! Komm, Herr Jesus!« (Vers 20). Der Herr Jesus Christus spricht. Welch eine Gewissheit vermittelt Seine Versicherung, dass Er schnell komme! Und welch ein Zuspruch ist Sein Ja! Wissend, dass Er auch das Amen ist - denn was Er sagt, das tut Er auch -, antwortet der Chor der Heiligen in der Sehnsucht und Freude ihrer Herzen: »Amen! Komm, Herr Jesus!«

 

Die Gnade

 

  Der Apostel Johannes schließt Seine Niederschrift mit den Worten: »Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen Heiligen! Amen!« (Vers 21).

  Ja, Amen!

 

 

Übersetzung: Konkordantes Neues Testament, 6. Auflage 1995;

                        Konkordanter Verlag Pforzheim

 

Literatur: Artikelserie »Die Enthüllung Jesu Christi« in der Zweimonatszeitschrift »Unausforschlicher Reichtum«, Jahrgänge 1964-1973, des Konkordanten Verlags Pforzheim

 

Dieter Landersheim

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