zurück zur Homepage

Zwischen Tod und Auferstehung

 

Wo ist der Mensch zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung? Was ist mit den Toten? Leben sie, haben sie Bewusstsein, oder bezeichnet das Wort »tot« wirklich den Zustand der Toten? Die Lehre der Dämonen: »Die Toten leben« ist die widersinnigste, die es gibt; da aber sogar Heilige den irreführenden Geistern diese Lüge glauben, ist es um so nötiger, die Wahrheit über die Toten zu verkündigen.

Der Tod ist Rückkehr

Was geschieht beim Eintritt des Todes? Das Wort Gottes sagt es uns: »Und der Staub kehrt zur Erde zurück, so wie er gewesen, und der Geist kehrt zu Elohim zurück, der ihn gegeben hat« (Pred.12:7); »Du sammelst ihren Geist ein, sie hauchen aus und kehren wieder zurück zu ihrem Erdreich« (Ps.104:29). Der Tod ist mithin eine Rückkehr: Wenn Gott Seinen Geist zurückzieht, ist er wieder zu Gott zurückgekehrt. Und der Körper kehrt zum Erdreich zurück. Bleibt nur noch zu fragen, wo die Seele ist. Die Seele ist das Bewusstsein. Allen Lebendigen ist eine Seele eigen. Allen Toten fehlt sie. Im Tode ist keine Seele mehr da.

Die Erschaffung der Seele gibt uns darüber Aufschluss: »Dann formte Jewe Elohim den Menschen aus Erdreich vom Boden und hauchte Lebensodem in seine Nase, und der Mensch wurde eine lebendige Seele« (1.Mose 2:7). Auch Paulus durfte dies so offenbaren: »Der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele« (1.Kor.15:45). Entscheidend dafür war, dass dem Körper Lebensodem, auch Lebensgeist genannt (1.Mose 7:15,22), eingehaucht wurde, Geist von Gott, denn »der Geist ist es, der lebendig macht« (Joh.6:63). Wenn Gott nun aber Seinen Geist zurückzieht, können dann noch Leben oder Bewusstsein oder die Seele da sein? Was sagt denn die Schrift? »Die Toten aber wissen gar nichts« (Pred.9:5); »Alles, was eine Hand zu tun findet, das tue in deiner Kraft. Denn es gibt weder Tun noch Berechnung, noch Kenntnis, noch Weisheit im Ungewahrten, wohin du gehst« (Pred.9:10). »Abraham weiß nichts von uns« (Jes.63:16); »Der Geist eines Menschensohns (hier wird ein Teil für den Menschen an sich genannt) ... kehrt zurück zu seinem Boden; an diesem Tag entschwinden all seine Betrachtungen« (Ps.146:4); »Die Toten können Je nicht rühmen, noch alle, die zur Stille hinabfahren« (Ps.115:17).

Die Seele

Da ist also keine Seele mehr. Kann die Seele auf einmal nicht mehr existieren? Ja, gewiss. Wo war sie denn vorher, bevor Jewe Elohim Seinen Geist in den Körper blies? Da gab es sie nicht. Auch gab Gott die Seele (als selbständige Einheit) nicht, sondern sie entstand. Die Seele ist die Vereinigung eines Körpers mit Gottes Lebensgeist. Trennt sich der Geist vom Körper, so ist die Seele nicht mehr da.

Sagt der Apostel Petrus aber nicht, dass die Seele eines Toten im Ungewahrten ist (Ap.2:27)? Was ist das Ungewahrte (hebr. Sheol, griech. Hades)? Sheol bedeutet soviel wie ein Fragezeichen, weil nichts da ist, was man definieren könnte. Hades kommt von a-idês und bedeutet das Unwahrnehmbare, denn da ist nichts, was in Erscheinung träte. Das Ungewahrte ist also nicht ein Ort oder Raum, der gefüllt wäre, sondern ein Begriff der Nichtexistenz. Da Petrus in Apostelgeschichte 2:31 den Toten selbst mit der Seele des Toten gleichsetzt, ist es ein und dasselbe, ob man von einem Toten sagt, seine Seele ist nicht, oder der Mensch ist nicht.

Schließlich ist der Mensch, vom Standpunkt seines Bewusstseins aus gesehen, eine Seele. Wenn die Schrift zum Ausdruck bringt, dass der Mensch eine Seele hat, so ist das in der Weise der Fall, wie er Bewusstsein hat, nämlich nicht als Grundbaustein seines Menschseins (wie der Körper und der Geist), sondern als etwas in Erscheinung Tretendes. Unter der Seele haben wir auch unsere Empfindungen zu verstehen und unsere fünf Sinne, durch die wir unsere Außenwelt wahrnehmen.

Die Toten schlafen

Das Wort Gottes sagt uns: Die Toten schlafen. Dem Propheten Daniel wurde gesagt: »Du wirst ruhen und wirst auferstehen zu deinem Losteil am Ende der Tage« (Dan.12:13). Unser Herr Jesus Christus sagte: »Unser Freund Lazarus schläft; aber Ich gehe hin, um ihn aus dem Schlaf zu wecken.« Da erwiderten Ihm nun die Jünger: »Herr, wenn er schläft, wird er vom Tode gerettet werden.« Jesus aber hatte von seinem Tod geredet; jene dagegen meinten, Er rede von der Rast des Schlafes. Dann sagte Jesus ihnen freimütig: »Lazarus ist gestorben« (Joh.11:11-14). Hiernach ist der Schlaf mit seiner Bewusstlosigkeit das treffende biblische Bild für den Todeszustand. Auch das verstorbene Töchterlein des Jairus bezeichnete unser Herr als schlummernd. Als Er ihre Hand fasste und rief: »Mädchen, erwache!«, kehrte ihr Geist zu ihr zurück, und sie stand auf der Stelle auf (Luk. 8:52-55). Diese wenigen Worte sagen uns alles und geben uns ganze Klarheit. Das Mädchen ist erwacht und auferstanden, als ihr Geist zurückkehrte. Vorher war sie tot. Das Wort »tot« bedeutet genau das, was es sagt. Denn ihr Körper war tot, weil ein Körper ohne Geist tot ist (Jak.2:26), und sie hatte keine Seele, kein Bewusstsein, weil sie nicht auferweckt und erwacht war. Wer aber nicht — bildlich gesprochen — wach ist, sondern schläft, ist tot. Im Übrigen unterscheidet die Heilige Schrift stets säuberlich zwischen auferwecken, auferstehen und lebendig machen und spricht vom Auferwecken in Bezug auf die Seele — das Bewusstsein erwacht —‚ vom Auferstehen in Bezug auf den Körper — der Körper steht auf — und vom Lebendigmachen durch den Geist. Vielfach lesen wir nur einen dieser Begiffe — je nach Zusammenhang und nach dem, was hervorgehoben werden soll — und verstehen gleichwohl, dass der ganze Mensch gemeint ist.

Gleichzeitige und gemeinsame Entrückung aller in Christus Jesus Gläubigen

Könnte die Aussage, dass die Toten schlafen, dem Gedanken Nahrung geben, dass sie doch irgendwie leben? In Thessalonich waren einige Heilige entschlafen, und der Apostel Paulus spricht der herausgerufenen Gemeinde Trost zu. Ob er ihnen schreibt, dass ihre Toten jetzt in einem Zwischenzustand den Herrn sehen, an den sie geglaubt haben? Wer den Herrn sieht, ist wach, hat Bewusstsein und lebt somit. Doch Paulus schreibt ihnen in seinem ersten Brief, Kapitel 4, Verse 13-18, etwas völlig anderes: »Wir wollen euch aber, meine Brüder, betreffs der Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht betrübt seid, so wie die Übrigen, die keine Erwartung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus starb und auferstand, so wird auch Gott die Entschlafenen durch Jesus mit Ihm führen. Denn dies sagen wir euch als ein Wort des Herrn: Wir Lebenden, die wir bis zur Anwesenheit des Herrn übrigbleiben, werden die Entschlafenen keinesfalls überholen; denn der Herr Selbst wird mit dem Befehlsruf, mit der Stimme des Botenfürsten und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabsteigen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Darauf werden wir Lebenden, die wir übrigbleiben, zugleich mit ihnen zusammen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein. Daher sprecht einander zu mit diesen Worten!« Paulus schreibt überhaupt nichts von einem gegenwärtigen Erleben, sondern von einem zukünftigen Ereignis. Erst bei der Anwesenheit des Herrn für uns im Luftraum wird etwas geschehen. Wir Lebenden, die wir übrigbleiben, werden es nicht früher erleben als die Entschlafenen, sondern zugleich und zusammen werden alle Glieder der Körperschaft Christi zum Herrn hin entrückt werden. Dann werden wir beim Herrn sein. Das ist der wahre Zuspruch.

In Vers 16 war von den »Toten in Christus« die Rede. Wenn sie in Christus sind, dann müssen sie doch wohl leben — so folgern manche. Doch Folgerungen liegen meistens daneben; darum: Lasst uns glauben! Sagt Offenbarung 14:13 nicht sogar, dass die Toten glückselig sind: »Schreibe: Glückselig sind die Toten, die von jetzt an in dem Herrn sterben! Ja, so sagt der Geist: ruhen sollen sie von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach!« Nein, dies sagt nicht, dass sie leben, sondern ist ein Zuspruch an die Lebenden, die den Tod vor Augen haben und im Glauben an den Herrn sterben. Ruhen werden sie und nichts anderes. Die Toten in Christus sind die Toten, die dem Herrn in ihrem Leben angehörten und jetzt noch nicht mit Ihm zusammen sind, wie aus 1.Thessalonicher 4:17 hervorgeht. Erst bei Seiner Anwesenheit werden sie lebendig gemacht werden und zum Herrn hin und in Sein überhimmlisches Königreich versetzt werden (2.Tim.4:18).

Die Toten sind umgekommen

Ein toter Mensch ist nicht; er existiert nicht. Bis zur Auferweckung ist er »umgekommen«. Die diesem Wort zugrunde liegende griechische Vokabel apollymi bedeutet »ganz auflösen« und wird auch mit untergehen, umbringen, zunichte machen und verlieren wiedergegeben. Die Toten sind verloren, ja sogar die verstorbenen Gläubigen. Der Apostel Paulus stellt dies in 1.Korinther 15:18 fest: »Dann sind ja auch die in Christus Entschlafenen umgekommen.« (»Verloren« übersetzte Luther hier.) Hören wir dieses Wort im Zusammenhang: »Wenn aber Christus geheroldet wird, dass Er aus den Toten auferweckt worden ist, wie können da einige unter euch sagen, dass es keine Auferstehung der Toten gebe? Wenn es aber keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferweckt worden ... Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, so ist euer Glaube nichtig, und ihr seid noch in euren Sünden. Dann sind ja auch die in Christus Entschlafenen umgekommen. Wenn wir nur für dieses Leben unsere Erwartung auf Christus gesetzt haben, sind wir die erbarmungswürdigsten unter allen Menschen« (1.Kor.15:12,13,17-19). Umgekommen — nun kennen wir den Zwischenzustand, den Zustand zwischen dem Eintritt des Todes und der Auferstehung. Die Dämonen versuchen aber auch dieses Wort Gottes zu verwirren, indem sie sagen: Ja, da es aber eine Auferstehung gibt, sind die Entschlafenen nicht umgekommen. Zu diesem Ergebnis kommt man, wenn man Gegenwart und Zukunft verwechselt. Wir wissen: Da die Auferstehung stattfinden wird, bleiben die Entschlafenen nicht umgekommen. Halten wir fest: Paulus spricht nur vom Umgekommensein und von der Auferstehung derer, die jetzt tot sind. Bis zur Auferstehung gibt es nichts anderes als den Tod. Ja, die Toten blieben für immer umgekommen, wenn es keine Auferstehung gäbe. »Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt worden: der Erstling der Entschlafenen! Denn weil ja doch durch einen Menschen der Tod kam, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn ebenso wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden. Jeder aber in seiner besonderen Abteilung: der Erstling Christus, darauf die Christus Angehörenden, bei Seiner Anwesenheit; danach die Übrigen bei der Vollendung.« (1.Kor.15:20-24). Niemand wird in der Herrlichkeit Christi weilen, es sei denn, dass er lebendig gemacht wird, ein jeder in seiner besonderen Abteilung und nicht im Durcheinander. Wir, die wir Christus angehören, erfahren es bei Seiner Anwesenheit für uns im Luftraum.

Wenn es keine Auferstehung gäbe, welchen Nutzen hätte dann all unser Mühen, fragt Paulus in 1.Korinther 15:29-32. Die erbarmungswürdigsten Menschen wären wir, denn wir wären schlechter daran als die Ungläubigen, die ihr Leben genießen, während wir uns im Dienst des Herrn anstrengen. Seien wir konsequent: »Falls Tote nicht auferweckt werden, so lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir« (1.Kor.15:32). Ja, falls Tote nicht auferweckt werden, so sind auch die in Christus Entschlafenen umgekommen. Mögen wir uns nicht irreführen lassen! Mögen wir auch konsequenterweise nicht uns selbst leben, sondern dem, der für uns starb und auferweckt wurde (2.Kor.5:15).

Wir wollen nicht unbekleidet erfunden werden

Der Schriftabschnitt 2.Korinther 5:1-9 gibt uns weitere Festigkeit in unserer Behauptung, dass die Toten tot sind. Eigentlich ist dies das Allerselbstverständlichste, doch der Widerstrebenden sind viele, sodass es gesagt werden muss.

»Wir wissen doch, dass, wenn unser irdisches Haus, diese Zeltwohnung, abgebrochen wird, wir ein Gebäude von Gott haben, ein äonisches Haus, nicht mit Händen gemacht, in den Himmeln« (2.Kor.5:1). In den kommenden Äonen werden wir ein festes, unvergängliches Haus haben. Lesen wir weiter (Verse 2 bis 4): »Wir ächzen ja doch in diesem Körper und sehnen uns danach, unsere Behausung aus dem Himmel überzuziehen, wenn auch wir (sie nämlich anziehend) nicht unbekleidet erfunden werden sollen. Denn wir, die wir in der Zeltwohnung sind, ächzen und sind beschwert, woraufhin wir nicht ausgezogen, sondern überzogen werden wollen, damit das Sterbende vom Leben verschlungen werde.« Hier haben wir wieder den Zwischenzustand: Unbekleidetsein und Ausgezogensein nennt Paulus ihn. Keineswegs wollen wir in diesen Zustand kommen, sondern wir wollen überzogen werden, wir wollen verwandelt werden in unseren äonischen, überhimmlischen Herrlichkeitszustand, wir wollen den geistlichen Körper überziehen und dem Bilde des Sohnes Gottes gleichgestaltet werden (1.Kor.15:44; Röm.8:29) — und nicht erst noch ausgezogen werden, also sterben und dann als unbekleidet, als tot, erfunden werden.

Paulus schreibt weiter (Vers 8): »Wir sind aber ermutigt, und es erscheint uns wohl, eher aus dem Heim (aus dem Körper) zu ziehen und beim Herrn daheim zu sein.« So geht es auch uns; wir sehnen uns danach, mit dem Herrn zusammen zu sein. Täglich warten wir auf Sein Erscheinen. Dann wird unser gegenwärtiger Körper der Erniedrigung dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestaltet werden (Phil.3:21).

Es schließt sich Vers 9 an: »Darum setzen wir auch unsere Ehre darein, ob wir daheim sind oder außerhalb des Heims, Ihm wohlgefällig zu sein.« Ob wir daheim sind, das heißt beim Herrn, oder außerhalb des Heims auf der Erde — hier wie dort wollen wir Ihm wohlgefällig wandeln.

Unser zu Gott zurückgekehrter Geist

Ein mächtiges Bollwerk werde nun eingerissen: Da wird zwar eingeräumt, dass der Körper und die Seele sterblich sind und beide vor der Auferstehung und Auferweckung kein Leben haben, zugleich aber behauptet, dass unser Geist, der zu Gott zurückkehrt, bewusstes Leben in sich habe. Es ist richtig, dass der Lebensgeist, den wir von Gott haben, unsterblich ist. Gott gab ihn uns, und Er nimmt ihn beim Todeseintritt zurück. Dann ist der Geist eines Verstorbenen, in welchem die Identität und alle Lebenserkenntnisse und Erfahrungen enthalten sind, bei Gott. Und nun sagen welche, er führe dort ein bewusstes Leben, nur der Körper müsse noch auferstehen und hinzugefügt werden. Das ist eine Irrlehre.

Unser Geist ist, aber er hat kein Bewusstsein. Hätte er Bewusstsein, so bedeutete das, dass der Tote lebe, der Mensch mithin in dieser Form lebendig wäre. Doch ohne Körper kann ein Mensch nicht sein; andernfalls wäre da kein Mensch. Ein bewusstes Leben kann nur der Mensch in seiner Ganzheit führen. Wenn Körper und Geist nicht vereinigt sind, so ist da kein Mensch, keine lebendige Seele, kein Bewusstsein. Kein Teil kann für sich allein bewusst leben und somit den Menschen darstellen.

Nirgendwo bringt das Wort Gottes den Lebensgeist als solchen mit bewusstem Leben in Verbindung.

Im Übrigen wäre, wenn unser Geist für sich allein bereits die Glückseligkeit bei Gott genießen würde, zu fragen, wozu denn dann später noch ein Körper hinzugefügt werden sollte. Und müssten wir nicht, wenn der Geist ein bewusstes Eigenleben hätte, sagen, dass er es auch schon vor unserer Geburt gehabt haben muss? Und dann könnten wir uns äonenweit erinnern, auch unsere voräonische Herrlichkeit stünde uns allezeit vor Augen. Auf solche unsinnigen Gedanken kommt man, wenn man nicht weiß, dass der Mensch eine lebendige Seele nur aufgrund der Vereinigung von Körper und Geist ist.

Unseres Herrn Sterben möge uns endgültig lehren, dass der Geist nicht bewusst lebt, wenn man gestorben ist. Unseres Herrn lebloser Körper und mithin Er Selbst, der Tote, wurde ins Grab gelegt. Seinen Geist hatte Er in die Hände Seines Vaters befohlen (Luk.23:46). Sein Geist war zu Gott zurückgekommen. Der hatte aber kein bewusstes Leben vor Gottes Angesicht, denn unser Herr Jesus Christus sagte zu Maria, der Magdalenerin, im Garten: »Rühre mich nicht an; denn Ich bin noch nicht zu Meinem Vater aufgestiegen!« (Joh.20:17). Wo war Er aber, als Sein Geist sich bei Gott befand? Im Ungewahrten!

König David brachte es bereits in Psalm 16:10 prophetisch zum Ausdruck, und der Apostel Petrus zitierte dieses Wort in Apostelgeschichte 2:27: Du wirst meine Seele nicht im Ungewahrten lassen! Deutlich sagt unser Herr Jesus Christus: »Ich war tot, und siehe, lebendig bin Ich für die Äonen der Äonen« (Off.1:18). Nichts Drittes gibt es zwischen Tod und Leben.

Unseres Herrn Ausruf: »Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist!« wäre völlig sinnlos gewesen, wenn Er gemeint hätte, als Toter noch Seines Geistes mächtig zu sein. Auch Stephanus wusste, dass sein Geist nichts mehr werde unternehmen können und rief betend: »Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!« Dann entschlief er (Ap.7:59,60). Von da an war er nicht mehr.

Und wie war es mit David? Petrus bekundete, dass dieser nicht in die Himmel hinaufgestiegen ist (Ap.2:34). Sein Geist ist zwar dort, aber er, David selbst, ist tot; er ist im Ungewahrten und ohne jedes Empfinden und Wissen, ebenso wie Abraham, von dem das gläubige Israel bezeugt: »Abraham weiß nichts von uns« (Jes.63:16). Wenn sein Geist mit Bewusstsein bei Gott leben würde, so wüsste Abraham alles. Doch so ist es nicht.

Der Gott der Lebendigen

Auf verschiedene Argumente sei noch kurz eingegangen: In Johannes 5:25,29 lesen wir das Wort des Herrn: »Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Es kommt die Stunde, und sie ist nun da, wenn die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, werden leben. ... Und es werden hervorgehen, die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Schlechte verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts.« Die Stunde war, als Er dies sprach, von nun an da, und mithin weckte Er Tote auf. Sollten die Toten, weil sie die Stimme hören können, leben? Nein, denn es handelt sich um Tote; die Stimme des Herrn aber erst wird ihren Geist zurückbringen und ihnen Leben verleihen.

Betrachten wir ein weiteres Wort unseres Herrn: »Dass aber die Toten erwachen, hat schon Mose im Bericht über den Dornbusch eröffnet, als er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Doch Er ist kein Gott der Toten, sondern der Gott der Lebendigen; denn Ihm leben alle« (Luk.20:37,38). Von einem Leben im Tode ist nach dem Zusammenhang keine Rede, sondern vom Leben durch die Auferstehung. Sollten die Toten nicht auferstehen, so wäre Gott ein Gott der Toten. Gott aber ist der Gott der Lebendigen, weil sie auferstehen und Ihm dann allesamt leben werden. So überzeugte der Herr Jesus die Schriftgelehrten und Sadduzäer von der Auferstehung aus dem Tode. Und nur darum ging es in jenem Streitgespräch.

Und wann wird der eine Verbrecher, der neben unserem Herrn Jesus Christus gekreuzigt wurde, im Paradies sein? Wenn das Paradies angebrochen ist, das tausendjährige Königreich Israels und die neue Erde. »Heute«, als er es am nötigsten hatte, in seiner dunkelsten Stunde, verhieß unser Herr ihm das Paradies (Mat.23:43).

Erschienen denn aber Mose und Elia nicht Petrus, Jakobus und Johannes auf dem Berg der Verklärung Jesu? Unser Herr erklärte ihnen beim Hinabstieg vom Berg, dass dies ein Gesischt, eine Vision, war (Mat.17:9), ein Blick in das zukünftige Königreich. Dann, im Königreich Israels, werden die dann Lebenden so miteinander sprechen und umgehen.

Ihm leben und sterben wir

Und wie verhält es sich mit Römer 14:7-9: »Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst. Denn wenn wir auch leben, so leben wir dem Herrn; wenn wir auch sterben, so sterben wir dem Herrn. Folglich, ob wir auch leben oder ob wir auch sterben, sind wir des Herrn. Denn dazu starb Christus und lebt, damit Er der Toten wie auch der Lebenden Herr sei.« Hier hören wir nichts über den Todeszustand, sondern erfahren den herrlichen Zuspruch, dass alles dem Herrn dienen wird. Ob wir leben oder sterben — alles wird Er zu Seiner Verherrlichung gebrauchen. Und der Toten Herr ist Er, denn Er wird über sie verfügen und sie auferwecken.

Als unser Herr starb, da bebte die Erde, »die Felsen wurden gespalten, die Gräber aufgetan, und viele Körper der entschlafenen Heiligen erwachten. Nach Seiner Auferweckung kamen sie aus den Gräbern heraus, gingen in die heilige Stadt und erschien vielen« (Mat.27:51-53). Manche sehen in dieser Schriftstelle einen Beweis für das Leben im Todeszustand. Doch dieser Bericht berührt den Zustand der Toten überhaupt nicht, denn nicht Tote gingen nach Jerusalem hinein, sondern die erwachten Heiligen. Und sie waren auch nicht aus dem Himmel gekommen, wenngleich ihr Geist von dort kam, sondern aus den Gräbern.

Unsere Ausauferstehung

 

Eine letzte Bibelstelle: Der Apostel Paulus schreibt in Philipper 3:9-11, dass er an der Gerechtigkeit allein aus Gott aufgrund des Glaubens festhält, »um Ihn (Christus) zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden, indem ich Seinem Tod gleichgestaltet werde, ob ich etwa zu der Ausauferstehung, der aus den Toten, gelangen könnte.« Sollte die Ausauferstehung eine besondere Auferstehung sein, die Leben vermittelt, während die anderen noch tot sind? Darauf sei geantwortet, dass die meisten Auferstehungen solche aus der Mitte der übrigen Toten heraus sind. Christus wurde aus den Toten auferweckt; wir erstehen auf, während die nicht zur Körperschaft Christi Berufenen noch tot bleiben; und die erste Auferstehung Israels berücksichtigt nicht die für die zweite vorgesehenen Toten. Nur die Auferstehungen zum Gericht vor dem großen weißen Thron und in der Vollendung beim Abschluss der Äonen, wenn der zweite Tod abgetan wird (1.Kor.15:26), umfassen alle, die dann noch tot sind.

Könnte Paulus vielleicht gemeint haben, dass er vor den anderen Gliedern der Körperschaft Christi und vor unserer gemeinsamen Lebendigmachung und Entrückung zum Herrn hin schon aus dem Kreis dieser Toten auferstehen und somit derzeit schon in einem Zwischenzustand leben würde? Aber nein! Er spricht in Philipper 3:11 von seinem Bestreben, bereits auf Erden so zur Verherrlichung Gottes zu wandeln und zu dienen, wie er es nach seiner Auferstehung tun wird. Er will hier und jetzt schon ein Auferstehungsleben führen, ebenso wie ja auch wir in Neuheit des Lebens wandeln wollen (Röm.6:4). Der Apostel Paulus will das äonische Leben, zu dem er berufen wurde, jetzt ergreifen und auswirken (1.Tim.6:12).

Mögen wir nur Gott glauben

Möge unser treuer Gott und Vater uns geistliche Weisheit und geistliches Verständnis für Sein Wort geben, sodass wir unter Beachtung des Zusammenhangs zur rechten Erkenntnis gelangen und keinesfalls aus für die Thematik nicht maßgebenden Schriftstellen Schlüsse ziehen. Wir sind ohnehin nicht zum Schlussfolgern aufgerufen, sondern zum Glauben.

Möge der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus es uns schenken, nur Seinem Wort und damit Ihm Selbst zu glauben und Sein wahres, Kraft und Gewissheit gebendes Wort zu bewahren, denn der Geist Gottes sagt ausdrücklich, »dass in den nachmaligen Fristen etliche vom Glauben abfallen werden, weil sie auf irreführende Geister und Lehren der Dämonen achtgeben« (1.Tim.4:1). Gott aber ist mächtig, das uns Anvertraute bis auf den Tag Christi zu bewahren. Der Lobpreis und die Verherrlichung sei Ihm dafür im Namen unseres Herrn Jesus Christus.

 

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

65824 Schwalbach a. Ts.